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Im deutschen Thronstreit kampften die Adelshauser der Staufer und der Welfen nach dem Tod Kaiser Heinrichs VI an der Wende vom 12 zum 13 Jahrhundert um die Krone des Heiligen Romischen Reiches Am Ende des fast 20 Jahre wahrenden Konflikts setzten sich mit Friedrich II die Staufer durch Inhaltsverzeichnis 1 Ursprung 2 Amtsantritt Innozenz III 3 Die Doppelwahl 4 Innozenz Entscheidung 5 Die Wende 6 Friedrichs Aufstieg zum Konig 7 Die Entscheidung 8 LiteraturUrsprung BearbeitenAm 28 September 1197 starb unerwartet der erst 31 Jahre alte Kaiser Heinrich VI Es entstanden Unsicherheiten uber die kunftige Entwicklung im Reich die im Kreise der Fursten zu suchen waren Gegenkrafte zur bis dahin stabilen Machtstellung der Staufer waren vorhanden wie sich schon beim Scheitern des Erbreichplanes gezeigt hatte Die Fursten waren nun vor die Frage gestellt ob sie den jetzt erst dreijahrigen Sohn Friedrich als Nachfolger anerkennen wurden Obwohl Friedrich bereits Ende 1196 in Frankfurt unter massgeblicher Beteiligung des Mainzer Erzbischofs Konrad von Wittelsbach und des Schwabenherzogs Philipp gewahlt worden war wuchs die Versuchung zur Abkehr vom bisherigen Herrscherhaus Amtsantritt Innozenz III Bearbeiten nbsp Innozenz III Fresko im Kloster Sacro Speco um 1219Wahrend die Verhaltnisse im Reich zur Spaltung fuhrten bestieg am 22 Februar 1198 der 37 Jahre alte Lothar von Segni den Stuhl Petri und wurde zum Papst Innozenz III welcher als herrschgewaltige Personlichkeit eine neue Machtstellung der Papste einlauten sollte Seine Ziele waren die Wiederherstellung der souveranen papstlichen Herrschaft in Rom und im Kirchenstaat die Ruckgewinnung der Lehnshoheit uber das Reich Sizilien die Rekuperation der mittelitalienischen Lander und die Zusammenfassung der italienischen Machte unter Fuhrung des Papsttums Friedrichs Mutter Konstanze von Sizilien leitete eine politische Anderung im Suden Italiens ein Sie suchte die Annaherung zu Rom loste die Verbindung zum restlichen Reich wies die Deutschen aus ihrem sizilianischen Reich verzichtete auf das romisch deutsche Konigtum ihres Sohnes Friedrich und liess ihn stattdessen 1198 zum Konig von Sizilien kronen Eine solche Trennungspolitik war ganz nach dem Herzen Innozenz aber doch erst nachdem er Konstanze ein Konkordat abgerungen hatte das die kirchlichen Vorrechte der sizilianischen Krone noch uber das Mass der von Tankred gemachten Zugestandnisse hinaus beschrankte und nur den geringen Rest eines koniglichen Konsensrechtes bei den Bischofswahlen bestehen liess Innozenz stellte das alte Lehnsverhaltnis wieder her Gerade rechtzeitig um nun nach dem unerwartet schnellen Tod von Konstanze 1198 auf ihre Verfugung hin als Oberlehnsherr die Vormundschaft uber den jungen Friedrich zu gewinnen und damit die Bestimmung uber die Geschicke Siziliens in seine Hand zu bekommen Die Doppelwahl Bearbeiten nbsp Darstellung Philipps von Schwaben aus einer Handschrift um 1200Nachdem Konstanze fur ihren Sohn Friedrich auf das romisch deutsche Konigtum verzichtet hatte waren sich die Fursten im Reich uneinig wen sie zum Konig erheben sollten Als aussichtsreichster Kandidat galt zunachst der Sachsenherzog Bernhard III aus dem Geschlecht der Askanier der unter anderem auf die Unterstutzung des Kolner Erzbischofs Adolf bauen konnte Indes schlug der englische Konig Richard I seinen Neffen und damaligen Herzog von Aquitanien Otto von Braunschweig den Sohn des Sachsenherzogs Heinrichs des Lowen als Kandidaten vor Die Aussicht dass der Welfe Otto Konig werden konnte bewog Bernhard und den sachsischen Adel dazu Partei fur den jungeren Bruder Heinrichs VI den Schwabenherzog Philipp zu ergreifen da man zu befurchten hatte dass die Welfen Anspruche auf den sachsischen Herzogtitel erheben wurden der ihnen 1180 auf dem Hoftag zu Gelnhausen entzogen worden war Auf Druck der sachsischen Adligen stimmte Philipp von Schwaben der als Onkel des jungen Friedrich ursprunglich nur das romisch deutsche Konigtum fur seinen Neffen sichern wollte schliesslich seiner Erhebung zum Konig zu Daraufhin wurde er am 8 Marz 1198 von den staufisch gesinnten Fursten zum Konig gewahlt Dies wollten die antistaufisch eingestellten Fursten jedoch nicht akzeptieren Daher erhoben sie am 9 Juni Otto von Braunschweig zum Gegenkonig des zwar gewahlten aber noch nicht zum Konig gekronten Philipps von Schwaben Die Kronung Ottos erfolgte dann bereits am 12 Juli wahrend Philipp erst am 8 September gekront wurde Damit gab es also parallel zwei romisch deutsche Konige wobei Wahl und Kronung jedoch in beiden Fallen nicht den althergebrachten Modalitaten entsprachen Philipp war zwar im Besitz der Kronungsinsignien Reichskrone Reichsapfel und Reichsschwert jedoch fand seine Wahl auf nichtfrankischem Boden namlich im thuringischen Muhlhausen statt Zudem erfolgte seine Kronung weder am rechten Ort in Mainz statt in Aachen noch von der rechten Hand vom burgundischen Erzbischof statt vom Kolner Erzbischof Ottos Wahl und Kronung fanden hingegen an den richtigen Orten namlich in Koln bzw Aachen statt Zusatzlich wurde die Kronung vom Kolner Erzbischof durchgefuhrt allerdings nur mit nachgebildeten Insignien Somit besassen weder Philipp noch Otto die vollstandige Legitimationskraft fur ein ordnungsgemasses Konigtum Innozenz III war der Auffassung dass es dem Papst zukomme in der Thronfrage eine Entscheidung zu fallen der sich die geistlichen und weltlichen Amtstrager zu fugen hatten Doch stand er dem Machtkampf zunachst offenbar abwartend gegenuber Er war aber durch seinen papstlichen Legat Bischof Radulf von Sutri welcher gerade mit Philipp uber die Losung vom Kirchenbann verhandelte uber die Ereignisse bestens informiert Es gibt Anzeichen dafur dass es in der Frage der Stellung Siziliens zum Reich zu Meinungsverschiedenheiten zwischen dem Staufer und dem Papst gekommen ist Philipp hat offenbar die Auffassung seiner Schwagerin uber die Lehnsabhangigkeit Siziliens vom Papst nicht geteilt war also nicht bereit das Konigreich als papstliches Lehen zu betrachten Zwangslaufig naherte sich Innozenz nun der welfischen Partei die ihm mit der Wahlanzeige vom April 1199 den Anlass zum Eingreifen bot Erzbischof Adolf von Koln und Otto IV waren nach dem Tod des englischen Konigs und machtigsten Fursprechers der Welfen Richard I umso mehr auf die Unterstutzung des Papstes angewiesen Am 28 Mai 1199 legte auch die staufische Partei dem Papst in der Speyerer Furstenerklarung ihre Vorstellungen vor Darin wurde mit der eindeutigen Mehrheit der Anhanger Philipps argumentiert und versichert die Rechte der Kirche zu achten wenn im Gegenzug die Reichsrechte durch die Kirche geachtet werden Zudem wurde Philipps baldige Romfahrt zur Kaiserkronung angekundigt Innozenz Entscheidung BearbeitenNun gab Innozenz III seine Zuruckhaltung auf und kundigte am 3 Mai 1199 an dass er sich bald entscheiden werde wem er die papstliche Gunst zu gewahren gedenke Am 20 Mai 1199 eroffnete er dem Kolner Erzbischof und den ubrigen Unterzeichnern der Empfehlungsschreiben fur Otto er wolle den Welfen unterstutzen falls dieser sich zukunftig der Kirche ergeben zeige Fur Otto stand der Weg zu einem Bundnis mit der Kurie offen Ausschlaggebend fur diese Entscheidung war das politische Interesse des Papsttums denn Otto musste nun seine fruheren Zusicherungen urkundlich festhalten und nicht zuletzt die immer noch wahrende Exkommunikation Philipps Nun griff der Papst mit Energie in den Streit ein bannte Philipp und seine Anhanger bzw die Unterzeichner der Speyerer Erklarung und ging mit aller Harte gegen diese vor Die staufische Partei formulierte auf mehreren Hoftagen ihren heftigen Protest und wies die Einmischung des Papstes in die deutsche Konigswahl als einen unerhorten Vorgang zuruck Ende Marz 1202 schickte Innozenz noch mal ein Schreiben zuruck in dem er seine papstlichen Rechtsvorstellungen und anspruche zusammenfasst und begrundet Dieses Schreiben ist in das Kirchenrecht aufgenommen worden und wird daher als Dekretale Venerabilem zitiert Daraus leitet der Papst seinen Anspruch ab einen im Sinne der Kirche ungeeigneten Konig zu verwerfen Damit greift er in das deutsche Verfassungsrecht ein Letztlich zeichnet sich ab wie schwierig es war die widersprechenden Rechtsanspruche und politisch ideellen Positionen miteinander zu vereinbaren Ottos Macht vergrosserte sich zunehmend in den Jahren 1202 03 durch Eroberungen Abkommen und Bundnisse sowie Anschluss einiger weltlicher Fursten Doch zeigte sich bald dass diese Erfolge nur scheinbar waren und die Erschutterung der Treue auch ihm den Halt entzogen und Gegner schufen Durch Unstimmigkeiten und Machtverluste im Osten wandte sich der eigene Bruder Pfalzgraf Heinrich von ihm ab und sogar Adolf von Koln der Schopfer seines Konigtums Als Philipp nun auch am Niederrhein vordrang vollzog der Erzbischof an ihm nach erneuter Wahl am 6 Januar 1205 die Kronung Nach mehrmaliger Androhung wurde nun Adolf von Koln durch Innozenz III seines Amtes enthoben und exkommuniziert Es wurden sofort neue Bischofswahlen angesetzt Da Otto im November 1206 auch noch Koln verlor und in Braunschweig kurz vor der Niederlage war sah sich Innozenz zu einem Ausgleich mit Philipp gezwungen Man stand kurz vor dem Abschluss eines Vertrages als Philipp am 21 Juni 1208 in Bamberg von dem Pfalzgrafen Otto von Wittelsbach aus Privatrache ermordet wurde Der Konigsmord anderte den weiteren Verlauf der deutschen Geschichte grundlegend Papst Innozenz III hat das Ereignis als Gottesurteil aufgefasst als nachtragliche Bestatigung der Richtigkeit seiner Entscheidung im Thronstreit Ohne einen Gegenkonig und mit der Absicht sich mit der altesten Tochter des sohnelosen Philipp zu verloben wurde Otto IV plotzlich der unangefochtene Herrscher des geeinten Reiches Das Konigtum Ottos wurde in einer Wahl am 11 November 1208 in Frankfurt am Main anerkannt Der Welfe erklarte seine Sache ganz dem papstlichen Rat und Willen unterwerfen zu wollen und erneuerte in der Speyerer Urkunde vom 22 Marz 1209 seine fruheren Versprechungen in noch erweiterter Gestalt Die Wende BearbeitenDamit war der Weg frei fur Ottos Kaiserkronung welche am 4 Oktober 1209 erfolgte Doch hatte sich Innozenz bezuglich des neuen Kaisers sehr getauscht Otto begann kurz nach seiner Kaiserkronung entgegen seinen Zusagen mit den Bemuhungen die papstlichen Rekuperationen vor allem die Mathildischen Guter an das Reich zuruckzuziehen Im Laufe des Jahres 1210 spitzte sich der Konflikt zu Als der welfische Kaiser Mitte November im Begriff war Sizilien anzugreifen bereits mit dem Ziel den Stand von 1197 wiederherzustellen verhangte Innozenz den Bann uber Otto und loste die Untertanen vom Treueid Innozenz sah sich nun gezwungen mit Unterstutzung des franzosischen Konigs und der deutschen Fursten einen neuen Thronpratendenten ins Spiel zu bringen Dafur kam nur noch Friedrich von Sizilien in Frage Nun musste Innozenz doch noch einen Angehorigen einer Dynastie akzeptieren die er bisher als ein Geschlecht der Verfolger der Kirche verteufelt hatte und befurchtete einen Anschluss Siziliens an das Reich Doch besass er eine gewisse Kontrolle da er ja Oberlehnsherr uber Sizilien war Dies erkannte Friedrich an auch im Falle seiner Kaiserkronung sollten die Verhaltnisse bestehen bleiben Auf papstliches Verlangen wurde Friedrichs einjahriger Sohn Heinrich zum Konig von Sizilien gekront somit erhielt Innozenz eine Art Ruckversicherung Mit dieser Politik machte sich Innozenz unbeliebt Walther von der Vogelweide sprach in seinen Versen von der Doppelzungigkeit der Kurie oder von der Verweltlichung der Kirche Friedrichs Aufstieg zum Konig BearbeitenEin erster Erfolg der papstlichen Gegenwirkung war dass Otto im Oktober 1211 Sizilien verliess und nach Deutschland zuruckkehrte weil seine Machtstellung im Reich bruchig wurde Seine Truppen hielten Sizilien aber weiter besetzt Friedrich ging nach Rom leistete seinem papstlichen Lehnsherrn personlich den Eid wurde von ihm mit Geld unterstutzt und mit seiner Zustimmung von den Romern als kunftiger Kaiser ausgerufen In allem kam Friedrich dem Papst entgegen und bezeichnete sich selbst als Konig und erwahlter Kaiser von Gottes und des Papstes Gnaden was den tatsachlichen politischen Krafteverhaltnissen entsprach Im September 1212 konnte er in Konstanz Fuss fassen und seine Anhanger um sich sammeln Erneut entbrannte in Deutschland der Burgerkrieg Wieder hatte der Papst wie Walther von der Vogelweide sang zwei Deutsche unter eine Krone gebracht dass sie uber das Reich Unfrieden und Verwustung brachten Seinem staufischen Namen papstlichem Gebot und franzosischer Unterstutzung verdankte Friedrich seinen Erfolg Am 5 Dezember 1212 wurde er in Frankfurt von einer grossen Furstenversammlung noch einmal formlich zum Konig gewahlt und vier Tage spater in Mainz gekront Die Entscheidung BearbeitenDie endgultige Entscheidung im Thronstreit fiel auf einem auslandischen Schlachtfeld In den Auseinandersetzungen zwischen dem englischen und dem franzosischen Konigtum um den englischen Festlandbesitz unterstutzte Otto seinen englischen Oheim Johann Ohneland Am 27 Juli 1214 errang Philipp II August ohne die Beteiligung seines Verbundeten Friedrich in der Schlacht bei Bouvines einen glanzenden Sieg uber Otto Otto IV erholte sich von dieser Niederlage nicht wieder seine ihm verbliebenen Verbundeten wandten sich von ihm ab und er starb am 19 Mai 1218 auf der Harzburg Friedrichs Aufstieg zur Macht vollendete sich am 25 Juli 1215 in Aachen als er sich hier noch einmal nun am rechten Ort zum Konig kronen liess Den Preis fur die Unterstutzung im Thronstreit hatte er dem Papst langst gezahlt Am 12 Juli 1213 hatte er der romischen Kirche ein grosses Privileg ausgestellt Die Goldbulle von Eger in der er der Kurie die Zugestandnisse die Otto bereits gemacht hatte erneut verbriefte Sie enthielt unter anderem die Freiheit der Bischofswahlen die Anerkennung der papstlichen Rekuperationen die Anerkennung der papstlichen Lehnsoberhoheit uber Sizilien und die Zusicherung der Hilfe gegen Haretiker Das geschah nun nicht mehr als geheime Vereinbarung sondern in der Form eines feierlichen Privilegs das von Fursten und Reichsministerialen unterzeichnet wurde Literatur BearbeitenEgon Boshof Innozenz III und der deutsche Thronstreit In Thomas Frenz Hrsg Papst Innozenz III Weichensteller der Geschichte Europas Steiner Stuttgart 2000 ISBN 3 515 07433 3 S 51 67 Peter Csendes Philipp von Schwaben Ein Staufer im Kampf um die Macht Primus Verlag Darmstadt 2003 ISBN 3 89678 458 7 Bernd Ulrich Hucker Otto IV Der wiederentdeckte Kaiser Insel Taschenbuch 2557 Insel Verlag Frankfurt am Main u a 2003 ISBN 3 458 34257 5 Alois Gerlich Konige Fursten Adel und Stadte am Mittelrhein und in Franken zwischen Thronstreit und Mainzer Reichslandfrieden 1198 1235 Quellen und Forschungen zur hessischen Geschichte Bd 127 Selbstverlag der Hessischen Historischen Kommission u a Darmstadt u a 2001 ISBN 3 88443 079 3 Reinhold Schneider Innozenz der Dritte dtv 116 ZDB ID 986583 4 Deutscher Taschenbuch Verlag Munchen 1963 Wolfgang Sturner Dreizehntes Jahrhundert 1198 1273 Gebhardt Handbuch der deutschen Geschichte Bd 6 10 vollig neu bearbeitete Auflage Klett Cotta Stuttgart 2007 ISBN 978 3 608 60006 3 S 156 ff Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Deutscher Thronstreit amp oldid 230786392