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Guillaume Fillastre der Jungere nach 1400 1473 in Tournai war ein franzosischer Bischof und Ratgeber am Hof von Burgund unter Philipp dem Guten und Karl dem Kuhnen Vermutliches Portrat von Guillaume Fillastre um 1440 Rogier van der Weyden zugeschriebenBuchmalerei in einer Handschrift von Guillaumes Histoire de la Toison d Or Das Bild zeigt eine Sitzung des Kapitels des Ordens vom Goldenen Vlies Vorn links Guillaume Filastre im Bischofsornat in der Mitte sitzend Herzog Karl der Kuhne Wien Osterreichische Nationalbibliothek Cod 2541 fol 4r 1473 Leben BearbeitenAls illegitimer Sohn des Kardinals Guillaume Fillastre der Altere studierte er zunachst Kirchenrecht in Bologna und Paris An der Universitat Bologna studierte er vor 1419 mit Tommaso Parentucelli zusammen dem spateren Papst Nikolaus V von dem er im Laufe seiner spateren Karriere Vergunstigungen erhalten haben soll Bereits 1426 bekam er von seinem Vater das erste Benefizium das Benediktinerpriorat Sermaize in der Champagne 1428 erlangte er in Paris das Bakkalaureat Dort lernte er zahlreiche Hoflinge und Wurdentrager kennen und stand verschiedenen Vertretern der koniglichen Familie Anjou nahe Ab 1430 hielt er in Paris keine Vorlesungen mehr was er in den folgenden Jahren genau tat ist unklar Wahrscheinlich hielt er sich als Berater in der Umgebung eines Hochadligen auf Jedenfalls wurde ihm 1431 von Papst Eugen IV die Abtei Saint Thierry bei Reims verliehen die sich seit Jahrzehnten in den Handen von Anjou Parteigangern befand Die Ernennung zum Abt des angesehenen Benediktinerklosters bedeutete eine merkliche Rangerhohung allerdings hatte die Abtei massive finanzielle Probleme und war nicht leicht zu verwalten Fillastre musste sogar seinen Abtsstab versetzen und konnte mehrere Jahre seine Schulden nicht bezahlen Daraufhin anderte er seine Plane und schrieb sich 1433 an der Universitat Lowen ein Anschliessend hielt er sich vermutlich ohne grosse Unterbrechungen an der Universitat auf und erlangte im Januar 1436 sein Lizenziat und das Doktorat im Kirchenrecht Bald darauf verliess er Lowen und begab sich wieder in die Dienste von Furstenhofen Eine akademische Laufbahn verfolgte er nicht sondern strebte als gut qualifizierter Absolvent dreier Universitaten nomineller Abt von Saint Thierry und Rat von Frankreich nach politischen Aufgaben Einen ersten Hohepunkt seiner Karriere erreichte er mit seiner Ernennung zum Bischof von Verdun im Mai 1437 mit knapp uber dreissig Jahren Nur wenige gelehrte Rate erlangten einen Bischofsstuhl Sein Vorganger hatte sich das Nachbarbistum Toul von einem verstorbenen Verwandten transferieren lassen und wollte Verdun aufgeben weil die kleinere und mit hohen Schulden belastete Diozese kaum Einnahmen generierte Zudem lag er in einem schweren Konflikt mit dem Domkapitel Guillaume sollte das beinahe bankrotte Bistum sanieren da er sich in Saint Thierry in ahnlicher Lage bewahrt hatte Da er sich in Italien aufhielt als er die Ernennung erhielt liess er sich mit Sondererlaubnis des Papstes in Bologna zum Bischof weihen und besuchte sein Bistum erst ein halbes Jahr spater Einfluss auf die Bistumsfuhrung besass er trotz des mit dem Amt verbundenen ansehnlichen Titel und Guterbesitzes kaum da das Domkapitel seine Amtsfuhrung erschwerte und ihm mehrfach die Kreditaufnahme verweigerte Trotz anfanglicher Erfolge wuchsen ihm die finanziellen Schwierigkeiten letztlich uber den Kopf und der Sanierungsversuch entwickelte sich zu einem personlichen Desaster Wohl als Reaktion auf die Nachricht vom Tod Konig Sigismunds verliess er Verdun Anfang Januar 1438 uberraschend und hielt sich langere Zeit als politischer Berater in den Niederlanden und Burgund auf Schon im September 1438 spielte er mit dem Gedanken sein Bistum zu verpfanden was den Widerstand des Kapitels herausforderte Dennoch verpachtete er den weltlichen Besitz des Bistums komplett an seinen Amtsvorganger Louis d Haraucourt und den lothringischen Adligen Colard de Saulcy um ein gesichertes Einkommen zu erhalten Er selbst behielt nur die geistlichen Vollmachten Von Anfang an kam es allerdings zu Streitigkeiten mit den Pachtern die sich zunehmend verscharften und um die Jahreswende 1438 39 kam ein heftiger Konflikt mit dem Domkapitel hinzu Seit Herbst 1438 gehorte Guillaume der Gesandtschaft Konig Karls VII zum Konzil von Basel an nahm an deren Reiseaktivitaten allerdings zunachst kaum teil Im Fruhjahr 1439 reiste er mit den Gesandten nach Mainz und Basel kehrte aber rasch wieder in sein Bistum zuruck Erst ab Mai 1439 hielt er sich langer beim Konzil auf wo es ihm gelang die Streitigkeiten mit seinem Kapitel klaren zu lassen Im gleichen Monat nahm er an der Sitzung des Basler Konzils teil in der es die Superioritat des Konzils uber den Papst feststellte eine Entscheidung die ihm zutiefst widerstrebte In spateren Ausserungen verurteilte er sie harsch und beschrieb ihr Zustandekommen in verzerrenden wenig glaubwurdigen Darstellungen Nicht lange danach scheint er das Konzil verlassen zu haben und war spatestens im September wieder in Verdun wo seine Lage inzwischen aussichtslos geworden war Er wurde faktisch entmachtet und jeder Moglichkeit beraubt die enormen Schulden abzubauen Als ihn sein einziger Verbundeter Herzog Rene von Anjou der ihm das Amt verschafft hatte ebenfalls fallen liess verliess er Verdun und trat als Diplomat in die Dienste Herzog Philipps von Burgund Seine Versuche sich von Verdun auf ein anderes Bistum transferieren zu lassen das im Einflussbereich seines neuen Herrn lag scheiterten zunachst Allerdings gewann er die Zuneigung der Herzogin Isabella die ihn als Diplomaten schatzte und in seinen Bemuhungen unterstutzte Mit der Anstellung Guillaumes und ahnlich qualifizierter Berater sicherte sich das Herzogspaar exzellente Fachleute die wertvolle Kenntnisse und Verbindungen mitbrachten In den ersten funfeinhalb Jahren in burgundischen Diensten erledigte er zwolf diplomatische Missionen und war dabei wenigstens 28 Monate unterwegs Wie hoch sein personlicher Anteil an den Ergebnissen der Gesandtschaften war lasst sich nicht immer im Einzelnen feststellen aber seine Fahigkeiten mussen beeindruckt haben denn das Herzogspaar betraute ihn immer wieder mit anspruchsvollen Aufgaben Vom Winter 1446 bis ins Fruhjahr 1447 musste er sich nach langerer Zeit wieder mit Vorgangen in seinem kaum rentablen Bistum Verdun befassen die durch gewaltsam eskalierende Streitigkeiten zwischen Domkapitel und Magistrat der Stadt entstanden waren und seine Situation als auswarts residierender Ortsbischof im Ergebnis untragbar werden liessen Herzog Philipp konnte ihm in dieser Angelegenheit aus politischen Grunden die mit der Lage Verduns in dem zwischen Burgund Frankreich und dem Romisch Deutschen Reich umstrittenen Herzogtum Lothringen zusammenhingen nicht wirkungsvoll beistehen Wenige Monate spater am 13 Oktober 1447 liess der Herzog seinen Ratgeber vom neu gewahlten Papst Nikolaus V dem fruheren Studienkollegen Guillaumes zum Kommendatarabt des Klosters Saint Bertin in Saint Omer ernennen womit sich seine Einnahmen deutlich verbessern sollten Wider Erwarten eskalierte der Konflikt mit den Monchen der Abtei die die Ernennung nicht hinnehmen wollten einen eigenen Abt aus ihren Reihen wahlten und den Konig von Frankreich um Hilfe baten bis hin zur Anwendung von Gewalt mit der Philipp der Gute die Abtei gefugig machte und ihre Pfrunde dauerhaft an den burgundischen Hof band Ende 1448 bot sich die Gelegenheit zur Losung der Probleme Guillaumes in Verdun durch einen Tausch gegen das Bistum seines Amtsvorgangers Louis d Haraucourt der in Toul ebenfalls in eine ausweglose Lage geraten war und sein Bistum verlassen wollte Gegenstand des Vertrags waren vor allem finanzielle Absprachen Louis verlangte einen erheblichen Ausgleich dafur vom finanziell soliden Bistum Toul nach Verdun zuruckzukehren Mit Genehmigung des Papstes die Guillaume mit Unterstutzung des Herzogs bei einer Romreise im Marz 1449 einholte wurde der Bistumstausch vollzogen Der Papst genehmigte auch dass Guillaume das Bistum Toul und die Abtei Saint Bertin gleichzeitig innehaben durfte und regelte die Einzelheiten der Ubergabe des Klosters Saint Bertin und das im Vergleich zu Verdun wesentlich einnahmetrachtigere Bistum Toul sicherten ihm ein komfortables Einkommen und befreiten ihn von den bisherigen finanziellen Sorgen da sich die aufwandige Lebensfuhrung eines Bischofs trotz grosszugiger herzoglicher Besoldung nicht allein aus den Einkunften seiner Ratgebertatigkeit finanzieren liess Guillaumes lange Abwesenheiten machten es im Kloster wie in seinen Bistumern notwendig dass er vor Ort uber Stellvertreter und Vertraute verfugte die etwa anfallende Angelegenheiten in seinem Sinne regelten Hierzu bediente er sich in seinen Bistumern der praktisch autonom agierenden Generalvikare und Offiziale im Kloster einer Gruppe von Monchen Bei einer Feier im Dezember 1453 als der Abt sein Kloster besuchte und aus dem Stegreif eine viel gelobte Rede hielt waren im Konvent keine Vorbehalte gegenuber Guillaume mehr zu spuren 1461 wurde Guillaume dann bis zu seinem Tod Bischof von Tournai Im gleichen Jahr wurde er in Saint Bertin zum Kanzler des Ordens vom Goldenen Vlies ernannt 1468 uberreichte er Karl dem Kuhnen die ersten Seiten seines grossen Traktats uber den Orden den dessen Vater Philipp der Gute gestiftet hatte Dieses dreibandige Werk auf Franzosisch wurde 1473 fertiggestellt Literatur BearbeitenFortune Koller Au service de la Toison d or Les officiers Imprimerie G Lelotte Dison 1971 S 8 11 Malte Prietzel Guillaume Fillastre der Jungere 1400 07 1473 Kirchenfurst und herzoglich burgundischer Rat Jan Thorbecke Verlag 2001 ISBN 3 7995 7445 X Online auf perspectivia netWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Presumed portrait of Guillaume Filastre Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Uber Guillaume Fillastre den JungerenVorgangerAmtNachfolgerJean ChevrotBischof von Tournai 1460 1473Ferry de ClugnyLouis de HaraucourtBischof von Toul 1449 1460Jean V de ChevrotLouis de HaraucourtBischof von Verdun 1437 1449Louis de HaraucourtNormdaten Person GND 102467048 lobid OGND AKS LCCN no95011391 VIAF 14916847 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Fillastre Guillaume der JungereKURZBESCHREIBUNG franzosischer Bischof und Ratgeber am Hof von Burgund unter Philipp dem Guten und Karl dem KuhnenGEBURTSDATUM nach 1400STERBEDATUM 1473STERBEORT Tournai Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Guillaume Fillastre der Jungere amp oldid 234165075