www.wikidata.de-de.nina.az
Luigi Luca Cavalli Sforza 25 Januar 1922 in Genua 31 August 2018 in Belluno 1 war ein italienischer Populationsgenetiker der von 1970 an als Professor an der kalifornischen Stanford University lehrte Bekannt wurde er durch Studien in denen er zeigte dass es Parallelen zwischen dem genetischen Verwandtschaftsgrad verschiedener Volker Verwandtschaft Biologie und dem der von ihnen gesprochenen Sprachen Genetische Verwandtschaft Linguistik gibt Dies fuhrte Cavalli Sforza zu Ruckschlussen auf fruhe Wanderbewegungen in der Urgeschichte der Menschheit und machte ihn zum wohl einflussreichsten Populationsgenetiker seiner Zeit Luigi Luca Cavalli Sforza 2010 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Forschungen 3 Auszeichnungen 4 Literatur 5 Werke Auswahl 6 Weblinks 7 BelegeLeben BearbeitenCavalli Sforza begann 1938 ein Medizinstudium an der Universitat Pavia und promovierte 1944 Nach kurzer Tatigkeit als Arzt forschte er nach 1945 an der University of Cambridge auf dem Gebiet der Genetik der Bakterien 1950 verliess er Cambridge und war bis 1957 Forschungsdirektor fur Mikrobiologie am Istituto Sieroterapico Milanese in Mailand Weitere drei Jahre lang hielt er Vorlesungen an den Universitaten von Parma und Pavia 1960 wurde er Professor fur Genetik in Pavia von 1962 bis 1970 lehrte er als Professor fur Genetik und Statistik an den Universitaten von Parma und Pavia 1970 wechselte er an die Stanford University wo er 1992 emeritiert wurde Cavalli Sforza war seit 1946 mit Albamaria Buzzati geb Ramazzotti verheiratet und hatte vier Kinder 2 drei Sohne und eine Tochter 3 4 Mit seinem Sohn Francesco publizierte er mehrere Bucher darunter Unterrichtsmaterialien fur italienische Mittelschulen Forschungen BearbeitenBevor er sich der Humangenetik zuwandte forschte er uber die Genetik von Bakterien wobei er mit Esther Lederberg 1952 das F Plasmid und den damit verbundenen horizontalen Gentransfer entdeckte publiziert mit Joshua Lederberg 5 Cavalli Sforza forschte hauptsachlich uber die Abstammung des Menschen Als die genetische Struktur der Vererbung DNA bekannt wurde war er einer der ersten Wissenschaftler die fragten ob die Gene der heutigen Populationen auch geschichtliche Informationen uber den Verlauf der Vererbung enthielten Seine Studien zur genetischen Drift in der Region von Parma schlugen sich im Buch Consanguinity Inbreeding and Genetic Drift in Italy nieder Cavalli Sforza verband demographische Studien die auf linguistischen kulturellen und archaologischen Daten aufbauten mit genetischen Daten wie zum Beispiel der Verteilung der Blutgruppen Daher unternahm er zahlreiche Expeditionen um Blutproben und genetisches Material zu sammeln So konnte er evolutionare Stammbaume aufstellen die auf genetischen kulturellen linguistischen anthropologischen und archaologischen Daten basierten Zudem entwarf er genetische Landkarten die die Verteilung und Ausbreitung der Gene uber die Kontinente zeigten Cavalli Sforza wandte sich gegen die Einteilung der Menschen in Rassen Er und sein Sohn Francesco begrundeten das 1994 in ihrem Buch Verschieden und doch gleich folgendermassen Die Gene die im Verlauf der Evolution auf das Klima reagieren beeinflussen die ausseren Merkmale des Korpers weil die Anpassung an das Klima vor allem eine Veranderung der Korperoberflache erforderlich macht die sozusagen die Schnittstelle zwischen unserem Organismus und der Aussenwelt darstellt Eben weil diese Merkmale ausserlich sind springen die Unterschiede zwischen den Rassen so sehr ins Auge dass wir glauben ebenso krasse Unterschiede existierten auch fur den ganzen Rest der genetischen Konstitution Aber das trifft nicht zu Im Hinblick auf unsere ubrige genetische Konstitution unterscheiden wir uns nur geringfugig voneinander 6 Zudem stellte er fest dass es je nach untersuchtem Gen andere Verteilungsschwerpunkte gebe und demnach nur fliessende Ubergange zwischen benachbarten Gruppen vorkamen Er schlug stattdessen einen kombinierten Stammbaum vor der 38 geographisch unterscheidbare menschliche Populationen nach ihrer genetischen Verwandtschaft und ihrer Zugehorigkeit zu 20 Sprachfamilien auflistet Dabei orientierte er sich an der Klassifikation von Merritt Ruhlen 7 In The History and Geography of Human Genes Ergebnis einer 30 jahrigen Arbeit kam er zum Schluss dass abgesehen von einigen wenigen genetisch festgelegten Merkmalen wie zum Beispiel der Hautfarbe die genetischen Unterschiede zwischen Einzelpersonen so gross seien dass das biologische Konzept Rasse bedeutungslos oder inhaltlich leer werde Der grosste messbare genetische Unterschied bestehe zwischen einigen afrikanischen Populationen und australischen Aborigines obwohl beide eine fast schwarze Hautfarbe aufweisen 8 Cavalli Sforza war 1990 Begrunder des Human Genome Projects HGP 9 Geleitet wurde das HGP zuerst von James Watson einem der Entdecker der DNA Struktur Auszeichnungen BearbeitenMitglied der Royal Society in London Mitglied der American Academy of Arts and Sciences 1970 Mitglied der National Academy of Sciences in den USA 1978 Weldon Memorial Prize 1978 Antonio Feltrinelli Preis 1981 William Allan Award 1987 Premi Internacional Catalunya 1993 Mitglied der Papstlichen Akademie der Wissenschaften 1994 Balzan Preis 1999 fur die Naturwissenschaftliche Erforschung der Herkunft des Menschen Korrespondierendes Mitglied der Academie des sciences 2002 Mendel Medal der Genetics Society 2002 Ehrenmitglied der Royal Irish Academy 2007 10 Literatur BearbeitenA F W Edwards Luigi Luca Cavalli Sforza 25 January 1922 31 August 2018 Biographical Memoirs Fellows Roy Soc Band 70 Juni 2020 Online Mark Terkessidis Psychodarwinismus Selektion und Schicksal die Soziobiologen an der Seite des postmodernen Kapitalismus In Der Tagesspiegel vom 14 August 1999 Linda Stone Paul F Lurquin A Genetic And Cultural Odyssey The Life And Work Of L Luca Cavalli Sforza Columbia University Press New York NY u a 2005 ISBN 0 231 13396 0Werke Auswahl Bearbeitenmit Walter Fred Bodmer The Genetics of human Populations Freeman San Francisco CA 1971 ISBN 0 7167 1018 8 mit Marcus W Feldman Cultural Transmission and Evolution A quantitative Approach Monographs in Population Biology Vol 16 Princeton University Press Princeton NJ 1981 ISBN 0 691 08280 4 mit Albert J Ammerman Neolithic Transition and the Genetics of Populations in Europe Princeton University Press Princeton NJ 1984 ISBN 0 691 08357 6 African Pygmies Academic Press Orlando 1986 ISBN 0 12 164481 2 mit Paolo Menozzi Alberto Piazza The History and Geography of Human Genes Princeton University Press Princeton NJ 1994 ISBN 0 691 08750 4 mit Francesco Cavalli Sforza Chi Siamo La Storia della Diversita umana Mondadori Mailand 1993 ISBN 88 04 36901 9 In deutscher Sprache als Verschieden und doch gleich Ein Genetiker entzieht dem Rassismus die Grundlage Droemer Knaur Munchen 1994 ISBN 3 426 26804 3 in englischer Sprache als The Great Human Diasporas The History of Diversity and Evolution Addison Wesley Rading 1995 ISBN 0 201 44231 0 Geni Popoli e Lingue Piccola Biblioteca Adelphi Vol 367 Adelphi Mailand 1996 ISBN 88 459 1200 0 In deutscher Sprache als Gene Volker und Sprachen Die biologischen Grundlagen unserer Zivilisation Hanser Munchen u a 1999 ISBN 3 446 19479 7 in englischer Sprache Genes Peoples and Languages Allen Lane London u a 2000 ISBN 0 7139 9486 X mit Francesco Cavalli Sforza La Scienza della Felicita Ragioni e Valori della nostra Vita Mondadori Mailand 1997 ISBN 88 04 41061 2 In deutscher Sprache als Vom Gluck auf Erden Antworten auf die Frage nach dem Guten Leben Rowohlt Reinbek bei Hamburg 2000 ISBN 3 498 00917 6 mit Antoni Moroni Gianna Zei Consanguinity Inbreeding and Genetic Drift in Italy Monographs in Population Biology Vol 39 Princeton University Press Princeton NJ u a 2004 ISBN 0 691 08992 2 Il Caso e la Necessita Ragioni e Limiti della Diversita Genetica Di Renzo Editore Rom 2007 ISBN 88 8323 165 1 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Luigi Luca Cavalli Sforza im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek African Human Genome Initiative Memento vom 6 Marz 2005 im Internet Archive Brief biography of Cavalli Sforza Genes Peoples and Languages book review The Great Human Diasporas The History of Diversity and Evolution book reviewBelege Bearbeiten Silvia Bencivelli Addio a Cavalli Sforza il genetista che studio le migrazioni dell umanita In repubblica it 1 September 2018 abgerufen am 3 September 2018 italienisch Luigi Luca Cavalli Sforza 1 2 Vorlage Toter Link alunni ghislieri it Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im Marz 2022 Suche in Webarchiven nbsp Info Der Link wurde automatisch als defekt markiert Bitte prufe den Link gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis alunni ghislieri it Luigi Luca Cavalli Sforza Francesco Cavalli Sforza La genetique des populations histoire d une decouverte Odile Jacob 2008 S 192 1 Luigi Luca Cavalli Sforza Francesco Cavalli Sforza La genetique des populations histoire d une decouverte Odile Jacob 2008 S 107 2 J Lederberg L L Cavalli E M Lederberg Sex compatibility in Escherichia coli Genetics Band 37 1952 S 720 730 Luigi Luca Cavalli Sforza Gene Volker und Sprachen Die biologischen Grundlagen unserer Zivilisation Hanser Munchen Wien 1999 S 203 Harald Haarmann Kleines Lexikon der Volker C H Beck Munchen 2004 Luigi Luca Cavalli Sforza Gene Volker und Sprachen Die biologischen Grundlagen unserer Zivilisation Hanser Munchen Wien 1999 Norbert Finzsch Wissenschaftlicher Rassismus in den Vereinigten Staaten 1850 bis 1930 Campus Verlag Frankfurt am Main und New York 1999 ISBN 3 593 36228 7 S 87 Tim Beardsley Inge Hoefer Trends in der Humangenetik Entschlusseltes Leben In Spektrum der Wissenschaft 1 Juli 1996 abgerufen am 3 September 2018 Past Members Luigi Luca Cavalli Sforza Royal Irish Academy abgerufen am 10 April 2019 Normdaten Person GND 115744312 lobid OGND AKS LCCN n79056763 NDL 00512455 VIAF 108823877 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Cavalli Sforza Luigi LucaKURZBESCHREIBUNG italienischer Biologe GenetikerGEBURTSDATUM 25 Januar 1922GEBURTSORT GenuaSTERBEDATUM 31 August 2018STERBEORT Belluno Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Luigi Luca Cavalli Sforza amp oldid 234206947