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Als Mosaikformen auch evolutionares Bindeglied bezeichnet man in der Evolutionsbiologie Organismen die Merkmale zweier Taxa besitzen Dabei stehen sie nicht zwangslaufig in gradliniger Beziehung zu den beiden Taxa es konnen auch nahe Verwandte davon sein Dieser Artikel wurde aufgrund von formalen oder inhaltlichen Mangeln in der Qualitatssicherung Biologie zur Verbesserung eingetragen Dies geschieht um die Qualitat der Biologie Artikel auf ein akzeptables Niveau zu bringen Bitte hilf mit diesen Artikel zu verbessern Artikel die nicht signifikant verbessert werden konnen gegebenenfalls geloscht werden Lies dazu auch die naheren Informationen in den Mindestanforderungen an Biologie Artikel Berliner Exemplar des Urvogels ArchaeopteryxMosaikformen werden daher auch als Zwischenformen oder als Ubergangsformen bezeichnet Es handelt sich dabei jedoch um Organismen die Merkmale von stammesgeschichtlich alteren und stammesgeschichtlich jungeren biologischen Gruppen in sich vereinen Sie stehen evolutionsbiologisch betrachtet zwischen den beiden Taxa Inhaltsverzeichnis 1 Synonyme 2 Bedeutung der Mosaikformen 3 Beispiele fur Mosaikformen 3 1 Panderichthys fossil 3 2 Tiktaalik fossil 3 3 Ichthyostega fossil 3 4 Gerobatrachus fossil 3 5 Seymouria fossil 3 6 Therapsiden fossil 3 7 Cynognathus fossil 3 8 Yanoconodon fossil 3 9 Heteronectes chaneti fossil 3 10 Schnabeltier rezent 3 11 Meeressauger und landlebende Sauger 3 12 Archaeopteryx fossil 4 EinzelnachweiseSynonyme Bearbeiten Missing Link bezeichnet eine hypothetische Mosaikform also ein Bindeglied zwischen zwei Taxa das noch nicht gefunden wurde Im Englischen wird diese Bezeichnung auch nach dem Fund beibehalten im Deutschen wird sie dann in Mosaikform oder im Sinne einer Interpretation zu Ubergangsform verandert Synonym sind auch die Bezeichnungen connecting link Bruckenform oder Bruckentier Wahrend die Bezeichnung Mosaikform lediglich beschreibt dass ein Organismus Merkmale unterschiedlicher Taxa aufweist interpretiert Ubergangsform den dazugehorigen Organismus in die stammesgeschichtliche Entwicklung Heute lebende Tierarten die in grossem Masse Merkmale eines alten Taxons aufweisen aus dem sich jungere Taxa entwickelten werden als lebendes Fossil bezeichnet Bedeutung der Mosaikformen BearbeitenAus der Biogenese ergibt sich dass es in der Evolution Individuen beziehungsweise Taxa geben muss die an der Grenze zwischen verschiedenen Arten beziehungsweise hoheren Taxa stehen Bis zum Zeitpunkt der Entdeckung fehlende Fossilien funde die an der Grenze zwischen hoheren Taxa stehen werden als Missing Link fehlendes Bindeglied bezeichnet da hohere Taxa in der Regel keine heute noch lebenden Ubergangsformen kennen Einige dieser Missing Links sind inzwischen aus dem Fossilbericht bekannt 1 Die als Fossilien entdeckten Mosaikformen das bekannteste Beispiel ist der Urvogel Archaeopteryx sind somit wichtige von der Evolutionstheorie vorhergesagte Beobachtungen im Hinblick auf die Entwicklung von Taxa denn sie zeigen dass beispielsweise zwei so verschiedene Taxa wie die Krokodile und die Vogel miteinander verwandt sind beide sind Archosaurier Mosaikformen waren zu Lebzeiten normale funktionsfahige Lebewesen ihre Rolle als Bindeglied ergibt sich erst daraus dass die heutigen hoheren Taxa zwischen denen sie stehen gut getrennt werden konnen und keine Ubergangsform bis heute uberlebt hat Das Mosaik ergibt sich daher erst in der nachtraglichen Betrachtung des Fossilberichts aus heutiger Perspektive Beispiele fur Mosaikformen BearbeitenPanderichthys fossil Bearbeiten Panderichthys lebte vor ungefahr 360 bis 370 Millionen Jahren und wird als urtumlicher Quastenflosser beschrieben bei dem die Knochen der vorderen Brustflossen bereits weitgehend zu Beinen umgebaut waren wahrend die hinteren Bauchflossen noch weitgehend fischahnlich aussahen Auch seine stark erweiterten Atemlocher werden im Sinne einer Ubergangsform gedeutet als Bindeglied zwischen den Kiemen der Fische und den Gehorgangen der Landwirbeltiere Tiktaalik fossil Bearbeiten nbsp Lebendrekonstruktion von TiktaalikDie Entdeckung des fossilen Tiktaalik roseae hat erhellt in welcher Reihenfolge Knochenfische Merkmale der Landwirbeltiere Tetrapoden entwickelten Als Vorfahren von Tiktaalik gelten Panderichthys artige Fische Ichthyostega fossil Bearbeiten nbsp Lebendrekonstruktion von IchthyostegaDer knapp einen Meter grosse Ichthyostega der vor ungefahr 400 Millionen Jahren lebte stellt ebenfalls ein Bindeglied zwischen Fischen und Amphibien dar Vermutlich schaffte dieses Tier als erster Tetrapode den Ubergang vom Wasser zum Land nicht wie der typische Quastenflosser nur mit knochenverstarkten Flossen ausgestattet sondern mit richtigen Gliedmassen die es ihm moglich machten auf dem Land herumzuwandern Uberreste des etwa 1 5 Meter langen Ichthyostega wurden in Gronland gefunden Merkmale der Knochenfische AmphibienmerkmaleSchuppen Flossensaum Extremitaten statt Flossen Schulter und Beckengurtel amphibische Schadelform Lunge statt KiemenDie Beine von Ichthyostega waren sehr abgespreizt und noch als Paddel zum Schwimmen geeignet Sie konnten kein grosseres Korpergewicht tragen Gerobatrachus fossil Bearbeiten Gerobatrachus hottoni lebte vor rund 290 Millionen Jahren im fruhen Perm Sein Aussehen deutet darauf hin dass dieses Tier ein gemeinsamer Vorfahre von Froschlurchen und Schwanzlurchen gewesen sein konnte Vor allem Schadel Wirbel und Zahne weisen eine Mischung von Frosch und Salamandereigenschaften auf Seymouria fossil Bearbeiten nbsp Lebendrekonstruktion von Seymouria Das Tier war etwa 60 Zentimeter lang Die zu den Reptiliomorpha gehorende Gattung Seymouria aus dem fruhen Perm von Nordamerika und Europa gilt als Mosaikform mit Amphibien und Reptilienmerkmalen und stehen damit am Ubergang zur voll terrestrischen Lebensweise der Amnioten Therapsiden fossil Bearbeiten Der Ubergang zwischen Reptilien und Saugetieren war ebenfalls lange Zeit ein Ratsel Dies kam unter anderem daher weil man annahm dass sich die Sauger zum beginnenden Mesozoikum dem Ende der Trias aus den Reptilien entwickelt haben Heute weiss man dass die Saugetiere sehr viel alter sind und neben den Dinosauriern in deren Schatten uberdauert haben Den folgenden Gruppen gehort eine Anzahl an Mosaikformen an die zwischen Reptilien und Saugetieren anzusiedeln sind Pelycosauria Therapsida CynodontiaEin besonders interessantes Phanomen in der Saugerentwicklung ist die Entstehung des Innenohrs durch eine komplexe Umbildung einiger Kieferknochen Cynognathus fossil Bearbeiten Cynognathus kann als Bindeglied zwischen den primitiven Therapsiden und den Saugetieren angesehen werden Cynognathus hatte einen echsenahnlichen Korper und Schwanz in der Schadelanatomie zeigen sich jedoch bereits einige saugerahnliche Merkmale Die Therapsiden wurden darum auch als saugtierahnliche Reptilien bezeichnet Yanoconodon fossil Bearbeiten Das mesozoische Fossil Yanoconodon allini wurde erstmals 2007 wissenschaftlich beschrieben 2 Es zeigt in seinem Unterkiefer Merkmale die einen Ubergang von am Unterkieferknochen festsitzenden Gehorknochelchen zu den im Verlauf der Evolution vom Unterkiefer abgelosten frei beweglichen Gehorknochelchen der Saugetiere belegen Heteronectes chaneti fossil Bearbeiten Heteronectes chaneti nimmt eine vermittelnde Position zwischen den bilateral symmetrischen Fischen und den Plattfischen ein Das eine Auge des Tieres befindet sich an der fur Fische ublichen seitlichen Position das andere Auge auf der entgegengesetzten Kopfseite weit uber der ublichen Position unmittelbar neben der Ruckenmitte Schnabeltier rezent Bearbeiten Das Schnabeltier zeigt Merkmale von Reptilien und Saugetieren sowie einzelne vogelahnliche Merkmale Reptilienmerkmale Saugetiermerkmaleeierlegend wie viele jedoch langst nicht alle Reptilien und wie alle Vogel besitzt Kloake Ausgange der Geschlechtsorgane und Ausscheidungsorgane Kiefer ist schnabelformig und mit Hornplatten uberzogen ahnlich einigen Reptilien und allen Vogeln Schultergurtel mit Rabenbein und Zwischenschlusselbein wie bei Reptilien und Vogeln Behaarung Milchdrusen Gehorknochelchen Durch aktive Thermoregulation gleichbleibende Korpertemperatur Endothermie Warmblutigkeit Beutelknochen am BeckenDie mannlichen Tiere besitzen Giftdrusen die in manchen Eigenschaften denen von manchen Reptilien ahneln die sich jedoch unabhangig entwickelt haben Mit den Vogeln teilen die Schnabeltiere wie auch die gesamten Kloakentiere nicht nur einige aussere Merkmale sondern ahneln ihnen auch in einigen Merkmalen des Chromosomensatzes Sowohl im Gegensatz zu diesen als auch zu allen anderen Saugern bestimmt sich ihr Geschlecht uber funf X und funf Y Chromosomen bei mannlichen Tieren oder zehn X Chromosomen bei weiblichen Tieren Einiges deutet darauf hin dass sich die X Y Geschlechtsdifferenzierung bei den Kloakentieren einerseits und Beutel sowie Plazentatieren andererseits unabhangig voneinander entwickelt hat Konsens herrscht inzwischen daruber dass es sich bei Kloakentieren nicht um Vorfahren der ubrigen rezenten Saugetiere sondern um eine unabhangige fruhe Seitenlinie der Saugetiere handelt Meeressauger und landlebende Sauger Bearbeiten Wie fast jede Wirbeltierklasse so haben auch die Sauger meeresbewohnende Abstammungslinien Meeressauger hervorgebracht Wale stammen beispielsweise von landlebenden noch relativ hirschferkelahnlichen Paarhufern ab Indohyus ein hundeahnlicher Raoellidae Pakicetus Ambulocetus natans schwimmt uberwiegend Rodhocetus Basilosaurus Dorudon Hinterextremitaten rudimentar Archaeopteryx fossil Bearbeiten Die Verbindung zwischen Reptilien und Vogeln war lange Zeit ein Missing Link Heute ist der Archaeopteryx die wohl bekannteste Mosaikform Er weist Merkmale von Vogeln und von Reptilien auf Vogelmerkmale ReptilienmerkmaleVogelschadel mit grossen Augen und Schnabel Federkleid vogelflugelahnliches Armskelett mit Fingern Gabelbein V formig verwachsene Schlusselbeine ist vorhanden nach hinten gerichtetes Schambein teilweise Verschmelzung der Mittelfussknochen opponierende Zehe die erste Zehe ist den anderen gegenubergestellt Kegelzahne in Ober und Unterkiefer Rippen ohne Versteifungsfortsatze kleines flaches Brustbein drei freie Finger mit Krallen an den Vorderextremitaten Krallen an den Hintergliedmassen lange Schwanzwirbelsaule bewegliche Ruckenwirbel freibeweglich in Brust und Beckenbereich kleines einfaches Gehirn nicht verwachsener Mittelfussknochen Schien und Wadenbein sind nicht verwachsen Bauchrippen ohne Fortsatze saurierartiges BeckenDie modernen Vogel gehen graduell uber eine lange Reihe bekannter Mosaikformen aus den Sauriern hervor Darunter in aufsteigender Reihenfolge der Gruppe der Vogel noch nicht zugehorig Eoraptor Herrerasaurus Ceratosaurus Allosaurus Compsognathus und Sinosauropteryx Protarchaeopteryx Caudipteryx und Beipiaosaurus Velociraptor Sinornithosaurus und Microraptor bereits der Gruppe der Vogel zugehorig Archaeopteryx und Rahonavis Confuciusornis Sinornis Patagopteryx Hesperornithiformes Apsaravis IchthyornisBisher fand man seit Ende des 19 Jahrhunderts zwolf Exemplare von Archaeopteryx und eine Feder im Kalkstein dem Plattenkalk von Steinbruchen bei Eichstatt und Solnhofen Bayern Trotz der zum Teil sehr gut erhaltenen Fundstucke die einen guten Einblick in die Evolution der Vogel erlauben streiten sich die Experten daruber ob der elstergrosse Archaeopteryx richtig fliegen oder nur von Baumen herabgleiten konnte da Schultergurtel und Brustbein nicht verbunden waren was wegen der Belastung bei Vogeln aber notwendig ist Auffallig ist der Hornring um die Augen und die fingerartigen Krallen an den Flugeln bei heutigen Vogeln sind alle Gliedmassen in die Flugel einbezogen Aus den Schuppen der Vorfahren haben sich die Federn entwickelt Einzelnachweise Bearbeiten Robert A Martin Missing Links Evolutionary Concepts and Transitions Through Time Jones and Bartlett Sudbury 2004 ISBN 0 7637 2196 4 S 11 Zhe Xi Luo Peiji Chen Gang Li Meng Chen A new eutriconodont mammal and evolutionary developement in early mammals In Nature 446 2007 S 288 293 doi 10 1038 nature05627 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Mosaikform amp oldid 233811632