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Lemuren Lemuriformes von lat Lemures Schattengeister der Verstorbenen und forma Gestalt sind eine Teilordnung der Primaten Sie gehoren zur Gruppe der Feuchtnasenprimaten fruher den Halbaffen zugeordnet Das Taxon umfasst nach heutiger Sichtweise etwa 100 Arten LemurenSchwarzweisser Vari Varecia variegata SystematikUnterklasse Hohere Saugetiere Eutheria Uberordnung Euarchontogliresohne Rang EuarchontaOrdnung Primaten Primates Unterordnung Feuchtnasenprimaten Strepsirrhini Teilordnung LemurenWissenschaftlicher NameLemuriformesGray 1821Lemuren kommen ausschliesslich auf Madagaskar und kleineren Inseln in der Nahe vor Hinsichtlich Korperform und Lebensweise sind sie eine sehr vielfaltige Gruppe Die meisten Arten leben auf Baumen und sind Pflanzen oder Allesfresser Viele Vertreter sind durch die Zerstorung ihres Lebensraums in ihrem Bestand bedroht Einige Gattungen etwa die Riesenlemuren sind in den letzten zwei Jahrtausenden ausgestorben Der Name ist wegen ihrer oft nachtlichen Lebensweise ihrer grossen Augen und damit markanten Gesichter von den romischen Totengeistern Lemures inspiriert Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 2 Verbreitung und Lebensraum 3 Lebensweise 3 1 Fortbewegung und Aktivitatszeiten 3 2 Sozialverhalten und Kommunikation 3 3 Ernahrung 3 4 Fortpflanzung 4 Lemuren und Menschen 4 1 In der Kultur 4 2 Bedrohung 4 3 Aussterben der Riesenlemuren 5 Systematik 5 1 Aussere Systematik 5 2 Innere Systematik 6 Evolution 6 1 Artbildung 6 2 Ursprung der Lemuren 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseMerkmale Bearbeiten nbsp Mausmakis sind die kleinsten LemurenDie Lemuren sind eine vielgestaltige Gruppe Das Gewicht variiert von 30 Gramm bei den Mausmakis der Berthe Mausmaki ist der kleinste Primat uberhaupt bis zum Indri der 10 Kilogramm erreichen kann Ausgestorbene Formen wie Archaeoindris waren deutlich grosser und wogen bis zu geschatzten 200 Kilogramm Ein Geschlechtsdimorphismus hinsichtlich des Gewichts ist nur schwach ausgepragt die Mannchen und Weibchen sind ungefahr gleich gross Auch die bei zahlreichen anderen Primaten vorkommenden Unterschiede in der Grosse der Eckzahne finden sich bei Lemuren nicht Allerdings unterscheiden sich bei einigen Arten der Grossen Makis Eulemur die Geschlechter betrachtlich hinsichtlich der Fellfarbung Bei den meisten Arten ist der Schwanz so lang wie der Rumpf oder langer nur der Indri ist annahernd schwanzlos Bei den rezenten Arten sind die Beine stets langer als die Arme nur bei den ausgestorbenen Palaeopropithecidae und Megaladapidae war es umgekehrt Bei denjenigen Lemuren die sich vorwiegend vierbeinig durch das Geast bewegen ist der Unterschied nur schwach ausgepragt Bei den Vertretern die sich senkrecht kletternd und springend fortbewegen sind die Beine deutlich langer als die Arme etwa bei den Wieselmakis und vielen Indriartigen Alle Finger und Zehen tragen Nagel mit Ausnahme der bei allen Feuchtnasenaffen vorhandenen Putzkralle an der zweiten Zehe nbsp Sifakas hier der Diademsifaka zahlen zu den farbenprachtigsten LemurenDie Lange des Fells ist variabel auch seine Farbung variiert und kann von weiss uber verschiedene Grau und Brauntone bis zu Schwarz reichen Die tagaktiveren Lemuren wie manche Sifakas oder Gewohnlichen Makis konnen auch farbenprachtig sein Das Gesicht ist haufig unbehaart manchmal sind auch Ohrbuschel oder bartahnliche Haare an den Wangen oder am Kinn vorhanden Die Kopfform ist variabel neben Lemuren mit rundlichem Kopf gibt es auch Arten mit langgestreckter hundeartiger Schnauze etwa die Varis Die Augen sind relativ gross insbesondere bei den nachtaktiven Arten und mit einem Tapetum lucidum einer lichtreflektierenden Schicht hinter der Netzhaut versehen Die Nase ist wie bei allen Feuchtnasenaffen mit einem Nasenspiegel ausgestattet was fur einen gut entwickelten Geruchssinn sorgt Die Oberlippe ist durch eine Spalte das Philtrum geteilt Die Form und Anzahl der Zahne ist je nach Ernahrung variabel die Zahnformel lautet I0 2 1 2 C0 1 0 1 P 1 3 0 3 M3 3 Modifikationen im Gebiss der Lemuren sind die fehlenden Schneidezahne des Oberkiefers bei Wieselmakis und den ausgestorbenen Megaladapidae sowie der Verlust eines Schneidezahns pro Kieferhalfte im Unterkiefer der Indriartigen Verbreitung und Lebensraum Bearbeiten nbsp Lemuren kommen naturlicherweise nur auf der Insel Madagaskar vor der Ostkuste Afrikas vor Das naturliche Verbreitungsgebiet der Lemuren ist die Insel Madagaskar vor der Ostkuste Afrikas Zwei Arten der Mongozmaki und der Braune Maki wurden daruber hinaus auf den Komoren angesiedelt Fruher waren die Tiere auf der gesamten Insel verbreitet heute sind sie auf die Walder in den Kustenregionen beschrankt und fehlen in den unbewaldeten Gebieten wie dem zentralen Hochland Weniger als 10 der Flache der Insel verbleiben so weit unberuhrt dass sie als Lebensraum dieser Tiere dienen konnen sodass die Lemuren heute insgesamt nur auf einer Flache von 50 000 bis 60 000 km leben 1 Der Lebensraum der meisten Lemuren sind Walder wobei sie in verschiedenen Waldtypen leben So kommen sie sowohl in den trockenen Laubwaldern der Westkuste und den Dornwaldern des Sudwestens als auch in den Regenwaldern der Ostkuste vor Einzig der Katta kann sich im grosseren Ausmass auch in unbewaldeten Savannen und Gebirgsregionen behaupten Die ausgestorbenen Lemurenarten nutzten vermutlich eine grossere Vielfalt von Lebensraumen so konnte Hadropithecus vorwiegend in Graslandern gelebt haben Lebensweise BearbeitenFortbewegung und Aktivitatszeiten Bearbeiten nbsp Fettschwanzmakis sind wie die Mehrzahl der Lemuren nachtaktiv Die heute lebenden Arten sind mit Ausnahme des semiterrestrischen teilweise am Boden lebenden Katta Baumbewohner die hochstens gelegentlich auf den Boden kommen Sie haben mehrere Fortbewegungsmuster entwickelt vorwiegend das senkrechte Klettern und Springen und das vierbeinige Gehen arboreale Quadrupedie Bei den ausgestorbenen Lemuren fand sich eine grossere Vielfalt So gab es die vermutlich faultierahnlich an den Asten hangenden Palaeopropithecinae die koalaahnlich langsam kletternden oder hopsenden Megaladapidae oder den riesenfaultierahnlichen Archaeoindris fur die es allesamt unter den ubrigen Primaten keine Analogien gibt Die Lemuren haben sich vermutlich aus nachtaktiven Vorfahren entwickelt und bis heute hat die Mehrzahl der Lemurenarten dieses Aktivitatsmuster beibehalten Die meisten nachtaktiven Arten errichten zum Schlafen Blatternester oder ziehen sich in Baumhohlen Pflanzendickichte oder andere Verstecke zuruck Einige Arten haben sich jedoch an eine tagaktive Lebensweise angepasst hierzu zahlen etwa der Indri die Sifakas oder die Varis Daneben gibt es auch Arten mit kathemeraler Lebensweise das heisst ohne festen Tag Nacht Rhythmus die uber den ganzen 24 Stunden Zyklus aktiv sein konnen Das kann beispielsweise von der Jahreszeit und dem damit verbundenen Nahrungsangebot und von der Witterung abhangen Diese flexible Kathemeralitat die sich bei mehreren Arten der Gewohnlichen Makis findet ist ansonsten bei Primaten unbekannt 2 Wie bei anderen Saugetieren auch korreliert bei den Lemuren die Aktivitatszeit grob mit der Korpergrosse So sind die kleineren Arten ausschliesslich nachtaktiv und wiegen meist weniger als 1 Kilogramm Im Gegensatz dazu sind die grosseren Arten meist tagaktiv oder kathemeral 3 Die oben erwahnten tagaktiven drei Gattungen sind gleichzeitig die grossten lebenden Lemuren Um mit dem jahreszeitlich schwankenden Nahrungsangebot insbesondere im Westen Madagaskars umzugehen haben die Lemuren einige fur Primaten einzigartige Strategien entwickelt Der Schwanz der Fettschwanzmakis und in schwacherem Ausmass der Mausmakis fungiert als Fettspeicher In der Regenzeit nehmen sie verstarkt Nahrung zu sich wodurch sie deutlich an Gewicht zulegen konnen und lagern Fett in ihrem Schwanz ein in der nahrungsarmeren Trockenzeit zehren sie dann von diesen Reserven Zu dieser Zeit fallen sie haufig in einen kurzzeitigen Torpor Starrezustand um Energie einzusparen Die Fettschwanzmakis sind die einzigen Primaten die eine langere Hibernation einen winterschlafahnlichen Zustand wahrend der Trockenzeit halten Die Korpertemperatur wird nicht auf einem stabilen Niveau gehalten sondern fluktuiert mit den Aussentemperaturen die Stoffwechselrate geht deutlich zuruck und die Tiere konnen in dieser Zeit die Halfte ihres Gewichtes verlieren Sozialverhalten und Kommunikation Bearbeiten nbsp Weibchendominierte Gruppen sind bei etlichen Lemuren wie beim Katta ublich Die Sozialstrukturen der Lemuren sind variabel bei vielen Arten allerdings noch kaum bekannt Generell lasst sich allerdings wie bei Primaten allgemein ein hoher Grad an Sozialverhalten beobachten strikte Einzelganger gibt es nicht Bei den nachtaktiven Arten ist es haufig dass sich das Streifgebiet eines Mannchens mit dem mehrerer Weibchen uberlappt Manchmal schlafen sogar mehrere Tiere tagsuber gemeinsam in einem Unterschlupf gehen aber getrennt auf Nahrungssuche Daneben gibt es auch monogame Arten bei denen ein Mannchen und ein Weibchen in Familiengruppen leben und oft jahrelang zusammenbleiben Von zumindest einer Art dem Westlichen Fettschwanzmaki ist bekannt dass er zwar in monogamen Gruppen lebt die Weibchen aber haufig fremdgehen und die Nachkommen nicht nur von dem Mannchen gezeugt werden mit dem sie zusammenleben 4 Wieder andere Arten leben in grosseren Gruppen mit mehreren ausgewachsenen Mannchen und Weibchen sowie den Jungtieren Diese Gruppen werden oft von Weibchen dominiert was unter anderem daran sichtbar wird dass die Weibchen die Routen der Tagesstreifzuge bestimmen und an Nahrungsquellen bevorzugten Zugang haben In diesen gemischten Gruppen ist die Konkurrenz zwischen den Mannchen ausserhalb der Paarungszeit haufig nur schwach ausgepragt Andere Sozialstrukturen die von anderen Primaten bekannt sind wie etwa mannchendominierte gemischte Gruppen oder gar Haremsgruppen bei denen ein Mannchen mehrere Weibchen um sich schart sind bei den Lemuren nicht bekannt source source Duettgesang der Indris zur Markierung des ReviersLemuren bewohnen haufig feste Reviere die sich zumindest an den Randern mit denen anderer Gruppen uberlappen konnen die Kerngebiete werden oft von einer Gruppe exklusiv bewohnt Der Geruchssinn dieser Tiere ist verglichen mit dem der Trockennasenaffen sehr gut entwickelt dementsprechend wichtig ist auch die Kommunikation mit Duftstoffen Die werden vorwiegend zum Markieren der Streifgebiete eingesetzt So sind bei verschiedenen Lemurenarten unter anderem Analdrusen Drusen an der Brust in der Armbeuge und am Handgelenk vorhanden Bei den Mannchen mancher Arten sind die Handgelenksdrusen mit Stacheln versehen mit denen sie Aste oder Baumchen anritzen und dabei gleichzeitig mit Duftstoffen versehen konnen Auch die lautliche Kommunikation spielt eine wichtige Rolle Laute werden unter anderem dazu eingesetzt das Revier zu kennzeichnen den Kontakt zu Gruppenmitgliedern zu halten oder herzustellen oder um vor Fressfeinden zu warnen manche Lemurenarten haben sogar unterschiedliche Laute um vor Greifvogeln oder rauberischen Saugetieren zu warnen etwa der Katta 5 Die Kommunikation mit Korperhaltungen und Gesichtsausdrucken spielt bei den nachtaktiven Arten kaum eine Rolle bei tagaktiven oder kathemeralen Arten wie dem Katta wurden mehrere Formen der Mitteilungen durch Gesten und Grimassen beobachtet Bei der sozialen Interaktion vieler Lemuren spielt auch die gegenseitige Fellpflege eine wichtige Rolle Ernahrung Bearbeiten nbsp Der Rotstirnmaki zahlt zu den Lemuren die sich vorwiegend von Fruchten ernahrenDie Ernahrung der Lemuren ist variabel entweder sind sie Alles oder reine Pflanzenfresser So gibt es Lemuren die vorwiegend Fruchte fressen etwa zahlreiche Gewohnliche Makis Blatterfresser wie etwa Wieselmakis und viele Indriartige sowie die an den Verzehr von Baumsaften angepassten Gabelstreifenmakis Nektar stellt fur einige Arten eine wichtige Erganzung des Speiseplans dar daneben werden haufig auch Knospen Blatter und andere Pflanzenteile gefressen In unterschiedlichem Ausmass nehmen sie auch fleischliche Nahrung zu sich vorwiegend Insekten Spinnen Tausendfusser und andere wirbellose Tiere manchmal auch kleine Wirbeltiere und Vogeleier Selbst innerhalb einer Art kann die Zusammensetzung je nach Lebensraum erheblich variieren auch finden sich oft deutliche jahreszeitlich bedingte Unterschiede Im Bau der Zahne spiegeln sich die verschiedenen Spezialisierungen wider auch finden sich andere morphologische Anpassungen beispielsweise der vergrosserte Blinddarm der blatterfressenden Wiesel und Bambusmakis oder die verlangerte Zunge der nektarfressenden Varis Fortpflanzung Bearbeiten Die Fortpflanzung der meisten Lemurenarten ist stark saisonal bestimmt und an die klimatischen Verhaltnisse Madagaskars gekoppelt Die meisten Geburten fallen in das Ende der Trockenzeit in den Zeitraum September bis Dezember sodass die Jungtiere ihre kritischen ersten Lebensmonate in der Zeit des grossten Nahrungsangebotes verbringen konnen Je nach Lange der Regenzeit kann es bei manchen Arten etwa im Februar zu einem zweiten Geburtenhohepunkt kommen Die Saisonalitat der Fortpflanzung ist so stark dass bei manchen Arten etwa einigen Mausmakis die Weibchen nur fur wenige Stunden innerhalb eines Jahres empfangnisbereit sind Trachtige Lemurenweibchen konnten auf Madagaskar dabei beobachtet werden wie sie die Rinde und Blattern von Feigen oder Tamarindenbaumen zerkauten die normalerweise nicht zu ihrem Nahrungsspektrum zahlen Die darin enthaltenen Inhaltsstoffe begunstigen die Milchproduktion und tragen zur Abtotung von Parasiten bei 6 Die Lange der Tragzeit variiert zwischen 90 und 170 Tagen die Wurfgrosse zwischen eins und drei Im Gegensatz zu vielen Trockennasenaffen gibt es zahlreiche Arten bei denen Zwillingsgeburten uberwiegen Bei vielen nachtaktiven Lemuren verbringen die Neugeborenen ihre ersten Lebenswochen in einem Blatternest und werden spater von der Mutter wahrend ihrer Nahrungssuche an einer geschutzten Stelle abgelegt und spater wieder abgeholt Bei anderen Arten tragen die Mutter ihren Nachwuchs mit sich herum zunachst am Bauch und lassen ihn spater auf ihrem Rucken reiten Nach einigen Monaten werden die Jungtiere entwohnt Lemuren und Menschen Bearbeiten nbsp Der Indri galt fruher als heiliges Tier heute zahlt er auch aufgrund der Bejagung zu den bedrohten ArtenIn der Kultur Bearbeiten Einige Lemurenarten haben ihren Niederschlag in madagassischen Kulturen gefunden Indris galten als heilige Tiere die die Sonne verehren sie sind haufig beim Sonnenbaden zu beobachten Diese Sichtweise schutzte sie bis vor kurzem vollstandig von der Bejagung 7 ahnlich auch bei den Sifakas Im westlichen Kulturbereich ist der Katta die bekannteste Lemurenart und ein Symbol seiner Heimatinsel 8 Bedrohung Bearbeiten nbsp Auch heute werden Lemuren noch von Buschwildjagern gejagtDie meisten Lemurenarten sind in ihrem Bestand bedroht Die Grunde dafur liegen zum einen in der Zerstorung ihres Lebensraums durch Brandrodung Entwaldung Holzkohleerzeugung und Bergbau Hinzu kommt insbesondere bei den grosseren Arten die Bejagung die Taburegelungen die einige Arten schutzten sind durch die Aufweichung der Traditionen und Umsiedlungen haufig weggefallen 2020 listete die IUCN 33 Arten und damit rund ein Drittel aller Lemurenarten als vom Aussterben bedroht critically endangered insgesamt gelten 103 Arten als stark gefahrdet oder gefahrdet 9 Es gibt bereits viele Projekte um die Abholzung des Regenwalds zu stoppen Doch die weit verbreitete Armut und ein instabiles politisches System fuhren dazu dass der Wald weiterhin illegal gerodet wird Im Tierreich droht den Lemuren vor allem durch die Fossa Madagaskars grosstem Raubtier Greifvogeln und verwilderten Haushunden Gefahr Aussterben der Riesenlemuren Bearbeiten nbsp Abguss des Schadels von MegaladapisSeitdem die Menschen vor rund 1500 Jahren nach Madagaskar gekommen sind sind dort mindestens acht Gattungen und mindestens 16 Arten von Lemuren ausgestorben Dazu zahlen die Palaeopropithecidae die Archaeolemuridae sowie die Gattungen Megaladapis und Pachylemur Alle ausgestorbenen Arten waren vermutlich tagaktiv und grosser als die heute lebenden Arten Die meisten subfossilen Uberreste dieser Tiere haben ein Alter von 2500 bis 1000 Jahren es gibt noch einen Bericht aus dem 17 Jahrhundert der allerdings auf jede grossere Lemurenart zutreffen konnte 10 Die Funde stammen nicht nur aus den Kustengebieten sondern auch aus dem heute unbewaldeten zentralen Hochland Unklar ist in welchem Ausmass die menschliche Siedlungstatigkeit fur das Verschwinden der Walder verantwortlich ist Die Waldbestande Madagaskars haben in den letzten Jahrtausenden stark fluktuiert die Ausdehnung der Grasgebiete in Zentralmadagaskar ist nicht ausschliesslich auf den Menschen zuruckzufuhren 11 Als wahrscheinlichster Grund fur das Aussterben der grosseren Lemurenarten gilt die Bejagung durch den Menschen 12 Die ausgerotteten Arten waren wohl aufgrund ihrer Langsamkeit und Grosse leichte Jagdziele und aufgrund ihrer Fleischmenge lohnende Beute Hinzu durften wie bei vielen anderen grossen Saugetieren eine langsame Fortpflanzungsrate und eine niedrige Populationsdichte gekommen sein Generell sind grosse auf Inseln lebende Tiere gegenuber plotzlich einsetzender menschlicher Bejagung besonders gefahrdet wie Beispiele auch von anderen Inseln etwa Neuseeland zeigen Neben den Riesenlemuren sind etwa zur gleichen Zeit auch noch andere madagassische Tiere etwa Elefantenvogel und die madagassischen Flusspferde ausgestorben Systematik BearbeitenAussere Systematik Bearbeiten nbsp Das Fingertier weicht gestaltlich am starksten von den anderen Lemuren ab Es wird einer eigenen Teilordnung zugeordnet Die Lemuren bilden zusammen mit den Loris Lorisidae und Galagos Galagonidae die als Loriartige Lorisiformes zusammengefasst werden sowie dem Fingertier die Gruppe der Feuchtnasenprimaten Strepsirrhini Die Bezeichnung Halbaffen wird heute nicht mehr verwendet da die fruher ebenfalls eingerechneten Koboldmakis naher mit den Eigentlichen Affen verwandt sind Ob die Lemuren eine monophyletische Gruppe sind das heisst von einem gemeinsamen Vorfahren abstammen oder ob es mehrere Besiedlungen Madagaskars durch Primaten gab und somit die Lemuren keine naturliche Verwandtschaftsgruppe bilden war lange Zeit umstritten Die zwei problematischsten Taxa in diesem Zusammenhang waren zum einen die Fingertiere die gestaltlich stark von den ubrigen Vertretern abweichen und einige konvergente Entwicklungen zu den Nagetieren aufweisen und zum anderen die Katzenmakis deren Korperbau dem der Loriartigen ahnelt und die mit dieser Gruppe auch die Ruckbildung der Arteria carotis interna der inneren Halsschlagader gemeinsam haben Es gab Spekulationen wonach die Fingertiere die Schwestergruppe aller ubrigen Feuchtnasenaffen sein konnten und sie wurden in einer eigenen Teilordnung Chiromyiformes gefuhrt 13 Der molekulargenetische Befund spricht jedoch eindeutig dafur dass die Lemuren und auch die Loriartigen monophyletisch sind 14 was durch nachfolgende Untersuchungen bestatigt wurde 15 Morphologische Merkmale fur diese Monophylie gibt es jedoch kaum Das auffalligste Merkmal liegt im Bau der Ohrregion Bei den Lemuren ist das Ectotympanicum der ringformige Knochen auf dem das Trommelfell aufgespannt ist von der Bulla tympanica umwachsen und von aussen nicht sichtbar bei den Loriartigen ist es mit der seitlichen Wand der Bulla verwachsen und von aussen sichtbar 16 Die Stellung der Lemuren im Stammbaum der Primaten kommt in folgendem Kladogramm zum Ausdruck 17 Primaten Primates Feuchtnasenaffen Strepsirrhini Loriartige Lorisiformes Lemuren Lemuriformes Trockennasenaffen Haplorhini Innere Systematik Bearbeiten nbsp Der Mohrenmaki ein Vertreter der Gewohnlichen Makis Lemuridae nbsp Der Coquerel Sifaka ein Vertreter der Indriartigen Indriidae nbsp Roter Vari in der Gattung VarisDie Anzahl der bekannten Arten hat sich in den letzten Jahren deutlich erhoht 1999 wurden 31 lebende Arten unterschieden 18 aufgrund mehrerer Neubeschreibungen und der Erhohung von bislang als Unterarten gefuhrten Populationen zu eigenstandigen Arten wurden 2008 bereits 97 lebende Arten unterschieden 19 Die nachfolgende Liste gibt die Systematik bis zur Gattungsebene wieder 20 21 Katzenmakis Cheirogaleidae Gabelstreifenmakis Phaner vier Arten Fettschwanzmakis Cheirogaleus elf Arten Buschelohrmaki Allocebus trichotis Riesenmausmakis Mirza zwei Arten Mausmakis Microcebus 25 Arten Lepilemuridae Wieselmakis Lepilemur 25 Arten Megaladapidae Megaladapis drei Arten Gewohnliche Makis Lemuridae Varis Varecia zwei Arten Pachylemur zwei Arten Katta Lemur catta Grosse Makis Eulemur zwolf Arten Bambuslemuren oder Halbmakis Hapalemur sechs Arten Grosser Bambuslemur Prolemur simus Indriartige Indriidae Wollmakis Avahi neun Arten Sifakas Propithecus neun Arten Indri Indri indri Palaeopropithecidae Faultier Lemuren Mesopropithecus drei Arten Babakotia Palaeopropithecus zwei Arten Archaeoindris Archaeolemuridae Pavian Lemuren Archaeolemur zwei Arten Hadropithecus Die Aufteilung der lebenden Vertreter in funf Familien ist morphologisch und genetisch gut abgesichert die Abstammungsverhaltnisse sind jedoch nicht restlos geklart Die Fingertiere Daubentoniidae sind zweifelsohne die Schwestergruppe aller ubrigen Lemuren Ein mogliches Kladogramm der Lemuren sieht folgendermassen aus 21 Daubentoniidae Fingertier Daubentonia Lemuren Megaladapidae Megaladapis Lepilemuridae Wieselmakis Lepilemur Katzenmakis Gabelstreifenmakis Phaner Fettschwanzmakis Cheirogaleus Buschelohrmaki Allocebus trichotis Riesenmausmakis Mirza Mausmakis Microcebus Gewohnliche Makis Pachylemur Varis Varecia Grosse Makis Eulemur Katta Lemur catta Bambuslemuren Hapalemur Archaeolemuridae Archaeolemur Hadropithecus Indriartige Sifakas Propithecus Indri Indri Wollmakis Avahi Palaeopropithecidae Archaeoindris Babakotia Mesopropithecus Palaeopropithecus Vorlage Klade Wartung StyleEvolution BearbeitenArtbildung Bearbeiten In Madagaskar lassen sich sieben okologische Zonen unterscheiden die hinsichtlich des Klimas und der Vegetation erheblich voneinander abweichen die jeweils von entsprechend angepassten Lemurenarten besiedelt sind Hier hat eine allopatrische Artbildung stattgefunden In manchen Gebieten leben aber bis zu zehn Lemurenarten gleichzeitig die dabei unterschiedliche okologische Nischen bilden Die grosse Artenzahl ist also auf eine zusatzliche sympatrische Artbildung zuruckzufuhren Unabhangig von der Frage nach dem Ursprungsgebiet ihrer gemeinsamen Vorfahren gelten die heutigen Lemuren als monophyletisches Taxon als Beispiele fur eine adaptive Radiation 22 Ursprung der Lemuren Bearbeiten nbsp Ahnlich wie die Fettschwanzmakis die in einer Baumhohle zusammengekuschelt ihren Winterschlaf verbringen konnten die Vorfahren der Lemuren auf im Meer treibenden Pflanzenteilen nach Madagaskar gekommen sein Die Frage wie die Lemuren nach Madagaskar gekommen sind ist noch nicht restlos geklart Da sie eine monophyletische Gruppe sind ist nur von einem einzigen Besiedlungsvorgang auszugehen Es wurden mehrere Hypothesen vorgeschlagen wie die Tiere die heute 400 Kilometer vor der afrikanischen Kuste liegende Insel erreicht haben konnten zum einen uber eine Landbrucke Landbrucken Hypothese die wahrend einer Absenkung des Meeresspiegels existiert haben konnte zum zweiten uber kleine Inseln island hopping und zum dritten auf treibender Vegetation 23 Berechnungen mit Hilfe der molekularen Uhr zufolge kann die Entwicklung der Lemuren auf Madagaskar vor 47 bis 54 Millionen Jahren 14 also ab dem Eozan nachgewiesen werden Im 19 Jahrhundert wurde die Idee einer Landbrucke zwischen Indien und Madagaskar aufgebracht um die Existenz von Feuchtnasenaffen in den beiden Landern zu erklaren Philip Sclater nannte den hypothetischen Kontinent Lemuria Es gibt keine Hinweise auf eine fruhere Existenz von Landbrucken oder Inselketten zwischen Madagaskar und dem indischen Subkontinent Vielmehr waren die Landmassen Afrikas Madagaskars und des Indischen Subkontinents einst in einem Sudkontinent Gondwana miteinander verbunden 24 siehe auch Plattentektonik Als plausibelste Hypothese fur eine Einwanderung nach dem Auseinanderdriften der Teile der Gondwana 25 gilt der Seeweg auf treibender Vegetation Ein derartiger Transport hatte allerdings fur die Tiere eine grosse Herausforderung dargestellt Sie hatten langere Zeit ohne Nahrung und trinkbares Wasser uberleben und in einer Gruppe ankommen mussen in der auch Fortpflanzungspartner vorhanden waren Fur Tiere im Torpor oder Winterschlaf ware so eine Reise noch am ehesten zu uberleben gewesen Bei den Katzenmakis finden sich einige Vertreter die wahrend eines Winterschlafs ihre Stoffwechselrate deutlich reduzieren und ihre Inaktivitatsphase in einer Baumhohle zusammengekuschelt verbringen Es ware denkbar dass auch die Vorfahren der Lemuren zum Zeitpunkt eines Transportes eine ahnliche Lebensweise hatten Auch andere madagassische Saugetiere haben niedrige Stoffwechselraten oder halten Winterschlaf zum Beispiel die Madagassischen Raubtiere oder die Tenreks was fur eine ahnliche Besiedlungsgeschichte sprechen wurde Die Vorfahren der Lemuren konnen aber auch in Madagaskar beheimatet gewesen sein denn in Indien das wahrend der Zeit des Sudkontinents Gondwana mit Australien Madagaskar und Afrika verbunden war wurden fossil nachgewiesene Lemuren von anderen Saugetieren verdrangt wahrend auf Madagaskar keine konkurrierenden Saugetierarten lebten und die Lemuren deshalb sehr viele okologische Nischen bildeten vergleichbar mit der adaptiven Radiation der Beuteltiere in Australien 26 Literatur BearbeitenNick Garbutt Mammals of Madagascar A Complete Guide Yale University Press New Haven CT u a 2007 ISBN 978 0 300 12550 4 Thomas Geissmann Vergleichende Primatologie Springer Verlag Berlin u a 2002 ISBN 3 540 43645 6 Russell A Mittermeier Jorg U Ganzhorn William R Konstant Kenneth Glander Ian Tattersall Colin P Groves Anthony B Rylands Andreas Hapke Jonah Ratsimbazafy Mireya I Mayor Edward Louis jr Yves Rumpler Christoph Schwitzer Rodin Rasoloarison Lemur Diversity in Madagascar In International Journal of Primatology 29 2008 ISSN 0164 0291 S 1607 1656 Ronald M Nowak Walker s Mammals of the World 6th edition Johns Hopkins University Press Baltimore MD 1999 ISBN 0 8018 5789 9 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Lemuren Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Mittermeier et al Lemur Diversity in Madagascar 2008 Geissmann Vergleichende Primatologie 2002 S 75 Geissmann Vergleichende Primatologie 2002 S 38 39 N Schwensow J Fietz K H Dausmann und S Sommer MHC associated mating strategies and the importance of overall genetic diversity in an obligate pair living primate In Evol Ecol 2007 doi 10 1007 s10682 007 9186 4 Joseph M Macedonia The vocal repertoire of the ringtailed lemur Lemur catta In Folia Primatol 61 4 1993 S 186 217 Heilende Graser und Kugelfischgift So behandeln Tiere sich selbst Pranatale Gesundheit durch Baumrinde Deutsche Welle aufgerufen am 12 Februar 2022 edgeofexistence org Indri Indri indri Garbutt Mammals of Madagascar 2007 S 146 Almost a third of lemurs and North Atlantic Right Whale now Critically Endangered IUCN Red List Pressemitteilung der IUCN vom 9 Juli 2020 abgerufen am 11 Juli 2020 Nowak Walker s Mammals of the World 1999 S 524 Geissmann 2003 S 71 Geissmann Vergleichende Primatologie 2002 S 71 Garbutt Mammals of Madagascar 2008 S 85 Don E Wilson DeeAnn M Reeder Hrsg Mammal Species of the World A Taxonomic and Geographic Reference 3 Auflage Johns Hopkins University Press Baltimore 2005 ISBN 0 8018 8221 4 a b A D Yoder Phylogeny of the lemurs In The Natural History of Madagascar hrsg von S M Goodman und J Benstead University of Chicago Press 2003 S 1242 1247 C Roos J Schmitz H Zischler Primate jumping genes elucidate strepsirrhine phylogeny In Proceedings of the National Academy of Sciences 101 2004 S 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Jurazeit Ron Blakey Archivierte Kopie Memento des Originals vom 22 Januar 2016 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www2 nau edu Fruhe Kreidezeit Ron Blakey Handreichungen fur den Unterricht Biologie Oberstufe Gesamtband Cornelsen Verlag 2009 ISBN 978 3 464 17184 4 Seite 292 293 nbsp Dieser Artikel wurde am 22 Juni 2009 in dieser Version in die Liste der lesenswerten Artikel aufgenommen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Lemuren amp oldid 235137655