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Als Torpor lat Erstarrung Betaubung bezeichnet man einen physiologischen Schlafzustand der bei einigen kleineren Saugetieren und Vogeln also bei gleichwarmen Tieren vorkommt und mit einer Lethargie vergleichbar ist bei dem Stoffwechsel und Energieumsatzprozesse auf ein Minimum gesenkt werden und alle Korperfunktionen gleichsam auf Sparflamme gehalten werden Die betroffenen Tiere sind vollkommen inaktiv und verharren in einem Zustand der korperlichen Starre Reaktionen auf Aussenreize finden in diesem Zustand kaum statt Der Torpor dient den Tieren vor allem dazu langere Zeiten des Wasser oder Nahrungsmangels zu uberstehen sie konnen so einige Tage bis mehrere Wochen ohne Nahrungs und Flussigkeitsaufnahme uberleben Inhaltsverzeichnis 1 Funktioneller Vorgang im Organismus zur Anpassung an Kalte oder Trockenheit 2 Torpor bei Vogeln 3 Siehe auch 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseFunktioneller Vorgang im Organismus zur Anpassung an Kalte oder Trockenheit BearbeitenWissenschaftlich wird dieser Zustand als Torpiditat oder als Torpor bezeichnet oft auch als Hypothermie Im deutschen Sprachraum kennt man dafur auch die Bezeichnungen Hungerstarre Tagesschlaflethargie Hunger oder Kalteschlaf Vogelkundlich wird von einem Verklammen gesprochen Physiologisch ahnelt die Hungerstarre dem Winterschlaf doch sind meist nicht Kalte und Lichtmangel oder hormonelle Umstellungen die Ausloser sondern Nahrungsmangel und damit einhergehender Gewichtsverlust Alle lebenserhaltenden Vorgange werden auf ein Mindestmass reduziert die Korpertemperatur sinkt wesentlich aber niemals so stark wie bei echten Winterschlafern Ausloser fur den Torpor konnen auch langere Trockenperioden sein es kommt dann zu einer langeren Trocken oder Sommerstarre Die Tiere wachen aus dem Torpor regelmassig wieder auf wenn die Umweltbedingungen besser geworden sind Der Torpor tritt meist nur fur einige Stunden ein und wird in der Regel als Antwort auf die aktuelle Nahrungssituation und den Energieverbrauch genutzt Jedes Individuum entscheidet situationsbedingt ob es in Torpor geht oder nicht Bei Untergewicht kommt es nicht zum Absinken der Korperfunktionen was auch sinnvoll ist da fur das Aufwachen erhebliche Energiereserven benotigt werden Der Torpor unterscheidet sich vom Winterschlaf darin dass er nur fur eine begrenzte Zeit eintritt und beliebig also jederzeit und ohne physiologische Vorbereitungen eingesetzt werden kann Winterschlaf ist ein zwangslaufiges Verhalten das wochenlanger Vorbereitung Fetteinlagerung hormonelle Umstellungen usw bedarf Beim Torpor wird die Korpertemperatur nicht auf so niedrige Werte wie wahrend des Winterschlafs gesenkt Trotzdem kann durch diesen Zustand Energie eingespart werden Der Vorteil gegenuber dem Winterschlaf ist dass die Tiere nicht ihr Revier aufgeben mussen sich nicht zuruckzuziehen brauchen und schneller wieder aufwachen Bei manchen Tieren kann es sogar zu taglichen Torporzyklen kommen Bei Kolibris hat man beobachtet dass sie sich nachts spontan in einen kurzen Schlafzustand versetzen konnen Ebenso tritt der Torpor bei Fledermausen und der gewohnlichen Hausmaus auf Die Fledermaus senkt dazu im Schlaf ihre Korpertemperatur unter den Normalwert Taglicher Torpor ist auch von Mausmakis den kleinsten Primaten der Welt bekannt Wenn das nachtliche Nahrungsangebot wahrend der Trockenzeit nicht ausreicht gehen Mausmakis gegen Mitternacht in Torpor und senken ihre Korpertemperatur herab Sie lassen sich gegen Morgen passiv von der Sonne langsam wieder aufheizen und erwachen gegen Mittag Sie haben dann nur wenige Stunden im Torpor verbracht aber bis zu 40 ihrer Energie gespart insbesondere durch das passive Aufheizen 2020 zeigten zwei Teams aus Neurowissenschaftlern welche Neuronen in Mausen deren Torpor steuern und fuhrten diesen Zustand auch bei nicht kalorienbeschrankten Mausen sowie bei Torpor losen Ratten kunstlich herbei 1 2 3 Torpor bei Vogeln BearbeitenDa Vogel keinen Winterschlaf halten trifft man die Fahigkeit in torpide Zustande zu verfallen bei ihnen recht haufig an doch ist diese Moglichkeit auf kleinere Arten beschrankt da das Aufwachen relativ viel Energie verbraucht Fur grossere und schwerere Arten ergabe sich dadurch ein ungunstiges Verhaltnis zwischen Energieersparnis und Energieverbrauch in der Aufwachphase In den Vogelfamilien der Segler Apodidae Schwalben Hirundinidae sowie der Nachtschwalben Caprimulgidae finden sich einige Vertreter die den Zustand der Hungerstarre als Energiesparmassnahme nutzen Bei sommerlichen Kaltlufteinbruchen nach Mitteleuropa lassen sich solche Zustande auch beim Mauersegler beobachten insbesondere bei Jungtieren Mehlschwalben geraten auch bei tiefen Aussentemperaturen minus 5 C und tiefer niemals in Torpor solange sie gut ernahrt sind Sinkt ihr Korpergewicht jedoch auf etwa 15 Gramm Normalgewicht 19 20 Gramm tritt auch bei hohen nachtlichen Aussentemperaturen Torpor ein Die Intensitat der Torpiditat und damit das Absenken der nachtlichen Korpertemperatur hangt vom Ernahrungszustand ab Einige Nachtschwalben wie etwa die im sudwestlichen Nordamerika verbreitete Winternachtschwalbe Phalaenoptilus nuttallii uberwintern im Zustand einer tiefen Torpiditat Die Hopi Indianer nennen ihn Hoelchko was sich mit Der Schlafende ubersetzen lasst Tiere die sich in einem solchen Zustand befinden konnen das Erwachen nicht mehr selbst steuern erst sehr deutlich steigende Umgebungstemperaturen leiten die Aufwachphase ein Eine weniger tiefe Torpiditat dagegen kann selbst bei gleich bleibend tiefen Aussentemperaturen vom Vogel selbst beendet werden Auch Kolibris die in nachtfrostexponierten Regionen leben fallen regelmassig in Torpor da diese Vogel mit ihrer sehr hohen Stoffwechselrate ansonsten die langen kalten Nachte nicht uberleben wurden Ihre Korpertemperatur sinkt dabei von normalerweise 38 40 C auf 18 20 C die Stoffwechselrate wird dabei fur nur wenige Stunden um bis zu 90 herabgesetzt Bei ihnen ist dieser Zustand starker endogen bestimmt Siehe auch BearbeitenAtonie Katatonie Schreckstarre Stupor ein Starrezustand des ganzen Korpers bei Menschen ThermoregulationLiteratur BearbeitenFranz Bairlein Okologie der Vogel Gustav Fischer Stuttgart 1996 ISBN 3 437 25018 3 S 9 und 10 J Schmid J R Speakman Daily energy expenditure of the grey mouse lemur Microcebus murinus a small primate that uses torpor In J Comp Physiol Band 170 2000 S 633 641 Josef H Reichholf Die Zukunft der Arten 2 Auflage 2011 ISBN 978 3 423 34532 3 S 50 Kap Mauersegler und Wasserqualitat Lisa Warnecke Das Geheimnis der Winterschlafer Reisen in eine verborgene Welt Verlag C H Beck Munchen 2017 ISBN 978 3 406 71328 6 Weblinks BearbeitenLennart Pyritz Uralt amp unergrundlich Das Phanomen Winterschlaf ist ratselhafter als gedacht Sendedatum 11 April 2017 Dauer 5 49 MP3Einzelnachweise Bearbeiten Michael Irving Scientists induce suspended animation state in mice and rats In New Atlas Abgerufen am 7 Juli 2020 Sinisa Hrvatin Senmiao Sun Oren F Wilcox Hanqi Yao Aurora J Lavin Peter Marcelo Cicconet Elena G Assad Michaela E Palmer Sage Aronson Alexander S Banks Eric C Griffith Michael E Greenberg Neurons that regulate mouse torpor In Nature 583 Jahrgang Nr 7814 Juli 2020 S 115 121 doi 10 1038 s41586 020 2387 5 PMID 32528180 PMC 7449701 freier Volltext Tohru M Takahashi Genshiro A Sunagawa Shingo Soya Manabu Abe Katsuyasu Sakurai Kiyomi Ishikawa Masashi Yanagisawa Hiroshi Hama Emi Hasegawa Atsushi Miyawaki Kenji Sakimura Masayo Takahashi Takeshi Sakurai A discrete neuronal circuit induces a hibernation like state in rodents In Nature 583 Jahrgang Nr 7814 Juli 2020 S 109 114 doi 10 1038 s41586 020 2163 6 PMID 32528181 Normdaten Sachbegriff GND 4546164 8 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Torpor amp oldid 222103253