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Dieser Artikel beschreibt den Winterschlaf Der turkische Film mit diesem Titel steht unter Winterschlaf Film Als Winterschlaf oder Hibernation bezeichnet man einen lang wahrenden Ruhezustand in den bestimmte homoiotherme Tiere manche Saugetiere und wenige Vogel unter Herabsetzung ihrer Korpertemperatur wahrend der kalten Jahreszeit fallen Winterschlafer senken im Herbst ihre Korpertemperatur auf ein niedrigeres Niveau ab gleichzeitig verlangsamen sich auch Atem und Pulsfrequenz sowie alle weiteren Stoffwechselaktivitaten Da das Tier wahrend des Winterschlafs keine Nahrung aufnimmt stammt die Energie fur alle Stoffwechselaktivitat des Winterschlafers aus den wahrend des Sommers angefressenen Fettdepots Der Braunbrustigel halt Winterschlaf mit UnterbrechungenEinzelne Saugetiere wie der Siebenschlafer die Haselmaus der Braunbrustigel das Murmeltier oder manche Fledermause 1 2 halten einen lang andauernden Winterschlaf mit wenigen kurzen Unterbrechungen bleibt die normale Korperkerntemperatur wahrend der Ruhephase unverandert erhalten spricht man stattdessen von Winterruhe 3 Allen Winterschlafern ist gemein dass sie sich bei ausseren Storungen rasch auf Normaltemperatur erwarmen Dies wird durch Hormonausschuttungen der Hypophyse gesteuert Bei der Erwarmung verbrauchen sie erhebliche Mengen Fett weshalb die Tiere nach haufigen Storungen des Winterschlafs verhungern konnen Mit der zeitlichen Organisation des Winterschlafs beschaftigt sich die Chronobiologie Inhaltsverzeichnis 1 Das Verhalten der Winterschlafer in den kalten Jahreszeiten 2 Die Dauer des Winterschlafs 3 Mogliche Ausloser fur den Winterschlaf 4 Das Aufwachen im Fruhjahr 5 Auswirkungen des Winterschlafs 6 Abgrenzung 6 1 Winterruhe 6 2 Kaltestarre 6 3 Winterliche Ruhezustande bei Hirschen 6 4 Winterschlafahnliche Zustande bei Vogeln 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseDas Verhalten der Winterschlafer in den kalten Jahreszeiten Bearbeiten nbsp Fledermaus beim WinterschlafDie Winterschlafer suchen im Herbst Orte auf an denen sie vor der strengen Kalte geschutzt sind hohle Baumstamme Erdhohlen und dergleichen und polstern sie mit Heu Stroh Blattern Haaren Wolle und anderen Materialien aus In dem so ausstaffierten Unterschlupf verbringen sie meist zu mehreren Tieren mit zusammengezogenem abgekugeltem Korper und geschlossenen Augenlidern den Winter in einem energetischen Sparzustand dem so genannten Torpor Ihre normale Korpertemperatur sinkt dabei meist auf Werte zwischen 9 und 1 C ab Thermoregulation Alle Korperfunktionen sind in diesem Zustand stark vermindert Die Atmung ist schwach der Herzschlag verlangsamt und die Empfindlichkeit gegenuber ausseren Reizen gering Murmeltiere senken zum Beispiel wahrend des Winterschlafs ihre Korpertemperatur von 39 auf bis zu 7 C ab Ihr Herz schlagt statt hundertmal nur noch zwei bis dreimal pro Minute Die Atempausen konnen bis zu eine Stunde betragen Absonderungsprodukte des Darmkanals und der Leber sammeln sich bei Winterschlafern im unteren Teil des Darms an und werden gleich nach dem Erwachen ausgeschieden Nahrung wird wahrend der Zeit des Schlafes nicht aufgenommen hochstens in den gelegentlichen Wachphasen Die Tiere zehren stattdessen von ihren Fettreserven welche sie sich im Herbst angefressen haben Murmeltiere verkleinern wahrend des Winterschlafes sogar Magen und Darm um die Halfte Leber und Nieren um etwa 30 Prozent Ein spezielles braunes Fettgewebe das insbesondere im Schulter und Nackenbereich der Winterschlafer liegt dient ausschliesslich der Warmeproduktion In der Spatphase des Aufwachens wird der Korper zusatzlich durch Muskelzittern wieder auf Normaltemperatur gebracht Je hoher die Korpertemperatur wird desto schneller atmen die Tiere Manche Winterschlafer wie die Murmeltiere halten einen sozialen Winterschlaf bei dem in jedem Bau bis zu 20 Eltern und Jungtiere eng nebeneinander ruhen so dass sie sich gegenseitig aufwarmen konnen wenn die winterlichen Temperaturen zu stark absinken Das erhoht vor allem die Chancen der Jungtiere die uber weniger Energiereserven verfugen auch hartere Winter zu uberstehen Die Dauer des Winterschlafs BearbeitenDie Dauer des Winterschlafs ist bei den einzelnen Winterschlafern unterschiedlich Beim Igel sind es drei bis vier Monate Siebenschlafer verbringen sechs bis sieben Monate im Winterschlaf daher auch ihr deutscher Name Man darf jedoch nicht der falschen Vorstellung unterliegen dass es sich beim Winterschlaf um einen mehrmonatigen Dauerschlaf ohne Pause handelt Vielmehr verlauft der Schlaf meist in Abschnitten wobei sich langere Phasen der Ruhe mit stark reduziertem Stoffwechsel mit kurzen Wachphasen abwechseln Wahrend zum Beispiel Igel eine Torpordauer von 1 bis 3 Wochen haben schlafen Siebenschlafer etwa 20 bis 33 Tage am Stuck 4 Zu oft durfen die Tiere wahrend des Winters allerdings nicht aufwachen weil jede zwischenzeitliche Aufwachphase an den Energiereserven zehrt so dass die Fettdepots zu fruh aufgebraucht wurden und fur den eigentlichen Aufwachvorgang im Fruhjahr nicht mehr zur Verfugung stunden Wissenschaftler haben fur ein Experiment extra gemastete Haselmause langer als ein Jahr im Winterschlaf gehalten Mogliche Ausloser fur den Winterschlaf BearbeitenAls Ausloser fur den lang anhaltenden Ruhezustand wurden traditionell aussere Faktoren wie das Sinken der Aussentemperaturen oder der Nahrungsmangel im Herbst angefuhrt Doch sollen nach Ansicht von Experten neben den kurzeren Tageslangen als Signalgeber vor allem innere Faktoren wie die Umstellung des Hormonhaushalts ein Nachlassen der Bestrahlung mit ultraviolettem Licht durch die schwachere Sonne fuhrt zu einer geringeren Erzeugung von Vitamin D was Erstarrungshormone in Gang setzt oder die innere Uhr die einem jahreszeitlich bedingten Rhythmus unterworfen ist fur die Auslosung des Winterschlafs verantwortlich sein So scheint die innere Uhr die Bildung von Fettdepots und dies wiederum die Schlafbereitschaft zu beeinflussen Selbst der narkotisierende Einfluss einer hoheren Kohlendioxidkonzentration in den Schlafhohlen wurde als auslosender Faktor fur den Winterschlaf diskutiert Das Aufwachen im Fruhjahr BearbeitenDie Ursache fur das Aufwachen im Fruhjahr ist immer noch nicht genau bekannt Steigende Umgebungstemperaturen und die Anreicherung von Stoffwechselendprodukten im Korper konnten als Wecksignale dienen Sind Wecksignale vorhanden werden von der Hypophyse Hormone ausgeschuttet die fur Warmeerzeugung durch das braune Fettgewebe sorgen Hat sich die Korperkerntemperatur bis auf etwa 15 Grad Celsius erhoht kann zusatzliches Muskelzittern zur weiteren Temperaturerhohung beitragen Der Kopf und Rumpfbereich mit den lebenswichtigen Organen wird hierbei zuerst erwarmt als letztes folgen die Extremitaten Auswirkungen des Winterschlafs BearbeitenEinige Winterschlafer wie Fledermause Siebenschlafer und Haselmause sterben wenn sie gewaltsam am Winterschlaf gehindert werden Dachse und Hamster konnen dagegen ohne die Winterschlafphase uberleben Untersuchungen der Universitat Wien an Zieseln haben gezeigt dass der mehrmonatige Winterschlaf negative Auswirkungen auf die Gedachtnisleistungen der Winterschlafer hat Im Vergleich zu Tieren die keinen Winterschlaf gehalten hatten waren die Ziesel nach ihrer langen Schlafphase nicht mehr in der Lage vorher erlernte Aufgaben zu losen zum Beispiel einen Weg im Labyrinth zu finden oder den Hebel eines Futterautomaten zu bedienen 5 Eine Erklarung dafur konnte die niedrige neuronale Aktivitat wahrend des Torpors sein Man hat sogar nachgewiesen dass Verbindungen zwischen Nervenzellen im Gehirn wahrend des Winterschlafs abgebaut werden Abgrenzung BearbeitenWinterruhe Bearbeiten Hauptartikel Winterruhe Wird der Winterschlaf von mehreren Wachphasen unterbrochen sowie die Korperkerntemperatur nicht abgesenkt 3 so bezeichnet man ihn als Winterruhe In diesen Wachphasen kann die Schlafposition geandert kleine Mengen Nahrung aufgenommen sowie Urin und Kot abgegeben werden Kaltestarre Bearbeiten Hauptartikel Kaltestarre Abzugrenzen ist der Winterschlaf von der Kaltestarre wie sie bei vielen poikilothermen Tieren den Reptilien Amphibien und Fischen aber auch Weichtieren und Gliederfussern in den gemassigten Klimazonen vorkommt Im Gegensatz zum Winterschlaf kann bei der Kaltestarre die Korpertemperatur nicht geregelt werden sondern sie entspricht der Umgebungstemperatur Fallt diese zu stark erfrieren wechselwarme Tiere Glukose oder Harnstoff konnen bei leichtem Frost das Einfrieren der Korperflussigkeiten mindern Teichmolche verbringen 3 bis 4 Monate Blindschleichen und Kreuzottern 4 bis 5 Monate Laubfrosche und Zauneidechsen 5 bis 6 Monate im Zustand der Winterstarre Winterliche Ruhezustande bei Hirschen Bearbeiten In jungster Zeit wurde zur Winterzeit auch ein Ruhezustand mit einem Abfall der Korpertemperatur auf bis zu 15 Grad Celsius bei einheimischen Hirschen festgestellt Durch die Herabsetzung ihrer Stoffwechselaktivitat in der nachtlichen Ruhephase sind die Tiere in der Lage die kalte Jahreszeit besser zu uberstehen Versuche der Veterinarmedizinischen Universitat Wien ergaben dass diese Regulationsmechanismen der Korpertemperatur und des Stoffwechsels vom Nahrungsangebot beeinflusst werden Eiweissreiche Nahrung die untypisch fur die Winterzeit ist konnte fur unnotig hohe Stoffwechselaktivitat im Winter verantwortlich sein Eine nicht artgerechte Winterfutterung konnte so Hunger im Fruhjahr erzeugen da der Stoffwechsel nicht reduziert wurde was wiederum zu Verbissschaden im Forst fuhre Die Forscher der Veterinarmedizinischen Universitat Wien gehen davon aus dass die Abgrenzung des Winterschlafs von der Winterruhe nicht mehr haltbar ist sondern eine Vielzahl von Saugetieren uber eine Palette von ahnlich verlaufenden Regulationsmechanismen der Herabsetzung des Stoffwechsels und der Korpertemperatur verfugen die moglicherweise auch von Seehunden und Walen bei langeren Tauchgangen genutzt werden Winterschlafahnliche Zustande bei Vogeln Bearbeiten Echter Winterschlaf kommt nur bei Saugetieren vor aber auch bei einigen Vogeln kennt man winterschlafahnliche Zustande Beschrieben wurde der Winterschlaf bei der Winternachtschwalbe 6 Auch Kolibris reduzieren bei Nahrungsmangel oder Kalteeinbruchen ihren Stoffwechsel und fallen in eine Starre In unseren Breiten verfallen bei Hungerperioden junge Mauersegler wahrend des Schlafes in einen Zustand mit leicht geminderter Korpertemperatur Langere Zeitraume des Winterschlafs wie bei Saugetieren gibt es bei Vogeln jedoch nicht Literatur BearbeitenMartin Eisentraut Der Winterschlaf mit seinen okologischen und physiologischen Begleiterscheinungen Fischer Jena 1956 Ralf Elvert Kardiorespiratorische und metabolische Reaktionen wahrend des Eintritts in den Winterschlaf beim SiebenschlaferGlis glis Gorich und Weiershauser Marburg 2001 ISBN 3 89703 480 8 Gerhard Kortner Winterschlaf und seine Auswirkungen auf den Energiehaushalt beim Alpenmurmeltier Marmota marmota Diss Marburg 1991 Erwin Kulzer Winterschlaf Mit 7 Tabellen Staatliches Museum fur Naturkunde Stuttgart 1981 Paul Raths Tiere im Winterschlaf Leipzig 1977 1979 Lisa Warnecke Das Geheimnis der Winterschlafer Reisen in eine verborgene Welt C H Beck Verlag Munchen 2017 Ulrich Weber Hrsg Biologie Oberstufe Cornelsen Berlin 2009 ISBN 978 3 464 17183 7 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Winterschlaf Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wiktionary Winterschlaf Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen nbsp Wiktionary Hibernation Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Linkliste zu Winterschlaf und Winterruhe der ETH Zurich Leben auf Sparflamme Die zeitliche Organisation des Winterschlafs beim Europaischen Feldhamster Cricetus cricetus L Winterschlaf beim Igel Lystrosaurus das schlafende Stosszahntier aus der Antarktis Jutta von Campenhausen Das grosse Schlummern In nzz ch 26 Dezember 2021 abgerufen am 29 Dezember 2021 Einzelnachweise Bearbeiten Gerhard Neuweiler Biologie der Fledermause 1 Auflage Thieme Stuttgart 1993 ISBN 978 3 13 787401 0 Franz Krapp Die Fledermause Europas 1 Auflage AULA Verlag Wiebelsheim 2010 ISBN 978 3 89104 751 4 a b Herder Lexikon der Biologie Band 8 Spini Zz Seite 443 Stichwort Winterruhe Spektrum Verlag Heidelberg Berlin Oxford 1994 Prof Dr Wolf Wunnenberg Physiologie des Winterschlafes Verlag Paul Parey Hamburg Berlin 1990 ISBN 3 490 12118 X S 40 Der Spiegel Leben auf kleinster Flamme vom 2 Januar 2006 abgerufen am 23 Februar 2015 Fred A Ryser Birds of the Great Basin A Natural History University of Nevada Press 1985 ISBN 0 87417 080 X S 305 nbsp Dieser Artikel ist als Audiodatei verfugbar source source Speichern 13 43 min 7 5 MB Text der gesprochenen Version 6 Januar 2015 Mehr Informationen zur gesprochenen Wikipedia Normdaten Sachbegriff GND 4189981 7 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Winterschlaf amp oldid 232105598