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Cloudina ist eine ausgestorbene Tiergattung unsicherer taxonomischer Zuordnung die im ausgehenden Ediacarium lebte und im Unterkambrium wieder ausstarb Sie gehort zur Familie der nach ihr benannten Cloudinidae CloudinaRekonstruktion von CloudinaZeitliches AuftretenEdiacariumFundorteNamibia Typlokalitat Antarktis Argentinien Brasilien China Kanada Mexiko Oman Paraguay Russland Sibirien Spanien Uruguay Vereinigte StaatenSystematikVielzellige Tiere Metazoa CloudinaWissenschaftlicher NameCloudinaGerms 1972ArtenCloudina hartmannae Cloudina riemkeae Cloudina lucianoi Cloudina sinensis Cloudina carinata Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie 2 Erstbeschreibung 3 Vorkommen 4 Vergesellschaftung 5 Morphologie 6 Taxonomie 7 Habitat und Lebensweise 8 Palaontologische Bedeutung 9 Siehe auch 10 EinzelnachweiseEtymologie BearbeitenDer Gattungsname Cloudina ehrt den Geologen und Palaontologen Preston Cloud 1 Erstbeschreibung BearbeitenCloudina wurde im Jahr 1972 von Gerard J B Germs erstmals wissenschaftlich beschrieben 1 Vorkommen BearbeitenCloudina hat eine weite geographische Verbreitung Das Vorkommen des Fossils ist an Kalziumkarbonat reiche Abschnitte von Stromatolithenriffen gebunden in denen es mit Namacalathus einem wie Cloudina nur massig mineralisierten und solitar lebenden Organismus und mit Namapoika einem robusten auf freien Oberflachen wachsenden Skelettbildner zusammen auftritt Neben der Typlokalitat Kuibis Subgroup und Schwarzrand Subgroup Nama Gruppe in Namibia siehe z B Driedoornvlagte wird Cloudina an folgenden Fundstellen angetroffen Antarktis Taylor Nunatak 2 Argentinien Brasilien Ladario Mato Grosso do Sul Tamengo Formation Corumba Gruppe 3 China Dengying Formation 4 Kanada Byng Formation Miette Group British Columbia 5 Mexiko Oman Ara Formation Huqf Gruppe 6 Paraguay Itapucumi Group Cloudina lucianoi 7 Sibirien Russland Spanien Puerto Rey Grenzgebiet zwischen Extremadura und Provinz Toledo Fuentes Formation 8 Uruguay Yerbal Formation und Polanco Formation Arroyo del Soldado Group und El Calabozo Formation Mina Verdun Gruppe Cloudina riemkeae 9 Vereinigte Staaten Kalifornien 10 und Nevada 11 Vergesellschaftung BearbeitenNeben seiner Vergesellschaftung mit Namacalathus Namapoika und Sinotubulites kann Cloudina beispielsweise in Sibirien mit den Anabaritidae und den tafelformig agglutinierenden Skelettbildnern Platysolenites und Spirosolenites angetroffen werden 12 Morphologie Bearbeiten nbsp Sektion von Cloudina in Orange der Wohnraum des Fossils innerhalb der ineinandergestapelten KalzitkegelCloudina wird von einer Reihe von ineinander gestapelten kegelformigen Rohren aus Kalzit aufgebaut deren genaue ursprungliche Zusammensetzung aber nicht mehr ermittelt werden kann Das Fossil misst im Durchmesser zwischen 0 3 und 6 5 Millimeter und in der Lange zwischen 8 und 150 Millimeter Jeder einzelne der in etwa gleichdimensionierten nach unten sich verjungenden Segmentkegel sitzt exzentrisch im darunterliegenden Vorganger Diese Anordnung resultiert in einer etwas rigid wirkenden ausseren Erscheinung Insgesamt betrachtet ist die Rohrenanordnung meist leicht gebogen oder gewunden kann aber gelegentlich sogar Verzweigungen aufweisen Die Wandstarken der Rohren betragen nur 8 bis 50 mm durchschnittlich 10 bis 25 mm Anfangs wurde angenommen dass die individuellen Rohren einen reagenzglasartigen Boden besassen Genauere Untersuchungen ergaben jedoch mittlerweile dass die Rohren nach unten offen sind 13 Es gibt ausserdem Hinweise dafur dass die Rohren biegsam waren Taxonomie BearbeitenEine taxonomische Klassifizierung von Cloudina hat sich als sehr schwierig herausgestellt Ursprunglich wurde das Fossil zu den Vielborstern Polychaeta gestellt Germs 1972 deutete es als Cribricyathea eine Klasse aus dem Unterkambrium 1 Glaessner 1976 folgte dieser Interpretation wies aber gleichzeitig auf die Ahnlichkeit mit den Ringelwurmern Annelida und insbesondere den Kalkrohrenwurmern hin 14 Hahn und Pflug 1985 sowie Conway Morris und Kollegen 1990 standen jedoch diesen beiden Standpunkten skeptisch gegenuber und weigerten sich eine uber die Familie der Cloudinidae hinausgehende Deutung zu akzeptieren 15 Einige Fossilien von Cloudina hartmannae zeigen Knospung was auf eine ungeschlechtliche Fortpflanzungsweise hindeutet Grant 1990 klassifizierte Cloudina daher als korallenartiges Nesseltier Cnidaria 10 Da aber die Rohren nach unten offen sind und somit einen nicht unterkammerten zusammenhangenden Wohnraum darstellen durfte Cloudina wohl eher als Stammgruppe von Vielborstern angesehen werden sozusagen als evolutive Tanten oder Kusinen mehr rezenter Vielborster Diese Interpretation wird durch die gleichmassige Verteilung von Bohrlochern gestutzt welche rauberische Organismen hinterlassen hatten 16 Wie bei so vielen Angehorigen der Ediacara Biota ist auch bei Cloudina eine Einordnung in den Tree of Life letztendlich nicht moglich und eine Klassifizierung in zwischen Reich und Familie liegende Niveaus wenig sinnvoll 17 Von der Gattung Cloudina sind bisher folgende Arten bekannt Cloudina hartmannae Germs 1972 Cloudina riemkeae Germs 1972 Cloudina lucianoi Beurlen und Sommer 1957 Zaine und Fairchild 1985 Cloudina sinensis Zhang Li und Dung 1992 Cloudina carinata Cortijo Musa Jensenia und Palacios 2009Synonyme von Cloudina lucianoi sind Aulophycus lucianoi Beurlen und Sommer 1957 bzw Cloudina waldei Hahn und Pflug 1985 Habitat und Lebensweise BearbeitenFossilfunde von Cloudina in der Nama Group in Namibia legen nahe dass Cloudina einer der ersten Riffbildner des Fossilberichts war 18 Gewohnlich ist Cloudina mit mikrobiellen Stromatolithen des Flachwasserbereichs assoziiert Isotopenuntersuchungen der Stromatolithen insbesondere ihr Kalzium Magnesium Verhaltnis lassen auf relativ kuhle Wassertemperaturen schliessen Cloudina kann aber auch in normalen Meeresbodensedimenten auftreten und ist somit nicht auf eine Lebensweise in Mikrobenhugeln engl microbial mounds beschrankt 19 Eigenartigerweise wird Cloudina selten in denselben Lagen mit anderen Weichkorperfossilien der Ediacara Biota zusammen angetroffen sondern wechselt sich vielmehr mit ihnen ab Dies gibt zu erkennen dass die beiden Organismengruppen unterschiedliche Umweltbedingungen bevorzugten 13 Bei vielen Exemplaren von Cloudina weisen die durch die individuellen Kegel gebildeten Rippen eine unterschiedliche Breite auf was auf eine variable Wachstumsrate hindeutet Adolf Seilacher ist der Ansicht dass Cloudina an Mikrobenmatten angeheftet war Die unterschiedlichen Wachstumsphasen dokumentieren wie der Organismus mit der Hintergrundsedimentation Schritt hielt wobei neue Kegel das frisch abgelagerte Sediment durchwuchsen um nicht von ihm verschuttet zu werden Verbiegungen in der entstehenden Rohre lassen sich auf eine Abweichung der Mikrobenmatten von der Horizontalen zuruckfuhren 20 Wegen ihrer geringen Grosse ware eigentlich zu erwarten dass Fossilien von Cloudina insbesondere bei bestandig niedergehendem Sedimentregen inmitten der Mikrobenmatten in Lebensstellung aufgefunden werden Dies ist aber nicht der Fall vielmehr wurden alle bisher entdeckten Exemplare aus ihrem ursprunglichen Habitat ausgewaschen Die Bohrlocher rauberischer Organismen scheinen ebenfalls gegen Seilachers Hypothese zu sprechen da sie sich nicht am aus dem Sediment herausragenden Kopfende konzentrieren sondern sich uber den ganzen Organismus verteilen Einer anderen Theorie zufolge sass Cloudina Seetang auf 13 Solange aber kein Exemplar in eindeutiger Lebensstellung bekannt ist kann uber die wirkliche Lebensweise kein endgultiges Urteil gefallt werden Cloudina Rohren bilden oft Kolonien sie konnen aber auch vereinzelt vorkommen Das haufige Auftreten grosser und gelegentlich monospezifischer Kolonien wurde mit dem Fehlen rauberischer Organismen in Verbindung gebracht Dennoch konnen an manchen Fundstellen bis zu 20 der Fossilien von Bohrlochern mit Durchmessern von 15 bis 400 mm befallen sein Die Locher verteilen sich ziemlich regelmassig uber die gesamte Rohrenlange Einige Rohren sind mehrfach angebohrt worden das heisst dass der Organismus einen Befall uberleben konnte Womoglich konnte das Tier seine Position innerhalb der Rohre verlagern da es zwar die gesamte Lange aber nicht die volle Breite der Rohre ausfullte Die gleichmassige Verteilung der Bohrlocher ist nicht recht mit einem infaunalen Lebensstil inmitten von Mikrobenmatten in Einklang zu bringen Millers Vorschlag dass Cloudina auf Seetang oder in einem Riff Habitat lebte erscheint somit nicht ganz so abwegig Werden moderne Mollusken als Vergleich herangezogen so lasst die Grossenverteilung der Locher auf einen Pradator von derselben Dimension wie Cloudina schliessen Palaontologische Bedeutung BearbeitenAuch wenn Cloudina unter der Small Shelly Fauna SSF nicht das alteste Taxon darstellt so liegt die eigentliche Bedeutung des Fossils wohl eher in seiner weiten Verbreitung 21 Die evolutive Neuerung einer Aussenschale im Verlauf des Ediacariums wird als Schutz vor Feinden erklart sie startete praktisch ein Wettrusten unter den damaligen vielzelligen Organismen Bohrlocher sind bei Cloudina haufig wohingegen das sehr ahnliche Taxon Sinotubolites das gelegentlich mit Cloudina vergesellschaftet auf derselben Schichtflache vorkommt frei von solchem Befall ist 22 Daruber hinaus ist der Bohrlochdurchmesser proportional zur Grosse des Wirtstieres dies bedeutet dass die Rauber bei der Auswahl ihrer Opfer selektiv vorgegangen waren Diese Hinweise auf selektiven Befall unterstreichen die Hypothese der Artbildung als Antwort auf rauberische Organismen die als mogliche Erklarung der rapiden Artenexplosion im Unterkambrium Kambrische Explosion herangezogen wird 4 Siehe auch BearbeitenCorumbella Saarina Sinotubulites SomatohelixEinzelnachweise Bearbeiten a b c Germs G J B New shelly fossils from Nama Group South West Africa In American Journal of Science Band 272 8 1972 S 752 761 doi 10 2475 ajs 272 8 752 Yochelson E L und Stump E Discovery of Early Cambrian Fossils at Taylor Nunatak Antarctica In Journal of Paleontology Band 51 4 1977 S 872 875 Zaine M F und Fairchild T R Comparison of Aulophycus lucianoi Beurlen amp Sommer from Ladario MS and the genus Cloudina Germs Ediacaran of Namibia In Anais Academia Brasileira de Ciencias Band 57 1985 S 130 a b Bengtson S und Zhao Y Predatorial Borings in Late Precambrian Mineralized Exoskeletons In Science Band 257 5068 1992 S 367 369 doi 10 1126 science 257 5068 367 Hofmann H J und Mountjoy E W Namacalathus Cloudina assemblage in Neoproterozoic Miette Group Byng Formation British Columbia Canada s oldest shelly fossils In Geology Band 29 12 2001 S 1091 1094 doi 10 1130 0091 7613 2001 029 lt 1091 NCAINM gt 2 0 CO 2 Conway Morris S Mattes B W und Chen M The early skeletal organism Cloudina new occurrences from Oman and possibly China In American Journal of Science Band 290 1990 S 245 260 Boggiani P und Gaucher C Cloudina from the Itapucumi Group Vendian Paraguay age and correlations In 1st Symposium Neopoterozoic Early Paleozoic Event in SW Gondwana Extended Abstracts Sao Paulo 2004 S 13 15 Palacios T Microfosiles de pared organic del Proterozoico superior Region central de la Peninsula Iberica In Memorias del Museo Paleontologico de la Universidad de Zaragoza Band 3 1989 S 1 91 Gaucher C und Sprechmann P Grupo Arroyo del Soldado paleontologia edad y correlaciones Vendiano Cambrico Inferior Uruguay In Actas II Congreso Uruguaya de Geologia Montevideo Sociedad Uruguaya de Geologia Facultad de Ciencias auf Spanisch 1998 S 183 187 a b Grant S W Shell structure and distribution of Cloudina a potential index fossil for the terminal Proterozoic In American Journal of Science 290 A 290 A 1990 S 261 294 Hagadorn J W und Waggoner B Ediacaran fossils from the southwestern Great Basin United States In Journal of Paleontology Band 74 2 2000 S 349 doi 10 1666 0022 3360 2000 074 lt 0349 EFFTSG gt 2 0 CO 2 Andrey Yu Zhuravlev Jose Antonio Gamez Vintaned und Andrey Yu Ivantsov First finds of problematic Ediacaran fossil Gaojiashania in Siberia and its origin In Geological Magazine Band 146 5 2009 S 775 780 doi 10 1017 S0016756809990185 a b c Miller A J A Revised Morphology of Cloudina with Ecological and Phylogenetic Implications 2004 Glaessner M F Early Phanerozoic annelid worms and their geological and biological significance In Journal of the Geological Society London Band 132 3 1976 S 259 275 doi 10 1144 gsjgs 132 3 0259 Hahn G und H D Pflug Die Cloudinidae n fam Kalk Rohren aus dem Vendium und Unter Kambrium In Senckenbergiana lethaea Band 65 1985 S 413 431 Hua H Pratt B R und Zhang L U Y I Borings in Cloudina Shells Complex Predator Prey Dynamics in the Terminal Neoproterozoic In PALAIOS Band 18 4 5 2003 S 454 doi 10 1669 0883 1351 2003 018 lt 0454 BICSCP gt 2 0 CO 2 Vinn O und Zaton M Inconsistencies in proposed annelid affinities of early biomineralized organism Cloudina Ediacaran structural and ontogenetic evidences In Carnets de Geologie CG2012 A03 2012 S 39 47 doi 10 4267 2042 46095 Penny A M Ediacaran metazoan reefs from the Nama Group Namibia In Science Band 344 6191 2014 S 1504 1506 doi 10 1126 science 1253393 Domke Kirk L u a Providing a Palaeoecological and Geochemical Context for Cloudina in Western North America Hrsg Smith Martin R u a Abstract Volume International Conference on the Cambrian Explosion Toronto Ontario Canada The Burgess Shale Consortium 2009 ISBN 978 0 9812885 1 2 Seilacher A Biomat related lifestyles in the Precambrian In PALAIOS SEPM Society for Sedimentary Geology Band 14 1 1999 S 86 93 doi 10 2307 3515363 Bengtson S Early skeletal fossils In Lipps J H und Waggoner B M Neoproterozoic Cambrian Biological Revolutions Hrsg Paleontological Society Papers Band 10 2004 S 67 78 Dzik J The Verdun Syndrome simultaneous origin of protective armour and infaunal shelters at the Precambrian Cambrian Transition In Geological Society London Special Publications Band 286 2007 S 405 414 doi 10 1144 SP286 30 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Cloudina amp oldid 210107584