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Reinhardt Seigbert Grossmann 10 Januar 1931 in Berlin 2 Juli 2010 in Austin Texas war ein deutscher Philosoph der mit 19 Jahren in die USA ausgewanderte und sich vor allem mit Ontologie und dem Universalienproblem befasste Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Philosophie 3 Schriften 3 1 Bucher 3 2 Wichtige Aufsatze 4 Literatur 5 WeblinksLeben BearbeitenNach Abschluss eines Studiums an der padagogischen Hochschule ging Grossmann mit 19 Jahren in die USA wo er ein Studium an der University of Iowa bei dem Psychologen Kurt Levin und dem Philosophen Gustav Bergmann aufnahm Im Jahr 1958 erfolgte die Promotion Bis 1962 lehrte Grossmann an der University of Illinois Hieran anschliessend ging er an die Indiana University wo er bis zu seiner Emeritierung 1994 blieb Die letzten Jahre seines Lebens verbrachte er in Austin in Texas nach einem Schlaganfall 2001 in einer Pflegeeinrichtung Philosophie BearbeitenVorrang im Denken Grossmanns haben ontologische Fragen Dabei nimmt er in Hinblick auf die Universalien einen realistischen Standpunkt ein Gegenstand seines ersten Buches The structure of Mind das Grossmann seinem Lehrer Gustav Bergmann widmet sind mentale Akte und ihre Gegenstande etwa die Frage ob jemand der an ein Einhorn denkt auch in einer Relation zu einem Einhorn steht Dahinter steht die Frage ob nicht existierende Objekte eine Realitat haben konnen Bejaht man die Frage nimmt man eine realistische Position ein Lehnt man hingegen die Auffassung ab dass der Geist uber die Grenzen seines eigenen Bewusstseins hinausgehen kann nimmt man eine Position des Idealismus ein Vor dem Hintergrund dieser Problemstellung einwickelt Grossmann eine eigne Ontologie Erkenntnistheorie und Theorie des Bewusstseins Kernthese ist dass auch mentale Akte Dinge sind S 142 Wahrnehmungen sind fur ihn mentale Akte und als solche stets propositional d h die Intention eines mentalen Aktes wird durch einen deklarativen Satz ausgedruckt Wahrnehmungen unterscheiden sich von Uberzeugungen und Urteilen Mentale Akte sind fur Grossmann durch Erfahrung aus der Innenperspektive gegeben und konnen sich auf tatsachliche oder mogliche Sachverhalte beziehen Er diskutiert seine Auffassungen vor dem Hintergrund von Meinongs Idealismus und Freges Konzeptualismus In Ontological reduction vertritt Grossmann eine besonders strenge Form von Leibniz Satz der Identitat 48 51 wonach Identitat nur gegeben ist wenn zwei Entitaten alle Eigenschaften und Relationen einschliesslich der Intentionen und Moglichkeiten modes gemeinsam haben Danach besteht noch nicht einmal Identitat zwischen Reinhard Grossmann und dem Autor von Ontological reduction oder zwischen 2 2 und 4 weil die Uberzeugungen in Hinblick auf die jeweiligen Entitaten unterschiedlich ausfallen konnen Die Identitat bezieht sich damit auf die deskriptive Bezeichnung descriptive expression einer Entitat und nicht auf die Entitat selbst Auf dieser Grundlage diskutiert Grossmann wie sich Relationen zwischen verschiedenen Tatsachen darstellen Seine Frage ist wie es neben Tatsachen wie Baumen Schmerzen oder Gedanken auch abstrakte Gegenstande wie Eigenschaften Klassen Verbindungen oder Zahlen geben kann S 3 Grossmanns Losung ist dass man in der Wahrnehmung Dinge unmittelbar erfasst Wenn man drei rote Roben sieht sieht man nicht die Roben die Rote und die Zahl drei als Eigenschaften haben sondern man sieht die Form der Roben das Rote und die Zahl drei Farben und Zahlen sind selbst wahrnehmbare Entitaten Zahlen sind numerische Quantoren wie alle und einige allgemeine Quantoren sind S 102 Fur Grossmann besteht keine Differenz zwischen logischen und faktischen Wahrheiten Das Buch The categorial structure of the world behandelt die grundlegenden Kategorien Individuen Eigenschaften Relationen Klassen Zahlen und Tatsachen Grossmann diskutiert hier die Grundfrage der Ontologie nach der Natur des Seins und kommt zu dem Schluss dass es keine besondere Weise oder Art des Seins gibt Entsprechend sind Sein und Existenz gleichzusetzen Individuen sind Einzeldinge particulars und keine Bundel von Eigenschaften Eigenschaften sind Universalien und wesensmassige essential Eigenschaften sind solche die eine Entitat gesetzmassig hat Dabei gibt es keine komplexen Eigenschaften Relationen sind nicht reduzierbar auf ihre Grundlagen und Identitat ist eine zweistellige Relation Die Relation zwischen mentalen Akten und ihren Gegenstanden Intentionalitat ist zu unterscheiden von der auf einer Reprasentation beruhenden Relation zwischen Wortern und Gegenstanden Grossmann nennt die Intentionalitat der Bezuge mentaler Akte auf nicht existierende Gegenstande anormale Relationen ahnlich wie die Verbindung oder zwischen Sachverhalten Klassen konnen nicht mit Eigenschaften gleichgesetzt werden und unterscheiden sich von raumlichen Ganzheiten Zahlen sind weder Vielfache noch Eigenschaften noch Klassen sondern Quantoren und damit eigenstandige Entitaten die fur Sachverhalte konstitutiv sind Tatsachen sind nicht als wahre Aussagen aufzufassen sondern als existierende Sachverhalte Eine besondere Kategorie sind Strukturen die fur Grossmann aus Einzeldingen Eigenschaften oder Relationen bestehen und durch eine besondere Relation gekennzeichnet sind Strukturen sind Ganzheiten oder raumliche und sich verandernde EinzeldingePhenomenology and existentialism an introduction ist eine kritische Auseinandersetzung mit Husserl Heidegger und Sartre deren Philosophie Grossmann vor dem Hintergrund vor allem von Descartes Brentano und Kierkegaard zum Teil holzschnittartig diskutiert In Hinblick auf Husserl thematisiert er den Gegensatz von Universalien und Einzeldingen in Bezug auf den Unterschied von Wahrnehmung und eidetischer Intuition Bei Heidegger setzt er sich mit der Bedeutung des Begriffs des Seins auseinander und kritisiert verschiedene Begriffsunterscheidungen Heideggers Zu Sartre analysiert Grossmann die Begriffe des Ich und des Nichts und diskutiert die Frage von Freiheit und Notwendigkeit Erkenntnistheoretisch versucht Grossmann in The fourth way a theory of knowledge eine Position zu entwickeln die eine Verbindung von Empirismus und Realismus ergibt Dies betrachtet er als vierten Weg verglichen mit den in der Philosophiegeschichte bekannten Ansatzen der Kombination von Rationalismus und Realismus Descartes Empirismus und Idealismus Berkeley sowie Rationalismus und Idealismus Kant Tatsachen sind fur Grossmann ahnlich wie fur David Armstrong die Grundbausteine der Welt Einzeldinge individuals und Eigenschaften properties existieren nur als Bausteine von Tatsachen Hierbei setzt er sich mit der Theorie der Wahrnehmung auf der Grundlage von Intentionalitat in Anknupfung an Meinong und Brentano der Frage nach dem Selbstbewusstsein und der mathematischen Erkenntnis auseinander Themen sind dabei erste und zweite Qualitaten Angst Schmerz Analytizitat Notwendigkeit oder die Natur von Zahlen Schriften BearbeitenBucher Bearbeiten The structure of Mind The University of Wisconsin Press Madison 1965 Reflections on Frege s philosophy Northwestern University Press Evanston 1969 Ontological reduction Indiana University Press Bloomington 1973 Meinong Routledge amp Kegan Paul London 1974 The categorial structure of the world Indiana University Press Bloomington 1983 Phenomenology and existentialism an introduction Routledge amp Kegan Paul London 1984 The fourth way a theory of knowledge Indiana University Press Bloomington 1990 The existence of the world An introduction to ontology Routledge New York London 1992 deutsch Die Existenz der Welt Eine Einfuhrung in die Ontologie Ontos Frankfurt 2004 ISBN 978 3 93720238 9Wichtige Aufsatze Bearbeiten Conceptualism in The Review of Metaphysics 14 Dez 1960 243 254 Frege s Ontology in The Philosophical Review 70 Jan 1961 23 40 Non Existant Objects Recent Work on Brentano and Meinong in American Philosophical Quarterly 6 Jan 1969 17 32 Russells s Paradox and complex predicates in Nous 6 1972 153 164 Bergmann s Ontology and the Principle of Aquaintance in The Ontological Turn hrsg von Moltke Stefanus Gram und Elmar D Klenke Iowa University Press Iowa 1974 89 113 Nonexistent objects versus definite descriptions in Australasian Journal of Philosophy 62 4 1984 363 377 Thoughts objectives and States of Affairs in Grazer Philosophische Studien 49 1995 163 169Literatur BearbeitenJavier Cumpa und Erwin Tegtmeier Hrsg Phenomenological Realism versus Scientific Realism Reinhardt Grossmann David M Armstrong Metaphysical Correspondence Ontos 2009 ISBN 978 386838051 4 Javier Cumpa Hrsg Studies in the Ontology of Reinhardt Grossmann Ontos 2010 ISBN 978 3 86838063 7Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Reinhardt Grossmann im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Reinhardt Grossmann and the Ontology of Categories Annotated Bibliography of Reinhardt Grossmann Nachruf PDF 116 kB auf der Homepage der University of Indiana Joseph K Cosgrove Review von Phenomenological Realism versus Scientific RealismNormdaten Person GND 124724493 lobid OGND AKS LCCN n82024219 VIAF 109416767 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Grossmann ReinhardtALTERNATIVNAMEN Grossmann Reinhardt SeigbertKURZBESCHREIBUNG deutscher PhilosophGEBURTSDATUM 10 Januar 1931GEBURTSORT BerlinSTERBEDATUM 2 Juli 2010STERBEORT Austin Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Reinhardt Grossmann amp oldid 238585901