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In logischen Systemen wird Identitat uber Ununterscheidbarkeit eingefuhrt Das Identitatsprinzip auch Satz der Identitat besagt dass ein Gegenstand A genau dann mit einem Gegenstand B identisch ist wenn sich zwischen A und B kein Unterschied finden lasst Die Methode durch die Identitat erkannt wird ist der Vergleich Das Identitatsprinzip wird oft Gottfried Wilhelm Leibniz zugeschrieben und daher auch Leibniz Gesetz englisch Leibniz law genannt Inhaltsverzeichnis 1 Intuitive Rechtfertigung 1 1 Die Identitat ununterscheidbarer Dinge 1 2 Die Ununterscheidbarkeit identischer Dinge 1 3 Geschichtliche Betrachtung 2 Diskussion 2 1 Verschiedene Formulierungen des Identitatsprinzips 2 2 Erlauterung 2 3 Identitat in der Informatik 3 Eigenschaften der Identitat 4 Einfuhrung der Identitatsrelation in formalen Systemen 5 WeblinksIntuitive Rechtfertigung BearbeitenDas Identitatsprinzip lasst sich in zwei Forderungen aufspalten die Identitat ununterscheidbarer Dinge die Ununterscheidbarkeit identischer DingeDie Identitat ununterscheidbarer Dinge Bearbeiten Die Identitat ununterscheidbarer Dinge besagt dass wenn Dinge ununterscheidbar sind sie auch identisch sind bzw aquivalent Sind sie nicht identisch so muss es einen Unterschied zwischen ihnen geben Zum Beispiel mussen sich zwei verschiedene Munzen auch wenn sie absolut gleich aussehen in irgendeiner Hinsicht unterscheiden etwa durch ihre Lage im Raum Die Ununterscheidbarkeit identischer Dinge Bearbeiten Die Ununterscheidbarkeit identischer Dinge besagt dass identische Dinge ununterscheidbar sind Gibt es einen Unterschied zwischen ihnen so konnen sie nicht identisch sein Stellt man fest dass eine Munze ganz aus Kupfer und eine mit identischem Wert ganz aus Gold ist kann es sich nicht um dieselbe Munze handeln weil diese Munze dann sowohl ganz aus Kupfer als auch ganz aus Gold ware was offensichtlich widerspruchlich ist Ununterscheidbar hingegen sind die Werte beider Munzen wie man nach deren Einzahlen auf ein Konto sieht Das Konto enthalt dann die Werte beider Munzen aber es ist unmoglich festzustellen welcher Teil des Kontostands zu welcher der eingezahlten Munzen gehort Geschichtliche Betrachtung Bearbeiten Die philosophische Formulierung eines Prinzips der Identitat des Ununterscheidbaren geht weit zuruck und findet sich schon in Uberlegungen der Stoiker die moderne Sichtweise zur Identitat geht auf Betrachtungen von Leibniz zuruck Die historische Diskussion der intuitiven Eigenschaften von Ununterscheidbarem findet sich meist unter seinem lateinischen Schlagwort als principium identitatis indiscernibilium Diskussion BearbeitenVerschiedene Formulierungen des Identitatsprinzips Bearbeiten Vom Identitatsprinzip gibt es verschiedene Formulierungen Die erste ist die allgemeinverstandlichste aber unpraziseste die dritte praziseste Formulierung geht auf Leibniz zuruck Ein Gegenstand A ist genau dann mit einem Gegenstand B identisch wenn es zwischen A und B keinen Unterschied gibt Ein Gegenstand A ist genau dann mit einem Gegenstand B identisch wenn alle Eigenschaften die A zukommen auch B zukommen und umgekehrt A und B bezeichnen genau dann denselben Gegenstand wenn sich A fur B in allen Aussagen bei Erhaltung des Wahrheitswertes ersetzen lasst Erlauterung Bearbeiten Der Zusammenhang zwischen den ersten beiden Formulierungen ergibt sich dadurch dass ein Unterschied zwischen zwei Dingen immer mit einer Eigenschaft einhergeht die einem Ding zukommt und dem anderen nicht So konnte beispielsweise ein Farb Unterschied darin bestehen dass dem einen Ding die Eigenschaft Rot zukommt dem anderen nicht Nummer drei ist eine Fassung von Leibniz beruhmter Formulierung Eadem sunt quae sibi ubique substitui possunt salva veritate Dieselben sind die sich uberall ersetzen konnen bei Wahrung von Wahrheit Bei der Erlauterung gehen wir zunachst von zwei Ausdrucken fur denselben Gegenstand aus z B von der hochste Berg der Erde der Mount EverestErsetzt man nun in der Aussage Der Mount Everest liegt im Himalaya den Begriff Mount Everest durch der hochste Berg der Erde erhalt man Der hochste Berg der Erde liegt im HimalayaDas Identitatsprinzip besagt nun dass diese Substitution den Wahrheitswert erhalt Wenn der erste Satz wahr ist muss dies auch der zweite Satz sein und umgekehrt Tatsachlich muss dies fur alle Satze gelten in denen der eine Ausdruck vorkommt Wenn wir dagegen von Ausdrucken ausgehen die nicht denselben Gegenstand bezeichnen wie das Matterhorn der Mount Everestso muss es laut Identitatsprinzip einen Satz geben in dem eine entsprechende Ersetzung den Wahrheitswert nicht erhalt Ein solcher Satz ist beispielsweise Das Matterhorn ist uber 8000 Meter hoch Dieser Satz ist falsch ersetzt man aber in ihm das Matterhorn durch Mount Everest so erhalten wir den wahren Satz Der Mount Everest ist uber 8000 Meter hoch Das Identitatsprinzip gilt uneingeschrankt nur in extensionalen Sprachen wie der Sprache der Mathematik In intensionalen Sprachen wie der deutschen Umgangssprache gilt es nur mit Einschrankungen Dieses Problem betrifft nur das Prinzip der Ununterscheidbarkeit Identischer nicht das der Identitat Ununterscheidbarer Man betrachte dazu die folgenden Satze Frank glaubt dass der Mount Everest im Himalaya liegt Frank glaubt dass der hochste Berg der Erde im Himalaya liegt Unter der Voraussetzung dass Frank nicht weiss dass der hochste Berg der Mount Everest ist konnte nun der erste Satz wahr und der zweite falsch sein Gerade dies durfte aber laut Identitatsprinzip bei Ausdrucken die denselben Gegenstand bezeichnen nicht der Fall sein Die Losung dieser Schwierigkeit lautet dass das Identitatsprinzip bei intensionalen Ausdrucken zu denen eben auch glauben dass gehort ausser Kraft gesetzt ist Die Aussagen in denen die Ersetzung vorgenommen wird durfen solche Ausdrucke nicht enthalten siehe auch opaker Kontext Geht man von einer der ersten beiden Formulierungen des Identitatsprinzips aus so wurde man sagen Eigenschaften wie von Frank fur im Himalaya liegend gehalten zu werden sind keine eigentlichen Eigenschaften der Dinge sondern von Frank und durfen daher auch nicht zur Unterscheidung von Mount Everest und hochstem Berg der Erde herangezogen werden Identitat in der Informatik Bearbeiten In der Informatik ist der Unterschied zwischen identischen Speichern und gleichen Speicherwerten leichter erkennbar Bezieht sich die Implementierung einer Variablen in Form einer Speicheradresse auf dieselbe Speicherzelle so ist der Inhalt einer zweiten Referenz auf dieselbe Speicherzelle identisch in einer anderen Speicherzelle befindet sich nur moglicherweise der gleiche Wert Eigenschaften der Identitat BearbeitenDie Identitat ist eine zweistellige Relation eine Beziehung zwischen zwei Dingen Genauer ist sie eine Aquivalenzrelation mit den folgenden Eigenschaften Reflexivitat Alles ist mit sich selbst identisch Symmetrie Wenn A mit B identisch ist so auch B mit A Transitivitat Ist A mit B identisch und B mit C so auch A mit CNoch genauer lasst sich die Identitatsrelation bestimmen als die feinkornigste Aquivalenzrelation in einer Sprache Das bedeutet dass bei a b displaystyle a b nbsp fur jede Aquivalenzrelation displaystyle sim nbsp auch a b displaystyle a sim b nbsp gilt Eine andere Aquivalenzrelation ware beispielsweise gleichschwer Es gilt also wenn a displaystyle a nbsp mit b displaystyle b nbsp identisch ist dass a displaystyle a nbsp auch gleichschwer wie b displaystyle b nbsp ist Dasselbe gilt fur alle ubrigen Aquivalenzrelationen gleich gross gleichfarbig etc Es kann gezeigt werden dass diese letzte Eigenschaft der maximalen Feinkornigkeit die Identitatsrelation in eindeutiger Weise charakterisiert Gibt es neben der Identitatsrelation eine weitere Aquivalenzrelation displaystyle sim nbsp mit dieser Eigenschaft so gilt a b displaystyle a b nbsp genau dann wenn a b displaystyle a sim b nbsp Einfuhrung der Identitatsrelation in formalen Systemen BearbeitenEs gibt verschiedene Moglichkeiten die Identitatsrelation in einem auf Pradikatenlogik basierenden formalen System einzufuhren In der Pradikatenlogik zweiter Stufe oder hoher kann die Identitat direkt und allgemein definiert werden mit einer Pradikatvariable F displaystyle F nbsp a b d e f F F a F b displaystyle a b equiv def forall F F a equiv F b nbsp Diese Definition ist eine geradlinige Umsetzung des leibnizschen Identitatsprinzips In der Pradikatenlogik erster Stufe kann eine Definition gegeben werden wenn eine formale Theorie eine endliche Anzahl von nicht definierten Pradikaten enthalt Betrachten wir dazu den Fall einer Mengentheorie mit dem Elementschafts Pradikat displaystyle in nbsp als einzigem undefinierten Pradikat Dann ist die Identitat wie folgt zu definieren a b d e f x a x b x x x a x b displaystyle a b equiv def forall x a in x equiv b in x wedge forall x x in a equiv x in b nbsp Bei mehreren Pradikaten mussten noch fur diese entsprechende Klauseln hinzugefugt werden In der Pradikatenlogik erster Stufe gibt es jedoch keine allgemeine Definition die unabhangig von den verwendeten Pradikaten ware Es gibt aber die Moglichkeit einer allgemeinen Einfuhrung entweder uber Regeln oder Axiome Durch Regeln lasst sich die Identitat wie folgt einfuhrenIdentitatsbeseitigungAus a b displaystyle a b nbsp und ϕ displaystyle phi nbsp folgt ϕ a b displaystyle phi a leftarrowtail b nbsp wobei ϕ a b displaystyle phi a leftarrowtail b nbsp eine Formel ist in der einige oder alle Vorkommen von a displaystyle a nbsp durch b displaystyle b nbsp ersetzt worden sind IdentitatseinfuhrungEs gilt a a displaystyle a a nbsp Die Intuition hinter diesen Regeln ist dass wenn man gezeigt hat dass a b ist man in jedem Satz in einem Beweis a an einigen oder allen Stellen durch b ersetzen kann Ferner kann man in einem Beweis immer a a setzen da dies offenbar nie falsch ist Bei der axiomatischen Einfuhrung setzt man das folgende Axiom Schema die so genannte Hao Wang Formel ϕ b a b ϕ a b displaystyle phi equiv forall b a b supset phi a leftarrowtail b nbsp Lies ϕ displaystyle phi nbsp ist genau dann wahr wenn fur alle b displaystyle b nbsp die Tatsache dass b displaystyle b nbsp mit a displaystyle a nbsp identisch ist bedingt dass ϕ a b displaystyle phi a leftarrowtail b nbsp Das Axiom impliziert unmittelbar die Identitatsbeseitigung aus ihm lasst sich jedoch auch sehr einfach die Identitatseinfuhrung a a displaystyle a a nbsp ableiten Weblinks BearbeitenThe Identity of Indiscernibles Eintrag in Edward N Zalta Hrsg Stanford Encyclopedia of Philosophy Vorlage SEP Wartung Parameter 1 und weder Parameter 2 noch Parameter 3 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Identitat Logik amp oldid 232603267