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Heinz Heimsoeth 12 August 1886 in Koln 10 September 1975 ebenda war ein deutscher Philosoph der vor allem durch seine Arbeiten zur Geschichte der Philosophie und als Kantforscher bekannt wurde Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Schriften 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenHeimsoeth der Sohn eines Arztes Grossneffe des Philologen Friedrich Heimsoeth und Urenkel des fruheren preussischen Ministerprasidenten Ludolf Camphausen besuchte das Kolner Apostel Gymnasium 1 Schon wahrend der Schulzeit horte er Vortrage von Benno Erdmann an der Kolner Handelshochschule Er begann sein Studium der Philosophie mit den Nebenfachern Mathematik und Kunstgeschichte 1905 in Heidelberg Bereits nach einem Semester wechselte er nach Berlin wo er fur drei Semester bei Wilhelm Dilthey Alois Riehl und Ernst Cassirer horte In Zusammenhang mit einer Arbeit uber Kant wechselte er 1907 nach Marburg Hier setzte er seine Studien bei Hermann Cohen und Paul Natorp fort In Marburg lernte er Nicolai Hartmann kennen mit dem er ein Leben lang befreundet blieb und einen ausfuhrlichen Briefwechsel fuhrte Seine Promotion erfolgte 1911 uber Descartes Methode der klaren und deutlichen Erkenntnis Nach einem Studienjahr in Paris bei Henri Bergson und dem Psychologen Pierre Janet habilitierte er sich 1913 in Marburg bei Natorp uber Leibniz Methode der formalen Begrundung Seine Probevorlesung hatte das Thema Der Freiheitsbegriff bei Boutroux und Bergson Wahrend des Ersten Weltkrieges wurde Heimsoeth Ubersetzer fur franzosische Gefangene in einem Lager bei Ludwigsburg eingesetzt Seine bereits zu dieser Zeit problematische antisemitische Haltung kommt in einem Brief an Hartmann zum Ausdruck in dem er den Streit um einen Aufsatz von Bruno Bauch in den Kant Studien mit der Bemerkung kommentierte dass die Kant St udien endgultig verjudet sind wobei er sich jedoch auch gegen einen zu starken Nationalismus wandte 2 Nach einer ausserordentlichen Professur 1921 in Marburg wo er einen Lehrauftrag fur Asthetik wahrnahm wurde er ab 1923 ordentlicher Professor in Konigsberg 1931 wechselte Heimsoeth auf einen Lehrstuhl in Koln Philosophisch loste sich Heimsoeth wie Hartmann von der idealistischen Position des Neukantianismus In seiner grundlegenden Studie zu den Grundfragen der Metaphysik betonte er den Bruch zwischen der Philosophie der Antike und der Philosophie des Mittelalters Hingegen sah er bereits im Spatmittelalter die Grundlagen fur das Denken in der Renaissance gelegt die sich uber den Rationalismus Kant und den Deutschen Idealismus bis hin zu Nietzsche zogen Kant interpretierte Heimsoeth wie Friedrich Paulsen Erich Adickes oder Max Wundt als Metaphysiker 3 Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten trat er zum 1 Mai 1933 der NSDAP bei Mitgliedsnummer 2 092 609 4 und war 1933 Dekan der Fakultat 5 Dieses Amt hatte er noch einmal 1943 44 inne Am 1 Juni 1934 wurde er Mitglied im NSLB Nr 290 843 ausgetreten am 13 Mai 1939 Weiterhin gehorte er dem NSDDB an Heimsoeth war Vorstandsmitglied der volkisch konservativen Deutschen Philosophischen Gesellschaft und Vorsitzender der Ortsgruppe Koln Unter Bruno Bauch ubernahm er 1934 die Schriftleitung der Blatter fur deutsche Philosophie Heimsoeth unterstutzte den Nationalsozialismus politisch er hielt aber Distanz zu nationalsozialistischer Philosophie So wurde er 1934 in einem Flugblatt des Nationalsozialistischen Studentenbundes angegriffen weil er sich weigere die Verwendung des Begriffs Rasse als philosophischen Begriff anzuerkennen und wurde auch von Alfred Baeumler kritisch gesehen 6 Im Oktober 1942 schrieb der streng nationalsozialistische Breslauer Philosoph August Faust an das Hauptamt Wissenschaft des Amtes Rosenberg Ich wurde es fur ausserst bedenklich halten solch einen Mann mit Auslandsvortragen zu beauftragen Er ist in keiner Weise ein Reprasentant der deutschen Philosophie wie sie durch die nationalsozialistische Weltanschauung gefordert wird Seine Bucher konnten eben so gut vor zwanzig Jahren geschrieben sein 7 Andererseits ausserte Ferdinand Weinhandl ebenfalls ein Regime naher Philosoph uber Heimsoeths Tatigkeit als Schriftleiter der Blatter fur deutsche Philosophie Ich muss auch zugeben dass als Schriftleiter Heimsoeth ob aus Uberzeugung oder aus Klugheit durchaus grosszugig ist und das Gesamtbild der Zeitschrift keinesfalls das eines Sammelpunktes der Reaktion ist Immer wieder wird das Problem Rasse und Philosophie erortert 8 Nach dem Krieg bekannte Heimsoeth dass er in der nationalsozialistischen Bewegung eine Moglichkeit zur Erneuerung der Gesellschaft gesehen habe In den ersten Stadien des Revolutionsgeschehens glaubte ich ubrigens auch dass wir Alle unsere geistige Welt nur wurden retten konnen wenn aus unserem Berufskreis viele die Parteizugehorigkeit und ein aktives Auftreten fur unsere Dinge auf sich nehmen und innerhalb der garenden Bewegung das Unsere zur Geltung bringen wurden 9 Heimsoeths Art zu philosophieren charakterisierte Friedrich Kaulbach er verfolgt einen zentralen Gegenstand der Metaphysik uber weitgespannte Zusammenhange hinweg und differenziert ihn zugleich in klar unterschiedene teils divergierende teils durchkreuzende Problemlinien Dabei findet der Blick eines Altmeisters der Problem und Begriffsgeschichte jeweils die Punkte in der Entwicklung heraus auf welche sich das gedankliche Geschehen konzentriert und von denen aus mit der Notwendigkeit einer geschichtlichen Gedankenbewegung der weitere Prozess verlauft 10 Heimsoeth selbst beschrieb ruckblickend als Schlusselelemente seiner Philosophie die Person als Existenz die Ursprunglichkeit von Freiheit und das Heraustreten der von Kant gelehrten Selbstfindung und Selbstsetzung aus dem Schatten der bis dahin herrschenden Kantauffassung 11 Dabei wies er auch auf den fruhen Einfluss Nietzsches hin zu dem er in den 1930er Jahren einige Aufsatze veroffentlicht hatte Von der Philosophie als geistiger lebensbestimmender Macht betroffen wurde ich zuerst durch Auftreffen auf die nach der Jahrhundertwende sukzessiv erscheinenden Nachlass Bande der ersten grossen Nietzsche Ausgabe Das Ethos der in unerhorten Spannungen sich aufrecht bis zum Untergang erhaltenden Personlichkeit und das unendlich volle Chaos der Erfragensweisen denkerischer Ruckschau und Vorausentwurfe blieb von da immer auch in Abkehrzeiten ein Sternbild fur Ernst und Anstrengungen geistigen Sich Versuchens in verstehendem Erfahren dessen was da ist und was man ist 12 nbsp Grab auf dem Friedhof MelatenHeimsoeth wurde 1949 Mitglied der Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz 1954 erfolgte seine Emeritierung 5 1966 erhielt er von der Wirtschafts und Sozialwissenschaftlichen Fakultat der Universitat Koln den Ehrendoktor 13 Seine Grabstatte befindet sich auf dem Kolner Friedhof Melaten Flur 12 G Schriften BearbeitenDie Methode der Erkenntnis bei Descartes und Leibniz 2 Bande Topelmann Giessen 1912 1914 Die sechs grossen Themen der abendlandischen Metaphysik und der Ausgang des Mittelalters Stilke Berlin 1922 Nachdruck der 3 Auflage 1954 Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1987 ISBN 3 534 00076 5 Fichte Reinhardt Munchen 1923 Metaphysik der Neuzeit Oldenbourg Munchen Berlin 1929 1934 Nachdruck Oldenbourg Munchen 1967 Geschichtsphilosophie Bouvier Bonn 1948 Metaphysische Voraussetzungen und Antriebe in Nietzsches Immoralismus Verlag der Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz In Kommission bei Franz Steiner Verlag Wiesbaden 1955 Akademie der Wissenschaften und der Literatur Abhandlungen der geistes und sozialwissenschaftlichen Klasse Jahrgang 1955 Nr 6 als Hrsg Windelband Wilhelm Lehrbuch der Geschichte der Philosophie Mit einem Schlusskapitel Die Philosophie im 20 Jahrhundert und einer Ubersicht uber den Stand der philosophiegeschichtlichen Forschung Mohr 15 Auflage Tubingen 1957 ISBN 3 16 838032 6 Atom Seele Monade Historische Ursprunge und Hintergrunde von Kants Antinomie der Teilung Steiner Wiesbaden 1960 Abhandlungen der geistes und sozialwissenschaftlichen Klasse der Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz Jahrgang 1960 Nr 3 Studien zur Philosophiegeschichte Kolner Universitatsverlag Koln 1961 Astronomisches und Theologisches in Kants Weltverstandnis Abhandlungen der geistes und sozialwissenschaftlichen Klasse der Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz Jahrgang 1963 Nr 9 Hegels Philosophie der Musik Bouvier Bonn 1964 aus Hegel Studien Band 2 1963 S 162 201 Transzendentale Dialektik Ein Kommentar zu Kants Kritik der reinen Vernunft 4 Bande de Gruyter Berlin 1966 1971 Studien zur Philosophie Immanuel Kants Bouvier Bonn 1961 2 Auflage 1971 ISBN 3 416 00437 X Literatur BearbeitenLudwig J Pongratz Hrsg Philosophie in Selbstdarstellungen Band III Hamburg 1975 S 102 132 Frida Hartmann Renate Heimsoeth Hrsg Nicolai Hartmann und Heinz Heimsoeth im Briefwechsel Bonn 1978 Bruno Liebrucks Philosophische Freundschaft Zum Briefwechsel zwischen N Hartmann und H Heimsoeth In Kant Studien Band 73 Nr 1 1982 S 82 86 Friedrich Kaulbach Joachim Ritter Hrsg Kritik und Metaphysik Studien Heinz Heimsoeth zum 80 Geburtstag de Gruyter Berlin 1966 Friedhelm Nicolin Die Schriften Heinz Heimsoeths Eine Bibliographie In Zeitschrift fur philosophische Forschung 15 1961 S 579 591 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Heinz Heimsoeth im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Heimsoeth Heinz Hessische Biografie Stand 25 Mai 2020 In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Einzelnachweise Bearbeiten Die Biographischen Angaben beruhen weitgehend auf Christian Tilitzki Die deutsche Universitatsphilosophie in der Weimarer Republik und im Dritten Reich Akademie Berlin 2002 insbesondere S 115ff Frida Hartmann und Renate Heimsoeth Hrsg Nicolai Hartmann und Heinz Heimsoeth im Briefwechsel Bonn 1978 S 286 Gerhard Funke Die Diskussion um die metaphysische Kantinterpretation In Kant Studien 67 1976 S 409 424 409 ahnlich Ingeborg Heidemann Person und Welt Zur Kantinterpretation von Heinz Heimsoeth In Kant Studien 48 1956 S 344 360 Hans Wagner Zur Kantinterpretation der Gegenwart Rudolf Zocher und Heinz Heimsoeth In Kant Studien 53 2 1961 S 235 254 hier 246 254 Gottfried Martin Immanuel Kant Ontologie und Wissenschaftstheorie de Gruyter Berlin 1969 S 156 Bundesarchiv R 9361 IX KARTEI 14300431 a b Ernst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich Wer war was vor und nach 1945 2 Auflage Fischer Frankfurt am Main 2005 S 239 Leo Haupts Die Universitat zu Koln im Ubergang vom Nationalsozialismus zur Bundesrepublik Bohlau Koln 2007 S 142 zitiert nach Christian Tilitzki Die Universitatsphilosophie in der Weimarer Republik und im Dritten Reich Akademie Berlin 2002 S 846 zitiert nach Christian Tilitzki Die Universitatsphilosophie in der Weimarer Republik und im Dritten Reich Akademie Berlin 2002 S 1011 Heinz Heimsoeth in einem Brief an den Kolner Prorektor Veit im November 1946 zitiert nach Leo Haupts Die Universitat zu Koln im Ubergang vom Nationalsozialismus zur Bundesrepublik Bohlau Koln 2007 S 140 Friedrich Kaulbach Atom und Individuum In Zeitschrift fur philosophische Forschung 17 1963 S 3 41 3 Heinz Heimsoeth in Ludwig J Pongratz Hrsg Philosophie in Selbstdarstellungen Band III Hamburg 1975 S 102 132 119 Heinz Heimsoeth in Ludwig J Pongratz Hrsg Philosophie in Selbstdarstellungen Band III Hamburg 1975 S 102 132 102 siehe auch Heinz Heimsoeth Macht und Geist in Nietzsches Geschichtsphilosophie Otto Muller 1938 Rede Zur Anthropologie Friedrich Nietzsches In Blatter fur deutsche Philosophie 17 1943 44 sowie Metaphysische Voraussetzungen und Antriebe in Nietzsches Immoralismus Steiner 1955 Abhandlungen im Verlag der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Ingeborg Heidemann Metaphysikgeschichte und Kantinterpretationen im Werk Heinz Heimsoeths Kant Studien 67 1976 S 291 312Normdaten Person GND 11854800X lobid OGND AKS LCCN n93100833 VIAF 73951731 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Heimsoeth HeinzKURZBESCHREIBUNG deutscher PhilosophGEBURTSDATUM 12 August 1886GEBURTSORT KolnSTERBEDATUM 10 September 1975STERBEORT Koln Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Heinz Heimsoeth amp oldid 234726042