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Die Schuppenkriechtiere Squamata bilden eine der vier Grossgruppen der Reptilien Reptilia Sie stellen mit 11 349 Arten 1 7176 Echsen 2 3971 Schlangen 3 und 202 Doppelschleichen 4 Stand April 2022 einen bedeutenden Teil der Landwirbeltierfauna mehr als die Saugetiere mit etwa 6400 Arten Uber 96 der rezenten bekannten Reptilienarten sind Schuppenkriechtiere 5 SchuppenkriechtiereSchuppenkriechtiere Squamata SystematikUberklasse Kiefermauler Gnathostomata Reihe Landwirbeltiere Tetrapoda ohne Rang Amnioten Amniota ohne Rang SauropsidaUberordnung Schuppenechsen Lepidosauria Ordnung SchuppenkriechtiereWissenschaftlicher NameSquamataOppel 1811Die meisten Squamaten sind mittelgrosse Tiere die grossten rezenten Schuppenkriechtiere sind der Netzpython Python reticulatus und die Grosse Anakonda Eunectes murinus die eine Lange von etwa sechs bis sieben Meter erreichen konnen Das kleinste ist Brookesia micra ein nur drei Zentimeter lang werdendes Stummelschwanzchamaleon Alle Schuppenkriechtiere haben einen mehr oder weniger langgestreckten Korper dessen Querschnitt oft rund ist aber auch abgeflacht oder hochruckig Chamaleons sein kann Inhaltsverzeichnis 1 Verbreitung 2 Merkmale 2 1 Haut 2 2 Schadel 2 3 Bezahnung 2 4 Postcranialskelett 2 5 Sinnesorgane 3 Fortpflanzung 4 Systematik 4 1 Aussere Systematik 4 2 Innere Systematik 5 Stammesgeschichte 6 Quellen 7 WeblinksVerbreitung Bearbeiten nbsp Verbreitung der SchuppenkriechtiereSchuppenkriechtiere besiedeln fast alle terrestrischen Lebensraume Sie leben mit Ausnahme der Antarktis auf allen Kontinenten Mit den Seeschlangen Hydrophiinae haben sie auch die Kustenregion tropischer Meere erobert Die meisten Schuppenkriechtiere leben in den Tropen nach Norden nimmt die Artenfulle immer mehr ab im grossten Teil Kanadas in Alaska auf Gronland und im Norden Sibiriens fehlen sie Die Waldeidechse Zootoca vivipara und die Kreuzotter Vipera berus sind die am weitesten nach Norden vordringenden Reptilienarten Sie kommen noch nordlich des Polarkreises vor Das am weitesten sudlich vorkommende Schuppenkriechtier ist der Leguanartige Liolaemus magellanicus der noch auf Feuerland lebt In Europa gibt es knapp uber 50 Echsen sowie etwa 30 Schlangenarten 6 In Deutschland leben 14 Arten sechs Eidechsen eine nur lokal eingefuhrt die Blindschleiche und sieben Schlangen Merkmale BearbeitenHaut Bearbeiten nbsp Haut eines Komodowarans nbsp Gewohnliche Mamba nach der Hautung mit ExuvieDie Beschuppung der Epidermis Oberhaut kann sehr verschieden sein Sie ist bei Geckos am feinsten kann aus flachen glatten oder gekielten Schilden bestehen aber auch mit Dornen oder vorstehenden Hockern versehen sein Leguanartige haben oft klingenartige Stachelschuppen die einen Kamm im Nacken auf dem Rucken dem Schwanz oder an der Kehlwamme bilden Bei einigen dunenbewohnenden Echsen finden sich Saume von abstehenden Schuppen an den Zehen die ein Einsinken in den Sand verhindern den Basilisken helfen diese Saume schnell uber Wasseroberflachen zu laufen Geckos und Anolis haben an der Unterseite der Zehen Haftlamellen die von der Epidermis gebildet werden und aus vielen einzelnen Harchen bestehen Die oberste Schicht der Epidermis wachst nicht mit und wird regelmassig alle drei bis vier Wochen bei vielen Echsen oder nach sechs bis zehn Monaten bei Schlangen oder Chamaleons abgestreift Vorher wurde sie durch Hautungsharchen angehoben und mit Luft oder Lymphflussigkeit von der darunter gebildeten neuen Epidermis getrennt Geckos fressen sie unmittelbar nach der Hautung auf Die Hautung erfolgt bei den meisten Echsen in Fetzen bei Schlangen oder beinlosen Echsen im Ganzen Exuvie Klapperschlangen bilden beim Hauten eine Ringschuppe die zu einem Teil ihrer Schwanzrassel wird Die unter der Epidermis liegende Lederhaut Dermis ist dick und besteht aus dreidimensional verlaufenden Bundeln von Bindegewebe Bei Echsen werden hier Osteodermen flache Knochenplatten gebildet deren Form und Lage ungefahr jenen der daruber liegenden Schuppen entsprechen Die Osteodermen konnen vor allem bei verschiedenen Skinkartigen aber auch einigen Schleichenartigen einen geschlossenen Panzer bilden Unter der Dermis liegt die Subkutis Unterhaut die der Muskulatur nur locker aufliegt und durch horizontal verlaufendes Bindegewebe gebildet wird Schadel Bearbeiten nbsp Schadel von Varanus griseusDer Schadel der Schuppenkriechtiere unterscheidet sich vom diapsiden Schadel durch die Reduktion des unteren der beiden Jochbogen Bei den Schlangen den Doppelschleichen und einigen beinlosen Skinkartigen ist auch der obere Jochbogen zuruckgebildet Ein weiteres Kennzeichen ist die sogenannte Streptostylie die stark erhohte innere Beweglichkeit des Squamaten Schadels Diese wird dadurch erreicht dass das Quadratum ein Knochen des primaren Kiefergelenks der Reptilien beweglich am Schuppenbein aufliegt Die Beweglichkeit des Schadels ist bei Schlangen am weitesten ausgepragt Deren Unterkiefer besteht aus zwei halftigen Unterkieferbogen die zahntragenden Dentalen sind am Vorderende nicht miteinander verwachsen sondern durch Faserknorpel flexibel miteinander verbunden Symphyse und auch gegenuber den ubrigen Unterkieferknochen beweglich Es gibt allerdings auch angepasst an eine grabende Lebensweise die Tendenz den Schadel wieder zu verfestigen Dies ist besonders bei den Doppelschleichen den Schlangenschleichen und den Blindschlangenartigen ausgepragt Bei einigen grabenden Skinken Gurtelechsen Echten Eidechsen und den Krustenechsen werden die oberen und seitlichen Schadelpartien zusatzlich durch kleine Knochenplatten Osteodermen verstarkt Das Foramen parietale eine Offnung fur das Parietalorgan im Schadeldach bleibt bei den Echsen immer frei Schlangen haben kein Parietalorgan Bezahnung Bearbeiten nbsp Bezahnung eines Nashornleguans Cyclura cornuta Zahntragende Schadelknochen sind bei den Echsen die Maxillaria im Oberkiefer und die Dentalia im Unterkiefer Daneben konnen auch die Gaumenknochen Zahne tragen das Gaumenbein Palatinum bei einigen Schleichen das Flugelbein Pterygoid bei einigen Tejus und Eidechsen beide Knochen bei den Schlangen Die Zahne sind wurzellos an der Innenseite der Kieferknochen befestigt Pleurodontie Dies wird als Plesiomorphie der Schuppenkriechtiere angesehen Ersatzzahne wachsen aus einer Knospe an der Basis der alten Zahne Bei den Agamen den Chamaleons den Spitzschwanz Doppelschleichen Trogonophidae und den Schlangen tritt eine andere Form der Zahnbefestigung die Akrodontie auf Dabei sitzen die Zahne auf der Oberkante des Kiefers Agamen und Chamaleons werden deshalb innerhalb der Leguanartigen als Monophylum Acrodonta zusammengefasst Squamaten mit akrodonter Bezahnung vollziehen keinen Zahnwechsel Die Zahne sind normalerweise homodont gleichartig Die meisten Squamaten fressen Insekten ihre Zahne sind konisch mit einer Geckos zwei oder drei Spitzen Eidechsen Tejus die meisten Leguanartigen Mollusken fressende Schuppenkriechtiere wie einige Skinke Schleichen Tejus und Warane haben breit abgeflachte Zahne Bei grossen Waranen ist der Hinterrand fein gesagt Viele Pflanzen fressende Leguanartige haben Zahne mit flachen Kronen und gesagten Schneiden Bei den auch Samen und harte Pflanzenteile fressenden Dornschwanzagamen sind die Zahne zu einer Kauleiste zusammengewachsen Die Zahne der Schlangen sind konisch und nach hinten gekrummt Die Fangzahne der Giftschlangen sind mit einer giftleitenden Rinne oder einem Hohlkanal versehen Vipern Viperidae und Erdvipern Atractaspididae haben im Ruhezustand nach hinten geklappte Zahne die beim Offnen des Mauls aufgerichtet werden Bei Blindschlangen Typhlopidae Schlankblindschlangen Leptotyphlopidae und den Afrikanischen Eierschlangen Dasypeltis ist die Bezahnung reduziert Postcranialskelett Bearbeiten nbsp Johannisechse Ablepharus kitaibelii Das Skelett der Schuppenkriechtiere ist in Anpassung an unterschiedliche Lebensweisen oft drastisch verandert worden Die meisten haben funf Halswirbel wie Chamaleons andere wie die Warane bis zu neun Ab dem dritten Halswirbel kann es kurze Rippen Cervicalrippe geben Die Anzahl der Rumpfwirbel Wirbel vor dem Kreuzbein hangt von der Streckung des Rumpfes ab und kann 23 bis 29 bei den Geckos 74 bis 110 bei den mit ihnen verwandten Flossenfussen betragen Skinkartige haben 26 bis 107 Rumpfwirbel vierfussige Schleichenartige 29 bis 36 ihre beinlosen Verwandten 51 bis 68 Schlangen konnen uber 400 Wirbel haben davon bis zu 300 Rumpfwirbel Alle Rumpfwirbel tragen Rippen Uber Schultergurtel und Vorderbeine verfugen mit Ausnahme der Zweifuss Doppelschleichen Bipedidae und der Gymnophthalmidae Gattung Bipes nur die vierbeinigen Arten Er besteht aus Schulterblatt Scapula Rabenbein Coracoid Schlusselbein Clavicula und Interclavicula Die letzten beiden sind mit dem knorpeligen Brustbein verbunden Zwei Einbuchtungen im Rabenbein die bei einigen Formen auch zu Fenstern durchgebrochen sind gelten als Squamaten Synapomorphie Der Beckengurtel besteht aus Darmbein Ilium Sitzbein Ischium und Schambein Pubis Die drei Knochen treffen in der Huftgelenkpfanne Acetabulum zusammen Der Beckengurtel ist bei den beinlosen Formen teilweise oder vollstandig reduziert Die Tendenz zur Reduktion der Gliedmassen tritt von den Leguanartigen abgesehen in allen Taxa oberhalb der Familienebene auf Innerhalb der Geckoartigen sind es die Flossenfusse bei den Skinkartigen gibt es Formen mit verkummerten Beinen bei den Skinken bei den Gurtelechsen Gattung Chamaesaura und bei den Zwergtejus Gattungen Bachia und Calyptommatus Von den Schleichenartigen fehlen einigen Schleichen Anguidae und allen Ringelschleichen Anniellidae die Gliedmassen Das Gleiche gilt fur alle 3000 Schlangenarten Riesenschlangen verfugen noch uber einen stabformigen Uberrest des Beckens im Hinterleib und mit dem Aftersporn einen rudimentaren Uberrest von Hinterextremitaten Sinnesorgane Bearbeiten nbsp Auge eines nachtaktiven Geckos mit schlitzformiger senkrechter Pupille nbsp Zungelnde Contia tenuisDie Augen sind je nach Art stark unterschiedlich ausgebildet und konnen bei nachtaktiven Gruppen z B diversen Geckos sehr gross sein bei anderen wie einigen Blindschlangenartigen auch nahezu vollstandig reduziert und ohne Pigmente sein Nachtaktive Arten haben senkrecht ovale bis schlitzformige tagaktive Arten meist runde Pupillen Die recht grossen Orbitae sind durch ein Interorbitalseptum Scheidewand getrennt die Augen werden von vier geraden und zwei schragen Augenmuskeln und dem Musculus retractor bulbi gesteuert Der Augapfel ist um die Cornea herum verfestigt bei den meisten Schuppenkriechtieren ausser Schlangen durch einen Skleralring Tranendrusen sind vorhanden Die Nickhaut wird durch Sekrete von Harderschen und Nickhautdrusen gleitfahig gehalten bei Schlangen und einigen anderen Schuppenkriechtieren etwa viele Gekkota ist die Nickhaut mit dem unteren Lid zu einer starren Brille verwachsen Sekrete der zuvor genannten Drusen werden bei ihnen uber Tranennasengange bzw Lacrimalgange in die Mundhohle abgeleitet Die Netzhaut weist meist nur zwei oder drei verschiedene Typen von Zapfen auf bei einigen hoheren Schlangen kommen auch Stabchen vor Bei einigen Schuppenkriechtieren z B Ahaetulla ist die Fahigkeit zum binokularen Sehen vorhanden Untersuchungen an der Nachtsicht des Helmgeckos Tarentola chazaliaei ergaben dass seine Augen in der Nacht Farben unterscheiden konnen wenn Menschen bereits farbenblind sind Moglicherweise liegt dies darin begrundet dass sich in seinen Augen ausschliesslich Zapfen befinden 7 Bei geschlossenem Maul erfolgt die olfaktorische chemische Wahrnehmung uber die Nasenlocher durch einen Vorhof bis zur eigentlichen Nasenhohle mit Riechepithel und innerer Nasenoffnung Die Sinnesepithelien liegen meist am Dach der Nasenhohle und ihre Flache wird durch einen Muschel Concha genannten Auswuchs vergrossert In diesem Aufsatz finden sich bei einigen Schuppenkriechtieren vergrosserte Nasendrusen oft zur Salzausscheidung etwa bei Wustenbewohnern wie Dornschwanzagamen Uromastyx und der marinen Meerechse Amblyrhynchus cristatus Die ausseren Nasenlocher einiger stark ans Wasser gebundener Gruppen wie Seeschlangen Hydrophiinae Meerechse und Wassertrugnattern Homalopsinae sind verschliessbar Ein anderes Organ zur olfaktorischen Wahrnehmung ist das Jacobsonsche Organ bzw Vomeronasalorgan Embryonal entsteht es durch Abschnurung von der Nasenhohle und ist spater nicht mehr mit ihr verbunden Es offnet sich durch zwei Gange zum Gaumendach Geruchspartikel werden dann an der Zungenspitze zu den Sinnesepithelien des Vomeronasalorgans befordert Die Geruchspartikel werden aufgenommen indem die Zunge regelmassig aus dem Mund heraus und wieder hineinbewegt wird dieser besonders bei Waranen Varanus und Schlangen haufige Vorgang wird Zungeln genannt Geschmacksknospen finden sich vor allem auf der Zunge aber auch am Gaumendach und auf der Mundschleimhaut Bei Schlangen sind Geschmacksknospen nur auf der Mundschleimhaut vorhanden Lange war strittig ob Squamaten ihren Geschmackssinn nutzen Bei einem 2001 durchgefuhrten Wahlexperiment verschmahten Rotkehlanolis Anolis carolinensis mit bitteren Stoffen versehene Futterinsekten wahrend mit Sussstoff versehene Insekten gegenuber normal schmeckenden Insekten bevorzugt wurden Auch bei verschlossenen Gangen des Vomeronasalorgans blieben diese Praferenzen erhalten Somit konnte der Geschmackssinn bei Reptilien die nicht primar das Vomeronasalorgan nutzen eine Rolle in der Beuteauswahl spielen 8 Eidechsen wie die Gattung Lacerta konnen offenbar alle vier Geschmacksqualitaten suss sauer salzig bitter unterscheiden Das Gehororgan besteht aus Aussenohr Paukenhohle und Innenohr Das Trommelfell liegt fast immer auf Niveau der Kopfseitenflache Bei einigen Schuppenkriechtieren ist das Aussenohr reduziert da das Trommelfell mit der schuppigen Haut kaschiert ist oder aber die Grubenrander des Tympanons sind mit dem Trommelfell verwachsen Im Jahr 2010 wurde ausserdem experimentell bestatigt dass sich der Gecko Cyrtodactylus philippinicus am Erdmagnetfeld orientieren kann Dies war der erste Nachweis eines Magnetsinnes bei Schuppenkriechtieren 9 Fortpflanzung Bearbeiten nbsp Zauneidechsen Lacerta agilis bei der Paarung das Mannchen grun kopuliert von der Seite und fixiert das Weibchen mit einem Biss nbsp Schlupfender Gecko der Art Agamura persica man beachte die verkalkte Eierschale wie sie bei allen Arten der Familie Gekkonidae vorkommtSchuppenkriechtiere haben eine innere Befruchtung und paaren sich von der Seite Je nachdem auf welcher Seite das Mannchen ist wird der rechte oder der linke Hemipenis benutzt Wahrend der Paarung halten sich die Mannchen bei den meisten Echsen und einigen Schlangenarten bei Giftschlangen nicht mit dem Maul am Hals oder der Flanke des Weibchens fest Riesenschlangen umschlingen sich wahrend der Paarung mit den Hinterleibern Die Mehrzahl der Schuppenkriechtiere legt Eier Die Eier haben eine pergamentartige Schale und konnen sich wahrend der Inkubation durch die Aufnahme von Wasser ausdehnen Bei den meisten Geckoartigen mit Ausnahme von Lidgeckos Doppelfingergeckos Carphodactylidae und Flossenfussen sind die Eierschalen allerdings verkalkt Viviparie und Ovoviviparie haben sich mehrfach in verschiedenen Taxa unabhangig voneinander entwickelt beispielsweise bei einigen Skinken allen Nachtechsen einigen Schleichen den Boas und Sandboas fast allen Seeschlangen und zahlreichen Vipern Bei einer uberraschend hohen Zahl der Schuppenkriechtiere gibt es eine Fortpflanzung durch Parthenogenese Zuerst wurde dieses Phanomen bei den Kaukasischen Felseidechsen Darevskia entdeckt kommt aber auch bei vier Geckogattungen den Rennechsen Cnemidophorus zwei Gattungen der Zwergtejus den Schmetterlingsagamen Leiolepis den Mittelamerikanischen Nachtechsen Lepidophyma sowie bei der Blindschlange Ramphotyphlops braminus vor Brutpflege betreiben nur wenige Schlangen wie zum Beispiel die Pythons Sie legen sich bis zum Schlupf der Jungtiere in Schlingen um ihr Gelege und erzeugen Warme durch Muskelzittern Wie bei Schildkroten und Krokodilen wird auch bei einigen Echsen das Geschlecht durch die Temperatur wahrend des letzten Drittels der Inkubationszeit festgelegt Bei hoher Inkubationstemperatur entstehen Mannchen ist sie niedriger dagegen Weibchen Die Schlupflinge aller eierlegenden Squamaten befreien sich mit einem Eizahn aus der Eierschale Der Schlupf kann einige Stunden bis Tage dauern Die Jungtiere verlassen das Ei erst wenn der Dottersack eingezogen ist Nach dem Schlupf sind die Tiere sofort selbststandig und ahneln den Adulten Lediglich eine abweichende Juvenilzeichnung kommt vor Systematik BearbeitenAussere Systematik Bearbeiten Die Schuppenkriechtiere gehoren zu den diapsiden Reptilien deren Schadel durch zwei Schadelfenster gekennzeichnet ist Ihre Schwestergruppe mit der sie in der Uberordnung Schuppenechsen Lepidosauria vereinigt sind sind die Sphenodontia Zu jenen gehoren neben den heute noch lebenden Bruckenechsen aus Neuseeland nur noch Taxa aus dem Mesozoikum Die Monophylie der Lepidosauria ist durch fast 50 Synapomorphien gesichert Sauropsida Reptilia Parareptilia Diapsida Archosauria u a Krokodile Flugsaurier Dinosaurier inkl Vogel Schuppenechsen Lepidosauria Sphenodontia rezent nur die Bruckenechse SchuppenkriechtiereInnere Systematik Bearbeiten Die innere Systematik der Schuppenkriechtiere wird von verschiedenen Bearbeitern gegensatzlich diskutiert und ist als noch sehr vorlaufig anzusehen Klassisch wurden die Schuppenkriechtiere in zwei Unterordnungen eingeteilt die Echsen Lacertilia und die Schlangen Serpentes Spater kamen noch die Doppelschleichen Amphisbaenia die wegen ihrer grabenden Lebensweise einen von den anderen Echsengruppen stark abweichenden Korperbau haben als eigene Unterordnung hinzu Da die zuletzt genannten Gruppen aber aus den Echsen hervorgegangen sind handelt es sich bei den Echsen um ein paraphyletisches Taxon In dieser Gruppe wurden alle Schuppenkriechtiere zusammengefasst die sich nicht den anderen beiden Gruppen zuordnen liessen Doppelschleichen und Schlangen gelten als monophyletisch Eine nach morphologischen Gesichtspunkten vorgenommene Aufteilung der Echsen in vier Grossgruppen findet sich in vielen Publikationen Die Leguanartigen zu denen auch die Agamen und Chamaleons gezahlt werden stehen als unterste Klade am Ursprung des Stammbaums Alle anderen Echsen gehoren dem Taxon Scleroglossa an dessen Monophylie durch mehr als 20 Autapomorphien gestutzt wird Diese teilen sich in die Geckoartigen zu denen neben den Geckos auch die beinlosen Flossenfusse aus Australien und Neuguinea gehoren und die Autarchoglossa die sich durch den Besitz eines Musculus rectus abdominis auszeichnen Die Autarchoglossa werden in Skinkartige und Schleichenartige unterteilt Zu den Skinkartigen gehoren unter anderem die in Europa heimischen Echten Eidechsen Viele Wissenschaftler rechnen auch die Doppelschleichen und die ebenfalls beinlosen Schlangenschleichen dazu Zu den Schleichenartigen gehoren neben den Schleichen auch die grossen Warane und die Krustenechsen Da die Warane eine Reihe von Merkmalen mit den Schlangen teilen werden auch diese von vielen Experten als Schleichenartige angesehen Die Schlangen haben in der klassischen Systematik den Rang einer Unterordnung und werden in drei Uberfamilien unterteilt die primitiven wuhlenden und unterirdisch lebenden Blindschlangenartigen die Wuhl und Riesenschlangenartigen zu denen neben einigen weitgehend unbekannten Familien auch die Riesenschlangen gehoren sowie die Nattern und Vipernartigen die mit weit uber 2000 Arten die grosse Masse der Schlangen stellt Die Systematik der Schlangen unterliegt aber ebenso grosseren Anderungen weshalb die paraphyletische Uberfamilie der Wuhl und Riesenschlangenartigen nicht mehr gultig ist Dieses klassische Konzept uber die Verwandtschaft innerhalb der Schuppenkriechtiere gibt das folgende einfache Kladogramm wieder weitestgehend nach W Bohme 2004 Schuppenkriechtiere Leguanartige Iguania Scleroglossa Geckoartige Gekkota Autarchoglossa Skinkartige Scincomorpha incl Doppelschleichen Amphisbaenia und Schlangenschleichen Dibamidae Schleichenartige Anguimorpha Schleichen Anguidae Waranartige Varanoidea Schlangen Serpentes Vorlage Klade Wartung 3 nbsp Verschiedene Zungen von Schuppenkriechtieren Lediglich die Zunge der Schlangenschleiche Dibamus novaeguineae links unten ist nicht zweispitzigNach jungsten molekularbiologischen Untersuchungen werden die verwandtschaftlichen Verhaltnisse zwischen den Grosstaxa der Schuppenkriechtiere in Frage gestellt und die Monophylie der Scleroglossa der Autarchoglossa und der Skinkartigen Scincomorpha bestritten Es ergibt sich danach ein vollig anderer Stammbaum der sich inzwischen auf einige anatomische Merkmale stutzen kann Die Schlangenschleichen stehen an der Basis des Kladogramms sie haben als einzige Schuppenkriechtiere eine einspitzige Zunge Alle anderen Schuppenkriechtiere werden in das neue Taxon Bifurcata gestellt Die Bifurcata haben eine in unterschiedlichem Ausmass ausgepragt zweispitzige Zunge die nur leicht eingekerbt sein kann wie bei den Geckos oder im anderen Extrem tief gespalten ist wie bei Tejus Waranen und Schlangen Einzige Ausnahme hiervon sind die Chamaleons deren Zunge sekundar zu einem hochspezialisierten Fangapparat umgebildet ist Die Bifurcata teilen sich in einer Dichotomie in die Geckoartigen deren Schlupflinge einen paarigen Eizahn besitzen und die Unidentata die nur einen Eizahn haben Innerhalb der Unidentata werden Scinciformata und Episquamata unterschieden Zu den Scinciformata gehoren die Skinke die Gurtelechsen und die Nachtechsen Die Episquamata bestehen aus den Laterata zu denen einige sonst zu den Skinkartigen gerechnete Familien gehoren und den Toxicofera nbsp Ostliche BartagameNach dem Toxicofera Konzept ist die Fahigkeit giftiger Schuppenkriechtiere wie der Krustenechsen der Giftnattern und der Vipern Toxine zu produzieren nicht mehrmals sondern nur einmal bei einem gemeinsamen Ahnen vor etwa 200 bis 230 Millionen Jahren entstanden Zu den Toxicofera gehoren die Schlangen die Schleichenartigen und die Leguanartigen die beiden letzteren sind Schwestergruppen Die Schlangen gehoren hier also nicht wie bei dem oben dargestellten nach morphologischen Gesichtspunkten erstellten Kladogramm zu den Schleichenartigen die Leguanartigen stehen nicht an der Basis des Kladogramms sondern sind hoch in der Kronengruppe angesiedelt 5 10 11 Das Toxicofera Konzept erfahrt weitere Unterstutzung da auch in Ober und Unterkiefer eines Leguanartigen der Ostlichen Bartagame Pogona barbata giftproduzierendes Drusengewebe gefunden wurde Ausserdem werden die Symptome die nach den Bissen von drei Waranarten auftreten nicht mehr nur als Ergebnis einer Bakterieninfektion sondern als Resultat einer aktiven Giftsekretion interpretiert 12 Kladogramm der Schuppenkriechtiere nach molekularbiologischen Untersuchungen 5 11 13 14 Squamata Schlangenschleichen Dibamidae Bifurcata Gekkota Pygopodomorpha Doppelfingergeckos Diplodactylidae Carphodactylidae Flossenfusse Pygopodidae Gekkomorpha Lidgeckos Eublepharidae Sphaerodactylidae Geckos Gekkonidae Blattfingergeckos Phyllodactylidae Scincoidea Nachtechsen Xantusiidae Schildechsen Gerrhosauridae Gurtelechsen Cordylidae Skinke Scincidae Episquamata Lacertoidea Gymnophthalmoidea 15 Alopoglossidae Schienenechsen Teiidae Zwergtejus Gymnophthalmidae Lacertibaenia Echte Eidechsen Lacertidae Doppelschleichen Amphisbaenia Florida Doppelschleichen Rhineuridae Eigentliche Doppelschleichen Amphisbaenidae Spitzzahn Doppelschleichen Trogonophidae Zweifuss Doppelschleichen Bipedidae Cadeidae Blanidae Toxicofera Anguimorpha Hockerechsen Xenosauridae Krustenechsen Helodermatidae Doppelzungenschleichen Diploglossidae Ringelschleichen Anniellidae Schleichen Anguidae Krokodilschwanzechsen Shinisauridae Taubwaran Lanthanotidae Warane Varanidae Leguanartige Iguania Schlangen Kladogramm der Schlangen nach molekularbiologischen Untersuchungen 5 11 16 17 Schlangen Amerikanische Blindschlangen Anomalepididae Typhlopoidea Schlankblindschlangen Leptotyphlopidae Gerrhopilidae Xenotyphlopidae Blindschlangen Typhlopidae Amerophidia Korallenrollschlange Aniliidae Erdboas Tropidophiidae Afrophidia Xenophidiidae Bolyerschlangen Bolyeriidae Boas Boidae Uropeltoidea Wuhlschlangen Anomochilidae Walzenschlangen Cylindrophiidae Schildschwanze Uropeltidae Pythonoidea Xenopeltidae Spitzkopfpython Loxocemidae Pythons Pythonidae Warzenschlangen Acrochordidae Hockernattern Xenodermatidae Nattern und Vipernartige Colubroidea Stammesgeschichte BearbeitenDie ersten den Schuppenkriechtieren ahnlichen Echsen erscheinen im Oberperm und in der Untertrias von Sudafrika Weitere Fossilien wurden in Schichten der Obertrias in England und Nordamerika gefunden Ihr Skelett ist deutlich primitiver als das der rezenten Taxa Deshalb werden sie als eigenes Taxon Eolacertilia klassifiziert Sie eroberten schnell neue Lebensraume und verdrangten die vorher dominierenden echsenartigen Reptilien wie die Procolophonier die Millerosaurier und die Eosuchier nbsp Eupodophis descouensi eine Schlange die noch Hinterbeine besitzt rot markiert nbsp Globidens ein auf hartschalige Beute spezialisierter MosasaurierAus der Zeit des Jura sind fast keine Squamatenfossilien bekannt Erst im spaten Jura gibt es wieder Fossilfunde in China und Europa Diese sind den heutigen Grosstaxa Gekkota Scincomorpha und Anguimorpha zuzuordnen Der in Frankreich gefundene Euposaurus wird wegen seiner akrodonten Zahne auf der Oberkante der Kiefers in die Verwandtschaft der Agamen zu den Leguanartigen gestellt In die gleiche Verwandtschaftsgruppe gehort der gleitfahige Xianglong aus der Unterkreide von China 18 Die Tejus erschienen mit zahlreichen Arten in der Oberkreide von Nordamerika und Zentralasien Aus derselben Zeit stammen die ersten Schleichen Xenosauriden Krustenechsen und Warane sowie mit Dinislysia aus Patagonien die erste gut bekannte Schlange Die in Israel gefundene Schlange Pachyrhachis hat mehr als 200 Rippen verkummerte Beckengurtel und Hinterbeine hat aber Vorderbeine und Schultergurtel vollstandig verloren Insgesamt ist die Uberlieferung von Schlangenfossilien aus der Kreide und dem unteren Tertiar sehr luckenhaft Die obere Kreide ist auch die Blutezeit mariner Squamaten wie den Aigialosauriern und den riesigen Mosasauriern die mit fast 20 Gattungen weltweit in den Meeren vorkamen und Langen bis zu 18 Metern erreichten Die Schadel beider Gruppen hatten Ahnlichkeit mit Waranschadeln sie zeigen aber auch anatomische Gemeinsamkeiten mit Riesenschlangen Beide Taxa wurden Opfer des Kreide Tertiar Grenze Massenaussterbens vor 65 Millionen Jahren Aus dem Palaozan gibt es die ersten Fossilien von Doppelschleichen Blindschlangenartige und Nattern erscheinen im Eozan Vipern und Giftnattern im Miozan Wahrscheinlich fallt die Radiation der Schlangen mit der Ausbreitung kleiner Saugetiere einer wichtigen Beute zusammen Auch die Chamaleons lassen sich seit dem Miozan in Europa und Afrika nachweisen Quellen BearbeitenHauptquelle fur den Artikel ist Wolfgang Bohme Squamata Schuppenkriechtiere In Wilfried Westheide Reinhard Rieger Hrsg Wirbel oder Schadeltiere Spezielle Zoologie Teil 2 Fischer Stuttgart 2004 ISBN 3 8274 0900 4 S 354 357 Quelle fur das Kapitel Stammesgeschichte ist Robert L Carroll Palaontologie und Evolution der Wirbeltiere Thieme Stuttgart 1993 ISBN 3 13 774401 6 Alles nicht durch diese Werke abgedeckte wird durch Einzelnachweise belegt Squamata In The Reptile Database Sauria In The Reptile Database Serpentes In The Reptile Database Amphisbaenia In The Reptile Database a b c d Nicolas Vidal S Blair Hedges The phylogeny of squamate reptiles lizards snakes and amphisbaenians inferred from nine nuclear protein coding genes PDF 164 kB In Comptes Rendus Biologies 328 Nr 10 11 2005 S 1000 1008 doi 10 1016 j crvi 2005 10 001 Gunter Diesner Josef Reichholf Lurche und Kriechtiere Mosaik Munchen 1996 ISBN 3 576 10697 9 L S V Roth L Lundstrom A Kelber R H H Kroger P Unsbo The pupils and optical systems of gecko eyes In Journal of Vision 9 3 2009 S 1 11 Volltext PDF 541 kB Kathrin F Stanger Hall Derek A Zelmer Christine Bergren Stephanie A Burns Taste Discrimination in a Lizard Anolis carolinensis Polychrotidae In Copeia 2 2001 S 490 498 C Marek N Bissantz E Curio A Siegert B Tacud amp D Ziggel Spatial orientation of the Philippine bent toed gecko Cyrtodactylus philippinicus in relation to its home range In Salamandra Band 46 Nr 2 2010 S 93 97 Volltext Nicolas Vidal S Blair Hedges Molecular evidence for a terrestrial origin of snakes PDF 192 kB In Proceedings Biological sciences 271 2004 S 226 S229 PMID 15252991 a b c Ted M Townsend Allan Larson Edward Louis J Robert Macey Molecular phylogenetics of squamata The position of snakes amphisbaenians and dibamids and the root of the squamate tree In Systematic Biology 53 Nr 5 2004 S 735 757 doi 10 1080 10635150490522340 B G Fry N Vidal J A Norman F J Vonk H Scheib S F Ramjan S Kuruppu K Fung S B Hedges M K Richardson W C Hodgson V Ignjatovic R Summerhayes E Kochva Early evolution of the venom system in lizards and snakes In Nature Band 439 Nummer 7076 Februar 2006 S 584 588 doi 10 1038 nature04328 PMID 16292255 Robert Alexander Pyron Frank T Burbrink John J Wiens A phylogeny and revised classification of Squamata including 4161 species of lizards and snakes In BMC Evolutionary Biology 2013 13 S 93 doi 10 1186 1471 2148 13 93 Nicolas Vidal Anna Azvolinsky Corinne Cruaud S Blair Hedges Origin of tropical American burrowing reptiles by transatlantic rafting In Biology Letters Band 4 Nr 1 2008 S 115 118 doi 10 1098 rsbl 2007 0531 N Goicoechea D R Frost I De la Riva K C M Pellegrino J Sites M T Rodrigues J M Padial Molecular systematics of teioid lizards Teioidea Gymnophthalmoidea Squamata based on the analysis of 48 loci under tree alignment and similarity alignment In Cladistics Marz 2016 doi 10 1111 cla 12150 Robert Alexander Pyron Frank T Burbrink 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