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Dieser Artikel behandelt die zu den Schlangen gehorenden Seeschlangen zu weiteren Bedeutungen siehe Seeschlange Neben den Meeresschildkroten sind die Seeschlangen Hydrophiinae die bekanntesten der heute im Meer lebenden Reptilien Sie gehoren zu den Schlangen Serpentes und werden innerhalb dieser in die Verwandtschaft der Giftnattern Elapidae eingeordnet Taxonomisch werden die terrestrischen australoasiatischen Giftnattern zu denen etwa die Taipane Braunschlangen und Schwarzottern gehoren ebenfalls dieser Unterfamilie zugeordnet Von den marinen Seeschlangen sind etwa 56 Arten bekannt SeeschlangenKopf einer SeeschlangeSystematikOrdnung Schuppenkriechtiere Squamata ohne Rang ToxicoferaUnterordnung Schlangen Serpentes Uberfamilie ElapoideaFamilie Giftnattern Elapidae Unterfamilie SeeschlangenWissenschaftlicher NameHydrophiinaeFitzinger 1843 Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 2 Vorkommen 3 Lebensweise 3 1 Ernahrung 3 2 Fortpflanzung 3 3 Naturliche Feinde 4 Schlangengift 4 1 Giftapparat 4 2 Toxikologie 5 Wirtschaftliche Bedeutung 5 1 Seeschlangen als Fleischlieferanten 5 2 Seeschlangen als Lederlieferanten 6 Bestandsgefahrdung 7 Systematik 7 1 Terrestrische Hydrophiinae 8 Rezeption 8 1 Mythologie 8 2 Bildende Kunst 9 Einzelnachweise 10 Literatur 10 1 Allgemein 10 2 Wirtschaft 11 WeblinksMerkmale Bearbeiten nbsp Gestreifte SeeschlangeDie meisten Seeschlangen erreichen Korperlangen zwischen 1 2 und 1 4 Metern einige Arten konnen jedoch auch deutlich uber 2 Meter lang werden So erreichen etwa Hydrophis cyanocinctus 2 5 Meter oder Hydrophis spiralis bis zu 2 75 Meter Meistens werden die Weibchen deutlich langer als die Mannchen Das Gewicht der Tiere ist abhangig von Art und Geschlecht sowie vom Ernahrungszustand Die gestreifte Seeschlange Laticauda colubrina wiegt dabei im Schnitt etwa 0 9 bis 1 3 Kilogramm bei einer Korperlange von bis zu 1 80 Metern Voris et al 1998 Auch in der Korperform variieren die Seeschlangen Astrotia stokesii etwa ist im Verhaltnis zur Korperlange eher kraftig gebaut und wirkt entsprechend plump viele Hydrophis Arten haben einen extrem langen und schmalen Kopf und Nackenbereich der fruher zu der Annahme fuhrte sie wurden sich nur von entsprechend dunnen Aalen ernahren Heute weiss man allerdings dass sie in der Lage sind Beutetiere zu schlucken deren Korperumfang dem doppelten ihrer selbst entspricht Der schmale Kopf dient wahrscheinlich dem Aufspuren von Beutetieren in engen Verstecken Seeschlangen unterscheiden sich aufgrund ihrer marinen Lebensweise in einigen Merkmalen deutlich von anderen Schlangen Dabei ist das auffalligste sichtbare Merkmal der seitlich abgeflachte Schwanz der allen Seeschlangen gemeinsam ist und der besseren Fortbewegung im Wasser dient Hinzu kommt meist eine reduzierte Anzahl von Bauchschuppen Ventralia ausser bei den Laticauda Arten welche sich auch an Land bewegen konnen und die unter der Zunge liegende Salzdruse die der Ausscheidung von uberschussigem Salz dient Des Weiteren ist der rechte Lungenflugel der Seeschlangen stark vergrossert und reicht bis in die Schwanzspitze der Tiere Teile der Lunge dienen zudem als hydrostatisches Organ Die Tiere konnen bis zu zwei Stunden lang und bis zu 180 Meter tief tauchen Dabei helfen ihnen auch die ventilartigen Verschlusse ihrer Atmungslocher Wahrscheinlich sind sie in der Lage Sauerstoff auch uber die Haut aufzunehmen und so eine bessere Versorgung zu gewahrleisten Einige der beschriebenen Merkmale kommen auch bei anderen nicht naher verwandten Schlangentaxa vor So besitzen die im Brackwasser lebenden Warzenschlangen ebenfalls eine Salzdruse und eine Reduktion der Ventralia kann bei verschiedenen wuhlenden Schlangen gefunden werden etwa bei den Blindschlangen Vorkommen Bearbeiten nbsp Blau das Verbreitungsgebiet von Seeschlangen braun das Verbreitungsgebiet terrestrischer Giftnattern nbsp Plattchen Seeschlange Hydrophis platurus Die Seeschlangen bewohnen die tropischen Meeresregionen des Indischen und des Pazifischen Ozeans Man trifft sie entsprechend vom Persischen Golf bis in die japanischen Kustengewasser sowie an den Kusten der sudostasiatischen Inseln bis nach Australien an Bis auf die sehr weit verbreitete Plattchenseeschlange Hydrophis platurus leben alle Seeschlangen in Kustennahe Die Plattchen Seeschlange hat sich ausser in den genannten Gebieten bis an die Kusten Madagaskars und Sudost Afrikas sowie an die Westkuste des tropischen Amerika ausgebreitet wobei sie auch schon im Panama Kanal angetroffen wurde Einige Wissenschaftler befurchten dass sich die Schlange uber den Panama Kanal auch in die Karibik ausbreiten konnte und hier als Neozoon ein schwerwiegendes okologisches Problem auslosen konnte Alle anderen Arten leben vornehmlich im Flachwasser an den Kusten haufig im Bereich von Flussmundungen etwa Enhydrina schistosa In diesen Flussen konnen sie mitunter auch weit ins Landesinnere eindringen allerdings ist mit Hydrophis semperi nur eine Art bekannt die dauerhaft im Susswasser lebt Das Verbreitungsgebiet dieser Schlange ist auf den etwa 270 Quadratkilometer grossen Lake Taal auf der Philippineninsel Luzon beschrankt Von Laticauda crockeri sind auf den Salomonen ebenfalls Susswasserpopulationen bekannt In den bekannten Verbreitungsgebieten liegt der Salzgehalt bei maximal 3 5 Prozent Im Roten Meer mit seiner Salzkonzentration von 4 Prozent kommen daher wahrscheinlich keine Seeschlangen vor Lebensweise BearbeitenErnahrung Bearbeiten nbsp Nattern Plattschwanz Laticauda colubrina Seeschlangen sind wie beinahe alle Schlangen Rauber und ernahren sich vor allem von Fischen Dabei sind einige Arten regelrechte Nahrungsspezialisten Der Nattern Plattschwanz Laticauda colubrina ernahrt sich etwa vornehmlich von bestimmten Meeresaalen und Hydrophis ornatus ist auf Welse spezialisiert Die Plattchen Seeschlange lebt und jagt als Freiwasserspezialist beinahe ausschliesslich entlang der Thermoklinen also dem Bereich wo zwei Wasserschichten aufeinanderliegen Hier lebt vor allem Plankton welches Jungfische der verschiedensten Freiwasserarten anlockt Bei Magenuntersuchungen bei dieser Art wurden entsprechend Vertreter von 21 Fischarten gefunden fast ausschliesslich Jungfische Die in den Riffspalten jagenden Seeschlangen erbeuten demgegenuber meist recht grosse Beutefische Manche Seeschlangen jagen auch nachts Sie finden dann ihre Beutefische durch ihren ausgezeichneten Geruchssinn Neben den Spezialisten gibt es auch Seeschlangenarten die ein sehr grosses Beutespektrum haben So ernahrt sich etwa Aipysurus laevis ausser von Fischen auch von deren Laich sowie von Kopffussern Fortpflanzung Bearbeiten Die Seeschlangen sind bis auf die Laticauda Arten Plattschwanze lebendgebarend und bekommen ihre Jungen im Meer wo sie ihr gesamtes Leben verbringen Die Plattschwanze verlassen demgegenuber das Meer und legen ihre Eier an Land ab wo sie auch ausserhalb der Paarungs und Eiablagezeit recht haufig anzutreffen sind und Ruhepausen einlegen Zur Fortpflanzungszeit besiedeln die Schlangen in sehr grossen Zahlen verschiedene Inseln vor allem auf den Philippinen finden sich dann Laticauda laticauda und Laticauda semifasciata in vielen tausend Exemplaren ein Allgemein sind sonnen und warmesuchende Seeschlangen oft auch auf See in grossen Gruppen an der Wasseroberflache anzutreffen Naturliche Feinde Bearbeiten Neben dem Menschen haben die Seeschlangen vor allem aufgrund ihres sehr wirksamen Giftes kaum wirkliche Fressfeinde Es ist anzunehmen dass sie gelegentlich von Haien oder Walen gefressen werden Belege dafur fehlen allerdings weitgehend Der Tigerhai soll gegen das Gift der Seeschlangen immun sein Weiterhin wurden grossere Adler insbesondere Seeadler beobachtet die Seeschlangen aus dem Meer fischten als diese zum Luftholen und zum Teil auch zum Aufwarmen an der Sonne an die Oberflache kamen und sie verspeisten Schlangengift BearbeitenSeeschlangen produzieren Toxine die durch einen Giftapparat aktiv appliziert werden konnen Die Toxine dienen der raschen Immobilisierung von Beutetieren sowie der Verteidigung Angepasst an die Beute haufig beispielsweise schnelle Fische wirkt das Gift der meisten Seeschlangen stark und schnell 1 Zur Verteidigung beissen die Tiere ausser in der Paarungszeit nur sehr selten und fliehen stattdessen eher Besonders in Sudostasien werden die Tiere von den Kustenfischern gern gefangen wobei diese sie ohne grossere Schutzmassnahmen mit den Handen hinter dem Kopf greifen So kommt es trotz der Beissfaulheit der Tiere nicht selten zu todlich verlaufenden Bissen auch da in den kleinen Fischerdorfern nur selten Antivenine Gegengifte zur Verfugung stehen So sind uber 90 Prozent aller dokumentierten Seeschlangenbisse als Unfalle beim Fang der Tiere anzusehen Die meisten Bissunfalle sind durch die Arten Enhydrina schistosa und Streifenruderschlange Hydrophis cyanocinctus bekannt Giftapparat Bearbeiten Der Giftapparat besteht aus zu Giftdrusen umgebildeten Speicheldrusen welche uber einen Giftkanal mit im vorderen Oberkiefer befindlichen nicht beweglichen Giftzahnen Fangzahne zumeist an Paar verbunden sind proteroglyphe Zahnstellung Die Giftzahne weisen eine tiefe Furche als Leitbahn fur das Gift auf und dienen der Applikation des Giftsekrets in die Bisswunde Die Giftzahne der Seeschlangen sind kleiner als die der meisten terrestrischen Giftnattern 2 Gebiss und Giftdrusen von Emydocephalus Schildkrotenkopfige Seeschlangen sind in Anpassung an die bevorzugte Beute Fischlaich stark zuruckgebildet 2 3 nbsp Streifenruderschlange Hydrophis cyanocinctus Toxikologie Bearbeiten Seeschlangen produzieren in der Regel nur wenig Gift die Ausbeute eines Giftbisses Trockengewicht betragt beispielsweise bei Enhydrina schistosa 8 mg Brown 1973 4 und bei Aipysurus duboisii Dubois Seeschlange 0 43 mg Minton 1983 5 Das Toxingemisch der meisten Seeschlangen ist eine farblose bis gelbliche und zahe Flussigkeit und enthalt Neurotoxine und Myotoxine Das Gift der meisten Arten zahlt zu den starksten bekannten Schlangengiften Aipysurus duboisii gilt als giftigste Art der Seeschlangen Haufig wird mit einem Verteidigungsbiss kein Gift oder nur eine klinisch nicht relevante Menge an Gift appliziert 3 Nach einem Giftbiss beim Menschen treten die ersten Symptome innerhalb einer bis weniger Stunden auf Es konnen unspezifische Allgemeinsymptome z B Kopfschmerz Ubelkeit Emesis Abdominalschmerzen Diarrhoe Schwindel Schock Krampfe auftreten Innerhalb von 30 Minuten bis mehrere Stunden nach erfolgtem Giftbiss treten durch die myotoxische Komponente hervorgerufen allgemeine Muskelschmerzen und steifheit ein Die neurotoxische Komponente bewirkt nach anfanglichen allgemein neurologischen Symptomen z B Parasthesien und Ptosis eine fortschreitende Paralyse die zur Unbeweglichkeit der Extremitaten fuhren kann Der Tod kann durch eine periphere Atemlahmung eintreten 3 4 Bei 25 Prozent der Todesopfer tritt der Tod spatestens acht Stunden nach dem Biss bei 50 Prozent innerhalb von acht bis 24 Stunden und bei den verbleibenden 25 Prozent nach bis zu drei Tagen ein Die Betroffenen sind haufig bis zum Eintritt des Todes bei vollem Bewusstsein Die Neurotoxizitat wird durch Polypeptide aus der Gruppe der Drei Finger Toxine z B Erabutoxine 6 vermittelt Wahrend diese Toxinfamilie bei terrestrischen Elapiden neben neurotoxischen Wirkungen auch andere pharmakologische Effekte beispielsweise Zytolyse oder Hemmung der Hamostase bewirken sind innerhalb der Hydrophiinae nur Funf Finger Toxine bekannt die hauptsachlich als Antagonisten mit nikotinischen Acetylcholinrezeptoren in Wechselwirkung treten und somit durch eine Hemmung der neuronalen Erregungsweiterleitung an der motorischen Endplatte die obig geschilderte neurotoxische Symptomatik hervorrufen 7 Wahrend die Neurotoxine nur akut lebensbedrohlich sind und ihre Wirkung auf die Einwirkzeit der Toxine am Wirkort Nikotinrezeptoren der motorischen Endplatte beschrankt ist fuhren die Myotoxine uber eine zum Teil massive Schadigung des Muskelgewebes Rhabdomyolyse und damit einhergehender Myoglobinurie zu einer sekundaren Schadigung der Nieren bis hin zu akutem Nierenversagen und bleibende Schaden Niereninsuffizienz unterschiedlicher Auspragung chronisches Nierenversagen sind moglich Zudem greifen die Myotoxine den Herzmuskel an In diesem Sinne wirken sie gleichzeitig als Cardiotoxine und konnen zusammen mit einer durch den Gewebsuntergang hervorgerufenen Hyperkaliamie zu Funktionseinschrankungen des Herzens bis hin zum Herzstillstand fuhren 8 9 Bemerkenswert ist eine stark ausgepragte Kreuzreaktivitat bezuglich der Interaktion zwischen den Antitoxinen des durch Immunisierung mit Toxinen von Enhydrina schistosa gewonnen Antivenins und Toxinen zahlreicher anderer Seeschlangengattungen Daraus folgt dass das Antivenin nicht nur bei Enhydrina sondern auch bei vielen anderen Gattungen der Seeschlangen als Gegengift eingesetzt werden kann Bei den nahe verwandten terrestrischen Elapiden Australiens erweist sich die Kreuzreaktivitat auf Antitoxine zwischen den Gattungen z B Oxyuranus Pseudechis Pseudonaja dagegen als relativ gering was bei der Produktion polyvalenter Antivenine die Nutzung der Toxine verschiedener Gattungen erforderlich macht Diese Kreuzreaktivitat ist unter anderem Gegenstand evolutionsbiologischer Untersuchungen der Elapiden 7 Bei allen Seeschlangenbissen wird als Erste Hilfe die sogenannte Pressure Immobilization Technique empfohlen Ausserdem muss die Moglichkeit der kunstlichen Beatmung gewahrleistet sein Weitere Massnahmen sind von den auftretenden Symptomen abhangig Fur die meisten Arten stehen gut wirksame polyvalente Antivenine zur Verfugung Wirtschaftliche Bedeutung BearbeitenSeeschlangen als Fleischlieferanten Bearbeiten Die wirtschaftliche Nutzung der Seeschlangen ist fur zwei unterschiedliche Zwecke relevant zur Ernahrung und zur Lederverarbeitung Dabei dienen Seeschlangen vor allem in den kustennahen Gebieten der Philippinen auf den Gesellschaftsinseln in Sudchina sowie in Japan als beliebte Fleischlieferanten In Japan werden Seeschlangen aus den Philippinen importiert da der Bedarf die Fangzahlen ubersteigt Zubereitet werden die Tiere ahnlich wie Fische auf vielfaltige Weise Seeschlangenfleisch gilt als Aphrodisiakum und ist entsprechend beliebt Besonders bei Japanern geschatzt ist die lebende Schlange die direkt am Tisch getotet und roh mit Sojasauce verspeist wird Auf den Philippinen sind gekochte gebratene oder frittierte Seeschlangenteile allerdings beliebter Seeschlangen als Lederlieferanten Bearbeiten Als Lederlieferanten spielen die Seeschlangen beinahe ausschliesslich auf den Philippinen eine Rolle Als meeresbewohnende Lebewesen unterliegen diese Tiere nicht dem Schutz des Department of Environment and Natural Resources DENR die den Handel mit Wildtieren und ihren Produkten auf den Inseln reguliert und fur alle Reptilien verbietet Die Zustandigkeit fur die Seeschlangen liegt im Bureau of Fisheries and Aquatic Resources BFAR und ein Verbot zur Nutzung der marinen Ressourcen ist in einem Inselstaat wie den Philippinen mit einem sehr hohen Anteil an Menschen die vom Fischfang leben weder vorgesehen noch durchsetzbar Des Weiteren treten die meisten Seeschlangen in ihren Verbreitungsgebieten in so grossen Individuendichten auf dass eine Gefahrdung aktuell nicht zu erkennen ist Lohnend ist der Fang von Seeschlangen fur die Lederindustrie nur dort wo diese in grossen Mengen auftreten da der Lederpreis fur diese Tiere im Verhaltnis zu anderem Schlangenleder gering ist Das lukrativste Fanggebiet ist dabei die Koralleninsel Gato vor der Kuste von Cebu da hier vor allem die Plattschwanz Seeschlangen sehr haufig sind 1949 berichteten etwa Herre und Rabor dass in einem einzigen Jahr auf der Insel uber 20 000 Laticauda fasciata gefangen wurden 1960 wurde die Genehmigung zum Fang der Seeschlangen auf und um Gato an einen Geschaftsmann ubertragen und in der Folgezeit entstand in Tapulan auf Cebu der erste vollstandig auf die Hautung der Tiere spezialisierte Betrieb in dem die Verarbeitung bis heute weitgehend in Handarbeit geschieht 1976 wurden noch 13 052 Laticauda gefangen bis 1981 reduzierte sich der Fang auf gerade mal noch 1454 Exemplare der Seeschlangenfang wurde zu einem Nebenerwerb einzelner Fischer In der Folgezeit wurden verstarkt auch andere Seeschlangenarten fur die Lederproduktion genutzt vor allem verschiedene Hydrophis Arten Astrotia stokesi und Lapemis hardwicki die vor allem aus der Visayan Sea stammen Bestandsgefahrdung BearbeitenDer Fang von Seeschlangen als Nahrungsquelle spielt nur eine sehr untergeordnete Rolle und fuhrt zu keiner Bedrohung der Bestande Anders sieht die Situation durch den Fang fur die Lederproduktion aus Zumindest lokal kam es hierdurch zu sehr starken Einbruchen bei der Art Laticauda fasciata der Insel Gato wo Anfang der 1980er Jahre in den leichter zuganglichen Verstecken kaum noch Schlangen gefunden werden konnten Der Populationseinbruch hangt auch mit der Ortstreue der Tiere zusammen die immer wieder die gleichen Inseln zur Fortpflanzung aufsuchen eine intensive Besammlung dieser Inseln fuhrt zwangslaufig zu einem Ruckgang der dort ansassigen Populationen Eine Gefahrdung der rein marinen Arten durch die Lederindustrie ist nicht anzunehmen da es hierbei keine gezielte Ausbeutung gibt die Fangraten als Beifang von Fischkuttern sind dabei sicher das grossere Problem Nach Ward 1996 wurden allein von Garnelenschleppern aufgrund der engmaschigen Netze in den Gewassern Nordaustraliens im Jahr 1990 etwa 81 000 Seeschlangen gefangen und getotet In den letzten 30 Jahren haben die Garnelenfischer hochgerechnet entsprechend mehrere Millionen Seeschlangen als Beifang getotet hinzu kommen etliche Tausend Tiere aus den Netzen der Fischschlepper Wie sich diese Fangzahlen auf die Artenbestande und zusammensetzungen auswirken ist bislang nicht geklart Systematik BearbeitenDie Systematik und Phylogenetik der Elapidae ist nach wie vor Gegenstand der Forschung Die Seeschlangen gehoren nach aktuellen Erkenntnissen zu den Giftnattern Elapidae und werden als Unterfamilie Hydrophiinae innerhalb dieser eingruppiert Ein Fossilbeleg fur die Abstammung der Seeschlangen ist allerdings bislang nicht bekannt einen Anhaltspunkt fur die Zeit ihrer Entstehung liefern daher einstweilen nur die aus dem unteren Miozan Europas bekannten ersten Giftnatter Fossilien Innerhalb der Seeschlangen werden traditionell die Echten Seeschlangen und die Plattschwanz Seeschlangen Gattung Laticauda unterschieden Nach neueren Untersuchungen wurde diese Unterteilung aufgegeben und alternativ werden drei oder vier verschiedene Gattungsgruppen zusammengefasst Die folgende Darstellung folgt der Systematik nach Rasmussen 1997 bei Hydrophis aktualisiert 2014 die im Wesentlichen auf Merkmalen des Schadels basiert etwa der Form des Parietale und des Maxillare Nicht mehr gultige Gattungen sind mit einem Stern markiert Aipysurus Gruppe Aipysurus Aipsyurus apraefrontalis Dubois Seeschlange Aipysuris duboisii Marmorierte Seeschlange Aipsyurus eydouxii Aipsyurus foliosquama Timor Riffschlange Aipysurus fuscus Olivgrune Seeschlange Aipysurus laevis Aipsyurus mosaicus Aipsyurus tenuis Emydocephalus Schildkrotenkopfige Seeschlangen Eierfressende Seeschlange Emydocephalus annulatus Japanische Schildkrotenkopf Seeschlange Emydocephalus ijimae Emydocephalus orarius Hydrophis Gruppe Acalyptophis Astrotia Enhydrina Schnabelseeschlange Enhydrina schistosa Zweifels Seeschlange Enhydrina zweifeli Ephalophis Greys Mangrovenseeschlange Ephalophis greyae Hydrelaps Darwins Mangrovenseeschlange Hydrelaps darwiniensis Hydrophis Ruderschlangen inkl der ehem Gattung Pelamis Hydrophis annandalei Hydrophis anomalus Hydrophis atriceps Hydrophis belcheri Hydrophis bituberculatus Hydrophis brookii Hydrophis caerulescens Hydrophis cantoris Hydrophis coggeri Kurzschwanz Seeschlange Hydrophis curtus Streifenruderschlange Hydrophis cyanocinctus Hydrophis czeblukovi Hydrophis donaldi Elegante Ruderschlange Hydrophis elegans Hydrophis fasciatus Kleinkopfige Ruderschlange Hydrophis gracilis Hardwickes Seeschlange Hydrophis hardwickii Hydrophis inornatus Hydrophis jerdonii Hydrophis kingii Hydrophis klossi Hydrophis laboutei Hydrophis lamberti Hydrophis lapemoides Hydrophis macdowelli Hydrophis major Hydrophis mamillaris Hydrophis melanocephalus Hydrophis nigrocinctus Hydrophis obscurus Hydrophis ocellatus Hydrophis ornatus Hydrophis pacificus Hydrophis parviceps Gehornte Seeschlange Hydrophis peronii Plattchenseeschlange Hydrophis platurus Hydrophis schistosus Lake Taal Ruderschlange Hydrophis semperi Sibau River Seeschlange Hydrophis sibauensis Gelbe Ruderschlange Hydrophis spiralis Stokes Seeschlange Hydrophis stokesii Hydrophis stricticollis Hydrophis torquatus Hydrophis viperinus Hydrophis vorisi Hydrophis walli Kerilia Kolpophis Lapemis Parahydrophis Arafura Mangrovenseeschlange Parahydrophis mertoni Thalassophina Thalassophis Laticauda Gruppe Laticauda Plattschwanze Nattern Plattschwanz Laticauda colubrina Crockers Plattschwanz Laticauda crockeri Vanuatu Plattschwanz Laticauda frontalis Laticauda guineai Gewohnlicher Plattschwanz Laticauda laticaudata Laticauda saintgironsi Niue Plattschwanz Seeschlange Laticauda schystorhyncha Halbgebanderter Plattschwanz Laticauda semifasciata Molekulare Untersuchungen zur Phylogenese der Seeschlangen nach Keogh et al 1998 auf der Basis von Cytochrom b und 16S rRNA Sequenzen legen eine noch weitere Zerlegung der ursprunglichen Systematik nahe da nach dieser ausser den klassischen Unterfamilien teilweise auch die neu gebildeten Gattungs Gruppen und sogar etablierte Gattungen als nicht naturliche Gruppen Paraphyla dargestellt werden Terrestrische Hydrophiinae Bearbeiten Die landlebenden Giftnattern Australasiens werden in der Regel ebenfalls zur Unterfamilie der Hydrophiinae gestellt Diese umfassen folgende Gattungen 10 11 12 Todesottern Acanthophis Antaioserpens Aspidomorphus Australische Kupferkopfe Australaps Brachyurophis Cacophis Cryptophis Demansia Denisonia Drysdalia Echiopsis Elapognathus Furina Hemiaspis Hoplocephalus Loveridgelaps Micropechis Neelaps Tigerottern Notechis Ogmodon Taipane Oxyuranus Parapistocalamus Parasuta Paroplocephalus Schwarzottern Pseudechis Braunschlangen Pseudonaja Rhinoplocephalus Salomonelaps Simoselaps Suta Toxicocalamus Tropidechis VermicellaSiehe auch Systematik der SchlangenRezeption BearbeitenMythologie Bearbeiten Die Seeschlangen sind nicht mit den aus Sagen und dem Volksglauben bekannten mythologischen Seeschlange der Kryptozoologie identisch Bildende Kunst Bearbeiten Die Serpent d ocean von Huang Yong Ping ist die Metallskulptur eines langen Seeschlangenskeletts in der Gezeitenzone von Saint Brevin les Pins Departement Loire Atlantique Frankreich Einzelnachweise Bearbeiten Frei Herzer amp Schmidt Giftige und gefahrliche Meerestiere Muller Ruschlikon 2007 a b Spektrum Lexikon der Biologie Seeschlangen abgerufen am 25 August 2015 a b c O Shea Giftschlangen Franckh Kosmos Verlag 2006 a b WCH Clinical Toxinology Resources Enhydrina schistosa abgerufen am 25 August 2015 WCH Clinical Toxinology Resources Aipysurus duboisii abgerufen am 25 August 2015 Uniprot Erabutoxin A abgerufen am 26 August 2015 a b Fry Wuster et al Molecular evolution of elapid snake venom three finger Toxins Journal of Molecular Evolution 57 1 S 110 129 2003 Campbell amp Lamar The Venomous Reptiles of the Western Hemisphere Cornell University Press 2004 Daunderer Lexikon der Pflanzen und Tiergifte Nikol Verlag 1995 The Reptile Database Search Results Hydrophiinae aufgerufen am 30 Juni 2018 Strickland Carter et al Snake evolution in Melanesia origin of the Hydrophiinae Serpentes Elapidae and the evolutionary history of the enigmatic New Guinean elapid Toxicocalamus Zoological Journal of the Linnean Society Volume 178 Issue 3 1 November 2016 Pages 663 678 Published 14 October 2016 Link zur Studie aufgerufen am 1 Juli 2018 Strickland Carter et al 2016 Phylogenetischer Stammbaum der Hydrophiinae aufgerufen am 1 Juli 2018 Literatur BearbeitenAllgemein Bearbeiten J S Keogh R Shine S Donnellan Phylogenetic Relationships of Terrestrial Australo Papuan Elapid Snakes Subfamily Hydrophiinae Based on Cytochrome b and 16S rRNA Sequences In Molecular phylogenetics and evolution Elsevier San Diego Cal 10 1998 1 67 81 ISSN 1055 7903 S B McDowell Notes on the Australian sea snake Ephalophis greyi M Smith Serpentes Elapidae Hydrophiinae and the origin and classification of sea snakes In The journal of the Linnean Society of London London 48 1969 333 349 ISSN 0368 2935 S B McDowell The genera of sea snakes of the Hydrophis group Serpentes Elapidae In Transactions of the Zoological Society of London London 32 1972 189 247 ISSN 0084 5620 A R Rasmussen Systematics of sea snakes a critical review In R S Thorpe W Wuster A Malhotra Hrsg Venomous snakes ecology evolution and snakebite In Symposia of the Zoological Society of London Clarendon Press London 70 1997 15 30 ISSN 0084 5612 M A Smith Monograph of the sea snakes Hydrophiidae British Museum of Natural History London 1926 Wheldon amp Wesley Weinheim 1964 Repr H K Voris A phylogeny of the sea snakes Hydrophiidae In Fieldiana Zoology Museum Chicago Ill 70 1977 79 169 ISSN 0015 0754 Schwerpunkt Seeschlangen In Reptilia Terraristik Fachmagazin Natur u Tier Verl Munster 14 1998 12 ISSN 1431 8997 dar M Gaulke Fotoreportage Seeschlangen H K Voris H H Voris Pendler zwischen den tropischen Gezeiten Das Leben der Seekobra Laticauda colubrina M Gaulke Seeschlangen als Handelsware Wirtschaft Bearbeiten P T Bacolod Notes on sea snake fishery on Gato Islet Philippines and a proposal for a conservation and management program In The Philippine scientist University of San Carlos Cebu City 21 1984 155 163 ISSN 0079 1466 P T Bacolod The biology of some commercially important species of sea snakes Hydrophiidae in th Visaya Seas In The Philippine scientist University of San Carlos Cebu City 27 1990 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