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Die Erdvipern Atractaspididae stellen eine Familie der Schlangen Serpentes dar Erstmals wissenschaftlich beschrieben wurden sie im Jahre 1858 von dem deutschen Zoologen Albert Gunther ErdvipernAtractaspis engaddensisSystematikUberordnung Schuppenechsen Lepidosauria Ordnung Schuppenkriechtiere Squamata ohne Rang ToxicoferaUnterordnung Schlangen Serpentes Uberfamilie ElapoideaFamilie ErdvipernWissenschaftlicher NameAtractaspididaeGunther 1858 Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 1 1 Gebiss und Giftapparat 2 Schlangengift 2 1 Toxine und Giftwirkung 2 2 Therapie 3 Lebensweise 3 1 Fortpflanzung 3 2 Ernahrung 4 Vorkommen 5 Systematik 6 Quellen 6 1 Einzelnachweise 6 2 Literatur 7 WeblinksMerkmale BearbeitenDie Erdvipern sind relativ kleine Schlangen die Korperlangen zwischen etwa 30 und 100 cm erreichen Der Korper ist generell mehr oder weniger zylindrisch Ihr Kopf ist zumeist ebenfalls zylindrisch geformt klein und zugespitzt Er setzt sich kaum oder gar nicht vom Rest des Korpers ab Besonders die Oberseite des Kopfes weist grosse Schuppenschilder auf auch die seitlichen Kopfschilder sind gross Ein Zugelschild Loreale fehlt Die Augen sind klein und die Pupillen sind rund oder oval Um die Korpermitte der Erdvipern liegen um die 15 Ruckenschuppenreihen Die Schuppen sind glatt Haufig ist die Schwanzspitze bedornt oder abgestumpft Die Korperfarbung und zeichnung ist sehr unterschiedlich und kann schlicht in einfarbig und ohne Muster oder mehrfarbig und mit verschiedensten Mustern ausfallen Gebiss und Giftapparat Bearbeiten Der spezielle Aufbau des Gebisses und des Giftapparates ist innerhalb der Familie der Erdvipern sehr variabel Alle Erdvipern besitzen zu Giftdrusen umgebildete Speicheldrusen sogenannte Duvernoy Drusen die bei einigen Gattungen insbesondere bei Atractaspis deutlich in den Vorderkorper reichen Die Giftdrusen sind fast immer mit Giftzahnen verbunden Erdvipern besitzen im Verhaltnis zur Lange des Kopfes die langsten Fangzahne unter den Schlangen Sie liegen in horizontaler Lage auf dem Oberkieferknochen Maxillare welcher mit Frontal und Prafrontalknochen so verbunden ist dass die Giftzahne nur wenig beweglich sind und seitlich aus dem Maul rausgesteckt werden konnen sie zeigen dann nach hinten Eine Kopplung mit einer Stechbewegung erleichtert den seitlichen Biss respektive Zustich und die Injektion des Schlangengiftes Das Maul kann dabei mehr oder weniger geschlossen bleiben Weitere Zahne sind kaum mehr vorhanden Atractaspis hat bis auf die stark reduzierten Unterkieferzahne und die Fangzahne die im vorderen Bereich des Oberkiefers liegen alle anderen Zahne verloren Die Arten der Gattungen Amblyodipsas Chilorhinophis Macrelaps und Xenocalamus besitzen kurze Oberkiefer mit einem Paar Fangzahnen unter den Augen und 3 bis 5 normalen Zahnen Aparallactus hat zumeist ebenfalls vergrosserte Giftzahne unter den Augen bei der Spezies Aparallactus modestus fehlen sie jedoch beispielsweise ganzlich Im Regelfall wird das Gift durch eine Rinne in den Fangzahnen in die Bisswunde geleitet Die Stellung der Giftzahne macht es nahezu unmoglich Erdvipern hinter dem Kopf zu fassen ohne einen Biss zu erleiden Schlangengift BearbeitenDie Erdvipern produzieren ein zumeist relativ schwaches Schlangengift Vor allem Schlangenfanger erleiden regelmassig Bisse von Schlangen dieser Familie Dies ist auf die eigenartige Lage der Fangzahne zuruckzufuhren Insbesondere dann wenn man eine nicht als solche identifizierte Erdviper in die Hand nimmt und sie zur genaueren Bestimmung der Art hinter dem Kopf fassen mochte kommt es oft zu Giftbissen Trotz der relativen Haufigkeit der Bisse konnten bisher von lediglich drei Spezies der Atractaspididae Todesfalle nachgewiesen werden darunter Atractaspis irregularis sowie die Arabische Erdviper Atractaspis microlepidota als eine der giftigsten die in Somalia unter anderen den Beinamen Sieben Schritte tragt was auf der Vorstellung basiert dass ein Biss dieser Schlange schnell toten soll Allerdings trat der Tod in einem dokumentierten Fall innerhalb von knapp sechs Stunden ein was wohl bereits recht schnell ist Bei fast allen Arten ist ein Giftbiss ausserst schmerzhaft glucklicherweise verlauft er selten drastisch Toxine und Giftwirkung Bearbeiten Das Gift der Erdvipern ist sehr unterschiedlich aufgebaut Zumeist beinhaltet es mehr oder weniger geringe neurotoxische gelegentlich zytotoxische Eigenschaften Charakteristisch fur viele Arten der Familie sind Sarafotoxine die unter den Schlangen einzigartig sind und als Kardiotoxine das Herz angreifen indem sie den Blutfluss in den Herzkranzgefassen Koronararterien negativ durch die Verengung dieser Gefasse beeinflussen und so zu einem Herzinfarkt fuhren konnen Im Gift einiger Erdvipern sind Mytoxine nachgewiesen die das Muskelgewebe angreifen den Herzmuskel sowie auch andere Muskeln Nach einem Biss konnen je nach Art nur lokale Symptome wie zum Beispiel Schmerzen und eine Schwellung am gebissenen Gliedmass Schwellung der Lymphknoten und durchaus auch Nekrosen auftreten oder systemische Symptome wie Schmerzen bei Bewegung der Zunge und Augenlider sowie beim Schlucken Lahmungen Ubelkeit und Erbrechen Durchfalle Kopfschmerzen und Fieber vorkommen Aufgrund eventuell vorkommender Koagulantien kann es auch zu einer Storung der Blutgerinnung kommen Bei den gefahrlichen Arten kann der Tod durch einen Kreislaufzusammenbruch Herzstillstand oder Atemlahmung eintreten Therapie Bearbeiten Nach einem Biss sollten wegen der oft starken Schwellungen zunachst alle beengenden Gegenstande Armbanduhren Ringe etc abgenommen werden Wenn moglich muss ein Notarzt gerufen und Liegendtransport vorgenommen werden in jedem Fall sollte versucht werden Ruhe zu bewahren Lokal wird die Bisswunde antiseptisch gesaubert und es werden gezielt Antibiotika gegeben Ein chirurgischer Eingriff ist nur im Falle einer Nekrose oder eines Abszesses notig und darf nur bei normalen Gerinnungswerten durchgefuhrt werden Falls notwendig sollte eine Impfung oder Auffrischung des Impfschutzes gegen Tetanus vorgenommen werden Beim Auftreten von Hypotonie Blutunterdruck und einem Schock sind Corticosteroide und Antihistaminika zu verabreichen um der Erweiterung der Blutgefasse entgegenzuwirken Adrenalin ist fur den Notfall bereitzustellen Patienten sind mindestens 24 Stunden stationar zu beobachten vor allem bezuglich Herzaktivitat Lahmungserscheinungen und Fibrinogenwerte Lebensweise BearbeitenErdvipern fuhren eine sehr verborgene Lebensweise sie leben als grabende Schlangen unterirdisch oft wohl in den Gangen die ihre Beutetiere graben Dabei bohren sie sich mit dem zugespitzten Kopf voran durch das Substrat und stossen sich gegebenenfalls mit dem Dorn an der Schwanzspitze ab Die glatten Schuppen und die gleichmassig zylindrische Form des gesamten Korpers verhindern ein starkes Abbremsen und das Verhaken mit Unebenheiten Es kommt nur selten meistens nachts vor dass Erdvipern an der Oberflache aufzufinden sind Typisch fur die meisten Erdvipern ist ihre Warnhaltung bei der die Schnauze flach auf den Boden gelegt und der Hals bogenformig nach oben gedruckt wird Durch die Lebensweise kommt es kaum zu Begegnungen mit Menschen Allerdings konnen kraftige Regenfalle die Schlangen dichter unter die Oberflache treiben was das Barfussgehen dann unter Umstanden lebensgefahrlich werden lasst Eine weitere Folge der versteckten Lebensweise ist die Tatsache dass uber die Familie der Erdvipern verhaltnismassig wenig wissenschaftliche Daten vorliegen Fortpflanzung Bearbeiten Auch das Fortpflanzungsverhalten der Erdvipern ist noch relativ unerforscht Die Familie ist fast durchgehend eierlegend Oviparie Der Tausendfusserfresser Aparallactus jacksoni ist ei lebend gebarend Ovoviviparie und bringt lebende Junge zur Welt Eine weitere Art von der angenommen wird ei lebend gebarend zu sein ist Amblyodipsas concolor Bei weiteren Arten und Gattungen herrscht Unsicherheit uber die Weise der Fortpflanzung Uber die Gelege und Wurfgrosse liegen in der Regel kaum Informationen vor man geht bei den meisten oviparen Spezies von einem Gelegeumfang zwischen drei und zehn Eiern aus Ernahrung Bearbeiten Das Beutespektrum der Erdvipern ist recht gross Es reicht von Froschlurchen und grabenden Amphibien wie Blindwuhlen uber Reptilien insbesondere beinlose Echsen und zum Teil auch andere Schlangen bis hin zu Kleinsaugern wie grabende Nagetiere 1 Die meisten Arten kombinieren mehrere Beutetiere Die Arten der Tausendfusserfresser Aparallactus sind sehr spezialisiert und erbeuten ausschliesslich Tausendfusser Der Aufbau des Giftapparates und des Gebisses ist eine Anpassung an die unterirdische Lebensweise der Erdvipern In den engen Gangen konnen sie das Maul kaum offnen Beutetiere werden seitlich regelrecht mit einem Giftzahn gestochen und das Gift wird injiziert Ist es bewegungsunfahig oder tot wird es schlangentypisch in einem Stuck heruntergeschlungen Vorkommen BearbeitenDas Verbreitungsgebiet der Erdvipern beschrankt sich auf ganz Afrika ausgenommen bestimmte Regionen und den sudwest arabischen Raum sowie Israel im Nahen Osten Bemerkenswert ist die Tatsache dass in den meisten Landern lediglich ein oder zwei Arten nachweisbar sind wenngleich in Kamerun neun und im Kongo acht Spezies der Erdvipern aufzufinden sind Die Lebensraume dieser Schlangen sind sehr vielfaltig und reichen von Sand Stein Geroll und Halbwusten uber Steppen und Savannen bis hin zu lichten Waldern Kustenwald und Regenwald Systematik BearbeitenDie Erdvipern sind taxonomisch schwer klassifizierbar bis vor einigen Jahren wurden die Mitglieder der Familie regelrecht zwischen Vipern und Nattern hin und her geschoben zum Teil sogar bei den Giftnattern eingeordnet Nach neueren Untersuchungen bilden sie zusammen mit einigen Unterfamilien der paraphyletischen Nattern die Familie Lamprophiidae deren Schwestergruppe die Giftnattern sind In der Familie der Erdvipern sind die folgenden 11 Gattungen enthalten Unterfamilie Aparallactinae 2 Amblyodipsas Aparallactus Brachyophis Chilorhinophis Hypoptophis Macrelaps Poecilopholis Polemon Xenocalamus Unterfamilie Atractaspidinae 3 Atractaspis HomoroselapsQuellen BearbeitenEinzelnachweise Bearbeiten GEO Themenlexikon Tiere und Pflanzen Geschopfe Arten Lebensraume Teil 1 Bd 33 2008 ISBN 978 3 7653 9463 8 Aparallactinae In The Reptile Database Atractaspidinae In The Reptile DatabaseLiteratur Bearbeiten Mark O Shea Giftschlangen Alle Arten der Welt in ihren Lebensraumen Franckh Kosmos Verlag Stuttgart 2006 ISBN 3 440 10619 5 Chris Mattison Enzyklopadie der Schlangen blv Verlag 2007 ISBN 978 3 8354 0360 4 Weblinks BearbeitenToxikologische Abteilung Klinikum Rechts der Isar Munchen Genus Atractaspis Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Erdvipern amp oldid 229468768