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Das Flugelbein Os pterygoideum in der Zoologie meist Pterygoid genannt ist ein Knochen der hinteren Gaumenregion der Osteognathostomata Er steht stets in mehr oder weniger enger anatomischer Beziehung mit dem Hirnschadel und dient bei den Amnioten als Ansatzstelle fur die Kiefermuskulatur Inhaltsverzeichnis 1 Fischartige Osteognathostomen 2 Landwirbeltiere 2 1 Amphibien 2 2 Amnioten 3 Literatur 4 EinzelnachweiseFischartige Osteognathostomen BearbeitenDas Pterygoid ist ein paariger Deckknochen der Gaumenregion und tritt bereits im Grundbauplan der Osteognathostomata auf Bei den fischartigen Osteognathostomen wird es Entopterygoid genannt und von einem stets eng mit ihm assoziierten Ectopterygoid unterschieden Sowohl Ento als auch Ectopterygoid sind bezahnt und ihre Zahne bilden zusammen mit denen auf weiteren Dermalknochen des Gaumens Dermopalatina die sogenannte innere Zahnarkade Daneben weisen sowohl Fleischflosser Sarcopterygii als auch Strahlenflosser Actinopterygii an der Unterseite des Craniums ein Knochenelement auf das Metapterygoid genannt wird Dieses ist aber kein Dermalknochen sondern eine Verknocherung des Palatoquadratums Ersatzknochen hat folglich evolutionar einen anderen Ursprung als Ento und Ectopterygoid Bei den modernen Knochenfischen Teleostei sind Ectopterygoid Entopterygoid und Metapterygoid Bestandteile des Suspensoriums Alle drei konnen bezahnt sein d h auch das Metapterygoid muss hier Deckknochenanteile enthalten Landwirbeltiere Bearbeiten nbsp Schadel einer Andenkrote in Gaumenansicht mit rot markiertem Pterygoid In dem offenen spangenartigen Schadel der Froschlurche ist das Pterygoid ein relativ filigranes Element ohne breiten Kontakt zum vorderen Gaumen Man beachte auch dass bei den modernen Amphibien der Basisphenoid reduziert ist 1 sodass das Pterygoid mit dem Parasphenoid artikuliert Amphibien Bearbeiten Bei den Tetrapoden wird das Homologon des Entopterygoids der fischartigen Osteognathostomen traditionell nur als Pterygoid bezeichnet Bei den basalen Landwirbeltieren ist es ein flaches und oft flachiges Element des hinteren Gaumendaches und steht nach innen mediad mit dem unteren Teil der Hirnkapsel dem Basicranium speziell dem Basisphenoid und oder dem Parasphenoid mehr oder weniger eng in Verbindung Nach vorn rostrad hat es oft Kontakt mit verschiedenen vorderen Gaumenknochen meist mit dem Palatinum nach aussen laterad in der Regel mit dem Ectopterygoid Nach hinten caudad steht es faktisch immer mit dem Quadratum in Verbindung Zudem tragt es wie die anderen dermalen Gaumenknochen auch oft kleine Zahne Bei den modernen Amphibien hingegen nicht Bei diesen ist auch das Ectopterygoid komplett reduziert Bei den Blindwuhlen ist das Pterygoid mit dem Quadratum zum Pterygoquadratum verschmolzen Amnioten Bearbeiten nbsp A und B Isoliertes rechtes Pterygoid eines fossilen Warans in lateraler A und ventraler B Ansicht Man beachte dass bei Echsen wie auch bei Krokodilen und Vogeln das Pterygoid im Gegensatz zu den basalen Sauropsiden und Bruckenechsen keinen langen rostralen Fortsatz und damit keinen Anteil am vorderen Gaumen hat C Die anatomische Position des Pterygoids rot markiert in Nachbarschaft von Quadratum und Hirnkapsel im als Schattenriss dargestellten Schadel ist exemplarisch fur viele andere Echsen Auch bei den Amnioten vollzieht sich im Laufe ihrer Evolution eine allgemeine Reduktion der Gaumenbezahnung und so ist bei nahezu allen rezenten Amnioten das Pterygoid unbezahnt Eine Ausnahme machen die Schlangen Bei den ausgestorbenen basalen Sauropsiden bzw Eureptilien und Synapsiden Pelycosaurier ahnelt das Pterygoid noch relativ stark dem der basalen Tetrapoden Es ist ein flacher dreistrahliger Knochen der gegliedert ist in einen langgestreckten vorderen rostralen Fortsatz der nach aussen lateral dem Palatinum Gaumenbein und vorn rostral dem Vomer Pflugscharbein anliegt und einen Grossteil des inneren medialen Randes des vorderen Gaumendaches in Gestalt der Mittelnaht oder der ausseren Umrandung des Interpterygoidalraumes auch Interpterygoidalspalt genannt bildet einen eher flachigen laterad gerichteten Transversalfortsatz der in die Subtemporalfossa hineinragt und einen wiederum langgestreckten hinteren caudalen oft stab oder leistenartigen Fortsatz der mit dem Quadratum Quadratbein in Kontakt steht nbsp Vergleichende Anatomie der rechten Pterygoide verschiedener fruher Diapsiden in Ventralansicht nicht massstablich man beachte die noch bei allen Vertretern vorhandene Bezahnung apr vorderer rostraler Fortsatz qpr Quadratfortsatz tpr Transversalfortsatz Der Transversalfortsatz gilt als eines der wichtigsten neu erworbenen Merkmale in der Evolution der Amnioten Er dient als Ansatzstelle fur den Musculus pterygoideus den grossten Adduktor des Unterkiefers 2 Nahe dem Ursprung des caudalen Fortsatzes besitzt das Pterygoid der basalen Amnioten dorsal eine Fassung in die ein seitlicher Auswuchs der rostralen Partie des Basisphenoids greift Diese bewegliche Verbindung wird Basipterygoidgelenk genannt Es gewahrleistet eine gewisse Beweglichkeit und Flexibilitat des Schadels siehe Schadelkinetik Ein Basipterygoidgelenk bzw Entsprechungen desselben sind auch bei den hoheren Diapsiden vorhanden und zwar sowohl bei den rezenten Echsen Lacertilia und Bruckenechsen als auch bei den ausgestorbenen Nicht Vogel Dinosauriern Sie werden auch unter dem Oberbegriff synoviales Basalgelenk engl synovial basal joint zusammengefasst 3 Bei vielen Echsen ist das Pterygoid Teil eines Schubstangensystems durch das beim Absenken des Unterkiefers uber das nach vorn schwingende Quadratum das Pterygoid gegen den hinteren Gaumen gedruckt wird und so den Oberkiefer leicht anhebt Krokodile Crocodylia haben zwar wie einige Dinosaurier sehr kraftig entwickelte Transversalfortsatze unter Beteiligung des Ectopterygoids jedoch kein Basalgelenk Ihr Schadel ist weitgehend akinetisch Von der Schadelkinetik unabhangig erfolgt in der Sauropsidenlinie allgemein eine Reduktion des rostralen Fortsatzes des Pterygoids Eine Ausnahme bilden wiederum die Schlangen sowie die Bruckenechsen Insbesondere bei den letztgenannten ahnelt das Pterygoid noch sehr dem der basalen Eureptilien Die Vogel Aves haben im Gegensatz zu ihrer rezenten Schwestergruppe den Krokodilen einen kinetischen Schadel und besitzen auch ein Basipterygoidgelenk Bei den Huhner und Entenvogeln Galloanserae ist dieses als sogenanntes Rostropterygoidgelenk 4 ausgebildet Der Name bezieht sich auf die vorgeruckte Position des Kontaktes zwischen Pterygoid und Basicranium sodass dieser nicht am Basisphenoid sondern am Parasphenoid erfolgt nbsp Schadel einer Katze in Gaumenansicht Das Flugelbein ist hellblau markiertDer akinetische Schadel der Saugetiere Mammalia hat wiederum kein Basalgelenk Ein dem Pterygoid der ubrigen Amnioten homologes Schadelelement ist jedoch vorhanden 5 Es ist allerdings deutlich in seiner Grosse reduziert und liegt nicht horizontal sondern ist eine mehr oder weniger vertikal stehende Platte Lamina in der knochernen Umrandung der Nasopharynx ohne nennenswerten Anteil an der Gaumenpartie Zudem ist es bei vielen Saugern kein eigenstandiger Knochen mehr 6 sondern in den rostralen Teil des Basisphenoids bei den Saugern auch Os sphenoidale Sphenoid oder Keilbein genannt der entsprechende rostrale Fortsatz heisst Processus pterygoideus inkorporiert Moglich wurde dieser bedeutende Umbau durch die Veranderungen im Bereich des Kiefergelenks bzw die Modifikation des Quadratums zu einem Gehorknochen und insbesondere weil die wichtigsten Kieferadduktoren bei den Saugetieren Musculus masseter und M temporalis an der hinteren Schadelseitenwand Tempora und am Jochbogen Arcus zygomaticus ansitzen statt am hinteren Gaumen 7 Pterygoid bzw Processus pterygoideus dienen aber auch bei Saugern als Ansatz fur den M pterygoideus Bei den Vertretern einiger Gruppen u a Primaten und Raubtieren entspringt der Unterkante des Pterygoids ein kleiner caudad gerichteter hakenformiger Fortsatz der Hamulus pterygoideus Literatur BearbeitenRobert Lynn Carroll Vertebrate Paleontology and Evolution W H Freeman and Co New York 1988 Milton Hildebrand George E Goslow Vergleichende und funktionelle Anatomie der Wirbeltiere Springer 2004 ISBN 3 540 00757 1 Gerhard Mickoleit Phylogenetische Systematik der Wirbeltiere Verlag Dr Friedrich Pfeil Munchen 2004 ISBN 3 89937 044 9 Franz Viktor Salomon Knochernes Skelett In Franz Viktor Salomon u a Hrsg Anatomie fur die Tiermedizin Enke Verlag Stuttgart 2004 S 37 110 ISBN 3 8304 1007 7Einzelnachweise Bearbeiten Rainer R Schoch Amphibian Evolution The Life of Early Land Vertebrates Wiley Blackwell Chichester West Sussex 2014 ISBN 978 0 470 67178 8 S 22 Robert L Carroll The Origin of Reptiles S 331 353 in Hans Peter Schultze Linda Trueb Hrsg Origins of the Higher Groups of Tetrapods Controversy and Consensus Cornell University Press Ithaca NY 1991 ISBN 0 8014 2497 6 S 333 Casey M Holliday Lawrence M Witmer Cranial kinesis in dinosaurs intracranial joints protractor muscles and their significance for cranial evolution in diapsids Journal of Vertebrate Paleontology Bd 28 Nr 4 2008 1073 1088 doi 10 1671 0272 4634 28 4 1073 alternativer Volltextzugriff auf der Autorenwebsite Memento vom 28 September 2013 im Internet Archive Begriff gepragt in E Weber Zur Evolution basicranialer Gelenke bei Vogeln insbesondere bei Huhner und Entenvogeln Galloanseres Zeitschrift fur zoologische Systematik und Evolutionsforschung Bd 31 Nr 4 1993 S 300 317 doi 10 1111 j 1439 0469 1993 tb00198 x R Presley F L D Steel The pterygoid and ectopterygoid in mammals Anatomy and Embryology Bd 154 Nr 1 1978 S 95 110 doi 10 1007 BF00317957 Michael Novacek Patterns of Diversity in the Mammalian Skull S 438 546 in James Hanken Brian K Hall Hrsg The Skull Volume 2 Patterns of Structural and Systematic Diversity University of Chicago Press Chicago London 1993 ISBN 0 226 31570 3 S 460 f Absatz bis dahin weitgehend nach Joy M Richman Marcela Buchtova Julia C Boughner Comparative Ontogeny and Phylogeny of the Upper Jaw Skeleton in Amniotes Developmental Dynamics Bd 235 Nr 5 Craniofacial Development Special Issue 2006 S 1230 1243 doi 10 1002 dvdy 20716 Open Access Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Flugelbein amp oldid 220097351