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Tuatara ist eine Weiterleitung auf diesen Artikel Weitere Bedeutungen sind unter Tuatara Begriffsklarung aufgefuhrt Die Bruckenechse oder Tuatara Sphenodon punctatus ist die einzige rezente Art der Familie Sphenodontidae Diese nur auf neuseelandischen Inseln verbreiteten Tiere gelten als lebende Fossilien weil sie Uberlebende einer relativ diversen Gruppe sind der Sphenodontia deren Blutezeit mehr als 150 Millionen Jahre zuruckliegt Die Tiere leben heute nur noch auf einigen kleineren Inseln von Neuseeland 1 BruckenechseBruckenechse Sphenodon punctatus SystematikUberordnung Schuppenechsen Lepidosauria Ordnung SphenodontiaFamilie SphenodontidaeGattung BruckenechsenArt BruckenechseWissenschaftlicher Name der GattungSphenodonGray 1831Wissenschaftlicher Name der ArtSphenodon punctatus Gray 1842 Grundlegende morphologische Eigenheiten gegenuber anderen rezenten Vertretern der Reptilien speziell das Vorhandensein eines unteren Schlafenbogens welcher als Brucke eine namensgebende Bedeutung hat und sie von den im Habitus recht ahnlichen Schuppenkriechtieren Squamata unterscheidet rechtfertigen nach derzeitiger Ansicht die Einordnung in eine eigene Ordnung ebenjene Sphenodontia auch als Rhynchocephalia bezeichnet Im Unterschied zu vielen anderen wechselwarmen Reptilien sind sie selbst bei niedrigen Temperaturen aktiv und trotz der deutlich geringeren Korperwarme in der Lage aktiv nach Beutetieren wie Gliederfussern oder auch Vogeleiern zu suchen Uber die Lebensweise der bedrohten Bruckenechsen ist im Gegensatz zu ihrer Morphologie relativ wenig bekannt Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie 2 Morphologie 2 1 Haut 2 2 Skelett 2 3 Nervensystem 2 4 Kreislaufsystem und Stoffwechselsystem 2 5 Geschlechtsorgane 3 Lebensweise 3 1 Allgemeines 3 2 Ernahrung 3 3 Fortpflanzung 3 4 Zusammenleben mit Seevogeln 4 Vorkommen 4 1 Bestandssituation 5 Systematik 5 1 Interne Systematik 5 2 Stammesgeschichte 6 Haltung 7 Das Tier in der Belletristik 8 Literatur 9 Weblinks 10 FussnotenEtymologie BearbeitenDer Gattungsname Sphenodon ist zusammengesetzt aus den altgriechischen Wortern sfhn sphen deutsch Keil und ὀdoys odous deutsch Zahn Das Spezies Epitheton punctatus ist lateinisch und heisst gepunktet Die Trivialbezeichnung Tuatara kommt aus der Sprache der Maori bedeutet stacheliger Rucken 2 und bezieht sich auf den stacheligen Ruckenkamm der Tiere Der deutsche Trivialname Bruckenechse wurde 1868 von Eduard von Martens eingefuhrt Er weist auf die beiden vollstandigen Knochenbrucken Schlafenbogen im gefensterten hinteren Teil des Schadels dieser Tiere hin 3 siehe Skelett Morphologie Bearbeiten nbsp BruckenechseBruckenechsen werden durchschnittlich 50 bis 75 Zentimeter lang und wiegen etwa ein Kilogramm Mannchen sind dabei etwas grosser Sie sind kraftig gebaute plumpe Echsen mit einem Dorsalkamm aus verlangerten Hornplattchen Der Vorderschadel ist leicht schnabelartig verlangert Sie haben eine grauliche Grundfarbe Haut Bearbeiten Die Haut der Bruckenechsen ist der der Schuppenkriechtiere ahnlich Die Unterhaut besitzt meist horizontal verlaufende Bindegewebsfasern und liegt locker der unter ihr liegenden Muskulatur auf Die Lederhaut ist sehr dick und besitzt grossere Bindegewebsfaserbundel Unter der Lederhaut liegt der Grossteil der grossen verzweigten Chromatophoren Ihr korniger schwarzer bis brauner Pigmentinhalt kann durch Kontraktion und Ausdehnung einen physischen Farbwechsel herbeifuhren Wenn dort auch kleiner lassen sich die Chromatophoren bis in das Stratum corneum verfolgen Dorsal bildet die Epidermis etliche Granularschuppen welche an den Zehen ihre maximale Grosse erreichen Den Korperseiten entlang angeordnete Hautfalten tragen zugespitzte Tuberkelschuppen Die Beschuppung der Bauchseite besteht aus annahernd quadratischen Schildchen Vom Hinterhaupt verlauft uber die Ruckenseite des Korpers ein Kamm der aus Stachelschuppen besteht und bei Mannchen hoher ist Bruckenechsen hauten sich nur ein oder zweimal im Jahr Skelett Bearbeiten nbsp Dorsal und Lateralansicht des Schadels einer Bruckensechse Schema Das obere der beiden Schlafenfenster ist in der Lateralansicht nur schmal zu sehen Der diapside Schadel von Bruckenechsen unterscheidet sich durch das Vorhandensein zweier voll ausgebildeter Schlafenbogen grundlegend von dem Schadel der ubrigen Schuppenechsen Er verfugt somit auch nicht uber das Schubstangensystem das den relativ stark in sich beweglichen kinetischen Schadel der ubrigen Schuppenechsen auszeichnet Unter anderem deshalb werden die Bruckenechsen in der Systematik auch in eine eigene Untergruppe der Schuppenechsen gestellt die Sphenodontia Tatsachlich ist der Schadel der Bruckenechsen akinetisch das heisst dass Oberkiefer und Gaumendach nicht gegen den Hirnschadel beweglich sind Allerdings finden sich bei Embryos noch Gelenkungen zwischen den Schadelkomponenten daher wird der starre Schadel adulter Bruckenechsen oft als Anpassung an die grabende Lebensweise und Ernahrung gedeutet Im Zusammenhang mit der Lebensweise stehen auch zwei knocherne abwarts gerichtete Fortsatze am vorderen Ende des Pramaxillare Teil des Oberkiefers an denen funktionelle Schneidezahne sitzen was der Schnauzenpartie des Schadels in der Seitenansicht das typische hakenschnabelartige Aussehen verleiht Die Bezahnung ist akrodont das heisst dass die Zahne mit dem oberen Kieferrand verschmolzen sind Bruckenechsen fehlt also jeglicher Zahnwechsel wodurch aus dem Zustand der Zahne Ruckschlusse auf das Alter gezogen werden konnen Bei alten Bruckenechsen ist nur noch eine Kauleiste vorhanden An den ausseren Randern der Gaumenbeine befindet sich eine Zahnreihe mit elf oder zwolf Zahnen parallel zu den hinteren Zahnen der Maxillaria Altere Mannchen konnen zusatzlich ein bis zwei Zahne am Pflugscharbein aufweisen Am Vorderende des Dentale zahntragender Teil des Unterkiefers existiert eine Art Eckzahn welcher sich stark von der dort vorhandenen spitz sageformigen Zahnreihe unterscheidet Die Zahnreihe des Unterkiefers greift beim Zubeissen genau in die Lucke zwischen Maxillar und Gaumenzahnreihe 3 Da Bruckenechsen ihren Unterkiefer nach vorne und zuruck schieben konnen und somit die Beute zerschneiden zersagen statt sie zu zerreissen ist es ihnen moglich harte Chitinpanzer grosser Insekten zu knacken und kleine Echsen zu zertrennen 4 Anders als bei den Schuppenkriechtieren fehlt bei Bruckenechsen mit dem Spleniale das siebte Element des Unterkiefers Besonders auffallig am Schadel von Bruckenechsen ist ein grosses Scheitelloch Foramen parietale fur das Scheitelauge Das dreieckige als dunne Knochenplatte ausgebildete Quadratum steht senkrecht zur Schadelmedianebene und wird dorsal durch Flugelbein und Squamosum verstarkt Ventral bildet das Quadratum zusammen mit dem Quadratojugale eine Gelenkflache fur das gelenkende Element Articulare des Unterkiefers Das postcraniale Skelett Skelett ohne Schadel der Bruckenechsen ist durch eine Wirbelsaule mit 27 pracaudalen vor dem Schwanz liegenden Wirbeln aus 8 Hals 17 Rumpf und zwei Kreuzwirbeln charakterisiert Kennzeichnend fur den ersten Halswirbel Atlas ist ein Rudiment des Proatlas Wie bei einigen anderen Schuppenkriechtieren kann der Schwanz zum Selbstschutz abgeworfen werden Autotomie wobei das Regenerat von einem transparent erscheinenden Knorpelstab gestutzt wird Ab dem vierten Halswirbel haben Bruckenechsen kurze Halsrippen Die Rippen des Rumpfes weisen bei Bruckenechsen knorpelartige flugelahnliche Verbreiterungen auf Diese uberlappen sich und bilden somit eine Art Panzerung fur die Leibeshohle Die neunte bis zwolfte Rumpfrippe ist unten am Brustbein befestigt Nervensystem Bearbeiten Das Gehirn der Bruckenechsen ist wesentlich kleiner als das es umgebende Hirnschadelvolumen und deutlich primitiver als das Gehirn anderer Schuppenkriechtiere Das Endhirn setzt sich in sehr lange Riechbahnen fort die in dicken Riechkolben enden Das Mittelhirndach Tectum mesencephali liegt sehr viel niedriger als bei Schuppenkriechtieren Funfter siebter achter neunter und zehnter Hirnnerv ahneln in ihrer Lage stark denen von Amphibien und Fischen Ein besonderes Sinnesorgan das Scheitelauge teilen sie unter anderem mit den meisten Schuppenechsen Es besitzt eine linsenahnliche Epithelschicht welcher sich ein basaler netzhautartiger Teil anschliesst Ein dunner Nervus parietalis leitet die Sinnesreize zum Zwischenhirn Mit diesem Sinnesorgan konnen sie nur Helligkeit wahrnehmen das aber wahrscheinlich feiner als normale Augen Ausserdem konnte das Scheitelauge zur Regelung des Warmehaushaltes dienen Die grossen Augen von Bruckenechsen sitzen in einer dementsprechenden Augenhohle Anders als bei Schuppenkriechtieren hat der Musculus retractor bulbi zwei Ansatze am Augapfel Es fehlt eine Tranendruse zur Befeuchtung der ausseren Augen allerdings haben Bruckenechsen hinter dem Augapfel eine funktionale Harder Druse welche ein oliges Sekret produziert und so die Nickhaut gleitfahig halt Uberschussige Feuchtigkeit wird mittels Tranenkanalchen und Tranen Nasen Gang abgeleitet die in die Nasenhohle fuhren Es sind beide Augenlider vorhanden aber das untere ist deutlich grosser und starker entwickelt Die transparente Nickhaut ist mit einer Nickhautsehne mit dem sogenannten Musculus bursalis verbunden welcher die Nickhaut bewegt Die meist wegen Lichteinfalls schlitzformige Pupille ist kein Indiz fur reine Nachtaktivitat sondern fur die hauptsachlich nachtliche Jagdaktivitat Die Netzhaut enthalt nicht Stabchen und Zapfen sondern zwei verschiedene Zapfentypen wodurch die Tiere zwar tags und nachts sehr gut sehen konnen aber das Farbsehen nicht oder nur rudimentar vorhanden ist Hinter der Netzhaut findet sich eine Tapetum lucidum genannte Zellschicht welche durch die Reflexion des durch die Retina dringenden Lichtes als Restlichtverstarker funktioniert Die Nase von Bruckenechsen weist hinter dem Nasenvorhof Vestibulum nasi noch eine zweite grossere Erweiterung auf Die Geschmacksknospen der Bruckenechsen liegen vor allem auf der Gaumenschleimhaut Die nicht gespaltene Zunge wird anders als bei etlichen anderen Reptilien nicht zum Zungeln und somit zur chemosensorischen Orientierung benutzt siehe auch Jacobson Organ Obwohl Bruckenechsen keine aussere Ohroffnung und kein oberflachliches Trommelfell haben horen sie gut Das geraumige Mittelohr steht uber die Eustachi Rohre mit der Rachenhohle in Verbindung Der restliche Aufbau ist im Wesentlichen mit dem der Schuppenkriechtiere identisch Kreislaufsystem und Stoffwechselsystem Bearbeiten Das aus Sinus venosus einer Herzkammer Ventriculus cordis und zwei Herzvorhofen Atria bestehende Herz von Bruckenechsen ist durch seine weit vorgeschobene Lage auf Hohe des Schultergurtels charakterisiert In den Sinus venosus munden drei Hohlvenen ein Die Vorhofe wirken von oben gesehen als einheitlicher Sack sie sind aber innen durch ein gut ausgebildetes Vorhofseptum vollstandig getrennt Die von den Vorhofen durch eine deutliche Herzkranzfurche Sulcus coronarius abgesetzte Herzkammer ist dickwandig und muskulos im Inneren weist sie kaum Septen auf eine Plesiomorphie Weitere Besonderheiten sind ein gut entwickelter Ductus caroticus und Ductus arteriosus auf jeder Seite sowie der Ursprung der rechten und linken Halsschlagader aus einem rechten Aortenbogen Auch der Ursprung der Arteria laryngea aus dem Pulmonarbogen ist wie die vorher genannten besonderen Gefasssysteme eine Plesiomorphie Der Atmungsapparat der Bruckenechsen ist ursprunglich Der Kehlkopf wird von einem unpaaren Ringknorpel und einem paarigen Stellknorpel gebildet die Luftrohre wird von knorpeligen Spangen gestutzt Die Luftrohre fuhrt uber einen kurzen Bronchus beiderseits in die beiden Lungen die lediglich dunnwandige Sacke darstellen Die innere Oberflache der beiden Lungen ist von einem Netz bienenwabenartiger Raume bedeckt welche nach hinten grosser werden Mit Hilfe der Kehlkopfknorpel konnen die sonst stummen Tiere beim Ausatmen zur Verteidigung gegen Feinde und zur Verstandigung mit Artgenossen Laute erzeugen Der einfach gebaute Verdauungsapparat der Bruckenechsen besteht unter anderem aus einer weit dehnbaren Speiserohre welche in den langen spindelformigen Magen fuhrt Der Dunndarm liegt in zwei bis drei Schlingen im rechten Teil der Bauchhohle Der Dickdarm mundet in den Kotraum Coprodaeum der Kloake Die linke Niere ist bei Bruckenechsen fast doppelt so gross wie die rechte Je ein kurzer Harnleiter mundet in den Harnraum Urodaeum der Kloake Diese Mundungen sind bei Mannchen gemeinsam mit den Samenleitern aber bei Weibchen getrennt vom Eileiter Geschlechtsorgane Bearbeiten Speziell die inneren Geschlechtsorgane weisen keine besondere Spezialisierung auf Zwar ist bei Weibchen die Fahigkeit zur Spermaspeicherung vorhanden aber kein spezielles Organ hierfur zu finden Den Mannchen fehlt ein Kopulationsapparat ein unpaarer Penis ist sekundar verloren gegangen paarige Hemipenes wie bei Schuppenkriechtieren sind auch nicht in Embryonalstadien vorhanden Bei beiden Geschlechtern befinden sich manchmal als Hemipenis Homologa gedeutete Analdrusen welche wahrscheinlich Talg produzieren Lebensweise Bearbeiten nbsp Sphenodon punctatus Schlitzpupillen gut zu erkennenAllgemeines Bearbeiten Bruckenechsen sind hauptsachlich dammerungs oder nachtaktiv worauf nicht zuletzt ihre grossen Augen mit schlitzartigen Pupillen schliessen lassen Sie graben sich oft eigene Wohnhohlen in humusartigen Boden wo sie den Grossteil des Tages verbringen Im Gegensatz zu einer verbreiteten Ansicht leben sie nur selten in Wohnhohlen von Seevogeln mehr dazu siehe unten Tuataras bewegen sich recht langsam fort Sie laufen mit abstehenden Beinen und lateralen Wellenbewegungen von Schwanz und Rumpf welche am Boden schleifen Kurzfristig konnen sie mit erhobenen Rumpf spurten halten diesen Laufstil aber meist nur wenige Meter durch Im Unterschied zu fast allen anderen Reptilien die Korpertemperaturen zwischen 25 und 40 C bevorzugen leben Bruckenechsen unter wesentlich kuhleren Verhaltnissen Die Angaben der Vorzugskorpertemperatur weichen in der Literatur deutlich voneinander ab Robert Mertens konkretisierte die Vorzugstemperatur auf 10 6 C 5 in Grzimeks Tierleben wird von 12 C gesprochen 6 andere Quellen sprechen von 17 bis 20 C 7 Offenbar werden sie erst bei 7 C lethargisch 8 Der niederen Temperatur entspricht ein langsamer Stoffwechsel Bruckenechsen wachsen sehr langsam sie konnen ein hohes Alter erreichen siehe unten Ernahrung Bearbeiten Bruckenechsen ernahren sich primar von Wirbellosen meist Insekten hier besonders Kafern und Heuschreckenartigen Spinnen und Schnecken sowie Regenwurmern Nach Aussagen von Einheimischen ist die Weta Art Deinacrida rugosa die bevorzugte Beute der Bruckenechsen 9 Diese verfolgen sie nicht aktiv sondern warten oft am Eingang zu ihrer Wohnhohle bis eine Weta vorbeikommt Eine seltene Nahrung von Bruckenechsen sind Seevogel mehr dazu siehe unten nbsp Juvenile Sphenodon punctatus im Southland Museum in InvercargillFortpflanzung Bearbeiten nbsp Henry die 2009 mit 111 Jahren alteste in Gefangenschaft lebende Bruckenechse im Southland Museum in InvercargillDie Paarung erfolgt wahrend des sudlichen Sommers von Januar bis Marz wobei Mannchen anders als Weibchen jedes Jahr paarungsbereit sind Die 25 Quadratmeter grossen Territorien der Mannchen mit einer Wohnhohle im Zentrum werden nur zur Paarungszeit verteidigt Dringt ein Mannchen in das Revier eines anderen ein wird es angegriffen Dabei kann es durchaus zu Verletzungen kommen wie zahlreiche Narben an alteren Mannchen belegen Die eigentliche Umwerbung des Weibchens beginnt wenn eines in das Territorium des Mannchens eindringt Dabei wird das Weibchen vom Mannchen steifbeinig umzirkelt Da mannliche Bruckenechsen kein verlangertes Genitalorgan haben pressen sie ihre Kloake an die des Weibchens Die Kopulation dauert etwa eine Stunde Nach ungefahr neun Monaten legen die Bruckenechsen Weibchen in eine selbstgegrabene Erdhohle ein Gelege von bis zu 15 an den Enden stumpfen pergamentschaligen drei Zentimeter langen und vier bis sechs Gramm schweren Eiern Die Bruthohle befindet sich oft hunderte Meter weit von der Wohnhohle des Weibchens entfernt bei der Bruthohle verbringen sie anschliessend Tage oder auch Wochen Nach dem Auspolstern des Nestes mit Gras und Erde und dem Schliessen der Hohle mit Erde zeigen die Weibchen anders als die vieler anderer Reptilien eine Art Brutpflege Sie halten regelmassig manchmal jede Nacht Wache an ihrem Nest um zu verhindern dass andere Weibchen ihre Eier in das Nest legen In Neuseeland schlupfen die circa zehn Zentimeter langen und funf Gramm schweren Jungtiere 13 bis 15 Monate nach der Eiablage diese langste von Kriechtieren bekannte Brutperiode zeigt dass die Keimlinge im kalteren neuseelandischen Klima eine Winterruheperiode durchmachen Die Jungtiere sind anders als die Adulti tagaktiv um nicht von grossen Artgenossen gefressen zu werden Nach einem Jahr bewohnen sie die Wohnkolonien der Adulti und gleichen ihnen in der Lebensweise Weibchen legen nicht jedes Jahr Eier ab nicht zuletzt deswegen ist zum Erhalt der Art ein hohes Individualalter notig Nach stark umstrittenen Angaben erreichen Bruckenechsen ein Alter von bis zu 150 Jahren Im Jahre 2009 war das alteste in Gefangenschaft gehaltene Exemplar 111 Jahre alt 10 Uber die Entwicklung der Eier unter menschlicher Aufsicht ist man durch die Schutzaktion der Viktoria Universitat in Wellington gut unterrichtet Im November gesammelte Eier von der Insel The Brothers werden bei Temperaturen von 18 bis 23 Grad kunstlich bebrutet wodurch die Schlupfrate wesentlich erhoht wird Da die Jungtiere dort nach nur sechs Monaten im Mai schlupfen lasst sich schliessen dass die Nester in freier Natur niedrigeren Temperaturen und grosseren Schwankungen ausgesetzt sind 11 Offenbar wird die Verteilung der Geschlechter bei Bruckenechsen direkt durch die Bruttemperatur beeinflusst Bei Sphenodon punctatus schlupften bei konstant 18 C Bruttemperatur ausschliesslich Weibchen bei 20 C 91 Weibchen bei 22 C allerdings nur 23 12 nbsp Adulte Sphenodon punctatus auf FelsenZusammenleben mit Seevogeln Bearbeiten Ein bemerkenswerter Aspekt der Biologie und Okologie der Bruckenechsen ist ihr Zusammenleben mit Seevogeln Eine Annahme besagt dass sie dort in einer fast symbiotischen Beziehung friedlich und hohlenteilend miteinander lebten Allerdings uberwiegt offenbar der Nutzen fur das Reptil Der Kot der Vogel und der Boden bilden die Nahrungsgrundlage fur diverse Wirbellose welche der Bruckenechse als Nahrung dienen Diese These ist in letzter Zeit verstarkt in Zweifel gezogen worden da viele Indizien auf eine ausschliesslich fur die Bruckenechse nutzliche und fur den Seevogel schadliche Beziehung hindeuten In Erdhohlen in denen Bruckenechsen lebten wurden wiederholt angegriffene Kuken ohne Kopf gefunden Da in der Region dieser Funde keine Ratten oder ahnliche Tiere leben ist die Bruckenechse das einzige Tier welches zur Totung der Kuken imstande ist Bruckenechsen durften auch Gelege zertrampeln Bei Beobachtungen flohen die kleineren Pinguin Sturmtaucher Pelecanoides urinatrix immer aus ihren Hohlen wenn Bruckenechsen versuchten in diese einzudringen Sturmvogel von betrachtlicher Grosse wie Puffinus griseus vertreiben Bruckenechsen aus der Nahe ihrer Hohlen und sind dabei meist erfolgreich Wenn Bruckenechsen in den Hohlen von Seevogeln lebten dann war die Hohle fast immer schon vom Vogel verlassen worden Vorkommen Bearbeiten nbsp Die ehemalige Verbreitung der Bruckenechsen umfasste die neuseelandische Nordinsel Die Lebensraume der Bruckenechsen sind durch ein eher raues Klima starken Grasbewuchs und geringen Baumwuchs charakterisiert nbsp Restbestande gibt es auf einigen der Nordinsel vorgelagerten Inseln Punkte Sphenodon punctatusQuadrate Sphenodon guentheri Derzeit leben Bruckenechsen nur noch auf etwa 30 kleinen neuseelandischen Inseln die in der Cookstrasse sowie zwischen der Bay of Plenty und der Bay of Islands entlang der Nordwestkuste der nordlichen Hauptinsel liegen Durch den Menschen eingeschleppte Nagetiere sind der Grund fur das Verschwinden der Art von den Hauptinseln Neuseelands 1 Fruher lebten die Reptilien auch auf der nordlichen Hauptinsel ein ehemaliges Vorkommen auf der Sudinsel ist umstritten 3 Bestandssituation Bearbeiten Die Bruckenechsen wurden durch den Menschen stark dezimiert vor allem durch von ihm eingefuhrte Ziegen Katzen Hunde Schweine Ratten und Mause sowie durch die Umwandlung ihres naturlichen Lebensraumes in Acker und Weideland Die Gattung Sphenodon bewohnt mittlerweile nur noch 0 1 des ursprunglich von ihr bewohnten Areals Die Art Sphenodon diversum ist nur aus Knochenfunden bekannt von der Unterart S punctatus reischeki wurde seit 1978 kein Exemplar mehr gesehen Eine weitere Bedrohung fur die Art ist Wilderei da die Bruckenechsen aufgrund ihrer Seltenheit und Exotik gefragte Terrarientiere sind Seit den neunziger Jahren des 20 Jahrhunderts wurden die Ratten welche die Hauptbedrohung fur die Bruckenechse darstellten auf nahezu samtlichen von der Art bewohnten Inseln ausgerottet Ebenso bemuht man sich um Wiederaufforstung und Renaturierung des Lebensraumes sowie um die Wiederansiedlung von Bruckenechsen auf einst von ihnen bewohnten Inseln Auch auf der Nordinsel Neuseelands gibt es mittlerweile wieder Bestande in grosseren umzaunten Gebieten Diese Massnahmen haben dazu gefuhrt dass sich der Bestand auf mittlerweile 55 000 erwachsene Exemplare erholt hat Obwohl der Lebensraum der Bruckenechsen stark fragmentiert ist und die Art auf kontinuierliche Schutzmassnahmen angewiesen ist wird sie von der IUCN derzeit als nicht gefahrdet least concern eingestuft 13 Systematik BearbeitenInterne Systematik Bearbeiten Eine Zeit lang wurde eine Population auf einigen kleinen Inseln in der Cookstrasse in die eigene Art Sphenodon guentheri gestellt 14 Inzwischen ergaben molekularbiologische Untersuchungen dass die obschon vorhandenen genetischen Unterschiede nicht gross genug sind um die Trennung in zwei Arten zu rechtfertigen daher wurde Sphenodon guentheri mit Sphenodon punctatus synonymisiert 15 Sphenodon diversum wurde 1885 anhand eines einzelnen unvollstandigen und nicht fossilierten Skeletts das aus einem Steinbruch geborgen worden war von William Colenso beschrieben 16 Lebende Exemplare wurden seitdem nicht gefunden Stammesgeschichte Bearbeiten nbsp Homoeosaurus maximiliani aus dem Solnhofener Plattenkalk Oberjura ausgestellt im Museum fur Naturkunde Berlin Bruckenechsen werden oft als lebende Fossilien bezeichnet da sich Vertreter aus der naheren Verwandtschaft der Bruckenechsen Sphenodontia bereits aus dem Ladinium obere Mitteltrias vor circa 240 Millionen Jahren nachweisen lassen 17 Die Bruckenechse Sphenodon die heute auf einigen neuseelandischen Inseln lebt unterscheidet sich durch den noch vorhandenen Jochbogen des Schadels der allen Eidechsen und Schlangen fehlt von samtlichen Kleinreptilien Dieser Nachweis ermoglicht die Zuordnung zu einer altertumlichen Gruppe die in Trias und Jura weltweit anzutreffen war Ab dem Zeitalter der Oberkreide sind keine Fossilien mehr bekannt 1 Sphenodontier waren somit in der Obertrias und im Jura weltweit verbreitet wurden jedoch ab der fruhen Kreide zunehmend von modernen Reptilien speziell den Schuppenkriechtieren Squamata zuruckgedrangt und konnten sich nur auf den isolierten neuseelandischen Inseln bis heute halten Der Grund fur die anfangliche Dominanz der Sphenodontier und den plotzlichen Aufschwung der Squamaten ist unklar weil beide Entwicklungslinien Schwestergruppen und damit gleich alt sind Die Sphenodontia lassen sich in zwei Familien unterteilen Sphenodontidae und Pleurosauridae Die Sphenodontiden sind terrestrische Formen Die rezenten Bruckenechsen gehoren dieser Familie an und der alteste bekannte Sphenodontier in der spaten Mitteltrias durfte ebenfalls dieser Familie angehort haben Einer der jungsten Vertreter der Blutezeit der Sphenodontier ist die relativ gut bekannte Gattung Homoeosaurus Scheinbruckenechsen aus dem Oberjura eine Gruppe die sich kaum von den heutigen Bruckenechsen unterschied Die Sphenodontiden sind somit seit mindestens 150 Millionen Jahren morphologisch ausgesprochen konservativ 2020 wurde das Genom erstmals sequenziert wobei Anzeichen stetiger molekularer Evolution sowie leichter morphologischer Evolution nachgewiesen wurden Das Genom der Spezies enthalt Sequenzen die bisher nur jeweils in Reptilien oder Saugetieren gefunden wurden wodurch die phylogenetische Verwandtschaft der Saugetiere und Reptilien bestatigt wurde 18 Die Vertreter der Pleurosauriden gingen hingegen zur aquatischen Lebensweise uber Eine dieser Formen ist Pleurosaurus goldfussi Fossilien dieses bis zu 1 5 Meter langen Reptils dessen Schwanzwirbelsaule doppelt so lang ist wie der ubrige Korper wurden wie auch Uberreste des Sphenodontiden Homoeosaurus maximiliani in den oberjurassischen Plattenkalken von Solnhofen Frankische Alb 19 und den Plattenkalken von Canjuers Departement Var Frankreich 20 gefunden Der Fossilbericht der Pleurosauriden ist jedoch im Gegensatz zu dem der Sphenodontiden auf den Jura beschrankt Haltung BearbeitenDa die Tiere strengsten Schutz durch die neuseelandische Regierung geniessen werden derzeit Stand Marz 2011 nur etwa 140 Bruckenechsen in zehn Institutionen gehalten davon 43 ausserhalb Neuseelands In Deutschland werden sie nur im Aquarium des Berliner Zoos gezeigt Dort leben Stand Mai 2021 sieben Exemplare in einem grossen gekuhlten Terrarium In Unkenntnis der speziellen Temperaturbedurfnisse von Bruckenechsen wurde der Grossteil der Tiere fruher zu warm gehalten Eine der ersten in Europa oder auch weltweit gehaltenen Bruckenechsen war im zoologischen Institut der Universitat Uppsala prasent wo sie im Herbst 1908 ankam Sie lebte dort bis Sommer 1931 in einer 75 40 40 cm grossen Holzkiste unter einem Schreibtisch die gesamte Kiste war nur mit Holzwolle ausgekleidet und enthielt ein Wassergefass Die Temperaturen schwankten zwischen 16 und 20 C 1931 kam sie in eine 190 75 30 cm grosse Holzkiste welche strukturiert eingerichtet war Dort zeigte sie grossere Aktivitaten Sie wurde wochentlich mit ein paar Fleischstreifen oder 15 bis 20 Regenwurmern gefuttert 21 Das Tier in der Belletristik BearbeitenIn John Greens Roman Schlaft gut ihr fiesen Gedanken vermacht ein Mann in seinem Testament sein ganzes Vermogen seiner Tuatara Literatur BearbeitenWolfgang Bohme Sphenodontida Schnabelkopfe Bruckenechsen In Wilfried Westheide und Reinhard Rieger Hrsg Wirbel oder Schadeltiere Fischer Stuttgart 2004 ISBN 3 8274 0900 4 Spezielle Zoologie Teil 2 S 354 357 K Klemmer Die Bruckenechse In Bernhard Grzimek Hrsg Kriechtiere Bechtermunz Augsburg 2000 ISBN 3 8289 1603 1 Grzimeks Tierleben Band 6 S 148 151 unveranderter Nachdruck der dtv Ausgabe von 1979 80 Manfred Rogner Bruckenechsen Schnabelkopf Echsen Ordnung Rynchocephalia In Manfred Rogner Warane Skinke und andere Echsen sowie Bruckenechsen und Krokodile Ulmer Stuttgart 1994 ISBN 3 8001 7253 4 Echsen Band 2 S 220 223 Robert L Carroll Palaontologie und Evolution der Wirbeltiere Thieme Stuttgart 1993 ISBN 3 13 774401 6 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Bruckenechsen Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Sphenodon In The Reptile Database Sphenodon punctatus und Sphenodon guntheri in der Roten Liste gefahrdeter Arten der IUCN 2008 Eingestellt von Australasian Reptile amp Amphibian Specialist Group 1996 Abgerufen am 27 April 2015 Vorlage IUCN Wartung Mehrere Arten Bruckenechse auf aquarium berlin de J Robert Macey et al Evidence of two deeply divergent co existing mitochondrial genomes in the Tuatara reveals an extremely complex genomic organization in Commun Biol Band 4 Nr 116 29 Januar 2021 doi 10 1038 s42003 020 01639 0 Dazu Devin A Reese Lizard like tuatara carry two distinct mitochondrial genomes auf ScienceNews vom 29 Januar 2021Fussnoten Bearbeiten a b c Riesensalamander und Bruckenechsen Freie Universitat Berlin aufgerufen am 6 Dezember 2021 Bradford Haami Ngarara reptiles In Te ara The encyclopedia of New Zealand Ministry for Culture amp Heritage New Zealand 22 September 2012 abgerufen am 6 Oktober 2013 englisch a b c Nach W Bohme 2004 S 354 Die kauende und sagende Echse In Deutschlandfunk Abgerufen am 16 Mai 2022 Nach einem Bericht von Robert Mertens zitiert in Grzimek 2000 S 150 Nach Grzimek 2000 S 149 Nach Rogner 1994 S 222 sowie W Bohme 2004 S 357 Nach W Bohme 2004 S 357 Nach einem Bericht von Eugen Schuhmacher zitiert in Grzimek 2000 S 150 151 Echse wird mit 111 Jahren Vater Frankfurter Rundschau 26 Januar 2009 archiviert vom Original am 4 Februar 2014 abgerufen am 6 Oktober 2013 nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www fr online de Nach Rogner 1994 S 221 Zoo Aquarium Berlin Bruckenechse Memento vom 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Evolutionary Biology Bd 13 Nr 1 2013 Art Nr 208 doi 10 1186 1471 2148 13 208 Open Access Ngatiwai Trust Board Neil J Gemmell Kim Rutherford Stefan Prost Marc Tollis The tuatara genome reveals ancient features of amniote evolution In Nature Band 584 Nr 7821 20 August 2020 ISSN 0028 0836 S 403 409 doi 10 1038 s41586 020 2561 9 nature com abgerufen am 2 September 2020 Gunter Viohl Die Solnhofener Plattenkalke oberer Jura In Dieter Meischner Hrsg Europaische Fossillagerstatten Springer Berlin Heidelberg 2000 S 143 150 doi 10 1007 978 3 642 57198 5 15 Karin Peyer Sylvain Charbonnier Ronan Allain Emilie Lang Renaud Vacant A new look at the Late Jurassic Canjuers conservation Lagerstatte Tithonian Var France Comptes Rendus Palevol Bd 13 Nr 5 2014 S 403 420 doi 10 1016 j crpv 2014 01 007 alternativer Volltextzugriff 1 Nach Cyren 1934 zitiert in Rogner 1994 S 223 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Bruckenechse amp oldid 238852152