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Die Taufliegen Drosophilidae auch Obstfliegen Fruchtfliegen Garfliegen Mostfliegen und Essigfliegen genannt sind eine Familie der Fliegen Brachycera innerhalb der Ordnung der Zweiflugler Diptera Es handelt sich bei ihnen um kleine nur etwa ein bis sechs meist zwei Millimeter grosse Fliegen die fast uberall vorkommen in feuchten Laubwaldern und an Waldrandern aber auch in der Nahe menschlicher Behausungen Sie werden von faulenden Fruchten sowie Getrankeresten in offenen Flaschen angezogen von deren garenden Substanzen sie sich ernahren Der deutsche Trivialname Obstfliegen ist auf diese Vorliebe fur faulendes Obst zuruckzufuhren Der Name Taufliegen leitet sich vom Verhalten der Tiere ab Sie fliegen uberwiegend morgens und abends also zu jenen Zeiten in denen sich haufig Tau niederschlagt TaufliegenSchwarzbauchige Taufliege Drosophila melanogaster SystematikKlasse Insekten Insecta Ordnung Zweiflugler Diptera Unterordnung Fliegen Brachycera Teilordnung MuscomorphaUberfamilie EphydroideaFamilie TaufliegenWissenschaftlicher NameDrosophilidaeRondani 1856UnterfamilienDrosophilinae SteganinaeWeltweit sind uber 3000 Arten bekannt Davon leben etwa 50 in Deutschland Man unterscheidet Wildarten die okologisch an Geholze gebunden sind und Kulturfolger die sich an menschliche Lebensgewohnheiten angepasst haben und vorwiegend im Kompost und uberall dort leben wo Fruchte lagern oder Fruchtsafte garen Kulturfolger sind beispielsweise Drosophila melanogaster Drosophila simulans Drosophila funebris Drosophila busckii Drosophila immigrans Drosophila hydei und Drosophila repleta Einige Wildarten kommen auch in Garten manche sogar in Hausern vor wie zum Beispiel Drosophila subobscura und Drosophila limbata Von den Kulturfolgern sind manche auch ausserhalb von Siedlungen anzutreffen aber sie konnen dort keine dauerhaften Populationen aufbauen Am bekanntesten ist die Art Drosophila melanogaster die zwei bis drei Millimeter lang wird gelbbraun gefarbt ist schwarze Hinterleibsringe und rote Augen besitzt und im 20 Jahrhundert zu einem Standard Untersuchungsobjekt der Genetik wurde Inhaltsverzeichnis 1 Entwicklung und Larvenstadien 2 Wirtschaftliche Bedeutung 3 Verhalten 4 Systematische Einordnung 5 Fossile Belege 6 Hinweis zum Begriff Fruchtfliege 7 Literatur 8 Einzelnachweise 9 WeblinksEntwicklung und Larvenstadien Bearbeiten nbsp Drosophila Ei source source source source source Paarungsverhalten von Chymomyza Video 2m 56s Bei vielen Taufliegenarten gibt es eine Balz vor der Paarung die sich in mehrere Phasen unterteilen lasst Die erste Phase umfasst die Erkennung bei der das Mannchen das Weibchen mit den Vorderfussen betastet Besonders jungfrauliche Weibchen sondern einen Sexuallockstoff ab der uber kurze Strecken von den Mannchen wahrnehmbar ist Die Identifizierung lauft offensichtlich chemisch ab da das Mannchen sich beim Betasten von artfremden Weibchen zuruckzieht In einer zweiten Phase kommt es zu einer optischen Orientierung bei der das Mannchen das Weibchen umrundet und hinter ihm herlauft Diese Phase kommt nur bei tagaktiven Arten vor fakultativ nachtaktive Arten wie Drosophila melanogaster vollfuhren sie nicht In der dritten Phase offnen beide Geschlechter langsam ihre Flugel und schliessen diese wieder wobei die Anzahl dieser Aktionen und das exakte Verhalten artspezifisch ist Die vierte Phase beginnt mit einem Vibrieren des Mannchens mit dem zum Weibchen weisenden Flugel wobei es weiter das Weibchen umkreist Der dabei erzeugte Luftstrom wird von den Weibchen mit Hilfe der in den Antennenbasen gelegenen Johnstonschen Organe wahrgenommen Bei vielen Arten beantwortet das Weibchen das Vibrieren indem es ebenfalls mit den Flugeln vibriert Danach beruhrt das Mannchen mit dem Russel die Geschlechtsregion des Weibchens und direkt darauf erfolgt der erste Kopulationsversuch Das Mannchen versucht auf den Hinterleib des Weibchens zu steigen wird dabei in der Regel jedoch mehrmals abgewehrt Wenn das Weibchen nicht paarungswillig ist flieht es Zur Stimulation kann das Balzritual mehrmals wiederholt werden bis es zur Paarung kommt Die Weibchen der Taufliegen legen bis zu 400 Eier in garende Pflanzenstoffe oder andere Substrate ab die als spatere Nahrung fur die Larven dienen konnen Die Eier sind arttypisch geformt und besitzen spezifische Atmungsanhange mit einem Plastron nbsp Zwei Madenstadien der Taufliege das Kopfende ist unten nbsp Befall von Bienenpuppen durch Taufliegenlarven nbsp Nahaufnahme einer Nistrohre mit Bienen Kokons der Mauerbienen Taufliegenlarven Die daraus schlupfenden Larven durchlaufen wie andere Fliegenlarven drei Stadien in Form eines typischen Madenstadiums Die meisten Larven sind saprophag ernahren sich also von abgestorbenen Pflanzenresten oder fauligen Fruchten insbesondere fressen sie hier die Mikroorganismen die die Fruchte zersetzen zum Beispiel Hefen und Bakterien Andere sind phytophag und leben als Minierer in Pflanzenstangeln oder Blattern Zu diesen gehort Scaptomyza flava die bei Massenvorkommen an Kulturpflanzen vor allem Kreuzblutlern lastig werden konnen Wieder andere entwickeln sich in Pilzen etwa Drosophila transversa und manche z B Acletoxenus formosus ernahren sich sogar rauberisch von Insekten die an Pflanzen saugen Cacoxenus indagator Larven leben in den Nestern solitarer Bienen und ernahren sich von deren Nektar und Pollenvorrat Das erste Larvenstadium der Taufliegen ist metapneustisch besitzt also nur eine offene Stigmenoffnung am Ende des Hinterleibs die anderen beiden Stadien besitzen jeweils eine offene Stigmenoffnung am Vorder und am Hinterende und sind somit amphipneustisch Am Ende der Entwicklung bildet sich eine braune Tonnchenpuppe die gegebenenfalls uberwintert Die Puppe besitzt arttypische Prothorakalhornchen die der Atmung der Puppen dienen Oft entwickeln sich mehrere Taufliegen Generationen im Jahr Je nach der Taufliegen Art und den Umwelteinflussen kann die Entwicklung von sieben bis zu uber 60 Tagen dauern Wirtschaftliche Bedeutung BearbeitenTaufliegen gelten im Allgemeinen eher als Lastlinge denn als Schadlinge da die meisten Arten sich in verrottendem Material vermehren Ausnahmen sind Zaprionus indianus die sich in Brasilien von Feigen ernahrt 1 sowie Drosophila suzukii die von dunnhautigen Fruchten wie Himbeeren und Kirschen lebt 2 Die Larven der Drosophila repleta leben in Abwasserkanalen und ubertragen Bakterien Es wird im Allgemeinen angenommen dass Taufliegen Essigsaurebakterien verbreiten 3 und auf diese Weise die alkoholische Vergarung durch Stimulation der Essigsauregarung storen Verhalten BearbeitenWeibliche Taufliegen legen ihre Eier bevorzugt in vergarenden Fruchte wenn die Fliegen in der Umgebung weibliche endoparasitoide Wespenlarven wahrnehmen Den Wespen dienen Fliegenlarven als Wirtsorganismus sie reagieren aber empfindlicher auf den bei der Garung entstehenden Alkohol als die Fliegenlarven deren Uberlebenschanchen somit steigen 4 5 Systematische Einordnung Bearbeiten nbsp Taufliege auf einer BluteDie Drosophiliden gehoren in der Ordnung der Diptera zu den Brachycera den Kurzfuhlerigen im Gegensatz zu den Mucken den Langfuhlerigen Innerhalb der Brachycera gehoren sie zu den cyclorrhaphen Schizophora Die Cyclorrhapha Rundspaltige zeichnen sich durch die bereits erwahnte Tonnchenpuppe aus Den Namen haben sie deshalb weil die schlupffertige Fliege den Deckel der Puppe an einem kreisformigen Spalt sprengt Die Kraft fur diese Sprengung stammt aus einer Blase die sich zwischen Stirn und Gesicht der Fliege bildet Nachdem die Fliege die Puppenhulle verlassen hat bildet sich diese Blase wieder zuruck Es bleibt jedoch eine Naht zwischen Stirn und Gesicht was ihnen den Namen Schizophora Spalttrager gab Innerhalb der Cyclorrhapha gehoren die Taufliegen zu den Acalyptrata den unbedeckten das sind diejenigen Familien deren Schwingkolbchen nicht von zwei Schuppen bedeckt sind im Gegensatz zu den Calyptrata Die Familie der Drosophilidae wird in zwei Unterfamilien Steganinae und Drosophilinae eingeteilt die sich zum Beispiel durch Beinborsten und den Bau der Vaginalplatten unterscheiden Zu den Steganinae gehoren die Gattungen source source source source source Stegana furta bei der Nahrungssuche Video 2m 55s Acletoxenus Amiota Cacoxenus C indagator Gitona Leucophenga SteganaZu den Drosophilinae gehoren die Gattungen mit ausgewahlten Arten Chymomyza C amoena Dettopsomyia Drosophila Microdrosophila Mycodrosophila Scaptomyza ZygothricaFossile Belege BearbeitenFossile Vertreter dieser Familie sind sehr selten und fast nur aus Bernstein tertiaren Alters bekannt Nachweise von Taufliegen liegen aus eozanem Baltischen Bernstein und dem etwas jungeren Dominikanischen Bernstein vor Auf letztgenannter Lagerstatte wurden auch zwei Taufliegen vom Harz eingeschlossen die von Milben bzw Nematoden befallen waren 6 7 Hinweis zum Begriff Fruchtfliege BearbeitenUrsprunglich wurden im deutschen Sprachgebrauch nur Fliegen aus der Familie Tephritidae Bohrfliegen als Fruchtfliegen bezeichnet 8 Um Verwechslungen zu vermeiden wird in diesem Artikel der schon langer etablierte deutsche Name Taufliegen verwendet Literatur BearbeitenG Bachli H Burla Diptera Drosophilidae Insecta Helvetica 7 Schweizerische Entomologische Gesellschaft 1985 DNB 870118854 Christiane Nusslein Volhard Eric F Wieschaus Mutations affecting segment number and polarity in Drosophila In Nature Band 287 1980 S 795 801 Martin Brookes Drosophila Die Erfolgsgeschichte der Fruchtfliege Reinbek 2002 Einzelnachweise Bearbeiten Pest Alerts Zaprionus indianus Gupta DPI Nicht mehr online verfugbar Florida Department of Agriculture and Consumer Services archiviert vom Original am 12 Oktober 2013 abgerufen am 5 Oktober 2013 Drosophila suzukii Center of Invasive Species Research Vinegars of the World Chapter 5 ISBN 978 88 470 0865 6 B Z Kacsoh Z R Lynch N T Mortimer T A Schlenke fruit flies medicate offspring after seeing parasites In Science Band 339 Februar 2013 S 947 950 doi 10 1126 science 1229625 PMID 23430653 PMC 3760715 freier Volltext Selbstmedikation Heilkundige im Tierreich Spektrum der Wissenschaft aufgerufen am 12 Februar 2022 George O Poinar Jr Life in Amber Stanford University Press Stanford Cal 1992 ISBN 0 8047 2001 0 Family DROSOPHILIDAE fossile Diptera Stefan von Keler Entomologisches Worterbuch Akademie Verlag Berlin 1963 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Taufliegen Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wiktionary Drosophila Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Fam Drosophilidae Taufliegen Essigfliegen Memento vom 4 Juli 2008 im Internet Archive Fliegende Hitze Die globale Erwarmung sorgt fur eine schnelle Evolution der Fruchtfliegen In Telepolis Was man von Taufliegen uber die Auswirkungen der Coronapandemie lernen kann In Der Spiegel Die neue Gattung Sophophora In faz netNormdaten Sachbegriff GND 4184528 6 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Taufliegen amp oldid 232479442