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2 4 Dichlorphenoxyessigsaure kurz 2 4 D ist ein von der Phenoxyessigsaure abgeleitetes Herbizid aus der Gruppe der synthetischen Auxine Die chemische Verbindung wurde erstmals 1941 von dem in der C B Dolge Company Westport Connecticut USA arbeitenden Chemiker Robert Pokorny beschrieben 6 Die Herstellung wurde patentiert 7 Fur den Einsatz als Herbizid wurde der Prozess 1945 von der American Chemical Paint Co entwickelt 8 Spater wurde der Wirkstoff strukturell modifiziert 2 4 Dichlorphenoxypropionsaure Dichlorprop StrukturformelAllgemeinesName 2 4 DichlorphenoxyessigsaureAndere Namen 2 4 D 2 4 Dichlorphenoxy essigsaure IUPAC Summenformel C8H6Cl2O3Kurzbeschreibung weisser geruchloser Feststoff 1 Externe Identifikatoren DatenbankenCAS Nummer 94 75 7EG Nummer 202 361 1ECHA InfoCard 100 002 147PubChem 1486ChemSpider 1441Wikidata Q209222EigenschaftenMolare Masse 221 04 g mol 1Aggregatzustand festDichte 1 42 g cm 3 1 Schmelzpunkt 140 5 C 1 Siedepunkt 160 C 0 53 hPa 1 Dampfdruck 8 25 10 5 mmHg 20 C 2 Loslichkeit Sehr schwer loslich in Wasser 0 3 g l 1 bei 25 C 1 loslich in Ethanol 130 g l 1 3 loslich in vielen organischen Losungsmitteln 3 SicherheitshinweiseGHS Gefahrstoffkennzeichnung aus Verordnung EG Nr 1272 2008 CLP 4 ggf erweitert 1 GefahrH und P Satze H 302 317 318 335 412P 261 264 273 280 304 340 312 305 351 338 310 1 MAK DFG 1 mg m 3 1 Schweiz 4 mg m 3 gemessen als einatembarer Staub 5 Soweit moglich und gebrauchlich werden SI Einheiten verwendet Wenn nicht anders vermerkt gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen Inhaltsverzeichnis 1 Herstellung 2 Eigenschaften 3 Verwendung 3 1 Pflanzenschutz 3 2 Militar 4 Regulierung 4 1 EU 5 Derivate 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseHerstellung BearbeitenPokorny synthetisierte 2 4 Dichlorphenoxyessigsaure durch Reaktion von 2 4 Dichlorphenol Natriumhydroxid und Monochloressigsaure 9 10 Dazu wurde eine wassrige Losung von 2 4 Dichlorphenol und Chloressigsaure mit einem Uberschuss von Natronlauge versetzt wodurch die Natriumsalze dieser Komponenten gebildet wurden Die Losung wurde eingeengt und der trockene Ruckstand erhitzt Zur Isolierung der freien 2 4 Dichlorphenoxyessigsaure wurde der Ruckstand in Wasser gelost und die Losung mit Salzsaure angesauert nbsp Formelschema einer Synthese des Natriumsalzes der 2 4 Dichlorphenoxyessigsaure Ein weiteres Verfahren ist die Chlorierung von Phenoxyessigsaure in geschmolzenem Zustand 11 Eigenschaften Bearbeiten2 4 Dichlorphenoxyessigsaure ist ein wenig fluchtiger weisser geruchloser Feststoff der sehr schwer loslich in Wasser ist 1 Er wird beim Umgang hauptsachlich uber die Haut aufgenommen und innerhalb von Tagen unmetabolisiert mit dem Harn ausgeschieden Die Endocrine Society stuft 2 4 Dichlorphenoxyessigsaure aufgrund seiner hormonahnlichen Wirkung als einen Endokrinen Disruptor ein und empfiehlt angesichts der vielfaltigen negativen gesundheitlichen Auswirkungen den Kontakt mit diesem Stoff moglichst zu vermeiden 12 Beim Kontakt mit hohen Dosierungen kommt es zur Schadigung des Nervensystems 13 In Langzeituntersuchungen an Farmern konnte die Ausscheidung und daher auch die vorherige Aufnahme von 2 4 D mit dem Urin festgestellt werden Diese ging einher mit Konzentrationserhohungen eines Markers fur oxidative DNA Schaden 14 Weiterhin zeigte sich eine Beeinflussung des Zeitpunkts der ersten Menstruation bei Madchen 15 Verwendung Bearbeiten nbsp Geschatzte Ausbringungsmenge in den USAPflanzenschutz Bearbeiten 2 4 D wird als Herbizid gegen Zweikeimblattrige im Getreide in Obstplantagen auf Grunland und Rasen eingesetzt Es wirkt insbesondere gegen Knoterichgewachse Kamille und Disteln 16 Viele der heute zugelassenen 2 4 D Praparate sind fur den Einsatz gegen Unkrauter auf Zierrasen gedacht Sie enthalten neben weiteren herbiziden Wirkstoffen haufig Dicamba auch Rasendunger 17 Im Juni 2011 deckte die brasilianische Umweltbehorde IBAMA einen Fall auf bei dem im Bundesstaat Amazonas 2 4 D haltige Herbizide vom Flugzeug aus zum Entlauben des Urwalds verspruht wurden 18 In den USA wurden 2011 etwa 14 000 Tonnen ausgebracht Es ist damit nach Glyphosat und Atrazin dort das am dritthaufigsten verwendete Herbizid Militar Bearbeiten Wahrend des Vietnamkrieges waren Ester der 2 4 Dichlorphenoxyessigsaure Bestandteil der Entlaubungsmittel Agent Purple und Agent White 1 Die n Butylester von 2 4 D und der strukturverwandten 2 4 5 Trichlorphenoxyessigsaure 2 4 5 T waren im Verhaltnis 1 1 in dem Entlaubungsmittel Agent Orange enthalten 2 4 D enthalt Spuren von Dioxinen allerdings uberwiegen die vergleichsweise wenig giftigen Kongenere 2 7 Dichlordibenzodioxin und 2 8 Dichlordibenzodioxin Die Dioxinbelastung durch Agent Orange ging vor allem von 2 4 5 T aus das Spuren des hochgiftigen Kongeners 2 3 7 8 Tetrachlordibenzodioxin enthielt 19 Regulierung BearbeitenDie Internationale Agentur fur Krebsforschung IARC stufte 2 4 D im Jahr 2015 als moglicherweise karzinogen Gruppe 2B ein 20 EU Bearbeiten Trotz der vermuteten Gesundheitsgefahren wurde die Zulassung am 1 Januar 2016 verlangert und lauft nun bis zum 31 Dezember 2030 Auf nationaler Ebene ist 2 4 D in 26 EU Staaten zugelassen Die erlaubte Tagesdosis betragt 0 05 und die annehmbare Anwenderexposition 0 15 Milligramm pro Kilogramm Korpergewicht und Tag 17 Die Endocrine Society die alteste und grosste endokrinologische Fachgesellschaft warnt aufgrund der schlecht verstandenen Dosis Wirkungs Beziehung von endokrinen Disruptoren sowie der unvollstandigen Studienlage vor der Angabe von vermeintlich unbedenklichen erlaubten Tagesdosen 21 15 Derivate Bearbeiten2 4 D wird auch in Form seiner Salze und Ester 22 eingesetzt die ahnliche Eigenschaften und einen ahnlichen Metabolismus aufweisen 23 24 Beispiele hierfur sind 2 4 D Dimethylammonium 2 4 D DMA 25 26 2 4 D ethylhexyl 2 4 D EHE 27 2 4 D diethanolamin 2 4 D DEA 28 2 4 D butoxyethyl 2 4 D BEE 29 2 4 D isopropylamin 2 4 D IPA 30 2 4 D triisopropanolamin 2 4 D TIPA 31 2 4 D isopropyl 2 4 D IPE 32 2 4 D methyl 33 Ethanolammoniumsalz 34 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons 2 4 Dichlorphenoxyessigsaure Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Eintrag zu 2 4 Dichlorophenoxyacetic acid 2 4 D in der Consumer Product Information DatabaseEinzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g h i j Eintrag zu 2 4 Dichlorphenoxyessigsaure in der GESTIS Stoffdatenbank des IFA abgerufen am 8 Januar 2020 JavaScript erforderlich Eintrag zu 2 4 D in der ChemIDplus Datenbank der United States National Library of Medicine NLM abgerufen am 5 Juni 2017 Seite nicht mehr abrufbar Inhalt nun verfugbar via PubChem ID 1486 a b Rainer Koch Umweltchemikalien 3 Auflage VCH Weinheim 1995 ISBN 3 527 30061 9 Eintrag zu 2 4 D im Classification and Labelling Inventory der Europaischen Chemikalienagentur ECHA abgerufen am 1 Februar 2016 Hersteller bzw Inverkehrbringer konnen die harmonisierte Einstufung und Kennzeichnung erweitern Schweizerische Unfallversicherungsanstalt Suva Grenzwerte Aktuelle MAK und BAT Werte Suche nach 94 75 7 bzw 2 4 Dichlorphenoxyessigsaure inkl Salze und Ester abgerufen am 16 Oktober 2019 Robert Pokorny New Compounds Some Chlorophenoxyacetic acids In Journal of the American chemical Society 1941 Bd 63 Heft 6 S 1768 Brit Patent 573 467 1945 Eintrag zu 2 4 D In Rompp Online Georg Thieme Verlag abgerufen am 12 November 2014 Robert Pokorny New Compounds Some Chlorophenoxyacetic acids In Journal of the American chemical Society 1941 Bd 63 Heft 6 S 1768 Thomas A Unger Pesticide synthesis handbook 1996 ISBN 0 8155 1401 8 S 761 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Richard H F Manske Process of preparing 2 4 dichlorophenoxyacetic acid US Patent 2471575 1949 fur U S Rubber Co Endocrine Disrupting Chemicals EDCs Hormone Health Network Abgerufen am 4 November 2018 englisch Heinz Nau Pablo Steinberg Manfred Kietzmann Lebensmitteltoxikologie Georg Thieme Verlag 2003 ISBN 3 8263 3330 6 S 88 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Catherine C Lerro Laura E Beane Freeman Lutzen Portengen Daehee Kang Kyoungho Lee A longitudinal study of atrazine and 2 4 D exposure and oxidative stress markers among Iowa corn farmers In Environmental and molecular mutagenesis Band 58 Nr 1 Januar 2017 S 30 38 doi 10 1002 em 22069 PMID 28116766 PMC 5763550 freier Volltext a b A C Gore V A Chappell S E Fenton J A Flaws A Nadal EDC 2 The Endocrine Society s Second Scientific Statement on Endocrine Disrupting Chemicals In Endocrine Reviews Band 36 Nr 6 Dezember 2015 S E1 E150 doi 10 1210 er 2015 1010 PMID 26544531 PMC 4702494 freier Volltext Werner Perkow Wirksubstanzen der Pflanzenschutz und Schadlingsbekampfungsmittel 2 Auflage 1 Erg Lfg Mai 1985 Verlag Paul Parey a b Generaldirektion Gesundheit und Lebensmittelsicherheit der Europaischen Kommission Eintrag zu 2 4 D in der EU Pestiziddatenbank Eintrag in den nationalen Pflanzenschutzmittelverzeichnissen der Schweiz Osterreichs Eingabe von 2 4 D im Feld Wirkstoff und Deutschlands abgerufen am 13 Marz 2016 EcoDebate Ibama impede uso para desmatamento em Novo Aripuana AM de quatro toneladas herbicidas altamente toxicos 28 Juni 2011 Karlheinz Ballschmiter Reiner Bacher Dioxine Verlag Chemie VCH Weinheim 1996 ISBN 3 527 28768 X IARC Monographs evaluate DDT lindane and 2 4 D 23 Juni 2015 EDCs Myth vs Fact Hormone Health Network Abgerufen am 4 November 2018 englisch Eintrag zu Ester von 2 4 Dichlorphenoxyessigsaure in der GESTIS Stoffdatenbank des IFA abgerufen am 6 Dezember 2016 JavaScript erforderlich FAO Evaluation of 2 4 D pesticideinfo org 2 4 D toxicity ecological toxicity and regulatory information abgerufen am 6 Dezember 2016 Externe Identifikatoren von bzw Datenbank Links zu Dimethylammonium 2 4 dichlorphenoxyacetat CAS Nummer 2008 39 1 EG Nummer 217 915 8 ECHA InfoCard 100 016 288 GESTIS Stoffdatenbank 11040 PubChem 16180 ChemSpider 15356 Wikidata Q2813782 Eintrag zu Dimethylammonium 2 4 dichlorphenoxyacetat in der GESTIS Stoffdatenbank des IFA abgerufen am 6 Dezember 2016 JavaScript erforderlich Externe Identifikatoren von bzw Datenbank Links zu 2 4 Dichlorphenoxyessigsaureethylhexylester CAS Nummer 1928 43 4 EG Nummer 217 673 3 ECHA InfoCard 100 016 068 PubChem 61286 ChemSpider 55225 Wikidata Q22329336 Externe Identifikatoren von bzw Datenbank Links zu 2 4 D diethanolamin CAS Nummer 5742 19 8 EG Nummer 227 256 8 ECHA InfoCard 100 024 779 PubChem 16825 ChemSpider 15944 Wikidata Q27251594 Externe Identifikatoren von bzw Datenbank Links zu 2 4 D butoxyethyl CAS Nummer 1929 73 3 EG Nummer 217 680 1 ECHA InfoCard 100 016 074 GESTIS Stoffdatenbank 12480 PubChem 16002 ChemSpider 15203 Wikidata Q22329266 Externe Identifikatoren von bzw Datenbank Links zu 2 4 D isopropylamin CAS Nummer 5742 17 6 ECHA InfoCard 100 217 275 PubChem 57358267 ChemSpider 20641 Wikidata Q27269908 Externe Identifikatoren von bzw Datenbank Links zu 2 4 D triisopropanolamin CAS Nummer 18584 79 7 EG Nummer 639 766 1 ECHA InfoCard 100 167 411 PubChem 62724 ChemSpider 56468 Wikidata Q27236552 Externe Identifikatoren von bzw Datenbank Links zu 2 4 D isopropyl CAS Nummer 94 11 1 EG Nummer 202 305 6 ECHA InfoCard 100 002 096 PubChem 7173 ChemSpider 6905 Wikidata Q27288441 Externe Identifikatoren von bzw Datenbank Links zu 2 4 D methyl CAS Nummer 1928 38 7 EG Nummer 217 670 7 ECHA InfoCard 100 016 065 PubChem 1488 ChemSpider 1443 Wikidata Q22329230 Externe Identifikatoren von bzw Datenbank Links zu 2 hydroxyethyl ammonium o p dichlorophenoxy acetate CAS Nummer 3599 58 4 EG Nummer 222 752 0 ECHA InfoCard 100 020 684 PubChem 19192 Wikidata Q81976821 Normdaten Sachbegriff GND 4229553 1 lobid OGND AKS LCCN sh85037669 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title 2 4 Dichlorphenoxyessigsaure amp oldid 234285090