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Das Skalenniveau oder Messniveau oder die Skalendignitat selten Skalenqualitat ist in der Empirie eine wichtige Eigenschaft von Merkmalen bzw von Variablen Inhaltsverzeichnis 1 Systematik der Skalen 2 Geschichte der Einteilung 3 Nominalskala 4 Ordinalskala Rangskala 5 Intervallskala 6 Verhaltnisskala auch Ratioskala 7 Grauzonen zwischen den Skalenniveaus 8 Probleme bei der Skalierung 9 Einzelnachweise 10 LiteraturSystematik der Skalen BearbeitenJe nach der Art eines Merkmals bzw je nachdem welche Vorschriften bei seiner Messung eingehalten werden konnen lassen sich verschiedene Stufen der Skalierbarkeit unterscheiden Skalenniveau logische mathematische Operationen Messbare Eigenschaften Beispiel zusatzliche LageparameterNominalskala Haufigkeit Postleitzahlen 1 Geschlechter ModusOrdinalskala lt gt Haufigkeit Rangfolge Schulnoten sehr gut bis ungenugend Tabellenplatz in der Bundesliga MedianKardinalskalaIntervallskala lt gt Merkmal Merkmalsdifferenz Haufigkeit Rangfolge Abstand Zeitskala Datum Intelligenzquotient Temperatur in Grad Celsius Arithmetisches MittelVerhaltnisskala lt gt Zahl mal Merkmal ergibt einheitenlose Zahl Haufigkeit Rangfolge Abstand naturlicher Nullpunkt Alter in Jahren Umsatz in Euro Temperatur in Kelvin Geometrisches Mittel nbsp Skalenniveaus im Vergleich rot Die auf dem jeweiligen Skalenniveau neu hinzugekommenen Eigenschaften Nominal nur Haufigkeiten ordinal Reihenfolge intervall Abstande verhaltnisskaliert NullpunktIntervall und Verhaltnisskala werden zur Kardinalskala zusammengefasst Merkmale auf dieser Skala werden dann als metrisch bezeichnet Nominal oder ordinalskalierte Merkmale s u bezeichnet man auch als kategorial Das Skalenniveau bestimmt welche mathematischen Operationen mit einer entsprechend skalierten Variable zulassig sind Dabei konnen Operationen die bei Variablen eines bestimmten Skalenniveaus zulassig sind grundsatzlich auch auf Variablen aller hoheren Skalenniveaus durchgefuhrt werden Ein auf einem bestimmten Niveau skalierbares Merkmal kann auf allen darunter liegenden Skalenniveaus dargestellt werden jedoch nicht umgekehrt welche Transformationen mit entsprechend skalierten Variablen durchgefuhrt werden konnen ohne Information zu verlieren oder zu verandern welche Information das entsprechende Merkmal liefert welche Interpretationen Auspragungen des entsprechenden Merkmals zulassen Das Skalenniveau gibt keine Auskunft daruber ob eine Variable diskret kategorial oder stetig ist 2 siehe Hauptartikel Merkmal Lediglich bei der Nominalskalierung ist das Merkmal grundsatzlich nicht stetig sondern diskret 3 Obwohl Skalenniveau und Anzahl der moglichen Auspragungen unabhangige Konzeptionen darstellen sind in der Praxis nominal und ordinalskalierte Merkmale meist diskret und metrisch skalierte Merkmale meist stetig 2 Geschichte der Einteilung Bearbeiten Skalen konnen danach klassifiziert werden welche Transformationen fur sie zulassig sind 4 Diese Klassifikation von Skalen sei aber nicht unumstritten Kritik hierzu finde man vor allem bei Prytulak 1975 5 und Duncan 6 4 s a Michell 7 Da es unendlich viele zulassige Transformationen einer bestimmten Skala gibt konnten prinzipiell auch unendlich viele verschiedene Skalenniveaus unterschieden werden Die meist verwendete Klassifikation geht auf Stevens 1946 8 zuruck Dieser unterscheidet Nominal Ordinal Intervall und Ratioskalen 4 Eine detailliertere Klassifikation zum Beispiel von Narens und Luce 1986 9 oder von Orth 1974 10 enthalte meist noch eine Log Intervallskala zwischen der Intervall und der Ratioskala Bei einer Log Intervallskala sind noch Potenztransformationen x s xr mit s und r grosser 0 zulassig 4 Marks 1974 11 versucht die Moglichkeiten verschiedener Skalenniveaus systematisch zu erfassen Er schlagt dazu eine allgemeine Transformationsfunktion vor in der drei Konstanten frei gewahlt werden konnen Die Konstanten konnen jeweils entweder positiv oder Null 0 sein Null zeigt an dass eine Skalentransformation hier zu einem Informationsverlust fuhren wurde Ein Pluszeichen zeigt an dass eine solche Transformation ohne Informationsverlust moglich ware Die von ihm vorgeschlagene allgemeine Formel lautet x a 1 x b 1 cBeispielsweise mussten fur eine Intervallskala die Konstanten a positiv b null c positiv sein Damit ergibt sich fur eine Intervallskala die Lineartransformation als allgemein zulassige Transformationsregel x ax bDementsprechend kommt Marks auf folgende 8 Skalen wobei zu sehen ist dass die Aussagekraft steigt wahrend gegenlaufig die Transformationsmoglichkeiten ohne Informationsverlust abnehmen engl Skalenbezeichnung a b c Anzahl zulassiger Transformationen AussagekraftOrdinal 3 0Hyperordinal 0 2 1Interval 0 2 1Log interval 0 2 1Difference 0 0 1 2Power 0 0 1 2Ratio 0 0 1 2Absolute 0 0 0 0 3Nominalskala Bearbeiten Hauptartikel Nominalskala Niedrigstes Skalenniveau Fur verschiedene Objekte oder Erscheinungen wird mithilfe eines Vergleichs lediglich eine Entscheidung uber Gleichheit oder Ungleichheit der Merkmalsauspragung getroffen z B x y z Es handelt sich also nur um qualitative Merkmale z B Blutgruppen oder Geschlecht Es gilt die Gleichheitsrelation also kann man entscheiden ob zwei Auspragungen gleich oder ungleich sind Die Werte konnen aber nicht der Grosse nach sortiert werden im Sinne von ist grosser als oder besser als Ordinalskala Rangskala Bearbeiten Hauptartikel Ordinalskala Fur ein ordinal skalierbares Merkmal bestehen Rangordnungen der Art grosser kleiner mehr weniger starker schwacher zwischen je zwei unterschiedlichen Merkmalswerten z B x gt y gt z Uber die Abstande zwischen diesen benachbarten Urteilsklassen ist jedoch nichts ausgesagt Meist handelt es sich um qualitative Merkmale wie z B der in der Frage gesuchte hochste erreichbare Bildungsabschluss Ein weiteres Beispiel sind die Schulnoten Note 1 ist besser als Note 2 es ist aber zweifelhaft ob der Unterschied zwischen Note 1 und 2 gleich gross ist wie der zwischen Note 3 und Note 4 Eine Sonderform der Ordinalskala ist die Rangskala Hierbei kann jeder Wert nur einmal vergeben werden Beispiele hierfur sind die Erreichung von Rangen im Sport und anderen Leistungsvergleichen oder die naturliche Ordnung wie sie im Tierreich oft bei Lebewesen vorkommt die in sozialen Gruppen leben wie z B Huhnervogel Ihre Ordnung wird daher auch Hackordnung genannt Intervallskala Bearbeiten Hauptartikel Intervallskala Die Reihenfolge der Merkmalswerte ist festgelegt und die Grosse des Abstandes zwischen zwei Werten lasst sich sachlich begrunden Als metrische Skala macht sie Aussagen uber den Betrag der Unterschiede zwischen zwei Klassen Die Ungleichheit der Merkmalswerte lasst sich durch Differenzbildung quantifizieren z B beim Datum konnte das Ergebnis lauten drei Jahre fruher Der Nullpunkt nach Christi Geburt und der Abstand der Klassen Jahre oder Monde sind jedoch willkurlich festgelegt Hinweis Bei den metrischen Skalen unterscheidet man diskrete und kontinuierliche Merkmale Verhaltnisskala auch Ratioskala Bearbeiten Hauptartikel Verhaltnisskala Die Verhaltnisskala besitzt das hochste Skalenniveau Bei ihr handelt es sich ebenfalls um eine metrische Skala im Unterschied zur Intervallskala existiert jedoch ein absoluter Nullpunkt z B Blutdruck absolute Temperatur Lebensalter Langenmasse Einzig bei diesem Skalenniveau sind Multiplikation und Division sinnvoll und erlaubt Verhaltnisse von Merkmalswerten durfen also gebildet werden z B x y z Grauzonen zwischen den Skalenniveaus BearbeitenEs existieren Merkmale die sich nicht genau einem Skalenniveau zuordnen lassen So konnte sich z B bei einem Merkmal nicht sicher belegen lassen dass es intervallskaliert ist man ist sich aber sicher dass es mehr als ordinalskaliert ist In einem solchen Fall konnte man eine Interpretation auf einer Intervallskala versuchen diese Annahme aber bei der Interpretation berucksichtigen und dort entsprechend vorsichtig vorgehen Ein Beispiel dafur ist die Bildung von Durchschnitten bei Schulnoten als Ziffern kodiert die eigentlich ein ordinalskaliertes Merkmal darstellen weil sie in festen Begriffen definiert sind etwa von sehr gut bis ungenugend Andere Beispiele sind Uhrzeiten ohne Angabe des Datums zirkadiane Daten oder Himmelsrichtungen Hier lassen sich innerhalb von Teilbereichen Werte ordnen und Abstande messen und mit einer entsprechenden Beschrankung fur die Grosse von Abstanden lassen sich sogar beliebig viele Abstande sinnvoll genauer eindeutig addieren Ohne eine Beschrankung gilt das nicht mehr Liegt 2 00 Uhr vor oder nach 22 00 Uhr Sowohl als auch Probleme bei der Skalierung BearbeitenIm Einzelfall konnen naturliche Ordnungen auftreten die sich zwar prinzipiell mit einer bestimmten Skala beschreiben lassen aber mitunter einzelne Abweichungen enthalten Ein Beispiel sind Platzierungen bei Sportereignissen rangskaliert wo eigentlich jeder Sportler nur einen Platz einnimmt erster zweiter dritter usw aber sich seinen Platz mit einem anderen Sportler teilen muss wenn dieser exakt denselben Messwert erreicht hat Je nach Reglement kann dann ein hoherer oder niedriger gelegener Rang nicht vergeben werden so dass die Skala eine Leerstelle aufweist die es sonst nicht gibt nicht vergebene Silbermedaille bei zwei ersten Platzen Hier liegt streng genommen eine auf Rangskalierung gemassregelte Ordinalskala vor Im Tierreich sind Rangskalierungen manchmal nicht stringent sodass es innerhalb einer aufsteigenden Hackordnung besonders im unteren Skalenbereich zwischengeschaltete Tripletts oder Multiplets gibt die sich gegenseitig nach dem Schema A gt B gt C gt A hacken Man spricht dabei von Intransitivitat Ein solches Phanomen kann auch nicht durch Uberfuhrung in Ordinalskalenniveau erschopfend beschrieben werden und erfordert eine vollstandige Darstellung in einer Matrix oder die Zuhilfenahme eines weiteren Merkmals z B Erfolg bei Futterstreit in gefressenem Futtergewicht sofern ranghohere Tiere stets mehr fressen als rangniedere was jedoch oft nicht so ist Die Matrizendarstellung wird deshalb in solchen Fallen der Skalierung vorgezogen obgleich sie visuell schwerer erfassbar und statistisch aufwandiger zu verwenden ist Einzelnachweise Bearbeiten Herbert Buning Gotz Trenkler Nichtparametrische statistische Methoden Walter de Gruyter 1994 ISBN 3 11 016351 9 S 8 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche a b Gerhard Tutz Die Analyse kategorialer Daten anwendungsorientierte Einfuhrung in Logit Modellierung und kategoriale Regression Oldenbourg Wissenschaftsverlag Munchen 2000 ISBN 3 486 25405 7 S 3 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Wolfgang Brachinger Multivariate statistische Verfahren Walter de Gruyter Berlin 1996 ISBN 3 11 013806 9 S 11 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche a b c d Rainer Schnell Paul Hill Elke Esser Methoden der empirischen Sozialforschung 2 Auflage R Oldenbourg Munchen Wien 1989 ISBN 3 486 21463 2 S 137 8 Auflage online L S Prytulak Critique of S S Stevens Theory of Measurement Scales classification In Perceptual and Motor Skills 1975 41 3 28 vermutlich O D Duncan Notes on Social Measurement Historical and Critical Russell Sage Foundation New York 1984 ISBN 0 87154 219 6 S 119 156 Joel Michell Measurement scales and statistics A clash of paradigms In Psychological Bulletin Band 100 Nr 3 1986 ISSN 1939 1455 S 398 407 doi 10 1037 0033 2909 100 3 398 englisch S S Stevens On the Theory of Scales of Measurement In Science 1946 103 S 677 680 online L Narens R D Luce Measurement The Theory of Numerical Assignments In Psychological Bulletin 1986 99 2 S 166 180 aris ss uci edu PDF 1 5 MB B Orth Einfuhrung in die Theorie des Messens Kohlhammer Stuttgart Berlin Koln Mainz 1974 ISBN 3 17 002055 2 Lawrence E Marks Sensory Processes The New Psychophysics Academic Press New York 1974 ISBN 0 12 472950 9 S 247 249 Literatur BearbeitenK Backhaus B Erichson W Plinke R Weiber Multivariate Analysemethoden Eine anwendungsorientierte Einfuhrung 11 Auflage Springer Verlag Berlin u a 2005 ISBN 3 540 27870 2 S 4 6 Jurgen Bortz Statistik fur Human und Sozialwissenschaftler 6 Auflage Springer 2005 ISBN 3 540 21271 X S 15 27 L Fahrmeir A Hamerle G Tutz Hrsg Multivariate statistische Verfahren 2 uberarbeitete Auflage Walter de Gruyter Berlin New York 1996 ISBN 3 11 013806 9 L Fahrmeir R Kunstler I Pigeot G Tutz Statistik Der Weg zur Datenanalyse Springer Berlin Heidelberg New York 1999 ISBN 3 540 67826 3 S H Kan Metrics and Models in Software Quality Engineering 2 Auflage Pearson Education Boston 2003 ISBN 0 201 63339 6 P H Muller Hrsg Lexikon der Stochastik Wahrscheinlichkeitsrechnung und mathematische Statistik 5 Auflage Akademie Verlag Berlin 1991 ISBN 3 05 500608 9 S 359 360 Skalierung scaling Skalenniveaus Nominalskala Ordinalskala Intervallskala Verhaltnisskala Absolutskala Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Skalenniveau amp oldid 239425563