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Die Jaromarsburg war vom 9 1 bis zum 12 Jahrhundert eine dem Gott Svantovit gewidmete Kultstatte des slawischen Stammes der Ranen An der Nordostspitze bei Kap Arkona auf der Insel Rugen gelegen war sie von zwei Seiten durch die Steilkuste und von der Landseite durch einen Burgwall geschutzt Der Name der Tempelburg leitet sich vom Ranenfursten Jaromar I ab der nach der Unterwerfung Rugens durch Danemark im Jahr 1168 zum Vasallen des danischen Konigs Waldemar I wurde Wall der JaromarsburgInfotafel mit einer Abbildung an der BurgVom Kap Arkona sind in den letzten Jahrhunderten immer wieder Teile des Hochuferkliffs ins Meer gesturzt weshalb von der Jaromarsburg heute hauptsachlich der Burgwall sichtbar ist Bei 10 bis 20 m Landabbruchen pro Jahrhundert wird vermutet dass die derzeitige Flache innerhalb des Walles nur ein Drittel der ursprunglichen darstellt Daher finden seit einigen Jahren archaologische Notgrabungen statt durch die der Standort des Svantovit Tempels gefunden wurde von dem man lange annahm dass er durch Uferabbruche verloren gegangen ware Es handelt sich um eine rechteckige Flache die vollig frei von Fundstucken war um die herum aber umso mehr zu finden waren welche auf Opfergaben darunter zerstorte Waffenteile hindeuten Dies deckt sich auch mit der Geschichtsschreibung durch Saxo Grammaticus die besagt dass der Priester innerhalb des Tempels nicht einmal atmen durfte um ihn nicht zu verunreinigen Inhaltsverzeichnis 1 Aufbau 2 Geschichte 3 Archaologische Untersuchungen 4 Literatur 5 Einzelnachweise 6 WeblinksAufbau Bearbeiten nbsp Kap Arkona aus der Luft nbsp Burgwall auf dem Kap Arkona nbsp Svantevitstein AltenkirchenDie Burganlage bestand aus zwei hintereinander liegenden Wallen die eine Hohe von 13 m erreichten Sie wurden zusatzlich befestigt Die Befestigung und der Tempel waren aus Holz gefertigt Ursprunglich betrug die Ausdehnung der Befestigungen 300 m in Nord Sud Richtung und 350 m in Ost West Richtung Der Tempel war dem danischen Geschichtsschreiber Saxo Grammaticus zufolge von zwei Einhegungen umgeben deren aussere ein purpurnes Dach trug Im Inneren stand eine vier Meter hohe aus einem Eichenstamm gehauene Svantovit Statue Saxo Grammaticus schreibt In der Rechten hielt die Figur ein Trinkhorn aus verschiedenen Metallen gebildet Das hat der Priester jedes Jahr mit Met gefullt und weissagt aus dem was im Laufe des Jahres verschwunden ist auf die kommende Ernte Man vermutet dass die zum Tempel gehorigen Siedlungen an der Stelle lagen an der sich heute die Fischerdorfer Vitt und Putgarten befinden dessen Name Am Fusse der Burg bedeutet Geschichte BearbeitenDie Ranen siedelten seit etwa dem 9 Jahrhundert auf Rugen 1 Sie erbauten wahrscheinlich zu dieser Zeit das Heiligtum und errichteten in mehreren Etappen die Burganlage Im 11 Jahrhundert wurde der Wall durch eine Aufschuttung mit Erdreich aus dem Burginneren erhoht Die Ranen dominierten eine Zeitlang Rugen und die Tempelanlage ubernahm nach der Zerstorung Rethras im Jahre 1068 dessen Bedeutung als religioses Zentrum der Slawen im sudlichen Ostseeraum Der Tempel diente als Orakelanlage und erhielt Opfergaben nicht nur von Slawen Bereits 1136 hatte ein danisches Heer unter Konig Erik II Emune die Tempelfestung erobert Die unterworfenen Ranen sicherten zwar die Ubernahme des Christentums zu hielten sich aber nach Abzug der Danen nicht an die Vereinbarung Im Jahr 1157 zerstorte ein Sturm eine grosse slawische Flotte vor der norwegischen Kuste Diese Schwache nutzte der danische Konig Waldemar I im Zuge der Christianisierung zu einer Offensive gegen Rugen das die Hochburg der Ranen war Nach wechselnden Angriffen Uberfallen und Teilsiegen landete er am 19 Mai 1168 begleitet von seinem Heerfuhrer und engen Vertrauten Bischof Absalon mit seiner Flotte bei Arkona Im Jahr 1168 oder 1169 konnte die Tempelburg nach vierwochiger Belagerung eingenommen werden nachdem es tags zuvor gelungen war an einer unbewachten Stelle ein Feuer zu legen welches durch die Verteidiger der Burg auf Grund von Wasserknappheit nicht mehr geloscht werden konnte Die Forschung streitet uber das Datum da Saxo ohne Jahr schreibt Helmhold von Bosau gibt definitiv das Jahr 1168 an Die papstliche Urkunde welche die Eroberung Rugens anerkennt und die neuen Gemeinden dem Bistum Roskilde unterstellte hat das Datum 4 November ohne Jahr aber mit der Ortsangabe Benevent Da sich der Papst Alexander der III sowohl 1168 als auch 1169 in Benevent aufgehalten hat ist eine eindeutige Datierung nicht moglich 2 Der Tempel wurde daraufhin zerstort die Svantovit Statue zerteilt und verbrannt Nach dem Fall des Tempels unterwarfen sich die Fursten der Rugenslawen Tezlaw der bis dahin als der Konig der Ranen galt und sein Bruder Jaromar in ihrem Hauptsitz Charenza dem danischen Konig Nach dem Tod Tezlaws im Jahr 1170 war Jaromar bis 1218 Furst der Ranen Mit der Tempelanlage fiel Konig Waldemar I ein Schatz in die Hande den dieser jedoch 1171 mit seinem Verbundeten Heinrich dem Lowen teilen musste Der umfangreiche Landbesitz des Tempels ging an die christliche Priesterschaft Rugen wurde 1169 der Oberhoheit des Bischofs von Lund unterstellt der die Christianisierung der Bevolkerung durchsetzte Zahlreiche Kapellen wurden auf ehemaligen Kult und Begrabnisplatzen errichtet Auf dem Gebiet des ehemaligen Svantovit Heiligtums entstand die erste christliche Kirche Rugens In der nahen Kirche von Altenkirchen mit deren Bau wohl schon 1185 begonnen wurde ist der Priesterstein oder Svantevitstein direkt uber dem Fundamentsockel auf der Seite liegend verbaut worden Zu diesem Stein gibt es verschiedene Deutungen Mit grosser Wahrscheinlichkeit entstand das Steinrelief vor der Christianisierung Rugens und konnte den Priester des Slawengottes Svantevit darstellen denn nur er hatte das Recht das grosse verzierte Trinkhorn des Svantevit zu beruhren es konnte sich aber auch um den Grabstein des Fursten Tezlaw handeln dem nach der danischen Eroberung Rugens die Halbinsel Wittow zugesprochen worden war Des Weiteren wird angenommen dass die Seitenlage des Steins die Uberlegenheit des Christentums uber die fruhere Religion darstellen soll Archaologische Untersuchungen BearbeitenDie Jaromarsburg auf Arkona ist in Deutschland der einzige Burgwall der zeitgenossisch detailliert beschrieben wurde Deshalb wurde die Burg auch mehrfach archaologisch untersucht weil unter anderem auch die Erosion die Burgflache standig verkleinerte Eine Infotafel in der Archaologischen Sonderausstellung in Schwerin 1995 zeigte diesen Abbruch sehr deutlich Die Burgflache hat sich in 1000 Jahren auf 1 3 der ursprunglichen Flache verkleinert Das bewog die Archaologen aller Zeiten die Flache der Burg zu untersuchen bevor sie ganz im Meer verschwunden ist Carl Schuchhardt ein Berliner Archaologe unternahm 1921 die erste schriftlich bekannte Untersuchung Neben einer ausfuhrlichen Beschreibung des damals existierenden Burgwalles machte er vielfaltige Untersuchungen und legte mehrere Suchschnitte im Innenraum an Der wichtigste war ein Radialschnitt vom Wall in Richtung Burgmitte an der Spitze des Abbruchs An der Spitze stiess er auf Anzeichen einer Bebauung Die Ergebnisse der dann dort erfolgten flachenmassigen Grabung interpretierte er als Tempel mit dem Standort des Svantevit Standbildes Das wird zwar von spateren Archaologen bezweifelt aber dieser Punkt ist im Laufe der Zeit auch ins Meer gebrochen sodass Schuchardts Ergebnisse nicht mehr nachprufbar sind nbsp Grabung 1921 Jaromarsburg nbsp 1921 vermuteter Tempelstandort nbsp Abbruche an der Jaromarsburg in 1000 Jahren nbsp Wikingerwaffen aus Fund vor Jaromarsburg 1933 nbsp Jaromarsburg Blick vom Peilturm 2011 nbsp Archaologische Grabungen 2020Ein wichtiges Ergebnis war dass die schriftlichen Berichte Saxos richtig waren und der Raum um den Tempel als Kultplatz leer war Es konnten kaum Funde geborgen werden Dann folgte westlich vom Tempel der kleinere inzwischen aber planierte Wall dahinter bis zum grossen Wall erstreckte sich der Wohnbereich Ob der nur fur die Kultpriester und deren Bedienstete gedacht war oder auch als Fluchtburg fur umliegende Siedlungen sowie als Handwerkerstandort konnte bis heute nicht ermittelt werden 1930 hatte Wilhelm Petzsch dann eine gezielte Untersuchung am Wall und am dokumentierten Tor vorgenommen Wichtigstes Ergebnis war dass er feststellte dass unter der Kampf und Brandschicht von 1168 Danenkonig Waldemar I der Kampfschicht von 1136 Eroberung durch Danenkonig Erich II noch eine tiefere Brandschicht vorhanden war die er auf 1000 datierte In diesem Zeitraum war aber keine wesentliche Kampfhandlung dokumentiert Bestatigt wurde dies durch einen ausgepflugten Waffenfund 25 Meter vor dem Wall von 1933 der von Petzsch dokumentiert wurde Er bestand aus einem zerbrochenen Schwert und einem Lanzeneisen Die noch erkennbare Ziselierung auf der Parierstange des Schwertes wurde zur Wikingerzeit datiert Erst 1964 erfolgte mit der Erfassung Vermessung und Dokumentierung eine Aufnahme in die Denkmallisten der DDR Um 1970 erfolgte dann eine umfassende archaologische Untersuchung Dabei wurden in der Regel die alten Grabungsergebnisse bestatigt und viele Einzelfunde gemacht 1981 erfolgte am nordlichen Wallende ein grosser Abbruch uber 23 Meter des Walles und der Umgebung versanken im Meer 1994 wurde dort an der Kante eine bislang zwar erkannte aber nicht ergrabene Zisterne ausgegraben weil man befurchtete dass auch dieser Abschnitt abbricht 2003 bis 2005 wurde dann noch einmal eine grossere Grabung durch das Landesamt realisiert um der fortschreitenden Erosion zuvorzukommen Es wurde eine grossere Flache im Suden am sogenannten Adlerhorst akribisch untersucht Das war der angenommene Bereich der Burgsiedlung Viele auch spektakulare Funde sind dokumentiert aber bislang noch nicht veroffentlicht Der Grabungsbereich von 2003 bis 2005 ist in obiger Luftaufnahme als heller Fleck erkennbar Im Dezember 2019 hatten die praktischen Vorbereitungen fur eine neue Grabungskampagne begonnen die von Juli bis Oktober 2020 fortgesetzt wurde Unter Leitung von Sebastian Messal vom Deutschen Archaologischen Institut werden im Auftrag des Landesamtes fur Kultur und Denkmalpflege Mecklenburg Vorpommern fur mindestens sechs Jahre archaologische Untersuchungen am nordlichen Teil des Walles vorgenommen 50 Meter von der nordlichen Abbruchkante entfernt sollen die einzelnen Bauphasen des Walles untersucht werden Ein erster Befund sind die in Wallrichtung verlaufenden Steinreihen die in der oberen Schicht freigelegt wurden 3 4 Wegen der Gefahr weiterer Abbruche wurde das Betreten von Wall und Burginnenflache durch Besucher schon vor Jahren untersagt die Aussichtsplattform des Peilturms ermoglicht aber einen guten Uberblick uber das Gelande Literatur BearbeitenCarl Schuchhardt Arkona Rethra Vineta Ortsuntersuchungen und Ausgrabungen 2 verb und verm Aufl Schoetz Berlin 1926 Wilhelm Petzsch Gunther Martiny Wall und Tor der Tempelfeste Arkona In Prahistorische Zeitschrift Bd 21 Nr 3 4 1930 S 237 264 hier S 237 ff und S 262 doi 10 1515 prhz 1930 21 3 4 176 Wilhelm Petzsch Karl A Wilde Ein Wikingerwaffenfund von Arkona Ausgrabungen auf dem Schlossberg von Gutzkow Mitteilungen aus der Sammlung vorgeschichtlicher Altertumer der Universitat Greifswald 7 ZDB ID 223453 1 Bamberg Greifswald 1935 Astrid Tummuscheit Der Herd aller Irrtumer Die Tempelburg Arkona an der Nordspitze Rugens In Uta Maria Meier Hildegard Grafin von Schmettow Jens Peter Schmidt Red Archaologische Entdeckungen in Mecklenburg Vorpommern Kulturlandschaft zwischen Recknitz und Oderhaff Archaologie in Mecklenburg Vorpommern Bd 5 Landesamt fur Kultur und Denkmalpflege Schwerin 2009 ISBN 978 3 935770 24 8 S 157 158 Peter Ziemann Ranen Rugen und Meer Die Geschichte eines versunkenen slawischen Volksstammes Edition Pommern Elmenhorst Vorpommern 2015 ISBN 978 3 939680 25 3 Fred Ruchhoft Die Burg am Kap Arkona auf Rugen In Burgen und Schlosser Bd 63 2022 Heft 4 S 194 204 Einzelnachweise Bearbeiten a b Torsten Kempke Skandinavisch slawische Kontakte an der sudlichen Ostseekuste im 7 bis 9 Jahrhundert In Ole Harck Christian Lubke Hrsg Zwischen Reric und Bornhoved Die Beziehungen zwischen den Danen und ihren slawischen Nachbarn vom 9 bis ins 13 Jahrhundert Forschungen zur Geschichte und Kultur des ostlichen Mitteleuropa Bd 11 Steiner Stuttgart 2000 ISBN 3 515 07671 9 S 9 22 hier S 14 Zur Datierung der slawischen Landnahme auf Rugen jungst auch Heike Reimann Fred Ruchhoft Cornelia Willich Rugen im Mittelalter Eine interdisziplinare Studie zur mittelalterlichen Besiedlung auf Rugen Forschungen zur Geschichte und Kultur des ostlichen Mitteleuropa Bd 36 Steiner Stuttgart 2011 ISBN 978 3 515 09441 2 S 42 ff Riis Thomas Studien zur Geschichte des Ostseeraumes IV Das mittelalterliche danische Ostseeimperium Odense 2003 S 28 Uwe Driest Auf den Spuren von Wikingern und Slawen Ostsee Zeitung 2 Dezember 2019 abgerufen am 18 Marz 2021 Uwe Driest Archaologen So schutzten sich die Slawen vor Pfeilen der Wikinger Ostsee Zeitung 28 August 2020 abgerufen am 18 Marz 2021 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Jaromarsburg Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur uber Jaromarsburg in der Landesbibliographie MV Die Gardvogteien Wittow und Jasmund Webseite mit Informationen zum Kap Arkona inklusive der Jaromarsburg Historische Rekonstruktionszeichnung aus Burgrekonstruktion de Die Feste Arcun Beitrag zur Jaromarsburg54 6766 13 436936111111 Koordinaten 54 40 35 8 N 13 26 13 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Jaromarsburg amp oldid 231369099