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Charenza auch Karentia Karenza Karenz Charenz ist die Bezeichnung eines slawischen Burgwalls auf der Insel Rugen CharenzaAlternativname n Karentia Karenza Karenz CharenzStaat DeutschlandOrt Venz Gemeinde TrentEntstehungszeit 8 bis 9 JahrhundertBurgentyp NiederungsburgErhaltungszustand BurgwallGeographische Lage 54 30 N 13 19 O 54 501666666667 13 316666666667 5 Koordinaten 54 30 6 N 13 19 0 OHohenlage 5 m u NNw1 Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Geschichte 3 Archaologische Forschung 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLage BearbeitenUnbelegten Uberlieferungen folgend galt bis vor Kurzem als sicher dass der Burgwall bei Garz der Ort des in den Schriften des Saxo Grammaticus und Helmold von Bosau beschriebenen Charenza war Im Ergebnis neuerer interdisziplinaren Studien aus den Jahren 2004 und 2011 ist Charenza jedoch mit dem Burgwall bei Venz in der Gemeinde Trent gleichzusetzen Begrundet wird dies u a mit der unterschiedlichen Bedeutung der Namen Garz altpolabische Grundform Gardec in der Bedeutung von befestigter Ort Burg und Charenza altpolabische Grundform Charec in der Bedeutung von Ort oder Burg eines Mannes namens Chareta Auch in der Knytlinga saga wird in Bezug auf die Ereignisse im Jahre 1168 deutlich zwischen Gardz und Karrennz unterschieden 1 Erst in einer Handschrift von 1662 werden Garz und Charenza Karenz gleichgesetzt 1725 entschlossen sich die beiden Garzer Burgermeister Matthias Wielandt und Markus Bunger sowie der Stadtrichter Johann Jakob Stroth in einem sogenannten Lustrationsprotokoll die Gleichsetzung von Charenza und Garz offiziell zu bestatigen 2 Neben vielen weiteren neuen Erkenntnissen aus verschiedenen Wissenschaftsgebieten passt zum Beispiel die Nahe zum Kap Arkona deutlich besser zu den Zeitangaben in den Gesta Danorum des Saxo Grammaticus Noch im 14 Jahrhundert wurde im Kirchspiel Gingst ein Ort namens Gharense erwahnt Der Venzer Wall liegt circa 1500 m von der Neuendorfer Wiek eine Nebenbucht des Breetzer Boddens entfernt Im Umfeld der Wallburg liegen die Wiesen und Sumpfe nur circa 2 m uber dem Meeresspiegel im Burginnenraum 4 bis 6 m Der erhalten gebliebene Wall ist bis zu 10 m hoch und die Burginnenflache umfasst circa 25 000 m Geschichte Bearbeiten nbsp Stadtrechtsurkunde von Stralsund ausgestellt in CharenzaCharenza war Furstensitz und Tempelort der Ranen Hier befanden sich die Heiligtumer der slawischen Gotter Rugievit Porevit und Porenut Auf Grund der Abgeschiedenheit war der Standort als Fluchtburg ideal Dafur spricht auch die detaillierte Beschreibung des Saxo Grammaticus von sehr eng beieinanderstehenden drei geschossigen Holzhausern in der Burginnenflache Im Jahre 1168 eroberten die Danen unter Waldemar I die Jaromarsburg am Kap Arkona Auf Betreiben des danischen Bischofs Absalon von Roskilde kapitulierte Charenza nach Verhandlungen mit den rugischen Fursten Tezlaw und Jaromar wenige Tage spater kampflos Die Tempelanlagen wurden zerstort und es fanden Massentaufen statt Die ranischen Fursten behielten ihren Besitz wurden aber Vasallen des danischen Konigs Absalon sicherte so fur Danemark gegenuber seinen bisherigen Verbundeten den Pommernherzogen Bogislaw und Kasimir I die Vorherrschaft auf Rugen Die rugischen Fursten verlegten spater ihren Hauptsitz auf den Rugard Der danische Konig stiftete Geld fur 12 Kirchen auf Rugen unter anderem fur die 1232 mit dem Dorf Gagern belehnte capelle nostre in Charenz 1234 wurde in Charenza durch Wizlaw I der Stadt Stralsund das Lubische Stadtrecht verliehen 1237 wird Charenza zum letzten Mal im Zusammenhang mit einem Priester lat sacerdos Alexander in Charenz urkundlich erwahnt Archaologische Forschung Bearbeiten nbsp Venzer Wall Zeichnung von 1868 nbsp Venzer Wall im Querschnitt Zeichnung von 1868Bereits im Juli 1803 beschrieb Johann Jacob Grumbke in seinem Werk Streifzuge durch das Rugenland den Wall bei Venz der damals zum Landgut Teschvitz bei Gingst gehorte 3 Von der vormaligen Bestimmung dieses Werkes des Altertums weiss man nichts mehr Mutmasslich aber hat hier zu den Zeiten der Wenden oder noch fruher ein Raubschloss gelegen denn es geht die Sage dass vor alters sich eine schmale Inwiek bis an den Fuss des Walls erstreckt habe so dass kleine Fahrzeuge bis hierher hatten kommen konnen Unwahrscheinlich ist dies auch nicht wenn man das ausserst flache Sumpfland an der Westseite betrachtet und damit den Umstand verbindet dass eine Inwiek der See nicht fern von hier ist Der innere von der Schanze eingeschlossene Platz war wenn ich nicht irre in ein Getreidefeld verwandelt Nach dem im Juni 1868 begangene 700 Jahrestag der Christianisierung Rugens ordnete der damalige Konig von Preussen Wilhelm I auf Anregung des Regierungsprasidenten des Regierungsbezirks Stralsund Carl Reinhold von Krassow eine genauere Untersuchung der Burgwalle der Insel Rugen an Die hierzu gebildete Kommission bestand aus Ferdinand von Quast bereits 1843 von Konig Friedrich Wilhelm IV eingesetzter Konservator der Denkmaler in Preussen und Georg Christian Friedrich Lisch Grossherzoglich mecklenburg schwerinscher Archivar Bibliothekar und Konservator dem die Leitung der Ausgrabungen anvertraut wurde sowie Jens Jacob Asmussen Worsaae einem danischen Archaologen und Vorgeschichtler Die drei Gelehrten trafen sich im August 1868 in Stralsund legten den Umfang der Untersuchungsarbeiten fest und begaben sich in Begleitung von Rudolf Baier dem Grunder und Direktor des Provinzialmuseums fur Neuvorpommern und Rugen der mit der Abfassung des Untersuchungsberichtes betraut wurde und dem Nurnberger Architekten Karl Hammer der die Zeichnungen anfertigte zunachst nach Garz Ab hier wurden die Ausgrabungen von Carl Reinhold von Krassow dem Regierungsprasidenten zu Stralsund wahrend der gesamten Dauer mit grossem Interesse personlich begleitet Nachdem die Burgwalle von Garz und Arkona untersucht waren wurden bei dieser ersten aus heutiger Sicht noch recht unbeholfenen archaologischen Grabungskampagne auch in der Innenflache des Venzer Walls an verschiedenen Stellen einige Gefassscherben und Knochen gefunden 4 Zitat aus dem Untersuchungsbericht Ungefahr eine Viertelmeile nordwarts von dem Rittergute Venz nahe bei dem Hofe Wall in geringer Entfernung von mehreren Meeresbuchten und inmitten derselben liegt in einer weiten Ebene ein Erdwall von ansehnlichem Umfange dessen Gestalt ein langliches etwas abgerundetes Viereck bildet Auf drei Seiten steigt der Wall hoch empor und erhebt sich nur auf der Westseite bis zu geringer Hohe da sich hier ein grosses Moor als sicherer Schutz anschliesst Auf der Nord und Sudseite ist Wiesenland vorgelagert wahrend sich der Osten aus festem Ackerland erhebt Diese Umwallung wird jetzt durch zwei Eingange unterbrochen Der eine in der Sudwestecke neben dem Sumpfe hin wo die Abwehr am leichtesten war wird der alte und ursprungliche sein der andere dagegen die ostliche Seite durchbrechend und dorthin auf festes Land fuhrend ist ohne Zweifel erst in jungerer Zeit in landwirtschaftlichem Interesse um die Verbindung mit dem dorthin liegenden Vorwerke herzustellen ausgehoben Der sehr bedeutende innere Raum sich in einer Lange von 50 Ruthen von O nach W und in der Breite von 41 Ruthen von N nach S erstreckend erhebt sich im Ganzen nur wenig uber das umliegende Land zeigt aber mehrere bemerkenswerthe Terrainverschiedenheiten In einiger Entfernung vom Fusse des nordlichen Walles zieht von O nach W eine Niederung in der sich zwei moorige Vertiefungen bemerkbar machen die zur Wasserung fur Menschen und Vieh gedient haben mogen Sudlich von dieser Niederung ungefahr die Mitte des Wallraums von O nach W durchstreichend erhebt sich ein flacher kiesiger Hohenrucken Auf diesem Hohenrucken sowohl wie in der damit parallel laufenden Niederung wurden an verschiedenen Stellen nicht aber uberall Gefassscherben und Knochen gefunden von denen die ersteren in ihrer Ornamentik eine Scherbe tragt sogar doppelte Wellenlinien wiederum sehr bestimmt auf die spateste Wendenzeit hinweisen 1925 beschaftigte sich auch der Rugener Heimatforscher Alfred Haas intensiv mit den Burgwallen auf der Insel Rugen und gab dazu die Schrift Beitrage zur Kenntnis der rugenschen Burgwalle heraus Auch er untersuchte den Venzer Wall setzte aber den alten Uberlieferungen folgend den Garzer Wall mit Charenza gleich Genauere archaologische Grabungen die die neueren Erkenntnisse zum Standort von Charenza bei Venz untermauern konnten stehen noch aus Literatur BearbeitenChristine Kratzke Heike Reimann und Fred Ruchhoft Garz und Rugendahl auf Rugen im Mittelalter In Baltische Studien 2004 Pommersche Jahrbucher fur Landesgeschichte Neue Folge Bd 90 Verlag Ludwig Kiel 2005 ISBN 3 937719 02 4 S 25 52 Sven Wichert Beobachtungen zu Karentia auf Rugen im Mittelalter In Baltische Studien 2005 Pommersche Jahrbucher fur Landesgeschichte Neue Folge Bd 91 Verlag Ludwig Kiel 2006 ISBN 3 937719 35 0 S 31 38 Heike Reimann Fred Ruchhoft und Cornelia Willich Rugen im Mittelalter Eine interdisziplinare Studie zur mittelalterlichen Besiedlung auf Rugen Forschungen zur Geschichte und Kultur des ostlichen Mitteleuropas Band 36 Franz Steiner Verlag Stuttgart 2011 ISBN 978 3 515 09441 2 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Charenza Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Charenza bei wizlaw de Venz Charenza bei Slawische Burganlagen in DeutschlandEinzelnachweise Bearbeiten Heike Reimann Fred Ruchhoft und Cornelia Willich Rugen im Mittelalter Eine interdisziplinare Studie zur mittelalterlichen Besiedlung auf Rugen Forschungen zur Geschichte und Kultur des ostlichen Mitteleuropas Band 36 Franz Steiner Verlag Stuttgart 2011 ISBN 978 3 515 09441 2 S 154 Alfred Haas Arkona im Jahre 1168 2 Auflage Verlag Arthur Schuster Stettin 1925 S 58 Scan Johann Jacob Grumbke Streifzuge durch das Rugenland Herausgegeben von Albert Burkhardt VEB F A Brockhaus Verlag Leipzig 1988 ISBN 3 325 00168 8 S 21 23 Rudolf Baier Die Burgwalle der Insel Rugen nach den auf Befehl Sr Majestat des Konigs im Sommer 1868 unternommenen Untersuchungen In Baltische Studien 24 Jahrgang Stettin 1872 S 265 266 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Charenza amp oldid 230405709