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Die Hephthaliten waren ein Stammesverband mit unklarem womoglich uberwiegend indogermanischem Ursprung 1 der um die Mitte des 5 Jahrhunderts ein Reich in Zentralasien begrundete das bis etwa 560 bestand Als Alternativbezeichnungen sind aus dem Chinesischen Yeda aus dem Mittelpersischen Heftal und aus dem Arabischen Haital andere Namensformen Hayatela bzw Hayatila bekannt In spatantiken griechischen Quellen ist meist von Ephthalitai seltener Hephthalitai die Rede Hephthaliten Reich um 500 n Chr Eine insbesondere in griechischen Quellen gebrauchliche Alternativbezeichnung des Volkes lautet Weisse Hunnen obwohl sie mit den um 375 nach Westen vorstossenden europaischen Hunnen nach Ansicht der modernen Forschung in keiner direkten Beziehung standen Die Romer bzw Ostromer Byzantiner nannten sie dennoch Hunnen so etwa der ostromische Geschichtsschreiber Prokopios von Caesarea wobei diese Bezeichnung aber wahrscheinlich nicht zur ethnischen Definition diente 2 Ob sich die Hephthaliten selbst als Hunnen begriffen ist unklar Die Inder verwendeten ebenfalls den Begriff Sveta Hunas wobei hier jedoch nicht sicher ist ob damit die Hephthaliten oder was oft als wahrscheinlicher betrachtet wird eine andere Gruppe gemeint ist die sogenannten Alchon Die moderne Forschung trennt zudem zwischen den europaischen und den sogenannten iranischen Hunnen 3 der Begriff iranische Hunnen geht auf die numismatischen Forschungen Robert Gobls zuruck 4 Inhaltsverzeichnis 1 Name 2 Herkunft 3 Geschichte 3 1 Aufstieg 3 2 Die Huna s in Indien 3 3 Der Untergang der Hephthaliten 4 Volk und Lebensweise 5 Sprache und Schrift 5 1 Sprache 5 2 Schrift 6 Literatur 7 Weblinks 8 AnmerkungenName BearbeitenDer Volksname Hephthaliten stammt vom aus dem Persischen abgeleiteten Wortern Hayatheliten bzw Heftal ab Moglicherweise kennzeichnet der Name aber eher eine Dynastie deren Staatsvolk sich aus mittelasiatischen Hunnen wie auch indogermanischen Stammesgruppen Chioniten Varhunni Tocharer Sogdier u a rekrutierte und daher nomadische wie sesshafte Elemente beinhaltete Die chinesische Bezeichnung der Hephthaliten 嚈噠 嚈哒 Yeda oder Yanda mittelchinesische Aussprache etwa ʔjɛpdɑt bzw ʔjɛmdɑt kommt in der archaischen koreanischen Aussprache Yeoptal 엽달 dem griechischen Begriff Ephthalitai recht nahe Herkunft Bearbeiten nbsp Munze Drachme des spaten Hephthaliten Konigs Napki Malka mit geflugeltem Stierkopf und Schriftzug in Pahlawi NYCKY MALKA Auf der Ruckseite zoroastrischer Feueraltar mit stilisierten Wachtern und Sonnenrad links oben Afghanistan 6 JahrhundertDie ethnische und sprachliche Herkunft der Hephthaliten ist nicht ausreichend erforscht Die derzeit gangige Lehrmeinung geht davon aus dass die Hephthaliten zumindest in ihren bestimmenden Teilen recht eng mit den Tocharern und oder Iranern verwandt waren Aber auch ein Anteil turkomongolischer und hunnischer Einflusse etwa aus dem Altai Gebiet und Zentralasien kann ihnen zugerechnet werden Sicher ist dass ein starkes iranisches Element bei den Hephthaliten erkennbar ist was verwendete Verwaltungssprache Baktrische Sprache Titel ebenfalls baktrischen Ursprungs Mythologie auf Munzen erkennbar und uberlieferte Namen deutlich machen 5 Es ist zwischen den Hunnen die um 375 nach Osteuropa einbrachen und den hunnischen Stammen im spatantiken Zentralasien die an der Nordostgrenze des Sassanidenreichs agierten siehe Iranische Hunnen zu unterscheiden zumal beide Gruppen wahrscheinlich nicht verwandt waren Der Name Hunnen in den verschiedenen Namensformen in lateinischer griechischer und mittelpersischer Sprache wird in den verschiedenen Quellen oft eher allgemein gebraucht Er diente wohl als Prestige und Ubertragungsname der verschiedene Gruppen bezeichnen konnte so dass Hunnen keine genaue ethnische Bezeichnung darstellte 6 Der spatantike griechische Historiker Prokopios von Caesarea erwahnt die Hephthaliten um 550 n Chr als einen Teilstamm der Hunnen Er bemerkt aber zugleich dass sie sich stark von den restlichen Hunnen unterschieden So hatten sie ihm zufolge wie die Perser und Baktrer ein orientalisches Aussehen Sie pflegten wohl auch deutlich andere Traditionen und Lebensweisen als die den spatantiken Historikern eher vertrauten europaischen Hunnenstamme Sie lebten demnach in einem reichen Gebiet in dem die nomadischen Hunnen nicht lebten und waren selbst keine Nomaden sondern besassen Stadte Sie hatten einen Konig und pflegten gute Kontakte zu ihren Nachbarstaaten Auch verfugten sie so Prokopios weiter uber eine gut regulierte Rechtsordnung und waren vergleichsweise gut organisiert Prokopios beschreibt aber anschliessend auch dass sie ihre angesehenen Toten gemeinsam mit deren Gefolgsleuten in Tumuli begraben hatten 7 Hephthaliten werden von den chinesischen Chroniken im Zuge des haufigen Gesandtschaftwechsels mit den Nordlichen Wei zu den uberwiegend indogermanischen Yue tschi gestellt Ursprunglich nannten die Chinesen die Hephtaliten Hua Hoa und Hoa tun Womoglich ubernahmen alle Stamme spater den Namen des fuhrenden Stammes Ye tha i li to Vieles deutet darauf hin dass die Hephthaliten ganz ahnlich wie viele andere Gruppen der Volkerwanderungszeit im Zuge einer Ethnogenese aus Mitgliedern ganz verschiedener Volkerschaften entstanden zu denen sowohl hunnische als auch turkische mongolische und indoeuropaische Elemente gezahlt haben durften Konkrete Aussagen sind aber kaum moglich Laut Richard Nelson Frye waren einige Gruppen der Hephthaliten womoglich prominente Stamme der Chioniten So schreibt er Genau wie die spateren nomadischen Invasoren und Imperien gegrundet auf der Basis einer Konfoderation von verschiedenen Volkern Stammen kann man versuchsweise vorschlagen dass sich unter den fuhrenden Gruppen dieser Invasoren auch turkische Stamme oder zumindest turkischsprechende Stamme befanden die aus dem Osten und dem Norden kamen obwohl der Grossteil der Stamme womoglich der Konfoderation der Chioniten angehorten und spater den Hephthaliten die eine iranische Sprache besassen und das war auch das letzte Mal in der Geschichte Zentralasiens dass iranisch sprechende Nomaden eine Rolle spielten Nach ihnen haben alle Nomaden der turkischen Sprachgemeinschaft angehort bzw sprachen nur Turkisch 8 Geschichte BearbeitenAufstieg Bearbeiten Die Hephthaliten traten gesichert in der zweiten Halfte des 5 Jahrhunderts als eine neue Invasionswelle im nordostlichen iranischen Grenzraum auf Es wurde teils angenommen dass etwa der Perserkonig Bahram V 421 438 n Chr bereits gegen sie gekampft und gesiegt hat so dass fur das erste Auftreten der Hephthaliten recht haufig die Zeit um 425 angenommen wurde Eine genaue Identifizierung der von Bahram geschlagenen Invasoren ist jedoch sehr problematisch da die wenigen Quellen diesbezuglich keine konkreten Aussagen machen und die Chronologie der Ereignisse nur schwer rekonstruierbar ist 9 Es ist aber eher anzunehmen dass Bahram V noch gegen die Chioniten oder gegen die Kidariten gekampft hat 10 Die Hephthaliten traten sehr wahrscheinlich erst spater in Erscheinung etwa nach der Mitte des 5 Jahrhunderts da noch Peroz I in den 460er Jahren gegen Kidariten und wohl erst in den 470er Jahren gegen die Hephthaliten kampfte Kidariten und Hephthaliten gehoren zusammen mit den Alchon und den Nezak zur Gruppe der seit den Forschungen des Numismatikers Robert Gobl sogenannten iranischen Hunnen Allerdings ist diese rein numismatische Kategorisierung Gobls durchaus modifizierbar da er die schriftlichen Quellen aussen vor liess und etwa die erwahnten Chioniten bei ihm nicht vorkommen 11 Die Hephthaliten jedenfalls fuhrten mehrmals Krieg gegen das Sassanidenreich wobei der erwahnte sassanidische Konig Peroz I 484 von ihnen getotet wurde was in den schriftlichen Quellen einen starken Widerhall fand Ein Zentrum ihres Reiches soll die Stadt Gorgo gewesen sein anderen Quellen zufolge gehorte Gorgo hingegen zum Perserreich Einige Zeit spater folgte die Einmischung in die sassanidischen Thronstreitigkeiten 498 99 wobei der Sassanidenkonig Kavadh I mit ihrer Hilfe wieder auf den Thron gelangte Zu dieser Zeit wurde das Sassanidenreich sogar tributpflichtig und die Hephthaliten stellten eine permanente Bedrohung fur die Nordostgrenze Persiens dar Diese Gefahr dauerte bis in die Regierungszeit Chosraus I reg 531 579 an als die Hephthaliten vernichtend geschlagen wurden siehe unten Dieser ewige Krieg zwischen Persien und den Hephthaliten bildet die bedeutende Hintergrundgeschichte des persischen Konigsbuchs Schahname des Lebenswerks des Dichters Firdausi Die Huna s in Indien Bearbeiten Nach der Vernichtung der Kidariten verlagerte sich im fruhen 6 Jahrhundert der Interessenschwerpunkt einiger Gruppen der iranischen Hunnen nach Indien Dabei ist jedoch unklar inwiefern die Hephthaliten in Transoxanien mit denen in Verbindung stehen die die Invasion Nordindiens unternahmen zumal die indischen Quellen nicht streng zwischen den Hephthaliten und anderen Gruppen unterschieden beide wurden schlicht als Huna s bezeichnet 12 In der neueren Forschung wird davon ausgegangen dass die bei Prokopios erwahnten eigentlichen Hephthaliten nicht gleichzusetzen sind mit den nach Indien vordringenden Gruppen Bei diesen hunnischen Angreifern Hunas handelte es sich wahrscheinlich vielmehr um die sogenannte Alchon Gruppe die zweite Welle der iranischen Hunnen 13 Sie herrschten ursprunglich im Raum des heutigen Kabul und verlagerten ihren Herrschaftsbereich zu Beginn des 6 Jahrhunderts nach Indien 14 Diese Hunas eben die besagte Alchon Gruppe griffen bereits im 5 Jahrhundert das Gupta Reich in Nordindien an wurden aber zunachst von Kumaragupta I zuruckgeschlagen Unter Toramana siegten die Hunas jedoch 510 bei Eran Madhya Pradesh Der Gupta Thronanwarter Bhanugupta reg ca 503 530 wurde geschlagen sein General Goparaja fiel in der Schlacht Die indischen chinesischen und einige westliche Quellen wie Kosmas Indikopleustes bieten dazu eine ubereinstimmende Schilderung von Grausamkeit und Unterdruckung Bhanugupta zog sich nach Bengalen zuruck Nach Toramanas uberraschendem Tod in Benares folgte ihm um 515 sein Sohn Mihirakula der hier ein Reich zwischen Persien Khotan in Zentralasien und vermutlich einem Teil der Gangesebene mit der Hauptstadt Sakala Sialkot regierte Erst 528 erlitt Mihirakula eine Niederlage gegen den indischen Teilfursten Yashodharman von Malwa und geriet angeblich kurzzeitig in Gefangenschaft der Gupta Nach diesen Ruckschlagen musste er sich nach Kaschmir zuruckziehen wo er sich mit Elefantenjagden und Buddhistenverfolgungen befasste und wenige Jahre spater starb Der letzte indische Hunnenherrscher scheint vor 600 verstorben zu sein Der Untergang der Hephthaliten Bearbeiten Das Hephthalitenreich in Transoxanien wurde zwischen 557 und 561 von einem Bundnis zwischen Gokturken unter Sizabulos Istami 576 und Sassaniden unter Chosrau I vernichtet Die entscheidende Schlacht bei Buchara 560 oder 563 fur die fruhere Datierung spricht dass sich persische Gesandte bei Kaiser Justinian I bereits 561 ruhmten man habe das Hephthalithenreich vernichtet soll acht Tage gedauert haben Reste der Hephthaliten hielten sich noch mehrere Jahrzehnte im nordindischen Grenzgebiet vgl Harsha und gingen wohl allmahlich im ostiranischen wie auch indischen Volkstum auf Hier muss allerdings erwahnt werden dass die turkischstammigen Hephtaliten anders als ihre iranischen Bruder nach wie vor patriarchalisch gepragte Nomaden waren und dem Konig des Reiches als Soldner dienten Dadurch erhielten sie eine gewisse Unabhangigkeit Als Soldner und Vasallen des Konigs wurden sie primar gegen das Sassanidenreich eingesetzt Bei der entscheidenden Schlacht wurden diese Stamme vernichtend geschlagen Viele Uberlebende und ihre Stamme fluchteten uber den Hindukusch ins heutige Pakistan wo sie von Vihara Mira im 7 Jahrhundert erwahnt und einer grosseren Nomadengruppe zugerechnet werden in der sie wohl aufgenommen wurden Mit der Zerschlagung der Hephtaliten war somit eine aggressive Gefahr gebannt Fur die Perser brachte die Zerschlagung des Hephthalitenreichs jedoch nicht die erhoffte Entlastung an der Nordostgrenze da an ihre Stelle bald die Turken traten Im Gebiet des heutigen Afghanistan im Kabultal ostwarts bis nach Peschawar bestanden Reste der Hephthalitenherrschaft jedoch fort Wahrscheinlich waren sie Verbundete der indischen Hephtaliten die von Peschawar Kaschmir bis Nordwest Indien ein eigenes Reich gegrundet hatten und Kabulistan unterstutzten denn im Kabultal widersetzten sich die Kuschano Hephthaliten noch einige Zeit den muslimischen Arabern die um die Mitte des 7 Jahrhunderts das Sassanidenreich zerschlagen hatten siehe Islamische Expansion Eine endgultige Niederlage erlebten sie als die lokale Dynastie der persischen Saffariden Kabul eroberte und die Bevolkerung islamisierte Die Konigsfamilie fluchtete nach Kaschmir wo sie Unterschlupf beim Raja der lokalen Hephtalitendynastie fand Volk und Lebensweise BearbeitenLaut Prokopios von Caesarea 6 Jahrhundert unterschieden sich die Hephthaliten in Lebensweise Aussehen und Sitten zwar wie erwahnt deutlich von den europaischen Hunnen trotzdem sah er in ihnen Hunnen So begruben sie z B ihre Toten was ihre Vorganger nicht taten Sie sollen auch eine hellere Haut als die ubrigen Hunnen gehabt haben und lebten offenbar nicht nomadisch zumindest ein Teil der Bevolkerung lebte in festen Siedlungen Zudem war ihr Reich offenbar eine Monarchie Chinesischen Reiseberichten aus dem 6 Jahrhundert zufolge gab es ausserlich bezogen auf das physische Erscheinungsbild keine Unterschiede zwischen Hephthaliten und ihren indogermanischen Nachbarn In der neueren Forschung wird deshalb oft angenommen dass sich die Hephthaliten lediglich mit dem prestigetrachtigen Namen der Hunnen schmuckten ohne jedoch in einer konkreten Beziehung zu anderen hunnischen Gruppen zu stehen Der Hunnenname darf nicht als eine ausschliesslich ethnische Bezeichnung verstanden werden denn die neuere Forschung kann zeigen dass Namen wandern konnten ohne dass die so bezeichneten Gruppen verwandt waren 15 In religioser Hinsicht wird im chinesischen Liang shu die Verehrung von Himmel und Feuer wohl Zoroastrismus erwahnt Nach Aussage der Pilgermonche Sung Yun und Hui Sheng um 520 waren die Hephthaliten keine Buddhisten doch legen archaologische Hinweise die Existenz von Anhangern auch dieser Religion nahe Sowohl Prokopios als auch die chinesische Chronik Zhou Shu Linghu Defen 636 n Chr behaupten dass die Hephthaliten Polyandrie getrieben hatten Diese Behauptung wird in den erst kurzlich entdeckten Schriftrollen von Baktrien welche vom Iranisten und Baktrien Experten Nicholas Sims Williams untersucht wurden bestatigt und konnte womoglich ein Beleg fur ihre uberwiegend indogermanische Herkunft sein denn Polyandrie war in iranischen Gebieten weit verbreitet Nach der Encyclopaedia of Islam entsprangen die Hephthaliten womoglich aus einem stark ostiranischen Element 16 denkbar ist aber auch dass sie sich lediglich der dominanten Zivilisation der Region eben der spatantiken persischen anglichen ahnlich wie sich die europaischen Hunnen an Rom orientierten und vielfach Latein und Griechisch sprachen Sprache und Schrift BearbeitenAus der Sprache der Hephthaliten sind nur einige wenige Begriffe hauptsachlich Adelstitel und Herrschernamen uberliefert die zum jetzigen Zeitpunkt ihre Rekonstruktion unmoglich machen Sprache Bearbeiten Uber die Sprache der Hephtaliten ist nicht viel bekannt Es existieren zwei Haupthypothesen eine indogermanische Hypothese und eine altaische Hypothese Anzumerken ist dass diese beiden Thesen sich nicht zwangsweise gegenseitig ausschliessen sondern die besagten Sprachen auch in einer heterogenen halbnomadischen Stammeskonfoderation nebeneinander koexistiert haben konnten was nicht untypisch fur zentralasiatische Volker jener Zeit war Ebenfalls anzumerken ist dass die Sprache der herrschenden Klasse nur fur diese gibt es schwache Quellen nicht zwangslaufig mit der Volkssprache identisch sein muss Der chinesische Chronist Pei shih uberliefert dass die Hephtaliten sprachlich gesehen keine Shou shan und keine Hunnen waren Der chinesischen Monch Xuanzang ist diesbezuglich noch praziser und beschreibt dass die Hephthaliten weder Turkisch noch eine verwandte Sprache evtl Mongolisch sprachen diese Aussage betrifft aber mit grosser Wahrscheinlichkeit nur sesshafte Hephtaliten Zumindest liegt die Vermutung nahe ihre Sprache habe sich klar von den altaischen Sprachen unterscheiden lassen Wahrscheinlicher ist daher die Hypothese die Hephthaliten oder zumindest ein bedeutender Anteil von ihnen hatten eine indogermanische Sprache gesprochen entweder aus der tocharischen oder aus der ostiranischen Sprachgruppe Auch die gefundenen Dokumente in Baktrien scheinen eine solche These zu bestatigen widerlegen jedoch die alte Theorie die Hephthaliten hatten das ostiranische Baktrisch gesprochen Nicholas Sims Williams zufolge der die baktrischen Schriftrollen untersucht hat war das Baktrische zwar traditionell die Verwaltungssprache des Hephthalitenreiches aber nicht die der Hephthaliten selbst Zumindest ist die dominierende Rolle altiranischer Kultur und Lebensweise durch ausgegrabene Funde und Texte gesichert Interessanterweise gibt es aber auch schwache Belege fur den Gebrauch turkischer Mundarten oder ihnen verwandter Sprachen Gesichert ist zumindest die Verwendung einiger Adelstitel z B Khagan welche aber auch erst nach dem Influx turkischer Nomaden ins hephthalitische Gebiet ihren Weg in die baktrischen Dokumente gefunden haben konnten Zudem sind Adelstitel nicht zwangsweise ein Beleg fur eine gesprochene Sprache Sollte sich die turkische Hypothese dennoch bestatigen konnte das noch heute gesprochene Chaladschisch welches sich schon sehr fruh von den anderen Turksprachen gelost hatte ein direkter Nachkomme dieser Sprache sein Eine mogliche Verwandtschaft zu den ehemals womoglich turksprachigen sogenannten Childschi zentralasiatische Invasoren die einst in Chorasan eindrangen und spater sogar eine Dynastie in Indien grundeten wurde schon von al Biruni analysiert Auch eine Verwandtschaft zu den heutigen Ghilzai Paschtunen in manchen Dialekten auch Childschi ausgesprochen historisch womoglich verwandt mit den obengenannten Childschi wird diskutiert Ob tatsachlich eine Verwandtschaft zwischen diesen Stammen und Sprachen besteht ist nicht gesichert und auch kaum nachprufbar Bei den folgenden Ausfuhrungen ist dringend zu beachten dass die hier genannten Herrscher Khingila Toramana und Mihirakula auf Grundlage der neueren numismatischen Forschung als Alchon und nicht als Hephthaliten im engeren Sinne betrachtet werden 17 Die wenigen uberlieferten Worter und Namen werden jedenfalls in der Forschung zum Teil sehr unterschiedlich interpretiert und eingeordnet Wahrend zum Beispiel A D H Bivar den Namen Mihirakula vom sanskritisiert turkischen Wort mihr qul Sklave Mithras ableitet 18 sind Boris A Litvinsky zufolge die Namen der Hephtalitenherrscher nachweislich iranisch Xavier Tremblay greift die letztgenannte These auf 19 und leitet die Etymologie des Herrschernamens Khingila vom sogdischen Wort xngr bzw dem sakischen Wort xiŋgar Schwert ab Den Namen Toramana leitet er vom iranischen tarua manah und Mihirakula vom iranischen mi8ra kula ab Letzterer wurde Mithras anbetend oder Anhanger Mithras bedeuten Auch der ungarische Linguist Janos Harmatta bekraftigt diese These Damit unterstutzen sie die schon 1959 vom japanischen Sprachforscher Kazuo Enoki aufgestellte Theorie bei den Hephthaliten hatte es sich um eine indogermanische ostiranische Gruppierung gehandelt 20 Schrift Bearbeiten Gemass den Pilgermonchen Songyun und Hui Sheng haben die Hephtaliten keine Schrift gehabt laut dem Liang shu keine Buchstaben Die Munzinschriften in griechischer Kursivschrift sind daher eher als Verwaltungs oder Propagandamassnahme einzuordnen etwas was es auch schon bei den Kuschan gab Literatur BearbeitenMichael Alram u a Hrsg Das Antlitz des Fremden Die Munzpragungen der Hunnen und Westturken in Zentralasien und Indien Verlag der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften Wien 2016 Franz Altheim Die Hephthaliten in Iran de Gruyter Berlin 1960 Geschichte der Hunnen 2 in weiten Teilen veraltet A D H Bivar HEPHTHALITES In Ehsan Yarshater Hrsg Encyclopaedia Iranica Band 12 2 2004 ISBN 0 933273 81 9 englisch iranicaonline org Stand 15 Dezember 2003 abgerufen am 9 Juni 2011 mit Literaturangaben Robert L Canfield Hrsg Turko Persia in historical perspective Cambridge University Press Cambridge 1991 ISBN 0 521 39094 X School of American Research advanced seminar series A School of American Research book David Christian A History of Russia Inner Asia and Mongolia Blackwell Oxford 1998 lfd ISBN 978 0 631 20814 3 The Blackwell history of the world Kazuo Enoki On the Nationality of the Ephthalites In Memoirs of the Research Department of the Tokyo Bunko 1959 18 ISSN 0082 562X S 1 59 Text hier Kazuo Enoki The Liang shih kung t u on the origin and migration of the 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Bildern Videos und Audiodateien Bactrian Documents from Ancient Afghanistan The Hephthalites Hephtaliten in Zentralasien von Richard Heli Sehr knapper nicht fachwissenschaftlicher Uberblick mit Literaturangaben und Links englisch The White Huns The Hephthalites Munzen der Hephthaliten The Hephthalites L origine des Hephtalites Hephtalitische Munzenpragungen Artikel aus der Universitat von Washington stark an von Richard Helis Werk angepasst Memento vom 9 Februar 2005 im Internet Archive UNESCO Collection of History of Civilizations Vol IIIAnmerkungen Bearbeiten Mirella Ferrera People of the World Vercelli 2003 Upendra Thakur The Hunas Huns in India Varanasi 1967 Denzil Ibbetson Punjab Castes Lahore 1916 Vgl etwa Timo Stickler Die Hunnen Munchen 2007 S 26ff Martin Schottky Huns In Ehsan Yarshater Hrsg Encyclopaedia Iranica 15 Dezember 2004 englisch iranicaonline org abgerufen am 9 Juni 2011 mit Literaturangaben Robert Gobl Dokumente zur Geschichte der iranischen Hunnen in Baktrien und 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Kidariten und Alchan aus dem Bernischen Historischen Museum und der Sammlung Jean Pierre Righetti Wien 2014 A D H Bivar HEPHTHALITES In Ehsan Yarshater Hrsg Encyclopaedia Iranica Band 12 2 2004 ISBN 0 933273 81 9 englisch iranicaonline org Stand 15 Dezember 2003 abgerufen am 9 Juni 2011 mit Literaturangaben Xavier Tremblay Pour une histoire de la Serinde Le manicheisme parmi les peuples et religions d Asie Centrale d apres les sources primaires Wien 2001 Appendix D Notes Sur L Origine Des Hephtalites pp 183 88 Malgre tous les auteurs qui depuis KLAPROTH jusqu ALTHEIM in SuC p113 sq et HAUSSIG Die Geschichte Zentralasiens und der Seidenstrasse in vorislamischer Zeit Darmstadt 1983 cf n 7 ont vu dans les Hephthalites des Turcs l explication de leurs noms par le turc ne s impose jamais est parfois impossible et n est appuyee par aucun fait historique aucune trace de la religion turque ancienne celle par l iranien est toujours possible parfois evidente surtout dans les noms longs comme Mihirakula Toramana ou gobozoko qui sont bien plus probants qu al en Alxanno Or l iranien des noms des Hephtalites n est pas du bactrien et n est donc pas imputable a leur installation en Bactriane Une telle accumulation de probabilites suffit a conclure que jusqu a preuve du contraire les Hepthalites etaient des Iraniens orientaux mais non des Sogdiens LINK Kazuo Enoki On the Nationality of the Ephthalites In Memoirs of the Research Department of the Tokyo Bunko 1959 No 18 S 56 LINK Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hephthaliten amp oldid 226107448