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Mit dem Namen Tocharer lateinisch Tochari auch Thocari griechisch Toxaroi Tocharoi bezeichneten ursprunglich Autoren der Antike und byzantinischen Epoche Angehorige zentralasiatischer Volker die in der Regel zu den Skythen gezahlt wurden Die Tocharer galten als eines der Volker aus dem fernsten Asien ausserhalb der bekannten Welt uber die ausser dem Namen nur wenig bekannt war Noch im 14 Jahrhundert bezeichnete der byzantinische Autor Georgios Pachymeres die Mongolen als Tocharer 1 Tocharer gehorten nach den sparlichen antiken Quellen zu den Volkern aus der Steppe die in der Zeit nach 150 v Chr das grako baktrische Reich vernichteten Nach einer haufig vertretenen Hypothese sind sie mit den Yuezhi der chinesischen Quellen identisch Der antike Geograph Claudius Ptolemaus erwahnt die Tocharer im 2 nachchristlichen Jahrhundert als volkreichen Stamm in Baktrien 2 Diese bzw dieser Teil der Tocharer wurden zu Namensgebern fur Tocharistan im nordlichen Afghanistan von der Spatantike bis ins 13 Jahrhundert Um die Wende vom 19 zum 20 Jahrhundert wurden in Ostturkestan das heute zur chinesischen Region Xinjiang gehort diverse Schriftstucke in Alphabeten indischer Herkunft gefunden die sich als Texte in einer bzw zwei eng verwandten bislang unbekannten indogermanischen Sprache n entpuppten Aufgrund einer Bezeichnung in einem alt turkischen Text wurde diese Sprache als Tocharisch genannt und zunachst vermutet diese Sprache sei die der Eroberer von Baktrien und von dort mit der buddhistischen Mission nach Zentralasien gebracht worden Spater stellten sich diese Sprachen als einheimische Idiome heraus Die Nachfahren der Tocharer in Baktrien verwendeten zu dieser Zeit die dort gesprochene iranische Sprache Ob sie vor ihrer Niederlassung in Baktrien ursprunglich eine andere Sprache gesprochen hatten und wie diese Sprache beschaffen war ist nicht bekannt und umstritten Von der Sprachbezeichnung her wurde in der historischen und indogermanistischen Literatur die Volksbezeichnung Tocharer fur die Sprecher des Tocharischen bzw fur die Bevolkerung im Verbreitungsgebiet der tocharischen Schriftdenkmaler verwendet Es ist nicht bekannt welche Ethnie mit dieser Sprache verbunden war 3 und wer sie in welchem Umfang gesprochen hat Schriftliche Zeugnisse des Tocharischen decken vor allem einen Zeitraum vom 5 bis zum 8 Jahrhundert ab Die Bezeichnung Tocharer kann sich demnach auf Verschiedenes beziehen vage bekannte antike Volker die zentralasiatischen Eroberer Baktriens die nur vage bekannten Sprecher der tocharischen Sprache und schliesslich Volksgruppen denen unterstellt wird dass sie Tocharisch gesprochen haben Dieser Artikel oder nachfolgende Abschnitt ist nicht hinreichend mit Belegen beispielsweise Einzelnachweisen ausgestattet Angaben ohne ausreichenden Beleg konnten demnachst entfernt werden Bitte hilf Wikipedia indem du die Angaben recherchierst und gute Belege einfugst Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Die tocharische Sprache 3 Die eteotocharische Sprache 4 Mumienfunde 5 Literatur 6 Weblinks 7 BelegeGeschichte BearbeitenDer Geograph Strabon und der Historiker Pompeius Trogus schreiben den antiken Tocharern eine Rolle bei der Eroberung des grako baktrischen Reichs und kriegerische Auseinandersetzungen mit den Parthern in der 2 Halfte des 2 Jahrhunderts v Chr zu Die antiken Tocharer werden meist mit den Yuezhi Yueh chi gleichgesetzt einem Volk das im Raum der chinesischen Provinz Gansu siedelte Die Xiongnu besiegten sie 176 v Chr wonach die Yuezhi zum grossten Teil ins Siebenstromland Zentralasiens auswanderten Vor dem Jahr 129 v Chr uberschritten sie den Iaxartes Syrdarja und den Oxus Amu Darja und eroberten Baktrien Unterschieden die altesten chinesischen Nachrichten die auf den chinesischen Gesandten Zhang Qian zuruckgehen der dort 129 v Chr die Yuezhi besuchte noch zwischen Yuezhi nordlich und dem unterworfenen Daxia Baktrien sudlich des Amu Darja bezeichneten die spateren chinesischen Quellen mit Yuezhi das fruhere Daxia so dass die Yuezhi zu einem unbekannten Zeitpunkt in der Folgezeit dort niedergelassen haben mussen Die lateinischen und griechischen Texte nennen das Land weiterhin Baktrien und nennen die Tocharer innerhalb Baktriens ein grosses Volk Nach den chinesischen Quellen unterteilten die Yuezhi das eroberte Land in funf Furstentumer Einer dieser Fursten der Furst von Guishang unterwarf mehr als 100 Jahre spater die anderen Teilfursten und angrenzende Lander Das von diesem Herrscher begrundete Reich ist nach Munzen und Inschriften und auch sassanidischen Quellen als das Reich von Kuschana oder Kuschan bekannt Das Reich der Kuschana dehnte sich spater uber weite Gebiete im heutigen Afghanistan Pakistan und Indien aus und erreichte unter Kanischka I seine grosste Ausdehnung Erst nach seinem Niedergang kam der Name Tocharistan fur Gebiete in Baktrien auf in denen einst die antiken Tocharer gesiedelt hatten In alterer Literatur wird auch oft von Tuhhara oder Toyapot gesprochen Die tocharische Sprache Bearbeiten Hauptartikel Tocharische Sprache nbsp Kleinstaaten Farbfelder und wichtigste Handelsstadte im Tarimbecken im 3 Jahrhundert n Chr nbsp Holztafel mit Inschriften in tocharischer Sprache Kuqa China 5 8 Jahrhundert Tokyo National Museum Um 1900 entdeckten europaische und japanische Forscher im Tarimbecken Schriftrollen zumeist religiosen insbesondere buddhistischen Inhalts Auf den Schriftrollen die deutsche Forscher im mittelnordlichen und nordostlichen Tarimbecken bei den Oasenstadten Aksu und Umgebung im Westen uber Kuqa Karashahr bis Turpan im Nordosten fanden und die ins 6 8 Jahrhundert datiert werden konnten entdeckte man in indischer Schrift eine unbekannte Sprache Aufgrund einer Ubersetzerbemerkung in einem altuigurischen Text fand man heraus dass die Uiguren diese Sprache als twgry bezeichneten und stellte eine Beziehung zu den Tocharern her 4 Diese Zuordnung war aber von Anfang an umstritten Etliche Grundlagen dieser Zuordnung wurden spater widerlegt und eine Zuordnung dieser Sprachen zu den Wusun vermutet 5 Ab etwa 800 erlischt das bis dahin neben dem altuigurischen Schrifttum bestehende Schrifttum in tocharischer Sprache Inwieweit es sich zu diesem Zeitpunkt noch um eine lebende Sprache gehandelt hat ist ungeklart Das Tocharische ist eine indogermanische Sprache und am nachsten mit dem ebenfalls nur unvollstandig uberlieferten Hethitisch verwandt Das Tocharische wird oft als altertumliche indogermanische Sprache angesehen die sich nach dem Hethitischen von der gemeinsamen Entwicklung der spater ausdifferenzierten indogermanischen Sprachen gelost habe 6 Diese Annahme vernachlassigt jedoch die enormen Veranderungen durch die jeweiligen Sub und Adstratsprachen Die Einordnung nur nach dem Merkmal Kentum Sprache ist dagegen seit langem uberholt 7 8 9 u v a Die eteotocharische Sprache BearbeitenEine Reihe kurzer Inschriften aus dem Zeitraum zwischen ca 200 v und 700 n Chr in Zentralasien in einem Gebiet das heute von den Staaten Kasachstan Usbekistan Tadschikistan und dem Norden Afghanistans eingenommen wird benutzt eine sonst nicht bekannte Schrift die bislang als unbekannte Kuschana Schrift Unknown Kushan Script bekannt wurde 10 Diese Schrift wird auch in einer trilinguen Inschrift vom Dast i Nawur und einer Bilingue aus der Almosi Schlucht im Nordwesten Tadschikistans verwendet 11 Nachdem eine Forschungsgruppe an der Universitat Koln erste Erfolge in der Entzifferung der Schrift erzielt hatte wurde die Sprache dieser Inschriften die als mitteliranische Sprache erkannt wurde vorlaufig als eteotocharische Sprache bezeichnet fur die Schrift wurde der Name Issyk Kushan Schrift vorgeschlagen 10 12 Wer die Verwender dieser Sprache waren seit alters ansassige Ethnien oder nomadische Eindringlinge wie die Tocharer ist bislang nicht bekannt Mumienfunde Bearbeiten Hauptartikel Tarim Mumien nbsp Dieser Artikel oder Abschnitt bedarf einer grundsatzlichen Uberarbeitung Naheres sollte auf der hier angegeben sein Bitte hilf mit ihn zu verbessern und entferne anschliessend diese Markierung nbsp Dieser Artikel oder nachfolgende Abschnitt ist nicht hinreichend mit Belegen beispielsweise Einzelnachweisen ausgestattet Angaben ohne ausreichenden Beleg konnten demnachst entfernt werden Bitte hilf Wikipedia indem du die Angaben recherchierst und gute Belege einfugst Den Tocharern als den Sprechern der tocharischen Sprachen werden auch Mumien von Personen mit oft europidem Erscheinungsbild zugerechnet die im Tarimbecken gefunden wurden In der Ordek Nekropole und einigen weiteren Fundplatzen im nordostlichen Tarimbecken zwischen den Oasenstadten Turfan und Kucha wurden im trockenen sandigen Wustenklima der Taklamakan und der Wuste Lop Nor mumifizierte Leichname untersucht Die alteren Mumien waren relativ gross z B 1 76 Meter und mit westlichen Gesichtszugen und hellen Haarfarben die jungeren Mumien dagegen starker ostasiatisch Die regulare Bestattung erfolgte in Grabkammern Die Mumien datieren auf Zeitraume von 1800 bis 1200 v Chr und auf 200 v Chr bis 800 n Chr 13 Aufgrund der Lage der Nekropole werden sie den Bevolkerungen von Kucha und Turfan zugeordnet Ihre Anthropologie und Textilwebtechnik lassen eine Zuwanderung aus dem Westen vermuten Auch die durchgefuhrten Gen Analysen stutzen die Einordnung Ob ethnische Beziehungen zu den Tocharern bestehen und welche Verbindungen zu indogermanischen Volkern uberhaupt anzunehmen sind ist strittig Man vermutet dass sich das kulturelle und sprachliche Profil dieser Bevolkerung im ausgehenden 1 Jahrtausend v Chr herausbildete moglicherweise in Verbindung mit der Afanasevo Kultur im Altaigebirge und im Flusstal des Jenissei Von dort waren nach einer archaologisch untermauerten Hypothese eventuell Menschen der Afanasevo Kultur im 2 Jahrtausend v Chr ins Tarimbecken gewandert Einzelne Mumien weisen chirurgische Nahte auf die mit Pferdehaar gemacht wurden Weibliche Mumien hatten Beutel bei sich die heilende Pflanzen enthielten sowie ein kleines Messer vermutlich um diese zu zerkleinern Literatur BearbeitenElizabeth Wayland Barber The Mummies of Urumchi W W Norton amp Company New York NY u a 1999 ISBN 0 393 04521 8 Kay Staniland Rezension Cloth of ages The Mummies Of Urumchi by Elizabeth Wayland Barber Macmillan 20 ISBN 0 333 73024 0 In New Scientist Nr 2186 15 Mai 1999 S 46 online Karl Jettmar Die Tocharer ein Problem der ethnischen Anthropologie In Homo Band 47 Nr 1 3 1996 S 34 42 doi 10 11588 propylaeumdok 00002130 Karl Jettmar Trockenmumien in Sinkiang und die Geschichte der Tocharer In Antike Welt Band 29 Nr 2 1998 S 135 142 JSTOR 44439618 Suzanne Kappeler Fabelwesen der Wuste Antike Textilien aus Zentralasien in der Abegg Stiftung In Neue Zurcher Zeitung Nr 163 17 Juli 2001 S 53 Bruni Kobbe Diese Superfrauen die aus dem Osten kamen Suche nach den legendaren Amazonen Mumien in China legen eine heisse Spur In Die Weltwoche Nr 35 27 August 1998 Wolfgang Krause Werner Thomas Tocharisches Elementarbuch 2 Bande Band 1 Grammatik Band 2 Texte und Glossar Carl Winter Universitatsverlag Heidelberg 1960 1964 Victor H Mair Fruhe Europaer in Fernost In der chinesischen Provinz Xingjiang wurden jahrtausendealte Mumien mit westlichem Aussehen entdeckt In Geo Nr 7 Juli 1994 S 162 165 Victor H Mair Hrsg The Bronze Age and Early Iron Age Peoples of Eastern Central Asia 2 Bande The Institute for the Study of Man u a Washington DC 1998 ISBN 0 941694 63 1 Victor H Mair The mummies of East Central Asia In Expedition Band 52 Nr 3 2010 S 23 32 Online PDF 2 1 MB James P Mallory Bronze Age Languages of the Tarim Basin In Expedition Band 52 Nr 2 2010 S 44 53 Online PDF 1 9 MB James P Mallory Victor H Mair The Tarim Mummies Ancient China and the Mystery of the earliest Peoples from the West Thames amp Hudson London 2000 ISBN 0 500 05101 1 Michael Zink Der Mumien Beweis Europaer herrschten im alten China In Bild der Wissenschaft Nr 9 1999 S 40 44 Weblinks BearbeitenZEIT Online Mumienforschung in China Bilder der Mumien detailreich und hohe Qualitat Text russisch Bilder der Mumien Text englisch Belege Bearbeiten Gyula Moravcsik Byzantinoturcica Band 2 Sprachreste der Turkvolker in den byzantinischen Quellen Magyar gorog tanulmanyok Ungroellenikai meletai Band 21 Kiralyi Magyar Pazmany Peter Tudomanyegyetemi Gorog Filologiai Intezet Budapest 1943 S 276 Klaudios Ptolemaios Handbuch der Geographie Band 2 Buch 5 8 und Indices Griechisch deutsch Herausgegeben von Alfred Stuckelberger und Gerd Grasshoff Schwabe Basel 2006 ISBN 3 7965 2148 7 S 649 James P Mallory The Problem of Tocharian Origins An Archaeological Perspective Sino Platonic Papers Nr 259 University of Pennsylvania Department of Asian Languages and Civilizations Philadelphia PA 2015 Zusammenfassung S 46 52 Digitalisat Friedrich W K Muller Beitrag zur genaueren Bestimmung der unbekannten Sprachen Mittelasiens In Sitzungsberichte der koniglich preussischen Akademie der Wissenschaften Halbband 2 1907 S 958 961 ihm folgend Emil Sieg Wilhelm Siegling Tocharisch die Sprache der Indoskythen Vorlaufige Bemerkungen uber eine bisher unbekannte indogermanische Literatursprache In Sitzungsberichte der koniglich preussischen Akademie der Wissenschaften Halbband 2 1908 S 915 934 Walter B Henning The Argi and the Tokharians In Bulletin of the School of Oriental Studies Band 9 Nr 3 1938 S 545 571 doi 10 1017 S0041977X0007837X und derselbe The Name of the Tokharian Language In Asia Major New Series Band 1 Teil 2 1949 S 158 162 Digitalisat Bouckaert et al 2013 Letters Corrections and Clarifications Reports Mapping the origins and expansion of the Indo European language family 20 DECEMBER 2013 VOL342 SCIENCE Michael Meier Brugger Indogermanische Sprachwissenschaft L339 Robert S P Beekes Comparative Indo European Linguistics 11 3 4 Centum and Satem languages was formerly held Holm Hans J 2017 Steppe Homeland of Indo Europeans Favored by a Bayesian Approach with Revised Data and Processing Updated Bayesian approach with archeological and linguistic parallels Glottometrics 37 54 81 Bochum RAM Verlag 2017 a b Kolner Forschungsgruppe entziffert ratselhafte Schrift aus der Antike Harry Falk Wema Takhtu the graveyard near Almosi and the end of an Unknown script In Sōka Daigaku Kokusai Bukkyōgaku Kōtō Kenkyujo nempō Annual Report of The International Research Institute for Advanced Buddhology at Soka University XXVI 2023 S 253 264 Svenja Bonmann et al A Partial Decipherment of the Unknown Kushan Script In Transactions of the Philological Society 121 Nr 2 2023 S 293 329 325 doi 10 1111 1467 968X 12269 James P Mallory Victor H Mair The Tarim Mummies Ancient China and the Mystery of the Earliest Peoples from the West 2000 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Tocharer amp oldid 237650102