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ʿAbdallah ibn az Zubair arabisch عبد الله بن الزبير 619 5 November 692 war von 683 bis 692 Gegenkalif in Mekka und bekampfte von dort aus die Umayyaden Das Gegenkalifat wird auch als mekkanisches Kalifat und seine Anhanger als Zubairiten bezeichnet Die verschiedenen Lager wahrend des Zweiten Burgerkriegs ca 686 Das Herrschaftsgebiet von ʿAbdallah ibn az Zubair ist blau gekennzeichnet Inhaltsverzeichnis 1 Die Opposition gegen die Umayyaden 2 Nach der Selbstproklamation zum Kalifen 3 Die Kultreform in Mekka 4 Das Ende des mekkanischen Kalifats 5 ʿAbdallah ibn az Zubair in der Theorie Volker Popps 6 Literatur 7 EinzelnachweiseDie Opposition gegen die Umayyaden BearbeitenAbdallah war Sohn des Prophetengefahrten az Zubair ibn al ʿAuwam und Asma bint Abi Bakr einer Halbschwester von Aischa bint Abi Bakr Er nahm an den Feldzugen in Agypten Persien und in Nordafrika teil Nach der Ermordung von Kalif Uthman ibn Affan lehnte er dessen Nachfolger Ali ibn Abi Talib ab und nahm auf der Seite von Aischa an der Kamelschlacht im Irak teil 656 Als sich die Umayyaden als Kalifen durchgesetzt hatten zog sich Abdallah nach Medina zuruck und wurde mit Husain ibn ʿAli Fuhrer einer religiosen politischen Oppositionsgruppe fur die der Kampf um die Verbreitung des Islam Vorrang hatte Den Umayyaden wurde vorgeworfen dass sie die religiose Begeisterung der Muslime als Mittel der Machtpolitik ansahen Zur offenen Emporung kam es als Muʿawiya 680 seinen Sohn Yazid als Nachfolger designierte und damit erstmals den Versuch unternahm eine erbliche Kalifendynastie zu etablieren Die alten religios motivierten Ressentiments gegen die Umayyaden und ihren Machthunger lebten jetzt uberall wieder auf Nach dem Ableben seines Vaters im April 680 und seiner Erhebung zum neuen Kalifen setzte Yazid alles daran den Treueid der prominentesten Verweigerer zu erzwingen Seinen Statthalter in Medina wies er an Ibn az Zubair und al Husain so lange zu bedrangen bis sie Yazid den Treueid leisteten Um dem Druck auszuweichen fluchteten die beiden nach Mekka das aus der heidnischen Zeit seinen Status als unantastbares Asyl behalten hatte 1 Nach dem Tod Husains in der Schlacht von Kerbela begann Ibn az Zubair in Mekka eine Streitmacht aufzubauen und erklarte Yazid fur abgesetzt Die Bewohner von Medina folgten seinem Beispiel und wahlten sich einen eigenen Fuhrer Yazid sandte daraufhin eine Armee nach Medina aus die den dortigen Aufstandischen im August 683 bei Harra eine vernichtende Niederlage beibrachten 2 Im September begann die umayyadische Armee mit einer mehrwochigen Belagerung Mekkas Die Stadt wurde dabei mit Steinen und Felsbrocken beschossen und auch die Kaaba geriet in Brand Erst 50 Tage spater als aus Syrien die Nachricht von Yazids Tod eintraf zog die umayyadische Armee ab 3 Nach der Selbstproklamation zum Kalifen BearbeitenNach dem Tod von Yazid I 683 rief sich Abdallah in Mekka zum Kalifen aus Da bei den Umayyaden nach dem Tod von Muʿawiya II die Thronfolge zeitweise ungeklart war wurde Abdallah von den Muslimen im Irak Iran Agypten und sogar in Teilen von Syrien anerkannt Insbesondere der arabische Stammesverband der Qais ʿAilan der sich gerade erst formiert hatte und in Opposition zu den Umayyaden stand 4 unterstutzte Ibn az Zubair 5 Mit der verbreiteten Anerkennung Abdallahs wird auch deutlich dass sich die von den Umayyaden verfochtene These der Erblichkeit des Kalifenamtes unter den Muslimen noch nicht durchgesetzt hatte 684 konnten die Umayyaden unter Marwan I 684 685 nach dem Sieg bei Mardsch Rahit bei Damaskus die Anhanger Abdallahs aus Syrien verdrangen und Agypten unter ihre Kontrolle bringen In Kufa erhob sich im Oktober 685 der Schiit al Muchtar ibn Abi ʿUbaid gegen den von Ibn az Zubair entsandten Statthalter und brachte die Stadt in seine Gewalt Die Hoffnungen der kufischen Schiiten richteten sich in dieser Zeit auf einen dritten Sohn ʿAlis der Muhammad ibn al Hanafiya genannt wurde da seine Mutter nicht die Prophetentochter Fatima war sondern eine andere Frau ʿAlis aus dem arabischen Stamm der Hanifa Dieser Muhammad ibn al Hanafiya lebte in Medina Er hatte an dem was in Kufa in seinem Namen geschah keinen Anteil Al Muchtar trat im Irak als sein selbsternannter Sachwalter auf und bezeichnete ihn als den Rechtgeleiteten mahdi im Unterschied zu den beiden Irregeleiteten dem Umayyaden in Damaskus und dem Gegenkalifen Ibn az Zubair in Mekka 6 Eine weitere Oppositionsgruppe gegen Ibn az Zubair bildete sich auf der Arabischen Halbinsel Der Charidschit Nadschda ibn Amir trat 686 in al Yamama in Ostarabien als Fuhrer einer Gruppe von Charidschiten hervor und wurde ein tatkraftiger Herrscher uber ein grosses Gebiet das Bahrain am Persischen Golf und Oman im Osten sowie Teile des Jemen und Hadramauts im Suden umfasste Als er auf dem Gipfel seiner Macht stand war sein Einfluss grosser als der des Ibn az Zubair 7 Die Zerstrittenheit der Muslime kam besonders bei der Wallfahrt von 686 zum Ausdruck bei der sich in der Ebene von ʿArafa die Pilgerscharen der vier Parteien die um die Herrschaft im islamischen Reich stritten mit eigenen Fahnen gegenuberstanden 1 die Partei Ibn az Zubairs 2 die Partei des Charidschiten Naǧda ibn ʿAmirs 3 die Partei der Schiiten von Kufa die Muḥammad ibn al Ḥanafiyya als Mahdi verehrten und 4 die Partei der Syrer die die Umayyaden als rechtmassigen Herrscher erkannten 8 Schliesslich konnte Ibn az Zubair aber doch seine Macht konsolidieren Um seine Herrschaftsanspruche im Osten durchzusetzen sandte er noch im Jahre 686 seinen Bruder Muṣʿab in den Irak Ihm gelang es den in Persien tatigen sudarabischen Heerfuhrer al Muhallab ibn Abi Sufra fur das mekkanische Kalifat zu gewinnen Er befreite die Umgebung von Baṣra von den Azraqiten und beendete im April 687 die schiitische Herrschaft des Muchtar uber Kufa Die Kultreform in Mekka BearbeitenNachdem bei der Belagerung Mekkas im Herbst 683 die Kaaba in Brand geraten und stark beschadigt worden war liess sie Ibn az Zubair vollstandig abreissen und neu aufbauen Bei dem Neubau sollte die Kaaba in ihren fruheren Zustand zuruckversetzt werden der angeblich vor dem Umbau der Quraisch Anfang des 7 Jahrhunderts bestanden hatte Dazu gehorten die Offnung einer zweiten Tur auf der Ruckseite die Senkung des Bodens der Kaaba auf die Hohe des Erdbodens und die Aufstockung der Ḥaṭim Mauer zu einer Apsis Da der schwarze Stein bei der Belagerung von einem Katapultgeschoss getroffen und in Stucke gebrochen worden war liess Ibn az Zubair ihn mit einer Silbereinfassung versehen Im Marz 685 wurde das Gebaude neu eingeweiht Da von den fur den Bau herangeschafften Steinen noch eine grosse Zahl ubrig geblieben war liess Ibn az Zubair den Umgang um die Kaaba damit pflastern 9 Das Ende des mekkanischen Kalifats BearbeitenNachdem die Umayyaden unter ʿAbd al Malik 691 den Irak unter ihre Kontrolle bringen konnten wurde Ibn az Zubairs Position betrachtlich geschwacht Gegen ʿAbdallah selbst sandte ʿAbd al Malik Ende 691 seinen General al Haddschadsch ibn Yusuf nach Mekka mit dem Auftrag mit diesem Verhandlungen zu fuhren und wenn notwendig die Stadt auszuhungern Al Haddschadsch ging aber die Geduld aus er forderte weitere Truppen an und bombardierte die Stadt Im Oktober 692 besiegte er dann Ibn az Zubair der im Kampf den Martyrertod erlitt Dieses Ereignis wird als das Ende der zweiten Fitna betrachtet Die von Ibn az Zubair vorgenommen baulichen Veranderungen an der Kaaba wurden durch al Haddschadsch ibn Yusuf ruckgangig gemacht 10 Mit dem Sieg uber Ibn az Zubair hatten die Umayyaden ihre Herrschaft fur die nachsten 50 Jahre gesichert und konnten mit der Konsolidierung des Kalifats beginnen Die Kampfe fuhrten zu einer starken Polarisierung der Bevolkerung und zum Untergang der alten arabischen Aristokratie aus Mekka auf die sich die umayyadische Herrschaft bisher vor allem gestutzt hatte ʿAbdallah ibn az Zubair in der Theorie Volker Popps BearbeitenIm Gegensatz zur islamischen Geschichtsschreibung und zu den Erkenntnissen der Islamwissenschaft hat Volker Popp dessen Arbeiten im Rahmen der Inarah Gruppe um Karl Heinz Ohlig und Christoph Luxenberg veroffentlicht wurden 11 die Geschichtlichkeit und Existenz Abdallah ibn az Zubairs in Frage gestellt und die Theorie entwickelt dass die Uberlieferung uber ʿAbdallah ibn az Zubair auf den Widerstand der Zunbil von Zabulistan im Osten Persiens zuruckgeht welche vermutlich mit den Hephthaliten verwandt waren und zu den erbittertsten Gegnern des umaiyadischen Kalifats gehorten Der Titel Zunbil ist in der mittelpersischen Form ZNBYL an zum Zunbil gehorend mit dem mittelpersischen Patronym Suffix an uber mehrere Jahre hinweg 53 69 AH auf Inschriften in der Region Kirman archaologisch nachweisbar 12 Volker Popps Theorie nach wurden diese Quellen von spateren muslimischen Geschichtsschreibern missinterpretiert welche die mittelpersische Schreibung ZNBYL nicht als Zunbil sondern als arabisiert Zubair fehldeuteten die mittelpersische Schreibung ZNBYL erlaubt auch die Lesung als Zubil und Zubir 13 Anschliessend sei dementsprechend eine neue Rahmengeschichte diesmal in Mekka und nicht im Osten Irans um den fiktiven Abdallah ibn az Zubair erfunden worden um gewisse historische Ereignisse erklaren zu konnen Diese Beobachtung korreliert zum Teil mit Munzfunden im Osten des ehemaligen Kalifats aus der alten sassanidischen Pragungsstatte Darabgard arab Darabdschird die traditionell Abdallah ibn az Zubair zugeschrieben werden Auf den Munzen ist zwar ein nicht naher bezeichneter Abdallah ʿAbd Allah bezeugt dieser als Knecht Gottes zu ubersetzende Titel war die ubliche Bezeichnung der Herrscher und findet sich auch auf allen umaiyadischen Munzen er wird aber in den zeitgleich fertiggestellten Inschriften von Kirman eindeutig als ein ZNBYL an bestatigt d h der den Zunbil zugehorige Knecht Gottes 12 Literatur BearbeitenWilferd Madelung Abd Allah b al Zubayr and the Mahdi in Journal of Near Eastern Studies 40 1981 291 305 Wilferd Madelung ʿAbd Allah ibn az Zubayr the mulḥid in C V de Benito and M A M Rodriguez ed Actas XVI Congreso de l Union europeenne des arabisants et islamisants CSCI Salamanca 1995 S 301 308 H A R Gibb Art ʿAbd Allah ibn az Zubayr in The Encyclopaedia of Islam New Edition Bd I S 54b 55b Gernot Rotter Die Umayyaden und der zweite Burgerkrieg 680 692 Wiesbaden Steiner 1982 Ferdinand Wustenfeld Geschichte der Stadt Mekka nach den arabischen Chroniken bearbeitet Leipzig 1861 S 127 147 DigitalisatEinzelnachweise Bearbeiten Wustenfeld Geschichte der Stadt Mekka 1861 S 127f Vgl Laura Veccia Vaglieri Art Ḥarra in Encyclopaedia of Islam 2 Aufl Bd III S 226a 227b Vgl Wustenfeld Geschichte der Stadt Mekka 1861 S 132 Vgl Rotter Die Umayyaden und der zweite Burgerkrieg 680 692 1982 S 190 Vgl W Montgomery Watt Art Ḳais ʿAylan in The Encyclopaedia of Islam New Edition Bd IV S 833b 834a Vgl H Halm Die Schia Darmstadt 1988 S 21 24 Vgl R Rubinacci Art Nadjadat in Encyclopaedia of Islam 2 Aufl Bd VII S 858b 859b Wustenfeld Geschichte der Stadt Mekka 1861 S 137 Wustenfeld Geschichte der Stadt Mekka 1861 S 132 136 Vgl Wustenfeld Geschichte der Stadt Mekka 1861 S 142 46 vgl Inarah Institut zur Erforschung der fruhen Islamgeschichte und des Koran Saarbrucken 2011 Homepage der offiziellen Website a b V Popp Biblische Strukturen in der islamischen Geschichtsdarstellung in M Gross K H Ohlig Schlaglichter die beiden ersten islamischen Jahrhunderte Schiler Verlag 2008 ISBN 978 3 89930 224 0 S 87ff H S Nyberg A Manual of Pahlavi Harrassowitz Wiesbaden 1964 S 158Normdaten Person GND 104051159 lobid OGND AKS LCCN nr89011344 VIAF 71822448 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME ʿAbdallah ibn az ZubairKURZBESCHREIBUNG Kalif in MekkaGEBURTSDATUM 619STERBEDATUM 5 November 692 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title ʿAbdallah ibn az Zubair amp oldid 207774076