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Nachdem seit November 2012 wiederkehrende Proteste gegen den Staatsprasidenten Mohammed Mursi im Juni 2013 zunehmend gewalttatig geworden waren putschte am 3 Juli 2013 das Militar sturzte die Regierung setzte die Verfassung ausser Kraft und ubernahm die Macht Seit dem Putsch hielten Proteste von Gegnern des Putsches vor allem Unterstutzer des gesturzten Prasidenten uber Monate hinweg an Es kam zu blutigen Zusammenstossen und Massentotungen bei denen bislang weit uber tausend Menschen uberwiegend Putschgegner starben Das vom Militarratschef Abd al Fattah as Sisi gefuhrte Militar bezeichnete den Umsturz als Zweite Revolution und behauptete der Sturz Mursis sei vom Volk gewollt das mit politischen und okonomischen Missstanden unzufrieden gewesen sei Die Generale warfen den Muslimbrudern ausserdem vor einer Agenda der USA und der EU gefolgt zu sein und gleichzeitig eine Politik des Terrors betrieben zu haben indem sie die islamistischen Aufstandischen die auf dem Sinai das Militar bekampften unterstutzt hatten Westliche Medien berichteten Mursi sei abgesetzt worden nachdem dieser die Hoffnungen vieler Agypter auf eine Demokratisierung nach dem Sturz Mubaraks 2011 enttauscht habe Anhanger des gesturzten Prasidenten Mursi und Menschenrechtsgruppen warfen dem Militar vor den gewahlten Prasidenten durch einen Putsch gesturzt zu haben und zum Regime des langjahrigen Machthabers Mubarak zuruckkehren zu wollen Bei dem Sturz Mursis wirkte eine Allianz aus Militars Justiz und Sicherheitsapparat zusammen 1 Der Putsch wurde vom koptischen Patriarchen Papst Tawadros II dem Imam der Kairoer al Azhar Universitat Grossscheich Ahmed Tayeb Vertretern der Protestbewegung Tamarod sowie zumindest anfanglich vom linksliberalen Fuhrer des Oppositionsbundnisses Nationale Heilsfront Mohammed el Baradei und Vertretern der salafistischen Nur Partei offiziell unterstutzt und begrusst 2 3 4 5 6 7 8 9 Vor und nach der Einsetzung einer teilweise zivilen anti islamistischen und nicht gewahlten Ubergangsregierung unter Interimsministerprasident Hasim al Beblawi durch das Militar im Juli eskalierte die Lage erneut in Massentotungen von Mitgliedern der Muslimbruderschaft durch agyptische Sicherheitskrafte Ein Hohepunkt der Gewalt war das von den Sicherheitskraften angerichtete Blutbad bei der gewaltsamen Raumung der Pro Mursi Protestlager am Rabiʿa al ʿAdawiyya und am Nahda Platz in Kairo am 14 August 2013 1 Bei der Sturmung der beiden Protestlager in Kairo wurden nach Angaben der militargestutzten Ubergangsregierung vom darauf folgenden Tag mindestens 378 Menschen 10 11 nach jungeren Berichten von internationalen Menschenrechtsorganisationen und westlichen Medien rund 1000 12 13 14 und nach Angaben der Muslimbruderschaft uber 2000 15 Pro Mursi Demonstranten getotet und Tausende weitere verletzt Bei nahezu allen der uber 1000 im Juli und August ums Leben gekommenen Menschen handelte es sich um Zivilisten die gegen Militarchef Sisi demonstriert hatten und von den Sicherheitskraften erschossen wurden 16 Allein im Sommer 2013 wurden bei der rucksichtslosen Niederschlagung der Antiputschproteste in Kairo durch die Sicherheitskrafte mindestens 1400 Menschen teilweise durch systematische Erschiessungen getotet 17 Der seit dem 14 August von der militargestutzten Ubergangsregierung verhangte und Mitte September um zwei Monate bis Mitte November 2013 verlangerte Ausnahmezustand verschaffte Behorden und Einsatzkraften Sonderrechte beim Vorgehen gegen Proteste und Versammlungen und erschwerte die Arbeit der Medien im Land 18 19 Der aus Protest zuruckgetretene Vizeinterimsprasident Mohammed el Baradei floh ins Ausland um einer Verhaftung zu entgehen Die Pressefreiheit wurde eingeschrankt die Fuhrungsspitze der Muslimbruderschaft inhaftiert 20 und Tausende Muslimbruder festgenommen Samtliche Organisationen der Muslimbruderschaft wurden verboten und ihr Vermogen konfisziert Das Verbot wurde als Anzeichen dafur betrachtet dass die Muslimbruder von der vom Militar installierten Ubergangsregierung fur 2014 versprochenen Wahl ausgeschlossen werden sollten 21 Nach einem Gerichtsbeschluss erklarte die Ubergangsregierung am 14 November das Ende des Ausnahmezustands 22 23 Der gesturzte Staatsprasident Mursi wurde seit dem Putsch vom 3 Juli bis zu seinem Prozessbeginn am 4 November an einem nicht bekannt gegebenen Ort festgehalten 24 Er und 14 weitere Fuhrungspersonen der Muslimbruderschaft wurden wegen Anstiftung zur Gewalt vor Gericht gestellt 25 Ihnen droht lebenslange Haft oder die Todesstrafe 25 26 Das anstehende Verfahren loste im In und Ausland Sorge aus die von Militarchef Sisi gefuhrte Armee werde das Land fur das seit dem Sturz von Mubarak im Jahr 2011 die Hoffnung fur einen demokratischen Kurs genahrt worden war wieder in einen Polizeistaat verwandeln 25 26 Bis Anfang Oktober stieg die Anzahl der seit dem Putsch Getoteten auf bis zu 2000 Menschen an und wuchs wochentlich weiter 27 Die seit dem Sturz Mursis andauernde Gewaltserie wurde als Indiz fur eine gewachsene Instabilitat Agyptens gedeutet 28 In den Monaten nach dem Putsch kamen deutlich weniger Touristen nach Agypten 25 Am 9 Oktober fror die US Regierung die den Putsch zunachst gerechtfertigt hatte Teile der Militarhilfe an Agypten vorerst ein 29 30 31 Ende Marz kundigte Militarchef Sisi offiziell an bei der Prasidentschaftswahl zu kandidieren Er werde dafur seinen Posten als Armeechef niederlegen und als Verteidigungsminister und Vize Ministerprasident zurucktreten 32 Es gab nur einen weiteren Kandidaten fur das Amt Hamdin Sabahi Sisi erhielt fast 97 Prozent der abgegebenen Stimmen 33 Wenige Wochen vor der Prasidentschaftswahl wurde das de facto vom Militar beherrschte Agypten von wissenschaftlicher Seite und Beobachtern als zunehmend repressive Militardiktatur 34 oder als repressiv gefuhrtes System eingestuft in dem Demokratie Rechtsstaat und Menschenwurde praktisch ausgeschaltet wurden 35 Zu diesem Zeitpunkt hielten die USA an der bereits beschlossenen Wiederaufnahme ihrer zuvor eingeschrankten Militarhilfe fur Agypten fest 36 37 Inhaltsverzeichnis 1 Ubersicht 1 1 Chronologie 1 2 Zwischenbilanzen zu Krisenentwicklung und Opferzahlen 1 3 Demokratie Autokratie Bewertung fur die Zeit vor und nach dem Putsch 2 Machtpolitische Akteure 2 1 Militar 2 2 Strukturen der Mubarak Ara 2 3 Unternehmerelite 2 4 Tamarod Kampagne 2 5 Sakulare und liberale Krafte 2 5 1 Einzelpositionen 2 5 2 Jugendbewegung des 6 April 2 6 Koptische Kirche 2 7 Medien 2 8 Agyptische Muslimbruderschaft 2 9 Salafisten 2 9 1 Politisch partizipierende Salafisten 2 9 2 Dschihadistische Salafisten 3 Vorgeschichte 3 1 Schwachung gewahlter Gremien durch die Justiz zugunsten des Militarrats ab Juni 2012 3 1 1 Ablauf 3 1 2 Bedeutung 3 2 Einschrankung der Justizgewalt und Antiregierungsproteste ab August 2012 3 3 Unruhen im Januar 2013 3 3 1 Ablauf 3 3 2 Wissenschaftliche Bewertung der Vorwurfe gegen Mursi 3 4 Unruhen Ende Juni Anfang Juli 2013 3 4 1 Antiregierungsaktionen 3 4 2 Ultimatum von Tamarod 4 Militarputsch 4 1 Putschverlauf 4 2 Folgeereignisse 4 3 Installation einer Ubergangsregierung durch das Militar 5 Militargestutzte Ubergangsregierung Kabinett Beblawi 5 1 Krisenerscheinungen wahrend der Regierung Beblawi 5 2 Bildung einer neuen Ubergangsregierung 6 Militargestutzte Ubergangsregierung Kabinett Mahlab 6 1 Politische Konflikte und Prozesswelle 6 2 Prasidentschaftswahl 6 3 Rucktritt des Kabinetts nach Sisis Amtsantritt als Prasident 7 Wertender Ausblick auf die Prasidentschaft Sisis 8 Siehe auch 9 Literatur 10 Verweise 10 1 Weblinks 10 2 Einzelnachweise 11 AnmerkungenUbersicht BearbeitenChronologie Bearbeiten Der Sturz Mubaraks Hauptartikel Revolution in Agypten 2011 25 Januar 2011 Erstmals demonstrieren landesweit Zehntausende gegen das Regime von Husni Mubarak und fordern in Kairo nach den Aufstanden in Tunesien den Rucktritt des autokratischen Staatsprasidenten Mubarak 38 39 Die Staatsmacht unter Mubarak geht gewaltsam gegen die Protestierenden vor In der Folge werden Hunderte Demonstranten getotet 40 39 Die Militarregierung Tantawis Hauptartikel Revolution in Agypten 2011 11 Februar 2011 Mubarak setzt sich nach 30 Jahren autoritarer Herrschaft und einer 18 tagigen Revolte vorwiegend junger Menschen ab 38 39 und benennt seinen Ministerprasidenten Ahmed Shafiq als Kabinettschef 41 42 Die Menge auf dem Tahrirplatz reagiert mit Gott ist gross Rufen auf die Verkundung 41 Die Macht ubernimmt der Oberste Militarrat 38 39 Der im Westen trotz seines autoritaren Regimes als Garant fur Stabilitat und Kampfer gegen radikale Islamisten anerkannte Mubarak hatte seine Politik mit Hilfe der Staatssicherheit und der fur ihre Korruption und Brutalitat verhassten Polizei seit 1981 unter standiger Verhangung von Notstandsgesetzen durchgesetzt 43 Das Militar lost das Parlament auf und setzt wie von den Demonstranten gefordert die Verfassung aus 40 Mubarak gerat in Untersuchungshaft 39 14 Februar 2011 Die regierenden Militaroffiziere legen einen Zeitplan vor nach dem innerhalb von sechs Monaten Verfassungsanderungen ausgearbeitet und zur Volksabstimmung gestellt sowie eine neue Regierung gewahlt werden soll Einen Tag zuvor hatte das Militar seine Macht gefestigt indem es das schwache Parlament aufgelost und die Verfassung ausser Kraft gesetzt hat wodurch eine Debatte uber die langfristigen Absichten des Militars ausgelost wurde 42 44 2011 Der fast drei Millionen Menschen unmittelbare Arbeitsplatze bietende Tourismus der 20 Prozent der Staatsdevisen ausmacht beginnt einzubrechen Besonders die lukrativeren Kulturtouristen kommen uber die nachsten zwei Jahre nur zogerlich nach Agypten zuruck 42 45 Wahrend die unter Husni Mubarak allgegenwartige Polizei sexuelle Belastigen von offentlichen Platzen unterbunden hatte fuhrt der Ruckzug der Sicherheitskrafte in den nachsten zwei Jahren seit dem Rucktritt Mubaraks zu einem sprunghaften Anstieg sexueller Ubergriffe gegen Frauen unter freiem Himmel Dies fuhrt im Fruhjahr 2013 zu heftigen Auseinandersetzungen uber die fur diese Entwicklung Verantwortlichen 42 46 8 Marz 2011 Der Militarrat setzt eine Ubergangsregierung ein die in der Folge aufgrund der Unzufriedenheit des Volkes immer wieder umgestaltet wird 43 Fruhjahr 2011 Seit dem Fruhjahr verlagert sich der Zorn der Bevolkerung zunehmend auf den Militarrat dem vorgeworfen wird die Meinungsfreiheit zu missachten 12 000 Zivilisten von Militargerichten abgeurteilt zu haben die Macht des Militars in der Verfassung verankern zu wollen und die Sicherheitskrafte brutal gegen dagegen protestierende Demonstranten vorgehen zu lassen 43 47 19 Marz 2011 Die Agypter stimmen in einem Verfassungsreferendum fur eine Verfassungsanderung die die Amtszeit des Prasidenten auf maximal acht Jahre begrenzt und die Ausrufung des Ausnahmezustands an die Zustimmung des Parlaments knupft 43 9 Oktober 2011 Bei den vor dem Hintergrund konfessioneller Spannungen stattfindenden koptischen Maspero Protesten kommt es zum schwerwiegendsten Ausbruch von Gewalt seit dem Rucktritt Mubaraks im Februar 2011 Es werden mindestens 25 Menschen nach Augenzeugenberichten teilweise durch absichtliches Uberfahren durch Armeefahrzeuge getotet Der Oberste Militarrat gibt auslandischen Verschworungen konfessionellen Spannungen oder den Demonstranten die Schuld 48 1 November 2011 Wahrend der Termin fur die Wahl aufgeschoben wird ergreift das Militar das wenige Monate zuvor noch als Retter vor dem Mubarak Regime bejubelt wurde immer mehr Macht an sich verhindert Pressefreiheit und verbietet Demonstrationen Da viele Menschen den klassischen Medien nicht mehr vertrauen informieren sich die Menschen zunehmend uber Facebook Blogs und Onlinezeitungen 49 21 November 2011 Die Ubergangsregierung unter Essam Scharaf tritt zuruck Der Militarrat ernennt daraufhin Kamal al Ganzuri zum Regierungschef Die Anstrengungen des intransparent operierenden Militarrats in den vorangegangenen Monaten werden als Versuch gewertet die Macht des Militars in Agypten auch fur die Zeit nach der Wahl vom 28 November zu sichern Dem Militarrat wird vorgeworfen die Leitlinien fur die noch auszuarbeitende Verfassung vorschreiben und verhindern zu wollen dass das aus Unterhaus und Schura Rat bestehende Parlament Kontrolle uber den Militarhaushalt erlangt Das Vorgehen des Militarrats soll das Mubaraks angeblich an Brutalitat noch uberbieten Der Ausnahmezustand wird noch immer nicht aufgehoben 47 22 November 2011 Der Militarrat kundigt die Prasidentenwahl fur Juni 2012 an Kurz darauf will das Militar angeblich die Macht abgeben Die Strassenkampfe der Demonstranten mit dem Militar setzen sich dennoch fort 39 42 28 November 2011 bis 3 4 Januar 2012 Die Muslimbruderschaft erlangt bei der Parlamentswahl fast die Halfte die ultra konservativen Salafisten erhalten ein Viertel der Sitze im Unterhaus 38 43 so dass die Islamisten uber 70 Prozent der Sitze verfugen 43 39 Die liberale Wafd Partei belegte mit 8 Prozent den dritten Platz Die Wahl Oberhauses Schura Rat als zweiter Kammer des Parlaments gewinnen ebenfalls die Islamisten Muslimbruder mit 38 Prozent Nur Partei mit 16 Prozent wahrend die liberale Wafd Partei funf Prozent erhalt 43 Januar 2012 Mohammed el Baradei zieht seine Bereitschaft fur die Prasidentschaftskandidatur mit der Begrundung zuruck die Demokratie im Land sei noch nicht so weit dass er guten Gewissens antreten konne 43 25 Januar 2012 Der seit 1981 geltende Ausnahmezustand wird aufgehoben 43 1 Februar 2012 Infolge von Krawallen im Fussballstadion von Port Said sterben 74 Menschen 43 50 Der Militarrat und die Polizei werden unter anderem verdachtigt diese und andere Krawalle gezielt zu fordern um den Wunsch der Bevolkerung nach einer festen Fuhrung zu zementieren 43 24 Marz 2012 Beide Parlamentskammern wahlen eine Verfassungskommission die die Verfassung noch einmal uberarbeitet 43 10 April 2012 Ein Gericht erklart auf die Klage liberaler Parteien hin die Verfassungskommission fur illegitim weil das Parlament bei der Zusammenstellung der Kommission seine Kompetenzen uberschritten habe 43 23 24 Mai 2012 Bei der ersten Runde der Prasidentschaftswahl erzielen von 13 Kandidaten Mohammed Mursi Kandidat der Muslimbruder und Ahmed Schafik der letzte Regierungschef unter Mubarak die besten Ergebnisse und erreichen die Stichwahl 40 39 2 Juni 2012 Ein Strafgericht in Kairo verurteilt den gesturzten agyptischen Staatsprasidenten Mubarak mit einem vom Staatsfernsehen als Jahrhunderturteil bezeichneten Schuldspruch zu lebenslanger Haft fur die angeordnete Totung von uber 800 Demonstranten Die Verteidigung kundigt an in die Berufung zu gehen 51 52 43 In mehreren Stadten protestieren tausende Menschen gegen das ihrer Ansicht nach zu milde Urteil 51 39 12 Juni 2012 Beide Parlamentskammern wahlen eine neue Verfassungskommission die von Islamisten dominiert wird Entscheidungen sollen mit Zweidrittelmehrheit fallen 43 14 Juni 2012 Das Oberste Verfassungsgericht erklart die Wahl des Unterhauses fur ungultig und beschliesst zwei Tage vor der Stichwahl zur Prasidentschaftswahl die Auflosung des Parlaments 53 43 Gerichtsprasident Faruk Sultan erklart dass der Militarrat die Legislative an sich zieht bis Neuwahlen fur ein neues Unterhaus erfolgt sind Zugleich entscheidet das Gericht dass der vom Militar als Kandidat bevorzugte Ahmad Schafiq zur Stichwahl antreten darf der Luftwaffenkommandeur Luftfahrtminister und letzte Premier von Prasident Mubarak den die Muslimbruder als Vertreter des Militarrats vermuten Das Parlament hatte zuvor ein Gesetz gegen die politische Betatigung von Funktionstragern des alten Regimes angenommen die oberste Wahlkommission hatte es aber fur nicht zustandig erklart Nach den beiden Urteilen kommt es vor dem Verfassungsgericht zu Zusammenstossen von Protestierenden mit den Sicherheitskraften 53 54 Agypten verfugt nun weder uber ein Parlament noch uber eine Verfassung wahrend der Oberste Militarrat sowohl die legislative als auch die exekutive Gewalt kontrolliert 54 Das Ereignis wird als stiller Putsch des Militars gewertet Spater erklart Mohammed Mursi als neuer Staatsprasident das Urteil zwar fur nichtig doch wird es vom Verfassungsgericht bekraftigt und Mursi lenkt ein 43 16 17 Juni 2012 Der fruhere Muslimbruder Mohammed Mursi gewinnt die Stichwahl gegen Ahmad Schafiq bei der Prasidentschaftswahl mit 51 7 der Stimmen 40 24 Juni 2012 Mohammed Mursi wird als Kandidat der Muslimbruderschaft nach der Stichwahl erster demokratisch gewahlter Staatsprasident 38 50 55 Der Militarrat kontrolliert jedoch aufgrund der ihm mit den jungsten Verfassungsanderungen verliehenen Befugnisse den Gesetzgebungsprozess den Haushalt die Zusammensetzung der Verfassungsgebenden Kommission sowie die Inhalte der neuen Verfassung und somit de facto den gesamten verfassungsgebenden Prozess 56 29 Juni 2012 Mursi legt den Amtseid als Staatsprasident am Kairoer Tahrir Platz in Gegenwart seiner Unterstutzer in einer inoffiziellen Prozedur ab und offnet sein Jacket um zu zeigen dass er keine schusssichere Weste tragt Der inoffizielle Eid wird von verschiedenen Kommentatoren als Kunstgriff Mursis betrachtet dem Obersten Militarrat zu trotzen der uber eine Verfassungsdeklaration von Marz 2011 und einen Zusatz wahrend der Prasidentschaftswahl von Juni 2012 weite Teile der Macht fur sich selbst vorbehalten hat 57 Die Prasidentschaft Mursis Siehe auch Abschnitt Vorgeschichte in diesem Artikel 30 Juni 2012 Die offizielle Vereidigung Mursis als Staatsprasident nach seinem Wahlsieg erfolgt vor dem Obersten Verfassungsgericht in Kairo 58 40 59 statt vor der Volksversammlung im Unterhaus Der Oberste Militarrat hatte zuvor im Juni die Auflosung der Volksversammlung verordnet in der die Muslimbruderschaft die Mehrheit besass nachdem das Oberste Verfassungsgericht entschieden hatte dass bei der Wahl zur Volksversammlung ein gesetzlicher Fehler begangen wurde 57 9 Juli bis 11 Juli 2012 Mursi ordnet an die aufgeloste Volksversammlung wieder einzusetzen die ihre Funktion ausuben soll bis eine weitere Volksversammlung zwei Monate nach einer neu zu entwerfenden Verfassung gewahlt worden ist Am 11 Juli akzeptiert der Prasident eine Anordnung des Obersten Verfassungsgerichts vom 10 Juli die Mursis Beschluss zur Wiedereinsetzung des parlamentarischen Unterhauses suspendiert und zitiert seine Achtung vor gerichtlichen Entscheidungen als Grund fur seine Akzeptanz des Gerichtsbeschlusses 57 Mursis Wiedereinberufung des demokratisch gewahlten Parlaments das von den Generalen nach einem gerichtlichen Eilbeschluss aufgelost worden war zu Sitzungen folgt eine Eskalation des Machtkampfes zwischen der Muslimbruderschaft und dem Militar im Juli Das Oberste Gericht Agyptens und die Generale lehnen die Anweisung Mursis ab doch versammelt sich das Parlament in Missachtung von Oberstem Gericht und Militar und stimmt dafur Beschwerde gegen den Gerichtsbeschluss einzulegen Es folgt ein Durcheinander von gegensatzlichen Justizbehorden und Rechtsprechungen Der Machtkampf spiegelt konkurrierende Anspruche in der entstehenden agyptischen Politik wider bei denen jede Seite versucht die Debatte als einen Wettstreit der Ideale Legitimitat und Demokratie darzustellen 42 60 19 Juli 2012 Mursi ordnet die Freilassung von 572 Haftlingen an die in der vom Obersten Militarrat gefuhrten Ubergangszeit nach der January Revolution von 2011 vom Militar inhaftiert worden waren Eine breite Kampagne mit dem Namen Nein zu Militargerichten hatte zuvor zur Freilassung all jener aufgerufen die uber Militartribunale verhaftet oder zu Gefangnisstrafen verurteilt worden waren 57 30 Juli 2012 Mursi begnadigt 26 islamistische Verurteilte in seiner Eigenschaft als Prasident von denen die meisten der al Dschamaʿa al islamiyya und anderen islamistischen Hardlinergruppen sowie der Muslimbruderschaft angehoren Einige waren von Staatssicherheitsgerichten zur Todesstrafe verurteilt worden 57 2 August 2012 Mursi ernennt Hischam Kandil den zum Islamismus tendierenden Minister fur Bewasserung und Wasserwirtschaft der auslaufenden Regierung von Ministerprasident Kamal al Ganzuri zum Ministerprasidenten Kandil ernennt zum ersten Mal in der agyptischen Geschichte ein Kabinett das Minister der Muslimbruderschaft und Verbundete einschliesst 57 8 August 2012 Nach einem Angriff unbekannter Militanter auf einen Sicherheitskontrollpunkt bei dem 16 agyptische Soldaten umkommen ordnet Mursi eine Umstrukturierung im Sicherheitsbereich an und entlasst den noch von Mubarak eingesetzten Geheimdienstchef Murad Muwafi den Gouverneur von Nord Sinai und verschiedene Beamte des Innenministeriums 57 12 August 2012 Mursi andert die Verfassungserklarung von Marz 2012 ab schrankt die Vorrechte des seit dem Sturz des fruheren Machthabers Husni Mubarak regierenden Militars deutlich ein und setzt Verfassungszusatze des Obersten Militarrats ausser Kraft mit denen die Macht des Staatsprasidenten zugunsten des Militars eingeschrankt war Juristen kritisieren er habe damit seine Kompetenzen uberschritten 50 61 43 59 57 Mursi schickt mit demselben Dekret den Chef des Obersten Militarrats und Verteidigungsminister Feldmarschall Mohammed Hussein Tantawi sowie die zweitbedeutendste Figur im Militarrat Sami Enan in den Ruhestand und bestellt den Militargeheimdienstchef Abd al Fattah as Sisi als nachfolgenden Verteidigungsminister an die Spitze der Streitkrafte 61 43 57 14 August 2012 Mursi verleiht Tantawi die hochste staatliche Auszeichnung und Enan eine staatliche Auszeichnung Beide werden nach dem Dekret das sie in den Ruhestand schickte nun Berater des Prasidenten Der Schritt wird als weicher Putsch gegen das Militar beschrieben doch kritisieren manche Oppositionelle dass der Oberste Militarrat fur die Gewalt gegen Demonstranten zur Zeit der Militarregierung zur Verantwortung gezogen werden soll 57 15 August 2012 Bei seinem zweiten Staatsbesuch in Saudi Arabien dem bis dahin einzigen vom agyptischen Prasidenten besuchten Land fordert Mursi ein Ende der Herrschaft des Prasidenten Baschar al Assad in Syrien wo ein Burgerkrieg zwischen dem syrischen Militar und bewaffneten Aufstandischen tobt 57 23 August 2012 Mursi erlasst ein Gesetz das die Untersuchungshaft von Journalisten bei Medien betreffenden Verstossen verbietet 57 27 August 2012 Staatsprasident Mursi ernennt personliche Berater darunter Christen Liberale Salafisten und viele Mitglieder der Muslimbruderschaft 57 30 August 2012 In einem Schritt der Besorgnis in den USA auslost besucht der agyptische Staatsprasident erstmals seit 30 Jahren den Iran um an einem Treffen der Bewegung der Blockfreien Staaten teilzunehmen Mursi kritisiert die Unterstutzung des syrischen Regimes durch den Iran 57 9 Oktober 2012 Mursi erlasst in seiner Eigenschaft als Prasident Amnestie fur Burger die seit dem Beginn Revolution des 25 Januar bis zum 30 Juni 2012 fur Handlungen verhaftet wurden die die Revolution unterstutzten 57 Oktober bis November 2012 Gerichtliche Auseinandersetzungen und Verfassungserklarung 57 12 Oktober 2012 In Kairo kommt es zu Ausschreitungen weil ehemalige Mubarak Leute die fur Kamelattacken auf Demonstranten 2011 verantwortlich sein sollen freigesprochen worden sind Mursi will daraufhin den Generalstaatsanwalt absetzen doch kommt es dazu letztlich nicht 43 21 November 2012 Mursi erhalt Lob aus den USA fur seine Rolle bei der Vermittlung eines Waffenstillstands zwischen der den palastinensischen Gaza Streifen beherrschenden Hamas und der Regierung Israels nachdem innerhalb einer Woche bei israelischen Luftangriffen und palastinensischen Raketenangriffen uber 160 Menschen umgekommen sind 57 22 November 2012 Mursi entscheidet die Machtbefugnisse der Justizgewalt mit einem Verfassungszusatz einzuschranken und versucht Generalstaatsanwalt Abdel Meguid Mahmud zu entlassen indem er ihn zum agyptischen Botschafter im Vatikanstaat benennt 57 38 50 62 63 64 Nachdem Mahmud und andere Richter Mursi der nach agyptischen Gesetz nicht die Verfugungsgewalt besitzt den Generalstaatsanwalt zu entlassen herausfordern gibt Mursi nach 57 Offentliche Unruhen zwingen Mursis zu einer Wende bei einigen Vorschlagen 38 50 62 63 64 29 30 November 2012 Im Eilverfahren bringt die von islamistischen Vertretern dominierte und von der Opposition boykottierte Verfassungskommission seinen Entwurf einer neuen Verfassung durch Frauenrechtler Christen und Liberale kritisieren den Verfassungstext Die Massenproteste halten an 50 65 66 67 59 8 9 Dezember 2012 Mursi gibt im Konflikt mit der Opposition nach massivem Druck nach und setzt seine per Dekret ausgeweiteten Sondervollmachten wieder ausser Kraft 50 68 59 57 15 22 24 Dezember 2012 Fast zwei Drittel der Bevolkerung stimmen fur den agyptischen Verfassungsentwurf der Regierung Wahrend hauptsachlich sakulare Kritiker das Dokument als Betrug an der Revolution bezeichnen widersprechen dem Islamisten 38 50 69 Es folgen Massenproteste mit teils todlicher Gewalt 59 29 Dezember 2012 Wie in der neuen Verfassung festgelegt ubergibt Mursi dem Oberhaus des Parlaments in einer Sprache vor dem nun vollstandigen Schura Rat offiziell die Amtsgewalt Er hebt das Wahlrecht des Reprasentantenhauses ehemals Volksversammlung das Unterhaus des Parlaments als vordringlich hervor 57 24 Januar 2013 Zum zweiten Jahrestag des Aufstands gegen Mubarak werden in einer Woche uber 50 Menschen getotet 70 71 59 25 Januar 2013 Der Tahrir Platz in Kairo wird erneut zu einem Brennpunkt agyptischer Protestierender Beim zweiten Jahrestag zum Beginn der Revolte gegen Mubarak fordert die wutende Menge Prasident Mursi zum Rucktritt auf 38 50 72 6 Januar 2013 Mursi fuhrt seine versprochene Umstrukturierung der Regierung durch 10 neue Minister werden vereidigt einschliesslich der Schlusselpositionen im Innenministerium und Finanzministerium Entgegen Forderungen nach einer weniger parteilichen Regierung enthalt das neue Kabinett acht Mitglieder der FJP anstelle von funf vor der Umstrukturierung Der neue Finanzminister Morsi El Sayed Hegazy ist ein islamistischer Finanzexperte 73 26 27 Januar 2013 In Kairo verurteilen Richter 21 Menschen zum Tode wegen ihrer Beteiligung an Fussballkrawallen mit 74 Todesopfern in Port Said vom Februar 2012 50 74 75 Viele halten das Ereignis vom Februar 2012 fur ein von dem damals herrschenden Obersten Militarrat in Komplizenschaft mit dem Innenministerium orchestriertes Massaker an den Fans des Fussballclubs 73 Nach dem Urteil organisierten gewaltbereite Fussballfans in Port Said Krawalle die zu einer Gewalteskalation mit Dutzenden Toten und Hunderten Verletzten fuhren 50 74 75 73 Mursi verhangt am 27 28 Januar den Ausnahmezustand uber Port Said Suez und Ismailia am Suez Kanal Dennoch setzen sich die Unruhen fort 50 76 73 28 Januar 2013 Die bedeutendste oppositionelle Allianz die Nationale Heilsfront verweigert Mursi den Dialog Oppositionsfuhrer Mohammed el Baradei sagt die Nationale Heilsfront lehne einen Fake Dialog ab 73 29 Januar 2013 Militarchef Sisi verkundet die nationale Sicherheit sei bedroht der Staatskollaps drohe 50 77 30 Januar Auf einer Kurzreise nach Europa die aufgrund der eskalierenden Gewalt in Agypten abgebrochen wird misslingt Mursi der Versuch in Deutschland einen Schuldenerlass zu erwirken und das Vertrauen deutscher Investoren in Agypten zu starken 73 Februar bis Marz 2013 Verlust der Salafisten als Hauptverbundete der Friedens und Gerechtigkeitspartei 73 5 Februar 2013 Mursi empfangt den iranischen Prasidenten Mahmud Ahmadinedschad der in Agypten an einem Treffen der Organisation fur Islamische Zusammenarbeit teilnehmen will auf dem Flughafen Kairo Es ist der erste derartige Besuch seit der Verschlechterung der agyptisch iranischen Beziehung von 1979 Agyptische Salafisten kritisieren den Besuch und warnen vor einem Einfluss der Schia in Agypten 73 11 Februar 2013 Am zweiten Jahrestag des Mubarak Rucktritts demonstrieren uber zehntausend Agypter 50 78 In mehreren Stadten kommt es in den folgenden Wochen immer wieder zu gewalttatigen Protesten 50 21 Februar 2013 Der agyptische Prasident verkundet dass die erste nach der Verabschiedung der Verfassung erfolgende Wahl fur die untere Kammer des Reprasentantenhauses im April abgehalten werden wahrend der Schura Rat des Oberhauses ein neues Wahlgesetz vorbereite 73 26 Februar 2013 Eine weitere Sitzung des nationalen Dialogs mit Mursi um die kommende Parlamentswahl zu besprechen wird von der Nationalen Heilsfront boykottiert Zerwurfnisse zwischen Prasident und Muslimbruderschaft einerseits und den fruheren Verbundeten der Nur Partei treten hervor als der Fuhrer der Nur Partei Younis Makhioun die Entscheidung Mursis kritisiert ein Datum fur die Wahl zu verkunden ohne die Nur Partei oder die jungste gemeinsame Initiative der Nur Partei mit der Nationalen Heilsfront konsultiert zu haben Makhioun beschuldigt die Muslimbruderschaft des Versuches staatliche Institutionen zu monopolisieren 73 6 Marz 2013 Das agyptische Verwaltungsgericht verwirft Mursis Dekret das Parlamentswahlen fur April forderte mit der Begrundung ein Artikel des Wahlgesetzes musse noch einmal vom Verfassungsgericht uberpruft werden 79 Der Staatsprasident erklart in einer Stellungnahme die Entscheidung des Gerichts zu achten 73 79 8 Marz 2013 Die Wahlkommission schliesst sich der Entscheidung des Verfassungsgerichts an und beschliesst eine Verschiebung der fur April geplanten Parlamentswahl Wenige Tage spater legt Mursi Einspruch dagegen ein 50 79 Eine breite Allianz von agyptischen Oppositionsparteien hatten zum Wahlboykott aufgerufen 50 80 79 Die Opposition hat wiederholt die Wahlgesetze kritisiert die nach ihrer Darstellung den islamischen Parteien einen Vorteil verschaffen 79 24 Marz 2013 Zahlreiche Attacken auf Buros der Freiheits und Gerechtigkeitspartei und Zusammenstosse von Befurwortern und Gegnern des Prasidenten in Agypten scheinen von einem Anstieg der Anti Muslimbruderschaft Stimmung zu zeugen 73 28 Marz 2013 Staatliche Nachrichtenagenturen melden Mursi hoffe die Parlamentswahl wird im Oktober stattfinden 73 April bis Ma1 2013 Diplomatische Spannungen und Verfestigung der Opposition 73 10 April 2013 Mursi ordnet die Rucknahme aller Rechtsbeschwerden gegen agyptische Journalisten an als sein Regime angegriffen wird gegen Personlichkeiten der Medien wegen Prasidenten Beleidigung zu ermitteln 73 20 April 2013 Mursi verkundet eine kommende Umstrukturierung der Regierung 73 21 April 2013 Das Oberste Verwaltungsgericht Agyptens weist die Beschwerde des Prasidenten gegen den Entscheid die Parlamentswahl auszusetzen zuruck 73 7 Mai 2013 Mursi bildet sein Kabinett um kann jedoch die Opposition nicht besanftigen 59 73 Die Zahl der zur Muslimbruderschaft gehorenden Minister steigt um drei auf elf von 35 73 2 Juni 2013 Das Oberste Verfassungsgericht Agyptens spricht dem von Muslimbrudern und Salafisten dominierten Oberhaus des Parlaments die Legitimitat ab 50 59 Die von Mursi durchgesetzte Verfassung erklart es fur nicht unter gesetzeskonformen Umstanden zustande gekommen 50 4 Juni 2013 Die Justiz erlasst teils mehrjahrige Haftstrafen gegen 43 in und auslandische Mitarbeiter von Nichtregierungsorganisationen darunter der CDU nahen Konrad Adenauer Stiftung wegen illegaler Aktivitaten Es folgen internationale Proteste 59 6 Juni 2013 Die im Mai gegrundete Anti Mursi Unterschriften Kampagne Tamarod die darauf abzielt Mursi aus seinem Amt zu zwingen will fur die Petition dem Prasidenten das Vertrauen zu entziehen laut Medienberichten angeblich 15 Millionen Unterschriften also 2 Millionen mehr als er Stimmen bei der Wahl erhalten hatte sammeln Tamarod verkundet Plane fur Massendemonstrationen und Sit ins am Prasidentenpalast fur den 30 Juni den ersten Jahrestag des Amtsantritts von Mursi um ihre Forderungen durchzusetzen 73 17 Juni 2013 Von 16 neubesetzten Provinzgouverneurstellen bestimmt Mursi sieben Muslimbruder auf die Posten Kritiker bezeichnen das als Beispiel fur einen islamistischen Versuch die Macht zu monopolisieren und andere Krafte von dem Entscheidungsfindungsprozess auszuschliessen da somit 27 der agyptischen Provinzen unter Kontrolle von Gouverneuren mit Verbindung zur Muslimbruderschaft stunden 73 Unter den neu besetzten Posten befindet sich Provinzgouverneur von Luxor auch ein Mitglied der ehemaligen Terrorgruppe Gamaa Islamija 73 50 Das Gamaa Islamija Mitglied tritt spater unter offentlichem Druck zuruck 50 Die Ernennungen losen eine Welle von Protesten und Zusammenstossen zwischen Unterstutzern und Gegnern der Muslimbruderschaft in verschiedenen Gouvernaten aus Dies tragt zu den allgemeinen Unruhen im Land bei als landesweit Auseinandersetzungen zwischen Unterstutzern Mursis und Unterstutzern der Tamarod Kampagne im Vorfeld der Demonstrationen des 30 Juni ausbrachen 73 20 Juni 2013 Die Tamarod Kampagne will Mursi zum Rucktritt zwingen Medien berichten sie hatte offenbar mehrere Millionen Unterschriften gesammelt 81 21 Juni 2013 Zehntausende Menschen demonstrieren zur Unterstutzung Mursis auf der Strasse 59 23 Juni 2013 Das Militar droht mit einer militarischen Intervention fur den Fall dass die Proteste eskalieren 59 24 Juni 2013 Die Freiheits und Gerechtigkeitspartei bestatigt an dem Freitag 28 Juni vor den landesweit geplanten Protesten des 30 Juni der unbefristeten Demonstration Legitimitat ist eine Rote Linie teilzunehmen Das Sit in soll an der Kairoer Rabiʿa al ʿAdawiyya Moschee in Nasr City stattfinden einem traditionellen Treffpunkt fur Unterstutzer Mursis 73 28 Juni 2013 Tausende Agypter gehen im Vorfeld neuer Grossdemonstrationen auf die Strasse um den Rucktritt von Mursi zu fordern Bei Zusammenstossen sterben mindestens drei Menschen darunter ein US Burger 50 Die US Regierung erlaubt nach der Totung des US Burgers einem Teil ihres Botschaftspersonals die Ausreise aus Agypten 64 29 Juni 2013 Die oppositionelle Tamarod Kampagne erklart mehr als 22 Millionen Unterschriften fur einen Rucktritt Mursis gesammelt zu haben 59 30 Juni 2013 Zum einjahrigen Bestehen der Amtszeit von Prasident Mursi versammeln sich nach der Unterschriftenkampagne der Tamarod Kampagne Hunderttausende zu Massenprotesten um den Rucktritt Mursis zu fordern 82 In den Medien wird auch von Millionen Protestteilnehmern gesprochen 38 83 59 Zeitgleich finden Solidaritatskundgebungen fur Mursi statt 59 Acht Menschen kommen bei Auseinandersetzungen und Schiessereien vor dem Hauptquartier der Muslimbruderschaft in Kairo ums Leben 84 83 Der Militarputsch Sisis Hauptartikel Militarputsch in Agypten 2013 Siehe auch Abschnitt Militarputsch in diesem Artikel 1 Juli 2013 Regierungsgegner sturmen und verwusten den zentralen Sitz der Muslimbruderschaft in Kairo Tamarod setzt Mursi ein Rucktrittsultimatum bis zum Folgetag 64 85 86 Das Militar stellt Staatsprasident Mursi ein Ultimatum innerhalb von 48 Stunden eine Einigung mit der Opposition zu erzielen Anderenfalls werde das Militar eine eigene Losung durchsetzen 83 2 Juli 2013 Mursi lehnt einen Rucktritt ab 40 und lasst das Ultimatum von Tamarod verstreichen 59 3 Juli 2013 Mursi weigert sich auch nach Ablauf des Ultimatums vom Militar zuruckzutreten 59 Das Militar entscheidet dass das Land in eine politische Sackgasse gelangt sei setzt den Staatsprasidenten Mursi ab stellt ihn unter Arrest 82 hebt die Verfassung auf und ordnet eine technokratische Interimsregierung an 38 Militarchef General Abd al Fattah as Sisi setzt den Prasidenten des Obersten Verfassungsgerichts Adli Mansur als Ubergangsstaatsprasident ein 83 87 Mursi wird an einen nicht bekannten gegebenen Ort gebracht 87 Fuhrer der Muslimbruderschaft werden verhaftet Zehntausende Mursi Unterstutzer nehmen an dauerhaften Sitzstreik Protestlagern an der Rabiʿa al ʿAdawiyya Moschee im Kairoer Stadtteil Nasr City und am Nahda Platz in Gizeh teil 83 82 4 Juli 2013 Der oberste Verfassungsrichter Adli Mansur wird als Interims Staatsprasident vereidigt 83 Kairos Rabiʿa al ʿAdawiyya Moschee wird als Protestcamp fur Pro Mursi Unterstutzer Schauplatz anhaltender blutiger Schlachten mit Sicherheitskraften 38 Bei Zusammenstossen mit dem Militar sterben viele Menschen 88 Fuhrende Muslimbruder werden festgenommen 40 5 Juli 2013 Interimsprasident Mansur lost als erste Amtshandlung das Oberhaus Schura Rat als letztes volksvertretendes Gremium auf 89 90 in dem islamistische Parteien durch Wahlen eine klare Mehrheit erlangt hatten Bei Zusammenstossen zwischen Pro und Anti Mursi Gruppen sterben Dutzende Menschen 83 US Prasident Barack Obama und andere weltweit bedeutende Fuhrungspersonen drangen Agypten zugig eine Zivilregierung wiederherzustellen Unterstutzer des geputschten Prasidenten Mursi klagen die neuen Interimsbehorden an brutal gegen ihre verbliebenen Fuhrungspersonen vorzugehen 38 7 Juli 2013 Hunderttausende protestieren in ganz Agypten fur und gegen den Sturz Mursis durch das Militar Ein Sprecher von Intermims Staatsprasident Mansur dementiert vorherige Berichte nach denen Mohammed el Baradei als Interims Ministerprasident Chef der Ubergangsregierung wird Stattdessen bekommt el Baradei den Posten des Vizeubergangsprasidenten 91 8 Juli 2013 Sicherheitskrafte erschiessen in einem Protestlager auf dem Gelande der Republikanischen Garde 53 Mursi Unterstutzer beim blutigsten vom Staat durchgefuhrten Blutbad seit dem Sturz von Husni Mubarak 2011 83 wo Mursi Geruchten zufolge festgehalten wird 92 Mansur prasentiert einen Zeitplan fur eine Uberarbeitung der Verfassung und Wahl eines neuen Staatsprasidenten sowie Parlamentswahlen fur Mitte Februar Die Muslimbruderschaft lehnt die Vorschlage ab und besteht auf einer Wiedereinsetzung Mursis 83 40 9 Juli 2013 Mansur ernennt den Opposition Fuhrer Mohammed el Baradei zum Vizeinterimsprasidenten und den Okonomen Hasim al Beblawi zum Interims Ministerprasidenten Das agyptische Militar unterstutzt die Ernennungen 83 40 Mansur kundigt die Durchfuhrung von Parlaments und Prasidentschaftswahlen nach vorherigem Referendum uber einen uberarbeiteten Verfassungsentwurf fur spatestens 2014 an 91 12 Juli 2013 Tausende Mursi Anhanger demonstrieren in Massenprotesten im ganzen Land Der deutsche Aussenminister Guido Westerwelle fordert die Freilassung des festgehaltenen Ex Prasidenten Mursi 91 Die Militarregierung Sisis Ubergangsregierung Prasidentschaft Mansurs Kabinett Beblawi Hauptartikel Staatskrise in Agypten 2013 2014 Kabinett Beblawi Siehe auch Abschnitt Militargestutzte Ubergangsregierung Kabinett Beblawi in diesem Artikel 16 Juli 2013 Eine Interimsregierung ohne Beteiligung islamistischer Parteien wird vereidigt 83 Die Muslimbruder sind nicht an der Regierung beteiligt und weisen sie als unrechtmassig zuruck Das Militar nimmt eine starke politische Rolle im Kabinett ein Der fur den Sturz Mursis verantwortliche Armeechef Sisi wird zum Vertreter von Interimsministerprasident Hasem al Beblawi ernannt Bei Unruhen in Kairo werden mindestens sieben Menschen getotet und mehr als 200 verletzt 91 19 Juli 2013 Die britische Tageszeitung The Guardian veroffentlicht Recherchen nach denen das Militar bei der Protestkundgebung vor dem Sitz der Republikanischen Garde in Kairo am 8 Juli 2013 Muslimbruder gezielt angegriffen und offenbar 54 Menschen erschossen hat Die Muslimbruder signalisieren Bereitschaft die EU als Vermittler zu akzeptieren 91 20 Juli 2013 Interimsprasident Mansur beauftragt ein Komitee aus Rechtsexperten die agyptische Verfassung zu uberarbeiten 91 24 Juli 2013 Armeechef Sisi fordert die Agypter dazu auf ihre Solidaritat mit dem Militar durch Demonstrationen in einem Kampf gegen den Terrorismus zu bekunden 91 92 Seine Rede wird als Bitte um ein Mandat fur ein scharfes Vorgehen gegen die Muslimbruderschaft und ihre Verbundete gedeutet 92 Die Muslimbruderschaft ruft ihre Anhanger zu Gegenprotesten auf und bezeichnet die Ausserungen Sisis als Einladung zum Burgerkrieg 91 26 Juli 2013 Staatsanwalte geben bekannt dass gegen Mursi in einer Reihe von Vorwurfen ermittelt wird einschliesslich Mord und Landesverrat durch Konspiration mit Mitgliedern der palastinensischen Hamas zum Zwecke eines Gefangnisausbruchs wahrend der Revolution von 2011 83 40 82 Der weiterhin an einem unbekannten Ort festgehaltene Mursi kommt damit auf richterliche Anweisung hin formell in Untersuchungshaft 93 25 Je nach Quelle gehen Hunderttausende oder Millionen Gegner und Anhanger Mursis zu rivalisierenden Kundgebungen landesweit auf die Strasse 40 94 88 Die Mursi Gegner folgen einem Armeeaufruf General Al Sisis der Militarfuhrung ein Mandat zur Bekampfung des Terrors fur die Beendigung von potentiellem Terrorismus durch Mursi Unterstutzer zu geben 83 94 Funf Menschen werden bei Zusammenstossen von Pro und Anti Mursi Gruppen getotet 83 Zuvor hat das agyptische Militar der Muslimbruderschaft ein Ultimatum gestellt und ein harteres Vorgehen gegen Extremisten angekundigt 91 27 Juli 2013 Die Polizei totet 95 Pro Mursi Demonstranten auf einer zur Rabiʿa al ʿAdawiyya Moschee in Kairo fuhrenden Strasse 92 Medien sprechen teilweise von Zusammenstossen von Sicherheitskraften und bewaffneten Mannern in Zivilkleidung einerseits und Mursi Unterstutzern andererseits im Protestlager vor der Rabiʿa al ʿAdawiyya Moschee in Kairo 83 40 91 Nach Zeugenaussagen waren die Demonstranten unbewaffnet und wurden aus dem Hinterhalt uberfallen 92 28 Juli 2013 Interimsprasident Mansur erlasst ein Dekret das dem Militar erlaubt nun auch Zivilisten festzunehmen Gleichzeitig droht die militargestutzte Ubergangsregierung den Mursi Anhangern mit entschiedenen und harten Massnahmen fur den Fall dass die gewalttatigen Proteste anhalten 91 30 Juli 2013 Treffen der EU Aussenbeauftragten Catherine Ashton mit Behorden und Oppositionsfuhrern einschliesslich an einem geheim gehaltenen Ort Mursi 83 40 91 Ashton sowie John McCain und Lindsey Graham gehoren zu den internationalen Gesandten die mit einem Schlichtungsauftrag Agypten besuchen 83 Deutschland die USA und Frankreich fordern erneut Mursis Freilassung 91 31 Juli 2013 Die militargestutzte Ubergangsregierung beschliesst die notigenfalls gewaltsame Raumung der beiden seit Wochen von Mursi Anhangern aufrechterhaltenden Sit ins am Rabiʿa al ʿAdawiyya Platz und am Nahda Platz in Kairo Amnesty International wertet den Beschluss als Vorlage fur eine Katastrophe die US Regierung fordert die Fuhrung der Putschisten zur Achtung der Versammlungsfreiheit auf Die Staatsanwaltschaft erhebt unter dem Vorwurf der Anstachelung zum Mord bei Ereignissen von Ende Juni 2013 Anklage gegen den fluchtigen Chef der Muslimbruderschaft Muhammad Badi e und zwei inhaftierte Fuhrungsmitglieder 91 1 August 2013 US Aussenminister Kerry verteidigt den Militarputsch vom 3 Juli als Wiederherstellung der Demokratie bei dem nicht das Militar sondern eine zivilen Ubergangsregierung die Fuhrung ubernommen habe und rechtfertigt ihn mit dem Unmut der Bevolkerung 95 96 97 91 Er wird fur diese Ausserung kritisiert 83 4 August Staatsanwalte geben den Beginn eines Prozesses gegen sechs Fuhrer der Muslimbruderschaft wegen Anstiftung zum Mord fur den 25 August bekannt 83 7 August Der agyptische Ubergangsprasident Mansur erklart die Anstrengungen internationaler Diplomaten fur eine friedliche Losung zwischen der militargestutzten Interims Regierung und der Muslimbruderschaft fur gescheitert 83 40 94 und macht die Muslimbruder dafur verantwortlich 91 Die EU Aussenbeauftragte Catherine Ashton und US Aussenminister John Kerry wollen ihre diplomatischen Versuche dennoch nicht beenden 91 Die Interimsregierung droht ein scharfes Durchgreifen gegen Pro Mursi Demonstrationen an nachdem sie Zuruckhaltung wahrend des fur Muslime heiligen Monats Ramadan gezeigt habe 83 Sie hat mehrfach angekundigt die grossten Protestlager mit tausenden Mursi Anhangern gewaltsam raumen zu lassen Die internationale Gemeinschaft befurchtet fur den Fall einer Raumung neues Blutvergiessen 94 8 August 2013 Zum Ende des Fastenmonats Ramadan fordern Zehntausende Demonstranten die Wiedereinsetzung Mursis 82 Am Eingang zu ihrem zentralen Protestlager vor der Rabiʿa al ʿAdawiyya Moschee errichten die Muslimbruder Barrikaden um das Camp vor der Raumung zu bewahren 91 11 August 2013 Die Sicherheitskrafte drohen den Demonstranten die andauernden Pro Mursi Protestlager an der Rabiʿa al ʿAdawiyya Moschee und am Nahda Platz innerhalb von 24 Stunden aufzulosen 38 83 40 Die Protestteilnehmer verstarken als Vorbereitung auf eine Polizeiaktion ihre Barrikaden rund um ihre Zeltcamps bei der Rabiʿa al ʿAdawiyya Moschee und auf dem Nahda Platz 91 12 August 2013 Die Behorden verschieben die geplanten Aktionen gegen die Demonstranten und geben an sie wurden Blutvergiessen vermeiden wollen nachdem Mursi Unterstutzer ihre Stellungen befestigen und ihre Sitzstreiks durch Tausende weitere Demonstranten verstarken 83 Mursis Untersuchungshaft wird um weitere 15 Tage verlangert Daraufhin kommt es erneut zu Protesten und Zusammenstossen zwischen beiden Lagern 91 14 August 2013 Nach einer Woche falscher Alarme Blutbad bei gewaltsamer Raumung zweier Protestlager mit uber Hunderten getoteten Pro Mursi Demonstranten in Kairo bei dem die Bereitschaftspolizei die Demonstranten aus den ausgedehnten Protestlagern treibt 83 40 Nach Angabe einer bekannten lokalen Menschenrechtsgruppe toten Polizei und Militar bei der Raumung des Protestlagers am Rabiʿa al ʿAdawiyya Platz mindestens 904 Menschen Einige wenige bewaffnete Demonstranten wehren sich und toten neun Polizisten 92 Die Interimsregierung verhangt einen zunachst einmonatigen Ausnahmezustand in Agypten und eine nachtliche Ausgangssperre in uber zehn Provinzen Rucktritt des Interimsvizeprasidenten Mohammed el Baradei aus Protest gegen die Staatsgewalt 83 40 Eine Verhaftungswelle hochrangiger Muslimbruder setzt ein 82 Vergeltungsangriffe radikaler Islamisten auf Polizeistationen in mehreren agyptischen Stadten darunter auch Blutbad an 11 Polizisten in Kerdasa Vergeltungs Ubergriffe auf Christen und christlichen Besitz durch radikale Islamisten und Pro Mursi Gruppen vorwiegend in Oberagypten fordern mindestens vier Menschenleben nachdem die christliche Minderheit fur den Sturz Mursis verantwortlich gemacht wird 92 Die grosste Gewaltwelle der jungeren agyptischen Geschichte entfesselt sich mit uber 1000 Toten innerhalb einer Woche bei denen es sich in den allermeisten Fallen um von Sicherheitskraften getotete Islamisten handelt 15 August 2013 Die agyptischen Sicherheitskrafte erhalten die Erlaubnis im Fall von Gewaltanwendung scharf auf Burger zu schiessen Interims Ministerprasident Hasem el Beblawi verteidigt in einer Fernsehansprache das harte Vorgehen und die Auflosung von Protestlagern der Muslimbruder 91 16 August 2013 Pro Mursi Gruppen marschieren durch Kairo aus Protest gegen das Massaker am Rabiʿa al ʿAdawiyya Platz und werden von Polizisten bei der vierten Massentotung an Mursi Unterstutzern seit dem Sturz Mursis niedergeschossen 92 Allein in Kairo werden 95 Menschen getotet 91 Beblawi schlagt vor die Muslimbruderschaft rechtsgultig aufzulosen 83 Die internationale Kritik an der Militarfuhrung wird immer scharfer Nach Ansicht der EU Aussenbeauftragten Catherine Ashton tragt die Ubergangsregierung die Hauptschuld fur die Gewaltausbruche 91 17 August 2013 Die Polizei raumt die Fetah Moschee in Kairo von im Gebaude gefangenen Anti Putsch Protestteilnehmern nach einer tagelangen Belagerung mit Schiessereien Tranengassalven und Attacken des Mobs auf die Protestteilnehmer 83 Nach offiziellen Angaben wurden seit dem 16 August mindestens 173 Menschen getotet 91 83 Nach einem Bericht der Washington Post soll Militarchef Sisi wenige Tage zuvor angeblich ein von den USA und ihren Partnern aus Europa und den Golfstaaten vermitteltes Friedensabkommen zwischen den verfeindeten Parteien scheitern lassen haben da das Blutvergiessen mit Hunderten Toten moglicherweise hatte vermeiden konnen 18 August 2013 37 Untersuchungshaftlinge die am 14 August im Rabiʿa al ʿAdawiyya Protestlager verhaftet worden waren sterben in Polizeigewahrsam wahrend eines Gefangenentransports durch Erstickung nachdem ein Polizist CS Gas in das Polizeifahrzeug mit den Gefangenen geschossen hat 92 98 Bei den Gefangenen soll es sich vornehmlich um Anhanger der Muslimbruderschaft gehandelt haben 98 Die Behorden nehmen fuhrende Mitglieder der Muslimbruderschaft fest darunter den Chef Muhammad Badi e 40 Der aus Protest zuruckgetretene Interimsvizeprasident Mohammed el Baradei entzieht sich einer Verhaftung durch Flucht nach Wien 98 Erstmals seit Mursis Sturz richtet sich General Sisi in einer Rede an die Agypter Die Bevolkerung fordert er auf keine weitere Gewalt zu tolerieren die Anti Putsch Protestteilnehmer ermahnt er ihre nationale Position zu revidieren 83 Die Muslimbruderschaft sagt zwei fur diesen Tag geplante Demonstrationen kurzfristig ab und begrundet dies mit Sorge um die Sicherheit der Demonstranten und auf den Dachern entlang der Route angeblich befindlichen Scharfschutzen des Militars 91 Nach Zahlung der militargestutzten Ubergangsregierung finden fast 900 Menschen in den vier Tagen der Unruhen seit Raumung der Protestlager den Tod 40 19 August 2013 Berichte kundigen die kurz bevorstehende Entlassung des fruheren autokratischen Prasidenten Husni Mubarak aus der Untersuchungshaft an 91 83 Die Staatsanwaltschaft leitet gegen Mursi Ermittlungen wegen Verantwortung fur die Totung von Demonstranten im Dezember 2012 ein Spater folgt eine Anklage wegen Justizbeleidigung 82 39 Vermutlich islamistische Extremisten toten 25 Polizisten auf der Sinai Halbinsel bei Rafah 98 Islamistische Extremisten toten in einem Massaker 25 Polizei Rekruten auf dem Sinai als dort der Aufruhr eskaliert 92 Die Zahl der Angriffe auf Sicherheitsbeamte und Soldaten auf der Sinai Halbinsel nimmt zu 40 Bei Angriffen in den folgenden Monaten sterben mindestens 100 Polizisten und Soldaten bei ahnlichen Attacken 92 20 August 2013 Als einer der letzten Fuhrer der Muslimbruderschaft auf freiem Fuss wird Muhammad Badi e von Sicherheitskraften auf Anweisung der militargefuhrten Regierung verhaftet 83 88 21 August 2013 Die Europaische Union stoppt Waffenlieferungen nach Agypten Zivile Hilfsprogramme sollen vorerst weiterlaufen Ein Gericht ordnet die Freilassung Mubaraks an Am nachsten Tag wird er in eine Militarkrankenhaus uberfuhrt und bleibt unter Hausarrest 81 25 August 2013 Beginn des Prozesses gegen Badi e und etwa drei Dutzend anderer Muslimbruder Die Anklage lautet auf Anstachelung zur Gewalt die am 30 Juni 2013 zum Tod von Mursi Gegnern gefuhrt haben soll 40 88 Der Prozess wird fast umgehend auf Oktober vertagt 81 30 August 2013 Bei Zusammenstossen zwischen Anhangern und Gegnern Mursis werden neun Menschen getotet In Agypten protestieren islamistische Putschgegner regelmassig freitags nach dem Mittagsgebet 88 5 September 2013 Der agyptische Innenminister uberlebt einen Bombenanschlag im Kairoer Viertel Nasr City 99 40 als der dschihadistische Aufstand von der Sinai Halbinsel auf den Kontinent ubergreift 92 7 September 2013 Beginn der grossten Militaroffensive der jungeren Geschichte auf dem Sinai gegen islamistische Extremisten 11 September 2013 Zwei Selbstmordanschlage zu denen sich die militante Gruppe Dschund al Islam bekennt auf ein ortliches Hauptquartier der agyptischen Sicherheitskrafte und einen Kontrollposten des Militars fordern mindestens sechs Menschenleben 12 September 2013 Verlangerung des Ausnahmezustands uber 14 Provinzen um weitere zwei Monate 40 16 September 2013 Die Polizei gewinnt die Kontrolle uber die Stadt Delga zuruck die seit dem 14 August von islamistischen Hardlinern gehalten wurde die die Kirchen in der Stadt geplundert hatten 92 23 September 2013 Ein Gericht in Kairo erklart per Eilverfahren die Muslimbruderschaft und alle Ableger der Organisation fur illegal und beschliesst die Konfiszierung ihrer Vermogenswerte 99 40 82 1 Oktober 2013 Erstmals seit dem Putsch von Anfang Juli erreicht ein Protestzug von Anhangern Mursis wieder den Tahrir Platz um dort zu demonstrieren 100 101 102 4 Oktober 2013 Die Muslimbruder beginnen dreitagige Proteste gegen den Militarputsch 88 82 Bei den grossten Demonstrationen seit der Raumung der Protestlager in Kairo vom 14 August werden mindestens vier Muslimbruder erschossen 103 104 6 Oktober 2013 Bei den seit dem 4 Oktober andauernden landesweiten Protesten der Muslimbruder bei gleichzeitiger Feier des Jom Kippur Krieges durch Unterstutzer des Militars toten Polizisten in Kairo und zwei sudlichen Provinzen bei der funften Massentotung seit dem Sturz Mursis mindestens 57 Pro Mursi Unterstutzer als diese durch Westkairo marschieren 92 99 105 88 Zeugenberichten zufolge sollen die Demonstranten unbewaffnet gewesen sein 92 UN Generalsekretar Ban Ki Moon verurteilt die Gewalt scharf 88 7 Oktober 2013 Bei landesweiten Angriffen werden 18 Angehorige von Armee und Polizei getotet 106 9 Oktober 2013 Die USA teilen mit einen Teil der Militarhilfe an Agypten vorerst einzufrieren Die agyptische Ubergangsregierung erkennt der Muslimbruderschaft nun auch den Status als Nichtregierungsorganisation ab 11 Oktober 2013 Nach dem Freitagsgebet gehen landesweit wieder Tausende Unterstutzer der Muslimbruderschaft zum Protest gegen das Militar und den 100 Tage zuruckliegenden Putsch auf die Strassen 88 107 20 Oktober 2013 In Kairo kommt es zu heftigen Zusammenstossen zwischen die Wiedereinsetzung Mursis fordernden Studenten und Sicherheitskraften 88 107 22 Oktober 2013 Teile der verbotenen Muslimbruder wollen sich neu organisieren Eine Gruppe mit dem Namen Bruder ohne Gewalt beantragt beim Sozialministerium in Kairo eine Zulassung als Wohltatigkeitsorganisation 88 107 28 Oktober 2013 Mursi bestreitet eine Woche vor Beginn des Prozesses gegen ihn die Rechtmassigkeit des Gerichts 82 29 Oktober 2013 Die Richter legen im Badi e Prozess gegen die Fuhrungsriege der Muslimbruder wegen Anstiftung zum Mord den Fall nieder und erklaren sich fur befangen 82 nachdem Sicherheitskrafte den Angeklagten die Anwesenheit im Gerichtssaal wahrend der Verhandlungen verweigern 40 3 November 2013 US Aussenminister John Kerry erklart bei seinem ersten Agyptenbesuch seit dem Putsch gegen Mursi die US Regierung sei verpflichtet mit den agyptischen Interimsmachthabern zusammenzuarbeiten 99 4 November 2013 In Kairo beginnt der Strafprozess gegen Mursi 82 der ihn unter Anklage stellt zum Mord an Protestteilnehmern vor seinem Prasidentenpalast im Dezember 2012 angestiftet zu haben 99 Bei seinem ersten offentlichen Erscheinen seit seinem Sturz und seinem Verbleib in Isolationshaft seit dem 3 Juli weigert sich Mursi das Gericht anzuerkennen und lost Tumult unten den anwesenden Juristen und Journalisten aus 92 Anhanger hatten im Vorfeld zu Protesten aufgerufen 82 6 November 2013 Ein Berufungsgericht bestatigt das Verbot der Muslimbruderschaft 88 107 14 November 2013 Der agyptische Wirtschaftsmagnat und Milliardar Naguib Sawiris fordert gegenuber der Nachrichtenagentur Reuters ein umgehendes einjahriges Verbot aller Protestaktionen da sonst der vollige Zusammenbruch Agyptens bevorstehe Er sei bereit fur das Jahr 2014 eine Milliarde Dollar zu investieren 108 24 25 November 2013 Ubergangsprasident Mansur unterzeichnet ein umstrittenes restriktives Demonstrationsgesetz laut welchem Demonstrationen fortan drei Tage im Voraus angemeldet werden mussen 39 109 Die Einfuhrung des Gesetzes fuhrt zur Befurchtung dass die Ubergangsregierung nun anstrebt wie zuvor hauptsachlich Islamisten nun auch sakulare Aktivisten scharf zu bekampfen 92 27 November 2013 Haftbefehle gegen hochangesehene sakulare Aktivisten des Anti Mubarak Aufstandes von 2011 wie Alaa Abd el Fattah und Ahmed Maher die im Juni 2013 auch den Sturz Mursis gefordert hatten bestatigen in den Augen vieler dass die Ubergangsregierung anstrebt jede Form von abweichender Meinung zu beseitigen 92 1 Dezember 2013 Fertigstellung des Verfassungsentwurfs uber dessen Inhalte im Januar 2014 ein Referendum angesetzt ist Wahrend die vorige unter Mursi geschriebene Version von Kritikern als wegbereitend fur religiose Herrschaft wahrgenommen wurde fehlen dem neuen Entwurf einige religiose Paragraphen und er wird fur mehrere neue Zusatze gelobt doch bemangeln Kritiker dass er der Armee weiterhin zu viele Privilegien gewahrt 92 14 Dezember 2013 Es wird angekundigt dass Interimsprasident Adli Mansur einen Volksentscheid uber den neu erstellten Verfassungsentwurf am 14 und 15 Januar abhalten wird 109 18 Dezember 2013 Gegen Mursi werden neue Anklagen erhoben die ihn trotz der traditionell schwierigen Beziehungen zwischen dem schiitischen Iran und der sunnitischen Bruderschaft beschuldigen Drahtzieher eines ausgeklugelten siebenjahrigen Komplottes zu sein der die palastinische Hamas und die Iranische Revolutionsgarde einschliesst 92 24 Dezember 2013 Bei der todlichsten Bombenexplosion durch militante Attentater gegen Sicherheitskrafte seit dem Putsch gegen Mursi im Juli 2013 sterben mindestens 15 Menschen 110 Der zweite Angriff auf eine Polizeizentrale nordlich von Kairo ist der schwerste Anschlag ausserhalb des anarchischen Sinai 111 und lasst erneut Zweifel laut werden ob die Ubergangsregierung in der Lage ist einige Wochen vor der Volksabstimmung uber den Verfassungsentwurf die Sicherheit zu gewahrleisten 110 25 Dezember 2013 Die agyptische Ubergangsregierung stuft die Muslimbruderschaft offiziell als Terrororganisation ein 109 88 107 Sie begrundet die Terror Einstufung mit dem Bombenanschlag in Mansura vom Vortag 107 obwohl sich zuvor die vom Sinai stammende und der Terrororganisation al Qaida nahestehende dschihadistisch islamistische Gruppe Beit Ansar al Makdess zu dem Bombenattentat vom 24 Dezember in Mansura bekannt hat 112 92 12 Januar 2014 Armeechef Sisi verkundet er werde fur die Prasidentschaft kandidieren wenn es das agyptische Volk und die Armee so wolle 109 14 15 Januar 2014 Durchfuhrung eines Verfassungsreferendums Die zur Abstimmung gestellte Verfassung unterscheidet sich nicht radikal von der unter Mursi erstellten Verfassung 113 Sie enthalt formell mehr Rechte fur die Burger als fruhere Verfassungen privilegiert jedoch das Militar Von Seiten der Muslimbruderschaft wird zum Boykott aufgerufen Bei einer Wahlbeteiligung von 38 6 Prozent sprechen sich laut spaterer Bekanntgabe der Wahlkommission 98 1 Prozent der Stimmen fur die Verfassung aus 39 Die Ubergangsregierung bejubelt den Wahlsieg als deutliche Vorfuhrung der Unterstutzung fur ihre Politik nach dem Sturz Mursis Die Wahlbeteiligung die uber 20 Millionen Agyptern entspricht wird jedoch angesichts der Unterdruckung von Verfassungskritikern als gering bewertet 92 109 24 Januar 2014 In Kairo einer Stadt die seit Jahrzehnten zu den stabilsten in der arabischen Welt zahlte toten am Vorabend des dritten Jahrestages des Aufstandes gegen Mubarak vier unabhangige Bombenexplosionen bei offenbar samtlich gegen die Polizei gerichteten Angriffen mindestens sechs Personen und verletzen mehr als 70 109 113 Offenbar losen die Anschlage spontane Versammlungen von Unterstutzern von General Sisi aus 113 25 Januar 2014 Am dritten Jahrestag der Revolution gegen Husni Mubarak sterben bei landesweiten Pro Mursi und Anti Regierungs Demonstrationen Dutzende Menschen darunter 64 in Kairo und Gizeh von denen mindestens 58 erschossen wurden Alleine im Kairoer Bezirk Matariya werden 26 Menschen bei der gewaltsamen Auflosung einer Pro Mursi Demonstration durch die Polizei getotet 114 Nach unabhangigen Angaben wurden dagegen 108 Menschen getotet 115 27 Januar 2014 Der Chef der Militarjunta General Sisi verleiht sich selbst den Titel Feldmarschall und unternimmt den ersten formlichen Schritt um neuer agyptischer Staatsprasident zu werden wahrend er darauf besteht sich erneut der freien Wahl der Massen und dem Ruf der Pflicht zu fugen 116 117 Die hochste Militarinstitution erteilt dem Militarchef die Genehmigung fur die Prasidentschaftskandidatur 33 28 Januar 2014 Mursi wird in einem Fall unter Vorwurf des Gefangnisausbruchs vor Gericht gestellt bei dem im Jahr 2011 mehr als 20 000 Inhaftierte aus agyptischen Gefangnissen freikamen einschliesslich Mursi selbst 33 11 Februar 2014 Dritter Jahrestag der Absetzung Mubaraks 33 13 Februar 2014 Der russische Prasident Wladimir Putin erklart er wurde eine Prasidentschaftskandidatur des Armeechefs Sisi unterstutzen 33 16 Februar 2014 Bei einem Anschlag auf einen Touristenbus auf dem Sinai nahe der israelischen Grenze werden mehrere Menschen durch eine Explosion getotet Mursi wird in einem Spionageverfahren vor Gericht gestellt bei dem Anschuldigungen im Verfahren Bezug auf den Tod von mindestens 10 Menschen nehmen die an Kundgebungen vor dem Prasidentenpalast im Dezember 2012 teilgenommen hatten 33 19 Februar 2014 Mubarak und seine beiden Sohne werden erneut vor Gericht der Korruption beschuldigt in Folge derer offentliche Gelder in Hohe von mehreren Millionen Dollar zur Renovierung von Prasidentenpalasten verschwendet worden sein sollen 33 22 Februar 2014 Sechs Polizeibeamte werden vom Vorwurf freigesprochen wahrend des Aufstands von 2011 83 Demonstranten getotet zu haben 33 24 25 Februar 2014 Am 24 Februar 2014 reicht das Kabinett Beblawi seinen Rucktritt bei Interimsprasident Adli Mansur ein 33 welches am Folgetag angenommen wird Zu dem auf Hasim al Beblawi nachfolgenden designierten Kabinettchef wird Ibrahim Mahlab gemacht der mit Bildung einer Nachfolgeregierung betraut wird 26 Februar 2014 Ein Gericht spricht Todesurteile uber 26 Menschen aus die schuldig befunden werden als Terror Gruppe Angriffe auf Schiffe ausgefuhrt zu haben wahrend diese den Sues Kanal durchquerten 33 27 Februar 2014 21 Studenten der al Azhar Universitat Kairo werden von einem Kairoer Gericht wegen illegaler Pro Mursi Demonstrationen auf dem Universitatscampus vorgefallen gegen Ende des Jahres 2013 zu je drei Jahren Haft verurteilt 118 Die Militarregierung Sisis Ubergangsregierung Prasidentschaft Mansurs Kabinett Mahlab Hauptartikel Staatskrise in Agypten 2013 2014 Kabinett Mahlab Siehe auch Abschnitt Militargestutzte Ubergangsregierung Kabinett Mahlab in diesem Artikel 1 Marz 2014 Offizielle Vereidigung eines neuen Kabinetts unter Ministerprasident Ibrahim Mahlab 119 33 4 Marz 2014 Der in der Nahe des Gazastreifens aktiven palastinensischen Hamas Gruppe werden in Agypten alle Aktivitaten gerichtlich verboten ihr Vermogen beschlagnahmt und die Schliessung ihrer Buros angeordnet 33 22 Marz 2014 Mehr als 1 200 Menschen werden als Unterstutzer Mursis vor Gericht gestellt 33 24 Marz 2014 Ein agyptisches Strafgericht verurteilt nach einer einzigen Sitzung eines Massenprozesses 529 Menschen zum Tode 120 33 die das Gericht fur schuldig erachtet wahrend der auf den Sturz Mursis folgenden Unruhen im Sommer 2013 in der Stadt Minya einen Polizeibeamten getotet zu haben Rechtsexperten nennen den Fall den grossten Massenprozess in der jungeren Geschichte Agyptens Ein anderes Gericht setzt in Kairo den Prozess gegen mehrere Journalisten von Al Jazeera fort die beschuldigt werden als Teil einer Verschworung zum Sturz der neuen Regierung falsche Berichterstattung der Unruhen in Agypten gesendet zu haben 120 26 Marz 2014 General Sisi der sich zuvor selbst den Titel Feldmarschall verliehen hatte erklart offiziell dass er aus dem Dienst der Armee ausscheidet und fur das Amt des Prasidenten kandidiert Es wird fast allgemein erwartet dass er die Wahl gewinnt und seiner gegenwartig de facto ausgeubten Macht offizielle Form verleiht 121 122 Die Militarregierung Sobhis Ubergangsregierung Prasidentschaft Mansurs Kabinett Mahlab Hauptartikel Staatskrise in Agypten 2013 2014 Kabinett Mahlab Siehe auch Abschnitt Militargestutzte Ubergangsregierung Kabinett Mahlab in diesem Artikel 27 Marz 2014 Die Nachfolge Sisis an der Armeespitze und als Verteidigungsminister tritt Generalstabschef Sidki Sobhi an 123 der am 27 Marz fur beide Amter vereidigt wird 124 28 Marz 2014 Vier Menschen einschliesslich der agyptischen Journalistin Mayada Ashraf werden in Kairo bei Auseinandersetzungen der Polizei mit Demonstranten getotet die gegen die Prasidentschaftskandidatur des bisherigen Armeechefs Sisis protestieren 33 30 Marz 2014 Die Wahlkommission verkundet den 26 und 27 Mai als Termin fur die Abhaltung von Prasidentschaftswahlen 33 3 April 2014 Der ehemalige Prasident Mubarak erklart seine Unterstutzung fur die Prasidentschaftskandidatur Sisis bezeichnet Sisi als den besten Kandidaten und beschreibt dessen Herausforderer Hamdin Sabahi als unbrauchbar 33 28 April 2014 Im grossten Massenprozess der agyptischen Geschichte werden erneut 683 Menschen von einem Gericht in Minya zum Tode verurteilt 125 darunter auch fuhrende Mitglieder der Muslimbruderschaft 126 wie ihr Vorsitzender Mohammed Badie 125 3 Mai 2014 Beginn der Wahlkampfkampagne fur die Prasidentschaftswahl 33 21 Mai 2014 Ein Strafgericht verurteilt den in einem Militargefangnis lebenden Husni Mubarak zu drei Jahren Gefangnis wegen Veruntreuung von offentlichen Geldern in Millionenhohe fur private Verwendung in Privathausern und Palasten Seine Sohne Gamal und Alaa erhalten jeweils eine Strafe von vier Jahren fur ihre Rolle bei der Veruntreuung Nach Ansicht von Juristen konnten auch der gegenwartige Interims Ministerprasident und der Spionagechef in den Fall verwickelt sein 127 33 26 27 Mai 2014 Beginn der ursprunglich zweitagigen Abstimmung zur Prasidentschaftswahl als dessen Sieger allgemein der fruhere Armeechef Sisi gegen den einzigen Herausforderer Hamdin Sabahi erwartet wird 33 28 Mai 2014 Die Abstimmung wird um einen Tag verlangert was als Versuch gewertet wird die geringe Wahlbeteiligung anzuheben welche die Glaubwurdigkeit der Wahl zu untergraben droht als deren wahrscheinlicher Gewinner der fruhere Armeechef Sisi angesehen wird 33 30 Mai 2014 Der fruhere Armeechef Sisi gewinnt die Prasidentschaftswahl in einem als erdrutschartig beschriebenen Sieg indem er uber 90 Prozent der Stimmen erhalt Sein einziger Herausforderer Hamdin Sabahi erhalt lediglich 3 Prozent der Stimmen Er raumt seine Niederlage ein nachdem er erklart dass die Abstimmung unfair verlaufen sei 33 3 Juni 2014 Die Wahlkommission erklart Sisi zum nachsten agyptischen Prasidenten und gibt an er habe 96 91 Prozent der gultigen Stimmen bei der Prasidentschaftswahl erhalten 33 6 Juni 2014 Der scheidende Interimsprasident Adli Mansur erlasst ein Dekret nach dem sexuelle Belastigung in Agypten zum Straftatbestand erklart wird der mit bis zu funf Jahren Haftstrafe zu ahnden ist 33 8 Juni 2014 General Abd al Fattah as Sisi der sich zuvor selbst den Titel Feldmarschall verliehen und fast ein Jahr zuvor die Machtubernahme des Militars geleitet hatte wird vor dem Verfassungsgericht als Staatsprasident vereidigt 127 33 Zuvor hatte er die pro forma Prasidentschaftswahl New York Times mit fast 97 Prozent der abgegebenen Stimmen gewonnen Die Wahlbeteiligung war mit 47 Prozent der Wahlberechtigten weit geringer als von ihm als Mandat zur Fuhrung angestrebt worden war und lag unter der Wahlbeteiligung von 52 Prozent bei der Wahl von 2012 die der 2013 von Sisi gesturzte Mohammed Mursi gewonnen hatte Nach Ansicht auslandischer Beobachter entsprach die von Sisi gewonnene Wahl nicht internationalen Standards 127 9 Juni 2014 Rucktritt der militargestutzten Ubergangsregierung Interimsregierungschef Ibrahim Mahlab erklart nach dem Rucktritt dem neuen Staatschef Sisi solle so die Moglichkeit gegeben werden sich ein Kabinett seines Vertrauens zusammenzustellen 128 23 Juni 2014 Nach einem monatelangen Prozess gegen vier angeklagte Auslander und 16 Agypter in Kairo werden drei Journalisten des englischsprachigen Dienstes von Al Jazeera Mohammed Fahmy Peter Greste und Baher Mohammed von einem agyptischen Gericht zu langjahrigen Haftstrafen verurteilt Das Gericht befindet die Verurteilten der Unterstutzung einer terroristischen Vereinigung oder Verschworung mit der Muslimbruderschaft sowie der Verbreitung falscher Nachrichten uber innere Unruhen in Agypten fur schuldig Die Schuldspruche erfolgen einen Tag nach der Kairo Visite US Aussenministers John Kerry bei dem Kerry erklart hatte Prasident Sisi habe ihm ein sehr starkes Gefuhl seines Einsatzes fur eine Neubewertung von Menschenrechtsbestimmungen gegeben Die spater in westlichen Medien als Willkururteile in Schauprozessen Die Zeit verurteilten Gerichtsurteile werden von der New York Times als potentiell blamable Wende fur die US Regierung kommentiert 129 130 131 Kerry nennt das Strafmass spater gruselig und drakonisch die UN Menschenrechtskommissarin Navi Pillay kritisiert die agyptische Justizpraxis als widerlich Im Juli 2014 wird Sisi schliesslich erstmals einraumen dass das Urteil ein Fehler war und dem internationalen Ansehen Agyptens schwer geschadet hat 131 Zwischenbilanzen zu Krisenentwicklung und Opferzahlen Bearbeiten Der rucksichtslose Repressionskurs der militargestutzten Ubergangsregierung seit dem Militarputsch vom 3 Juli fuhrte in Agypten nicht zu einer Stabilisierung sondern zu einer Destabilisierung der Lage Stand Anfang April 2014 Das Land galt als bankrott nahezu unregierbar und zunehmend unsicher 132 133 In einem Krisenherd Ranking als dessen Indikator Einschatzungen fur politische Risiken Sicherheit und Stabilitat der Landeranalyse Firma Economist Intelligence Unit ubernommen wurden zahlt Agypten in der ersten Jahreshalfte 2014 zusammen mit Kosovo Libyen Syrien dem Libanon und der Ukraine zu den sechs Staaten in der Nachbarschaft der Europaischen Union deren Lage als sehr riskant eingestuft wird 132 Vergleich der Todesopferzahlen in beiden Jahreshalften von 2013 Militarputsch 3 Juli 2013 Die statistischen Daten stammen von der Internetseite Wiki Thawra und beruhen vorwiegend auf Berichten unabhangiger Nichtregierungsorganisationen darunter dem Egyptian Centre for Economic and Social Rights ECESR dem Hisham Mubarak Law Center HMLC und der Front to Defend Egypt s Protesters FDEP 134 Ursache der Todesfalle Januar bis Juni 2013 wahrend der Prasidentschaft Mursis Juli bis Dezember 2013 wahrend der Interimsprasidentschaft Mansurs Politische Auseinandersetzungen 153 2273Konfessionelle Auseinandersetzungen 29 32Gewalt in Hafteinrichtungen 24 62Terroristische Angriffe 4 200 darunter 36 Zivilisten Ein Vergleich der Gewaltentwicklung zeigt eine drastische Zunahme nach dem Militarputsch von 2013 Laut der Website Wiki Thawra auch Wiki Thaura auf deren Statistik sich eine Gruppe von 14 Menschenrechtsgruppen Anfang Januar 2014 berief verloren im Jahr 2011 beim 18 tagigen Aufstand gegen Mubarak 1075 Menschen ihr Leben Wahrend der einjahrigen Amtszeit Mohammed Mursis gab es insgesamt 470 Opfer Seit dem Sturz Mursis vom 3 Juli 2013 kamen dagegen allein bis Ende 2013 bereits 2665 Menschen ums Leben davon uber 1000 bei der blutigen Raumung der beiden Pro Mursi Protestcamps am 14 August 2013 in Kairo 135 Den grossten Blutzoll innerhalb eines einzigen Tages seit Beginn des Volksaufstands von 2011 forderte die von verschiedenen Menschenrechtsorganisationen als Rabiʿa Massaker bezeichnete Zerschlagung zweier Pro Mursi Protestlager am 14 August 2013 durch die militargestutzte Ubergangsregierung bei der nach offiziellen Angaben mindestens 650 Zivilisten getotet wurden Sowohl vor als auch nach der Zerschlagung des Rabiʿa al ʿAdawiyya Sit ins ereigneten sich 2013 weitere gravierende Menschenrechtsverletzungen 134 In ihrem nach uber einjahriger Recherche am 12 August 2014 veroffentlichten 195 seitigen Bericht All According to Plan The Rab a Massacre and Mass Killings of Protesters in Egypt zahlte Human Rights Watch sechs aussergerichtliche Massenhinrichtungen der agyptischen Sicherheitskrafte allein fur den Zeitraum Juli und August 2013 auf und kam zu dem Ergebnis dass es sich bei den systematischen gross angelegten Totungen von mindestens 1 150 Demonstranten durch agyptische Sicherheitskrafte im Juli und August 2013 vermutlich um Verbrechen gegen die Menschlichkeit handelt 136 137 138 139 Allein bei der Raumung des Protestlagers auf dem Rabaa al Adawija Platz am 14 August so Human Rights Watch kalkulierten die Sicherheitskrafte mehrere Tausend Tote ein und toteten zweifelsfrei 817 wahrscheinlich mindestens 1 000 Menschen Laut Kenneth Roth Exekutivdirektor von Human Rights Watch begingen die agyptischen Sicherheitskrafte auf dem Rabaa Platz an einem einzigen Tag eine der brutalsten Massenhinrichtungen von Demonstranten in der jungeren Weltgeschichte 136 Vorfalle mit Totungen von Demonstranten durch Sicherheitskraftenach dem Militarputsch vom 3 Juli 2013Die Daten beruhen auf der Stellungnahme eines Bundnisses von 13 agyptischen und internationalen Menschenrechtsorganisationen vom 10 Dezember 2013 140 14 141 Datum Ort des Hauptgeschehens Beteiligte Einsatzkrafte Todesopfer zivil Todesopfer Einsatzkrafte Angaben von Human Rights Watch vom August 2014 136 5 Juli 2013 Vor dem Hauptquartier der Republikanischen Garde in Kairo Militar 5 Demonstranten Aussergerichtliche Massenhinrichtung Eine der hingerichteten Personen hatte lediglich versucht ein Mursi Plakat an einem Zaun ausserhalb des Hauptquartiers anzubringen Von der Hinrichtung gibt es Videoaufnahmen 136 142 8 Juli 2013 Vor dem Hauptquartier der Republikanischen Garde in Kairo Militar 61 Demonstranten 1 Soldat 1 Polizist Aussergerichtliche Massenhinrichtung Polizisten und Soldaten eroffneten das Feuer auf eine Gruppe von Mursi Unterstutzern die friedlich vor dem Hauptquartier demonstrierten Zwei Polizisten und mindestens 61 Demonstranten wurden getotet 136 142 27 Juli 2013 Nasr Strasse in Kairo Polizei 95 Demonstranten 1 Polizist Aussergerichtliche Massenhinrichtung Polizei griff eine Demonstration von Mursi Unterstutzern in der Nahe des Manassa Denkmals im Osten Kairos an und totete mindestens 95 Menschen Ein Polizist starb bei den Auseinandersetzungen 136 142 14 August 2013 Sit ins der Muslimbruderschaft am Nahda und am Rabiʿa al ʿAdawiyya Platz in Kairo Polizei Bis zu 1000 Demonstranten laut Interims Ministerprasident Hasim al Beblawi Anmerkung 1 143 136 9 Polizisten Aussergerichtliche Massenhinrichtungen Sicherheitskrafte raumten die Protestlager auf dem Rabiʿa Platz und auf dem Nahda Platz und toteten beim Rabiʿa Platz mindestens 817 wahrscheinlich mindestens 1 000 Personen und bei dem Nahda Platz mindestens 87 Personen Bei den Zusammenstossen am Rabiʿa Platz starben acht beim Nahda Platz zwei Polizisten 136 138 16 August 2013 Zusammenstosse im Mittelpunkt der Proteste am Ramses Platz in Kairo und auf den Protestmarschen zum Platz Polizei Mindestens 120 Menschen 2 Polizisten Aussergerichtliche Massenhinrichtung Polizisten schossen auf Hunderte Demonstranten in der Nahe des Ramses Platzes im Zentrum Kairos und toteten mindestens 120 Personen Zwei Polizisten starben 136 144 6 Oktober 2013 Auflosung der Marsche von Dokki und Ramses Platz zum Tahrir Platz in Kairo Polizei und Militar Mindestens 57 Demonstranten Anzahl der bei politischen Gewalttaten getoteten Agypter 3 Juli 2013 bis 31 Januar 2014 Die Daten beruhen auf Schatzungen der Open Source Initiative Wiki Thawra des Egyptian Center for Economic and Social Rights ECESR und gelten als die aktuell Stand 24 Marz 2014 umfangreichsten verfugbaren 145 146 147 Ursache der Todesfalle Zivilisten Polizisten Soldaten SummeDemonstrationen und Auseinandersetzungen 2528 59 1 2588Terrorismus 57 150 74 281Andere Gewalttaten 274Wahrend die Zahl der vom Putsch im Juli 2013 bis Anfang Marz 2014 getoteten Menschen nach Angaben von Menschenrechtsorganisationen auf 3000 die der Verletzten auf 16 000 und die der Verhafteten auf 22 000 stieg erreichte das rucksichtslose Vorgehen der Sicherheitskrafte keine Beendigung der wachsenden Protestwelle im Land die die Wiederherstellung der Demokratie forderte dem vom Militar dominierten Regime die Wiedererrichtung eines Polizeistaates mit Polizeibrutalitat Masseninhaftierungen und Folter vorwarf und sich nach Ansicht von Beobachtern zu Gegengewalt provoziert fuhlte 133 In den ersten acht Monaten seit dem Sturz des Prasidenten Mursi durch das Militar erlitten die Agypter die hochste Intensitat an Menschenrechtsverletzungen und Terrorismus ihrer jungeren Geschichte Das Ausmass der Gewalttaten wurde aufgrund des Fehlens belastbarer Daten weitgehend verdeckt doch lassen Schatzungen vermuten dass bei Demonstrationen und Auseinandersetzungen seit dem Militarputsch am 3 Juli 2013 mehr als 2500 Agypter getotet uber 17 000 verwundet und mehr als 16 000 festgenommen wurden Stand Ende Marz 2014 Daruber hinaus wurden Hunderte bei terroristischen Angriffen getotet Diese Zahlen uberschritten selbst die der in Hinsicht auf Menschenrechtsverletzungen dunkelsten Periode Agyptens seit dem Militarputsch in Agypten 1952 und spiegeln eine beispiellose Anwendung von Gewalt in der jungeren politischen Geschichte Agyptens wider 145 In den 1950er Jahren hatte die Zahl der politischen Gefangenen unter Gamal Abdel Nasser zwar zeitweise ahnliche Dimensionen angenommen doch forderte die Polizeirepression gegen Strassenproteste zu jener Zeit kaum Opfer 148 Die Zahl der seit dem Sturz Mursis von der Polizei unter Arrest gestellten Menschen stieg nach Angaben von Wiki Thawra beziehungsweise nach der Zahlung des Egyptian Centre for Economic and Social Rights ECESR bis zum 15 Mai 2014 also gut zehn Monate nach dem Putsch auf uber 41 000 an 149 150 151 152 153 Ausgewertet wurden dabei von der als unabhangig geltenden Internetseite nur Festnahmen die unter der Verantwortung der Ubergangsregierung des ehemaligen Militarchefs und spateren agyptischen Staatsprasidenten Sisi stattfanden Bei den Zahlen handelt es sich um zusammengefasste Daten mehrerer unabhangiger Nichtregierungsorganisationen wie dem ECESR Der Bericht wertete ausschliesslich Festnahmen aus die unter dem Vorwurf politischer sozialer oder konfessioneller Aktivitaten oder terroristischer Akte vorgenommen wurden 149 Auf das von Sisi selbst zu verantwortende Massaker von Rabiʿa al ʿAdawiyya Mitte August 2013 bei dem nach Zahlungen von Menschenrechtlern mehr als 900 Demonstranten durch Sicherheitskrafte getotet wurden die meisten durch gezielte Schusse in Kopf Hals Herz oder Oberschenkel und das von Amnesty International als das gravierendste Ereignis ungesetzlicher Massentotungen in der modernen Geschichte Agyptens gewertet wurde folgte eine wachsende Terrorwelle durch Al Kaida nahestehende Dschihadistengruppen bei der innerhalb von zehn Monaten uber 500 Polizisten und Soldaten zu Tode kamen 154 Demokratie Autokratie Bewertung fur die Zeit vor und nach dem Putsch Bearbeiten In den dem Militarputsch vom 3 Juli 2013 vorausgehenden Monaten behaupteten viele agyptische und westliche Analysten die einjahrige Amtszeit Mursis sei offenkundig undemokratisch verlaufen Mursi wurde mit Begriffen wie neuer Pharao angehender Diktator oder als Wegbereiter fur eine neue gefahrliche Form des Faschismus bezeichnet 155 Eine Untersuchung der Regierungszeit von Mohammed Mursi durch die US amerikanischen Nahost Experten Shadi Hamid und Meredith Wheeler von der Brookings Institution die dafur den verbreiteten Polity IV Index mit in der Politikwissenschaft ublichen Parametern der Demokratiemessung fur die Entwicklung von Ubergangsgesellschaften nach dem Sturz autokratischer Regime verwendeten ergab dagegen den Befund dass Mursi im weltweiten Vergleich trotz Fehler durch Anmassung und Inkompetenz eine durchschnittliche Bilanz vorweisen konnte Agypten wahrend seiner Amtszeit auf der Skala zwischen Demokratie und Autokratie also nicht im unteren Bereich anzuordnen war 156 155 Wahrend Agypten unter Mursi demnach im Vergleich zu anderen Landern die einen positiven Regime Wechsel oder einen demokratischen Ubergang durchliefen durchschnittliche Werte der Demokratiemessung aufwies schnitt es in dem laut der Fachleute relevanteren Vergleich mit anderen Landern die einen sozialen Ubergangsprozess erlebten wahrend dessen also nicht nur Eliten sondern auch gewohnliche Burger in politischen und sozialen Aufruhr gerieten deutlich positiver als der Durchschnitt ab 155 Mursi habe sich zwar als inkompetenter Politiker erwiesen dem aber weder gravierende Menschenrechtsverletzungen noch eine systematische Repression und Inhaftierung der Opposition anzulasten seien 157 155 Der Militarputsch sei daher durch eine grundlegende Fehldeutung und Verzerrung dessen was vorher geschah legitimiert worden 155 156 Fur die Ubergangsregierung die das Militar nach dem Militarputsch vom 3 Juli 2013 installiert hatte ermittelten Hamdi und Wheeler mit dem gleichen Verfahren dass das neue Regime in den Monaten nach dem Putsch auf der von 10 bis 10 reichenden Polity IV Index Skala im Vergleich zur Regierungszeit Mursis um sechs volle Punkte und im Falle der weithin erwarteten offiziellen Konsolidierung von Sisis Macht um acht Punkte in Richtung Autokratie abfiel Anders als Mursi und selbst im Gegensatz zu Husni Mubarak und Anwar as Sadat prasidierte die Postputsch Militarregierung unter Sisi sowohl Massenverhaftungen politischer Gegner als auch Massentotungen wie die Niederschlagung der Pro Mursi Protestcamps vom 14 August 2013 bei der mindestens Hunderte starben Dazu kam ein effektiv oppositionelle Demonstrationen unterbindendes Gesetz und der anhaltende Einsatz todlicher Gewalt gegen Demonstranten durch die Sicherheitskrafte Politischer Wettbewerb wurde nach dem Putsch ausschliesslich innerhalb der eigenen politischen Koalition des Regimes geduldet Die Entwicklung Agyptens in Richtung Autokratie in den Monaten nach dem Putsch wurde von Analysten als typische und vorhersagbare Entwicklung eines Landes nach einem Militarputsch gewertet Angesichts der besonderen Eigenart der ideologischen Spaltung Agyptens der internationalen Duldung beziehungsweise regelrechten Unterstutzung des Putsches sowie der ausgepragten Anti Muslimbruderschaft Stimmung eines deutlichen Teils der Bevolkerung sei der Sturz Mursis jedoch vom Ublichen abgewichen und habe in eine starker repressive Phase ubergeleitet als es bei der Mehrheit der modernen Putsche der Fall sei wodurch die Situation in Agypten mit der von Chile und Argentinien in den 1970er Jahren oder mit der von Algerien in den 1990er Jahren vergleichbar sei 155 Machtpolitische Akteure BearbeitenIn der westlichen Perspektive wurde der politische Machtkampf in Agypten oft als Konfrontation verstanden zwischen einem Lager das entschlossen sei eine Diktatur zu errichten wahrend das andere Lager fur Freiheit und Demokratie kampfe Politikwissenschaftler wie Nagwan El Ashwal von der Stiftung Wissenschaft und Politik SWP vertraten jedoch schon vor dem Militarputsch gegen Staatsprasident Mohammed Mursi die Ansicht dass alle politisch relevanten agyptischen Parteien in einer Weise agierten die ungeeignet war eine Staatskrise Agyptens abzuwenden 158 158 Der Politik und Islamwissenschaftler Loay Mudhoon Nahost Experte der Deutschen Welle vertrat die Ansicht die Identitatsfrage um die sakulare liberale oder islamische Ausrichtung der betreffenden islamischen Lander sei bei der im Westen als Arabischer Fruhling subsumierten Revolutionswelle kein wirklicher sondern ein konstruierter Streitgegenstand gewesen Islamisten hatten die Identitatsfrage auf die Agenda gesetzt um von ihrer okonomischen und politischen Unfahigkeit abzulenken 159 Tatsachlich sei es dagegen hauptsachlich um Brot Freiheit und soziale Gerechtigkeit gegangen die im Arabischen als Karama deutsch Wurde zusammengefasst werden 159 160 Die Burger hatten nach politischer Berucksichtigung ihres Standpunktes durch die Eliten verlangt welche seit der Ara der post kolonialen Militardiktaturen uber das Privileg zur alleinigen Kontrolle der Politik verfugten 159 Wahrend islamistische Gruppen zunachst am meisten aus dem Zusammenbruch des Mubarak Regimes Nutzen zogen sahen viele agyptische und internationale Beobachter in den grundlegenden sozialen und politischen Entwicklungsprozessen die nach dem in Agypten Revolution genannten politischen Umbruch eingeleitet wurden die Gefahr einer Islamisierung Agyptens oder einer islamistischen Konterrevolution Dabei wurde oftmals ausser Acht gelassen dass das Leitmotiv der dem Islamismus zugerechneten Akteure nach dem Sturz Mubaraks in einem politischen Pragmatismus bestand und keine geschlossene Gruppe der Islamisten existierte Insbesondere in Agypten war das islamistische Akteursspektrum sehr heterogen Die islamistischen Organisationen und Gruppen waren damit beschaftigt sich uber ihre politischen Agenden zu verstandigen und Parteistrukturen zu entwickeln Sie waren zudem in ihrem politischen Vorgehen einer Vielzahl von Restriktionen unterworfen und mussten sich gegenuber anderen politischen Kraften und staatlichen sowie halbstaatlichen Institutionen behaupten 161 Militar Bearbeiten nbsp Husni Mubarak im Jahr 1981 Wahrend des Mubarak Systems wahrten Militarherrschaft Ausnahmezustand und US Militarhilfe uber 30 Jahre hinweg Die Fuhrungsriege des agyptischen Militars ist sozial und von ihrem Hintergrund sehr homogen Einige Familien sind seit Jahrzehnten im Militar beschaftigt und besetzen dort auch schon seit der Zeit von Gamal Abdel Nasser als eigene politische Klasse die Offiziersrange etwa auf Ebene von Mittelklasse bis obere Mittelklasse Haltung und Einstellung einfacherer Range und Wehrdienstleistender ist wenig erforscht doch wird Dissens innerhalb des Militars hart bestraft 162 Seit 1981 bis zur Revolution von 2011 wurde Agypten von Husni Mubarak regiert Sein Vorganger Anwar as Sadat war 1981 in Kairo durch ein Attentat ermordet worden nachdem er 1978 das von US Prasident Jimmy Carter vermittelte Abkommen von Camp David unterzeichnet hatte Das Abkommen hatte 1979 zum Friedensvertrag zwischen Agypten und Israel und spater zum Abzug der israelischen Truppen von der Sinai Halbinsel gefuhrt und brachte Sadat 1978 den Friedensnobelpreis und Agypten zunachst eine politische Isolation innerhalb der arabischen Staaten ein Mubarak regierte Agypten 30 Jahre lang autoritar und im dauerhaften Ausnahmezustand als ein von Korruption Arbeitslosigkeit und Armut gepragtes Land gestutzt auf eine alljahrlich fortwahrend gewahrte finanzielle Unterstutzung von allein 1 3 Milliarden Dollar Militarhilfe durch die USA Abstimmungen wurden manipuliert Regimekritiker wurden durch die Staatssicherheit gefoltert und ermordet Unternehmen und Verbande huldigten Mubarak im Fuhrerkultstil rund 2500 zum Teil fur den US Nachrichtendienst CIA arbeitende Mitarbeiter der US Botschaft nahmen politischen Einfluss auf das Land wahrend westliche Demokratien dem Regime immer wieder Fortschritte bei politischen Reformen bescheinigten bis Mubarak am 11 Februar 2011 unter Beteiligung von Massenaufstanden gesturzt wurde 163 Die im Westen oft personalisiert als System Mubarak aufgefasste Herrschaftsstruktur erwies sich nach Mubaraks Sturz als Militarherrschaft die Mubarak oder seine Familie so lange agieren liess wie es fur die eigenen Interessen der Generale von Vorteil war Die Grenzen zwischen Militar Politik und Wirtschaft gingen im agyptischen System fliessend ineinander uber oder waren oftmals nicht existent So war das Militar mit Politik Justiz Wirtschaft und Verwaltung zu einem Tiefen Staat verflochten Die staatlichen Institutionen wurden von diesen machtigen Akteursgruppen gesteuert und missbraucht fur die nicht das Gemeinwohl sondern die Gewinnmaximierung der Gruppen selbst im Vordergrund standen 164 nbsp Mohammed Hussein Tantawi nach dem Sturz Mubaraks bis August 2012 Militarmachthaber uber Agypten 165 Nach dem Sturz Mubaraks ubernahm oder behielt das Militar die Macht in Form einer Militarherrschaft verfolgte aber nicht die Ziele der Revolution wie sie auf den Massenprotesten gegen Mubarak in Erscheinung getreten waren worauf sich die Strassenproteste bald gegen das Militar richteten 162 166 Die Protestbewegung warf dem Militar zu dieser Zeit autoritare Regierungsfuhrung eine desolate wirtschaftliche und soziale Lage sowie den Diebstahl der Revolution vor ahnlich wie sie es 2013 gegenuber Mursis Regierung tat wobei gegen letztere wiederum durch das von der Protestbewegung unterstutzte Militar geputscht wurde 167 Die Interessen des Militars pragten den agyptischen Staat auch nach der sogenannten Revolution von 2011 weiterhin strukturell und setzten auch der Regierung von Prasident Mursi nach dessen Sieg bei der ersten demokratischen Wahl Agyptens Grenzen in deren Handlungsspielraum 164 Mursi taktierte gegenuber der Armee vorsichtig und tastete deren wirtschaftliche Interessen nicht an Nach Ansicht von Shana Marshall Direktorin des Instituts fur Nahost Studien an der George Washington Universitat in Washington DC lieferte die Unzufriedenheit in der Bevolkerung und fehlende Popularitat des islamistischen Prasidenten und der Partei Freiheit und Gerechtigkeit FJP der Muslimbruderschaft der Armee die sich nicht mit nur mit einem Teil der wirtschaftlichen Macht unter der FJP habe begnugen wollen jedoch einen idealen Vorwand um nach der vollstandigen Kontrolle zu greifen 168 nbsp Abd al Fattah as Sisi Militarchef Verteidigungsminister und mit dem Militarputsch seit dem 3 Juli 2013 De facto Machthaber in Agypten 121 Mit dem Putsch gegen Prasident Mursi trat das Militar erneut als politischer Akteur auf Das Militar bezeichnete sich als Garant der offentlichen Ordnung die es angesichts der sich zuspitzenden Proteste in Gefahr sehe Doch setzten die Generale mit der Absetzung Mursis und der Aussetzung der agyptischen Verfassung das gesamte politische System ausser Kraft 169 90 Die alte Garde aus der Mubarak Ara kehrte zuruck Das Militar nutzte die Protestbewegung zur Durchsetzung seiner eigenen Ziele Das Militar wirkte nicht nur als Sicherheitsakteur sondern auch als wichtiger okonomischer Akteur 162 Beweggrund der Militars war nicht die Forderung von Demokratie Partizipation oder Rechtsstaat sondern die Wahrung eigener wirtschaftlicher Vorteile 169 90 In diesem Sinn urteilte Stephan Roll von der Forschungsgruppe Naher Mittlerer Osten und Afrika der Stiftung Wissenschaft und Politik uber den Militarcoup Dieser Putsch war keinesfalls eine spontane Reaktion auf die Ausschreitungen oder gar der Versuch die Demokratie zu starken Er war eine von langer Hand geplante Machtubernahme im eigenen Interesse 169 Bereits seit der Revolution von 2011 festigten die Generale auch dank auslandischer Hilfe ihre wirtschaftliche Macht Wahrend Privatunternehmen seit der Revolution unter dem allgemeinen Chaos und der politischen Unsicherheit litten war die Armee von der Krise offenbar kaum betroffen sondern profitierte nach Ansicht mancher Beobachter davon Seit dem Sturz Mursis durch das Militar im Juli 2013 erhielten die Generale den Zuschlag fur mehrere milliardenschwere Projekte In den Monaten nach dem Militarputsch beauftragte die militargestutzte Ubergangsregierung Bauunternehmen der Armee mit mehreren grossen Infrastrukturprojekten Im November 2013 erliess der vom Militar eingesetzte Ubergangsprasident Adli Mansur zudem ein Dekret dass es der Ubergangsregierung ermoglicht Bauauftrage ohne Ausschreibungsverfahren zu vergeben wovon vor allem die Firmen der Armee profitieren Viele Investoren gingen nach Einschatzung des Journalisten und Wirtschaftsexperten Sherif Zaazaabeim offen auf die Armee zu von der sie wussten dass allein diese die eigentliche Kontrolle im Land ausubte 168 Die agyptische Armee die grosste Armee des Nahen Ostens 168 und elftgrosste Armee der Welt unterhielt ein aufgeblahtes in weiten Teilen defizitares Wirtschaftsimperium mit enormen Nebenverdienstmoglichkeiten fur hohe Offiziere 169 uber das die Armee je nach Schatzung zwischen funf und 60 Prozent der agyptischen Wirtschaft direkt oder indirekt kontrollierte 170 164 162 168 Im Falle eines Staatsbankrotts der angesichts der Wirtschaftslage des Landes gedroht haben soll ware dieses System nach Ansicht von Beobachtern kaum noch finanzierbar gewesen 169 Insbesondere mit auslandischen Investoren wickelten die Generale nach dem Putsch Geschafte ab So wurde im Marz 2014 ein Abkommen uber ein 40 Milliarden US Dollar schweres Wohnungsprojekt zwischen agyptischer Armee und einem Bauunternehmen aus den Vereinigten Arabischen Emiraten unterzeichnet Auch im Energieversorgungssektor und anderen Wirtschaftszweigen arbeitete die agyptische Armee eng mit den Partnern aus den Golfstaaten zusammen Nach Ansicht von Shana Marshall wurden viele dieser Geschafte abgeschlossen weil die Herrscher der Golfstaaten auf diese Weise die agyptische Armee unterstutzen wollen Sie wollen sicherstellen dass die Armee ihren Einfluss und ihre Macht in Agypten behalt 168 Das ausserst selbstbewusste Auftreten der agyptischen Generale wird vor allem mit den enormen Finanzhilfen aus der Golfregion erklart Saudi Arabien die Vereinigten Arabischen Emirate und Kuwait stellten der neuen militargestutzten agyptischen Fuhrung innerhalb von 24 Stunden nach der Machtubernahme zwolf Milliarden US Dollar an Soforthilfen und Krediten in Aussicht Diese massive Unterstutzung wurde als notwendige Bedingung fur den Putsch gewertet sowie als Zeugnis von entsprechenden Absprachen die vor dem Putsch getroffen worden seien Ohne das Wissen um die Zahlungsbereitschaft der Golfstaaten so folgert Roll hatten die Generale kaum ein Interesse gehabt die Macht und damit auch die Verantwortung fur die Wirtschaft zu ubernehmen Letztlich sind es die Golfmilliarden die den wirtschaftlichen Zusammenbruch Agyptens abwenden konnen und es der politischen Fuhrung somit ermoglichen ihre Macht zu konsolidieren 171 Wahrend die Generale als Instanz ausserhalb des politischen Systems weiterhin uber unbegrenzte Macht verfugten bestand die Aussicht durch auslandische Finanzhilfen und die Sicherung des inneren Friedens die politische und wirtschaftliche Lage vorubergehend zu stabilisieren 169 Bis 2015 erhielt Agypten Medienangaben zufolge nach dem Militarputsch gegen Mursi von 2013 bereits rund 30 Milliarden US Dollar von den mit dem Putschfuhrer Sisi verbundeten Golfstaaten wie Saudi Arabien den Vereinigten Arabischen Emiraten und Kuwait wahrend das jahrliche Wirtschaftswachstum von sieben Prozent vor dem Sturz Husni Mubaraks 2011 auf zwei Prozent gefallen war 172 Die Generale konnten somit offenbar von vornherein damit rechnen dass das Ausland ihre Intervention mittragen wurde 169 Die Zahlungsbereitschaft der drei Golfmonarchien kann damit erklart werden dass diese kein Interesse an einem demokratischen Musterstaat im arabischen Raum hatten und den Putsch in Agypten unterstutzten Der Grund dafur kann darin gesehen werden dass sie durch den Erfolg der Muslimbruder in Agypten eine Starkung auch der oppositionellen Muslimbruderschaft in ihren eigenen reichen aber wenig demokratischen Golfmonarchien und damit die Zunahme von Begehrlichkeiten ihrer Bevolkerung in Richtung eines arabischen Fruhlings befurchteten 171 169 173 168 Zudem sollte Saudi Arabien daran interessiert sein die dem Konigshaus nahestehenden agyptischen Salafisten zu unterstutzen die den Islam im Vergleich zur Muslimbruderschaft in der Sozialpolitik deutlich fundamentalistischer auslegen So unterstutzte die grosste agyptische salafistische Partei die Partei des Lichts den Militarputsch und konnte durch den Ausschluss der Muslimbruderschaft zur starksten islamistischen Kraft im neuen Parlament werden 171 Neben der liberalen Opposition jugendlichen Aktivisten und der Partei des Lichts gelang es der Militarfuhrung auch die koptische Kirche sowie die al Azhar Universitat als wichtigste islamische Instanz des Landes fur ihr Vorgehen beim Putsch zu gewinnen Zum Ubergangsprasidenten wurde mit Mansur kein Militar sondern der in der Mubarak Ara durch Mubarak personlich protegierte oberste Verfassungsrichter des Landes bestimmt der nun als Marionette des Militars legislative und exekutive Gewalt in seiner Hand vereinigte 90 auch wenn die Streitigkeiten bei der Regierungsbildung die Instabilitat dieser heterogenen Allianz aufzeigten 169 In der neuen Allianz standen die Revolutionare von 2011 im Bunde mit ihren einstigen Gegnern Mubaraks entmachteten Eliten und den Vertretern des autoritaren Tiefen Staates 90 Spater wurde der Rucktritt des Vizeinterimsprasidenten el Baradei aus Protest gegen das Blutbad vom 14 August als Beleg dafur angesehen dass zivile Krafte nicht genug in die zivile Ubergangsregierung eingebunden waren sondern das Militar alle zentralen Entscheidungen traf 174 162 Wahrend das Militar nach dem Putsch die Macht ubernahm dienten Ubergangsprasident Premierminister und Innenminister die sich vorbehaltlos hinter das Militar und gegen die Muslimbruder stellten und zur massiven Gewaltanwendung bereit waren lediglich als zivile Fassade Die Beteuerungen des Militars nach dem Sturz Mursis keine dauerhafte Machtubernahme zu planen wurde von Beobachtern wie Cilja Harders Leiterin der Arbeitsstelle Politik des Vorderen Orients an der Freien Universitat Berlin fur nicht sehr glaubhaft gehalten 162 nbsp Militarchef Sisi und US Aussenminister Kerry im Marz 2013 nachdem Sisi nach eigener Aussage Mursi schon im Februar 2013 erklart hatte dass Mursi gescheitert und sein Projekt beendet sei 175 nbsp Bei seinem ersten Agyptenbesuch nach dem Putsch versicherte Kerry den neuen Machthabern am 3 November 2013 die Zusammenarbeit der USA mit der militargestutzten Ubergangsregierung 99 176 177 Die putschenden Generale konnten sich zudem auf die traditionellen Verbundeten die USA und die Europaische Union EU verlassen Es war damit zu rechnen dass die USA Agypten als einen seiner wichtigsten Verbundeten im Nahen Osten nicht aufgrund eines Putsches die Unterstutzung und die jahrlichen Militarhilfen in Hohe von 1 3 Milliarden US Dollar versagen wurden Auch bestand die Moglichkeit dass fur die europaischen Staaten trotz kritischer Stellungnahmen zu den Ereignissen eine Kontinuitat der Verhaltnisse im Vordergrund stehen wurde 169 Einer Reform des korrupten und uberdimensionierten Staatsapparates stand jedoch die enge Verknupfung mit dem Militar entgegen Eine tiefgreifende Modernisierung der agyptischen Wirtschaft wird unter anderem deshalb von wissenschaftlicher Seite ausgeschlossen da dieser das Interesse der Generale an der Erhaltung ihres Wirtschaftsimperiums entgegenstehe 169 An der Spitze der Armeeunternehmen standen zumeist pensionierte Militars die sich dadurch ein lukratives Alterseinkommen sicherten und deren Anreiz an einer politischen beteiligung somit verringert wurde Nach Ansicht des Wirtschaftsexperten Sherif Zaazaa war es fur den Putschfuhrer Militarchef und spateren Prasidentschaftskandidaten Sisi wichtig potenziellen Kritikern aus der Armee ein eintragliches Beschaftigungsfeld zu bieten da es unklar gewesen sei wie gross die Unterstutzung innerhalb der Armee fur Sisi war Um trotz der meist fehlenden wirtschaftlichen Expertise der Armeeunternehmer konkurrenzfahig zu bleiben sicherte sich die Armee Wettbewerbsvorteile indem ihre Firmen zumeist keine Steuern zahlten und von massiven Subventionen profitierten sowie von der Moglichkeit Rekruten als billige Arbeitskrafte einzusetzen Forderten direkt nach der Revolution vom 25 Januar 2011 noch viele Agypter ein Ende dieser Praktiken wurden solche Stimmen nach dem Putsch von 2013 auch dank der staatlich kontrollierten Medien die das Militar als Retter vor den Islamisten feierten weniger 168 Der Nahostexperte Michael Luders sah als Problem fur fehlende auslandische Investitionen nicht etwaigen Mangel an Investitionserleichterungen an sondern die aus der Generalitat zusammengesetzte kleine Clique an der Macht die schatzungsweise fast 40 Prozent der Wirtschaftsleistung im Land kontrolliere dafur jedoch weder Steuern zahle noch an Investitionen in die Entwicklung Agyptens wie etwa in Bildung interessiert sei Seiner Ansicht nach setzte eine Losung der wirtschaftlichen Probleme Agyptens voraus das Militar radikal zu entmachten seine Zustandigkeit auf die Landesverteidigung zu beschranken und seine Finanzmittel der Bevolkerung zur Verfugung zu stellen 178 Strukturen der Mubarak Ara Bearbeiten Die Macht Mubaraks und seines Regimes grundete sich auf einem in den Sicherheitskraften und der staatlichen Administration abgestutzten System das wenigen Beteiligten die Moglichkeit zum Reichtum bot und das ubrige Land in wirtschaftlicher Stagnation verharren liess International galt dieses System das den Frieden mit Israel beibehielt als berechenbar weder die USA noch die mit ihnen alliierten Golfmonarchien sahen sich veranlasst gegen die unter Mubarak etablierten Strukturen vorzugehen Auch nach Mubaraks Sturz 2011 leisteten die USA ihre Militarhilfe an Agypten in gewohntem Umfang von jahrlich 1 5 Milliarden Dollar weiter 170 Bei dem als Revolution von 2011 bezeichneten Sturz Mubaraks handelte es sich nach Ansicht der Politikwissenschafterin Maha Azzam die nach dem Sturz Mubaraks die Regierung Mursi in aussenpolitischen Fragen beraten hatte trotz des am 25 Januar 2011 aus Teilen der Bevolkerung geforderten revolutionaren Wandels lediglich um den Sturz des Staatsprasidenten jedoch nicht um den des Regimes 179 Nach der Wahl Mohammed Mursis zum Staatsprasidenten stand dieser von Beginn an vor der Gefahr der Ruckkehr der alten Ordnung Die Justiz das Militar die Polizei und die Medien erkannten die Autoritat des gewahlten demokratisch legitimierten Staatsoberhauptes wahrend seiner Prasidentschaft nicht an Die innerhalb von 60 Jahren unter drei autokratischen Staatsfuhrungen etablierte Burokratie konnte sich unangetastet erhalten 179 In den agyptischen Institutionen hatten sich Anhanger des alten Mubarak Regimes verschanzt und die Machtstrukturen des alten Mubarak Regimes fortgesetzt 158 Besonders in den Ministerien konnte sich die mit dem Militar eng uber Seilschaften verbundene Mubarak Elite halten insbesondere im Justizministerium 180 Im Innenministerium besagte die vorherrschende Sicherheitsdoktrin beispielsweise dass Demonstranten keine politisch aktiven Burger sondern Verrater seien die im fremden Interesse handeln In das Justizwesen waren Agenten der Staatssicherheit eingeschleust worden die zu Mubaraks Zeiten als Richter aufgestiegen waren Polizisten und anderes Personal des Sicherheitssektors wurden weiterhin systematisch von der Staatsanwaltschaft und angeblich aufgrund fehlender Beweise freigesprochen was fur offentlichen Unmut sorgte 158 Seit Mubaraks Sturz sabotierten die Polizisten ihren Auftrag als Ordnungshuter Die Agypter erlebten in der Folge einen Niedergang der offentlichen Ordnung und eine Kriminalitat von bis dahin unbekanntem Ausmass 170 181 Obwohl Mursi auf eine Polizeireform verzichtete die Gehalter der Beamten erhohte und die dem Volk verhasste Polizei offentlich lobte erschienen viele Beamte uber Monate hinweg nicht mehr zum Dienst 182 Die offentliche Emporung machte die neue Regierung unter Mursi verantwortlich und warf ihr eklatante Unfahigkeit vor Auch Investoren blieben unter den gegebenen Umstanden aus 170 Die Spitzen der Justiz und grosse Teile der alten staatsburokratischen Elite fanden sich mit dem Wahlsieg Mursis nicht ab und setzten sich dafur ein seine Politik auszubremsen 167 Nachdem Mursi in der ersten freien Wahl Agyptens zum Staatsprasidenten Agyptens bestimmt worden war losten die Gerichte daher Anfang 2012 das aus der Wahl hervorgegangene und den Wahlergebnissen entsprechend uberwiegend islamistisch zusammengesetzte Parlament unter Hinweis auf formale Fehler auf was von Seiten der Muslimbruderschaft als politisch motivierte Massnahme aufgefasst wurde 183 Damit verblieb Staatsprasident Mursi neben dem nur teilweise gewahlten Oberhaus tatsachlich als einzige durch freie Wahlen legitimierte Autoritat Entwurfe fur ein neues Wahlgesetz sowie andere Gesetzesvorhaben lehnte die Judikative mehrfach ab Dringend notwendige wirtschafts und sozialpolitische Reformprojekte wie auch der Abschluss des muhsam ausgehandelten Kreditabkommens mit dem Internationalen Wahrungsfonds konnten damit nicht umgesetzt werden 167 Mursi furchtete dass die Gerichte einen ahnlichen Angriff auf die Prasidentschaft und andere legislative Gremien des Staates vorbereiteten um ihn vollig zu schwachen und sprach sich dem Oberhaus des Parlaments und der islamistisch dominierten Verfassungsgebende Versammlung die an einer neuen Verfassung arbeitete im November 2012 per Dekret juristische Immunitat zu Aus Sicht der Muslimbruderschaft sollte so einem juristischen Staatsstreich zuvorgekommen werden Kritiker sahen darin eine Machtergreifung die nicht die Sensibilitat eines erst kurzlich der Diktatur entgangenen Volkes berucksichtigte 183 Die Justiz wurde neben der Armee zur Schlusselinstitution die den Sturz Mursis betrieb 184 75 Richter die Mursis Sturz durch das Militar kritisierten wurden vom einflussreichen Richterverein suspendiert Mit dem Militarputsch wurde die alte Verfassung ausser Kraft gesetzt und spater eine neue agyptische Verfassung erstellt nach der die Justiz nunmehr einen geschlossenen Zirkel bildete Im Falle des Ausscheidens eines Richters beim Verfassungsgericht durften seine Kollegen den Nachfolger wahlen Die Richter wahlten auch den obersten Staatsanwalt und die Richterschaft musste neuen Gesetzen zur Regelung der Justiz zustimmen bevor sie dem Parlament vorgelegt werden konnen Diese als ausgepragte Unabhangigkeit erscheinende Konstellation barg die Gefahr der Isolation der Justiz von allen gesellschaftlichen und politischen Prozessen Sie hatte sich mit Hilfe des Militarputschs als eigene Kaste von jeglichem Reformversuch von aussen abgeschottet In der Folge verfolgte sie Regimegegner unter dem Vorwurf einer staatsgefahrdenden internationalen Verschworung unter Einschluss der Muslimbruderschaft und stellte sich klar auf die Seite des Militarregimes und gegen oppositionelle Gruppen womit in einer politisch polarisierten Lage die dritte Gewalt als neutraler Rechtssprecher ausfiel 184 185 186 Auch in der staatlich gelenkten Wirtschaft hielten sich die uber Seilschaften mit dem Militar verbundenen Mubarak Eliten Die Engpasse in der Benzin und Stromversorgung kurz vor dem Sturz Mursis werden als Hinweis auf Manipulationen von im Energiesektor wirkenden Mubarak Eliten auf die Erdol und Stromversorgung in Vorbereitung des Militarputsches gedeutet 180 Der Putsch gegen Mursi wurde schliesslich von dem Militarchef und Verteidigungsminister Abd al Fattah as Sisi angefuhrt der unter Mubarak Chef des Militargeheimdienstes gewesen war 187 Unternehmerelite Bearbeiten In der letzten Dekade der Mubarak Ara erlangten wenige Grossunternehmer die Kontrolle uber weite Teile der agyptischen Wirtschaft und wurden so auch Teil der politisch relevanten Elite deren Mitglieder Einfluss auf grundlegende strategische Entscheidungen Agyptens nahmen 188 Von dem seit 2004 im Zeichen der IWF und EU gestutzten Strukturanpassungs und Liberalisierungspolitik forcierten Privatisierungs und Liberalisierungsschub profitierten vor allem diejenigen okonomischen Eliten die dem Prasidentensohn Gamal Mubarak nahestanden und in dessen Strategie zur Machtubernahme durch Beerben seines Vaters eine bedeutende Rolle spielten Sie waren bis zu den Protesten im Januar 2011 im Kabinett vertreten Die zentralen Akteure der sich so in kurzester Zeit herausgebildeten Oligarchie walzten im Vergleich zu den Eliten der 1990er Jahre zunehmend die Folgen von Liberalisierung und Privatisierung wie Inflation Nahrungsmittelkrisen Arbeitslosigkeit steigende Immobilien und Bodenpreise und Subventionsabbau auf die verarmende Bevolkerungsmehrheit ab und verstarkten so die Protestbereitschaft bisher wenig widerstandsorientierter Bevolkerungsgruppen 189 Allerdings begann schon vor dem Sturz Mubaraks eine Spaltung der Wirtschaftseliten nach ihrer okonomischen Orientierung und damit auch nach ihrer Zustimmung oder Ablehnung des Nachfolgearrangements fur Gamal Mubarak was nachhaltige Konsequenzen fur die Rolle des Militars hatte Nach dem Sturz Mubaraks dominierten okonomisch global orientierte Akteure die die Bedeutung des alten national orientierten Kapitals herabsetzten Damit drohte das Militar als wichtiger Wirtschaftsakteur wie beispielsweise als Betreiber von Einkaufszentren oder Tourismusanlagen politisch und wirtschaftlich marginalisiert zu werden Die Fuhrungskader des Militars lehnten daher strikt die Politik der Gruppe um Gamal Mubarak in okonomischer wie politischer Hinsicht ab was bedeutend zur Elitenspaltung beitrug Dies fuhrte schliesslich dazu dass die herrschenden Offiziere bereit waren einen Vertreter aus ihren eigenen Reihen zu opfern und keine systematische militarische Gewalt gegen die Demonstranten in der Hochphase der Massenproteste anzuwenden Wie in der gesamten arabischen Region wurden so neo liberale Reformen durch autoritare Strukturen implementiert 189 Es gelang der agyptischen Unternehmerelite auch in der Post Mubarak Ara sehr erfolgreich sowohl ihre okonomische Macht als auch ihren politischen Einfluss zu bewahren Zwar richtete sich die Wut vieler agyptischen Burger bei den Protesten gegen das Mubarak Regime im Jahr 2011 auch gegen die als korrupt geltende Unternehmerelite doch profitierten die meisten Mitglieder der Unternehmerelite davon dass Korruption und Misswirtschaft vom Obersten Militarrat der nach dem Ende der Mubarak Regierung zunachst die Fuhrung des Landes ubernommen hatte nur nachlassig aufgearbeitet wurden und dabei ein Defizit an Transparenz und rechtsstaatlichen Standards herrschte So gelang es den meisten Mitgliedern der okonomischen Elite die eigenen Wirtschaftsimperien uber den Sturz Mubaraks hinaus zu erhalten wahrend sich nur sehr wenige Grossunternehmer in den Monaten nach dem politischen Umbruch vor Gericht verantworten mussten 188 Auch die Muslimbruderschaft strebte schon vor dem Wahlsieg ihres Kandidaten Mohammed Mursi bei der Prasidentschaftswahl 2012 auf eine Allianz mit der etablierten Unternehmerelite zu und orientierte sich programmatisch an den Leitlinien der wachstums und privatsektororientierten Wirtschaftspolitik der Mubarak Ara deren Kurs von der internationalen Gebergemeinschaft immer wieder gelobt worden war und von denen insbesondere die agyptischen Spitzenunternehmer profitiert hatten Statt die Forderung aus der Zivilgesellschaft zur umfassenden Aufklarung zuruckliegenden Fehlverhaltens von Wirtschaftsakteuren zu unterstutzen setzte die Muslimbruderschaft auf die Anwendung aussergerichtlicher Einigungsverfahren und versuchte die etablierte Unternehmerelite in ihre eigenen Herrschaftsnetzwerke zu integrieren Doch scheiterten sowohl der Versuch der Muslimbruderschaft zur Aufnahme der Unternehmerelite als auch eigene Anstrengungen zum Ausbau wirtschaftlicher Aktivitaten Nur wenige Grossunternehmer arrangierten sich mit der Muslimbruderschaft und akzeptierten deren politischen Machtanspruch Der grossere Teil der Grossunternehmerschaft unterstutzte dagegen durch Finanzierung von oppositionellen Parteien und Politikern sowie uber private Medien die Gegner der Muslimbruderschaft Viele der meist sakular ausgerichteten Grossunternehmer brachten Vertretern des politischen Islam die meist nicht ihren gesellschaftlichen Kreisen angehorten kein Vertrauen entgegen Diese Distanz wurde durch die unprofessionelle wirtschaftspolitische Arbeit der Regierung im Laufe von Mursis Prasidentschaft weiter verstarkt 188 Das agyptische Grosskapital begann die Regierung Mursi mit allen Mitteln zu behindern wahrend sich auslandische Investoren aus Kairo zuruckzogen 90 Der Konflikt zwischen der offiziell regierenden Muslimbruderschaft und Teilen der politisch machtvollen Unternehmerelite trug dazu bei dass die Muslimbruderschaft ihre durch die Wahl erlangte Macht nicht festigen konnte 188 Tourismus Einbruch nach dem Militarputsch Datenquelle CAPMAS GTAI 190 Monat 2013 Prozentuale Veranderung der Besucherzahlen gegenuber 2012Mai 14 6Juni 16 4Juli Daten fehlen wegen des PutschesAugust 45 6September 69 7Oktober 52 0November 39 0Dezember 30 7Der Unmut gegen Mubarak und Mursi war auch mit der schlechten Lage der Wirtschaft begrundet worden fur die der Devisen einbringende Tourismus mit elf Prozent Anteil am Bruttoinlandsprodukt grosse Bedeutung hatte Die agyptische Tourismusbranche in der viele der wichtigen Unternehmer stark engagiert sind nahm jedoch insbesondere infolge des Aufstandes gegen Mubarak 2011 Schaden Im ersten Halbjahr 2013 hatte sie sich wieder teilweise erholt Ein Grossteil der Wirtschaftselite begrusste daraufhin den Militarputsch gegen Mursi Anfang Juli 2013 worauf es seitdem einerseits zu Gewalt zwischen den Sicherheitskraften und Anhangern des gesturzten Staatsprasidenten kam und andererseits Anschlage radikaler Gruppen das Vertrauen in Agypten als sicheres Reiseland erschutterten so dass die Tourismusbranche erneut starken Schaden nahm 191 Seit Ende Juni 2013 standen mit Ausbruch der Staatskrise nahezu alle Hotels in Agypten leer Nach dem Putsch gegen Prasident Mursi ging die Zahl der Urlauber landesweit um 25 Prozent zuruck allein im Juli fiel die Zahl der Ubernachtungen offiziellen Angaben zufolge um vierzig Prozent Der entscheidende Einbruch erfolgte im August und September 2013 als nach der blutigen Raumung der Pro Mursi Protestcamps in Kairo mit rund tausend Toten weltweit Reisewarnungen fur Agypten ausgesprochen wurden Viele Geschaftsleute schrieben in dieser Situation den Islamisten die Alleinschuld daran zu und setzen fur eine Losung auf die Unterstutzung der Militarregierung 192 193 nbsp Samih Sawiris Nach dem Sturz Mursis arbeiteten die alten Mubarak Seilschaften die als wirtschaftliche Profiteure des Mubarak Regimes gelten nach wie vor eng mit der Armee zusammen und verhinderten eine ausgewogene Sozialpolitik und eine der sozialen Marktwirtschaft entsprechende sozial regulative Okonomie Stattdessen strebten die Eliten durch Erhaltung der Position Agyptens als Niedriglohnland vor allem die Maximierung eigener Gewinne an die kaum versteuert sondern uberwiegend im Ausland investiert werden sollten Nach Meinung des Nahost Experten Michael Luders trug der Egoismus der Wirtschaftselite mit dazu bei Agypten in Richtung Abgrund zu bewegen 180 Die Politologin und ehemalige aussenpolitische Beraterin der Regierung Mursi Maha Azzam warf Unternehmern wie Samih Sawiris die im Mubarak Regime zu ausserordentlichem Wohlstand gekommen waren vor von dem Sturz Mursis profitiert zu haben wahrend sie zuvor befurchtet hatten dass die Regierung Mursi die Korruption ernsthaft bekampfen und auch von besonders wohlhabenden Burgern Steuern eintreiben konnte 179 Nach dem rucksichtslosen Durchgreifen der Sicherheitskrafte im August 2013 und den Verhaftungen von fuhrenden Muslimbrudern waren die ersten Wirtschaftsmagnaten die unter Mursi Agypten verlassen hatten in das Land zuruckgekehrt 194 Der koptische Multimilliardar Samih Sawiris bekannt als einer der reichsten Unternehmer Agyptens sowie in der Schweiz als grosser Investor in Andermatt 194 wies die vor dem Militarputsch gefuhrten Prozesse gegen Grossunternehmer wegen Korruption Geldwascherei Steuerbetrugs oder illegaler Transaktionen als politisch motiviert zuruck 195 bezeichnete seinen Einstieg bei Deutschlands funftgrosstem Pauschalreiseanbieter FTI mit 25 Prozent der Anteile als Signal fur einen Wiederaufstieg des Reiselands Agypten 190 kritisierte die Reisewarnungen mehrerer Lander wie Deutschlands und der Schweiz fur Agypten im April 2014 als unakzeptable Bevormundung der Burger 196 190 und behauptete zu einem Zeitpunkt als der bevorstehende Kollaps der agyptischen Wirtschaft fur moglich gehalten wurde 197 195 dass der nach einem positiven ersten Halbjahr 2013 mit dem Militarputsch gegen Mursi zusammengebrochene Tourismus sich mit der vom Militarregime verrichteten Wahl eines neuen Prasidenten als deren Sieger Sisi erwartet wurde 198 199 noch 2014 spatestens aber 2015 wieder normalisieren werde 196 nbsp Naguib Sawiris Der als reichste Person Agyptens geltende Wirtschaftsmagnat und Milliardar Naguib Sawiris 182 ein Bruder von Samih Sawiris der die vom agyptischen Geheimdienst unterwanderte Tamarod Kampagne finanziert 200 201 der Tamarod Organisation nach eigenen Angaben die Infrastruktur seiner gegen Mursi gerichteten Partei der Freien Agypter zur Verfugung gestellt 182 und somit die Staatskrise durch die wachsende Kluft zwischen Liberalen und Islamisten gefordert haben soll 200 forderte im November 2013 mit dem Argument eines sonst bevorstehenden Totalkollapses der agyptischen Wirtschaft ein umgehendes einjahriges Verbot aller Protestaktionen 108 zwei Wochen vor der Unterzeichnung eines restriktiven Demonstrationsgesetzes 39 109 dessen Einfuhrung Befurchtungen ausloste dass die Ubergangsregierung nun nach der Verfolgung von Islamisten auch die scharfe Bekampfung sakularer Aktivisten anstrebe 92 Sein privater TV Sender ONTV der bereits kurz nach dem Militarputsch syrische Fluchtlinge in Agypten pauschal als Sympathisanten der Muslimbruder verdachtigt und gegen sie aufgehetzt hatte 202 steht in dem Ruf dem Chef der Militarjunta Sisi besonders nahezustehen 203 Am 12 Februar 2014 zu einem Zeitpunkt als schwere Foltervorwurfe gegen das Innenministerium der militargestutzten Ubergangsregime wahrend des Militarregimes Sisis erhoben wurden 204 205 trat Sawiris offentlich fur eine Prasidentschaftskandidatur Sisis ein bezeichnete die Prasidentschaftszeit Mursis als schwarze Komodie und behauptete die Menschen wurden Sisi als einen Heiland betrachten der sie vor der Tyrannei der Muslimbruderschaft gerettet habe 206 Tamarod Kampagne Bearbeiten Im Juni 2013 losten die Anfuhrer der vom koptischen Milliardar Naguib Sawiris finanzierten und bis in ihre Spitze hinein von der agyptischen Staatssicherheit unterwanderten Tamarod Kampagne deutsch Rebellion mit ihrer propagandistischen Falschangabe von angeblich 22 Millionen gesammelten Anti Mursi Unterschriften die dem Militarputsch vorausgehenden Massenproteste gegen die gewahlte agyptische Regierung mit aus ohne die Unterschriften unabhangigen Stellen vorgelegt oder von diesen zertifizieren lassen zu haben 200 Am selben Tag wie das Militar stellte Tamarod Mursi am 1 Juli 2013 ein Ultimatum in dem es ihn unter Androhung einer Kampagne des vollstandigen zivilen Ungehorsams aufforderte binnen 24 Stunden die Macht abzugeben und es den Behorden zu ermoglichen eine vorgezogene Prasidentschaftswahl zu organisieren 85 86 84 Die Behauptung der Tamarod Kampagne 22 Millionen Unterschriften fur die von ihr aufgesetzte Petition gegen Mursi und die Regierung aufgebracht zu haben fuhrte zwar weltweit zu Erstaunen uber die Mobilisierungsfahigkeit in der agyptischen Bevolkerung doch meldeten sich zunachst nur wenige Einzelstimmen die bezuglich der enormen Zahlen und perfekten Inszenierung der Proteste gegen die Muslimbruder Verdacht anmeldeten Weitgehend ubernahm die Offentlichkeit dagegen die Erklarung dass schon der Sturz Mubaraks die Massen Mobilisierbarkeit fur Proteste in Agypten belegt habe Recherchen uber die konkret hinter dem unvermittelten Auftauchen der angeblichen Jugendbewegung Tamarod stehenden Personen ergaben hingegen nur sparliche Ergebnisse 207 Ende Juni 2013 kursierte als mehr oder weniger verlassliche Information uber die Herkunft Tamarods dass die Kampagne aus der von dem koptischen Lehrer George Ishaq gegrundeten Graswurzelbewegung Kifaja deutsch Es reicht entstanden war 207 208 209 in der vier der Tamarod Fuhrer Moheb Doss Walid el Masry Mohammed Abdel Aziz und der als Einziger einer breiteren Offentlichkeit bekannte Journalist und Fernsehproduzent Mahmoud Badr zuvor als Fuhrer engagiert waren 207 208 Ein funfter Tamarod Grunder Hassan Shahin soll der Kifaja Bewegung freundlich gegenuber gestanden haben 208 Die Kifaja Bewegung hatte die personellen Verbindungen bestatigt sich jedoch zugleich distanziert da die Tamarod Kampagne kein offizielles Projekt der Kifaja Bewegung sei 210 In westlichen Medien wurde die Tamarod Kampagne kurz vor und nach dem Militarputsch unter anderem als Graswurzelbewegung 211 Oppositionsbundnis 212 oder neue Partei 209 bezeichnet die es geschafft habe auch die Landbevolkerung zu mobilisieren Rainer Hermann FAZ 209 Der ursprunglichen Darstellung der Organisatoren von Tamarod nach sollte das Netzwerk angeblich in weniger als drei Monaten 22 Millionen Agypter veranlasst haben den sofortigen Rucktritt des Staatsprasidenten zu fordern doch waren diese Unterschriften der Aktion welche die entscheidenden Massenproteste ausgelost hatte von keiner unabhangigen Kraft gezahlt worden 182 Es wurde bald angezweifelt dass die Unterschriftenaktion gegen Mursi tatsachlich von einem Netzwerk von Jugendaktivisten allein organisiert worden sein kann 182 Es existieren Berichte nach denen die Initiative vom Militar und von den Geheimdiensten unterstutzt wurde 166 nbsp Logo der von Naguib Sawiris gegrundeten Partei der Freien Agypter 213 Stattdessen trat der als reichster Mann Agyptens geltende Unternehmer Naguib Sawiris ein Angehoriger der koptischen Christen in seinem Fernsehsender ONTV auf und gab an er habe Tamarod die Infrastruktur seiner Muslimbruderschaft kritischen Partei der Freien Agypter fur die Organisation ihrer Aktion zur Verfugung gestellt 182 201 Spater musste die Tamarod Fuhrung ihre Falschangabe eingestehen und gab wie im Februar 2014 in Medien berichtet wurde an es seien vor dem Putsch maximal 8 5 Millionen Petitionen gegen Mursi zusammengekommen 200 Einem Reuters Bericht zufolge hatte es Kontakte der Tamarod Kampagne mit dem Innenministerium gegeben das eine zentrale Rolle bei den Vorbereitungen zum Sturz Mursis spielte 214 Am Tag des Militarputsches forderte die Tamarod Kampagne die Garde des Prasidenten auf einer Pressekonferenz auf den Prasidenten Mursi unter dem Vorwurf zu verhaften zu einem Burgerkrieg angestiftet zu haben und verlangte einen Gerichtsprozess gegen die Muslimbruderschaft 215 Als Militarchef Sisi den Militarputsch offiziell im staatlichen Fernsehen verkundete trat auch Mahmoud Badr als Sprecher und Mitbegrunder der Tamarod Kampagne ans Mikrofon 216 6 und begrusste die Intervention des Militars 6 Nach dem Militarputsch war es wiederum insbesondere die Jugendbewegung Tamarod die das Militar kritiklos deckte und sich an der Damonisierungs und Dehumanisierungskampagne gegen die Muslimbruder beteiligte die von Tamarod als protofaschistoide Gruppierung dargestellt wurde und die das Militar als einzige bedeutende Opposition im Land umfassend und mit Methoden die jene aus der Mubarak Zeit ubertrafen ausschalten wollte Daruber hinaus rief Tamarod die Bevolkerung dazu auf ihre Hauser Moscheen und Kirchen vor Attacken der Islamisten zu schutzen und Burgerwehren zu grunden 166 Der Tamarod Sprecher Mahmoud Badr bestritt dass in Agypten ein Militarputsch stattgefunden habe stellte dies als Propaganda der Muslimbruderschaft dar 202 217 und begrusste demonstrativ das angebliche Terrorismus Mandat von Armeechef Sisi gegen die Muslimbruderschaft 217 Die rucksichtslose Massentotung Hunderter Pro Mursi Demonstranten durch Sicherheitskrafte bei der Zerschlagung der Antiputsch Camps vom 14 August 2013 bezeichneten Tamarod Fuhrer als vollen Erfolg und als unabdingbare Notwendigkeit im Vorgehen gegen die Muslimbruderschaft 218 die sie als faschistische Gruppe 219 und deren Anhangerschaft in den zerschlagenen Protestcamps sie als ausnahmslos aus Terroristen bestehend darstellten 218 Bei dem Rabiʿa Lager habe es sich laut Tamarod um ein bewaffnetes Lager gehandelt das nicht schonender hatte geraumt werden konnen 220 Im Vorfeld des mit einem Blutbad geendeten 40 Jahrestags des Jom Kippur Krieges sprach Tamarod erneut von einem Terror der Bruderschaft und rief die Bevolkerung mit dem Slogan Hand in Hand Ganz Agypten bekampft den Terrorismus zur Unterstutzung des Militars auf 221 222 Nachdem der Muslimbruderschaft am 9 Oktober durch das Militarregime der Status als Nichtregierungsorganisation aberkannt und allen den Muslimbrudern zuarbeitenden oder von ihnen finanzierten Organisationen die Rechtsgrundlage als NGO entzogen worden war 223 224 kundigte die Tamarod Bewegung die selbst weder uber Parteistatus noch uber ein politisches Programm verfugte ihren Antritt bei den fur Anfang 2014 geplante Parlamentswahl an 223 Die Tamarod Fuhrung bestritt jedoch eine kunftige Zusammenarbeit mit ehemaligen Vertretern des Mubarak Regimes bei der kommenden Wahlkampagne 225 Die von Hamdin Sabahi gefuhrte linksgerichtete nasseristische Bewegung Egyptian Popular Current kundigte eine Koalition mit Tamarod fur die anstehende Parlamentswahl an 226 Wiederholt sprach sich die Tamarod Gruppe in der Folge fur die Prasidentschaftskandidatur des Militarchefs Sisi aus Zwei der Tamarod Grunder Mohammed Abdel Aziz und Mahmoud Badr wurden als Vertreter des 50 Mitglieder umfassenden Verfassungskomitees bestimmt 220 Badr stritt ab dass die Rolle des Militars in der neuen Verfassung nicht beschrankt wird 227 Es kam daraufhin am 26 November 2013 zu einer Erklarung der Tamarod Kampagne gegen ihre Fuhrungsspitze nach der sowohl die beiden Vertreter des Verfassungskomitees Mahmoud Badr und Mohamed Abdel Aziz als auch die beiden Tamarod Sprecher Hassan Shahine und May Wahba die Organisation nicht mehr vertreten wurden 228 Es folgten Verhaftungen von mehreren Tamarod Mitgliedern durch Sicherheitskrafte 229 Anfang Dezember startete Tamarod eine Kampagne zur Unterstutzung der neuen Verfassung 230 Im April 2014 gab erstmals eines der funf Grundungsmitglieder der Tamarod Kampagne Moheb Doss an dass die Tamarod Bewegung Anordnungen des Militars ausgefuhrt habe 208 Demnach habe die Tamarod Kampagne die Rolle eines trojanischen Pferdes fur die agyptische Armee und das Innenministerium ausgeubt Schon vor Juni 2013 habe es intensive Kontakte zwischen den Tamarod Fuhrern und dem Innenministerium sowie der Armee gegeben Die Tamarod Fuhrer hatten Weisungen empfangen und sich von Aussenstehenden lenken lassen 207 208 Auch die Verfassungsrichterin Tahani al Gebali eine Juristin aus der Mubarak Zeit hatte sich der New York Times zufolge in die Dienste von Tamarod gestellt und bei der Formulierung der Forderungen geholfen 182 Schon ein Jahr vor dem Putsch hatte die New York Times berichtet dass die Spitzenrichterin Gebali mit den fuhrenden Generalen zusammengearbeitet habe um den Aufstieg der Islamisten zu blockieren 231 Nach dem Sturz Mursis distanzierten sich Tamarod Fuhrungsmitglieder allmahlich zunehmend von der Politik der Armee die nichts mit ihren politischen Zielen zu tun habe 207 232 233 234 Sakulare und liberale Krafte Bearbeiten Der Nahost Experte Mudhoon verweist darauf dass eine liberale Ausrichtung im arabischen Raum nicht mit einer demokratischen Pragung gleichgesetzt werden konne 159 Der Journalist de Bellaigue betont in einer Analyse fur BBC Radio 4 uber die Muslimbruderschaft Agyptens dass neben dem Attribut liberal auch die Bezeichnung sakular irrefuhrend verwendet wird da die meisten Angehorigen der betroffenen Gruppen der Ansicht seien dass der Islam sich im offentlichen Leben widerspiegeln solle auch wenn sie nicht notwendigerweise von religiosen Parteien regiert werden wollten 183 Der Agypten Experte Nathan J Brown von der George Washington University wies darauf hin dass der Begriff Sakularismus im agyptischen Kontext nicht angebracht sei und keine Seite in Agypten davon spreche Religion und Staat voneinander zu trennen oder die Religion vom offentlichen Leben abzusetzen 235 Die Fuhrer der wichtigsten Oppositionsparteien die sich selbst als liberal ausserhalb Agyptens zuweilen auch als sakular bezeichnen liessen einte das Bestreben Mursi politisch scheitern zu lassen Dafur betrieben sie die Blockade des Systems beispielsweise durch ihre fruhzeitige Ankundigung Parlamentswahlen die sie nicht gewinnen konnten zu boykottieren Teilweise setzten sie auch auf Gewaltanwendung auf den Strassen und auf ein Eingreifen des Militars zu ihren Gunsten 167 Beobachter charakterisierten Agyptens Mittelklasse durch das Fehlen von Burgersinn Der uberwiegenden Mehrheit mangele es an Verantwortungsbewusstsein fur die jahrzehntelange von ihnen mitgetragene unterdruckerische Sozialpolitik die uber die Halfte der Bevolkerung in Unbildung und Armut gehalten habe Viele Wohlhabende fuhrten kaum Steuern ab sondern investierten ihr dem Staat vorenthaltenes Geld in private Schulen und Universitaten fur die eigenen Nachkommenschaft wodurch sie das desolate und vollig uberlastete Schulsystem mitverschuldeten Auch auf politischer Ebene lasse die Mittelschicht ein Gefuhl fur das Gemeinwohl aller vermissen und beschranke sich weitgehend auf die apolitische Verfolgung eigener privater Interessen 236 Die sogenannten sakularen Parteien gingen Allianzen mit den Resten des gesturzten Mubarak Regimes ein sofern sich diese offen gegen die Muslimbruderschaft wendeten Auch die sogenannten sakularen und liberalen Parteien neigten zur Duldung von Gewalt und verfolgten dabei zunachst sowohl das Ziel den gewahlten Prasidenten Mursi zu schwachen als auch die Parlamentswahl aufzuschieben da sie befurchteten aufgrund fehlender Unterstutzung aus der Bevolkerung keine Aussicht auf ausreichenden Mandatsgewinn zu besitzen 158 Wahrend der Prasidentschaft Mursis verfugte die Seite der sogenannten Liberalen und Sakularen kaum uber Vertreter mit konkreten politischen Visionen fur Agypten denen eine breite gesellschaftliche Basis zur Verfugung gestanden hatte 237 Wahrend die sakularen und liberalen Parteien aussenwirksam und demonstrativ einerseits Freiheit forderten riefen sie andererseits gleichzeitig die Armee auf in die politischen Vorgange einzugreifen Sie verlangten einen zivilen Staat und forderten zugleich eine politische Rolle fur religiose Autoritaten wie die al Azhar Universitat als Agyptens fuhrende islamische Institution oder die Orthodoxe Kirche 158 Die Revolutionsjugend von 2011 wechselte bereits im Winter 2012 2013 auf die Seite des Militars das nicht mehr als Hauptfeind betrachtet wurde Die Art und Weise wie Mursi im Dezember 2012 die neue Verfassung durchsetzte wurde als Beleg dafur angefuhrt dass die Muslimbruder eine ideologische Dominanz anstrebten und mit dem politischen Islam ihrer Pragung nicht zusammenzuarbeiten sei Nach dem Sturz beharrte die agyptische Opposition darauf dass sie als Volk aus eigener Kraft und nicht durch das von Sisi gefuhrte und von ihnen nunmehr als neutrale Instanz betrachtete Militar die ein Jahr zuvor gewahlte Islamistenregierung unter Mursi in einer zweiten Revolution beseitigt habe 90 nbsp Der am 14 August 2013 aus Protest gegen die Staatsgewalt von seinem Amt als Interims Vizeprasident der militargestutzten Ubergangsregierung zuruckgetretene Mohammed el Baradei 238 Nach dem Putsch gegen Mursi vom 3 Juli ubernahmen viele agyptische Sakulare bereitwillig die offizielle Linie des Militars In einer Atmosphare der Massenhysterie setzen sie Kritik am Vorgehen des Sicherheitsapparats gleich mit Sympathien fur die Muslimbruder Kritische Stimmen aus dem Ausland wurden mit Verschworungen erklart und verunglimpft 239 Liberale und linksgerichtete Politiker sowie viele Intellektuelle und Aktivisten von 2011 unterstutzten die vom Militar installierte Ubergangsregierung und es gelang dem zum Fuhrungskreis der Sozialdemokratischen Partei zahlenden Interimsministerprasidenten Beblawi zahlreiche angesehene Personlichkeiten fur Ministerposten zu gewinnen 240 Der Rucktritt von Vizeinterimsprasident el Baradei am 14 August blieb als Protesthandlung eines Liberalen gegenuber der militargestutzten Regierung nach der blutigen Niederschlagung der Pro Mursi Protestlager am 14 August 2013 dagegen zunachst eine Ausnahme 166 Der Rucktritt weiterer Ubergangs Regierungsmitglieder folgte erst nachdem sich die Repression der Sicherheitskrafte zunehmend auch gegen Aktivisten des Aufstands von 2011 und kritische Intellektuelle richtete 240 Wahrend die Erklarung der Muslimbruderschaft zur Terrororganisation durch die militargestutzte Ubergangsregierung Ende Dezember 2013 sowie die Verfolgung von Sympathisanten der Muslimbruderschaft noch von Seiten sakularer Intellektueller begrusst worden war wuchs deren Unzufriedenheit mit dem Kabinett Beblawi an als sie das Land Anfang 2014 angesichts der anstehenden Wahl von Militarchef Sisi zum agyptischen Prasidenten als in die autoritaren Strukturen der Mubarak Zeit zuruckgeworfen ansahen 241 Einzelpositionen Bearbeiten Der ehemalige agyptische Botschafter in Israel Ezzedine Choukri Fishere machte Ende August 2013 die Muslimbruder fur die Absetzung Mursis verantwortlich zu dem sie das Militar geradezu eingeladen hatten Obwohl er das Militar selbst als undemokratisch bezeichnete sah er die Absetzung Mursis nicht als Putsch an und sah keine Alternative dazu dass sich in Agypten Demokraten mit der Diktatur arrangieren um Agypten in die Richtung einer pluralistischen Demokratie zu lenken auch wenn im Laufe der Ereignisse Hunderte von unschuldigen Zivilisten getotet worden seien 242 In Deutschland vertrat der massenmedienprasente deutsch agyptische Politikwissenschaftler und Publizist Hamed Abdel Samad noch nach dem Blutbad vom 14 August 2013 die Ansicht die Armee sei zwar nicht demokratisch gesinnt stehe aber fur Rechtsstaatlichkeit und Sicherheit weshalb die Zusammenarbeit mit dem Militar fortgefuhrt werden solle 243 Es habe sich nicht um einen Putsch gehandelt sondern um das Aufbegehren gegen die diktatorische Herrschaft der Muslimbruder aufgrund des politischen und wirtschaftlichen Versagens der Muslimbruder Millionen Menschen hatten auf der Strasse demonstriert um zu verhindern dass die Muslimbruder ihre islamistische Diktatur auf die arabische Welt ausbauen Das Militar habe keine andere Wahl gehabt 244 Jugendbewegung des 6 April Bearbeiten Die Jugendbewegung des 6 April entstand im Marz 2008 aus dem linken politischen Spektrum als Unterstutzungsbewegung fur einen Streik von Textilarbeitern in der Industriestadt Mahalla al Kubra der am namensgebenden 6 April 2008 stattfand 245 246 247 Uber Facebook schlossen sich Zehntausende Agypter der Gruppe an 245 Die Anfuhrer der Gruppe mobilisierten diese Anhangerschaft dann im Januar 2011 fur die Proteste gegen den damaligen Staatsprasidenten Husni Mubarak 245 Nach dem Sturz Mubaraks im Februar 2011 an dem die Gruppe als massgeblich beteiligt gilt 248 wurde sie noch im gleichen Jahr fur den Friedensnobelpreis nominiert 245 Die Aktivisten galten nach dem Sturz Mubaraks als Helden der Nation und die Generale der auf den Sturz Mubaraks folgenden Militarregierung Agyptens berieten sich mit den Aktivisten Die guten Kontakte zum Militar blieben jedoch nicht von Dauer Die Aktivisten kritisierten die Militarfuhrung welche wiederum gegen die Aktivisten propagierte 249 Die Aktivisten wurden beschuldigt Agenten des Auslands zu sein 249 250 Als bei der ersten freien Wahl Agyptens 2012 Mohammed Mursi zum Prasidenten gewahlt wurde unterstutzte ihn die Jugendbewegung des 6 April zunachst 249 nbsp Ahmed Maher Bald darauf spielte die Jugendbewegung des 6 April jedoch auch beim von ihr als zweite Revolution bezeichneten Militarputsch im Sommer 2013 gegen die gewahlte Regierung und gegen den Staatsprasidenten Mursi eine wichtige Rolle 249 Ein Grossteil der Jugendbewegung des 6 April unterstutzte 2013 die Tamarod Kampagne die gegen Mursi propagierte und seinen Sturz forderte 245 248 Nach dem Sturz Mursis am 3 Juli durch den Militarchef Sisi und das Militar stand Ahmed Maher einer der Grunder der Jugendbewegung des 6 April hinter dem Putschistenfuhrer Sisi 249 Auch die Mitbegrunderin der Jugendbewegung des 6 April Israa Abdel Fattah die 2011 als eine der Reprasentanten des sogenannten Arabischen Fruhlings mit Hinweis auf ihre Rolle bei der Mobilisierung von Protesten und deren Gewaltlosigkeit gegen Mubarak fur den Friedensnobelpreis nominiert worden war 251 252 den Vorsitz uber die Demokratie Menschenrechte und politische Partizipation einfordernde Egyptian Democratic Academy fuhrte und viele weitere Nominierungen und Auszeichnungen von Friedenspreisen westlicher Gruppen erhalten hatte 253 252 verunglimpfte die Freiheits und Gerechtigkeitspartei als eine Bande vom Ausland unterstutzter Terroristen 254 und verteidigte als Mitglied einer fuhrenden liberalen Partei die staatlich gefuhrten Massaker The Daily Beast an mehreren Hundert Islamisten im Sommer 2013 Unsere Armee sollte tun was immer sie will um diese Terroristen zu toten 255 In einem Brief an die Herausgeber der Washington Post schrieb sie als Mitglied der Front des 30 Juni es handle sich bei dem Sturz Mursis um keinen Militarputsch da das Militar nicht einmal fur eine Stunde geherrscht sondern das Amt des Staatsprasidenten an das Verfassungsgericht ubergeben habe Die Roadmap nach der dabei vorgegangen worden sei hatten politische Krafte aufgesetzt die Millionen von Agyptern reprasentierten welche diesen Wandel auf der Strasse eingefordert hatten 256 Sie rechtfertigte die Militarintervention mit dem Argument Terrorismus und auslandische Einmischung wurden Agypten bedrohen und daher die Unterstutzung der Streitkrafte durch das grosse agyptische Volk unumganglich erfordern 257 258 Spater bezeichnete Maher die Proteste gegen die Regierung unter Mursi nachtraglich als schweren Fehler 245 259 Uber das Militarregime unter Sisi sagte Maher nun es handele sich wieder um das alte Mubarak Regime und man sei wieder auf den Anfang zuruckgeworfen Das brutale Regime ist zuruck 245 260 259 Schliesslich kam es Anfang Oktober 2013 zu ersten vorsichtigen Protesten der Gruppe gegen die nach Mursis Sturz im Juli 2013 vom Militar eingesetzte Ubergangsregierung 248 260 Unter anderem kritisierte die in westlichen Medien als Demokratiebewegung bezeichnete Jugendbewegung des 6 April die Armee inzwischen fur ihr brutales Vorgehen gegen Mursi Anhanger Die Regierung ging in der Folge mit zunehmender Harte gegen die Aktivisten vor 248 Als die militargestutzte Ubergangsregierung im November 2013 ein sehr restriktives Demonstrationsgesetz erliess riefen Aktivisten der Jugendbewegung des 6 April zum Widerstand dagegen auf 249 Viele wurden verhaftet und Maher sowie mehrere andere fuhrende Aktivisten wie Mohamed Adel ein weiteres Fuhrungs und Grundungsmitglied der Jugendbewegung des 6 April wurden am 22 Dezember wegen nicht genehmigter Proteste gegen das Militar unter der Fuhrung von Sisi zu drei Jahren Gefangnis verurteilt 248 245 246 249 261 In der Folge trat die Jugendbewegung des 6 April kaum in Erscheinung 249 Ende April 2014 rund einen Monat vor Beginn der angekundigten Prasidentschaftswahl verbot das gleiche Schnellgericht das schon nach dem Putsch im Jahr 2013 die Muslimbruderschaft fur illegal erklart hatte 245 auch der oppositionellen und als pro demokratisch sakular liberal und progressiv geltenden Jugendbewegung des 6 April samtliche Aktivitaten 248 262 148 Koptische Kirche Bearbeiten Die traditionelle Zuruckhaltung agyptischer Christen aus der Politik des Landes hat sich in jungerer Zeit gewandelt Insbesondere jungere Kopten spielten bereits bei dem Revolution genannten Volksaufstand von 2011 eine bedeutende Rolle 263 nbsp Papst Tawadros II rechts und Bischof Damian 3 Juni 2013 Wahrend der koptisch orthodoxe Papst Schenuda III von 1971 bis zu seinem Tod im Marz 2012 die Kirche gefuhrt hatte indem er politische Positionen mied und die enge Zusammenarbeit mit dem Staat anstrebte hatte sich der neue Patriarch von Alexandrien Papst Tawadros II bereits zum Zeitpunkt des Militarputsches im Sommer 2013 nach noch kurzer Amtszeit von der Politik seines Vorgangers gelost 201 Von Beobachtern wurde Tawadros II Geschichtsrevisionismus in Bezug auf die Revolution in Agypten 2011 vorgeworfen die er als eine Verschworung des Auslands gegen die Araber bezeichnete 247 Am Tag des Militarputsches gegen die gewahlte Regierung und den ersten demokratisch gewahlten Prasidenten Agyptens vom 3 Juli 2013 wohnte Papst Tawadros II General Sisi bei dessen Verkundung des Putsches auf der Rednerbuhne bei 166 264 201 und hielt selbst eine den Putsch befurwortende Rede 9 6 in der er die Rolle von Polizei und Streitkraften als aufopfernd beschrieb 9 Tawadros II lobte den Putsch gegen Mursi offentlich mit Dankesgesten an die Armee 201 und stellte sich klar auf die Seite der Ubergangsregierung und gegen die Muslimbruder 263 Sowohl Salafisten als auch Muslimbruder sollen den Kopten in der Folge ihre Position fur den Putsch angelastet haben 265 263 Wahrend die Muslimbruderschaft die Angriffe auf Kirchen nach der blutigen Zerschlagung der Kairoer Protestlager durch die Sicherheitskrafte verurteilte und ihre Anhanger zur Zuruckhaltung aufrief warf sie den Kopten eine Mitschuld vor indem diese sich gegen die Muslimbruder und auf die Seite der Putschisten gestellt hatten 266 267 Die koptisch orthodoxe Kirche erklarte dagegen in der Nacht vom 16 auf den 17 August ihre Unterstutzung im Kampf gegen bewaffnete gewalttatige Gruppen und schwarzen Terrorismus 264 und ihre Solidaritat mit Polizei und Armee 268 269 die noch wenige Monate zuvor als erklarter Feind der Christen aufgetreten war und bei den Maspero Protesten im Oktober 2011 christliche Demonstranten getotet hatte 266 270 48 Auch der koptisch katholische Bischof von Asyut Kyrillos William Samaan lobte am 14 August 2013 dem Tag der grossten Massentotung in der jungeren Geschichte Agyptens das Militar 271 ahnlich wie spater der koptisch katholische Patriarch Ibrahim Isaac Sidrak 272 oder auch der Beauftragte der Deutschen Bischofskonferenz und Pfarrer der deutschsprachigen katholischen Sankt Markus Gemeinde in Kairo Monsignore Joachim Schroedel 273 274 275 276 Eine Mitverantwortung an dem Militarputsch trug nach Ansicht von Islamisten auch der koptische Unternehmer Naguib Sawiris der in offener Ablehnung der Muslimbruderschaft die bis in ihre Spitze hinein von der agyptischen Staatssicherheit unterwanderte Tamarod Kampagne finanziert hatte deren Protestmarsche dem Putsch vorausgegangen waren 201 200 Nach dem Rucktritt des Kabinetts Beblawi fuhrte der CDU CSU Vorsitzende Volker Kauder der den fur seine umstrittenen Ausserungen zur Einwanderung muslimischer Menschen in europaische Lander bekannten koptischen Bischof Damian als einen seiner wichtigen Ratgeber fur Fragen der Entwicklung in Agypten nannte 277 Gesprache mit Tawadros II und Militarchef Sisi und erklarte daraufhin dass die koptischen Christen als ein mit zehn Prozent der Bevolkerung wahlentscheidendes Wahlerpotenzial die von Militarchef Sisi erklarte Kandidatur zur Prasidentschaftswahl sehr begrussen und unterstutzen indem sie zunachst in ihren Kreisen fur Sisi werben und die Vertreter der koptischen Kirche ihre Unterstutzung auch offentlich erklaren wurden 278 Damian selbst der offentlich erklarte dass der Anteil der koptischen Christen an der agyptischen Bevolkerung nach offiziellen oder amtlichen Quellen zwar je nach politischem Bedarf mit sechs bis elf Prozent angegeben werde realistisch eingeschatzt aber nach den Kirchenregistereintragungen laut der Bischofe bei zwanzig Prozent liege stritt Mitte April 2014 ab dass die koptische Kirche in Agypten im politischen Sinne auf die Glaubigen einwirkt und betonte die koptische Kirche in Agypten setze sich gegen niemanden ein sondern strebe nach Verbesserung der rechtlichen und gesellschaftlichen Situation der Gemeindemitglieder und dem friedlichen gedeihlichen Zusammenleben der Menschen in Agypten 279 Dass Tawadros II wiederholt betonte Sisi habe eine nationale Pflicht bei der kommenden Wahl Prasident zu werden bezeichnete der dem Evangelikalismus zugerechnete Journalist Johannes Gerloff angesichts des repressiven Kurses des Regimes mit den Massentodesurteilen von Ende Marz 2014 als gefahrlich fur die Christen in Agypten und das anti islamistische Anliegen im Falle eines Scheiterns der Politik Sisis 280 Anfang Mai dementierte Tawadros II ausdrucklich Sisi bei der Prasidentschaftswahl zu unterstutzen Dass er bei der offentlichen Verkundung des Militarputschs im Juli 2013 hinter dem damaligen Sisi gesessen hatte bedeute nicht dass er Sisis Kandidatur fur das oberste Staatsamt unterstutze Seine Unterstutzung fur Sisi wahrend des Putsches sei institutionell gewesen aber nicht politisch Er rufe jeden Burger ob Christen oder Muslim dazu auf die Wahlprogramme der Kandidaten zu lesen und auf dieser Basis zu entscheiden wen er als Prasidenten haben will Der koptisch katholische Bischof von Minya Kamal Fahim Awad Boutros Hanna begrusste diese Positionierung des koptisch orthodoxen Patriarchen und sprach von einem Schritt nach vorne im Vergleich zu fruher als einige orthodoxe Bischofe durchaus versucht haben die Glaubigen bei ihrer Wahl eines Kandidaten zu beeinflussen Die Prasidentschaftskandidaten Sisi und Sabahi bezeichnete Bischof Hanna als sehr unterschiedlich aber beide durchaus geeignet um dem Land zu dienen 281 Medien Bearbeiten Der agyptische Historiker Mohamed Al Jawadi schrieb in Al Jazeera dass zwar nach offentlicher Auffassung exponierte Personen wie Tantawi Mursi oder Sisi einflussreiche Positionen eingenommen haben die tatsachlich zu betrachtenden Einflussgrossen aber diejenigen Personen aus der Mubarak Ara seien die erfolgreich aus dem Hintergrund wirken Diese wurden uber die finanziellen Mittel verfugen die Medien und Autoren wirtschaftlich zu unterhalten Darin liege die Ursache fur die Parteinahme der Medien fur den Militarputsch Der politische Einfluss der Medien sei bereits seit der Ara von Gamal Abdel Nasser entscheidend gewesen aber politisch heruntergespielt worden 282 Nach Ansicht von Hani Shukrallah einem der angesehensten Journalisten Agyptens hat es sich bei den Medien in Agypten nie um freie Medien gehandelt Statt der Information wurden sie traditionell als Propagandamaschinen der Mobilisierung der Bevolkerung dienen Die Masse der Journalisten verstunde sich selbst als Diener der Macht und wechsle je nach Machtverhaltnissen ihre politische Gesinnung in der journalistischen Arbeit 283 Neben den agyptischen erfassten seiner Meinung nach aber auch die westlichen Medien nicht die Komplexitat der Lage in Agypten sondern trugen zur weiteren Verstarkung der Polarisierung im Land bei Die westliche Perspektive auf die arabische Welt sei von Vorurteilen gepragt Seit der Iranischen Revolution wurden viele westliche Intellektuelle die Muslime als Verweigerer der Demokratie und der liberalen Marktwirtschaft ansehen weshalb es ihrer Anschauung nach nur die Alternative zwischen einem sakularen Polizeistaat oder einer islamisch gepragten Demokratie als einzige zwei mogliche Systeme im arabischen Raum gebe Autokraten wie Mubarak und Ben Ali hatten diesen Umstand genutzt um sich als Bollwerk gegen den radikalen Islamismus zu prasentieren 283 Nach dem Sturz Mubaraks hatten zunachst auch die Muslimbruder die Sorge des Westens vor dem Terrorismus fur sich nutzen konnen als Mursi wahrend der Gaza Krise 2012 zwischen allen Seiten vermittelte und die westliche Staatengemeinschaft hoffte sie konne mit den gemassigten Muslimbrudern die radikalen Islamisten unter Kontrolle halten 283 Obwohl der Muslimbruderschaft ausser mit dem Militar keine Machtteilungsarrangements mit den wichtigen staatlichen Akteuren gelungen war prangerten die der Muslimbruderschaft in weiten Teilen kritisch gegenuber stehenden Medien immer wieder eine angebliche Ikhwanisierung also eine Unterwanderung der Institutionen durch die Bruderschaft Ikhwan an 284 Seit dem Putsch gegen Mursi sei die Bildersprache der Medien in Agypten vergleichbar mit der in den USA nach den Anschlagen vom 11 September 2001 Von den agyptischen Medien werde der Kampf gegen den Terrorismus in Form einer Jagd unter Verherrlichung der Armee und Damonisierung der Islamisten als plumpe Inszenierung des Feindes zelebriert Dies habe in einen vollig uberzogenen Nationalismus gemundet bei dem Mubaraks Schergen einen Diskurs der Hysterie kreierten 283 Agyptische Muslimbruderschaft Bearbeiten nbsp Logo der Muslimbruderschaft Die agyptische Muslimbruderschaft hatte bereits in den ersten Satzungen der 1928 als antikolonialistische burgerlich konservative Sozialreformbewegung gegrundeten Organisation einen klaren Gewaltverzicht ausgesprochen 197 285 286 Parallel dazu existierte jedoch schon in den 1930er Jahren ein militanter Flugel der Attentate verubte und Freiwillige in den ersten israelisch arabischen Konflikt 1948 entsandte Als Folge einer von Massenverhaftungen und Todesurteilen gepragten Repressionswelle unter dem durch den Militarputsch von 1952 an die Macht gekommenen Prasidenten Gamal Abdel Nasser ab dem Jahr 1954 deren Harte mit der Repressionswelle unter Interimsprasident Mansur nach dem Militarputsch von 2013 Sisis zu vergleichen ist spalteten sich weitere extremistische Elemente ab die zur Basis der al Qaida wurden 197 Nachdem die Abspaltung der militanten Dschihadisten Ende der 1970er Jahre erfolgt war 287 hatte sich die agyptische Muslimbruderschaft bereits rund 40 Jahre vor dem Putsch von 2013 von jeglicher Gewalt losgesagt und in der Folge als glaubwurdiger politischer Akteur engagiert 287 288 Sie versuchte sich im Mubarak System politisch einzubringen und das System aus sich heraus zu verandern 288 Mit ihren humanitaren Programmen versorgten die Muslimbruder Millionen von Menschen mit Nahrung und medizinischer Hilfe und ersetzten so faktisch den fehlenden Sozialstaat in Agypten 159 289 197 Die offiziell verbotene Bruderschaft galt als gemassigt und nahm unter Mubarak mit unabhangigen Kandidaten an Wahlen teil 287 Bis zum Putsch besassen sie weder Waffenlager noch Miliz 287 Trotz Wahlfalschungen durch das Mubarak Regime gelang den Muslimbrudern 2005 der Einzug ins Parlament mit 88 Abgeordneten die zwar wenig politischen Einfluss nehmen jedoch Erfahrungen in praktischer Politik sammeln konnten und spater die wichtigsten politischen Kader bildeten 2010 konnte die Muslimbruderschaft den Wahlerfolg aufgrund massiver Interventionen durch das Regime Mubarak nicht wiederholen doch nutzte sie den Wahlkampf im Gegensatz zu den ubrigen Oppositionskraften die ihn boykottierten fur eine systematische Kampagne der politischen Aufklarung uber die politische Funktion von Wahlen und die Organisation von Widerstand gegen Wahlfalschungen Dieser Entzug der Legitimation des Regimes wurde einer der vielen Faktoren die zum Ausbruch der sogenannten Revolution eineinhalb Monate spater fuhrten 285 nbsp Logo der Freiheits und Gerechtigkeitspartei nbsp Die erste demokratisch gewahlte Regierung Agyptens unter Staatsprasident Mohammed Mursi stiess auf vielfaltigen Widerstand Seit dem Militarputsch wurde der gesturzte Prasident vier Monate lang an einem unbekannten Ort gefangen gehalten und vor Gericht gestellt Seine Partei wurde verboten Nach dem Sturz des Mubarak Regimes im Fruhjahr 2011 und ihrem Wahlsieg etablierte sich die Muslimbruderschaft als politische Instanz und Partei 290 Sie bemuhte sich durch die Grundung der Freiheits und Gerechtigkeitspartei FJP den politischen Arm ihrer Organisation in eine Volkspartei umzuwandeln 284 Tatsachlich gelang es der FJP insbesondere durch ihre vergleichsweise gute Organisationsstruktur Mehrheiten zu organisieren und Wahlsiege zu erringen Dennoch wandelte sie sich nicht zu einer Volkspartei die moglichst viele politische Stromungen integriert und eine offene Programmdebatte fuhrt 284 Weiterhin blieb die Organisation der Muslimbruderschaft deren Mitglieder einen mehrjahrigen gegen Infiltration abschottenden Aufnahmeprozess durchlaufen 197 wie es die Organisation uber Jahrzehnte wahrend ihres Verbots und ihrer Unterdruckung unter Mubarak verinnerlicht hatte gegenuber anderen politischen Kraften misstrauisch 197 und agierte nach aussen sehr intransparent 197 288 in Bezug auf ihre Finanzierung und das Verhaltnis der Bruderschaft zu aus der Bruderschaft heraus gegrundeten Freiheits und Gerechtigkeitspartei beispielsweise in Bezug auf die Entscheidungsgremien und Entscheidungsstrukturen 288 Im Wesentlichen wurden Parteipositionen mit einem intransparenten Leitungsgremium dem Fuhrungsburo Maktab al irshad der Muslimbruderschaft abgesprochen in dem die Kontrolle uber eine kleine Gruppe ideologisch geschlossener konservativer Pragmatiker um den stellvertretenden Fuhrer der Bruderschaft Kheirat al Shater ausgeubt wurde Liberal gesinnte Mitglieder der Muslimbruderschaft wie Abdel Moneim Aboul Fotouh wurden allmahlich aus den Fuhrungsgremien der Gruppe gedrangt 284 Die FJP strebte als politischer Akteur nach der Kontrolle von Verwaltung und Institutionen stiess aber dabei aufgrund des Mangels an entsprechend ausgebildetem Personal in ihren Reihen auf Schwierigkeiten 158 Mursi versuchte als Prasident oftmals nicht der Bevolkerung seine Entscheidungen zu erklaren Neben seiner mangelnden Bereitschaft zur Kommunikation galt auch das Auftreten des bis zu seiner Wahl weithin unbekannten Mursis als uncharismatisch 284 Fehlende finanzielle Mittel ermoglichten ihr auch nicht die Schaffung zusatzlicher Stellen in der bereits uberfrachteten Burokratie Anstatt strukturelle Reformen voranzutreiben stutzte sie sich in der Arbeit auf die vom alten Mubarak Regime ubernommenen Institutionen und betrieb politische Geschafte mit den Kreisen die Mubaraks Herrschaft begrundet und gestarkt hatten 158 Die Hauptklientel der sehr privatwirtschaftlich orientierten Muslimbruderschaft war dabei der agyptische Mittelstand 288 Um die Auflagen des IWF fur Kredite im Volumen von 4 8 Milliarden Dollar erfullen zu konnen stand Mursis Regierung laut Sonja Hegasy Vizedirektorin des Zentrums Moderner Orient vor Problemen wie dem Abbau von Subventionen welche rund ein Drittel des agyptischen Staatshaushalts ausmachten beispielsweise fur Benzin Energie und Nahrungsmittel wie Weizen und Brot Mursi stiess bei der Diskussion um die Kurzungsplane der Subventionen von jahrlich 22 Milliarden Dollar auf eine breite klassenubergreifende Ablehnung in der Bevolkerung 237 Das Militar war der einzige wichtige staatliche Akteur mit dem der Muslimbruderschaft ein Machtteilungsarrangement gelang offenbar in Form eines Gentlemen s Agreement von 2012 mit der Militarfuhrung bei dem das Militar den zivilen Prasidenten Mursi akzeptierte und dem Militar im Gegenzug weitgehende Autonomie durch die von den Muslimbrudern forcierte neue Verfassung zugestanden wurde Die von der Fuhrung der Bruderschaft offenbar mit dieser Einigung erhoffte Kontrolle auch uber andere etablierte Institutionen wie den inneren Sicherheitsapparat und die Judikative blieb dagegen aus Aufgrund der mangelnden Kontrolle des Innenministeriums gelang es der Muslimbruderschaft in der Folge nicht eine dringend erforderliche Reform des Sicherheitssektors einzuleiten und die informellen Netzwerke und Strukturen im agyptischen Polizeiapparat aufzulosen 284 So wurde der unter Mubarak errichtete Sicherheitsapparat nicht abgebaut der schon unter Mubarak mit grosser Brutalitat ausserhalb der Legitimitat operiert hatte und nach dem Sturz des Mubarak Regimes offenbar ohne effektive Kontrolle wirkte Stattdessen duldete die Muslimbruderschaft stillschweigend die Gewalt die von Sicherheitskraften des Innenministeriums an agyptischen Zivilisten verubt wurde 158 Der gegen die Muslimbruderschaft arbeitende Justizapparat blockierte zudem erfolgreich von der Muslimbruderschaft initiierte Gesetzesvorhaben wie die Anderung des Wahlgesetzes 284 Wahrend Mubarak einen harten Kurs gegen Islamisten verfolgt und Agypten als Bollwerk gegen Dschihadisten prasentiert hatte konnten militante Islamisten wahrend der Prasidentschaft Mursis in einigen Bezirken ostlich der Stadt Arisch mehr oder weniger unbehelligt von der Staatsmacht agieren 291 Die Operationen gegen Extremisten mit Nahe zum Terrornetzwerk Al Kaida in dem Gebiet in dieser Zeit waren aus Sicht der Armee halbherzig 291 Bei den vielen Angriffe auf Sicherheitskrafte auf dem Sinai wurde aus Sicht des Militars der Eindruck vermittelt dass Mursi die Kooperation mit der palastinensischen Hamas wichtiger war als der Schutz seiner eigenen Leute 162 Von einem Teil der Bevolkerung wurde dies Mursi als Schwache ausgelegt 170 In der Monarchie Saudi Arabiens loste die Politik der Muslimbruderschaft die Furcht einer konkurrierenden weil moderneren republikanischen und haufig auch revolutionaren Interpretation und Reprasentation des politischen Islam aus Dort wuchs die Sorge dass die Bruderschaft von Agypten aus fur die Golfmonarchien zu einer ahnlichen Bedrohung werden konnte wie in den 1950er und 1960er Jahren als Gamal Abdel Nasser zu einem panarabischem Nationalismus zu Sozialismus und zum Sturz der Monarchien in der Region aufgerufen hatte worauf ein regelrechter arabischer Kalter Krieg ausgebrochen war der als Stellvertreterkonflikt uberwiegend im Jemen ausgetragen wurde Gefordert wurde diese Sorge durch den Wahlsieg der Nahda Partei bei der Wahl in Tunesien im November 2011 der andeutete dass die Muslimbruderschaft und mit ihr ideologisch verwandte Gruppierungen eine bedeutende Rolle in den arabischen Transformationsstaaten des arabischen Fruhlings spielen wurden Die saudische Herrscherfamilie sah in der Regierung einer transnational organisierten revolutionaren Bewegung wie der Muslimbruderschaft in einem so bedeutenden Land wie Agypten eine Gefahr fur die interne Stabilitat des Konigreichs Saudi Arabien zumal von der Muslimbruderschaft beeinflusste Islamisten Anfang der 1990er Jahre auch in Saudi Arabien eine starke Oppositionsbewegung dominiert hatten 292 Das Konigreich Saudi Arabien versuchte daher das agyptische Militar und Teile des alten Regimes aus der Mubarak Ara in Agypten gegen die Muslimbruder zuruck an die Macht zu bringen und unterstutzte zu diesem Zweck den agyptischen Militarputsch im Juli 2013 Nach dem erfolgten Putsch begrusste der saudische Konig Abdallah den agyptischen Militarchef und Putschfuhrer Sisi uberschwanglich zum gelungenen Staatsstreich und versprach ihm zusammen mit den Monarchien der VAE und Kuwaits bereits binnen einer knappen Woche Finanzhilfen von 12 Milliarden US Dollar Nachdem die neue agyptische Fuhrung die Muslimbruderschaft zunachst verboten und im Dezember 2013 zur terroristischen Organisation erklart hatte folgte ihr Saudi Arabien im Marz 2014 auch aus innenpolitischen Grunden in dieser sehr weitgehenden und faktisch falschen Kategorisierung Guido Steinberg SWP nach ungeachtet dessen dass die Muslimbruderschaft seit den 1950er Jahren keinen Anschlag mehr verubt hatte 292 Trotz gegenteiliger Behauptungen von Putschbefurwortern nach dem Militarputsch gegen Mursi handelte es sich nach Einschatzung von Beobachtern bei der Muslimbruderschaft deren Mitgliedern haufig sogenannten Modernisierungseliten des burgerlich konservativen Mittelstands wie Arzten Juristen Naturwissenschaftler oder Politologen angehorten aber nur selten Prediger waren weder um eine Waffenbruderschaft noch um eine Terrororganisation 293 294 295 Es fehlte ihr auch die Moglichkeit wie eine militarische Organisation zu agieren 293 Vorwurfe die Muslimbruder hatten einen Gottesstaat errichten wollen oder Mursi habe eine autoritare Ordnung installiert deren Entwicklung in Richtung Diktatur verlief werden auch von Stimmen abgestritten die ihm das Anstreben einer gezielten Islamisierung Agyptens bei fehlender Losung dringender wirtschaftlicher und sozialer Reformen vorwerfen 294 197 Ein Vergleich mit anderen Fallen entsprechender Ubergangsprozesse mittels politikwissenschaftlich ublicher Parameter ergab dass Mursi in Agypten nicht autokratischer als fur Staatsfuhrer wahrend Ubergangsprozessen typisch regierte und dass er demokratischer vorging als andere Staatsfuhrer es wahrend sozialer Ubergangsprozesse tun 155 Dessen ungeachtet wurde die agyptische Muslimbruderschaft auch in der westlichen Offentlichkeit in Zusammenhang mit radikalen Islamisten oder Terroristen gestellt wie etwa durch den ehemaligen US amerikanischen Militar und Militargeheimdienstmitarbeiter Lieutenant Colonel Ralph Peters nach dem Rabiʿa Massaker 296 297 oder durch die Verteidigungsexpertin der Grunen Bundestagsfraktion Katja Keul im Zusammenhang mit der Finanzierung durch den Staat Katar als diesem wahrend der Irak Krise Unterstutzung der IS Miliz vorgeworfen wurde 298 Salafisten Bearbeiten Als ein grundlegender Unterschied der Salafisten zu den Muslimbrudern die fur eine Modernisierung der Ordnung und Anpassung an das 20 und 21 Jahrhundert stehen gilt ihre Ausrichtung auf die Ordnung zur Zeit des im Islam als Prophet verehrten Mohammed 294 Politisch partizipierende Salafisten Bearbeiten Die agyptischen Salafisten der Gegenwart berufen sich vor allem auf einheimische Grundervater wie die legendaren Denker der arabischen und islamischen Renaissance Nahda Die erste salafistische Organisation entstand als apolitischer Gelehrtenverein 1926 in Kairo zwei Jahre vor der Muslimbruderschaft fand jedoch nicht den gleichen Massenzulauf wie die von Beginn an gesellschaftlich und politisch engagierten Muslimbruder Massiv breitete sich der Salafismus erst in den 1980er und 1990er Jahren aus als das durch das Olgeschaft finanzstarke Saudi Arabien die Verbreitung wahhabitisch salafistischer Ideologie finanziell forderte 299 Um das Jahr 2000 verhalf das Mubarak Regime dem Salafismus zu einem weiteren Schub Es tolerierte zahlreiche informelle Religionsschulen und genehmigte Fernsehsender der puristischen und der Mainstream Salafisten Das Mubarak Regime das sich dem Westen als anti islamistisches Bollwerk prasentierte verfolgte damit das Ziel durch Starkung der vermeintlich apolitischen Salafisten die Muslimbruder als machtigste Oppositionsgruppe zu schwachen 299 und ihre soziale Basis zu untergraben 300 nbsp Logo der Nur Partei der grossten salafistischen ParteiAls Anfang 2011 die sogenannte Revolution in Agypten begann verhielten sich die grossten salafistischen Gruppierungen und ihre Gelehrten zunachst abwartend und beteiligten sich kaum an den Massenprotesten oder sprachen sich dagegen aus Sie uberraschten jedoch im Fruhjahr 2011 sehr schnell mit der Grundung von Parteien selbst durch ehemalige Dschihadisten 299 Nach Mubaraks Sturz und der darauf folgenden Militarherrschaft unter Mohammed Hussein Tantawi erhielt die Islamische Allianz ein salafistisches Bundnis aus der dominierenden Partei des Lichts al Nur der wesentlich kleineren Authentizitatspartei al Asala und der aus der dschihadistischen Gamaa Islamijja Gruppierung hervorgegangenen Aufbau und Entwicklungspartei al Benaa Wa Al Tanmia bei der ersten demokratischen Parlamentswahl in der agyptischen Geschichte 2011 2012 mit uber 7 Millionen Stimmen rund ein Viertel der Sitze und wurde zur Uberraschung der Muslimbruderschaft und auslandischer Beobachter die mit Abstand zweitstarkste Kraft 284 38 299 300 weit vor den zersplitterten sakularen Altparteien und den von Revolutionaren gegrundeten Gruppen 299 Zusammen mit den Muslimbrudern nahmen die Islamisten so rund drei Viertel der Sitze ein 38 Seitdem stiegen die Nur Partei und die Al Dawa Al Salafiyya zu bedeutenden politischen Akteuren auf 300 An der Staatsspitze wirkten Salafisten als Berater von Prasident Mursi 299 Bis zur Auflosung des Oberhauses durch das Oberste Verfassungsgericht am 2 Juni 2013 dominierten Muslimbruder und Salafisten somit den Schura Rat 50 Erst einmal im Amt uberraschten die Salafisten Beobachter mit ihrem politischen Pragmatismus und ihrer Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit nicht islamistischen Akteuren ganz im Gegensatz zu dem konventionellen Image ihrer ideologischen Rigiditat 300 Der Muslimbruderschaft gelang es letztlich nicht das islamistische Spektrum in Agypten zu vereinen 284 Als entscheidend fur den Erfolg der Salafisten wurde deren eindrucksvolle Wohltatigkeitsarbeit und ihr Versprechen erachtet die Armut im Land dauerhaft zu bekampfen 299 Die Wirtschaftspolitik der spaten Jahre des Mubarak Regimes hatte zu hoher Arbeitslosigkeit sowie steigenden Lebenshaltungskosten gefuhrt und erhohte so die Attraktivitat der auf soziale Gerechtigkeit und karitative Projekte in benachteiligten Gebieten fokussierenden salafistischen Scheichs gegenuber der auf Privateigentum und Unternehmertum ausgerichteten Muslimbruderschaft Anders als die hierarchisch aufgebaute Muslimbruderschaft zeichneten sich die Salafisten durch dezentrale Netzwerkstrukturen aus die keine grosseren materiellen Ressourcen benotigten und in die neue Mitglieder bereits allein aufgrund ihrer ideologischen Bereitschaft aufgenommen wurden 300 Zudem gelang es den Salafisten die Muslimbruder bei vielen islamistischen Wahlern mit dem kompromittierten Mubarak Regime in Verbindung zu bringen und sich selbst als moralisch integre Alternative darzustellen 299 Schliesslich forderte besonders in Agypten private und offentliche Finanzierung vor allem der Golfmonarchien die Verbreitung salafistischer Ideen etwa uber Satelliten TV Kanale und vorwiegend in landlichen Regionen tatige Wohltatigkeitsorganisationen 300 Obwohl eine grundsatzliche Einigung existiert hatte die Rolle der Scharia in der neu auszuarbeitenden Verfassung so zu belassen wie es auch schon in Artikel 2 der alten Verfassung der Fall gewesen war wurde vor allem auf Drangen des salafistischen Spektrums im November 2012 der Zusatzartikel 219 in den Verfassungsentwurf eingefuhrt der festlegte dass die Scharia nach dem Koran und den vier geltenden sunnitischen Rechtsschulen des Islam definiert werden soll 288 290 301 302 303 304 Der Interpretationsspielraum der Scharia wurde damit gegenuber der alten Verfassung eingeschrankt Dies wird als ein Anlass dafur gewertet dass in der Folge das sakular orientierte Drittel aus der Verfassunggebenden Versammlung austrat 288 Die Nur Partei entwickelte sich stetig weiter setzte sich zunehmend von der Muslimbruderschaft und ihrer FJP ab 284 und wurde nahezu die einzige Kraft die im polarisierten Vorfeld des Putsches die beiden verfeindeten Lager zu einer Einigung aufforderte 304 Obwohl die Nur Partei in gesellschaftspolitischen Positionen deutlich konservativer als die Muslimbruderschaft war zeigte sie sich gegenuber der liberalen Opposition gesprachsbereiter Sie nahm zwar an den Massendemonstrationen gegen Mursi nicht teil sondern betonte die Legitimitat des gewahlten Prasidenten doch forderte sie Mursi unmissverstandlich auf Neuwahlen anzusetzen und bis dahin ein neutrales Technokratenkabinett zu bilden 284 304 Damit wurde das islamistische Lager gespalten und die Rucktrittsforderungen gegen Mursi konnten kaum mehr als Angriff auf die islamische Identitat des Landes dargestellt werden 284 304 womit die Muslimbruderschaft in der Vergangenheit erfolgreich mobilisiert hatte 284 Die ausdruckliche Befurwortung des Militarcoups vom 3 Juli 2013 durch die Nur Partei ihre kontinuierlichen Vorwurfe gegenuber der Muslimbruderschaft und ihre Kooperation mit sakularen Kraften nahmen viele Beobachter mit Uberraschung entgegen 300 Am Tag des Putsches standen Militarchef Sisi bei dessen Rede auf der Rednerbuhne auch Vertreter der Nur Partei zur Seite 7 8 9 Die Nur Partei als den Islam im Vergleich zur Muslimbruderschaft fundamentalistischer auslegende grosste agyptische salafistische Partei erhielt die Moglichkeit durch die Unterstutzung des Militarputsches und den Ausschluss der Muslimbruderschaft zur starksten islamistischen Kraft in einem neuen Parlament zu werden 171 304 Obwohl die Nur Partei bis dahin in die Anti Mursi Allianz integriert war erklarte sie aufgrund des Blutbades vom 8 Juli den Ruckzug aus den Verhandlungen zur Ubergangsregierung 305 306 Beobachter wie der agyptische Politikwissenschaftler Mustafa El Labbad sehen den Ruckzug der hauptsachlich von Saudi Arabien unterstutzten Salafisten jedoch als politische Taktik mit dem Ziel an dem in den eigenen Reihen erhobenen Vorwurf des Verrats des politischen Islams mit der Rechtfertigung entgegenzuwirken eine weitere Sakularisierung des Landes gestoppt und den Liberalen wertvolle Kompromisse abgerungen zu haben Fur ihr Ziel die Muslimbruderschaft zu uberflugeln wurden sie daher nicht aus der Koalition gegen die Muslimbruder austreten 293 Wahrend die von der Armee eingesetzte Ubergangsregierung mit grosser Harte gegen die Muslimbruder und ihre Verbundeten vorging wurde die Nur Partei die sich bereit erklart hatte an der Gestaltung der Ubergangsperiode mitzuwirken in der Folge von der staatlichen Repression ausgenommen 307 Vor dem Referendum uber die vom Militarregime neue erstellte Verfassung im Januar 2014 schloss sich die Nur Partei mit Anhangern des ehemaligen Mubarak Regimes zu einer unerwarteten Allianz zusammen Obwohl der neue Verfassungsentwurf festlegte dass es kunftig in Agypten keine politischen Parteien mit einer religiosen Identitat mehr geben darf warb somit die islamisch konservative Nur Partei als grosste Partei der ultraorthodoxe Stromung des Salafismus zusammen mit sakularen Agyptern fur ein Ja bei der Volksabstimmung wahrend andere politische Salafistenparteien und selbst moderatere islamische Parteien die neue Verfassung boykottierten Die Nur Partei beteiligte sich damit an der zwei bis drei Millionen US Dollar teuren PR Kampagne fur die neue Verfassung die noch vor Fertigstellung des Verfassungsentwurfs von dem Geruchten zufolge Husni Mubarak nahestehenden Werbemogul Tarek Nour und sechs weiteren prominenten aber anonym gebliebenen Geschaftsleuten gegrundet worden war und eine wichtige Legitimationsgrundlage fur das neue post islamistische Regime bot Kritiker bemangelten dass die Nur Partei der militargestutzten Ubergangsregierung mit ihrer Verbruderungsaktion den passenden Deckmantel bot um die einst machtige Muslimbruderschaft von der Wahl auszuschliessen den Putsch zu legitimieren und eine dem Regime genehme da lediglich kosmetische Opposition ohne tatsachlichen Einfluss auf die Politik zu bilden 308 Dschihadistische Salafisten Bearbeiten Im Gegensatz zu allen anderen salafistischen Gruppen befurworten und praktizieren die dschihadistischen Salafisten den bewaffneten Kampf als Mittel der politischen Veranderung 300 Bis weit in die 1990er Jahre dominierten international die Nationalisten in der dschihadistischen Bewegung wobei die agyptischen Gruppierungen ihre Avantgarde bildeten und sehr stark national ausgepragt waren Als der Kampf gegen das Regime Mubarak wahrend eines Aufstands in Agypten 1992 1997 als nicht gewinnbar erschien verzichteten die meisten Nationalisten fortan auf Gewalt und orientierten sich neu 309 Nur ein Teil der Dschihad Gruppe unter dem heutigen al Qaida Anfuhrer Aiman az Zawahiri entschied sich dazu den zum Heiligen Krieg uberhohten Kampf uber Agypten hinaus auf die USA auszuweiten und schloss sich der al Qaida an 309 Seit der sogenannten Revolution vom 25 Januar 2011 waren sie hauptsachlich auf dem Sinai aktiv Sie erklarten wiederholt dass ihre Aktionen allein gegen Israel gerichtet seien und forderten die agyptische Armee auf sie unbehelligt zu lassen Das Militar beschuldigte sie dagegen staatliche Gebaude Sicherheitseinrichtungen und Kirchen anzugreifen und Waffen zu schmuggeln Ihre Strukturen sind wenig bekannt doch gelten sie als attraktiv fur radikale Jugendliche die mit den islamistischen Bewegungen unzufrieden sind die sich am politischen Prozess Agyptens beteiligen 300 Vorgeschichte BearbeitenSiehe auch Arabischer Fruhling und Revolution in Agypten 2011 Um die auf den Arbeitsmarkt stromenden jungen Agypter wirtschaftlich auffangen zu konnen muss die jahrliche Wachstumsrate des agyptischen Bruttoinlandsprodukts nach Schatzungen von Okonomen mindestens 6 Prozent betragen 310 159 Vor dem Volksaufstand von 2011 hatte sie uber mehrere Jahre hinweg bei 7 Prozent gelegen Nach dem Sturz Mubaraks vom Februar 2011 waren jedoch die Tourismuseinnahmen niedergegangen und das auslandische Investment kollabiert 310 Fur Investoren abschreckend war nicht die Regierung der Muslimbruder als vielmehr Streiks und Demonstrationen 311 Sowohl die islamistisch als auch die nicht islamistisch gepragten postrevolutionaren Eliten haben nach Meinung des Nahost Experten Mudhoon in Agypten dabei versagt den politischen Einfluss des Militars das in Agypten traditionell die eigentliche Quelle der Macht war einzuschranken so dass es zu einer Ruckkehr des alten Systems mit einer bruchigen zivilen Fassade gekommen ist 159 Wahrend rund ein Drittel der Bevolkerung mit den Muslimbrudern und Prasident Mursi sympathisierte stutzten sich die Generale des Militars vor allem auf den sogenannten Tiefen Staat also die ehemaligen Mubarak Anhanger die weiterhin in Verwaltung Justiz und bei der Polizei Positionen einnahmen Diese Gruppen die seit der agyptischen Revolution von 2011 viel Macht und finanzielle Mittel verloren hatten drangten schon seit langerer Zeit auf eine Restauration und setzten auf einen neuen Regierungschef der durch eine Konterrevolution ein ahnliches System wie unter Mubarak installieren wurde 173 Mursi traf auf grossen Widerstand in den Institutionen Die Medien die Mursi nicht kontrollierte machten gegen ihn Front Das Establishment in Justiz und Burokratie behinderte seine Politik nach Kraften Das Verfassungsgericht loste 2012 das Parlament und die Verfassunggebende Versammlung auf wo die Muslimbruder die Mehrheit hatten Die standigen Versuche der Justiz die gewahlten Gremien aufzulosen konnten bereits als Anlaufe fur einen kommenden Putsch betrachtet werden 7 Nachdem sich Mursi dann im November 2012 per Selbstermachtigungsdekret uber die Justiz hinwegsetzte um aus Sicht der Muslimbruderschaft einem juristischen Staatsstreich zuvorzukommen 183 179 machte die Justiz in den Monaten danach gegen ihre Entmachtung mobil Medien Zivilgesellschaft und der alte Sicherheitsapparat agierten gegen die diktatorischen Vollmachten Markus Bickel FAZ die Mursi sich zunachst sicherte 1 183 und Anfang Dezember 2012 auf Druck der Opposition wieder annullierte 50 68 Schwachung gewahlter Gremien durch die Justiz zugunsten des Militarrats ab Juni 2012 Bearbeiten Nach dem Sturz Mubaraks bei der sogenannten Revolution von 2011 hatte der Oberste Militarrat unter Mohammed Hussein Tantawi in engem Kontakt zum Verbundeten USA die Macht ubernommen und die fortdauernden Proteste der Jugendbewegung aber auch koptischer Christen oft mit ausserster Brutalitat niedergeschlagen Den Aufstieg der Muslimbruderschaft uber demokratische Wahlen bremste der von Tantawi geleitete Militarrat mit einer Auflosung des Parlaments sowie Verfassungszusatzen die die Macht des ersten freigewahlten Prasidenten Mohammed Mursi einschrankten 312 Ablauf Bearbeiten Am 14 Juni 2012 erklarte das Oberste Verfassungsgericht die Wahl des Unterhauses fur ungultig und beschloss zwei Tage vor der Stichwahl zur Prasidentschaftswahl die Auflosung des Parlaments 53 43 Der Gerichtsprasident Faruk Sultan erklarte offiziell dass anstelle dessen der Militarrat die Legislative an sich ziehe bis Neuwahlen fur ein neues Unterhaus erfolgt seien 53 54 Zugleich entschied das Gericht dass eine Kandidatur des vom Militar als Prasidentschaftskandidat bevorzugten Ahmad Schafiq zur Stichwahl zulassig sei also des von Seiten der Muslimbruder als Vertreter des Militarrats erachteten Luftwaffenkommandeurs Luftfahrtministers und letzten Premiers im autoritaren System unter Prasident Mubarak Das Parlament hatte zuvor ein Gesetz gegen die politische Betatigung von Funktionstragern des alten Regimes angenommen die oberste Wahlkommission hatte es jedoch daraufhin fur nicht zustandig erklart 53 54 Nach den beiden Urteilen kam es vor dem Verfassungsgericht zu Zusammenstossen von Protestierenden mit den Sicherheitskraften 53 54 Agypten verfugte nun weder uber ein Parlament noch uber eine Verfassung wahrend der Oberste Militarrat sowohl die legislative als auch die exekutive Gewalt kontrollierte 54 Spater erklarte Mohammed Mursi als neuer Staatsprasident das Urteil zwar fur nichtig doch wurde es vom Verfassungsgericht erneut bekraftigt worauf Mursi schliesslich einlenkte 43 Bedeutung Bearbeiten Das Ereignis wurde als stiller Putsch des Militars gewertet 43 Beobachter wie Hamed Abdel Samad gingen davon aus dass die Entscheidungen der Justiz vom Militarrat gelenkt waren der wie das Verfassungsgericht und das gesamte Justizwesen den alten Mubarak Strukturen entsprochen habe Selbst ein Wahlsieg Mursis stellte demnach keine Beeintrachtigung der Macht des Militarrats dar bis nicht die Befugnisse des Staatsprasidenten in einer noch zu erarbeitenden Verfassung definiert wurden 313 So kontrollierte der Militarrat aufgrund der ihm mit den jungsten Verfassungsanderungen verliehenen Befugnisse auch nach dem Wahlerfolg Mursis bei der Stichwahl vom 24 Juni 2012 zum ersten demokratisch gewahlten Staatsprasidenten Agyptens 38 weiterhin den Gesetzgebungsprozess den Haushalt die Zusammensetzung der Verfassungsgebenden Kommission sowie die Inhalte der neuen Verfassung und somit de facto den gesamten verfassungsgebenden Prozess 56 Einschrankung der Justizgewalt und Antiregierungsproteste ab August 2012 Bearbeiten nbsp Tahrirplatz am 27 November 2012 Schauplatz mehrtagiger Anti Mursi Proteste seit dem 23 November 2012 gegen den neuen Verfassungsentwurf 314 Am 12 August 2012 erklarte Mursi die Vorrechte des Militars fur ungultig und setzte Zusatze der Verfassung ausser Kraft mit denen die prasidiale Macht zugunsten des Militars eingeschrankt war 50 61 Den Armeekommandeur und Verteidigungsminister Feldmarschall Mohammed Hussein Tantawi schickte er in den Ruhestand und bestellte Feldmarschall Abd al Fattah as Sisi als Nachfolger an die Spitze der Streitkrafte 61 43 312 Juristen kritisierten jedoch daraufhin Mursi habe damit seine Kompetenzen als Staatsprasident uberschritten 50 61 43 Mursis Entscheidung die Machtbefugnisse der Justizgewalt einzuschranken folgten am 22 November offentliche Unruhen die den Prasidenten zu einer Wende bei einigen Vorschlagen zwangen 38 50 62 63 Am 8 Dezember 2012 gab Mursi im Konflikt mit der Opposition nach und annullierte seine Sondervollmachten 50 68 Zuvor hatten Frauenrechtler Christen und Liberale den Verfassungstext der vom Verfassungskomitee am 29 November 2012 im Eilverfahren durchgebrachten Verfassung kritisiert worauf die Massenproteste weiter anhielten 50 65 66 67 Hauptartikel Verfassungsreferendum in Agypten 2012 Im Vorfeld des Verfassungsreferendums das von Mitte bis Ende Dezember 2012 stattfand versammelten sich bereits Tausende Demonstranten sowohl fur als auch gegen den Verfassungsentwurf zu Kundgebungen 315 Wahrend des Referendums stimmten schliesslich nahezu zwei Drittel der Bevolkerung fur den agyptischen Verfassungsentwurf der Regierung Hauptsachlich sakulare Kritiker bezeichneten das Dokument als Betrug an der Revolution Islamisten widersprachen dem dagegen 38 50 69 In der Folge kam es zu Massenprotesten mit teilweise todlicher Gewalt 59 Galerie Anti Mursi Demonstration auf dem Kairoer Tahrirplatz 30 November 2012 nbsp Tausende Anti Mursi Demonstranten auf dem Tahrirplatz 316 nbsp Vergleich Mursis mit den faschistischen Fuhrern Mussolini und Hitler 316 nbsp Nationalflagge und Stop America Transparent nbsp Anti Muslimbruderschaft Parolen skandierende Demonstranten 316 nbsp Demonstranten fordern die Muslimbruderschaft auf die Regierung zu verlassen 316 Galerie Anti Mursi Demonstration vor dem Prasidentenpalast in Kairo sowie Pro Mursi Demonstration 12 Dezember 2012 nbsp Versammlung von Gegnern des Verfassungsentwurfs in der Nahe des Prasidentenpalastes 315 nbsp Frauen skandieren Anti Mursi Slogans vor dem Prasidentenpalast 315 nbsp Wachsoldaten beim Prasidentenpalast wo sich Verfassungsentwurfgegner versammelt haben 315 nbsp Anti Mursi Demonstrant auf der Mauer die von der Republikanischen Garde errichtet wurde um Demonstrationen vom Prasidentenpalast fernzuhalten 315 nbsp Unterstutzer Mursis auf einer einige Kilometer vom Prasidentenpalast entfernten Grosskundgebung der Muslimbruderschaft 315 Unruhen im Januar 2013 Bearbeiten Ablauf Bearbeiten nbsp Unruhen im Januar 2013Im Januar 2013 gerieten ahnlich wie zur Zeit der Agyptischen Revolution von 2011 gegen Housni Mubarak immer grossere Teile Agyptens in Aufruhr Eine wachsende Anzahl von Menschen machte die Regierung fur die anhaltend schlechte Wirtschaftslage des Landes verantwortlich die dazu fuhrte dass sich finanzielle Reserven privater Haushalte erschopften die hohe Arbeitslosenquote und Inflation anhielt Unzufriedenheit resultierte auch aus den seit der Revolution in Agypten 2011 nicht reformierten Sicherheitskraften die einen ungebrochenen Hass in der Bevolkerung auf die Polizei auf sich zogen Politisch als liberal eingestufte Gruppen nahmen eine unversohnliche Haltung zu der Ende 2012 von der den politisch als Islamisten eingeordneten Gruppen per Volksentscheid durchgesetzten Verfassung ein die sie als Machtinstrument der Muslimbruder und nicht als Minderheiten und Andersdenkende mit einschliessende Dokumentation des breiten Volkswillens ansahen 317 Nicht nur in Kairo auf dem Tahrir Platz sondern in praktisch allen grossen Stadten des Landes ereigneten sich Strassenschlachten wurden Polizeiwachen angezundet Gefangene befreit und eskalierte die Gewalt 317 Am 26 Januar 2013 ergingen Todesurteile gegen 21 Fussballanhanger wegen der todlichen Stadion Katastrophe von Port Said im Februar 2012 318 bei der 74 Menschen getotet und mehr als 1000 verletzt worden waren 319 Vor dem Gericht in Kairo mussten sich von den insgesamt mehr als 70 Angeklagten auch neun Polizisten verantworten denen vorgeworfen wurde sie hatten die Tater gezielt gewahren lassen um die Anhanger von Al Ahli zu bestrafen der wahrend des Aufstands gegen Husni Mubarak und spater bei Protesten gegen den Militarrat eine wichtige Rolle zugunsten der Aufstandischen gespielt hatte 320 Nach der Urteilsverkundung versuchten Demonstranten Der Spiegel darunter auch Angehorige der Verurteilten zwei Polizeiwachen und ein Gefangnis zu sturmen und steckten ein Gebaude der Armee in Brand In Sues wurde das Hauptquartier der Polizei angegriffen 317 320 Infolgedessen starben uber 30 Menschen 320 Amnesty International kritisierte die exzessive und unverhaltnismassige Polizeigewalt und gab an in der Zeit vom 25 bis 27 Januar 2013 seien mindestens 45 Menschen gestorben und mehr als 1000 verletzt worden 321 322 In den seit dem 24 Januar anhaltenden Krawallen kamen bei Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und Sicherheitskraften bis zum 29 Januar uber 50 Menschen um Leben 70 Die UN gaben den Tod von 53 Menschen an 71 Infolge der Ereignisse rief Staatsprasident Mursi am 27 28 Januar in Port Said Sues und Ismailia den Ausnahmezustand und eine damit verbundene nachtliche Ausgangssperre fur einen Zeitraum von 30 Tagen aus 320 doch setzten sich die Unruhen fort 50 76 320 Gleichzeitig lud Mursi die Opposition in einer Fernsehansprache fur den 28 Januar zu Gesprachen ein Die agyptische Opposition lehnte in Teilen Mursis Gesprachsangebot ab Mohamed el Baradei schrieb auf Twitter ein Dialog sei Zeitverschwendung solange Mursi nicht die Verantwortung fur die Gewalt ubernehme und die Bildung einer Regierung der nationalen Rettung sowie eines ausgewogenen Verfassungsausschusses zusichere Auch der ebenfalls der oppositionellen Heilsfront angehorende Linke Hamdin Sabahi lehnte einen Dialog ab wenn nicht das Blutvergiessen beendet und die Forderungen des Volkes erfullt wurden 320 Am 1 Februar 2013 wurde ein Video veroffentlicht in dem zu sehen ist wie Polizisten mit Knuppeln auf einen Mann einprugeln ihm die Kleidung vom Leib reissen und ihn anschliessend zu einem Transporter schleifen Infolgedessen forderten die Demonstranten und die wichtigsten Oppositionsgruppen den Rucktritt des Staatsprasidenten Mursi teilte mit er sei schmerzerfullt angesichts dieser schockierenden Bilder lehne einen Rucktritt jedoch anders als sein Innenminister bestimmt ab 323 Der Schura Rat Oberhaus welcher seit der im Juli 2012 vom Verfassungsgericht verfugten Auflosung des Reprasentantenhauses die alleinige Gesetzgebungsbefugnis ausubte 324 325 bewilligte zusammen mit dem Kabinett Kandil ein Gesetz das die Armee vorubergehend uber die vom Ausnahmezustand betroffenen Gebiete hinausgehend landesweit mit polizeilichen Befugnissen ausstattete und Soldaten das Recht gab Zivilisten festzunehmen 71 70 Die Armee erhielt somit vorubergehend auch das Recht Ausgangssperren und Demonstrationsverbote zu verhangen 70 Zudem wurde die Festnahme aller Mitglieder des Schwarzen Blocks angeordnet einer erstmals bei den Protesten zum zweiten Jahrestag der Revolution in Erscheinung getretenen Gruppe unter den Demonstranten die nach Angaben der Staatsanwaltschaft bei den Krawallen im Januar besonders auffallig geworden war und unter dem Verdacht stand eine terroristische Vereinigung mit dem Ziek gebildet zu haben die islamistische Regierung zu sturzen 71 Wissenschaftliche Bewertung der Vorwurfe gegen Mursi Bearbeiten Stephan Roll gab fur die Stiftung Wissenschaft und Politik am 29 Januar 2013 in Bezug auf die wichtigsten Punkte der heftigen Kritik an Prasident Muhammad Mursi eine die komplexe Sachlage in Agypten berucksichtigen sollende Einschatzung 326 Sowohl von der agyptischen Opposition als auch im Ausland wurde Mursi scharf kritisiert er habe sich im November 2012 per Dekret uber das Gesetz gestellt und hierdurch ein absehbares Eingreifen der Judikative in den Verfassungsgebungsprozess unterbunden und durch die Aufhebung der Gewaltenteilung gegen demokratische Grundregeln verstossen 326 Roll bezeichnete den Vorwurf als nicht ganz stimmig Da Agypten bis zu diesem Zeitpunkt keine Demokratie sei und weite Teile der Judikative dem autoritaren Mubarak Regime entstammten reichten die ublichen demokratischen Massstabe fur eine angemessene Bewertung nicht aus Mursis Vorgehen hatte zwar besser kommuniziert werden mussen doch seien die Massnahmen allerdings von Anfang an zeitlich befristet gewesen und nach Inkrafttreten der neuen Verfassung stehe der Prasident auch nicht mehr uber dem Gesetz Deshalb durfe Mursis Einfluss auf Gerichtsprozesse wie den zur Aufarbeitung des Fussball Massakers in Port Said nicht uberbewertet werden 326 Mursis wurde vorgeworfen nicht mit der Opposition zu verhandeln und die von der Opposition und westlichen Regierungen geforderte Inklusion aller politischen Krafte in den Verfassungsgebungsprozess vernachlassigt zu haben 326 Roll bestatigte einerseits dass Mursi seit Beginn seiner Prasidentschaft zu wenig auf die nicht islamistische Opposition zugegangen sei die er sowohl im Verfassungsgebungsprozess als auch bei der Regierungsbildung hatte versuchen mussen glaubwurdig einzubeziehen Andererseits habe die Opposition dies Mursi auch selbst erschwert wie mit dem wenig konstruktiven Boykott der verfassunggebenden Versammlung durch die Opposition ab September 2012 Zudem sei die neue Verfassung ohnehin bereits ein Kompromiss zwischen vollig kontraren Positionen In ihr wurden nicht nur wichtige Positionen sakularer liberaler und linker Parteien und Gruppierungen sondern ebenso fundamentalistischen Positionen des salafistischen Spektrums das einen nicht unwesentlichen Teil der Bevolkerung reprasentiert fehlen oder beschrankt enthalten sein Teile der Opposition die sich in der Nationalen Heilfront zusammengeschlossen haben wurden dagegen Maximalforderungen vertreten die ohne Gesichtsverlust des Prasidenten nicht umzusetzen seien 326 Der mit der Zeit zentral erhobene Vorwurf der Opposition bestand darin Mursi sei nicht der Prasident aller Agypter sondern der Muslimbruder 326 Roll bestatigt einerseits dass Mursi den Wahlsieg nicht genutzt habe um uber Parteigrenzen hinweg und von politikverdrossenen Teilen der Bevolkerung unterstutzt zu werden sondern seine politischen Entscheidungen vor allem mit zentralen Fuhrungspersonen der Muslimbruderschaft abgestimmt habe Selbst knappe Wahlsiege seien in demokratischen Wahlen jedoch andererseits keine Seltenheit und die Wahl sei fur agyptische Verhaltnisse frei und fair gewesen was auch vom uberwiegenden Teil der Opposition akzeptiert werde 326 Mursi wurde vorgeworfen sich mit dem Militar verbundet zu haben Zudem wurde die Auswechslung eines Grossteils der Militarfuhrung durch Mursi im August 2012 als Entmachtung des Militars interpretiert 326 Roll bestatigte einerseits die Auswechslung von Teilen der Militarfuhrung Andererseits habe die neue Verfassung aber gezeigt dass das Militar eine weitgehende Autonomie behielt und Mursi nicht ohne Weiteres Einfluss auf interne Angelegenheiten der Streitkrafte wie beispielsweise in Personal oder Finanzfragen ausuben konnte Er schloss daraus auf ein Machtteilungsarrangement zwischen der Muslimbruderschaft und der Militarfuhrung Dieses Arrangement sei zwar fur einen demokratischen Staat hoch problematisch und die Kritik der Opposition daran berechtigt doch sei es fraglich ob eine Entmachtung des Militars in der gegebenen Situation moglich gewesen ware 326 Fur viele westliche Kritiker Mursis war der Vorwurf am problematischsten dass Mursi ein Antisemit sei 326 Roll bestatigt dass Mursi in seiner Vergangenheit als Funktionar der Muslimbruderschaft durch antisemitische Ausserungen aufgefallen war und dies spater damit gerechtfertigt hatte dass seine Ausserungen im Kontext seiner Kritik an Israels Politik gegenuber den Palastinensern gesehen werden mussten Andererseits seien Mursis Ausserungen in der agyptischen Mehrheitsgesellschaft nicht als Problem gesehen worden sondern fanden im Gegenteil die Unterstutzung weiter Teile der nicht islamistischen Opposition Mursi musse aber vielmehr an seinen konkreten Handlungen gemessen werden nach denen er sich gegenuber Israel ausserst pragmatisch gezeigt habe und im Gaza Konflikt zwischen Israel und der Hamas einen Waffenstillstand vermitteln konnte zumal er im Gegensatz zu Husni Mubarak auch das Vertrauen der palastinensischen Hamas geniesse und dem Westen beim Voranbringen des Nahost Friedensprozesses behilflich sein konne 326 Unruhen Ende Juni Anfang Juli 2013 Bearbeiten Hauptartikel Militarputsch in Agypten 2013 Die Massendemonstrationen vom 30 Juni 2013 und die Entmachtung von Prasident Mursi beruhten massgeblich auf dem Wirken von Mubarak Anhangern von agyptischen Geheimdiensten und der agyptischen Armee Die Mitglieder dieser als Saulen der Macht angesehenen Kreise hielten sich seit der agyptischen Revolution von 2011 zuruck und warteten auf die Gelegenheit einer Ruckkehr in ihre Machtpositionen 260 nbsp Der als reichster Mann Afrikas bekannte Naguib Sawiris verliess das Land nach Anklage wegen Korruption und Vorteilsnahme und kehrte unmittelbar nach dem Putsch zuruck 327 Die Absetzung des Prasidenten Mursi durch das agyptische Militar Anfang Juli 2013 erfolgte zwar nach politischem Druck durch Demonstrationen und Protestaktionen 188 Die Entscheidung zum Sturz Mursis traf die Militarfuhrung jedoch bereits Tage vor den Massenprotesten 90 Im Hintergrund wirkten letztendlich etablierte Interessengruppen wie die Unternehmerelite die uber Monate hinweg auf das politische Scheitern der Muslimbruderschaft hingearbeitet hatten 188 Es wurde angezweifelt dass die Unterschriftenaktion gegen Mursi tatsachlich von einem Netzwerk von Jugendaktivisten allein organisiert worden sein kann 182 Es existieren Berichte nach denen die Initiative vom Militar und den Geheimdiensten unterstutzt wurde 166 Der Darstellung der Organisatoren von Tamarod nach sollte das Netzwerk angeblich in weniger als drei Monaten 22 Millionen Agypter veranlasst haben den sofortigen Rucktritt des Staatsprasidenten zu fordern doch wurden die Unterschriften der Aktion welche die entscheidenden Massenproteste ausgelost hatte von keiner unabhangigen Kraft gezahlt 182 Stattdessen trat der als reichster Mann Agyptens geltende Unternehmer Naguib Sawiris ein Angehoriger der koptischen Christen in seinem Fernsehsender ONTV auf und gab an er habe Tamarod die Infrastruktur seiner Muslimbruderschaft kritischen Partei der Freien Agypter fur die Organisation ihrer Aktion zur Verfugung gestellt 182 201 Auch die Verfassungsrichterin Tahani al Gebali eine Juristin aus der Mubarak Zeit hatte sich der New York Times zufolge in die Dienste von Tamarod gestellt und bei der Formulierung der Forderungen geholfen 182 Schon ein Jahr vor dem Putsch hatte die New York Times berichtet dass die Spitzenrichterin Gebali mit den fuhrenden Generalen zusammengearbeitet habe um den Aufstieg der Islamisten zu blockieren 231 Die Mursi Regierung die in der Bevolkerung abnehmende Unterstutzung fand konnte dem Widerstand dieser Interessengruppen und damit auch der Unternehmerelite nicht standhalten 188 Beobachter sahen das plotzliche Auftreten von Versorgungsengpassen bei Strom Benzin und Gas wahrend Mursis letzter Amtstage vor dem Putsch als Hinweis darauf an dass Anhanger des alten Regimes alles daran setzten das Volk gegen den Prasidenten aufzubringen 182 Die Masse der Menschen demonstrierte Ende Juni 2013 gegen die Regierung nicht aufgrund von beeintrachtigten Menschenrechten wie Polizeifolter verhafteter Oppositioneller oder beschrankter Pressefreiheit sondern aufgrund von Versorgungsengpassen wie Strom und Wasser Ausfallen Lebensmittelteuerung und Benzinverknappung sowie aufgrund von Arbeitslosigkeit 328 Der Umstand dass seit dem Putsch unvermittelt wieder Benzin an den Tankstellen zur Verfugung stand 90 182 329 die Stromausfalle endeten und auch die Polizei die Mursi wahrend seiner Prasidentschaft ein Jahr lang offen boykottiert und so den rapiden Anstieg der Strassenkriminalitat befordert hatte wieder ihre Arbeit aufnahm wurde als Hinweis gedeutet dass der Militarputsch lange vorausgeplant war und die Entmachtung der Ruckkehr des alten Systems diente In gleicher Weise wurde auch die von Beobachtern konstatierte ungewohnlich hohe Aktivitat des Inlandsgeheimdienstes in der betroffenen Phase gewertet 182 und die Nachricht dass bereits einen Tag nach dem Putsch mehrere Grossinvestitoren angekundigt haben wieder in Agypten zu investieren 329 Darunter auch Naguib Sawiris der versprach seine Familie werde in Agypten investieren wie niemals zuvor 310 330 Antiregierungsaktionen Bearbeiten nbsp Anti Mursi Protestmarsch in Kairo am 28 Juni 2013 nbsp Anti Mursi Graffiti auf einer Wand in Kairo am 2 Juli 2013Ende Juni 2013 verstarkten sich die andauernden Proteste gegen Mursis Politik erneut Ein Ausloser war dass Mursi am 17 Juni neue Gouverneure fur 17 der 27 agyptischen Gouvernements ernannt hatte von denen sieben der islamistischen Muslimbruderschaft angehorten Insbesondere wurde gegen die Ernennung Adel al Chajats eines fruheren Mitglieds der ehemaligen Terrorgruppe Gamaa Islamija zum Gouverneur fur die Tourismusregion Luxor protestiert Kritiker furchteten eine vollstandige Machtubernahme der Muslimbruder und negative Folgen fur den Tourismus 331 Eine allgemeine Anspannung der Lage in Agypten ging auf die massiven wirtschaftlichen Probleme Agyptens zuruck die dazu fuhrten dass viele Burger arbeitslos waren kaum genug Geld fur Lebensmittel hatten und das Alltagsleben durch Versorgungsengpasse wie etwa durch Benzinknappheit erschwert wurde 332 Viele Agypter machten die regierende Partei Mursis fur den Anstieg von Arbeitslosigkeit Kriminalitatsrate und Lebensmittelpreise und den Ende Juni herrschenden Mangel an Benzin sowie die luckenhafte Stromversorgung verantwortlich 333 Die Gegner Mursis warfen ihm vor allein die Interessen der Muslimbruderschaft zu vertreten Zudem kritisieren sie dass er es nicht geschafft habe die Wirtschaft wieder in Gang zu bekommen um die Inflation zu bekampfen Zudem sei die fur Agypten bedeutende Tourismusindustrie weiterhin eingebrochen 334 Mursi fuhrte die Probleme auf die Hinterlassenschaften des alten Regimes und die Storversuche der Opposition zuruck und entgegnete den Vorwurfen Fur Wirtschaftswachstum brauchen wir politische Stabilitat 333 Bereits seit deinem Amtsantritt war Mursi wegen seiner Wirtschaftspolitik und seines als zunehmend autoritar wahrgenommenen Regierungsstils immer starker kritisiert worden 6 Am 29 Juni 2013 wurde der Tod mehrerer Menschen bei Angriffen auf Buros der Muslimbruder in mehreren Stadten gemeldet 332 Die Kampagne Tamarod die nach unuberpruften eigenen Angaben im Rahmen eines Protestaufrufs uber 22 Millionen Unterschriften fur den Rucktritt von Mursi und eine vorgezogene Prasidentschaftswahl gesammelt haben wollte rief am 30 Juni 2013 auch zu Massenprotesten anlasslich des ersten Jahrestages von Mursis Amtsubernahme auf 84 335 336 337 Nach Medienberichten von Februar 2014 raumten die Anfuhrer der vom koptischen Milliardar Naguib Sawiris finanzierten und bis in ihre Organisationsspitze hinein von der agyptischen Staatssicherheit infiltrierten Tamarod Bewegung spater ein dass die Anzahl dieser bei keiner unabhangigen Stelle vorgelegten oder von einer solchen zertifizieren Petitions Unterschriften gegen Mursi nicht 22 Millionen sondern maximal 8 5 Millionen betragen hatte 200 Am 30 Juni 2013 dem ersten Jahrestag von Mursis Amtsantritt als Staatsprasident kam es in Agypten mit mehr als einer Million Protestteilnehmern zu den grossten Demonstrationen seit dem Sturz Husni Mubaraks auf denen sein Rucktritt gefordert wurde 84 Aus Armeekreisen wurde behauptet es konnten bis zu 14 Millionen Menschen an den Protesten teilgenommen haben Aktivisten bezeichneten die Proteste als grosste politische Kundgebung in der Geschichte der Menschheit und gaben mehr als 30 Millionen Teilnehmer an 84 Bis ins Jahr 2014 kursierte die von Beobachtern als vollig unrealistisch erachtete Anzahl von uber 30 Millionen Anti Mursi Demonstranten am Vorabend des Militarputsches in den Offentlichkeit 200 Ultimatum von Tamarod Bearbeiten Tamarod forderte Mursi am 1 Juli 2013 in einem Ultimatum auf bis zum 2 Juli um 17 Uhr die Macht abzugeben und es den Behorden zu ermoglichen eine vorgezogene Prasidentschaftswahl zu organisieren und drohte anderenfalls mit einer Kampagne des vollstandigen zivilen Ungehorsams 85 86 84 Militarputsch Bearbeiten Hauptartikel Militarputsch in Agypten 2013 nbsp Tawadros II Koptischer Papst nbsp Ahmed Tayeb Scheich al Azhar nbsp Mohammed el Baradei Nationale Heilsfront Chef Anders als im Februar 2011 trat die Armee wahrend des Militarputsches nicht als Machtinhaber auf sondern prasentierte sich als des Alte beendende und das Neue ermoglichende Instanz Dem Generalstabschef Sisi standen bei seiner Ansprache zum Putsch die Oberhaupter der koptischen Kirche der islamischen al Azhar Institution der linksliberale Oppositionsfuhrer Mohammed el Baradei die Initiatoren der Tamarod Bewegung und selbst die Salafisten der radikal islamistischen Nur Partei Nur Partei zur Seite 7 8 9 Nach dem Putsch gegen Mursi wurde eine Ruckkehr der alten Eliten beobachtet die sich zunachst noch hinter der Militarfuhrung hielten jedoch bereits die Wiederherstellung der alten wirtschaftlichen Verhaltnisse anstrebten 173 In der vom Militar nach dem Putsch eingesetzten Interimsregierung waren vorwiegend Politiker und Technokraten vertreten die dem Unternehmerlager nahestanden so dass Interessenwahrung der Grossunternehmer im weiteren Verlauf des politischen Ubergangsprozesses personell angelegt war 188 Der Interimsregierung gehorten nach dem Putsch wieder viele bekannte Personlichkeiten aus der Mubarak Ara an eine Ministerin war schon unter Mubarak Mitglied der Fuhrungsriege der damaligen Regierungspartei Auch die meisten Provinz Gouverneure stammten wie unter Mubarak wieder aus dem Polizei und Militarapparat Der neuen faktisch von Armeechef Abd al Fattah as Sisi gefuhrten Allianz gehorten zudem die Wirtschaftseliten und ein grosser Teil der Politiker an die nach der Revolution prominent geworden waren Sisi selbst wurde schnell fur eine Prasidentschaftskandidatur vorgeschlagen und diskutiert Zugleich verstarkte sich mit der vorlaufigen Freilassung von Husni Mubarak der Eindruck dass samtliche staatlichen Institutionen hinter diesem standen und halfen Beweise fur in seiner Verantwortung stehende Verbrechen zu vernichten oder zu verdecken wahrend der gesamte Staatsapparat gegen Mursi arbeitete 260 Putschverlauf Bearbeiten Nach gewalttatigen und bewaffneten Attacken von Regierungsgegnern am 30 Juni 2013 gegen die Zentrale der Muslimbruderschaft der Sturmung Plunderung und Inbrandsetzung des Hauptsitzes der Muslimbruderschaft durch Regierungsgegner und der Inbrandsetzung der Zentrale der Wasat Partei in Kairo am 1 Juli 2013 durch sogenannte Demonstranten 85 338 84 starben vom 30 Juni bis zum Nachmittag des 1 Juli nach offiziellen Angaben landesweit 16 Menschen 84 339 86 davon acht bei Auseinandersetzungen und Schiessereien vor dem Hauptquartier der Muslimbruderschaft in Kairo 84 Das agyptische Militar stellte daraufhin ein Ultimatum und forderte die politische Fuhrung des Landes dazu auf den Konflikt binnen 48 Stunden zu losen und die Forderungen des Volkes zu erfullen 84 Vor der Universitat Kairo versammelten sich daraufhin tausende Islamisten um gegen das von dem Militar gestellte Ultimatum zu protestieren Es kam zu schweren Zusammenstossen zwischen Anhangern Mursis und Sicherheitskraften 340 In der Nacht auf den 3 Juli forderten Auseinandersetzungen nach offiziellen Angaben insgesamt mindestens 22 Tote 341 342 343 die meisten davon bei einem einzigen Vorfall in der Nahe der Universitat Kairo bei dem 16 Menschen ums Leben kamen 340 343 342 341 Am 3 Juli 2013 ubernahm das Militar mit Ablauf des Ultimatums die Macht in Agypten und umzingelte mit Armeepanzern den Prasidentenpalast 344 Am Abend kam es bei den beiden grossen Pro Mursi Kundgebungen in Nasr City und nahe der Universitat von Kairo sowie in Heliopolis zu einem massiven Truppenaufgebot 87 5 nbsp Abd al Fattah as Sisi galt als fuhrende Figur hinter dem Militarcoup und der Einsetzung der zivilen Ubergangsregierung 345 und als De facto Machtinhaber in Agypten nach dem Putsch 121 Verteidigungsminister und Militarchef Abd al Fattah as Sisi verlas am Abend des 3 Juli eine Stellungnahme im Fernsehen in Gegenwart und mit Zustimmung des muslimischen Topklerikers und Grossimams der al Azhar Moschee Ahmed Tayeb des Papstes der agyptischen koptischen Kirche Tawadros II und des Oppositionsfuhrers Mohammed el Baradei mit denen er sich vor Ablauf des Militarultimatums in einem Treffen beraten hatte 341 344 4 346 9 Das Militar hatte demnach die agyptische Verfassung ausser Kraft gesetzt 5 den demokratisch gewahlten Staatsprasidenten Mohammed Mursi abgesetzt 87 den Prasidenten des Obersten Verfassungsgerichts Adli Mansur als Interimsprasidenten des Landes eingesetzt 16 347 348 3 und zusammen mit Politikern und anderen offentlichen Personen einen politischen Fahrplan beschlossen 87 Die Ankundigungen Sisis aus der TV Rede als politische road map beinhalteten die Bildung einer starken und fahigen Regierung die weitgehende Befugnisse haben und alle nationalen Krafte einschliessen werde 2 wobei Agypten eine aus Technokraten Interimsregierung erhalten solle 5 87 die Bildung eines Gremiums das die mit dem Putsch ausser Kraft gesetzte Verfassung uberarbeiten soll 2 sowie am Ende des Ubergangsprozesses vorgesehene Neuwahlen 87 sowohl fur die Prasidentschaft 3 5 als auch fur das Parlament 3 Wortlich versicherte Sisi in seiner Erklarung die Armee will nicht an der Macht bleiben 87 4 Damit war Mursi nicht weiter im Amt des Staatsprasidenten sondern Agypten wurde von einer Ubergangsregierung unter der Kontrolle des Militars und unter Vorsitz des Prasidenten des Verfassungsgerichtes beherrscht 4 Mursi wurde vom 3 Juli 2013 bis zu Beginn eines gegen ihn gerichteten Prozesses am 4 November 2013 an einem nicht bekannt gegebenen Ort festgehalten 24 Folgeereignisse Bearbeiten Die US amerikanische Regierung vermied die Bezeichnung Putsch 349 ebenso wie die neuen agyptischen Machthaber 350 351 Seit dem Sturz Mursis durch das Militar vom 3 Juli 2013 stellten sich die agyptischen Massenmedien die noch berichten durften einhellig auf die Seite des Militars und gegen die Muslimbruder 352 353 Pro islamistische Fernsehsender wurden geschlossen Journalisten festgenommen oder eingesperrt und ihre technische Ausrustung beschlagnahmt 353 Journalisten die positiv von den Pro Mursi Demonstrationen berichten gerieten unter Druck 352 Die Sichtweise der Muslimbruder wurde nach dem Putsch von den agyptischen Medien nahezu vollig ignoriert 354 Die Armee etablierte sich wieder fest als permanente uberpolitische Kontrollinstanz 355 nbsp Pro Mursi Demonstranten in Damiette am 5 Juli 2013Nach dem Sturz von Prasident Mohammed Mursi setzen die agyptischen Sicherheitsbehorden die Islamisten massiv unter Druck Die grosse Anzahl an Verhaftungen die Intransparenz der Behorden und die Geschwindigkeit der Ereignisse trugen dazu bei dass agyptische Menschenrechtsorganisationen Schwierigkeiten hatten die Verhaftungen und sonstige repressive Massnahmen zu dokumentieren Beobachter vermuteten dass Vertreter des Innenministeriums versuchten eigene Vergehen den Muslimbrudern anzulasten Gamal Eid Direktor von Arabic Network for Human Rights Information ANHRI kritisierte dass das Innenministerium selbst Fehler aus der Zeit unter Mubarak abstritt und stattdessen jegliches Verschulden den Muslimbrudern zurechnete 356 Es kam zum einen zu Festnahmen von Fuhrungsmitgliedern und zum anderen zu willkurlichen Massenverhaftungen von Unterstutzern der Islamisten 356 Vom 30 Juni bis zum 5 Juli 2013 erhohte sich die Zahl der Toten auf 90 357 Der am 4 Juli 2013 als Interimsprasident vereidigte Adli Mansur loste am 5 Juli in seinem ersten Dekret das bisherige Ubergangsparlament den Shura Rat auf in dem Muslimbruder und Salafisten eine Zweidrittelmehrheit besassen 358 359 Zudem ernannte Mansur einen neuen Geheimdienstchef 359 Spater legte Mansur einen Zeitplan vor der zunachst die Uberarbeitung der Verfassung und anschliessend Parlamentswahlen innerhalb von sechs Monaten vorsah 360 Nach dem Zusammentreten des Parlaments sollten dann Prasidentschaftswahlen folgen 361 362 nbsp Ausgewahlte Orte im Zusammenhang mit blutig niedergeschlagenen Protesten von Pro Mursi Demonstranten rot in Kairo nach dem Militarputsch vom 3 Juli 2013 140 14 8 Juli Protestcamp auf dem Gelande der Republikanischen Garde27 Juli Protestcamp vor der Rabiʿa al ʿAdawiyya Moschee14 August Protestcamps vor der Rabiʿa al ʿAdawiyya Moschee und am Al Nahda Platz16 August Ramses Platz und 15 Mai Brucke6 Oktober u a Marsche von Dokki und Ramses Platz mit Al Fetah Moschee zum Tahrir Platz nbsp Das Anti Putsch Sit in an der Rabiʿa al ʿAdawiyya Moschee wo bereits seit uber einem Monat Pro Mursi Demonstranten in Zelten ubernachteten vor der Sturmung durch die Sicherheitskrafte 363 Am 8 Juli 2013 erfolgte die Massentotung von uber 50 Mursi Anhangern des Protestcamps vor dem Hauptquartier der Republikanischen Garde durch agyptische Sicherheitskrafte 364 305 365 bei der auch zwei Polizisten und ein Soldaten ums Leben kamen 366 Nach westlicher Einschatzung handelte es sich um das bis dahin blutigste staatlich gefuhrte Massaker seit dem Sturz von Husni Mubarak 366 und um einen der blutigsten Vorfalle in der jungeren Geschichte Agyptens 367 Die ultrakonservative Partei des Lichts der radikal islamistischen Salafisten die bis dahin auf Seiten der Anti Mursi Allianz stand erklarte daraufhin ihren Ruckzug aus den Verhandlungen uber eine Ubergangsregierung 368 und begrundete die Entscheidung als Reaktion auf das Massaker 305 306 Installation einer Ubergangsregierung durch das Militar Bearbeiten nbsp Hasim al Beblawi wurde nach dem Putsch vom Militar als Interims Premierminister Agyptens eingesetzt In der Nacht auf den 16 Juli 2013 an dem die Vereidigung der Ubergangsregierung stattfand wurden erneut sieben Mursi Anhanger bei Protesten getotet 369 370 Seit dem Militarputsch gegen Staatsprasident Mursi waren zu diesem Zeitpunkt innerhalb von zwei Wochen mindestens 92 Menschen getotet worden 369 Durch die Vereidigung der demokratisch nicht legitimierten Ubergangsregierung 371 am 16 Juli 2013 erhielt Militarchef Abd al Fattah as Sisi einen einflussreichen Posten in der Ubergangsregierung und deutlich mehr Befugnisse 370 369 Neben dem Verteidigungsressort ubernahm er nun auch den Posten des ersten Stellvertreters von Interims Ministerprasident Hasim al Beblawi 370 Der bereits am 9 Juli 2013 als Interimsministerprasident der Ubergangsregierung mit Unterstutzung der Putschfuhrung eingesetzte liberale Okonom Hasim al Beblawi 372 373 hatte bereits 2011 drei Monate als sozialdemokratischer Finanzminister amtiert ehe er wegen eines Massakers von Sicherheitskraften an Demonstranten zuruckgetreten war 371 Die 33 Mitglieder des Kabinetts gehorten uberwiegend dem liberalen politischen Lager an oder waren nicht parteigebundene Fachleute 374 Keine der beiden islamistischen Parteien welche die Vorgangerregierung unter Prasident Mursi gestutzt hatten und seit dem Volksaufstand von 2011 gemeinsam funf Wahlen gewonnen hatten zwei Parlamentswahlen eine Prasidentenwahl sowie zwei Verfassungsreferenden war an der neuen Regierung beteiligt 369 Zusammensetzung der militargestutzten Interimsregierung Kabinett Beblawi Hauptartikel Kabinett Beblawi Adli Mansur 375 Interims Prasident VakantInterims Vizeprasidentbis 14 August 2013 238 Mohammed el Baradei 376 Hasim al Beblawi 375 Interims Ministerprasident Rucktrittsgesuch eingereicht Februar 2014 377 Abd al Fattah as Sisi 375 StellvertretenderInterims Ministerprasident Ziad Bahaa El Din 375 StellvertretenderInterims Ministerprasident bis Mitte Januar 2014 378 32 Minister Blau zivil Gelb Militar Grun zivil und MilitarMilitargestutzte Ubergangsregierung Kabinett Beblawi Bearbeiten Hauptartikel Staatskrise in Agypten 2013 2014 Kabinett Beblawi Mit dem am 16 Juli 2013 vereidigten Kabinett Beblawi dem der Militarchef Abd al Fattah as Sisi selbst als Verteidigungsminister angehorte setzte das agyptische Militar eine anti islamistische und nicht gewahlte Ubergangsregierung unter Interimsministerprasident Hasim al Beblawi ein wahrend der Militarchef Sisi als tatsachlich entscheidender machtpolitischer Akteur hinter Putsch und Ubergangsregierung angesehen wird 1 Krisenerscheinungen wahrend der Regierung Beblawi Bearbeiten nbsp Leichen von Mursi Anhangern die wahrend der Intervention der Sicherheitskrafte am 27 Juli 2013 getotet wurden 379 nbsp Leichen nach der Zerschlagung des Rabiʿa Sit ins durch Sicherheitskrafte am 14 August 2013 nbsp In Solidaritat mit den Opfern der gesturmten Protestlager verwenden Demonstranten in Kairo das R4bia Zeichen 23 August 2013 380 nbsp Al Azhar Universitat in Kairo 11 Dezember 2013 381 Studenten gegen den Putsch Proteste erfassten seit September 2013 die grossen Universitaten 100 382 nbsp Pro Sisi Demonstrant mit Sisi Portrat auf dem Tahrir Platz am blutigen dritten Jahrestag des Volksaufstands 25 Januar 2014 383 Wahrend der Regierungszeit des Kabinetts Beblawi eskalierte die Staatskrise in Agypten Seit dem Putsch hielten Proteste von Gegnern des Putsches vor allem Unterstutzer des gesturzten Prasidenten an Es kam zu blutigen Zusammenstossen und Massentotungen bei denen weit uber tausend Menschen weitgehend zivile Putschgegner und Mitglieder der Muslimbruderschaft von den Sicherheitskraften erschossen wurden 16 Unter anderem ereigneten sich Massentotungen von Demonstranten durch Sicherheitskrafte am 27 Juli 2013 in der Nasr Strasse in Kairo nach unabhangigen Quellen 95 140 14 oder 109 134 getotete Demonstranten 1 getoteter Polizist 140 14 14 August 2013 bei der Zerschlagung der Sit ins der Muslimbruderschaft am Nahda und am Rabiʿa al ʿAdawiyya Platz in Kairo nach unabhangigen Quellen bis zu oder uber 1000 140 14 384 134 385 beziehungsweise 1400 Anmerkung 1 getotete Demonstranten 9 getotete Polizisten 140 14 am 16 August 2013 in Kairo mindestens 120 Tote 2 getotete Polizisten 140 14 und am 6 Oktober 2013 bei der Auflosung der Marsche von Dokki und Ramses Platz zum Tahrir Platz in Kairo mindestens 57 getotete Demonstranten 140 14 Einige der schwerwiegendsten Gewalttaten in Agypten seit der gewaltsamen Auflosung der zwei Pro Mursi Sit ins am 14 August 2013 die Human Rights Watch den schwersten Vorfall widerrechtlicher Totungen in der neueren Geschichte Agyptens genannt hatte ereigneten sich am 25 Januar 2014 dem dritten Jahrestag des Volksaufstands von 2011 115 386 als nach unabhangigen Quellen 108 Menschen vornehmlich Muslimbruder 387 getotet wurden 115 Den Machthabern wurde Straffreiheit bei Verbrechen gegen Mursi Anhanger vorgeworfen Nach Rucktritt des Kabinetts Beblawi erging im Marz 2014 das erste und bisher einzige Gerichtsurteil im Zusammenhang mit den Aufstanden in Kairo vom Sommer 2013 und deren Niederschlagung in oft brutalen Einsatzen der Sicherheitskrafte bei denen mindestens 1400 Menschen teilweise durch systematische Erschiessungen getotet worden waren 17 Es erfolgte als Haftstrafe gegen einen Polizisten der fur schuldig befunden wurde den Tod von 37 Untersuchungsgefangenen wahrend des Polizeigewahrsams verschuldet zu haben Die militargestutzte Ubergangsregierung verhangte Mitte August 2013 einen letztendlich dreimonatigen Ausnahmezustand der Behorden und Einsatzkraften Sonderrechte beim Vorgehen gegen Proteste und Versammlungen verlieh und die Arbeit der Medien im Land bei gleichzeitigen Propagandakampagnen gegen die Muslimbruderschaft erschwerte 18 19 Der Vizeinterimsprasident Mohammed el Baradei trat aus Protest gegen die Staatsgewalt zuruck und entzog sich einer Verhaftung durch Flucht ins Ausland Die Pressefreiheit wurde auch nach Ende des Ausnahmezustands durch restriktive Gesetzgebung eingeschrankt wahrend die militargestutzte Ubergangsregierung eine Staatskampagne gegen auslandische Medien fuhrte Nach unabhangigen Zahlungen wurden mehr als 21 000 Menschen vornehmlich Mursi Anhanger verhaftet 388 389 390 die Fuhrungsspitze der Muslimbruderschaft inhaftiert 20 und Tausende Muslimbruder festgenommen Samtliche Organisationen der Muslimbruderschaft wurden verboten ihr Vermogen konfisziert 21 und die Organisation schliesslich von Seiten der Ubergangsregierung zur terroristischen Vereinigung erklart 391 Noch vor Mitte Januar 2014 erreichte die Zahl der Todesopfer seit dem Militarputsch nach unabhangigen Zahlungen 2665 135 Die US Regierung die den Putsch zunachst gerechtfertigt hatte fror im Oktober 2013 Teile der Militarhilfe an Agypten vorerst ein 29 30 31 Der Ubergangsregierung Beblawi wurde vorgeworfen die nach dem Putsch sprunghaft angestiegenen Terroranschlage 134 385 im Land nicht wirksam begegnet zu haben fur die die militargestutzte Regierung Extremisten mit Verbindungen zu Mursi und dessen Muslimbruderschaft verantwortlich gemacht hatte 392 obwohl Experten eine Verantwortung der Muslimbruderschaft fur Terroranschlage als unwahrscheinlich einschatzten 240 Der gesturzte Staatsprasident Mursi wurde seit dem Putsch vom 3 Juli bis zu seinem Prozessbeginn am 4 November 2013 an einem nicht bekannt gegebenen Ort festgehalten 24 und zusammen mit weiteren Fuhrungspersonen der Muslimbruderschaft unter Androhung lebenslanger Haft oder Todesstrafe vor Gericht gestellt 25 26 Bezuglich der Haftbedingungen wahrend der Regierung Beblawi kam es zu schwerwiegenden Beschuldigungen und Foltervorwurfen Trotz milliardenschwerer Finanzhilfen aus den Golfstaaten Saudi Arabien Kuwait und den Vereinigten Arabischen Emiraten nahm die Wirtschaftskrise Agyptens wahrend der Regierungszeit des Kabinetts Beblawi uberhand 393 378 394 378 Die durch den Machtkampf zwischen der vom Militar eingesetzten Ubergangsregierung und den Muslimbrudern nach dem Putsch verursachte Verscharfung der politischen Unsicherheit und wachsende Instabilitat Agyptens schlug sich auch in deutlichen Einbussen der fur die Wirtschaft des Landes bedeutenden Tourismus Branche nieder 25 Massive Streiks erfassten zahlreiche Bereiche Agyptens 392 395 396 371 Am Ende Februar 2014 trat das Kabinett Beblawi uberraschend zuruck 394 Bildung einer neuen Ubergangsregierung Bearbeiten Am 25 Februar 2014 ernannte Interimsprasident Mansur Ibrahim Mahlab zum neuen Ministerprasidenten der mit der Bildung einer neuen Regierung betraut wurde Mahlab war in dem Kabinett Beblawi Wohnbauminister Zudem gilt er als Mubarak Vertrauter der vor dem Sturz Mubaraks dem einflussreichen Politischen Komitee der 2011 aufgelosten damaligen Staatspartei NDP angehort hatte das von dem Sohn Mubaraks Gamal Mubarak gefuhrt wurde 393 397 394 398 und in dem Ruf steht nebenher Pfrunden an Gunstlinge des Regimes verteilt zu haben 399 400 Er war unter Mubarak Mitglied im Oberhaus des agyptischen Parlamentes 398 Von Seiten westlicher Medien wurde die Ernennung Mahlabs als Anzeichen fur eine Restauration der alten politischen Garde des gesturzten Diktators Husni Mubarak interpretiert 393 In seiner ersten Pressekonferenz kurz nach seiner Ernennung als Ministerprasident kundigte Ibrahim Mahlab an die Mitglieder seines noch zu bildenden Kabinetts wurden heilige Krieger im Dienste der Agypter sein 401 133 und nannte die Stabilisierung der Sicherheitslage als vorrangigste Aufgabe Wir werden zusammen daran arbeiten die Sicherheit in Agypten wieder vollstandig herzustellen und den Terror in allen Ecken des Landes zu vernichten 393 402 401 so Mahlab am 25 Februar Sicherheit und Stabilitat im ganzen Land und die Zerschlagung des Terrorismus werden den Weg fur Investitionen freimachen 402 403 Der designierte Regierungschef Mahlab setzte daraufhin fur die Bildung einer neuen militargestutzten Ubergangsregierung nach dem Rucktritt von Interimsministerprasident Hasem al Beblawi wieder vorwiegend auf zuruckgetretene Minister Wiederernannt wurden fur seine Regierung die sechste seit dem Sturz von Prasident Mubarak im Februar 2011 unter anderem Innenminister Mohammed Ibrahim Planungsminister Aschraf al Arabi der fur Ol zustandige Minister Scherif Ismail sowie Armeechef Abd al Fattah as Sisi als Verteidigungsminister der das Regierungsamt jedoch vor einer offiziellen Einreichung seiner Prasidentschaftskandidatur wieder niederlegen musste 404 Militargestutzte Ubergangsregierung Kabinett Mahlab Bearbeiten Hauptartikel Staatskrise in Agypten 2013 2014 Kabinett Mahlab Bereits seit der Erschiessung Hunderter Unterstutzer der Muslimbruderschaft durch Sicherheitskrafte bei Antiputsch Demonstrationen der Verhaftung Tausender und der Erklarung der Muslimbruderschaft als terroristische Vereinigung wahrend der Zeit des Kabinetts Beblawi wich die vor allem im Westen anfangs gehegte Hoffnung Militarchef Sisi konne als der neue starke Mann Agyptens eine Politik der nationalen Versohnung anstreben einer Beurteilung der politischen Linie des Militarchefs als Politik der Konfrontation 405 Die neue Regierungsbildung mit dem Kabinett Mahlab zeigte nach Ansicht von Beobachtern eine Verschiebung der in Agypten herrschenden Allianz an von einer sakularen Anti Muslimbruderschaft Opposition die die Ruckendeckung fur den Militarputsch geboten habe hin zu Verbundeten des Mubarak Regimes seinen Geschaftskumpanen und Oligarchen die gebraucht werden um die erwartete Prasidentschaftskandidatur Sisis zu unterstutzen Emad El Din Shahin 133 Die noch vor der Vereidigung des Kabinetts Mahlab von Interimsprasident Mansur bekanntgegebene Verlegung der Prasidentschaftswahl vor die Parlamentswahl 387 371 406 gegen den Willen der Demokratiebewegung 407 werteten Beobachter als geeignete Massnahme die Macht von Militarchef Sisi zu festigen 387 und den politischen Zielen des sogenannten Arabischen Fruhlings entgegenzuwirken 408 Politische Konflikte und Prozesswelle Bearbeiten nbsp Manner tragen die Leiche des Polizeichefs von Gizeh Tarik al Margawi der am 2 April 2014 bei einem Attentat getotet wurde 409 zu dem sich die Islamistengruppe Adschnad Misr Soldaten Agyptens bekannte 410 Auch unter der militargestutzten Ubergangsregierung des Kabinetts Mahlab und kurz vor der Prasidentschaftswahl dauerten die Unruhen in Agypten an 411 Seit dem Sturz des gewahlten Prasidenten Mursi durch das Militar Anfang Juli 2013 hauften sich Angriffe auf Sicherheitskrafte fur die die militargestutzte Ubergangsregierung die mittlerweile von den neuen Machthabern verbotene Muslimbruderschaft verantwortlich machte obwohl sich immer wieder radikal islamische Splittergruppen zu den Taten bekannten und die Muslimbruder die Vorwurfe des Militarregimes zuruckwiesen 411 412 Der rucksichtslose Repressionskurs der militargestutzten Ubergangsregierung fuhrte in Agypten zu einer Destabilisierung der Lage Agypten galt im Fruhjahr 2014 als bankrott nahezu unregierbar und zunehmend unsicher 132 133 Auf dem Sinai blieben die Ursachen des Konflikts trotz einer Militaroffensive unangetastet Wahrend sich in Agypten zunehmend politisch und wirtschaftlich chaotische Zustande ausbreiteten geriet der gesamte Sinai in einen bewaffneten Konflikt von militanten Islamisten und agyptischen Interims Behorden 413 Am 4 Marz 2014 wurde die im benachbarten Gazastreifen herrschende radikalislamische Palastinenser Organisation Hamas in Agypten gerichtlich verboten 414 415 416 Die Offensive des Militars bewirkte eine Verschlechterung der Situation auf dem Sinai Rigorose Ausgangssperren in manchen Stadten brachten die Wirtschaft auf der Halbinsel teilweise zum Erliegen und schreckten Geschaftsleute und Investoren ab 413 Am 7 Marz 2014 erliess eine Gruppe von 27 Landern auf der 25 Sitzung des UN Menschenrechtsrats UNHRC in Genf eine Deklaration zur Menschenrechtslage in Agypten in der sie Bedenken wegen der in grossem Massstab angewendeten Gewalt der militargestutzten agyptischen Ubergangsregierung gegen oppositionelle Demonstranten ausserte 417 418 Die gemeinsame Stellungnahme betonte die Notwendigkeit von Gerechtigkeit fur die Totungen von Demonstranten und Sicherheitskraften seit dem 30 Juni 2013 und seit der Installation der militargestutzten Regierung 419 nbsp Der im Dezember 2013 inhaftierte australische Al Jazeera Korrespondent Peter GresteDie Strafverfolgung von Regimegegnern und Journalisten weitete sich aus und es kam zu einer Welle politisierter Massenprozesse Wenige Tage nachdem in Minya uber 500 Regimegegner nach einer kurzen Gerichtssitzung in einem Massenurteil zum Tode verurteilt wurden 120 worauf weltweit mit heftiger Kritik und Emporung reagiert wurde 420 421 422 und in Agypten uber Wochen zahlreiche Studentenproteste an den Universitaten mit mehreren Todesopfern unter den Studenten entbrannten 423 424 425 423 426 verkundete der de facto Machthaber Sisi Ende Marz 2014 offiziell seinen Rucktritt als Armeechef Verteidigungsminister und Vize Ministerprasident um fur die anstehende Prasidentschaftswahl zu kandidieren 32 122 Die Prozesse gegen Mitglieder oder Anhanger der Muslimbruderschaft die nach dem Putsch in Form der grossten Prozesswelle in der 85 jahrigen Geschichte der Muslimbruderschaft wahrend der militargestutzten Regierung des Kabinetts Beblawi begonnen worden waren wurden von Menschenrechtsorganisationen als intransparente und politisierte Prozesse mit der Gefahr von Schauprozessen eingestuft 427 Das Massentodesurteil vom 24 Marz wurde als Anzeichen dafur angesehen dass nach dem Inhaftierung von 3000 Kadern der Muslimbruderschaft im Sommer 2013 nun die Justiz gegen die Gegner der vom Militar eingesetzten neuen Fuhrung insbesondere gegen Islamisten durchgreifen werde 422 Auch der zur Zeit der Ubergangsregierung des Kabinetts Beblawi Mitte Februar 2014 begonnene Prozess gegen 20 Al Jazeera Mitarbeiter entwickelte sich im Marz zunehmend zu einer Belastung fur die militargestutzte Ubergangsregierung 428 Der vieldiskutierte Fall mit den 20 Angeklagten hatte einen weltweiten Aufschrei ausgelost und Angste eines scharfen Vorgehens der vom Militar installierten Behorden gegen die Presse geschurt Institutionen wie das Weisse Haus die Europaische Union und die UNO forderten die Freilassung der Manner und die Wahrung der Pressefreiheit 429 Das Committee to Protect Journalists CPJ wies in Verbindung mit dem Prozess gegen die 20 Al Jazeera Mitarbeiter darauf hin dass die agyptischen Behorden nach ihren Recherchen haufig gesetzliche Schikane und willkurliche Verhaftungen als Mittel einsetzten um kritische Journalisten ruhig zu stellen 430 Auf dem am 25 Marz 2014 begonnenen zweitagigen Gipfeltreffen der Arabischen Liga bei dem der machtpolitische Kampf um die Vorherrschaft in Agypten ein zentrales Thema der innerarabischen Politik war 431 wurden erhebliche Zweifel am Vorgehen des Militarregimes in Kairo innerhalb der arabischen Welt 405 und eine tiefe Spaltung der Arabischen Liga in dieser Frage deutlich 405 432 Wahrend Lander wie Saudi Arabien die Vereinigten Arabischen Emirate oder Bahrain den harten Kurs des agyptischen Militarchefs Sisi unterstutzen wurde die Einstufung der Bruderschaft als Terrorgruppe von einer Mehrheit in der Liga abgelehnt 405 Auf die Bitte der militargestutzten agyptischen Ubergangsregierung an die Teilnehmer des Gipfeltreffens um Unterstutzung im Kampf gegen Terrorismus hin ausserten auch einige Delegierte der engsten Verbundeten gegen die weit gefasste Definition des Terrorismus Begriffs durch die agyptische Fuhrung Bedenken 433 434 Wahrend die Muslimbruder in Agypten und Saudi Arabien im offiziellen Sprachgebrauch inzwischen als Terrorgruppe galten und auf einer Stufe mit dem Terrornetzwerk al Qaida behandelt wurden lehnte die Mehrheit der arabischen Staaten diese Sichtweise ab 435 Die Herrschaft des agyptischen Militarmachthabers Sisi blieb weiterhin von der finanziellen Unterstutzung Saudi Arabiens abhangig 405 Prasidentschaftswahl Bearbeiten nbsp Pro Mursi Freitags Demonstration in Kairo gegen Sisis Verkundung seiner Prasidentschaftskandidatur 28 Marz 2014 436 nbsp Stimmabgabe bei den umstrittenen Prasidentschaftswahlen 2014 Hauptartikel Prasidentschaftswahl in Agypten 2014 Siehe auch Prasidentschaftswahlen 2014 im Artikel Staatskrise in Agypten 2013 2014 Kabinett Mahlab Als Termin fur die Prasidentschaftswahl wurde der 26 und 27 Mai 2014 bestimmt 437 Wahrend bei der Prasidentschaftswahl 2012 noch 13 Kandidaten aller politischen Richtungen kandidiert hatten trat gegen bei der Prasidentschaftswahl gegen Sisi 2014 lediglich der linksgerichtete Politiker Hamdin Sabahi an dem aber gegen den eindeutigen Favoriten Sisi keine reellen Chancen eingeraumt wurden 438 439 440 Beobachter werteten die geringe Zahl der Kandidaten bei der Wahl von 2014 als weiteres Zeichen zunehmender Demokratiedefizite in Agypten 439 Eine Prasidentschaft Sisis wurde als gleichbedeutend mit einer Ruckkehr zu alten Zeiten in Agypten gewertet in der das Militar starken Einfluss hatte 438 441 zumal die Justiz nach dem Sturz Mursis durch den Militarchef Sisi massiv gegen die Muslimbruderschaft und auch gegen andere Dissidenten vorgegangen war und sich gleichzeitig ein regelrechter Personenkult um Sisi entwickelt hatte der in staatlichen und privaten Medien als Retter der Nation gefeiert wurde 440 Beobachter bezweifelten nach Bekanntgabe der Wahltermine dass in Agypten die Bedingungen fur freie und faire Wahlen gewahrleistet sind 442 Mitte April wurde eine Kandidatur von Mitgliedern und ehemaligen Mitgliedern der Muslimbruderschaft bei den anstehenden Parlaments und Prasidentschaftswahlen gerichtlich untersagt 443 und damit die Bewegung deren politischer Arm die Parlaments und Prasidentenwahlen nach dem Sturz Mubaraks im Februar 2011 mit hoher Mehrheit gewonnen hatte von der passiven Teilnahme an der Parlamentswahl ausgeschlossen Zu diesem Zeitpunkt war bereits die gesamte Fuhrung der Muslimbruder nach der mit grosser Harte durchgefuhrten Verfolgungswelle des Regimes tot oder im Gefangnis 443 Die Ankundigung der Kandidatur Sisis loste weitere Proteste aus bei denen es erneut zu Toten kam 444 445 446 447 448 449 450 430 Im Vorfeld des Wahlkampfes demonstrierte die vom Militarregime verbotene Muslimbruderschaft regelmassig gegen die aus ihrer Sicht von Prasidentschaftskandidat Abd al Fattah as Sisi errichtete Republik der Angst Die Welle von Massenprozessen und scharfen Pauschalgerichtsurteilen vor Beginn des Wahlkampfes wurde als Willensbekundung Sisis aufgefasst vor der Wahl Harte zu zeigen 451 Die als ultrareligios geltenden Salafisten sagten Sisi vor dem Wahlkampfauftakt ihre Unterstutzung zu 452 453 Politische Krafte Gruppierungen und Parteien in Agypten vor und bei der Prasidentschaftswahl 2014 454 Unterstutzung von Abd al Fattah as Sisi 454 Unterstutzung von Hamdin Sabahi 454 Teilnahme ohne Unterstutzung eines speziellen Kandidaten 454 Boykott der Wahl 454 Durch Verbot von Teilnahme ausgeschlossen 454 Partei des Lichts Nur Neue Wafd Partei Partei der Freien Agypter National Progressive Unionistische Sammlungspartei Tagamo Agyptische Arabische Sozialistische Partei Agyptische Konferenzpartei Nasseristische Arabisch Demokratische Partei Tamarod Partei Sozialistische Volksallianz Partei der Wurde Karama Partei der Gerechtigkeit Adl Partei Freiheitliches Agypten Miṣr al Ḥurriya Verfassungspartei Dostour The Popular Current Revolutionare Sozialisten Sozialdemokratische Partei Freiheits und Gerechtigkeitspartei Aufbau und Entwicklungspartei al Wasat Partei Al Asalah al Watan Partei Misr al Qawia Partei Jugendbewegung des 6 April Muslimbruderschaft Nationaldemokratische ParteiDer zunachst fur den 26 und 27 Mai festgelegte Wahlgang wurde am 27 Mai um einen Tag verlangert 455 Nach inoffiziellen und vorlaufigen Ergebnissen gewann Sisi die Wahl mit uber 95 Prozent der abgegebenen Stimmen 456 Noch vor Vorliegen eines offiziellen Wahlergebnisses focht der unterlegene Herausforderer Sisis Hamdin Sabahi die Wahl an 457 In westlichen Medienberichten wurde der Verdacht geaussert dass die offiziell angegebene Hohe der Wahlbeteiligung mit 47 4 Prozent moglicherweise manipuliert wurde 154 150 Rucktritt des Kabinetts nach Sisis Amtsantritt als Prasident Bearbeiten nbsp Abd al Fattah as Sisi in seinem Amt als agyptischer Staatsprasident rechts mit US Aussenminister John Kerry Foto Juli 2014 Einen Tag nach der Vereidigung Sisis als agyptischer Staatsprasident trat die militargestutzte Ubergangsregierung am 9 Juni 2014 zuruck Interimsregierungschef Ibrahim Mahlab erklarte nach der Demission dem neuen Staatschef solle so die Moglichkeit gegeben werden sich ein Kabinett seines Vertrauens zusammenzustellen 128 Wertender Ausblick auf die Prasidentschaft Sisis BearbeitenSchon vor der Prasidentschaftswahl war das faktisch vom Militar beherrschte Agypten von wissenschaftlicher Seite und Beobachtern als eine von Tag zu Tag autoritarer werdende Militardiktatur Guido Steinberg SWP 34 oder als ein von den Militars immer repressiver gefuhrtes Land eingestuft worden in dem Demokratie und Rechtsstaat trotz aller Ideale der Arabischen Revolutionen kaum noch etwas gelten von der Menschenwurde ganz zu schweigen Rainer Sollich Leiter der Arabisch Redaktion der Deutschen Welle 35 Die praktisch unbegrenzte Ausdehnung der Zustandigkeit der Militargerichte zehn Monate zuvor noch das wichtigste Burgerrechtsthema in einer auch offentlich gefuhrten Debatte um die Post Mursi Verfassung wurde nun von Prasident Sisi im Schnellverfahren vorgenommen Die agyptische Legislative und Judikative konnten zunehmend als Instrumente des Machterhalts angesehen werden Das Kabinett verabschiedete neue dehnbar auslegbare gesetzliche Bestimmungen die offenbar ermoglichen sollten jede kritische Organisation zu einer Terror Zelle zu erklaren Agyptische Richter ebneten mit bizarren Urteilen den Weg in eine verkappte Militardiktatur Martin Gehlen Korrespondent in Kairo 458 Die Massentodesurteile wurden als Signal gedeutet dass Widerstand gegen die Militardiktatur gebrochen und Opposition nicht toleriert wird 459 Wahrend Demonstranten drakonische Haftzeiten und Gefangnisfolter zu erwarten hatten wurden der ehemalige Diktator Hosni Mubarak sein beruchtigter Innenminister und sechs hohe Polizeigenerale die wegen des Schiessbefehls auf Demonstranten des Arabischen Fruhlings mit in der Folge 900 Toten im Fruhjahr 2011 angeklagt waren freigesprochen Mubarak Richter Mahmoud al Rashidy fuhrte in seiner Freispruchbegrundung die Behauptung an der Arabische Fruhling sei Ergebnis einer zionistisch US amerikanischen Verschworung gewesen mit dem Ziel Agypten zu zerstoren Der straflose Ausgang des Mubarak Prozesses konnte auch als Signal der Justiz an die Polizei Armee und politische Fuhrung gedeutet werden dass sie nicht furchten mussten spater fur ihre Verbrechen gegen Oppositionelle Demonstranten oder Gefangene zur Rechenschaft gezogen zu werden 458 Der fuhrende al Azhar Gelehrte Ahmed Mohamed el Tayeb der Sisi bereits beim Militarputsch als Verbundeter an der Seite gestanden hatte 9 verkundete dass nicht auszuschliessen sei dass neben religiosen politischen und wirtschaftliche Faktoren auch eine Verschworung Israels Ursache fur das Aufkommen des Islamischen Staates verantwortlich sei mit dem Ziel dass Israel weiterhin das machtigste Land in der Region bleiben solle Sisi selbst begegnete einem moglichen rationalen politischen Diskurs indem er ankundigte kunftig jeden per Gesetz zu bestrafen der die beiden Revolutionen der vergangenen vier Jahre beleidigt womit er auf den Januar 2011 und den Militarputsch vom Juni 2013 anspielte 458 Die Ereignisse in Agypten wurden mit den Vorgangen in Algerien verglichen aus dem Jahr 1992 wo die Armee geputscht hatte als sich ein Wahlsieg der Islamisten abzeichnete Im Unterschied zu Algerien beruhte die die wirtschaftliche Macht des militarischen Machtapparats der in Agypten abgesehen vom einjahrigen demokratischen Interregnum Mursis abgesehen seit dem Sturz der Monarchie 1952 ununterbrochen das Land beherrschte nicht auf kriegs und krisensicheren Ressourcen des Landes sondern auf den Einnahmen aus dem Sues Kanal sowie der Kontrolle uber weite Teile der Textilindustrie und vor allem der nach drei Jahren Unruhen geschwachten Tourismusbranche 459 Ein Ende der mit der agyptischen Wirtschaftskrise einhergehenden Haushaltskrise blieb unter Sisi nach Einschatzung von Fachleuten entgegen anders lautenden Regierungsdarstellungen langfristig nicht absehbar Stand 2015 Ein weiterer Anstieg des bereits im Haushaltsjahr 2012 2013 zweistelligen Haushaltsdefizits konnte seither nur durch Hilfszahlungen Kredite und Rohstofflieferungen in Hohe von 23 Milliarden US Dollar aus den drei Golfstaaten Saudi Arabien Kuwait und den VAE abgewendet werden ohne deren Unterstutzung Agypten unter Sisi bereits lange zuvor zahlungsunfahig geworden ware 460 Aussenpolitisch fuhrte die Abhangigkeit von der Hilfe der Golfstaaten dazu dass sich das agyptische Regime zur militarischen Unterstutzung der Geldgeberstaaten verpflichtet sah wie im Fall der von Saudi Arabien mit Unterstutzung anderer arabischer Staaten und der USA gefuhrten Militarintervention im Jemen seit 2015 461 462 463 464 465 Die Sisi Administration unternahm keine erkennbaren Schritte zur Verbesserung der Regierungsfuhrung als deren Voraussetzung Fachleute ein Ende der unter Sisi allumfassenden politischen Repression ansahen Die kritische Presse die Zivilgesellschaft und die politische Opposition als Akteure die fur eine verbesserte Regierungsfuhrung hatten eintreten konnen wurden massiv vom Regime unter Sisi unterdruckt Zudem beschleunigte gerade die exzessive Verfolgung der Muslimbruderschaft die Radikalisierung zuvor gemassigter Akteure weiter was an der Zunahme politisch motivierter Gewalt abzulesen war und dramatische Folgen auch fur die agyptische Wirtschaft nach sich zog Eine Reintegration der Muslimbruderschaft in den politischen Prozess wurde deshalb von westlichen Fachleuten als unabdingbare Voraussetzung fur die Stabilisierung und wirtschaftliche Entwicklung Agyptens angesehen 460 Der wirtschaftliche Kurs der Sisi Administration mit dem Bemuhen um auslandische Direktinvestitionen lehnte sich sehr an die letzten Jahre der Mubarak Ara an als der Investitionsboom keine positiven sondern eher negative Auswirkungen auf die allgemeinen Lebensverhaltnisse in Agypten hatte Aus Kreisen der agyptischen Zivilgesellschaft wurde die neue Investitionsstrategie unter Sisi kritisiert So urteilte das Egyptian Center for Economic and Social Rights in einer Studie vom Februar 2015 die Investigantionsstrategie unter Sisi sehe den Zufluss von Direktinvestitionen nicht als Mittel zur Bekampfung von Armut Arbeitslosigkeit und Unterentwicklung an sondern als Selbstzweck und ziehe entsprechend nur sich schnell amortisierende Investitionen kaum aber nachhaltig Beschaftigung schaffende 460 Der Anteil Jugendlicher die unter oder nur knapp uber der Armutsgrenze lebten betrug fur 2013 2014 laut der nationalen Statistikbehorde fast 52 Prozent wahrend der Staat nicht uber die Finanzen fur eine Erhohung der Sozialausgaben verfugte Im Sommer 2014 wurden Subventionen fur Kraftstoffe und Strom gekurzt was Preissteigerungen von bis zu 70 Prozent zur Folge hatte 460 Die laut Experten absehbare wirtschaftliche Stagnation und die damit einhergehende Verschlechterung der Lebensbedingungen fuhrten zu fachlichen Prognosen neuer Proteste und einer weiteren Destabilisierung in Agypten 460 Nach einer Dokumentation des Al Nadeem Center for Rehabilitation of Victims of Violence wurden allein in den zwolf Monaten seit Beginn der Prasidentschaft Sisis im Juni 2014 272 Gefangene in Polizeigewahrsam zu Tode gefoltert oder starben in vollig uberfullten Zellen Im ersten Jahr der Sisi Prasidentschaft habe Agypten die schlimmsten Menschenrechtsverletzungen erlebt seit das Zentrum 1993 gegrundet wurde 466 467 Indem Sisi im Umgang mit seiner Opposition ausschliesslich auf Gewalt setzte drangte er nach Ansicht von Beobachtern immer grossere Teile der Bevolkerung in den Untergrund und in die Gefolgschaft von Terroristen 468 Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International warf dem Regime Sisi in einer am 30 Juni 2015 veroffentlichten Dokumentation vor es sei in eine totale Repression zuruckgefallen und breche die Moral der besten und klugsten Kopfe des Landes um jegliche Bedrohung der eigenen Herrschaft im Keim zu ersticken Zwei Jahre nach dem Sturz von Prasident Mohammed Mursi wurden Massenproteste durch Massenverhaftungen ersetzt kritisierte Amnesty International 469 470 471 Das Aussenministerium des agyptischen Regimes warf Amnesty International daraufhin vor mit seinem Bericht den Terrororganisationen in die Hande zu arbeiten u