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Dieser Artikel behandelt den religios motivierten Krieg zum sowjetischen Lied siehe Der heilige Krieg Als Heiligen Krieg bezeichnet man eine kollektive organisierte Gewaltanwendung Krieg die aus einer Religion heraus begrundet wird etwa mit Vorstellungen vom Auftrag eines Gottes und seines Eingreifens in das Kriegsgeschehen Solche Grunde werden oft in Gesellschaftsordnungen angegeben in denen politische und religiose Machthaber identisch oder eng verbunden sind Sie rechtfertigen dann deren Ordnung ihre Verteidigung Starkung und oder Expansion als gottgewollt Der Begriff entstand im Hellenismus und wurde im Christentum seit dem Hochmittelalter fur die Kreuzzuge ublich In der Neuzeit legitimierte er auch von Nationalismus motivierte Kriege im deutschen Sprachraum besonders die antinapoleonischen Befreiungskriege und uberhohte sie zu einem Weltanschauungskampf Ahnliche Konzepte anderer Religionen etwa der Dschihad im Islam werden oft mit dem im christianisierten Europa entstandenen Begriff verglichen aber in der Forschung nicht gleichgesetzt 1 Auch der an rationale ethische Kriterien gebundene Gerechte Krieg wird vom Heiligen Krieg unterschieden 2 Inhaltsverzeichnis 1 Alter Orient 2 Antikes Griechenland 3 Hebraische Bibel 3 1 Vorstaatliche Zeit 3 2 Konigszeit 3 3 Schriftprophetie 4 Neues Testament 5 Christliche Antike 6 Mittelalter 7 Fruhe Neuzeit 8 19 Jahrhundert 9 20 Jahrhundert 9 1 Erster Weltkrieg 9 2 Zweiter Weltkrieg 9 3 Nach 1945 10 Siehe auch 11 Literatur 12 Weblinks 13 EinzelbelegeAlter OrientIm Alten Orient lassen sich politisch und religios bedingte oder begrundete Kriege kaum voneinander trennen Die Grossreiche Babylonien Assyrien Agypten fuhrten ihre Eroberungsfeldzuge oft unter religiosen Vorzeichen etwa indem sie ihre Gotter im Orakel befragten oder auf gottliche Auftrage an den Herrscher verwiesen In Urartu wurde in Inschriften durchgehend beschrieben dass der Gott Ḫaldi dem Heer mit seinem suri voranging 3 Der Konig fuhrt den Krieg auf Befehl des Gottes Ansonsten hatten diese Kriege meist rein politische und okonomische keine religiosen Ziele Auch in der Kriegfuhrung spielten religiose Elemente keine bestimmende Rolle Daher redet die Geschichtswissenschaft hier nur eingeschrankt von Heiligen Kriegen 4 Antikes GriechenlandIm antiken Griechenland wurden Kriege zum Schutz des Apollonheiligtums in Delphi und seiner Besitzungen gegen rauberische Nachbarn als Heilige Kriege nach Amphiktyonenrecht gefuhrt 5 Den Ersten Heiligen Krieg fuhrten Athen und der Tyrann Kleisthenes von Sikyon 600 590 v Chr gegen Krissa Den Zweiten fuhrten die Spartaner 448 gegen Phokis den Dritten 355 346 v Chr veranlassten die Lokrer unterstutzt von den Thebanern Den Vierten Heiligen Krieg 339 338 fuhrte Konig Philipp im Auftrag der Amphiktyonen gegen das der Verletzung von Tempelgebiet angeklagte Amphissa das 338 zerstort wurde In der Spatantike nahm der Perserkrieg des Herakleios Formen eines Heiligen Krieges an Da das Romische Reich seine Eroberungsfeldzuge regular mit religiosen Riten legitimierte und vorbereitete wird eine Unterteilung in heilige oder sakulare Kriege hier als anachronistisch beurteilt 6 Hebraische BibelDer Begriff Heiliger Krieg erscheint sinngemass im Tanach nur einmal Joel 4 9 LUT Der Ausdruck Krieg JHWHs ist jedoch im 4 Buch Mose im Buch der Richter im ersten und zweiten Samuelbuch oft anzutreffen Gerhard von Rad fuhrte die dort geschilderten Einzelschlachten aus der Fruhzeit der Israeliten in einem Aufsatz von 1947 auf eine charismatisch gelenkte Kriegfuhrung eines Zwolfstammebundes zuruck und loste damit eine bis heute anhaltende Forschungsdebatte aus Seine Grundthese einer besonderen vorstaatlichen von einer israelitischen Amphiktyonie gebildeten sakralen Institution wurde seit 1972 durch Nachweise genauer altorientalischer Parallelen widerlegt Die literarische Tradition einer von JHWH gelenkten Kriegfuhrung hat sich gleichwohl in der Bibel von fruhen Anfangen der Toraverschriftung bis zur spaten judischen Apokalyptik durchgehalten und zu grossen prophetischen Friedensvisionen fortentwickelt 7 Vorstaatliche Zeit Im Mirjamlied das als Keimzelle der Erzahlung vom Auszug aus Agypten gilt heisst es Ex 15 21 EU Singt dem Herrn ein Lied denn er ist hoch und erhaben Rosse und Wagen warf er ins Meer Die Israeliten sahen ihre Rettung vor dem ubermachtigen Heer des Pharao das ohne ihr Zutun im Schilfmeer versank als Wundertat ihres Gottes Ex 14 14 EU JHWH kampft fur euch ihr aber werdet ruhig sein Gott blieb fur sie fortan der eigentlich Kampfende in sonst auswegloser Lage v 3ff Der Herr ist ein Krieger Jahwe ist sein Name Deine Rechte Herr ist herrlich an Starke deine Rechte Herr zerschmettert den Feind Im 4 Buch Mose Buch der Kriege JHWHs Num 21 14 EU und im Buch Josua werden die Wustenzeit und Landnahme etwa 1200 1000 v Chr als uberwiegend kriegerische Eroberung Vertreibung und teilweise Ausrottung der Bewohner Kanaans dargestellt 8 Das Buch Richter schildert die JHWH Kriege als spontane Verteidigungsfeldzuge einiger der Zwolf Stamme Israels Sie stellten nur dann ein gemeinsames Heer auf wenn feindliche Angriffe meist Raubzuge die Existenz einzelner Stamme bedrohten Diese Abwehrschlachten wurden spater dem ganzen schon sesshaft gewordenen und im Glauben an JHWH geeinten Stammebund zugeschrieben Dieser hatte keine festen Anfuhrer und keine politische und kultische Zentralmacht Einzelne fuhlten sich von Fall zu Fall vom Heiligen Geist ergriffen und legitimiert einen Krieg JHWHs auszurufen und die wehrfahigen und kampfbereiten Israeliten zu sammeln Diese charismatischen Heerfuhrer nannten sich Richter im Sinne von Retter da ein JHWH Krieg Israels Lebensrecht schutzen sollte Ri 5 11 EU 1 Sam 12 7 EU Verstreute Notizen zeigen nach Gerhard von Rad dessen Grundmotive 9 Der vom Geist Gottes ergriffene Anfuhrer blast die Posaune und sendet Boten zu den am meisten gefahrdeten Stammen um ein Heer aufzustellen Ri 6 34ff Als Zeichen der Dringlichkeit fuhren die Boten blutige Stucke eines zerteilten Opfertieres 1Sam 11 7 oder einer von den Angreifern ermordeten Frau mit Ri 19 29 Die Mannschaft JHWHs nur Landbauern als Fussvolk ohne Pferde und Streitwagen sammelt sich in einem Lager Ri 5 11 13 20 2 Die wehrfahigen nach Stammegruppen eingeteilten Manner werden sakral geweiht Dtn 23 9ff Jos 3 5 1Sam 21 5f Alle die ein neues Haus gebaut haben einer Ernte entgegensehen frisch vermahlt oder furchtsam sind werden entlassen Dtn 20 5 8 Ri 6 3 Opfer werden dargebracht 1Sam 7 9 13 9f Ein Seher befragt Gott Ri 20 23 27 1Sam 7 9 Erhalt er die Zusage JHWH hat die Feinde in deine Hand gegeben Jos 2 24 6 2 Ri 3 27f 4 7 14 7 9 15 u a ruft der Heerfuhrer die Krieger zu Furchtlosigkeit auf da Gott ihnen voranziehe Dtn 20 4 Ri 4 14 Posaunenblasen und lautes Geschrei eroffnen den Kampf Jos 6 5 Ri 7 20 in den JHWH mit Naturmachten wie Wind Hagel Wasserfluten eingreift Die Feinde zittern und verzagen Ex 15 14ff Dtn 2 25 Jos 5 1 1Sam 4 7f Der Gottesschrecken uberfallt sie und versetzt sie in panische Angst schlagt sie in die Flucht oder sturzt sie in todliche Verwirrung Ex 23 27 Dtn 7 20 23 Jos 10 10 24 12 Ri 4 15 7 21f Nach dem Sieg wird der Bann vollstreckt nach Jos 6 18f und 1Sam 15 an allen uberlebenden Feinden nach Dtn 20 16f nur an mannlichen Kampfern die ein Kapitulationsangebot zuvor ausschlugen Die Beute der Besiegten wird JHWH geweiht und teils verbrannt teils verteilt Das Heer wird mit dem Ruf Zu deinen Zelten Israel entlassen Besonders in den Kampfen mit den Philistern wurde die Bundeslade eine Art mobiler Gottesthron mitgefuhrt um Siegesgewissheit und Kampfbereitschaft zu erhohen Die Eroberung kanaanaischer Stadte wie Jericho wurde ruckblickend als Ausrottung der Besiegten auf Befehl Gottes dargestellt z B Jos 6 21 Dtn 25 17ff Israels erster Konig Saul wurde nach 1Sam 15 2f 9f verworfen weil er das Banngebot gegenuber den Amalekitern nicht vollstandig erfullt habe Auf der Mescha Stele dokumentiert der Moabiter Konig Mescha wie er auf Befehl seines Gottes eine israelitische Stadt einnahm deren Einwohner und Vieh allesamt totete und die Beute seinem Gott weihte Der Bannfluch war also keine Besonderheit Israels Ri 11 24 Dessen Nachbarvolker wurden nach der deuteronomistischen Redaktion nach 586 gerade nicht vernichtet damit spatere Generationen Israels das Kriegfuhren nicht verlernten Ri 3 1 3 10 Im Anschluss an Ex 14 14 reduziert das Richterbuch die menschliche Mitwirkung an Gottes Krieg und betont immer starker seine alleinige Rettungstat Nach dem ersten uberlieferten Krieg JHWHs lobt die Prophetin Debora noch die Beteiligten die JHWH zu Hilfe eilten und tadelt die Nichtbeteiligten Ri 5 23 In einer Gottesrede vor den Stammevertretern in Sichem heisst es dagegen Jos 24 12 Und ich sandte Angst und Schrecken vor euch her die trieben sie vor euch weg die beiden Konige der Amoriter und nicht dein Schwert oder dein Bogen Auch Ri 6 stellt Gottes Kriegfuhrung gegen menschliche Militarmacht Gideon muss von 32 000 Mann alle bis auf 300 entlassen Die hoffnungslos unterlegene Minderheit besiegt die haushoch uberlegenen Midianiter nur durch nachtliche Umstellung ihres Lagers Posaunenlarm und die so erzeugte Furcht Diesen Akzent setzt auch die Erzahlung vom jungen Hirten David der den schwerbewaffneten Philister Goliat nur mit einer Steinschleuder besiegt 1Sam 17 45ff Du kommst zu mir mit Schwert Speer und Sichelschwert ich aber komme zu dir im Namen des Herrn der Heere des Gottes der Schlachtreihen Israels den du verhohnt hast Alle Welt soll erkennen dass Israel einen Gott hat Auch alle die hier versammelt sind sollen erkennen dass der Herr nicht durch Schwert und Speer Rettung verschafft denn es ist ein Krieg des Herrn und er wird euch in unsere Gewalt geben Konigszeit Saul der erste Konig Israels war vom Propheten Samuel designiert 1Sam 10 1 und nach erfolgreicher Schlacht vom Volk gewahlt worden 1Sam 11 15 Er bot letztmals das alte Volksheer auf 1Sam 11 6f unterstellte es rituellen Geboten 1Sam 14 24 und erkannte JHWH nach erfolgloser Befragung als den wahren Retter Israels an 1Sam 14 39 Die folgenden Herrscher Israels behielten das Orakel bei sahen sich aber selbst als die Kriegfuhrenden und Siegreichen 2Sam 8 6 14 JHWH half David in allem was er tat Damit war Gott zum Helfer des Konigs geworden wahrend die Richter Helfer Gottes gewesen waren Indem David die Bundeslade nach Jerusalem uberfuhrte band er den JHWH Glauben an einen festen Kultort 2Sam 6 Daraufhin gab ihm ein Hofprophet die Zusage ewigen Bestandes seiner Dynastie 2Sam 7 16 Gott wirkte nun durch den bei der Inthronisation gesalbten Konig der als Heerfuhrer die charismatischen Retter ersetzte 2Sam 8 14 und ein stehendes Heer unter am Hof angestellten Militaroffizieren einrichtete 2Sam 8 16 Das Militar wurde mit Musterungen und Volkszahlungen 2Sam 24 Garnisonen Streitwagenkontingenten 1Kon 10 26 und Festungsbau 2Chr 11 5ff 26 9ff zur festen Institution Die Kriege der Konigszeit in Israel und Juda wurden daher nicht mehr als JHWH Kriege dargestellt Vielmehr traten den Konigen und Heerfuhrern nun Propheten als kritische Verkunder des Willens Gottes gegenuber um konigliches Unrecht im Krieg wie im Frieden scharf zu verurteilen etwa Davids Mord an seinem Offizier Urija 2Sam 11 Ahabs Raub von Naboths Weinberg 1Kon 21 16 26 die Machtkampfe zwischen Jerobeam und Rehabeam die einen Prophetenbefehl zum Waffenstillstand missachteten und so den Zerfall des Grossreichs Davids bewirkten 1Kon 11 12 Besonders Elija trat den Konigen seiner Zeit als der eigentliche nur mit Gottes unverfugbarem Geist bewaffnete Wagen Israels und seiner Gespanne gegenuber 2Kon 2 12 ohne dessen Segen der Konig seine Schlachten verlor Ps 33 16ff erklarte den theologischen Grund dafur Der ihre Herzen gebildet hat er achtet auf all ihre Taten Dem Konig hilft nicht sein starkes Heer der Held rettet sich nicht durch grosse Starke Nichts nutzen die Rosse zum Sieg mit all ihrer Kraft konnen sie niemand retten Doch das Auge des Herrn ruht auf allen die ihn furchten und ehren die nach seiner Gute ausschaun denn er will sie dem Tod entreissen und in der Hungersnot ihr Leben erhalten Unsre Seele hofft auf den Herrn er ist fur uns Schild und Hilfe Daher wurden die Anfuhrer siegreicher Schlachten in der Bibel anders als in der orientalischen Umwelt nicht zu Kriegshelden uberhoht Die Heroen der Vorzeit galten vielmehr als Mitverursacher der Gewaltausbreitung auf die die grosse Sintflut folgt Gen 6 1 4 Die staatliche Rustung wird im Konigsgesetz als Ruckkehr nach Agypten also gegen Gottes Willen gerichtete erneute Versklavung der Israeliten kritisiert und begrenzt Der Konig soll stets eine Kopie der Tora bei sich haben und darin lesen um Gottes Recht zu bewahren Dtn 17 16ff vgl 1Sam 8 10 18 Schriftprophetie Die seit dem 8 Jahrhundert v Chr auftretenden Einzelpropheten deren Botschaften aufgezeichnet wurden konfrontierten Israel im Ruckgriff auf vorstaatliche Tradition erneut mit dem Rechtswillen JHWHs Besonders Jesaja bot dem Konig Ahas angesichts akuter Bedrohung durch den Aramaerkonig Rezin die archaische Schutzmacht des JHWH Krieges an Er solle furchtlos sein und nur Gott vertrauen nicht seinem Militar Jes 7 1 9 30 15 Wechselnde Bundnisse mit den bedrohlichen Grossmachten diplomatische Rankespiele dagegen wurden den Untergang seines Konigtums umso sicherer herbeifuhren Jes 18 1ff 30 1ff 31 1f Gott allein werde handeln 31 4 und allem stolzen Hochmut der Tyrannen ein Ende setzen Jes 13 Bei Amos fuhrt JHWH erstmals Krieg gegen Israel Am 2 13 16 wobei er sich spateren Propheten zufolge fremder Herrscher bedient Jes 28 21 29 1ff Jer 21 4ff u a Amos kundigte auch einen Tag JHWHs als unentrinnbare Abrechnung mit seinem abtrunnigen Volk an Am 5 18ff und begrundete damit den Glauben an ein Endgericht Nach dem Untergang des Konigtums als Israel keine Kriege im Namen Gottes mehr fuhren konnte bezog die exilische und nachexilische Prophetie auch Fremdvolker ein und malte Gottes Gericht mit den Bildern einer endzeitlichen Schlacht gegen alle menschliche Uberheblichkeit und Militarmacht aus Jes 34 Ez 30 Zeph 1 7ff In Joel 4 9 wird Gottes Endschlacht gegen die hochgerusteten Volker das einzige Mal im Tanach heiliger Krieg genannt Aus dem Motiv des JHWH Kriegs in dem Gott selbst die Feinde entwaffnet folgerte die Heilsprophetie Visionen einer universalen Abrustung und des dauerhaften Volkerfriedens als endgultiges Gebot JHWHs Mi 4 1 5 Jes 2 2 4 Sach 4 6 siehe Schwerter zu Pflugscharen Ps 46 9ff EU nennt exemplarisch dessen Ziel 11 Er setzt den Kriegen ein Ende bis an die Grenzen der Erde er zerbricht die Bogen zerschlagt die Lanzen im Feuer verbrennt er die Schilde Lasst ab und erkennt dass ich Gott bin erhaben uber die Volker erhaben auf Erden Diese Vision des Schaloms verknupfte sich mit der Messias Verheissung Jes 7 14f 9 1 6 11 1 9 Sach 9 9 und der Menschensohn Erwartung Dan 7 13ff Neues TestamentJesus von Nazaret teilte nach Mk 10 45 EU die Erwartungen der Apokalyptik Daniels vom Kommen des Menschensohns zur Ablosung aller irdischen Gewaltherrschaft Sein symbolischer Eselsritt bekraftigte die Abrustungsverheissungen der hebraischen Bibel Mk 11 7 EU vgl Sach 9 9 EU denen sein eigener Gewaltverzicht entsprach Mt 26 52 EU Er beschrieb Krieg als Ausdruck der alten verdorbenen unveranderlichen Weltordnung der das nahende Reich Gottes ein Ende setzen werde Mk 13 7f EU Er nahm dieses Reich in seinen Heilungen und Armenspeisungen vorweg Lk 11 20 EU und warnte seine Nachfolger dass ebensolches Handeln sie in schwerste Konflikte mit den alten Strukturen bringen werde Lk 12 51f EU Meint ihr ich sei gekommen um Frieden auf die Erde zu bringen Nein sage ich euch nicht Frieden sondern Spaltung Denn von nun an wird es so sein Wenn funf Menschen im gleichen Haus leben wird Zwietracht herrschen Angesichts seiner Selbsthingabe Mk 15 24 EU deuteten die Urchristen seine Kreuzigung durch romische Soldaten als Ubernahme des Endgerichts Gottes an allen Volkern Mk 15 33f EU Indem Gott ihn als Ersten von den Toten auferweckt habe habe er ihn zum Herrn aller irdischen und himmlischen Machte eingesetzt und diese zu entmachten begonnen Eph 1 20ff EU Sie konnten in der Nachfolge Jesu darum nur noch gegen Feindschaft Bosheit und Gewalt uberhaupt Eph 2 14ff EU nicht mehr gegen Fremdglaubige Fremdvolker und einzelne Gewaltherrscher kampfen Daraufhin deutete der von Romern inhaftierte Paulus von Tarsus die Tradition vom JHWH Krieg zum radikal gewaltlosen Glaubenskampf um Eph 6 10ff EU Werdet stark durch die Kraft und Macht des Herrn Zieht die Rustung Gottes an damit ihr den listigen Anschlagen des Teufels widerstehen konnt Denn wir haben nicht gegen Menschen aus Fleisch und Blut zu kampfen sondern gegen die Fursten und Gewalten gegen die Beherrscher dieser finsteren Welt gegen die bosen Geister des himmlischen Bereichs Darum legt die Rustung Gottes an damit ihr am Tag des Unheils standhalten alles vollbringen und den Kampf bestehen konnt Seid also standhaft Gurtet euch mit Wahrheit zieht als Panzer die Gerechtigkeit an und als Schuhe die Bereitschaft fur das Evangelium vom Frieden zu kampfen Vor allem greift zum Schild des Glaubens Mit ihm konnt ihr alle feurigen Geschosse des Bosen ausloschen Nehmt den Helm des Heils und das Schwert des Geistes das ist das Wort Gottes Hort nicht auf zu beten und zu flehen Betet jederzeit im Geist seid wachsam harrt aus und bittet fur alle Heiligen auch fur mich Demgemass lehnten christliche Theologen den Kriegsdienst bis ins 4 Jahrhundert als unvereinbar mit dem Christsein ab 12 Christliche AntikeDas Christentum der ersten zwei Jahrhunderte verwarf den Kriegsdienst generell Bis zum Jahr 175 gab es nachweislich keine Christen im romischen Heer Origenes und Tertullian verwarfen trotz der staatsbejahenden Haltung der Christen den Kriegsdienst Fur Origines stellte der Krieg dabei vorwiegend einen geistigen Kampf dar Er verbot Christen den Waffengebrauch und erwartete die Abschaffung aller Kriege durch Ausbreitung des christlichen Glaubens Contra Celsum 8 69f Tertullian De corona militis um 210 lehrte Christus habe den Christen verboten ein Schwert zu tragen und lehnte somit den Soldatendienst fur Christen auch wegen des damit verbundenen Kaiserkults als Gotzendienst strikt ab 13 Seit der Konstantinischen Wende von 313 wurden Kriege zur Ausdehnung des Christentums schliesslich theologisch legitimiert und praktiziert Eusebius von Caesarea schrieb dann in einem Loblied auf Kaiser Konstantin das dieser einen Krieg unter dem Kreuz fuhre welcher damit heilig sei 14 Nachdem Ambrosius von Mailand Christen den Soldatendienst kritiklos erlaubte und auch Militargewalt gegen Nichtchristen bejahte normierte Augustin von Hippo Kriegsgrunde und Kriegfuhrung einer christlichen Autoritat mit seiner Theorie vom Gerechten Krieg 420 Dabei griff er nicht auf das Neue Testament sondern auf die alttestamentliche Idee des JHWH Krieges zuruck Fur Augustinus ist der Gedanke des schon irdischen Friedens von zentraler Bedeutung Das Gut des Friedens ist derart gross dass auch im Bereich der irdischen und verganglichen Dinge nichts lieber gehort nichts sehnlicher begehrt und letztlich nichts Besseres gefunden werden kann De Civitate Dei 19 11 15 Er tolerierte Gewalt und Krieg als letzte Moglichkeit zur Wiedergewinnung von Frieden Gerechtigkeit und allgemeinem Wohl Diese mussen dabei von der Motivation her von Liebe zum Feind getragen sein und durfen nicht Versklavung Gefangenschaft oder die Verurteilung des Feindes zum Ziel haben Dabei bezeichnete Augustinus Gewalt und Krieg niemals direkt als heilig 16 Er anerkannte auch den Krieg als Bestrafungsmittel fur schuldhafte Verbrechen Die Anwendung von Gewalt zur Uberzeugung von Haretikern wie Donatisten oder Manichaern rechtfertigte er mit einem Hinweis auf die Geschichte vom Gastmahl Lk 14 20 23 EU bei welchem die Gaste zu ihrem eigenen Wohl gedrangt werden 17 MittelalterDie Vorstellung dass kriegerische Betatigung einen himmlischen Lohnes wurdigen Verdienst im Sinne der Religion darstelle zeigt sich schon vor den Kreuzzugen in drei Punkten zum Kriegermartyrium Der Krieger nimmt an einem religios legitimierten Feldzug teil Dies schlagt sich auch im besonderen Status der Kreuzfahrer nieder Allerdings ist der Erwerb himmlischen Lohnes an das Vorliegen reiner christlicher Motive gebunden So beschrankt Papst Urban II im Konzilsbeschluss von Clermont den Erlass der Bussstrafen auf Personen welche aus reiner Demut und nicht um Ansehen oder Besitz zu erwerben und nicht um weltlichen Vorteils willen sondern zum Heil der Seele und um die Kirche zu befreien an den Kreuzzugen teilnehmen 18 Der Krieger findet den Tod im Kampf Als erste Zeugnisse dieser Auffassung gelten zwei Schreiben der Papste Leo IV und Johann VIII aus der zweiten Halfte des 9 Jahrhunderts in denen im Kampf gefallenen Kriegern himmlischer Lohn in Aussicht gestellt wurde Doch gibt es Indizien dafur dass diese Auffassung alteren Ursprungs ist Als Beispiel wird hier die Vorstellung von Konig Oswald aus dem 7 Jahrhundert genannt welcher durch den Tod im Kampf zur Christianisierung der Northumbrier Heiligmassigkeit erlangt habe Dieser Gedanke wird dann im Kreuzzugsaufruf Urban II von 1095 unmissverstandlich formuliert Wenn diejenigen die dort hinunterziehen ihr Leben verlieren auf der Fahrt zu Lande oder zu Wasser oder in der Schlacht gegen die Heiden so werden ihnen in jener Stunde ihre Sunden vergeben werden das gewahre ich nach der Macht Gottes die mir verliehen wurde 19 Als Wegbereiter der Kreuzzugsidee gelten Kirchenvertreter des 9 Jahrhunderts wie Bischof Agobard Dieser sah die Aufgabe der christlichen Kaiser darin die Barbaren d h Nichtchristen zu unterwerfen auf dass sie den Glauben annehmen und die Grenzen des Konigreichs der Glaubigen erweitern Das Kaiserreich wurde damit als Aussenbezirk des Kirchenbereichs aufgefasst der Kaiser als verlangerter Arm kirchlicher Welteroberung und Machtentfaltung 20 Theologen wie Petrus Damiani und Manegold von Lautenbach forderten von allen christlichen Soldaten die gnadenlose Bekampfung der Ketzer und Heiden Spater forderte vor allem Bernhard von Clairvaux eine umfassende Kirchenreform wonach die zentral gelenkte Kirche sowohl geistliche wie weltliche Macht besitzen musse Diese Zwei Schwerter Lehre wurde 1302 von Papst Bonifaz VIII ubernommen und dogmatisch festgelegt 21 Die Kreuzzuge des Hochmittelalters hatten verschiedene Ursachen Anlasse Ziele und Verlaufe Besonders der erste Kreuzzug gilt als klassisches Modell eines Heiligen Krieges in der Kirchengeschichte weil er 22 von der damals hochsten christlichen Autoritat Papst Urban II ausgerufen wurde 1095 mit der Formel Gott will es Deus lo vult massenwirksam gerechtfertigt und propagiert wurde die Ruckeroberung von Gebieten mit christlichen Minderheiten und zentralen Kultstatten anstrebte die seit 637 unter der Herrschaft des Islam standen auf gewaltsame Einnahme Jerusalems gerichtet war und damit von vornherein Vernichtung Fremdglaubiger einkalkulierte im Verlauf weitere religiose Minderheiten vor allem Judengemeinden vernichtete eine Einigung der gespaltenen Christenheit durch Angriffskrieg gegen Andersglaubige herbeifuhren sollte den Beteiligten die Entlastung von Sunden versprach Im Hochmittelalter kam es im Zusammenhang mit den Kreuzzugen sogar kurzzeitig zur Verwendung des Begriffes bellum sacrum als Synonym fur heiligen Krieg bzw heiligenden Krieg welcher allerdings eventuell eher die Kriegsteilnehmer als den Krieg selber heiligen sollte 23 Obwohl es zwischen christlichem und muslimischem heiligen Kampf durchaus Parallelen gibt ist die Frage ob muslimische Vorstellungen Vorbildfunktion bei der Bildung des entsprechenden christlichen Begriffs hatten nicht geklart So war die Inaussichtstellung religiosen Lohns fur die Sicherung christlicher Vorposten wie sie z B Papst Urban II fur die Sicherung Tarragonas gegen die Sarazenen 1098 in Form eines einer Pilgerfahrt entsprechenden Ablasses zusicherte der muslimischen Welt in der Form der Ribat bereits seit dem 7 Jahrhundert bekannt 24 Ein direkter Einfluss der Ribat auf ahnliche christliche Vorstellungen wird von der Forschung allerdings eher bestritten 25 Die Deutung der Reconquista der christlichen Ruckeroberung der Iberischen Halbinsel nach der muslimischen Invasion von 711 als Heiliger Krieg ist in den mittelalterlichen Quellen meist nur angedeutet oder vorausgesetzt nur gelegentlich wird sie ausdrucklich in direkten Worten formuliert Schon zur Zeit des 711 von den Muslimen vernichteten Westgotenreichs war die Vorstellung verbreitet dass Gott der eigentliche Kriegsherr sei So deutete im spaten 7 Jahrhundert der Metropolit Julian von Toledo den Kampf des Westgotenkonigs Wamba gegen Aufstandische in diesem Sinne Fur ihn war der Sieg des Konigs uber diese Rebellen obwohl sie ebenfalls katholische Christen waren ein Urteil Gottes die Schlacht fasste er als Prufung examen auf die Gott seinen Dienern auferlegte und die einzelnen Phasen der Ersturmung einer belagerten Stadt wurden durch Gott per Deum vollzogen Im Konigreich Asturien verwendete im spaten 9 Jahrhundert der Verfasser der Cronica Albeldense die Bezeichnung heiliger Sieg sacra victoria fur die militarischen Erfolge Konig Alfons III gegen die Muslime damit wurde erstmals der Begriff heilig unmittelbar fur Kampfhandlungen im Rahmen der Reconquista verwendet Im 11 Jahrhundert herrschte wie die Chronik des Bischofs Sampiro von Astorga zeigt nicht nur die Uberzeugung dass Siege Geschenke Gottes seien sondern es wurde sogar festgestellt dass Gott als himmlischer Konig selbst militarisch gegen seine Feinde die Muslime vorgehe und sich an ihnen rache indem er den Christen den Sieg uber sie schenke 26 Fruhe NeuzeitIm Spatmittelalter und im 16 und 17 Jahrhundert wurden die religios kirchlichen Strukturen und ihre Verflechtungen mit politischen und gesellschaftlichen Prozessen wieder enger Der Dualismus des Mittelalters zwischen Staat und Kirche trat in den Hintergrund 27 Dies fuhrte in Form der zunehmend burokratisierten Konfessionskirchen und fruhmodernen Staaten zur Herausbildung grosser universalistischer Gemeinschaften die mit Ausschliesslichkeitscharakter in Totalkonfrontation zueinander als auch zu uberkommenen Ordnungsvorstellungen standen 28 Interessen des Staates der Kirchen und sozialer Gruppen instrumentalisierten einander und fuhrten in Glaubenskriegen zur Aufhebung bisher ublicher Grenzen der Gewaltbereitschaft und Brutalitat Beispiele hierfur sind die Kampfe zwischen Hugenotten und der katholischen franzosischen Krone in den Hugenottenkriegen zwischen niederlandischen Calvinisten und dem katholischen spanischen Landesherrn im Achtzigjahrigen Krieg als auch innerkonfessionelle Kampfe zwischen Puritanern und dem anglikanischen Konig im Englischen Burgerkrieg Religios politische Gegensatze wurden dabei in Propagandaschriften Traktaten oder Kirchenliedern teilweise eschatologisch als Kampf zwischen Antichrist und den Vertreten des wahren Christenvolkes dargestellt 29 Einen Hohepunkt erreichte dies im Dreissigjahrigen Krieg von 1618 bis 1648 der unter anderem auch ein Religionskrieg zwischen der Katholischen Liga und der Protestantischen Union und den ihnen angeschlossenen Hausern und Staaten Europas war Beginnend mit dem Westfalischen Frieden wurde das Konzept des gerechten oder gar heiligen Krieges zunehmend verdrangt und bei innereuropaischen Konflikten durch rational legitimierte und begrenzt gefuhrte normsymmetrische Kabinettskriege und das Volkerrecht ersetzt In imperialen und kolonialen Kriegen europaischer Machte ausserhalb des Kontinents lebte die Ideen des aus moralischen Grunden gefuhrten Krieges allerdings weiter fort 30 19 JahrhundertDer Krieg befand sich im 18 und fruhen 19 Jahrhundert noch unter Kontrolle der rational definierten Staaten und war gegen Instrumentalisierungsversuche von anderer Seite relativ immun 31 So konnte Hegel ihn in Grundlinien der Philosophie des Rechts 1820 noch als letztmoglichen Modus der Entscheidung im Streit der Staaten begreifen Der Streit der Staaten kann deswegen insofern die besonderen Willen keine Ubereinkunft finden nur durch Krieg entschieden werden 32 Weitere Belege fur eine rein rationale Kriegsauffassung sind die Uberlegungen von Militars wie Carl von Clausewitz in Vom Kriege in denen er das Primat der Staatspolitik vor personlichen und religiosen Interessen betont Der Krieg ist eine blosse Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln 33 Mit der Aufklarung und der Sakularisation infolge der Franzosischen Revolution wurden primar religios motivierte Kriege innerhalb Europas zunehmend undenkbar Aber schon mit den napoleonischen Kriegen den Befreiungskriegen und dem Irrationalismus der Romantik wurden vorgeblich hochstehende Ziele und Begriffe wie Nation Volk Vaterland Freiheit Revolution oder Erziehung zur Tugend durch Kriegsdienst nun zunehmend quasi religios uberhoht 34 und gingen auch teilweise Verbindungen mit der Religion und den Kirchen ein Ein weiterer Unterschied zu den Kabinettskriegen war dass die Generale der Revolutionsarmeen zunehmend Elemente des Volkskriegs anwandten So konnte das Konzept des heiligen wegen eines absoluten Wertes gefuhrten Krieges mit anderen Inhalten gefullt sich regenerieren und weiterexistieren und das durch die Sakularisation entstandenen Vakuum ausfullen Friedrich Ludwig Jahns Worte aus dem Jahr 1813 bringen dies in Bezug auf den Wert Volk auf den Punkt Die kunftige Zeit wird Kriege um Volkerscheiden erleben aber es werden heilige Kriege sein 35 In den Befreiungskriegen gegen die napoleonische Besetzung wurde von russischer Seite wegen der Bedrohung der orthodoxen Religion und von deutscher Seite der Begriff Heiliger Krieg verwendet In den deutschen Landern bedeutete dieser Krieg zum Teil ein Erlosungs und Einigungswerk das Ernst Moritz Arndt z B so darstellte Der Krieg fur das Vaterland und fur die Freiheit ist ein heiliger Krieg und die Menschen mussen also ihre Herzen und Gedanken zu Gott und zum Himmel erheben Sowie die junge Mannschaft versammelt ist wird feierlich Gottesdienst gehalten es wird ihnen eingescharft dass der Tod furs Vaterland im Himmel und auf Erden ein grosses Lob ist es wird durch Recht und Predigten und durch geistliche und kriegerische Lieder ihr Gemut zu Treue Ruhm und Tugend entzundet Heinrich von Kleist und Johann Gottlieb Fichte verherrlichten den Krieg an sich als Katalysator der Nationsbildung So wendet sich Fichte in System der Sittenlehre 1798 einerseits noch gegen die Vorstellung des Krieges als Mittel zur Erreichung begrenzter Herrscherziele begrusste andererseits aber im Sinne der Romantik bereits das Risiko der eigenen Existenz fur abstrakte Ideale wie die Freiheit Da ist ein eigentlicher Krieg nicht der Herrscherfamilien sondern des Volkes die allgemeine Freiheit und eines Jeden besondere ist bedroht denn jeder soll es selber fur sich thun aufgegeben der Kampf auf Leben und Tod 36 Die Revolutionsjahre 1848 49 trieben diese Gedanken dann europaweit zu grosserer Akzeptanz Die Linie der Heiligsprechung und Intensivierung des Krieges bzw Terrors zur Erreichung sozialer oder politischer Utopien mittels Revolution reicht trotz aller historischen Unterschiede vereinfachend von Danton und Robespierre uber die 1848er Revolutionen Lenin Mao Zedong und Che Guevara bis weit in das 20 Jahrhundert 37 20 JahrhundertErster Weltkrieg Bis zum Ende des Ersten Weltkriegs blieb das nationalistisch gepragte Bild des Heiligen Krieges des ausgehenden 19 Jahrhunderts bestimmend Dieser Krieg wurde von Militarpredigern teilweise enthusiastisch als heiliger deutscher Krieg gefeiert die Zeit des Krieges sei eine heilige Zeit wahrend der von deutschen Soldaten heiligstes Blut vergossen werde Dieser grosse heilige Krieg solle dem Guten zum Sieg gegen das Bose verhelfen 38 Er wurde daruber hinaus auch von nichtkirchlicher Seite als kreativer ethisch positiv wirkender uber utilitaristischer Faktor auf den Menschen das Volk und die Geschichte hervorgehoben So verstand z B Max Scheler den Ersten Weltkrieg in Der Genius des Krieges von 1915 als Aufruf zur geistigen Wiedergeburt des Menschen und die Kulturschopfung die eminent positive Bedeutung auf dass er die vorhandenen Begabungen tief zurucktauchen lasst in die schopferischen Quellen des nationalen und personlichen Geistes 39 Ebenso sahen die franzosischen Theologen und Intellektuellen im Krieg gegen Deutschland einen Kreuzzug fur das Reich Gottes fur christliche Glaubensreinheit und Sittlichkeit Obendrein sah das katholische Frankreich sich herausgefordert zum Kampf gegen das sich protestantisch gebende Deutschland Die franzosischen Soldaten fuhlen mehr oder weniger ausdrucklich aber bestimmt dass sie Soldaten Christi und Maria sind Verteidiger des Glaubens und dass franzosisch sterben soviel heisst als christlich sterben In Analogie zu deutschen Kriegsprediger welche die Auserwahltheit des deutschen Volkes hervorhoben erklarten franzosische Militargeistliche Frankreich zum auserwahlten Volk Gottes der altesten Tochter und reuen Dienerin der heiligen Kirche In England diente das Bild eines rachenden geschichtsmachtigen Gottes zum Anwalt englischer Interessen Auch hier feierte man in Predigten Presse und Literatur den Krieg mit Deutschland als heiligen Krieg 40 Ein weiteres Anzeichen fur die Tendenz zur partiellen Heiligsprechung des Krieges in Verbindung von Kirche und Nationalismus war die auch spater noch umstrittene Praxis der Segnung von Waffen Zweiter Weltkrieg Im Zweiten Weltkrieg propagierten fuhrende Nationalsozialisten Wehrmachtsfuhrung und soldaten 41 sowie Teile der Bevolkerung 42 besonders den als Vernichtungskrieg geplanten Angriff auf Russland als weltanschaulichen Kampf Halder und Kreuzzug gegen den barbarischen Stalinismus und den judischen Bolschewismus 43 Im Kaiserreich Japan wurde der Heilige Krieg als Synonym fur den Zweiten Weltkrieg verwendet Die selbsternannte gottliche Yamato Rasse sah sich in diesem erwahlt mindere asiatische Volker von den weissen Kolonialisten zu befreien 44 Auch die Alliierten benutzten das Motiv des Heiligen Krieges Der britische Aussenminister Lord Halifax erkannte im Dritten Reich eine Gefahr fur das Christentum und propagierte den Heiligen Krieg Holy War gegen Deutschland Lord Davidson von den Konservativen erklarte Grossbritanniens Kriegseintritt 1939 als Holy War between the forces of right and the forces of wrong 45 In der Sowjetunion dichtete 1941 Alexander W Alexandrow nach dem Beginn des Deutsch Sowjetischen Krieges das Lied der Roten Armee Swjaschtschennaja Woina Der heilige Krieg Nach 1945 Die Burgerkriege im Libanon und Nordirland 46 oder im ehemaligen Jugoslawien 47 sind nicht direkt als Heilige Kriege zu bezeichnen sondern stellen Konflikte dar in denen andere Grunde erst spater eine religiose Dimension erhalten haben welche durch die religiosen Uberzeugungen der Beteiligten eine gewaltfreie Konfliktlosung zusatzlich erschwert bzw unmoglich macht 48 Siehe auchBlumenkrieg Gewalt in der Bibel Schwerter zu Pflugscharen Schwertvers Religionskrieg Gerechter KriegLiteraturallgemein Klaus Schreiner Hrsg Heilige Kriege Religiose Begrundungen militarischer Gewaltanwendung Judentum Christentum und Islam im Vergleich Schriften des Historischen Kollegs Bd 78 Munchen 2008 ISBN 978 3 486 58848 4 Volltext als PDF Egon Flaig Heiliger Krieg Auf der Suche nach einer Typologie In Historische Zeitschrift 285 2 2007 S 265 302 Volkhard Krech Opfer und Heiliger Krieg Gewalt aus religionswissenschaftlicher Sicht In Handbuch der Gewaltforschung Wiesbaden 2002 Carsten Colpe Der Heilige Krieg Benennung und Wirklichkeit Begrundung und Widerstreit Bodenheim 1994 ISBN 3 8257 6022 7 Thomas P Murphy The Holy War Columbus Ohio 1976 Bibel Peter C Craigie The Problem of War in the Old Testament Wipf amp Stock Publishers 2002 ISBN 1 57910 883 0 Tom Yoder Neufeld Put on the Armour of God The Transformation of the Divine Warrior in Isaiah 59 Wisdom of Solomon 5 1 Thessalonians 5 and Ephesians 6 In 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buddhistische Antwort von David Loy Aaron Schart Zwischen Gottes Krieg und Feindesliebe Krieg und Frieden in der Bibel PDF 444 kB Herem Zum Bannfluch im Alten Testament PDF 2 28 MB Reiner Vogels Kampfe den guten Kampf des Glaubens 1 Tim 6 12 Christsein ist Kampf PDF 131 kB zum Motiv des JHWH Krieges im NTEinzelbelege Patricia Crone Medieval Islamic Political Thought Edinburgh University Press Edinburgh 2005 S 363 Siehe zum Beispiel Albrecht Noth Heiliger Krieg und Heiliger Kampf in Islam und Christentum Rohrscheid Bonn 1966 S 22f sowie Rudolph Peters Jihad in Medieval and Modern Islam Brill Leiden 1977 S 3f Hans Richard Reuter Heiliger Krieg III ethisch In Die Religion in Geschichte und Gegenwart Band 3 Mohr Siebeck 4 Auflage Tubingen 2000 Sp 1564f vgl z B die Stele von Yazilitas John Hagan Wilhelm Heitmeyer Internationales Handbuch der Gewaltforschung S 1260 Chronologie von Delphi 6000 Jahre Geschichte Memento des Originals vom 16 Januar 2016 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www delphic org Jorg Rupke Domi Militiae Die religiose Konstruktion des Krieges in Rom S 14 Manfred Weippert Heiliger Krieg I Alter Orient und Altes Testament In Die Religion in Geschichte und Gegenwart Band 3 4 Auflage 2000 Sp 1563 Thomas R Elssner Josua und seine Kriege in judischer und christlicher Rezeptionsgeschichte Stuttgart 2008 ISBN 978 3 17 020520 8 Gerhard von Rad Der Heilige Krieg im alten Israel Vandenhoeck amp Ruprecht 1 Auflage 1951 5 Auflage 1969 Walther Zimmerli Grundriss der alttestamentlichen Theologie Kohlhammer Stuttgart 1972 S 49 53 Robert Bach der Bogen zerbricht Spiesse zerschlagt und Wagen im Feuer verbrennt In Hans Walter Wolff Hrsg Probleme biblischer Theologie Gerhard von Rad zum 70 Geburtstag Christian Kaiser Munchen 1986 ISBN 3 459 00779 6 Helmut Gollwitzer Krieg IV Krieg und Christentum In Die Religion in Geschichte und Gegenwart RGG Band 4 1960 S 66 ff Tertullian Vom Kranze des Soldaten ubersetzt von K A Heinrich Kellner Bibliothek der Kirchenvater Band 24 1915 S 230 263 Markus Enders Holger Zaborowski Jahrbuch fur Religionsphilosophie Band II 2003 S 48 Zitiert nach Wilhelm Geerlings Augustinus Herder 1999 S 75 Heinz Jurgen Forg Hermann Scharnagl Glaubenskriege Fuhrer und Verfuhrte Echter Wurzburg 2001 S 124 Wilhelm Geerlings Augustinus Herder Freiburg 1999 S 56 57 Quicumque pro sola devotione non pro honoris vel pecunie adeptione ad liberandam ecclesiam Dei Hierusalem profectus fuerit item illud pro omni penitentia ei reputetur aus Decreta Claromontesia Zitiert nach Walter Zollner Geschichte der Kreuzzuge S 50 W Montgomery Watts Der Einfluss des Islam auf das europaische Mittelalter Verlag Klaus Wagenbach 2 Auflage Berlin 2002 S 71f Dag Tessore Der Heilige Krieg im Christentum und Islam Patmos Verlag Dusseldorf 2004 S 51ff Peter Herrmann Glaubenskriege 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2001 S 95 96 101 105 Herfried Munkler Krieg und Frieden In Marcus Llanque Herfried Munkler Politische Theorie und Ideengeschichte S 105 und 106 Herfried Munkler Krieg und Frieden In Marcus Llanque Herfried Munkler Politische Theorie und Ideengeschichte S 99 Hegel Grundlinien der Philosophie des Rechts 334 Dritter Teil Die Sittlichkeit Dritter Abschnitt Der Staat B Das aussere Staatsrecht auf zeno org Carl von Clausewitz Vom Kriege I 1 24 Memento vom 13 Marz 2008 im Internet Archive Herfried Munkler Krieg und Frieden In Marcus Llanque und Herfried Munkler Politische Theorie und Ideengeschichte S 97 ff Friedrich Ludwig Jahn Deutsches Volksthum 1813 S 44 Johann Gotlieb Fichte Die Staatslehre oder uber das Verhaltnis des Urstaates zum Vernunftsreiche In Immanuel Hermann Fichte Hrsg Berlin 971 Band 4 Zur Rechts und Sittenlehre S 412 Herfried Munkler Krieg und Frieden In Marcus Llanque und Herfried Munkler Politische Theorie und Ideengeschichte S 101 Siehe etwa Deutscher Soldatenspiegel fur den heiligen Krieg Ernst Moritz Arndts Katechismus fur den deutschen Kriegs und Wehrmann zeitgemass bearb von Heinrich Stuhrmann hrsg vom Deutschen Evangelischen Volksbund Godesberg 1914 Rudiger Safranski Das Bose oder Das Drama der Freiheit Fischer 1999 S 142 143 Albert Marrin The Last Crusade The Church of England in the First World War Duke University Press 1974 ISBN 0 8223 0298 5 S 136 Karl Theodor Schleicher Heinrich Walle Aus Feldpostbriefen junger Christen 1939 1945 S 66 Hannes Heer Walter Manoschek und Jan Philipp Reemtsma Am Abgrund der Erinnerung In Die Zeit Nr 22 1999 Gesprach Karl Volker Neugebauer Grundkurs deutsche Militargeschichte Band II Das Zeitalter der Weltkriege 1914 S 348 Uwe Schmitt Japan im Krieg Totet alle verbrennt alle plundert alle In DIE WELT 1 Juli 2016 welt de abgerufen am 12 Oktober 2021 zitiert bei Robert C Self Neville Chamberlain A Biography Ashgate 2006 ISBN 0 7546 5615 2 S 400 But while the Northern Ireland conflict may not be a holy war it would be unrealistic not to recognize the importance of religion as a factor in the situation Religion ist the foundation upon which the constitutional political and social structures of the state have been built and almost every problem has a secterian dimension In Jack Magee Northern Ireland Crisis and Conflict S 1 Stephan Baier in der Tagespost Ein heiliger Krieg um heilige Erde Memento vom 13 Januar 2008 im Internet Archive Serbien und seine orthodoxe Kirche verharren im nationalistischen Kosovo Fieber Dessen Ursache ist der politische Mythos um das Amselfeld Martin Schulze Wessel Nationalisierung der Religion und Sakralisierung der Nation im ostlichen Europa S 15 17 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Heiliger Krieg amp oldid 235586871