www.wikidata.de-de.nina.az
Franz Halder 30 Juni 1884 in Wurzburg 2 April 1972 in Aschau im Chiemgau war ein deutscher Heeresoffizier seit 1940 Generaloberst und als Nachfolger von Ludwig Beck von September 1938 bis September 1942 Chef des Generalstabes des Heeres Im Herbst 1938 und 1939 gehorte er zum militarischen Widerstand gegen Hitler erteilte aber dieser Opposition beide Male eine Absage fur einen Staatsstreich initiativ zu werden und war nicht bereit entsprechende Plane weiter zu unterstutzen Bis zu seiner Absetzung als Generalstabschef im September 1942 war Halder an allen militarischen Planungen insbesondere auch zum Unternehmen Barbarossa 1941 massgeblich beteiligt Nach dem Krieg hatte er als langjahriger Leiter der deutschen Abteilung der kriegsgeschichtlichen Forschungsgruppe der United States Army der Operational History German Section der Historical Division und dank seines Expertenstatus fur die Militargeschichtsschreibung entscheidenden Einfluss auf die deutsche Geschichtsschreibung zum Zweiten Weltkrieg Franz Halder 1938 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Familie 1 2 Konigreich Bayern 1 3 Weimarer Republik 1 4 Zeit des Nationalsozialismus 1 4 1 Vorkriegszeit 1 4 2 Zweiter Weltkrieg 1 5 Nachkriegszeit 2 Schriften 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenFamilie Bearbeiten Halder entstammte einer Familie die schon seit uber 300 Jahren mit dem bayerischen Militar verbunden war Er war der Sohn des spateren bayerischen Generalmajors Maximilian Halder 1853 1912 und dessen Ehefrau Mathilde geborene Steinheil 1 1907 heiratete Halder Gertrud Erl die ebenfalls aus einer Militarfamilie stammte Aus der Ehe gingen drei Tochter hervor Konigreich Bayern Bearbeiten Nach dem Abitur an einem Humanistischen Gymnasium trat er am 14 Juli 1902 als Fahnrich in das 3 Feldartillerie Regiment Konigin Mutter in Amberg ein Dieses Regiment unterstand dem Kommando seines Vaters Im Jahre 1904 wurde er mit besonderer Belobigung zum Leutnant ernannt Im Anschluss kamen verschiedene Kommandierungen zur Kriegsschule sowie an die Artillerie und Ingenieurschule Von 1911 bis 1914 absolvierte Halder die Kriegsakademie die er als Jahrgangsbester abschloss und die ihm die Qualifikation fur den Generalstab und das Lehrfach aussprach 2 Zu Beginn des Ersten Weltkriegs war Halder Ordonnanzoffizier beim Generalkommando des III Armee Korps wahrend der Kampfe in Lothringen und spater an der Westfront in Frankreich Am 6 Januar 1915 wurde er zum Zweiten Generalstabsoffizier der 6 Infanterie Division ernannt und in dieser Stellung am 9 August 1915 3 zum Hauptmann befordert 1916 folgte seine Kommandierung zum Armeeoberkommando 2 sowie die Versetzung in den Stab der 5 Infanterie Division Halder stand dann 1917 kurzzeitig zur Verfugung des Befehlshabers Ober Ost an der Ostfront und wurde anschliessend bis Kriegsende bei der Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht eingesetzt Fur seine Leistungen wahrend des Krieges wurde Halder mit beiden Klassen des Eisernen Kreuzes dem Ritterkreuz des Koniglichen Hausordens von Hohenzollern mit Schwertern dem Bayerischen Militarverdienstorden IV Klasse mit Schwertern dem Ritterkreuz I Klasse des Albrechts Ordens mit Schwertern sowie dem Osterreichischen Militarverdienstkreuz III Klasse mit Kriegsdekoration ausgezeichnet 3 Weimarer Republik Bearbeiten Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges war Halder 1919 Adjutant der Zentralstelle des Generalstabs in Munchen Nach dessen Auflosung wurde er in die Vorlaufige Reichswehr ubernommen und als Referent fur Taktik in das Reichswehrministerium versetzt Nach der Bildung der Reichswehr folgte 1923 seine Versetzung nach Landsberg am Lech in das 7 Bayerisches Artillerie Regiment Hier wurde Halder mit Rangdienstalter vom 1 April 1923 zum Major befordert 1925 folgte dann seine Versetzung zum Stab der 7 Bayerische Division und 1929 die Beforderung zum Oberstleutnant 1931 stieg Halder schliesslich als Chef des Stabes der 6 Division zum Oberst auf Zeit des Nationalsozialismus Bearbeiten Vorkriegszeit Bearbeiten Der Machtubernahme durch die Nationalsozialisten Anfang 1933 stand Halder distanziert gegenuber 4 Halders Ernennung zum Generalmajor erfolgte im Marz 1934 und am 15 Oktober 1935 wurde er Kommandeur der 7 Infanterie Division in Munchen Einen weiteren Karrieresprung machte Halder am 2 August 1936 3 als er zum Generalleutnant befordert wurde Dem schloss sich seine Verwendung als Oberquartiermeister I und II an Bei einem von ihm massgeblich organisierten Manover lernte Halder Adolf Hitler personlich kennen Der gute Eindruck den Hitler dabei von ihm gewann war fur seinen weiteren Aufstieg in der Wehrmacht von grossem Nutzen Im Februar 1938 wurde er zum General der Artillerie ernannt Im September 1938 trat Generaloberst Ludwig Beck aus Protest gegen Hitlers Kriegsplane als Generalstabschef des Heeres zuruck Der Posten Becks wurde zum 1 September 1938 3 Halder ubertragen Halder und Beck gehorten einer Gruppe von Verschworern an die fur den Fall einer militarischen Reaktion Grossbritanniens auf die Sudetenkrise 1938 die Absetzung Hitlers geplant hatten Dabei sahen Halders Planungen vor dass der Oberbefehlshaber des Heeres Walther von Brauchitsch den Militarputsch anfuhren sollte Dieser erklarte aber nie eindeutig seine Bereitschaft dazu Das Munchner Abkommen mit den Zugestandnissen Chamberlains an Hitler entzog dem Kreis der Verschworer der hauptsachlich aus hochrangigen Militars bestand jede plausible Rechtfertigung fur einen Putsch Was sollen wir noch tun Es gelingt ihm ja alles soll Halder damals resigniert gesagt haben Halder zog sich von Planen zum Staatsstreich zuruck da er keine Erfolgsaussichten mehr sah es sei mehr als zweifelhaft ob im Falle eines Umsturzversuchs grosse Teile der Bevolkerung gegen Hitler mobilisiert werden konnten 5 Zweiter Weltkrieg Bearbeiten nbsp General der Artillerie Franz Halder l als Chef des Generalstabes des Heeres mit dem Oberbefehlshaber des Heeres Generaloberst Walther von Brauchitsch wahrend des Uberfalls auf Polen 1939 Halder war zu Beginn des Zweiten Weltkrieges an allen strategischen Planungen der Wehrmacht beteiligt Hierzu gehorte der Uberfall auf Polen der Westfeldzug Frankreichfeldzug und das Unternehmen Barbarossa Krieg gegen die Sowjetunion 1941 1945 Fur seinen Beitrag an den Vorbereitungen des Uberfalls auf Polen erhielt Halder am 27 Oktober 1939 als einer der ersten deutschen Soldaten das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes 6 Im Vorfeld des Westfeldzuges kam es im Winter 1939 1940 zu einer Verschworung gegen Hitler an der Halder beteiligt war Ausloser war der Plan Hitlers Frankreich bereits im November 1939 angreifen zu lassen ein Vorhaben das die Spitzenmilitars fur kontraproduktiv hielten Sobald Hitler den Angriffsbefehl geben wurde sollte ein Staatsstreich erfolgen Wie genau blieb jedoch ebenso unklar wie die Rolle Halders Der Historiker Christian Hartmann sieht in dem Lavieren Halders den Versuch sich wie schon im September 1938 einen Putsch als ultima ratio offenzuhalten Im November 1939 erteilte Halder so sein Biograf Hartmann seine nach dem September 1938 zweite Absage an die Opposition 7 In der Folge entzog sich Halder allen parallel zur mehrmaligen Verschiebung des Angriffsbefehl erfolgten Versuchen der Opposition ihn fur eine Staatsstreichaktion zu gewinnen zuletzt in einem Gesprach mit seinem Vorganger als Generalstabschef Ludwig Beck am 16 Januar 1940 als er ausserte er lasse sich nicht als Handlanger fur eine Variante des Kapp Putsches einspannen Nach dem Abschluss des Westfeldzuges Juni 1940 wurde Halder zum Generaloberst befordert 8 Wie aus Halders Kriegstagebuch hervorgeht betonte er am 25 Juni 1940 einen neuen Gesichtspunkt Schlagkraft im Osten den der Generalstab des Heeres billigte Am 3 Juli beauftragte er seinen Mitarbeiterstab zu prufen wie ein militarischer Schlag gegen Russland zu fuhren ist um ihm die Anerkennung der beherrschenden Rolle Deutschlands in Europa abzunotigen Unter dem Stichwort Otto wurde ab 25 Juli 1940 der Ausbau des Eisenbahn und Strassennetzes im Osten betrieben 9 Am 21 Juli verlangte Hitler vom OKH dass es das russische Problem in Angriff nehmen und dafur gedankliche Vorbereitungen treffen solle Nach dem von Halder initiierten Plan sollte davon ausgegangen werden die Rote Armee in vier bis sechs Wochen mit 80 bis 100 Divisionen in einem Blitzkrieg zu schlagen und Russlands Angriffsfahigkeit zu zerstoren mit dem Ziel die Ukraine das Baltikum und Finnland unter deutsche Kontrolle zu bringen Am 5 Dezember 1940 trug Halder Hitler vor was die inzwischen erfolgten weiteren und von Friedrich Paulus koordinierten Planungen ergeben hatten Anschliessend notierte er in sein Kriegstagebuch Otto Vorbereitungen entsprechend den Grundlagen unserer Planung voll in Gang setzen 10 Am 18 Dezember 1940 wurde daraus der von Hitler unterzeichnete Fall Barbarossa Nach der Hitler Rede vor etwa 200 250 Heerfuhrern in der Reichskanzlei am 30 Marz 1941 notierte Halder folgendes Russlands Rolle und Moglichkeiten Begrundung der Notwendigkeit die russische Lage zu bereinigen Nur so werden wir in der Lage sein in zwei Jahren materiell und personell unsere Aufgaben in der Luft und auf den Weltmeeren zu meistern wenn wir die Landfragen endgultig und grundlich losen Unsere Aufgaben gegenuber Russland Wehrmacht zerschlagen Staat auflosen Frage des russischen Ausweichens Nicht wahrscheinlich da Bindung an Ostsee und Ukraine Wenn der Russe sich absetzen sollte musste er es sehr fruhzeitig tun sonst kommt er nicht mehr in Ordnung weg Nach Losung der Aufgaben im Osten werden 50 60 Divisionen Panzer genugen Ein Teil der Landmacht wird entlassen werden konnen fur Rustungsarbeiten fur Luftwaffe und Marine ein Teil wird fur andere Aufgaben benotigt sein z B Spanien Koloniale Aufgaben Kampf zweier Weltanschauungen gegeneinander Vernichtendes Urteil uber Bolschewismus ist gleich asoziales Verbrechertum Kommunismus ungeheure Gefahr fur die Zukunft Wir mussen von dem Standpunkt des soldatischen Kameradentums abrucken Der Kommunist ist vorher kein Kamerad und nachher kein Kamerad Es handelt sich um einen Vernichtungskampf Wenn wir es nicht so auffassen dann werden wir zwar den Feind schlagen aber in 30 Jahren wird uns wieder der kommunistische Feind gegenuberstehen Wir fuhren nicht Krieg um den Feind zu konservieren Kunftiges Staatenbild Nordrussland gehort zu Finnland Protektorate Ostseelander Ukraine Weissrussland Kampf gegen Russland Vernichtung der bolschewistischen Kommissare und der kommunistischen Intelligenz Die neuen Staaten mussen sozialistische Staaten sein aber ohne eigene Intelligenz Es muss verhindert werden dass eine neue Intelligenz sich bildet Hier genugt eine primitive sozialistische Intelligenz Der Kampf muss gefuhrt werden gegen das Gift der Zersetzung Das ist keine Frage der Kriegsgerichte Die Fuhrer der Truppe mussen wissen worum es geht Sie mussen in dem Kampf fuhren Die Truppe muss sich mit den Mitteln verteidigen mit denen sie angegriffen wird Kommissare und GPU Leute sind Verbrecher und mussen als solche behandelt werden Deshalb braucht die Truppe nicht aus der Hand der Fuhrer zu kommen Der Fuhrer muss seine Anordnungen im Einklang mit dem Empfinden der Truppe treffen Der Kampf wird sich sehr unterscheiden vom Kampf im Westen Im Osten ist Harte mild fur die Zukunft Die Fuhrer mussen von sich das Opfer verlangen ihre Bedenken zu uberwinden 11 An der Formulierung des Kommissarbefehls der dem Uberfall auf Russland vorausging war Halder dann in massgeblicher Verantwortung beteiligt 12 Nach Forschungsergebnissen von Oberst Gerhard P Gross Historiker am Militargeschichtlichen Forschungsamt der Bundeswehr vernachlassigte Halder bei seinen operativen Planungen logistische Fragen etwa wie das zu erwartende Nachschubproblem gelost werden konne Selten hat ein deutscher Generalstabschef die Lage derart eklatant falsch beurteilt wie Halder so Gross als Halder sich am 3 Juli 1941 in seinem Kriegstagebuch zu der Aussage verstieg es ist wohl nicht zu viel gesagt wenn ich behaupte dass der Feldzug gegen Russland innerhalb 14 Tagen gewonnen wurde 13 Bezuglich des Verlaufs der deutschen Sommeroffensive 1942 warf Halder Hitler vor durch die Teilung der Heeresgruppe Sud in die Heeresgruppen A und B um die operativen Ziele nun zeitgleich und nicht nachfolgend in Angriff zu nehmen die eigenen Krafte zu zersplittern und so zu uberstrapazieren Aufgrund dieser Auseinandersetzung wurde er am 24 September 1942 als Generalstabschef abgesetzt und zog sich als Pensionar nach Berlin und nach Aschau im Chiemgau zuruck 14 Halders Funktionen wurden von Kurt Zeitzler ubernommen Als Folge des gescheiterten Attentates auf Hitler vom 20 Juli 1944 durch Oberst Claus Schenk Graf von Stauffenberg kam es zu umfangreichen Verhaftungen und Verhoren Dabei folterte die SS systematisch Auf diese Weise wurden die Namen des Verschworerzirkels von 1938 ermittelt Daraufhin wurden Halder seine Frau und seine alteste Tochter verhaftet und im Konzentrationslager Flossenburg interniert Am 31 Januar 1945 wurde Halder offiziell aus der Wehrmacht entlassen Wahrend seiner Haft wurde er kurz vor Kriegsende in das KZ Dachau verlegt und von dort aus mit anderen sogenannten Sonderhaftlingen darunter Mitgliedern der Familien Stauffenberg und Goerdeler von der SS nach Sudtirol verschleppt Halder und seine Ehefrau Gertrud wurden dort am 4 Mai 1945 durch Wehrmachtssoldaten unter der Fuhrung von Hauptmann Wichard von Alvensleben befreit siehe Befreiung der SS Geiseln in Sudtirol 15 Er verbrachte einige Zeit in amerikanischer Kriegsgefangenschaft in Italien und wurde im Sommer 1945 entlassen Nachkriegszeit Bearbeiten nbsp Franz Halder in NurnbergEr verfasste 1945 mit vier weiteren hochrangigen Generalen die Denkschrift der Generale mit dem offiziellen Titel Das Deutsche Heer von 1920 1945 fur den Nurnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher Darin wurde die Rolle von Oberkommando der Wehrmacht und Oberkommando des Heeres im Zweiten Weltkrieg verharmlost und beschonigt Die Schutzbehauptungen der Denkschrift bildeten den Grundgedanken fur die spatere Verteidigung fuhrender Wehrmachtsoffiziere in Kriegsverbrecherprozessen und bestimmten trotz stichhaltiger und umfangreicher Gegenbeweise das Bild der sauberen Wehrmacht in der Offentlichkeit 16 17 Im Nurnberger Prozess gegen das Oberkommando der Wehrmacht wurde Halder als Zeuge der Anklage vernommen Von 1946 bis 1961 arbeitete Halder als Leiter der deutschen Abteilung der kriegsgeschichtlichen Forschungsgruppe der United States Army der Operational History German Section der Historical Division in Konigstein im Taunus sowie in Karlsruhe Hier hatte er bedeutenden Einfluss auf die Kriegsgeschichtsschreibung des Zweiten Weltkrieges diese wurde 1995 vom Militarhistoriker Bernd Wegner sehr kritisch beurteilt Denn nach den Vorgaben Halders sei der Krieg entweder als Verhangnis oder gar als notwendiger Praventivschlag auf jeden Fall aber als das Werk einer damonischen im Grunde ahistorischen Ausnahmepersonlichkeit eben als Krieg Hitlers interpretiert worden 18 Die Verantwortung fur Krieg Verbrechen und Niederlage wurde Hitler und seinem engsten Kreis zugeschrieben und es sollte wie Halder 1953 formulierte der ubermenschlichen Leistung des deutschen Soldaten im letzten Weltkrieg ein Denkmal gesetzt werden 19 Das OKH wurde zu einem Opfer stilisiert das von Hitler und dem Oberkommando der Wehrmacht systematisch entmachtet worden sei Mit der Viktimisierung und Mystifizierung des Generalstabes und der Leistungen der Wehrmacht sollte nicht nur der ehemalige Kriegsgegner beeinflusst werden sondern auch der Aufbau und die Tradierung der entstehenden deutschen Nachkriegsstreitkrafte mitzgestaltet werden Im engsten deutschen Kreis der Historical Division sprach er in Analogie zum als Truppenamt getarnten Generalstab der Reichswehr vom Schwarzen Generalstab nach 1945 Uber Jahre stritt er sich mit Hans Meier Welcker vom Amt Blank der Vorgangerorganisation des Bundesverteidigungsministeriums um den Aufbewahrungsort und die Auswertung der Studien Durch seinen privilegierten Zugang zu Dokumenten und abgeschlossenen Studien und seine einflussreiche Position im Netzwerk der ehemaligen Offizierselite wurde er zu einer Schlusselfigur fur alle Historiker die sich mit dem NS Regime und der Wehrmacht beschaftigten Seine Unterstutzung fanden nur diejenigen die seiner geschichtspolitischen Linie entsprachen 20 Halder nutzte diese vielfaltigen Einflussmoglichkeiten als wichtiger Architekt der Legende von der sauberen Wehrmacht 21 Hauptartikel Saubere Wehrmacht Im Zusammenhang mit seiner leitenden Tatigkeit in der Operational History German Section der Historical Division erfolgte auch die Entnazifizierung Halders Das Verfahren sollte ursprunglich an einer Sonderspruchkammer fur bei der Historical Division beschaftigte deutsche Offiziere die in Neustadt Hessen eingerichtet war stattfinden Da diese aber schon im Mai 1948 aufgelost wurde wurde Halder nun nach Munchen an die Spruchkammer X uberwiesen Die Kammer stufte Halder am 26 Oktober 1948 als nicht belastet ein Der bayerische Generalklager legte nach Auswertung von Halders Kriegstagebuchern Berufung gegen das Urteil ein da er zu dem Schluss gekommen war dass Halder am Zustandekommen der verbrecherischen Befehle der Wehrmacht insbesondere dem Kriegsgerichtsbarkeitserlass und dem Kommissarbefehl beteiligt gewesen war Das erstinstanzliche Entlastungsurteil wurde aufgehoben Die Versuche Halder vor eine Berufungskammer zu laden scheiterten jedoch wiederholt da die Historical Division Halder jeweils als wegen seiner kriegsgeschichtlichen Arbeit unabkommlich zuruckhielt Schliesslich entschied das bayerische Befreiungsministerium am 6 September 1950 die Berufung zuruckzuziehen womit Halder gemass dem Spruch vom Oktober 1948 als nicht belastet galt 22 Als Franz Halder 1953 von dem zum Kommissarbefehl und dem Komplex der verbrecherischen Befehle forschenden Historiker Heinrich Uhlig nach seiner Einschatzung der Bedeutung dieser Befehle fur die Geschichtsschreibung gefragt wurde antwortete Halder man ware gut beraten nicht zu sehr auf alle unschonen Einzelheiten abzuheben Ich glaube man fahrt besser wenn man die Hitler sche Zumutung inhaltlich wiedergibt und die Bemuhungen zur Ablehnung und die Versuche zur Sabotage der Hitlerbefehle hervorhebt 23 Die von Halder betriebene Grundung des Arbeitskreises fur Wehrforschung AfW 1954 uber den spater auch seine drei Bande Tagliche Aufzeichnungen des Chefs des Generalstabes des Heeres 1939 1942 herausgegeben wurden erfolgte auf dem Hintergrund der militarischen Geschichtsschreibung in der Historical Division und bedeutete deren Transfer in den zivilen Forschungs und Publikationsbereich 24 Der von Halder fur den AfW gewonnene Autorenkreis ehemaliger Wehrmachtsoffiziere hatte durch seine Tatigkeit fur die kriegsgeschichtliche Abteilung der US Armee einen exklusiven Zugang zu den von den Amerikanern beschlagnahmten Militarakten der Wehrmacht der zivilen Historikern erst ab Ende der 1950er Jahre schrittweise ermoglicht wurde Dieser exklusive Zugang zu den Akten verschaffte Halder und seinem Autorenkreis Vorteile im Bemuhen eigene Deutungen zum Handeln der Wehrmacht im Krieg durchzusetzen 25 Der Militarhistoriker und Halder Biograf Gerd R Ueberschar sieht Halder in der Funktion des Doyens der deutschen Kriegsgeschichtsschreibung uber den Zweiten Weltkrieg So gross sei Halders Einfluss auf Militarschriftsteller Memoirenschreiber Redakteure wehr und militarwissenschaftlicher Fachzeitschriften sowie Verlage des militarischen Genres gewesen die ihm in der Regel ihre wichtigen Publikationsprojekte zur Begutachtung vorlegten 26 Fur seine langjahrige Mitarbeit in der deutschen Abteilung des kriegsgeschichtlichen Forschungsamtes erhielt er 1961 die zweithochste zivile Auszeichnung der US Armee uberhaupt und die hochste fur auslandische Zivilangestellte den Meritorious Civilian Service Award 27 Schriften BearbeitenHitler als Feldherr Munchener Dom Verlag Munchen 1949 Kriegstagebuch Tagliche Aufzeichnungen des Chefs des Generalstabes des Heeres 1939 1942 Hrsg vom Arbeitskreis fur Wehrforschung bearbeitet von Hans Adolf Jacobsen 3 Bande Kohlhammer Stuttgart 1962 1964 Band 1 Vom Polenfeldzug bis zum Ende der Westoffensive 14 August 1939 30 Juni 1940 1962 Band 2 Von der geplanten Landung in England bis zum Beginn des Ostfeldzuges 1 Juli 1940 21 Juni 1941 1963 Band 3 Der Russlandfeldzug bis zum Marsch auf Stalingrad 22 Juni 1941 24 September 1942 1964 Literatur BearbeitenPaul Frohlich Der Generaloberst und die Historiker Franz Halders Kriegstagebuch zwischen Apologie und Wissenschaft In Vierteljahrshefte fur Zeitgeschichte Jg 68 2020 Heft 1 S 25 61 Esther Julia Howell Von den Besiegten lernen Die kriegsgeschichtliche Kooperation der U S Armee und der ehemaligen Wehrmachtselite 1945 1961 Studien zur Zeitgeschichte Hrsg v Institut fur Zeitgeschichte Band 90 De Gruyter Oldenbourg Berlin 2015 ISBN 978 3 11 041478 3 Rezension bei H Soz Kult durch Wigbert Benz Rezension bei sehepunkte durch Heiner Mollers Gerhard P Gross Mythos und Wirklichkeit Geschichte des operativen Denkens im deutschen Heer von Moltke d A bis Heusinger Schoningh Paderborn 2012 ISBN 978 3 506 77554 2 Rezension Hans Albert Hoffmann Die deutsche Heeresfuhrung im Zweiten Weltkrieg Steffen Verlag Friedland 2011 ISBN 978 3 942477 08 6 Christian Hartmann Halder Generalstabschef Hitlers 1938 1942 2 erweiterte und aktualisierte Auflage Schoningh Paderborn 2010 ISBN 978 3 506 76762 2 Rezension Heidemarie von Schall Riaucour Aufstand und Gehorsam Offizierstum und Generalstab im Umbruch Leben und Wirken von Generaloberst Franz Halder Lindenbaum Verlag Beltheim Schnellbach 2006 ISBN 3 938176 05 9 Gerhard Hirschfeld Tobias Jersak Hrsg Karrieren im Nationalsozialismus Funktionseliten zwischen Mitwirkung und Distanz Campus Verlag Frankfurt am Main u a 2004 ISBN 3 593 37156 1 S 225 238 Carl Dirks Karl Heinz Janssen Der Krieg der Generale Hitler als Werkzeug der Wehrmacht 4 Auflage Propylaen Berlin 1999 ISBN 3 549 05590 0 Gerd R Ueberschar Generaloberst Franz Halder Generalstabschef Gegner und Gefangener Hitlers Muster Schmidt Gottingen 1991 ISBN 3 7881 0138 5 Gerd R Ueberschar Generaloberst Franz Halder In Gerd R Ueberschar Hrsg Hitlers militarische Elite Band 1 Primus Verlag Darmstadt 1998 ISBN 3 89678 083 2 S 79 88 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Franz Halder Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Franz Halder im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Zeitungsartikel uber Franz Halder in den Historischen Pressearchiven der ZBW Manfred Wichmann Franz Halder Tabellarischer Lebenslauf im LeMO DHM und HdG Nachlass und biographische Angaben im Bundesarchiv Franz Halder ns archiv deEinzelnachweise Bearbeiten Othmar Hackl Die Bayerische Kriegsakademie 1867 1914 Beck Munchen 1989 ISBN 3 406 10490 8 S 461 Othmar Hackl Die Bayerische Kriegsakademie 1867 1914 Beck Munchen 1989 ISBN 3 406 10490 8 S 460 a b c d Auszeichnungsdaten und Ernennungsdaten nach den Angaben zum Nachlass im Bundesarchiv gesehen am 4 Mai 2010 Franz Halder Tabellarischer Lebenslauf im LeMO DHM und HdG Ernst Willi Hansen Karl Volker Neugebauer Michael Busch Das Zeitalter der Weltkriege 1914 bis 1945 Volker in Waffen Grundkurs deutsche Militargeschichte 2 Verlag Oldenbourg Munchen 2007 ISBN 978 3 486 58099 0 S 250 Klaus W Tofahrn Das Dritte Reich und der Holocaust Peter Lang Frankfurt am Main 2008 ISBN 978 3 631 57702 8 S 206 Gerd R Ueberschar Generaloberst Franz Halder Generalstabschef Gegner und Gefangener Hitlers Muster Schmidt Gottingen 1991 S 31 35 Zitat S 34 Christian Hartmann Halder Generalstabschef Hitlers 1938 1942 2 erweiterte und aktualisierte Auflage Schoningh Paderborn 2010 S 99 116 Gerd R Ueberschar Generaloberst Franz Halder In Gerd R Ueberschar Hrsg Hitlers militarische Elite Bd 1 Primus Verlag Darmstadt 1998 ISBN 3 89678 083 2 S 82 Christian Hartmann Halder Generalstabschef Hitlers 1938 1942 S 162 172 Hartmann gibt diesem Kapitel 6 2 die Uberschrift Halders zweite Absage an die Opposition Gerd R Ueberschar Generaloberst Franz Halder Generalstabschef Gegner und Gefangener Hitlers S 38 58 zum Gesprach mit Beck S 47 zur Ernennung zum Generaloberst S 58 Abdruck in Carl Dirks Karl Heinz Janssen Der Krieg der Generale Hitler als Werkzeug der Wehrmacht Propylaen Berlin 1999 S 266 Franz Halder Kriegstagebuch Band 2 S 211 5 Dezember 1940 Halders Tagebuch Wolfram Wette Die Wehrmacht Feindbilder Vernichtungskrieg Legenden S Fischer Frankfurt a M 2002 S 99 Gerhard P Gross Mythos und Wirklichkeit Geschichte des operativen Denkens im deutschen Heer von Moltke d A bis Heusinger Ferdinand Schoningh Paderborn 2012 S 230 235 Zitat S 232 Gerd R Ueberschar Generaloberst Franz Halder In Gerd R Ueberschar Hrsg Hitlers militarische Elite Bd 1 Primus Verlag Darmstadt 1998 S 83 Peter Koblank Die Befreiung der Sonder und Sippenhaftlinge in Sudtirol Online Edition Mythos Elser 2006 Wolfram Wette Die Wehrmacht Fischer 2002 ISBN 3 7632 5267 3 S 206 f Valerie Genevieve Hebert Befehlsempfanger und Helden oder Verschworer und Verbrecher In NMT die Nurnberger Militartribunale zwischen Geschichte Gerechtigkeit und Rechtsschopfung Hrsg Priemel und Stiller Hamburger Edition 2013 ISBN 978 3 86854 278 3 S 274 f Bernd Wegner Erschriebene Siege Franz Halder die Historical Division und die Rekonstruktion des Zweiten Weltkrieges im Geiste des deutschen Generalstabes S 291 f In Ernst Willi Hansen Gerhard Schreiber Bernd Wegner Hrsg Politischer Wandel organisierte Gewalt und nationale Sicherheit Beitrage zur neueren Geschichte Deutschlands und Frankreichs Festschrift fur Klaus Jurgen Muller Munchen 1995 S 287 302 Esther Julia Howell Von den Besiegten lernen Die kriegsgeschichtliche Kooperation der U S Armee und der ehemaligen Wehrmachtselite 1945 1961 De Gruyter Oldenbourg Berlin 2015 S 254 f Zitat u S 304 f Paul Frohlich Der Generaloberst und die Historiker Franz Halders Kriegstagebuch zwischen Apologie und Wissenschaft Vierteljahrshefte fur Zeitgeschichte 1 2020 S 36 38 Esther Julia Howell Bauen am Denkmal Franz Halder die Historical Division und die Legende von der sauberen Wehrmacht in Jens Westemeier Hg So war der deutsche Landser Das populare Bild der Wehrmacht Schoningh Paderborn 2019 ISBN 978 3 506 78770 5 S 41 62 hier S 42 Esther Julia Howell Von den Besiegten lernen Die kriegsgeschichtliche Kooperation der U S Armee und der ehemaligen Wehrmachtselite 1945 1961 De Gruyter Oldenbourg Berlin 2015 S 176 178 Esther Julia Howell Bauen am Denkmal Franz Halder die Historical Division und die Legende von der sauberen Wehrmacht in Jens Westemeier Hg So war der deutsche Landser Das populare Bild der Wehrmacht Schoningh Paderborn 2019 S 57 Jost Dulffer Politische Geschichtsschreibung der 45er Generation Von der Militargeschichte des Zweiten Weltkriegs zur kritischen Zeitgeschichte 1950 1970 In Christoph Cornelissen Hg Geschichtswissenschaft im Geist der Demokratie Wolfgang J Mommsen und seine Generation Akademie Verlag Berlin 2010 S 51 Esther Julia Howell Von den Besiegten lernen Die kriegsgeschichtliche Kooperation der U S Armee und der ehemaligen Wehrmachtselite 1945 1961 De Gruyter Oldenbourg Berlin 2015 S 270 f u S 278 Gerd R Ueberschar Generaloberst Franz Halder Generalstabschef Gegner und Gefangener Hitlers S 96 Esther Julia Howell Von den Besiegten lernen Die kriegsgeschichtliche Kooperation der U S Armee und der ehemaligen Wehrmachtselite 1945 1961 De Gruyter Oldenbourg 2016 Prolog S 1 Gerd R Ueberschar Generaloberst Franz Halder Generalstabschef Gegner und Gefangener Hitlers S 100 Stabschefs der Teilstreitkrafte der Wehrmacht 1935 1945 Chefs des Generalstabes des Heeres Ludwig Beck Franz Halder Kurt Zeitzler Heinz Guderian m d W d G b Hans Krebs m d W d G b Alfred Jodl m d W d G b Chef des Generalstabes der Luftwaffe Walther Wever Albert Kesselring Hans Jurgen Stumpff Hans Jeschonnek Gunther Korten Werner Kreipe m d W d G b Karl KollerChefs des Stabes der Seekriegsleitung der Kriegsmarine Gunther Guse Otto Schniewind Kurt Fricke Wilhelm MeiselGeneraloberste und Generaladmirale von Wehrmacht und Waffen SSGeneraloberste des Heeres Adam von Arnim Beck Blaskowitz Dietl Dollmann von Falkenhorst Friessner von Fritsch Fromm Guderian Haase Halder von Hammerstein Equord Harpe Heinrici Heitz Hilpert Hoepner Hollidt Hoth Hube Jaenecke Jodl Lindemann von Mackensen Raus Reinhardt Rendulic Ruoff von Salmuth Schmidt von Schobert Strauss von Viettinghoff Weiss ZeitzlerGeneraloberste der Luftwaffe Dessloch Grauert Jeschonnek Keller Korten Loerzer Lohr Rudel Student Stumpff Udet WeiseGeneraladmirale der Kriegsmarine Albrecht Boehm Carls von Friedeburg Kummetz Marschall Saalwachter Schniewind Schultze Warzecha WitzellSS Oberst Gruppenfuhrer und Generaloberste der Waffen SS Dietrich Hausser Normdaten Person GND 11870091X lobid OGND AKS LCCN n87836130 VIAF 19726706 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Halder FranzKURZBESCHREIBUNG deutscher Generaloberst und Chef des Generalstabes des Heeres im Zweiten WeltkriegGEBURTSDATUM 30 Juni 1884GEBURTSORT WurzburgSTERBEDATUM 2 April 1972STERBEORT Aschau im Chiemgau Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Franz Halder amp oldid 237745842