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Die Pontosgriechen auch Pontusgriechen oder Pontier griechisch Pontioi Pondii turkisch Pontus Rumlari sind die Nachfahren jener Griechen die im Altertum die historische Landschaft Pontos besiedelten Ihr Sprachraum erstreckte sich uber die heutige ostliche turkische Schwarzmeerkuste bis hin zu angrenzenden Teilen Georgiens und verbreitete sich bei Wanderungsbewegungen uber die Kaukasusregion hinaus bis nach Russland 1 Die christlichen Pontosgriechen lebten an der turkischen Schwarzmeerkuste wurden jedoch im Osmanischen Reich verfolgt und im Jahr 1923 in Folge des Bevolkerungsaustauschs zwischen Griechenland und der Turkei zwangsdeportiert Die Pontosgriechen die unter staatlichem oder kulturellem Druck muslimisch wurden leben noch dort sind turkische Staatsburger und haben turkische Namen angenommen Charakteristisch fur die pontischen Griechen ist das pontische Griechisch das viele von ihnen noch sprechen Die Bezeichnung Pontosgriechen lasst sich von der antiken Bezeichnung des Schwarzen Meeres ableiten Pontos Euxeinos Pontosgriechische Tracht im Hellenischen Kriegsmuseum Inhaltsverzeichnis 1 Begriffsanwendung 2 Pontische Sprache 3 Geschichte 3 1 Antike 3 1 1 Vorchristliche Zeit 3 1 2 Christianisierung 3 2 Mittelalter 3 3 Neuzeit 3 3 1 Im Osmanischen Reich 3 3 2 Vorwurf des Volkermords 3 3 3 Ansiedlung in Griechenland nach 1923 3 3 4 In der Sowjetunion 4 Kultur 4 1 Familiennamen 4 1 1 Christen 4 1 2 Muslime 5 Bekannte Pontusgriechen 6 Filme 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseBegriffsanwendung BearbeitenLoukas Lymperopoulos spricht von uberlebenden Pontosgriechen der ersten Generation 2 Diese erste Generation bestand aus Menschen die die Grauel der Zeit bis 1923 selbst erlebt haben von diesen Menschen lebt fast niemand mehr Aussagen uber Pontosgriechen im Prasens beziehen sich fast immer auf die zweite und folgende Generationen von denen fast alle nicht mehr in der Schwarzmeerregion leben In demselben Buch besteht die erste Generation von Pontosgriechen aus Menschen die selbst nach Deutschland eingewandert sind also Migranten Alle weiteren Generationen sind deren Kinder Enkel usw also Menschen mit Migrationshintergrund Uber die Pontosgriechen in Hamburg schreibt Lymperopoulos Viele Kinder der zweiten oder dritten Generation haben sowohl die griechische als auch die deutsche Staatsangehorigkeit oder nur die letztere Sie werden in der Statistik der Bundesbehorde nicht als Griechen gefuhrt Die pontosstammigen Griechen in Hamburg sind sowohl ein Teil der Pontosgriechen in ganz Deutschland als auch ein Teil der griechischen Community in der Hansestadt Ihre Lebenslaufe sind ahnlich wie bei den anderen Griechen 3 Der Anteil der Pontosgriechen unter allen Griechen in Deutschland betragt zwischen 30 und 35 Prozent Pontische Sprache Bearbeiten Hauptartikel Pontische Sprache Die Pontosgriechen sprechen meist noch ihren griechischen Dialekt das Pontische der sich in anderer Art und Weise als das Standardgriechische Dimotiki Dhmotikh siehe auch Griechische Sprache aus dem Altgriechischen insbesondere der Koine entwickelt hat und sich folglich merklich davon unterscheidet Die Anzahl der Sprecher des Pontischen geht in Griechenland generationenweise zuruck da es an offentlichen Schulen nicht gelehrt wird und bestenfalls nur mundlich weitergegeben wird Am ehesten erhalten wird die Sprache noch in einigen Teilen Nordgriechenlands was damit zusammenhangt dass in Stadten wie Thessaloniki oder Kilkis aber auch in der nordgriechischen Provinz die meisten Pontier angesiedelt wurden Ausserdem wird er noch von in der Turkei gebliebenen muslimischen Griechen gesprochen die zum grossten Teil in den Dorfern um Caykara in der Provinz Trabzon leben Die Sprecheranzahl geht auch dort zuruck Geschichte BearbeitenAntike Bearbeiten Vorchristliche Zeit Bearbeiten nbsp Das Konigreich Pontos erlangte seine grosste Ausdehnung unter Mithridates VI nbsp Pontische Munze aus Sinope mit der Abbildung des Pontischen Adlers dem heutigen Symbol der Pontosgriechen 4 Jhd v Chr Die griechische Prasenz am Schwarzen Meer geht zuruck bis in die Zeit der Antike Die Forschung belegt die ersten Aktivitaten freier Handler und Abenteurer in der Zeit um 1000 v Chr Sie waren dort hauptsachlich auf der Suche nach Gold und Erzen Die uberlieferte Argonautensage uber die Reise Iasons und der 50 Helden nach Kolchis die Reise des Herakles auf dem Schwarzen Meer die in der Odyssee beschriebenen Abenteuer des Odysseus im Lande der Kimmerier die Bestrafung des Prometheus durch Zeus am Kaukasus und andere griechische Mythen mit Bezug auf diese Region belegen die Existenz antiker Handelsrouten Im 8 Jahrhundert v Chr begannen sich griechische Handelsposten an der pontischen Kuste zu permanenten Siedlungen zu entwickeln Die Stadt Milet grundete mit Sinope die erste griechische Kolonie am Schwarzen Meer Auf Grund seines Hafens und des guten Zugangs zum Hinterland entwickelte Sinope sich rasch zu einem bedeutenden Handelszentrum In der Folge wurden entlang der pontischen Sudkuste nach ahnlichem Muster zahlreiche Stadte gegrundet die sich im Laufe der Jahrhunderte zu bevolkerungsreichen Zentren fur Seehandel und Kultur entwickelten So brachte der Pontos Personlichkeiten wie Herakleides Pontikos oder Diogenes von Sinope hervor Archaologische Funde und zahlreiche schriftliche Quellen der Antike und Postantike dokumentieren die wirtschaftliche Aktivitat der pontischen Stadte ihr Verhaltnis zu den Mutterstadten Metropolen und ihre Beziehungen untereinander wie zu den indigenen Volkern Die politische und kulturelle Dominanz der griechischen Stadte am Pontos wird vor allem durch die Betrachtung der weiteren Entwicklung der indigenen Volker der Region offenbar die im Laufe der Jahrhunderte zu grossen Teilen griechische Kultur und griechisches Denken annahmen In seiner Anabasis beschreibt Xenophon seine Erlebnisse im Zug der Zehntausend dem strapazen und verlustreichen Ruckzug griechischer Soldner nach der Schlacht bei Kunaxa durch das ganze Perserreich hindurch bis zum Erreichen der griechischen Stadte des Schwarzen Meeres wie beispielsweise Herakleia Pontike Ἡrakleian polin Ἑllhnida Megarewn ἄpoikon einer griechischen Stadt von Kolonisten aus Megara 4 Xenophon liefert hierin ausfuhrliche Berichte uber Land und Leute Sitten und Gebrauche In der Zeit Alexanders des Grossen und seiner Nachfolger war die wirtschaftliche Macht der griechischen Stadte auf ihrem Hohepunkt Die Auswirkung der hellenistischen Kultur auf die eingeborenen Volker war enorm und hatte sie grundlegend in ihrer sozialen und kulturellen Entwicklung beeinflusst Im 1 Jahrhundert v Chr erhob der pontische Konig Mithridates Eupator die griechische Sprache zur offiziellen Amtssprache seines Reiches und somit zur offiziellen allgemeinen Verkehrssprache der zahlreichen und dadurch vielsprachigen indigenen Volker Kleinasiens was deren Hellenisierung spatestens jetzt nach sich zog Siehe auch Pontos Konigreich Christianisierung Bearbeiten Die Apostel Andreas und Petrus brachten das Christentum bereits sehr fruh in die Region des Pontos Dabei war der Status des Griechischen als allgemeine Verkehrssprache der Region bei der Christianisierung vor allem auch der hellenisierten indigenen Gemeinschaften eine willkommene Hilfestellung sowohl anfangs fur die Apostel als auch spater fur die Kirchenvater Auf der anderen Seite fuhrte die Christianisierung der hellenisierten indigenen Bevolkerung zur endgultigen Annahme der griechischen Identitat und Kultur So verschmolzen sie mit den Griechen zu einer einheitlichen Kultur die auf der gemeinsamen Basis des Christentums grundete Mittelalter Bearbeiten Die Eroberung Konstantinopels durch die Franken wie die romisch katholischen Westeuropaer in Erinnerung an das Frankische Reich im Osten genannt wurden im Vierten Kreuzzug fuhrte zur Errichtung des Lateinischen Kaiserreiches das sich feudal in kleine frankische Staaten zergliederte In den Gebieten des Byzantinischen Reiches die die Eroberer nicht besetzen konnten entstanden auch kleinere griechische Staaten deren Herrscher alsbald den Kaisertitel fur sich beanspruchten So kam es dass Alexios Komnenos aus der Dynastie der Komnenen gemeinsam mit seinem Bruder David beide waren vor der Eroberung der Hauptstadt geflohen das Kaiserreich Trapezunt grundete Dadurch wurde das bis dahin eher unbedeutende Trapezunt das heutige Trabzon Hauptstadt eines Staates der durch geschickte Diplomatie und durch Anlehnung an regionale Machte wie Georgien oder das Mongolische Reich und seine Nachfolgestaaten seine Unabhangigkeit bis zum Ausgang des Mittelalters behaupten konnte und durch Fernhandelsverbindungen zu Reichtum gelangte Die Eroberung Konstantinopels durch die Osmanen im Jahr 1453 und der Fall von Trapezunt acht Jahre spater 1461 bildete fur die pontischen Griechen eine Zasur in ihrer Geschichte Viele insbesondere wohlhabende Einwohner der reichen Kustenstadte und der Dorfer flohen in die umliegenden Gebirgsregionen des Pontus in dem Versuch fernab der Aufmerksamkeit der neuen Herrscher in neu gegrundeten und freien griechischen Dorfern und Stadten zu leben Ein grosser Teil wanderte in das Russische Reich 1 bzw in dessen sudliche Kustengebiete nach Georgien Armenien und in Folge ethnischer Deportationen unter Stalin auch nach Kasachstan siehe auch Griechen in Kasachstan aus wo sie neue griechische Gemeinden grundeten So entstanden kulturelle Zentren die auch in den Folgejahrzehnten vom nunmehr osmanischen Pontus geflohene Griechen aufnahmen Zu den bedeutenden pontischen Griechen des Mittelalters zahlt der Humanist und Kardinal Bessarion Neuzeit Bearbeiten Im Osmanischen Reich Bearbeiten Hauptartikel Osmanische Griechen nbsp Pontosgriechische SoldatenAb dem 18 Jahrhundert wanderten weite Teile der Population insbesondere nach Russland und die Kaukasusregion ab 1 Umgekehrt liessen sich muslimische Tataren und Tscherkessen deren Heimatgebiete unter russische Herrschaft geraten waren im Osmanischen Reich nieder In seinem 1845 herausgegebenen Werk Fragmente aus dem Orient erwahnt Jakob Philipp Fallmerayer christliche Pontosgriechen denen er auf seinen Reisen im Osmanischen Reich begegnet war Sie seien griechischsprachig und dienten der Schutzpatronin ihres Tales der Panagia Sumela 5 Fallmerayer bezeichnet sie als byzantinische Griechen und ihr Griechisch als Matschuka Griechisch nach dem Ort Macka griech Matsoyka 6 Nach dem Aufstand der Griechen im Jahr 1821 gegen das Osmanische Reich aber insbesondere nach Anerkennung der Unabhangigkeit von Griechenland nach der Londoner Konferenz von 1832 hatte sich die Stimmung gegenuber der griechischen Bevolkerung im Osmanischen Reich weitgehend verschlechtert Nationalistische Gedanken fanden immer mehr Anhanger auch unter der turkischen Bevolkerung im Vielvolkerstaat der Osmanen Ein Miteinander wurde mit der Zeit und dem Zerfall des Reiches immer schwieriger Siehe auch Republik Pontos Vorwurf des Volkermords Bearbeiten Hauptartikel Griechenverfolgungen im Osmanischen Reich 1914 1923 Als Folge des Aufstiegs der Jungturken im 20 Jahrhundert wurden viele der ursprunglich mehr als 600 000 Pontier wie auch Armenier und Aramaer Opfer von Deportationen Seit den 1980er Jahren nimmt die Diskussion zu ob es sich dabei auch um einen Volkermord handelte Die Befurworter der These beziffern die Zahl der Opfer mit 353 000 Pontosgriechen Hierzu veroffentlichte der Historiker Konstantinos Fotiadis 2004 eine vom griechischen Parlament beauftragte umfassende Untersuchung 7 Der britische Historiker Christopher Walker sprach 1980 von einer grausamen Verfolgung der Pontosgriechen der Provinz Trabzon in den Jahren 1922 1924 die ihre Gemeinschaft nahezu vernichtet habe 8 Die deutsche Soziologin Tessa Hofmann sprach 2006 offen von Volkermord und fuhrt dabei die im griechischen Sprachraum fur die Geschehnisse jener Zeit ublichen Begriffe Sphagi Massaker und Xerisomos Entwurzelung an Diese Begriffe so Hofmann beschreiben funf von sechs der in der spateren UN Genozidkonvention aufgezahlten Straftatbestande von Volkermord wie beispielsweise die gewaltsame Uberfuhrung von Kindern der Gruppe in eine andere Gruppe sowie die vorsatzliche Auferlegung von Lebensbedingungen die auf die vollige oder teilweise physische Zerstorung der Gruppe abzielen 9 Der Historiker Boris Barth bestritt 2006 die Volkermord These mit dem Argument den Pontosgriechen habe anders als den Armeniern die Fluchtoption in den griechischen Staat offengestanden Allerdings legalisierte der Vertrag von Lausanne unterschrieben Mitte 1923 die bereits vollzogene Vertreibung von Griechen bzw Turken nur nachtraglich Der im Vertrag geregelte Bevolkerungsaustausch zwischen Griechenland und der Turkei bedeutete fur die pontischen Griechen nun auch de jure die Vertreibung aus der Heimat Rund 300 000 christliche Pontier wurden nach Griechenland umgesiedelt nur einige wenige Tausende muslimische Pontosgriechen durften verbleiben Insgesamt mussten auf beiden Seiten volkerrechtlich sanktioniert fast zwei Millionen Menschen ihre Heimat verlassen davon etwa 1 25 Millionen Griechen und 356 000 Turken 10 Ansiedlung in Griechenland nach 1923 Bearbeiten Die Ansiedlung der pontischen Fluchtlinge in Griechenland war mit enormen Problemen verbunden Das Land das bis dahin eine Bevolkerung von nur etwa 5 5 Millionen hatte sah sich nun einem Fluchtlingsstrom von insgesamt etwa 1 5 Millionen Menschen gegenubergestellt Das bedeutete einen abrupten Zuwachs von uber 25 der bisherigen Bevolkerung Die Fluchtlinge wurden nach ihrer Ankunft zunachst in Lagern untergebracht meist in Randgebieten von Stadten vor allem der beiden grossen Stadte Athen und Thessaloniki deren beider damalige Bevolkerungszahl von unter 200 000 Einwohnern sich nun in kurzester Zeit verdoppelte Die hygienischen Missstande in den Fluchtlingslagern und der erste Wintereinbruch sorgten dafur dass sich Epidemien wie Pocken und Typhus sehr schnell verbreiteten Die Lage der Fluchtlinge nahm derart tragische Dimensionen an dass der Volkerbund Fridtjof Nansen beauftragte geeignete Mittel fur ihre Unterstutzung zu ermitteln Dieser schlug eine entsprechende Kontrollkommission unter der Fuhrung des Volkerbundes vor welche den Bevolkerungsaustausch uberwachen sollte Die USA lehnten den Vorschlag ab da sie die Fuhrungsrolle des Volkerbunds in diesem Unternehmen nicht akzeptierten Schliesslich richtete eine Gruppe von US Feministinnen eine Quarantanestation auf Makronissos ein einer Insel vor der attischen Kuste wo pontische Fluchtlinge nun behandelt werden konnten Der Volkerbund unterstutzte das Unternehmen finanziell mit einem Darlehen Die provisorischen Zeltlager am Rande der grossen Stadte wandelten sich innerhalb weniger Jahre zu Siedlungen deren Namen auch heute noch daran erinnern dass sie von Fluchtlingen aus dem Osten gegrundet wurden Auf dem Land wurden die Pontosgriechen hauptsachlich auf ehemals turkischem Besitz in der nun griechischen Provinz Makedonien angesiedelt Da allerdings die Zahl der aus Griechenland vertriebenen Turken kaum 500 000 uberstieg war das frei gewordene Ackerland absolut unzureichend fur den Millionenstrom griechischer Fluchtlinge was den Neusiedlern die Grundung einer neuen Existenzgrundlage sehr erschwerte Zusatzlich belastet wurde ihre ohnehin schon schwierige Lage durch eine Welle des Rassismus von Seiten der einheimischen Bevolkerung Diese schlug den pontischen Fluchtlingen mitunter am heftigsten entgegen Grund dafur ist die bis dahin auf dem Balkan grosstenteils unbekannte pontische Variante des Griechischen mit ihrer eigenen Phonologie wie auch die fremd anmutenden pontischen Gebrauche insgesamt die in uber zwei Jahrtausenden am fernen Schwarzen Meer gewachsen waren und zum Teil auch von der turkisch osmanischen Kultur beeinflusst worden sind So wurden die pontischen Fluchtlinge insbesondere von der mehrheitlich ungebildeten Landbevolkerung als unwillkommene Turken empfunden an die der Staat eigentlich ihnen selbst zustehendes Ackerland vergab Viele der Fluchtlinge brachten ihre beruflichen Qualifikationen mit beispielsweise in der Textil und Tabakverarbeitung Fur die griechische Wirtschaft wurden sie zu einer quasi unerschopflichen Quelle preiswerter Arbeitskraft und als solche auch ausgiebig genutzt Wie die anderen Fluchtlinge aus dem Osten trugen auch die Pontier somit ihren Teil zur Industrialisierung des Landes bei In der Sowjetunion Bearbeiten Siehe auch Griechische Minderheit in den Nachfolgestaaten der Sowjetunion Im 18 und 19 Jahrhundert setzte eine signifikante pontische Wanderbewegung aus dem Osmanischen Reich insbesondere nach Russland und der Kaukasusregion ein In der Folge bildete sich dort gewissermassen eine zweite pontische Kultur die selbstandig neben jener an der turkischen Schwarzmeerkuste existierte und sich entwickelte Die griechischen Dialekte dieser Gebiete gelten heute als die vitalste Form des Pontischen Im Jahr 1989 lebten in Russland 40 000 Sprecher darunter jeweils 15 000 in der Region Krasnodar und bei Stawropol 1 Seit dem Fall des Eisernen Vorhangs jedoch sind grosse Migrationsbewegungen der auf dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion lebenden Pontosgriechen zu verzeichnen Sie verliessen zunehmend diese Gebiete und wandern meist nach Griechenland oder Deutschland aus Beispielsweise lebten 1989 noch etwa 100 000 Pontosgriechen in Georgien Im Jahr 2002 war ihre Zahl auf etwa 15 000 zuruckgegangen 11 Kultur Bearbeiten nbsp Eine Flagge der Pontosgriechen mit dem Pontischen Adler einem Symbol das sich bereits auf antiken Munzen des Konigreichs Pontos aus Sinope findet und spater von der Dynastie der Komnenen als Herrschern des Kaiserreichs Trapezunt verwendet wurde 12 Bis heute haben die Pontosgriechen sich eine eigene traditionelle Volkskultur mit Gesangen und Tanzen bewahrt Die Musik ist mit derjenigen der heute noch am Schwarzen Meer ansassigen Turken und Lasen verwandt Das beliebteste Musikinstrument der Pontosgriechen ist die pontische Lyra auch Kemence eine gestrichene Kastenhalslaute die sich durch ihren langen geraden Korpus von der birnenformigen kretischen Lyra unterscheidet Die Sackpfeife Tulum wird ebenfalls solistisch gespielt gelegentlich auch von der Zylindertrommel Davul begleitet Hinzu kommt die auf dem Balkan und in der Turkei weit verbreitete holzerne Langsflote Kaval Typischerweise wird die Melodie auf der Kemence in parallelen Quarten gespielt indem zwei Saiten gleichzeitig gegriffen werden In der Tanzmusik sind schnelle asymmetrische Rhythmen haufig 3 2 oder 3 4 Takteinheiten 13 Besondere Bedeutung gewann die Enosi Pontion Pierias Viele Pontosgriechen versuchen auch in Griechenland oder in anderen Landern in die sie ausgewandert waren ihre kulturelle Identitat zu wahren So existieren diverse Kulturvereine von Pontosgriechen oder auch andere Vereine wie etwa der Fussballverein Apollon Kalamarias der von Pontosgriechen zur Wahrung ihrer Identitat 1926 gegrundet wurde Familiennamen Bearbeiten Christen Bearbeiten Die christlichen Pontosgriechen sind meist an ihren Familiennamen erkennbar Diese weisen oft die Endung idis bzw iadis mannliche Form oder idou bzw iadou weibliche Form auf wie Dimitriadis bzw Dimitriadou Stefanidis bzw Stefanidou oder Michailidis bzw Michailidou dt etwa Nachkomme des Dimitris Stefanos Michail Es handelt sich hierbei um patronymische Bildungen die bereits im Altertum nachweisbar sind Die Endungen ides und iades wurden an den Namen des Vaters gehangt was ausdrucken sollte wessen Sohn man ist So wurde beispielsweise Achilles Sohn des Peleus auch Pelides bzw der Pelide genannt Durch den Itazismus hat sich lediglich die Aussprache des Eta H h in der mannlichen Form von ides zu idis verandert Aber noch in jungerer Zeit wurde von einigen Namenstragern die Transkription entsprechend der erasmischen Aussprache des Altgriechischen gewahlt 14 was gelegentlich fur Verwirrung sorgt Wahrend bis in die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg der Name Mixahlidhs durchaus auch als Michaelides ins Deutsche ubertragen werden konnte ist heute die Form Michailidis ublich Im Griechischen hat sich die Schreibweise idhs iadhs seit der Antike nicht verandert Muslime Bearbeiten Hauptartikel Griechische Muslime Die in der Turkei verbliebenen muslimischen Pontosgriechen nahmen dem Familiennamensgesetz vom 21 Juni 1934 entsprechend turkische Familiennamen an Diese werden von griechischer Seite toyrkofwnoi turkofoni Turkischsprechende genannt Bekannte Pontusgriechen BearbeitenGeorges I Gurdjieff griechisch armenischer Schriftsteller Choreograph und Komponist Ivan Savvidis griechisch russischer Unternehmer Mike Zambidis griechischer K 1 Kampfer Vassilis Triandafyllidis griechischer Komiker Ioannis Amanatidis griechischer Fussballspieler Michalis Chrysochoidis griechischer PolitikerFilme BearbeitenApo tin akri tis polis From the Edge of the City Am Rande der Stadt Spielfilm Regie Constantinos Giannaris 1998 Aus Kasachstan eingewanderte junge Pontosgriechen suchen im armen Athener Stadtteil Menidi mit Prostitution und Kleinkriminalitat Fuss zu fassen Waiting for the Clouds 2004 Filmdrama der turkischen Regisseurin Yesim Ustaoglu uber die Vertreibung der pontischen Griechen Literatur BearbeitenTessa Hofmann Hrsg Verfolgung Vertreibung und Vernichtung der Christen im Osmanischen Reich 1912 1922 Lit Munster 2004 ISBN 3 8258 7823 6 Mirko Heinemann Die letzten Byzantiner Die Vertreibung der Griechen vom Schwarzen Meer Eine Spurensuche Ch Links Verlag Berlin 2019 ISBN 978 3 96289 033 9 Heinz A Richter Die Griechen im Osmanischen Reich 1913 1923 Ihre Verfolgung und Vertreibung Harrassowitz Wiesbaden 2019 ISBN 978 3 447 11131 7 Weblinks BearbeitenDachverband der Vereine pontischer Griechen in Europa OSEPE Einzelnachweise Bearbeiten a b c d Christopher Moseley Encyclopedia of the world s endangered languages 2007 S 265 Loukas Lymperopoulos Die Pontosgriechen in Geschichte und Gegenwart Landeszentrale fur politische Bildung 1 September 2019 S 4 abgerufen am 18 November 2022 Loukas Lymperopoulos Die Pontosgriechen in Geschichte und Gegenwart Landeszentrale fur politische Bildung 1 September 2019 S 264 f abgerufen am 18 November 2022 Xenophon Kyroy Anabasis 6 2 1 Jakob Philipp Fallmerayer Fragmente aus dem Orient Zweiter Band Stuttgart und Tubingen 1845 S 155 Jakob Philipp Fallmerayer Fragmente aus dem Orient Zweiter Band Stuttgart und Tubingen 1845 S 102 Kwnstantinos Fwtiadhs H genoktonia twn Ellhnwn toy Pontoy Idryma ths Boylhs twn Ellhnwn A8hna 2004 Konstantinos Fōtiades E genoktonia tōn Ellḗnōn tou Pontou dt Der Volkermord an den Griechen des Pontos Idryma tes Boules tōn Ellḗnōn Athen 2004 Christopher J Walker Armenia The Survival of a Nation London 1980 S 345 Tessa Hofmann Verfolgung Vertreibung und Vernichtung der Christen im Osmanischen Reich 1912 1922 2 Auflage Berlin 2006 S 17 ISBN 978 3 8258 7823 8 Donald Bloxham The Great Game of Genocide Imperialism Nationalism and the Destruction of the Ottoman Armenians New York 2005 S 106 Statistical Yearbook of Georgia 2007 Akrites Academy of Hellenic Martial Education Pontian Eagle Archiviert vom Original am 19 Marz 2016 abgerufen am 29 Marz 2017 Pontos Sarkilari 1930 Ses Kayitlari Songs of Pontos Recordings of 1930 Doppel CD Kalan Muzik 2003 Etwa beim in Dresden geborenen deutsch griechischen Autor Johannes Gaitanides Normdaten Sachbegriff GND 1247206696 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Pontosgriechen amp oldid 237275209