www.wikidata.de-de.nina.az
Diogenes von Sinope altgriechisch Diogenhs ὁ Sinwpeys Diogenes ho Sinōpeus latinisiert Diogenes Sinopeus vermutlich um 413 v Chr in Sinope vermutlich 323 v Chr in Korinth war ein antiker griechischer Philosoph Er zahlt zur Stromung des Kynismus Abbildung 19 Jahrhundert einer Statuette die von einigen Forschern als Diogenes identifiziert wird Diogenes in seinem Fass Ausschnitt eines in Koln gefundenen Mosaiks aus dem 2 Jahrhundert heute dort im Romisch Germanischen Museum Inhaltsverzeichnis 1 Quellenlage 2 Leben 2 1 Aufenthalt in Korinth 2 2 Hundische Lebensweise 3 Schriften 4 Lehre 4 1 Bedurfnislosigkeit 4 2 Unabhangigkeit von ausseren Zwangen 4 2 1 Sexual und Ehepartner 4 2 2 Gesellschaftliche Konventionen Staatsordnung und Religion 4 2 3 Bildung Dialektik und Philosophie 4 3 Diogenes und Platon 5 Rezeption 5 1 Philosophie 5 2 Kunst und Belletristik 6 Quellensammlungen 7 Literatur 8 Weblinks 9 AnmerkungenQuellenlage Bearbeiten nbsp Diogenes von Sinope Detail aus Die Schule von Athen Raphael Santi 1510 11 Stanzen des Vatikans RomUber den historischen Diogenes sind kaum gesicherte Daten erhalten Fast alle Informationen wurden in Form von Anekdoten uberliefert deren Wahrheitsgehalt Gegenstand wissenschaftlicher Spekulationen ist Die fruheste Quelle zu Diogenes ist eine kurze Stelle bei Aristoteles 1 die mit Abstand wichtigste der allerdings erst im 3 Jahrhundert tatige Doxograph Diogenes Laertios dessen Bericht sich wiederum auf zahlreiche altere Autoren stutzt deren Angaben sich schon damals widersprachen Insgesamt sind die antiken Berichte zu Diogenes uberdurchschnittlich zahlreich besonders in popularphilosophischen Schriften und in der Buntschriftstellerei Die Verlasslichkeit samtlicher Zeugnisse zu Diogenes ist umstritten vermutlich bildeten sich bereits zu Lebzeiten Legenden und es ist anzunehmen dass seit seinem Tod etliche Anekdoten hinzuerfunden worden sind 2 Leben BearbeitenDie Lebensdaten Diogenes sind unbekannt es liegen dazu verschiedene teils widerspruchliche Angaben 3 vor Nach Auswertung der betreffenden Zeugnisse geht man davon aus dass Diogenes gegen Ende des 5 Jahrhunderts v Chr moglicherweise um das Jahr 410 v Chr in Sinope heute Sinop am Schwarzen Meer geboren wurde und gegen Anfang der 320er Jahre v Chr in Athen oder Korinth 4 gestorben ist 5 Fur die Todesursache berichtet Diogenes Laertios 6 von unterschiedlichen Angaben Verzehr eines rohen Polypen Gallenkolik absichtliches Anhalten des Atems Hundebiss Nach einer antiken Uberlieferung war Diogenes Schuler des Antisthenes Wenn dies zutrifft muss er spatestens in den fruhen 360er Jahren v Chr nach Athen ubersiedelt sein In der modernen Forschung ist das behauptete Schulerverhaltnis zu Antisthenes allerdings umstritten 7 Sicher ist nur die Ubersiedlung nach Athen Die Grunde dafur sind unklar auch wenn dazu verschiedene Anekdoten und Geschichten uberliefert sind So berichten Diogenes Laertios 8 und einige andere Autoren die Legende dass er geflohen oder verbannt worden sei weil er selbst oder sein Vater als Bankier oder Beamter der Munze von Sinope Munzen gefalscht hatten In Athen machte er Bekanntschaft mit den beruhmten Philosophen seiner Zeit mit Platon Aischines von Sphettos Euklid von Megara Hingegen ist die Begegnung mit Aristippos von Kyrene moglicherweise erfunden 9 Aufenthalt in Korinth Bearbeiten nbsp Geh mir ein wenig aus der Sonne Diogenes zu Alexander dem Grossen Relief Villa Albani Rom 10 In den antiken Berichten ist des Ofteren davon die Rede dass sich Diogenes in Korinth aufgehalten habe Wie oft und wie lange ist unklar jedenfalls soll er dort auch gestorben sein nach anderen Versionen allerdings in Athen Auch um diese Ubersiedelung ranken sich Legenden Nach einer 11 soll Diogenes wahrend einer Schiffsreise nach Agina von Piraten entfuhrt und auf Kreta als Sklave von einem Korinther namens Xeniades gekauft worden sein Xeniades habe ihn dann zu seinem Hausverwalter und Erzieher seiner Sohne gemacht 12 In Korinth soll er dem Tyrannen Dionysios II von Syrakus 13 und nach der bekanntesten der Anekdoten auch Alexander dem Grossen begegnet sein Ob diese Begegnung tatsachlich und auch in dieser Form stattgefunden hat ist umstritten Die Anekdote taucht bei zahlreichen antiken Autoren in oft unterschiedlichen Variationen auf und wurde ein beliebtes Motiv der bildenden Kunst die alteste erhaltene Version stammt von Cicero 14 ausfuhrlicher berichtet Plutarch Die Griechen beschlossen mit Alexander gegen die Perser einen Kriegszug zu unternehmen wobei er auch zum Oberfeldherrn ernannt worden war Da bei dieser Gelegenheit viele Staatsmanner und Philosophen ihm die Aufwartung machten und Gluck wunschten dachte er dass auch Diogenes von Sinope der sich eben in Korinth aufhielt ein Gleiches tun wurde Aber dieser blieb ungestort in seiner Ruhe im Kraneion Platz in Korinth ohne sich im Geringsten um Alexander zu kummern daher begab der sich zu Diogenes hin Diogenes lag eben an der Sonne Als aber so viele Leute auf ihn zukamen reckte er sich ein wenig in die Hohe und sah Alexander starr an Dieser grusste ihn freundlich und fragte womit er ihm dienen konnte Geh mir nur versetzte er ein wenig aus der Sonne Davon soll Alexander so sehr betroffen gewesen sein und ungeachtet der ihm bewiesenen Verachtung den Stolz und die Seelengrosse des Mannes so sehr bewundert haben dass er als seine Begleiter beim Weggehen daruber scherzten und lachten ausrief Wahrlich ware ich nicht Alexander ich mochte wohl Diogenes sein Plutarch Alexandros 14 Hundische Lebensweise Bearbeiten nbsp Philosophie als radikale Lebensform Diogenes in der Tonne Gemalde von Jean Leon Gerome 1860 Sein Beiname ὁ kywn ho kyōn der Hund war ursprunglich vermutlich als auf seine Schamlosigkeit bezogenes Schimpfwort gemeint Diogenes aber fand ihn passend und hat sich seither selbst so bezeichnet 15 Eine von vielen Anekdoten die diesen Beinamen betreffen ist die dass sich Alexander der Grosse bei Diogenes so vorgestellt haben soll Ich bin Alexander der grosse Konig Worauf Diogenes gesagt haben soll Und ich Diogenes der Hund 16 nbsp Titelkupfer zu den Dialogen des Diogenes von Sinope herausgegeben von Christoph Martin Wieland 1770 Entworfen von Adam Friedrich Oeser gestochen von Christian Gottlieb GeyserDiogenes soll freiwillig das Leben der Armen gefuhrt und dies offentlich zur Schau gestellt haben Angeblich hatte er keinen festen Wohnsitz und verbrachte die Nachte an verschiedenen Orten wie etwa offentlichen Saulengangen Als Schlafstatte soll ihm dabei gelegentlich ein Vorratsgefass pi8os Pithos gedient haben 17 daher das geflugelte Wort von Diogenes in der Tonne bzw im Fass Zu Diogenes Ausstattung gehorten laut Diogenes Laertios 18 ein einfacher Wollmantel ein Rucksack mit Proviant und einige Utensilien sowie ein Stock Seinen Trinkbecher und seine Essschussel soll er nach einer Anekdote weggeworfen haben als er sah wie Kinder aus den Handen tranken und Linsenbrei in einem ausgehohlten Brot aufbewahrten 19 Ernahrt habe er sich von Wasser rohem Gemuse wild gewachsenen Krautern Bohnen 20 Linsen Oliven 21 Feigen 22 einfachem Gerstenbrot und Ahnlichem Zu Diogenes Zeit galt es in Griechenland als unanstandig in der Offentlichkeit zu essen Er tat aber nicht nur dies sondern befriedigte auch seinen sexuellen Trieb vor aller Augen und zwar der Einfachheit halber durch Masturbation Einer Anekdote zufolge soll er sich gewunscht haben auch das Hungergefuhl durch einfaches Reiben des Bauches stillen zu konnen 23 Schriften BearbeitenDiogenes Laertios uberliefert zwei unterschiedliche zu seiner Zeit kursierende Verzeichnisse von Schriften des Diogenes 24 Die erste Liste umfasst 13 Dialoge 7 Tragodien und Briefe die zweite von Sotion von Alexandria stammende 12 Dialoge Chrien und Briefe Laut Sosikrates von Rhodos und Satyros von Kallatis so Diogenes Laertios hat Diogenes allerdings uberhaupt keine Schriften verfasst 25 Lehre BearbeitenDa seine Schriften verlorengegangen sind und Berichte zu philosophischen Positionen die Diogenes vertreten hat weit seltener sind als die zahlreich uberlieferten Anekdoten sind seine philosophischen Ansichten nur in groben Umrissen bekannt Es ist davon auszugehen dass Diogenes die grundsatzliche Ansicht vertreten hat dass richtig glucklich nur der sein kann der sich erstens von uberflussigen Bedurfnissen freimacht und zweitens unabhangig von ausseren Zwangen ist Ein zentraler Begriff ist dabei auch die daraus resultierende Selbstgenugsamkeit autarkeia 26 Es sei gottlich nichts zu bedurfen und gottahnlich nur wenig notig zu haben 27 Bedurfnislosigkeit Bearbeiten nbsp Diogenes Gemalde von Jules Bastien Lepage 1873 Diogenes erkannte ausschliesslich die Elementarbedurfnisse nach Essen Trinken Kleidung Behausung und Geschlechtsverkehr an Alle daruber hinausgehenden Bedurfnisse solle man ablegen so soll er sogar gegen die verzichtbaren Bedurfnisse trainiert haben Um sich korperlich abzuharten hat er sich im Sommer in gluhend heissem Sand gewalzt und im Winter schneebedeckte Statuen umarmt 28 Und um sich geistig abzuharten trainierte er es Wunsche nicht erfullt zu bekommen indem er steinerne Statuen um Gaben anbettelte 29 Dieses naturgemasse Sichplagen ponoi unterschied Diogenes von dem ofter vorkommenden unnutzen Sichplagen dessen Ziel die Erlangung von Scheingutern sei 30 Etlichen Anekdoten ist schliesslich auch zu entnehmen dass Diogenes Bequemlichkeit nicht nur ablehnte sondern wohl auch als Ursache vieler Ubel seiner Zeit ansah Lust ἡdonh hedonḗ und Lustempfindungen scheint Diogenes weder als besonders wertvoll noch als unbedingt notwendig angesehen zu haben 31 er nahm aber beispielsweise die Lust die man bei sexueller Betatigung empfindet als zumindest unvermeidlich hin 32 Sexuelle Betatigung wie etwa Masturbation sei jedenfalls der Natur gemass und ein elementares Bedurfnis Unabhangigkeit von ausseren Zwangen Bearbeiten Sexual und Ehepartner Bearbeiten Als ein Beispiel fur Abhangigkeit von anderen Personen galt Diogenes der Geschlechtsverkehr mit Frauen so wird ihm in etlichen Anekdoten eine gewisse Frauenfeindlichkeit nachgesagt Trotzdem erkannte er die Notwendigkeit des Geschlechtsverkehrs zum Uberleben des Menschen an An der Ehe einer seiner Ansicht nach zu engen Bindung hat Diogenes deshalb aber nicht festgehalten wie Platon trat er hingegen fur die Einrichtung der Frauen und Kindergemeinschaft ein 33 Gesellschaftliche Konventionen Staatsordnung und Religion Bearbeiten nbsp Ich suche Menschen Diogenes mit Laterne Bernhard Rode 1725 1797 nbsp Diogenes sucht einen Menschen Darstellung wahrscheinlich von Johann Heinrich Wilhelm Tischbein 1780er Als ausseren Zwang erachtete Diogenes gesellschaftliche Konventionen die er teils auf radikale Art und Weise ablehnte Von Dingen wie der offentlichen Masturbation und anderen provokativen Verstossen gegen den guten Ton war schon die Rede Diogenes soll in seinen Schriften aber noch andere ausserst anstossige Standpunkte vertreten haben In einer seiner Schriften der Politeia soll er etwa geaussert haben dass nichts gegen das Essen von verstorbenen Menschen und als Opfer geschlachteten Kindern spreche 34 und dass sexuelle Beziehungen zu Muttern Schwestern Brudern und Sohnen erlaubt seien 35 Bereits Herodot berichtete an einigen Stellen von menschenfressenden Volkern Stammen die Frauengemeinschaft gewohnt waren anderen bei denen es Brauch war die verstorbenen Eltern zu essen 36 und wieder anderen bei denen Menschen geopfert wurden Auch war bekannt dass ob wahr oder nicht bei den Persern sexueller Verkehr zwischen Sohnen und Muttern ublich war Diese Tatsachen veranlassten ihn die betreffenden gesellschaftlichen Verbote und Konventionen als blosses Produkt verschiedener eingeubter Gewohnheiten zu betrachten die sich als Gesetze nomoi Sitten und Brauche verfestigt hatten Aus ihnen resultierende Zwange seien also nicht von Natur aus richtig sondern hindern vielmehr daran ein gluckliches Leben zu fuhren Wie Herakles musse man sich uber diese Zwange hinwegsetzen Ob Diogenes allen Ernstes auffordern wollte die eigenen Eltern zu essen und mit Geschwistern sexuell zu verkehren oder ob er mit seinen Ausfuhrungen lediglich allgemein auf die Nichtigkeit ausserer Zwange hinweisen wollte die den Einzelnen an seinem Gluck hindern kann heute nicht mehr geklart werden Zu vermuten ist dass es auch in den nicht erhaltenen Tragodien um ahnliche Tabubruche ging 37 Ebenfalls in der Politeia soll er die Abschaffung aller seinerzeit bekannten Staatsformen gefordert haben 38 da die einzige wahre Staatsordnung die Ordnung im Kosmos sei 39 So soll sich Diogenes selbst als einer der Ersten als Weltburger kosmopoliths kosmopolites bezeichnet und somit einen Kosmopolitismus vertreten haben 40 Diogenes religiose Ansichten sind unbekannt anzunehmen ist aufgrund einiger Anekdoten eine spottisch ironische Distanz zu religiosen Fragen 41 Bildung Dialektik und Philosophie Bearbeiten Die Disziplinen der traditionellen Bildung wie Grammatik Rhetorik Mathematik Astronomie und Musiktheorie hielt Diogenes fur unnutz und uberflussig 42 Im Gegensatz zu Antisthenes hielt er sogar die Beschaftigung mit Fragen der Dialektik heute in etwa die Disziplin Logik fur sinnlos und setzte ihr den gesunden Menschenverstand entgegen An einigen Stellen sind logische Argumentationen in Form von Schlussen uberliefert die aber weniger als ernsthafte Beschaftigung mit Logik sondern mehr als vielleicht sogar spottendes Spiel mit logischen Operationen und rein logischen Rechtfertigungen gewisser Ansichten aufgefasst werden konnen nbsp Diogenes neben ihm seine Lampe und Zwiebeln John William Waterhouse 1882 Alles gehort den Gottern Die Gotter sind Freunde der Weisen Freunden ist alles gemeinsam Es folgt Alles gehort den Weisen 43 Wenn Fruhstucken als solches nichts Absonderliches ist dann ist es auch auf dem Marktplatz nichts Absonderliches Nun ist aber das Fruhstucken nichts Absonderliches Es folgt Also ist es auch auf dem Marktplatz nichts Absonderliches 44 Von anderen Philosophen dachte Diogenes gering 45 Die Lehren des Antisthenes hat er zwar hoch geschatzt und daran angeknupft uber die Person Antisthenes hingegen und seine Umsetzung seiner Lehren war er anderer Meinung Er soll ihn als weich bezeichnet und mit einer Trompete verglichen haben die zwar laute Tone von sich gibt sich selbst aber nicht horen kann 46 Diogenes und Platon Bearbeiten Nach Diogenes Laertios durfte das Verhaltnis Diogenes zu Platon nicht das beste gewesen sein Dessen Ideenlehre habe Diogenes folgendermassen ins Lacherliche zu ziehen versucht Als Platon sich uber seine Ideen vernehmen liess und von einer Tischheit und einer Becherheit redete meinte Diogenes Was mich anbelangt Platon so sehe ich wohl einen Tisch und einen Becher aber eine Tischheit und Becherheit nun und nimmermehr Darauf Platon Sehr begreiflich denn Augen mit denen man Becher und Tisch sieht hast du allerdings aber Verstand mit dem man Tischheit und Becherheit erschaut hast du nicht 47 Auch Platons Bemuhungen um Definitionen verschiedener Begriffe scheint er nicht ganz ernst genommen zu haben Als Platon die Definition aufstellte der Mensch ist ein federloses zweifussiges Tier und damit Beifall fand rupfte Diogenes einem Hahn die Federn aus und brachte ihn in dessen Schule mit den Worten Das ist Platons Mensch infolgedessen ward der Zusatz gemacht mit platten Nageln 48 Rezeption Bearbeiten nbsp Modernes Diogenes Denkmal im turkischen SinopPhilosophie und Kulturhistoriker sowie Kunstler stellen Diogenes als denjenigen dar der nicht in erster Linie Thesen aufstellte sondern seine ureigenen Erkenntnisse offentlich und demonstrativ in die Tat umsetzte In diesem Zusammenhang wird gelegentlich der Begriff Aktionsphilosoph verwendet Philosophie Bearbeiten Aus den Reihen der Philosophen erhielt Diogenes sowohl allerhochste Zustimmung als auch strikte Zuruckweisung So nannte Platon ihn angeblich in diffamierender Absicht einen rasend gewordenen Sokrates 49 Hegel kritisierte an Diogenes nicht nur dessen Volksnahe er warf ihm auch vor unwichtige Dinge zu wichtig 50 zu nehmen Dazu gehort die offentlich zur Schau gestellte Bedurfnislosigkeit Indem Friedrich Nietzsche in ihr bloss ein Heilmittel gegen alle socialen Umsturzgedanken 51 sah sprach er dem antiken Philosophen die Subversivitat ab Michel Foucault dagegen sah in den frechen Eskapaden und in der radikalen Freiheit die sich Diogenes mit ihnen nahm zugleich die grosstmogliche Chance auf Wahrheit Parrhesia Der Mut zur Wahrheit seitens desjenigen der spricht und das Risiko eingeht trotz allem die ganze Wahrheit zu sagen die er denkt 52 Wahrend Platon Diogenes im Vergleich mit Sokrates herabzustufen sucht stellt ihn Peter Sloterdijk auf eine Stufe mit ihm und deutet die Bizarrerien seines Verhaltens als Versuch den listigen Dialektiker komodiantisch zu ubertrumpfen 53 Ulf Poschardt schrieb in seinem Buch uber Coolness Diogenes lebte laut wie ein Popstar 54 Beider Interpretation zufolge so Harry Walter reprasentiere Diogenes mit seinem offentlichen Querliegen eine Kultur der gestischen Subversion 55 Den Gedanken der Subversion ubersetzt Natias Neutert 1986 in ein Ein Mensch Theater Stuck bei der er Autor und Akteur in einem ist Er zeigt auf wie die quer zur heroischen Geschichtsbildung liegende Korperphilosophie auch heutzutage in der Lage sein kann die Posen der grossen Wahrheit 56 ad absurdum zu fuhren 57 Kunst und Belletristik Bearbeiten nbsp Aus Diogenes und die bosen Buben von Korinth von Wilhelm BuschDie kulturgeschichtliche Ausnahmeerscheinung des Diogenes spiegelt sich in einer Fulle kunstlerischer Darstellungen wider sowohl Bilder als auch Skulpturen So sind drei nicht mehr vollstandige Statuetten gleichen Typs erhalten von denen angenommen wird dass sie Diogenes darstellen Sie zeigen einen bartigen nackten Mann in vornubergebeugter Haltung Eine dieser Statuetten befindet sich in der Villa Albani in Rom Original daran sind jedoch nur Kopf Rumpf Schultern und rechter Oberschenkel alles Ubrige ist spater hinzugefugt worden 58 Von den anderen beiden Statuetten gibt es nur noch Bruchstucke der Beine allerdings fanden sich bei ihnen auch Fragmente eines Hundes und eines Rucksacks also typische Attribute des Diogenes 59 Ein guterhaltenes Mosaik aus dem 2 Jahrhundert zeigt Diogenes in seinem Fass darunter ist sein Name zu lesen Das Mosaik befindet sich heute im Romisch Germanischen Museum in Koln 60 Wilhelm Busch hat der antiken Figur in seiner Bildergeschichte Diogenes und die bosen Buben von Korinth ein fur ihn typisches humoristisches Denkmal gesetzt 61 das wesentlich zu dessen Popularitat beigetragen hat Quellensammlungen BearbeitenAusgaben Gabriele Giannantoni Hrsg Socratis et Socraticorum Reliquiae Band 2 Bibliopolis Neapel 1990 ISBN 88 7088 215 2 S 227 509 online Bruno Snell Hrsg Tragicorum Graecorum Fragmenta 2 Auflage Band 1 Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 1986 unter der Nummer 88 Diogenes Sinopensis finden sich samtliche die Tragodien Diogenes betreffende Zeugnisse Ubersetzungen Georg Luck Hrsg Die Weisheit der Hunde Texte der antiken Kyniker in deutscher Ubersetzung mit Erlauterungen Kroners Taschenausgabe Band 484 Kroner Stuttgart 1997 ISBN 3 520 48401 3 S 76 193 Diogenes Laertius von den Leben und den Meinungen beruhmter Philosophen Aus dem Griechischen von August Christian Borheck Erster Band Wien und Prag bey Franz Haas 1807 Zweites Kapitel Diogenes S 346 books google S 377 digital onb ac atLiteratur BearbeitenUbersichtsdarstellungen Klaus Doring Diogenes aus Sinope In Hellmut Flashar Hrsg Grundriss der Geschichte der Philosophie Die Philosophie der Antike Band 2 Halbband 1 Schwabe Basel 1998 ISBN 3 7965 1036 1 S 280 295 Michael Erler Die Kyniker In Bernhard Zimmermann Antonios Rengakos Hrsg Handbuch der griechischen Literatur der Antike Band 2 Die Literatur der klassischen und hellenistischen Zeit C H Beck Munchen 2014 ISBN 978 3 406 61818 5 S 302 311 hier 303 305 Marie Odile Goulet Caze Diogene de Sinope In Richard Goulet Hrsg Dictionnaire des philosophes antiques Band 2 CNRS Editions Paris 1994 ISBN 2 271 05195 9 S 812 823 Heinrich Niehues Probsting Diogenes von Sinope In Franco Volpi Hrsg Grosses Werklexikon der Philosophie Band 1 Kroner Stuttgart 2004 ISBN 3 520 82901 0 S 400 401 Untersuchungen Klaus Doring Die Kyniker Buchner Bamberg 2006 ISBN 3 7661 6661 1 Niklaus Largier Diogenes der Kyniker Exempel Erzahlung Geschichte in Mittelalter und Fruher Neuzeit Niemeyer Tubingen 1997 ISBN 3 484 36536 6 Oliver Overwien Die Spruche des Kynikers Diogenes in der griechischen und arabischen Uberlieferung Steiner Stuttgart 2005 ISBN 3 515 08655 2 Rezeption Joachim Jacob Reinhard M Moller Diogenes In Peter von Mollendorff Annette Simonis Linda Simonis Hrsg Historische Gestalten der Antike Rezeption in Literatur Kunst und Musik Der Neue Pauly Supplemente Band 8 Metzler Stuttgart Weimar 2013 ISBN 978 3 476 02468 8 Sp 361 372 Klaus Herding Diogenes als Narr In Peter K Klein und Regine Prange Hrsg Zeitenspiegelung Zur Bedeutung von Traditionen in Kunst und Kunstwissenschaft Festschrift fur Konrad Hoffmann Dietrich Reimer Verlag Berlin 1998 ISBN 978 3 496 01192 7 S 151 180 Philosophische Essays Karl Wilhelm Weeber Diogenes Die Botschaft aus der Tonne Nymphenburger Munchen 1987 ISBN 3 485 00552 5 Karl Wilhelm Weeber Diogenes Die Gedanken und Taten des frechsten und ungewohnlichsten aller griechischen Philosophen 4 Auflage Nymphenburger Munchen 2003 ISBN 3 485 00890 7 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Diogenes von Sinope Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wikiquote Diogenes von Sinope Zitate nbsp Wikisource Diogenes von Sinope Quellen und Volltexte Literatur von und uber Diogenes von Sinope im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Julie Piering Diogenes In J Fieser B Dowden Hrsg Internet Encyclopedia of Philosophy Die jungeren Zyniker Diogenes Krates u a Karl Vorlander Geschichte der Philosophie 1902 Online Version Diogenes aus Sinope einige Zitate Wilhelm Busch uber DiogenesAnmerkungen Bearbeiten Vgl Georg Luck Die Weisheit der Hunde Texte der antiken Kyniker in deutscher Ubersetzung mit Erlauterungen S 132 Klaus Doring Diogenes aus Sinope In Hellmut Flashar Hrsg Grundriss der Geschichte der Philosophie Die Philosophie der Antike Band 2 1 Schwabe Basel 1998 S 280 281 Zur Zeit der 113 Olympiade 328 bis 325 v Chr sei er ein alter Mann gewesen Diogenes Laertios Uber Leben und Lehren der Philosophen 6 79 Er sei am selben Tag 13 Juni 323 wie Alexander der Grosse gestorben Diogenes Laertios Uber Leben und Lehren der Philosophen 6 79 Er sei 81 Jahre alt geworden Censorinus De die natali 15 2 Er sei etwa 90 Jahre alt geworden Diogenes Laertios Uber Leben und Lehren der Philosophen 6 76 Seine geistige Blutezeit sei 396 Eusebius von Caesarea Chronik Ol 96 1 bzw 392 Chronicon Paschale a u c 362 1 gewesen Diogenes Laertios Uber Leben und Lehren der Philosophen 6 77 Klaus Doring Diogenes aus Sinope In Hellmut Flashar Hrsg Grundriss der Geschichte der Philosophie Die Philosophie der Antike Band 2 1 Schwabe Basel 1998 S 282 Diogenes Laertios Uber Leben und Lehren der Philosophen 6 76 77 Siehe dazu Marie Odile Goulet Caze Diogene de Sinope In Richard Goulet Hrsg Dictionnaire des philosophes antiques Band 2 Paris 1994 S 812 823 hier 815 Klaus Doring Diogenes aus Sinope In Hellmut Flashar Hrsg Grundriss der Geschichte der Philosophie Die Philosophie der Antike Band 2 1 Basel 1998 S 280 295 hier 282 284 Gabriele Giannantoni Antistene fondatore della scuola cinica In Marie Odile Goulet Caze Richard Goulet Hrsg Le cynisme ancien et ses prolongements Paris 1993 S 15 34 Diogenes Laertios Uber Leben und Lehren der Philosophen 6 20 21 Zur Biographie des Diogenes siehe Klaus Doring Diogenes aus Sinope In Hellmut Flashar Hrsg Grundriss der Geschichte der Philosophie Die Philosophie der Antike Band 2 1 Schwabe Basel 1998 S 281 285 Wolfgang Helbig Fuhrer durch die offentlichen Sammlungen klassischer Altertumer in Rom 4 Auflage Band 4 Wasmuth Tubingen 1972 S 271 272 Nr 3303 Beispielsweise bei Diogenes Laertios Uber Leben und Lehren der Philosophen 6 74 Siehe zu den verschiedenen Versionen dieser Legende Marie Odile Goulet Caze Xeniade de Corinthe In Richard Goulet Hrsg Dictionnaire des philosophes antiques Band 7 Paris 2018 S 190 192 Plutarch Timoleon 15 8 Cicero Tusculanae disputationes 5 92 Klaus Doring Diogenes aus Sinope In Hellmut Flashar Hrsg Grundriss der Geschichte der Philosophie Die Philosophie der Antike Band 2 1 Schwabe Basel 1998 S 289 Diogenes Laertios Uber Leben und Lehren der Philosophen 6 60 Diogenes Laertios Uber Leben und Lehren der Philosophen 6 22 23 und 105 Seneca Epistulae morales ad Lucilium 90 14 dolium Diogenes Laertios Uber Leben und Lehren der Philosophen 6 22 23 Diogenes Laertios Uber Leben und Lehren der Philosophen 6 37 Diogenes Laertios Uber Leben und Lehren der Philosophen 6 48 Diogenes Laertios Uber Leben und Lehren der Philosophen 6 55 Diogenes Laertios Uber Leben und Lehren der Philosophen 6 25 Diogenes Laertios Uber Leben und Lehren der Philosophen 6 46 und 69 Diogenes Laertios Uber Leben und Lehren der Philosophen 6 80 Klaus Doring Diogenes aus Sinope In Hellmut Flashar Hrsg Grundriss der Geschichte der Philosophie Die Philosophie der Antike Band 2 1 Schwabe Basel 1998 S 285 287 Klaus Doring Diogenes aus Sinope In Hellmut Flashar Hrsg Grundriss der Geschichte der Philosophie Die Philosophie der Antike Band 2 1 Schwabe Basel 1998 S 287 288 Diogenes Laertios Uber Leben und Lehren der Philosophen 6 105 Diogenes Laertios Uber Leben und Lehren der Philosophen 6 23 Plutarch De vitioso pudore 531 f Diogenes Laertios Uber Leben und Lehren der Philosophen 6 49 Diogenes Laertios Uber Leben und Lehren der Philosophen 6 71 Diogenes Laertios Uber Leben und Lehren der Philosophen 6 71 Galenos De locis affectis 6 15 Klaus Doring Diogenes aus Sinope In Hellmut Flashar Hrsg Grundriss der Geschichte der Philosophie Die Philosophie der Antike Band 2 1 Schwabe Basel 1998 S 290 Herculaneum Papyri 155 339 col XVI 20 24 vgl Theophilus Apologia ad Autolycum 3 5 Diogenes Laertios Uber Leben und Lehren der Philosophen 6 73 Herculaneum Papyri 155 339 col XVIII 17 23 Herodot Historien 4 26 Zu Diogenes Verhaltnis zu gesellschaftlichen Konventionen siehe Klaus Doring Diogenes aus Sinope In Hellmut Flashar Hrsg Grundriss der Geschichte der Philosophie Die Philosophie der Antike Band 2 1 Schwabe Basel 1998 S 290 292 Herculaneum Papyri 155 339 col XX 4 6 Diogenes Laertios Uber Leben und Lehren der Philosophen 6 72 Diogenes Laertios Uber Leben und Lehren der Philosophen 6 63 Klaus Doring Diogenes aus Sinope In Hellmut Flashar Hrsg Grundriss der Geschichte der Philosophie Die Philosophie der Antike Band 2 1 Schwabe Basel 1998 S 292 293 Diogenes Laertios Uber Leben und Lehren der Philosophen 6 73 und 6 103 104 Nach Diogenes Laertios Uber Leben und Lehren der Philosophen 6 37 und 6 72 Nach Diogenes Laertios Uber Leben und Lehren der Philosophen 6 69 Klaus Doring Diogenes aus Sinope In Hellmut Flashar Hrsg Grundriss der Geschichte der Philosophie Die Philosophie der Antike Band 2 1 Schwabe Basel 1998 S 294 Dion Chrysostomos Reden 8 1 2 Diogenes Laertios Uber Leben und Lehren der Philosophen 6 53 Diogenes Laertios Leben und Lehren der Philosophen 6 40 Diogenes Laertios Uber Leben und Lehren der Philosophen 6 54 Peter Sloterdijk Kritik der zynischen Vernunft Erster Band Suhrkamp Verlag Frankfurt am Main 1996 ISBN 3 518 11297 X S 209 Vgl Ulf Poschardt Cool Frankfurt Rogner amp Bernhard bei Zweitausendeins Hamburg 2000 ISBN 3 0152 4 S 398 Zitiert nach Ulf Poschardt Cool Frankfurt Rogner amp Bernhard bei Zweitausendeins Hamburg 2000 ISBN 3 0152 4 S 398 Michel Foucault Der Mut zur Wahrheit Die Regierung des Selbst und der Anderen II Vorlesungen am College de France 1983 84 aus dem Franzosischen von Jurgen Schroder Suhrkamp Verlag Berlin 2010 ISBN 978 3 518 58544 3 S 29 Peter Sloterdijk Kritik der zynischen Vernunft Erster Band Suhrkamp Verlag Frankfurt am Main 1996 ISBN 3 518 11297 X S 208 Ulf Poschardt Cool Frankfurt Rogner amp Bernhard bei Zweitausendeins Hamburg 2000 ISBN 3 0152 4 S 45 Harry Walter She said yes I said Pop Ein Vortrag mit Lichtbildern in Walter Grasskamp Michaela Krutzen Stephan Schmitt Hrsg Was ist Pop Zehn Versuche Fischer Taschenbuch Verlag Frankfurt am Main 2004 ISBN 3 596 16392 7 S 55 56 Harry Walter She said yes I said Pop Ein Vortrag mit Lichtbildern in Walter Grasskamp Michaela Krutzen Stephan Schmitt Hrsg Was ist Pop Zehn Versuche Fischer Taschenbuch Verlag Frankfurt am Main 2004 ISBN 3 596 16392 7 S 56 Vgl auch ars longa vita brevis Performance IV Katalog des Kunstlerhauses Bethanien Berlin 1986 S ISBN 3 923479 13 1 Wolfgang Helbig Fuhrer durch die offentlichen Sammlungen klassischer Altertumer in Rom 4 Auflage Band 4 Wasmuth Tubingen 1972 S 248 249 Nr 3274 Klaus Doring Diogenes aus Sinope In Hellmut Flashar Hrsg Grundriss der Geschichte der Philosophie Die Philosophie der Antike Band 2 1 Schwabe Basel 1998 S 280 281 Klaus Doring Diogenes aus Sinope In Hellmut Flashar Hrsg Grundriss der Geschichte der Philosophie Die Philosophie der Antike Band 2 1 Schwabe Basel 1998 S 281 Wilhelm Busch Diogenes und die bosen Buben von Korinth Bildergeschichte In Munchener Bilderbogen Nr 350 Fackeltrager Verlag Hannover 1997 ISBN 3 7716 2504 1 S 55 61 projekt gutenberg org abgerufen am 14 November 2021 Erstausgabe Braun und Schneider Munchen 1859 Normdaten Person GND 118525867 lobid OGND AKS LCCN n50060366 VIAF 13557547 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Diogenes von SinopeKURZBESCHREIBUNG griechischer Philosoph Schuler des AntisthenesGEBURTSDATUM um 400 v Chr GEBURTSORT SinopeSTERBEDATUM 324 v Chr oder 323 v Chr STERBEORT Korinth Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Diogenes von Sinope amp oldid 238250507