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Diogenes Laertios griechisch Diogenhs Laertios Diogenes Laertios latinisiert Diogenes Laertius war ein antiker Philosophiehistoriker und Doxograph Er lebte wahrscheinlich im 3 Jahrhundert und hat eine Kompilation uber Leben und Lehre der Philosophen der Antike verfasst die in zehn Bucher unterteilt ist 1 Vitae et sententiae philosophorum 1611 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werk 2 1 Allgemeine Charakteristik 2 2 Dargestellte Philosophen 2 3 Inhaltsubersicht 2 4 Exkurs Bedeutung als Quelle zur antiken Logik 3 Textausgaben 4 Ubersetzungen 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben BearbeitenUber die Lebensumstande des Diogenes Laertios ist fast nichts bekannt Auch eine Datierung 3 Jahrhundert wird nur indirekt aus seinem Stil sowie aus Lebensdaten der von ihm behandelten Philosophen erschlossen Der spateste von ihm genannte IX 116 Philosoph ist ein Schuler des Sextus Empiricus Diogenes fuhrt sonst kaum Philosophen der romischen Kaiserzeit auf und ubergeht erstaunlicherweise den zu seiner Zeit vorherrschenden Mittelplatonismus ganz Aus dem Beinamen Laertios suchte man Ruckschlusse auf die Herkunft zu ziehen So wurde er von dem Ort Laerte in Karien bzw Kilikien oder von dem romischen Familiennamen Laertii abgeleitet Derzeit wird der Name meist auf Laertes den Vater des Odysseus bezogen den schon Homer diogenes Laertiades Diogenhs bedeutet gezeugt von Gott nennt Der Beiname Laertiades ist mithin eher als literarisch verspieltes Unterscheidungsmerkmal gegenuber anderen Griechen namens Diogenes zu deuten Biografische Informationen sind aus ihm nicht abzuleiten Diogenes schreibt uber Apollonides aus Nikaia er sei jemand der aus unserer Ecke kommt IX 109 Das fuhrte zur Vermutung Diogenes stamme aus Bithynien Fur eine Herkunft aus der Provinz sprache dass seine Gelehrsamkeit altertumlich wirkt und er in einer gewissen antiquarischen Tendenz gern altere und entlegene Quellen anfuhrt Das Werk selbst bestatigt dass Diogenes eine gewisse Bildung und Belesenheit besass aber kaum ein eigenstandiger kritischer Denker war wohl auch kein Fachphilosoph der in Athen o a studiert oder weite Bildungsreisen ausgefuhrt hatte Mitunter wurde vermutet Diogenes sei identisch mit dem aus einem grosseren Inschriftfund bekannten Diogenes von Oinoanda doch bleibt dies Spekulation Als Argument hierfur galt dass Diogenes von Oinoanda Epikureer war Diogenes Laertios dem hellenistischen Philosophen aber ein ganzes Buch widmet und daher wie angenommen wird Sympathien fur den Epikureismus hegte Werk BearbeitenAllgemeine Charakteristik Bearbeiten Dieser Artikel oder nachfolgende Abschnitt ist nicht hinreichend mit Belegen beispielsweise Einzelnachweisen ausgestattet Angaben ohne ausreichenden Beleg konnten demnachst entfernt werden Bitte hilf Wikipedia indem du die Angaben recherchierst und gute Belege einfugst nbsp Der Anfang der Biographie des Empedokles in Diogenes Schrift Uber das Leben und die Lehren beruhmter Philosophen in einer Handschrift aus dem Besitz von Kardinal Bessarion Venedig Biblioteca Nazionale Marciana Gr 394 fol 143v 15 Jahrhundert Der genaue Titel des aus zehn Buchern bestehenden nach der Mitte des 2 Jahrhunderts verfassten Werkes variiert in den Handschriften und Ausgaben etwas Die haufigsten Formulierungen Uber Leben und Lehren beruhmter Philosophen oder Zusammenstellung uber Leben und Lehren der Philosophen altgriechisch filosofwn biwn kaὶ dogmatwn synagwgh deutet bereits den kompendienhaften Charakter des Werkes an das Biografie und Doxografie verbindet Diese Zusammenstellung als Doxobiografie 2 ist ausserst untypisch da diese beiden Literaturgattungen in der romischen Kaiserzeit weit verbreitet waren aber strikt voneinander getrennt wurden Diogenes lasst sich kaum einer philosophischen Schule zuordnen obwohl man vielfach annimmt er sei Skeptiker gewesen Er scheint eine vereinzelte Gestalt gewesen zu sein und seine Kompilation aus Liebhaberei zusammengestellt zu haben Sein Werk ist frei von Polemik soweit sie nicht aus den Quellen ubernommen wurde und hat in der spatantiken Literatur auch keinerlei Spuren in Form von Zitaten bei spateren Autoren hinterlassen Diogenes beabsichtigte also nicht ein wissenschaftliches Werk zu schreiben Ihm kam es vielmehr darauf an seine umfangreich aber unkritisch gesammelten biografischen Nachrichten anekdotenhaften Geschichten und sentenzenartigen Meinungsausserungen unterhaltsam darzustellen Das Werk besteht hauptsachlich aus Exzerpten und Zitaten aus dritter oder vierter Hand Die Originaltexte scheint Diogenes selbst kaum gelesen zu haben vielfach waren sie zu seiner Zeit auch schon nicht mehr erhalten Die Identifikation der Quellen ist seit dem 19 Jahrhundert die Hauptfrage der Forschung Diogenes stutzt sich vermutlich auf Werke von Favorinus und Diokles von Magnesia doch kann man im Einzelnen nicht sicher nachweisen wer seine Gewahrsmanner waren Wahrscheinlich hat er auch Sammlungen von Ausspruchen und Apophthegmensammlungen benutzt Deshalb sind seine biografischen Details zum Leben der antiken Philosophen auch selten authentisch In erster Linie handelt es sich von Buch X abgesehen um Anekdoten Klatsch oder Spott Hieraus ergibt sich Aufgrund seiner unkritischen Machart ist Diogenes Werk nur mit grosster Vorsicht zu benutzen Da es jedoch die umfangreichste erhaltene doxographische Quelle zur Philosophie der griechischen Antike darstellt ist man mangels besserer Quellen dennoch auf Diogenes angewiesen Der Aufbau siehe Tabelle ist weder systematisch noch durchgangig nach den Lebenszeiten der behandelten Personen geordnet sondern nach den philosophischen Schulen denen Diogenes gemass antiker aber oft ziemlich willkurlicher Praxis die einzelnen Philosophen zuordnet Diogenes unterstellte Buch I es gebe nur zwei philosophische Richtungen eine ionische und eine italische Diesen beiden Stromungen ordnet er z T wenig sinnvoll die einzelnen Philosophen unter Im letzten Buch finden sich ausnahmsweise Texte aus erster Hand und zwar Briefe und das Testament Epikurs fur die Diogenes in diesem Fall eine hervorragende Quelle darstellt Friedrich Nietzsche urteilte Er ist der Nachtwachter der griechischen Philosophiegeschichte man kann nicht in sie hinein ohne dass einem nicht von ihm der Schlussel gegeben wird 3 Dargestellte Philosophen Bearbeiten In der Reihenfolge in der Diogenes sie behandelt werden folgende Philosophen bzw Autoren portratiert Thales Solon Chilon Pittakos Bias Kleobulos Periander Anacharsis Myson Epimenides Pherekydes Anaximander Anaximenes Anaxagoras Archelaos Sokrates Xenophon Aischines Aristipp Phaidon Eukleides Stilpon Kriton Simon Glaukon Simmias Kebes Menedemos Platon Speusipp Xenokrates Polemon Krates Krantor Arkesilaos Bion Lakydes Karneades Kleitomachos Aristoteles Theophrast Straton Lykon Demetrios Herakleides Antisthenes Diogenes Monimos Onesikritos Krates Metrokles Hipparchia Menippos Menedemos Zenon Ariston Herillos Dionysios Kleanthes Sphairos Chrysipp Pythagoras Empedokles Epicharm Archytas Alkmaion Hippasos Philolaos Eudoxos Heraklit Xenophanes Parmenides Melissos Leukipp Demokrit Protagoras Diogenes von Apollonia Anaxarchos Pyrrhon Timon und Epikur Inhaltsubersicht Bearbeiten 1 Buch Die Sieben Weisen und die Philosophietheorie des Autors ionische und italische Schule 2 Buch Anaximander Anaxagoras Sokrates und die sog kleineren Sokratiker3 Buch Platon4 Buch Die Schuler Platons5 Buch Aristoteles und seine Schuler der Peripatos 6 Buch Antisthenes und die Kyniker7 Buch Zenon Kleanthes und Chrysippos Teile dieses Buches sind jedoch verloren8 Buch Pythagoras Empedokles und andere Pythagoreer9 Buch Heraklit Xenophanes Parmenides Zenon von Elea Leukippos Demokrit Protagoras Pyrrhon von Elis und Timon10 Buch EpikurExkurs Bedeutung als Quelle zur antiken Logik Bearbeiten Diogenes Laertios galt als Quelle fur die Kenntnis der stoischen Logik Seit der Wiederentdeckung der stoischen Aussagenlogik durch Jan Lukasiewicz haben die betreffenden Texte aber noch an Interesse gewonnen Aus dem Werk geht eindeutig hervor dass die Aussagenlogik nicht erst auf die stoische Schule zuruckgeht sondern von den Dialektikern die fruher mit den Megarikern identifiziert wurden entwickelt wurde Die Begrunder der Stoa Zenon und Chrysippos haben die aussagenlogischen Ansatze der Dialektiker Diodoros Kronos und Philon von Megara ubernommen und modifiziert Bei Diogenes findet man bereits eine konsequente Lehre von den unbeweisbaren Argumenten das sind die Axiome der stoischen Aussagenlogik Aus einer Stelle von Diogenes Berichten geht sogar hervor dass Philon eine wahrheitsfunktionale Theorie der materialen Implikation vertreten hat wie sie nach ihm erst wieder Ludwig Wittgenstein in seiner Logisch philosophischen Abhandlung entwickelte Auch fur die Trugschlusse mit denen sich die Stoiker und vor allem die Dialektiker sehr ausfuhrlich beschaftigt haben ist das Werk von Diogenes eine wichtige Quelle Textausgaben BearbeitenHerbert S Long Hrsg Diogenis Laertii vitae philosophorum Clarendon Press Oxford 1964 die altere Standardausgabe gilt als problematisch Miroslav Marcovich Hans Gartner Hrsg Diogenis Laertii vitae philosophorum 3 Bande Teubner Stuttgart Leipzig 1999 Bande 1 und 2 und Saur Munchen Leipzig 2002 Band 3 Indices massgebliche Edition Tiziano Dorandi Hrsg Diogenes Laertius Lives of Eminent Philosophers Cambridge Classical Texts and Commentaries Band 50 Cambridge University Press Cambridge 2013 ISBN 978 0 521 88681 9 Ubersetzungen BearbeitenVon den Leben und den Meinungen beruhmter Philosophen Aus dem Griechischen von August Christian Borheck 2 Bande Franz Haas Wien Prag 1807 darin Band I 1 5 Vorrede Borhecks und dessen Nachricht von Diogenes Laertius dessen Schriften und ihren Ausgaben Band II 6 18 Digitalisate bei ONB Erster Band Zweiter Band Neuausgabe Von dem Leben und den Meinungen beruhmter Philosophen Aus dem Griechischen von August Borheck Neugesetzte Ausgabe Marix Wiesbaden 2008 ISBN 978 3 86539 164 3 Hinweis im Impressum Der Text wurde behutsam revidiert Enthalt eine Vielzahl von Druckfehlern so schon bei der Wiedergabe des Ubersetzernamens die Borhecksche Vorrede sowie die Nachricht erscheinen hier als Einleitung des Ubersetzers Leben und Meinungen beruhmter Philosophen Buch I X Aus dem Griechischen ubersetzt von Otto Apelt Zwei Bande Philosophische Bibliothek Band 53 54 Meiner Leipzig 1921 enthalt einen wichtigen Anmerkungsteil mit textkritischen und sachlichen Erlauterungen sowie Register Digitalisate im Internet Archive Band 1 http vorlage digitalisat test 1 3D 7B 7B 7B1 7D 7D 7D GB 3D IA 3Dapeltdiogeneslaertios1sub MDZ 3D 0A SZ 3D doppelseitig 3D LT 3DBand 201 PUR 3D Band 2 http vorlage digitalisat test 1 3D 7B 7B 7B1 7D 7D 7D GB 3D IA 3Dapeltdiogeneslaertios2sub MDZ 3D 0A SZ 3D doppelseitig 3D LT 3DBand 202 PUR 3D Lizenzausgabe in der Reihe Philosophische Studientexte Akademie Verlag Berlin 1955 mit einem Vorwort von Marie Simon Band I V XII hier XIf Die Anmerkungen wurden gestrichen soweit sie nicht fur das Verstandnis des Textes notwendig sind oder die philologischen Erwagungen Apelts erlautern durch die er jeweils zu seiner Ubersetzung gelangt ist Zweite Auflage Unter Mitarbeit von Hans Gunter Zekl neu herausgegeben sowie mit Vorwort Einleitung und neuen Anmerkungen zu Text und Ubersetzung versehen von Klaus Reich Philosophische Bibliothek Band 53 54 Hamburg 1967 mit umfangreichen textkritischen Anmerkungen sowie der gekurzten Version von Apelts Sacherlauterungen Nachdrucke bzw Sonderausgaben der zweiten Auflage von 1967 Hamburg 1987 1998 und 2008 Leben und Lehre der Philosophen Aus dem Griechischen ubersetzt und herausgegeben von Fritz Jurss Reclams Universal Bibliothek 1998 ISBN 978 3 15 009669 7 Lives of the Eminent Philosophers Basierend auf dem griechischen Text von Tiziano Dorandi ubersetzt von Pamela Mensch und herausgegeben von James Miller Oxford Oxford University Press 2018 ISBN 978 0 19 086217 6 Lives of eminent philosophers an edited translation Basierend auf dem griechischen Text von Tiziano Dorandi herausgegeben und ubersetzt von Stephen White Cambridge Cambridge University Press 2021 ISBN 978 0 521 88335 1 Literatur BearbeitenUbersichtsdarstellungen Tiziano Dorandi Diogenes Laertios In Christoph Riedweg u a Hrsg Philosophie der Kaiserzeit und der Spatantike Grundriss der Geschichte der Philosophie Die Philosophie der Antike Band 5 1 Schwabe Basel 2018 ISBN 978 3 7965 3698 4 S 461 471 479 483 Jorgen Mejer Diogene Laerce In Richard Goulet Hrsg Dictionnaire des philosophes antiques Band 2 CNRS Editions Paris 1994 ISBN 2 271 05195 9 S 824 833Untersuchungen Aufstieg und Niedergang der romischen Welt ANRW Reihe II Bande 36 5 und 36 6 De Gruyter Berlin 1992 darin 13 Aufsatze zu Diogenes Laertios Diogene Laerzio storico del pensiero antico Elenchos Band 7 Napoli 1986 neun Aufsatze uber Diogenes Laertios Tiziano Dorandi Laertiana De Gruyter Berlin 2009 ISBN 978 3 11 020914 3 wichtig fur die Rezeptionsgeschichte Gherardo Gnoli Sulla data di Zoroastro nel Proemio di Diogene Laerzio In MOYSA Scritti in onore di Giuseppe Morelli Bologna 1997 S 179 195 Karel Janacek Studien zu Sextus Empiricus Diogenes Laertius und zur pyrrhonischen Skepsis Beitrage zur Altertumskunde Band 249 De Gruyter Berlin 2008 Christian Kaiser Das Leben der Anderen im Gemenge der Weisheitswege Diogenes Laertios und der Diskurs um die philosophische Lebensform zwischen Spatantike und Fruher Neuzeit De Gruyter Berlin Boston 2012 ISBN 978 3 11 029301 2 Jorgen Mejer Diogenes Laertius and his Hellenistic Background Steiner Wiesbaden 1978 ISBN 3 515 02686 XWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Diogenes Laertios Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wikisource Diogenhs Laertios Quellen und Volltexte griechisch nbsp Wikisource Diogenes Laertius Quellen und Volltexte englisch Literatur von und uber Diogenes Laertios im Katalog der Deutschen NationalbibliothekTextausgaben und UbersetzungenH S Long Vitae altgriechischer Text Oxford 1964 R D Hicks Vitae englische Ubersetzung und altgriechischer Text Cambridge 1925 Philippe Remacle Vitae altgriechischer Text und franzosische Ubersetzung Paris 1840 LiteraturRaul Corazzon Auswahlbibliografie Mailand 2010 Einzelnachweise Bearbeiten Diogenes Laertios Leben und Lehre der Philosophen Aus dem Griechischen ubersetzt und herausgegeben von Fritz Jurss Reclams Universal Bibliothek 1998 ISBN 978 3 15 009669 7 Oliver Overwien Diogenes Laertios In Werner E Gerabek Bernhard D Haage Gundolf Keil Wolfgang Wegner Hrsg Enzyklopadie Medizingeschichte De Gruyter Berlin New York 2005 ISBN 3 11 015714 4 S 307 Friedrich Nietzsche Nachgelassene Fragmente Herbst 1868 Fruhjahr 1869 In Historisch Kritische Gesamtausgabe Band 5 S 126 Normdaten Person GND 118525859 lobid OGND AKS LCCN n80067474 NDL 00437967 VIAF 41839141 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Diogenes LaertiosALTERNATIVNAMEN Diogenes LaertiusKURZBESCHREIBUNG antiker PhilosophiehistorikerGEBURTSDATUM 3 JahrhundertSTERBEDATUM 3 Jahrhundert oder 4 Jahrhundert Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Diogenes Laertios amp oldid 238070330