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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Zur franzosischen Leichtathletin siehe Phara Anacharsis Anacharsis altgriechisch Ἀnaxarsis Anacharsis ist ein sagenumwobener Skythe der zu Solons Zeiten um 600 v Chr eine Entdeckungsreise durch Griechenland unternommen haben soll Trotz seiner barbarischen Abstammung wurde er mitunter zu den Sieben Weisen gezahlt und gilt als Vorsokratiker Neuzeitliches Phantasiebild des Anacharsis Inhaltsverzeichnis 1 Die Uberlieferung uber Anacharsis 2 Literarische Adaptionen 3 Ausgaben und Ubersetzungen 4 Literatur 5 FussnotenDie Uberlieferung uber Anacharsis BearbeitenHerodot erzahlt in seinen Historien 1 Anacharsis sei Bruder des skythischen Konigs Saulios gewesen und habe ein sanftes Wesen und Wissbegierde besessen im Gegensatz zu seinem von den Griechen stets als primitiv und kulturfeindlich beschriebenen Volk Seine Neugier habe ihn lange Reisen unternehmen lassen die ihn auch nach Griechenland fuhrten Strabo nennt ihn als den Erfinder des zweiflunkigen Ankers haufig wird ihm auch die Erfindung der Topferscheibe zugeschrieben Herodot bemerkt dass er bei den Skythen selbst keine Uberlieferung uber Anacharsis vorfand und so durfte seine Gestalt weitgehend mythisch sein Herodot setzt Anacharsis als bekannte Personlichkeit voraus 2 und berichtet dass dieser nach seiner Ruckkehr aus Griechenland von seinem koniglichen Bruder Saulios mit einem Pfeil getotet worden sei weil er in Hylaia einen griechischen Mysterienkult zelebriert habe 3 Diogenes Laertios schildert Anacharsis als geistreichen und schlagfertigen Skythen der in seiner ruckstandigen Heimat Opfer seines Philhellenismus geworden sei 4 Er berichtet ferner von Anacharsis Begegnung mit Solon und erwahnt Bildsaulen von ihm sowie zahlreiche ihm zugeschriebene Sinnspruche 50 Apophthegmata Ephoros von Kyme soll Anacharsis zu den Sieben Weisen gezahlt haben 5 Auch andere Autoren 6 uberliefern Sentenzen die Anacharsis zugeschrieben werden In der Antike kursierten fiktive Briefe des Anacharsis zehn Pseudepigraphen die ihn als bedurfnislosen edlen Wilden und Muster kynischer Lebensart darstellen Cicero zitiert einen dieser Briefe in seinen Gesprachen in Tusculum 7 Literarische Adaptionen BearbeitenName und Gestalt des Anacharsis wurden in der spateren Geistesgeschichte immer wieder zur Kennzeichnung eines vorurteilslosen kritischen Zeitgenossen verwendet Lukian von Samosata setzte ihn als Sprecher in seinem spottischen Dialog Anacharsis uber das antike Sportwesen ein 8 An die Figur des Anacharsis knupft im 18 Jahrhundert die literarische Fiktion des jungeren Anacharsis an Der Abbe und Gelehrte Jean Jacques Barthelemy machte ihn zum Helden seines 1788 unter dem Titel Voyage du Jeune Anacharsis en Grece erschienenen grossen Reiseromans der das Griechenlandbild seiner Zeit entscheidend pragte Hieran anknupfend erschien von Wilhelm Walter 1845 der historische Roman Der Anacharsis des dreizehnten Jahrhunderts Auch Karl Gutzkow setzte die literarische Tradition des jungeren Anacharsis 1832 mit Reiseskizzen fort die er unter dem Titel Aus dem Reisetagebuche des jungsten Anacharsis im Morgenblatt fur gebildete Stande 1839 in seinem Skizzenbuch unter dem Titel Der jungste Anacharsis veroffentlichte Inspiriert durch den Roman von Barthelemy nahm der preussische Baron Johann Baptist Cloots 1755 1794 begeisterter Anhanger der franzosischen Revolution den Namen Anacharsis Cloots an Diesen Namen wiederum erkor der Kunstler Joseph Beuys zu seinem Alter Ego was er durch die Verschmelzung ihrer beider Namen zu JosephAnacharsis Clootsbeuys unterstrich 9 Ausgaben und Ubersetzungen BearbeitenBolko Fietz Die Weisheit des Skythen Gleichnisse und Gedanken des Nomadenprinzen Anacharsis Mit Illustrationen von Alexander Konig Vokal Verlag Leipzig 2012 ISBN 978 3 9813036 6 7 Georg Luck Hrsg Die Weisheit der Hunde Texte der antiken Kyniker in deutscher Ubersetzung mit Erlauterungen Kroners Taschenausgabe Band 484 Kroner Stuttgart 1997 ISBN 3 520 48401 3 S 287 291 Franz Heinrich Reuters Hrsg Die Briefe des Anacharsis Griechisch und deutsch Akademie Verlag Berlin 1963 Literatur BearbeitenJan Fredrik Kindstrand Anacharsis In Richard Goulet Hrsg Dictionnaire des philosophes antiques Band 1 CNRS Paris 1989 ISBN 2 222 04042 6 S 176 179 Jan Fredrik Kindstrand Anacharsis the legend and the Apophthegmata Almqvist amp Wiksell Uppsala 1981 ISBN 91 554 1165 7 Thomas A Schmitz Anacharsis In Peter von Mollendorff Annette Simonis Linda Simonis Hrsg Historische Gestalten der Antike Rezeption in Literatur Kunst und Musik Der Neue Pauly Supplemente Band 8 Metzler Stuttgart Weimar 2013 ISBN 978 3 476 02468 8 Sp 69 76 Charlotte Schubert Anacharsis der Weise Nomade Skythe Grieche Leipziger Studien zur Klassischen Philologie Band 7 Narr Tubingen 2010 ISBN 978 3 8233 6607 2 Claudia Ungefehr Kortus Anacharsis der Typus des edlen weisen Barbaren Ein Beitrag zum Verstandnis griechischer Fremdheitserfahrung Peter Lang Frankfurt am Main New York 1996 ISBN 3 631 30411 0 Fussnoten Bearbeiten Herodot Historien 4 46 4 76 f Herodot Historien 4 46 vgl Platon Politeia 10 600a Herodot Historien 4 76 Diogenes Laertios 1 101 ff Diogenes Laertios 1 41 Aristoteles Nikomachische Ethik 10 6 1176b 33 Athenaios Deipnosophistai 10 437 f 10 445 f Claudius Aelianus Bunte Geschichte 2 41 Cicero Gesprache in Tusculum 5 90 Lukian von Samosata Erwin Steindl Scytharum colloquia quae inscribuntur Toxaris Scytha Anacharsis Teubner Verlagsgesellschaft Leipzig 1970 Guido de Weert Vorwort Anacharsis Cloots Der Redner des Menschengeschlechts Boss Kleve 1988 S 7 Normdaten Person GND 118649000 lobid OGND AKS LCCN n82082915 VIAF 24679016 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME AnacharsisALTERNATIVNAMEN Ἀnaxarsis griechisch AnacharsisKURZBESCHREIBUNG SkytheGEBURTSDATUM 6 Jahrhundert v Chr STERBEDATUM 5 Jahrhundert v Chr Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Anacharsis amp oldid 224492658