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Eine informelle Siedlung auch Marginalsiedlung oder ungenauer Elendsviertel ist eine Siedlung oft in der Nahe oder innerhalb einer Stadt die sich hauptsachlich oder ausschliesslich aus provisorisch gebauten Unterkunften zusammensetzt In der Umgangssprache wird auch der Begriff Slum gebraucht wobei jedoch mit diesem Wort traditionell heruntergekommene Stadtviertel der Kernstadt bezeichnet werden wahrend informelle Siedlungen vollkommen neue ungeplante Stadtviertel am Stadtrand sind Es gibt allerdings auch Siedlungen die von ihrem baulichen und genehmigungsrechtlichen Charakter eher informelle Siedlungen sind aber keine Elendquartiere sondern Formen temporarer Protestkultur Protestcamps z B Huttendorf oder alternativen Lebensstils z B Ideal vom einfachen Leben Junggesellenhutten in Paterson USA 1937 In den meisten Landern werden Siedlungen nur dann als informell bezeichnet wenn der Grundbesitz nicht geklart ist Manchmal wird auch zwischen informellen und irregularen Siedlungen unterschieden wobei in den informellen Siedlungen kein legaler Grundbesitz seitens der Einwohner besteht in den irregularen Siedlungen dagegen die Besitzverhaltnisse umstritten sind Es gibt jedoch oft regulare Stadtviertel in denen ahnlich schlechte infrastrukturelle Bedingungen vorherrschen wie in den eigentlichen informellen Siedlungen Diese werden in der Umgangssprache meist mit demselben Begriff bezeichnet wie im Fall der Villa Miseria in Argentinien Informelle Siedlungen haben in verschiedenen Landern verschiedene Charakteristika und eigene Namen In Argentinien heissen sie Villa Miseria in Brasilien Favela in Peru Pueblos jovenes und Asentamientos Humanos siehe auch Barriadas in Chile Poblaciones in Ecuador Invasiones und in der Turkei Gecekondu Weitere Bezeichnungen sind Bidonville im frankophonen Afrika Katchi abadi in Pakistan sowie shanty town oder shantytown in der englischsprachigen Welt Inhaltsverzeichnis 1 Charakteristika 2 Entwicklung 3 Siehe auch 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseCharakteristika BearbeitenInformelle Siedlungen existieren in vielen Stadten in den Entwicklungslandern es gibt sie aber auch in einigen Industrielandern So wird beispielsweise geschatzt dass im Ballungsraum Madrid im Jahr 2006 5 000 Personen ca 0 1 der Einwohner in informellen Siedlungen lebten Auch in einigen deutschen Stadten etwa Berlin gibt es mit dem Bauwagenplatz diese kostengunstige Siedlungsvariante In Entwicklungslandern liegen diese Zahlen allerdings weit hoher So wohnen im Ballungsraum Buenos Aires Argentinien etwa 1 100 000 Menschen 9 der Einwohner in informellen Siedlungen 1 in Rio de Janeiro Brasilien etwa 19 2 und in einigen Stadten Afrikas uber 50 Die meisten informellen Siedlungen haben nur zwischen 10 und 1000 Einwohnern es gibt aber in einigen Grossstadten auch Siedlungen mit weit uber 100 000 Einwohnern Comas etwa ein armer Vorort von Lima hat knapp eine halbe Million Einwohner Solche grossen informellen Siedlungen entwickeln allerdings meist bereits eine heterogene Struktur und werden langsam zu einer eigenen Stadt oder einer Gruppe von Stadtvierteln mit verschiedenen sozio okonomischen Schichten wobei auch meist die Grundverhaltnisse Schritt fur Schritt legalisiert werden Ein besonders gutes Beispiel ist El Alto in Bolivien das sich von einer informellen Siedlung von La Paz zu einem eigenstandigen Vorort mit eigener Gemeinde entwickelt hat Entwicklung Bearbeiten nbsp Informelle Siedlung eine Vorstadt von Lima 2013Meist entwickeln sich informelle Siedlungen in Entwicklungslandern nach dem folgenden Muster Einige wenige Familien bauen spontan provisorische aus Holz Karton und Wellblech konstruierte Behausungen auf ein Gelande das dem Staat oder einem Eigentumer gehort der das Gelande nicht nutzt Auch Bauruinen heruntergekommene verlassene Gebaude und sogar abgestellte Eisenbahnwaggons in heruntergekommenen Bahnhofen konnen sich nach demselben Muster zu informellen Siedlungen entwickeln Besonders im Fall von ungenutzten staatlichen Gelanden werden diese Bewohner mangels Kontrollmoglichkeiten oft monatelang geduldet Nach und nach spricht sich die neue Siedlung herum und wird von immer mehr Familien bevolkert die Bevolkerungsdichte steigt Gleichzeitig verbessert sich meist die Bausubstanz so dass die Kerne der Siedlungen meist inzwischen Hauser aus Ziegelsteinen und teilweise sogar asphaltierte Strassen aufweisen was auch daran liegt dass es oft staatliche Projekte gibt die die Infrastruktur in solchen Siedlungen gezielt verbessern wie beispielsweise im Fall des brasilianischen Projektes Favela Bairro und des argentinischen Promeba Im Gegensatz zu einer verbreiteten Meinung haben informelle Siedlungen nur selten eine hohere Kriminalitatsrate als andere Stadtviertel Dennoch sind einige der grosseren Siedlungen gerade in Schwellenlandern wie etwa Brasilien oft ein Ort an dem Kriminelle ungesehen untertauchen konnen weshalb sich Drogenhandel und Waffenhandel oft in solchen Siedlungen konzentrieren Teilweise bilden sich dort Mafia ahnliche Machtstrukturen heraus die weder von der Polizei noch anderen staatlichen Organisationen effizient bekampft werden konnen da die Bewohner unter dem Druck einer illegalen Organisation stehen Durch den Bau von Kulturzentren Gemeindesalen der Grundung von Tanz und Musikgruppen Sportangebote und anderes versucht der Staat daher oft uber andere Wege Kontakt mit der Bevolkerung aufzunehmen und auf diesem Weg die Organisationen auszuhebeln was jedoch ebenfalls nicht immer gelingt Siehe auch BearbeitenUrbanisierung Quinta Monroy Entwicklungsprojekt in Chile 2004Literatur BearbeitenElisabeth Blum Peter Neitzke FavelaMetropolis Berichte und Projekte aus Rio de Janeiro und Sao Paulo Birkhauser Basel Boston Berlin 2004 ISBN 3 7643 7063 7Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Shanty towns Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Projekt Celula Urbana Memento vom 15 Januar 2016 im Webarchiv archive today der Stiftung Bauhaus Dessau in Rio de JaneiroEinzelnachweise Bearbeiten Studie der Universitat General Sarmiento und der Organisation Info Habitat Memento vom 13 Marz 2007 im Internet Archive Population in Rio s favelas reaches one million Memento vom 27 September 2007 im Internet Archive Brazilnow info nach einem Bericht der Zeitung O Globo vom 20 Dezember 2004 englisch Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Informelle Siedlung amp oldid 230915003