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Raschid Rida oder Raschid Rida mit vollem Namen arabisch محمد رشيد بن علي رضى Muhammad Raschid ibn ʿAli Rida DMG Muḥammad Rasid b ʿAli Riḍa 23 September 1865 im Dorf Qalamun bei Tripoli im Libanon 22 August 1935 in Kairo war ein libanesischer Publizist Er war einer der einflussreichsten Denker und Autoren des Reformislam und des arabischen Nationalismus zu Beginn des 20 Jahrhunderts Raschid Rida vor 1935 Als der prominenteste Schuler von Muhammad Abduh fuhrte Raschid Rida die islamische Reformbewegung weiter und gab ihr eine neue Richtung Er war ein muslimischer Intellektueller der in einer Zeit des Umbruchs fur die Bewahrung der eigenen Identitat eintrat und zugleich den Fortschritt der islamischen Gemeinschaft vorantreiben wollte Sein Name bleibt verbunden mit seinem Magazin al Manar einer der wichtigsten und einflussreichsten Publikationen zum Reformislam 1 Inhaltsverzeichnis 1 Jugendzeit und Einflusse 2 Die fruhen Jahre Politische Visionen 3 Die Zeitschrift al Manar 4 Islamische Theologie 5 Sicht auf den Westen 6 Vom Panislamismus zum arabischen Nationalismus 7 Die Kalifatsschrift 8 Gegner und Salafisierung 9 Wirkung 10 Werke 11 Literatur 12 EinzelnachweiseJugendzeit und Einflusse BearbeitenRaschid Rida stammte aus einer frommen Dorffamilie in der damaligen osmanischen Provinz Beirut seine Abstammung soll auf den Propheten Mohammed zuruckgehen 1 Anders als die fruheren Reformdenker erhielt Raschid Rida bereits in seiner Schulzeit eine moderne Bildung Besuchte er zunachst die Koranschule wurde er spater in der Nationalen Islamischen Schule in Tripoli unterrichtet 2 Weitere Kontakte mit westlichem Gedankengut erhielt er durch Gesprache mit christlichen Intellektuellen und Missionaren in Beirut 3 Durch seine umfassende Bildung gelangte er daher fruh in die Riege der Ulema 4 In seiner Jugend schloss sich Raschid Rida dem Sufismus an und beschaftigte sich mit al Ghazali sowie Askese 5 Er wurde auch Mitglied des Naqschbandi Ordens Doch als er einen Tanzauftritt von Mevlevi Derwischen erlebte brachte er lautstark sein Entsetzen uber diese verbotenen Handlungen zum Ausdruck 6 Seine Beschaftigung mit rationalistischen Reformern und die spatere Hinwendung zum Salafismus brachten ihn dazu Sufi Praktiken strikt abzulehnen Unter dem Einfluss der Zeitschrift al Urwa al wuthqa das festeste Band lernte er die Reformbewegung unter dem schiitischen Gelehrten Dschamal ad Din al Afghani kennen die ihn so sehr beeindruckte dass er versuchte sich al Afghani als Schuler anzuschliessen Durch die Zeitschrift kam er zu der Erkenntnis dass der Islam nicht nur das Individuum betreffe sondern eine komplette weltumspannende und universelle Lehre darstelle Afghanis Ideen fuhrten ihn zudem in die Idee des Pan Islamismus ein 4 Aus politischen Grunden wanderte er 1897 nach Agypten aus wo unter der britischen Besatzung grossere Meinungsfreiheit herrschte als im osmanisch beherrschten Grosssyrien des Sultans Abdulhamid II 2 In Kairo schloss er sich Muhammad Abduh als Schuler an wobei das Lehrer Schuler Verhaltnis zwischen ihnen dem innerhalb von Sufiorden ahnelte 7 Rida trennte sich von seiner ersten Ehefrau die ihm nicht nach Agypten folgen wollte und heiratete nach einer weiteren erfolglosen Verbindung noch einmal Mit seiner Ehefrau Su ad hatte er mehrere Kinder von denen funf erwachsen wurden 8 Die fruhen Jahre Politische Visionen BearbeitenZunachst begeisterte sich Rida fur eine turkisch arabische Einheit im Osmanischen Reich In Istanbul versuchte er eine Schule zu grunden die religiosem Fanatismus entgegenwirken sollte Sein Plan war es moderne Bildungsmethoden und westliche Kultur zur Anwendung zu bringen wahrend die Religion intakt gehalten werden sollte 9 Insgesamt war die Bildung fur ihn der wichtigste einzelne Faktor der die Vorherrschaft des Westens garantierte und auch politische Entwicklung ermoglichte 10 Die Bildung hatte fur Rida einen so grossen Stellenwert dass er die Grundung von Schulen fur wichtiger befand als die Grundung von Moscheen 11 Auch begabte Madchen sollten Zugang zu Bildung bekommen auch wenn sie ausser Allgemeinbildung hauptsachlich weibliche Fahigkeiten erwerben sollten 12 Als Rida jedoch bemerkte dass sein Projekt von den Jungturken kontrolliert und zur Turkisierung benutzt werden sollte klagte er sie des Atheismus und der Freimaurerei an Eine weitere seiner Annahmen war dass der Fortschritt im Westen durch politische Verbande katalysiert wurde die die Stellung absolutistischer Herrscher angreifen konnten 13 Im Orient waren derartige kollektive Bewegungen weitgehend unbekannt weswegen Rida selbst insgesamt viermal als Initiator tatig wurde 14 Die Zeitschrift al Manar BearbeitenRaschid Rida gab von 1898 bis zu seinem Tode die Zeitschrift al Manar der Leuchtturm heraus die als Sprachrohr der Reformbewegung diente und grossen Einfluss auf die islamische Welt ausubte Al Manar erschien zunachst ohne grosse Resonanz wochentlich doch nach einigen Jahren etablierte sie sich als fuhrende Monatszeitschrift Der Druck fand in Ridas eigenem Haus statt das er auch als Buchhandlung nutzte 15 Die Zeitschrift enthielt Analysen der Situation der damaligen muslimischen Welt und beschaftigte sich intensiv mit der Frage weswegen der Westen dem Orient uberlegen war Aufgrund von Reformvorschlagen bezuglich des osmanischen Verwaltungssystems verbot Sultan Abdulhamid II die Zeitschrift im Osmanischen Reich 16 Ein weiterer wichtiger Bestandteil der Zeitschrift waren die Rechtsgutachten Fatwas die der Herausgeber selber erteilte Des Weiteren enthielt al Manar Buchbesprechungen von europaischen Schriftstellern sowie Reiseberichte von Rida 17 Die intendierte Funktion der Zeitschrift war die Versorgung des Lesers mit praktischer Munition gegen gewohnlichen Sufismus Volkspraxis und taqlid Nachahmung sowie vielleicht der Ermutigung davon Gebrauch zu machen 18 Fast alle seiner Schriften veroffentlichte Rida zuerst in dieser Zeitschrift Allerdings publizierte er darin auch viele bedeutende Aufsatze seines Lehrers Muhammad Abduh so den Essay Islam und Christentum im Verhaltnis zu Wissenschaft und Zivilisation den er 1902 noch einmal separat herausgab 19 Zwischen 1912 und 1916 war Taufiq Sidqi ein wichtiger Beitrager der Zeitschrift Er schrieb vor allem zu solchen Themen wie der Zuverlassigkeit der Sunna das Christentum und die Vereinbarkeit moderner medizinischer und wissenschaftlicher Entdeckung mit islamischen Konzepten 20 Durch al Manar konnten ʿAbduhs Ideen uberhaupt erst ihre weite Verbreitung erreichen so dass sie sogar die gewichtige Rolle uberstrahlten die Rida selbst in der Reformbewegung einnahm 21 Ab 1900 veroffentlichte Rida in al Manar einen modernistischen Korankommentar Muhammad ʿAbduhs den tafsir al Manar beruhend auf seinen Aufzeichnungen von ʿAbduhs Vorlesung uber Koranexegese an der al Azhar Universitat Nach ʿAbduhs Tod fuhrte er diesen Tafsir selbstandig weiter was sich in dessen Ausrichtung niederschlug In seiner Zeitschrift hat Rashid Rida mehrmals auch das Thema des Zionismus behandelt 22 Islamische Theologie BearbeitenAb 1901 veroffentlichte Rida in al Manar in Anlehnung an Ibn Qaiyim al Dschauziya einen fiktiven Dialog zwischen einem jungen Reformer und einem traditionellen Scheich Muhawarat al muslih wa l muqallid in dem sich viele seiner Argumentationsgange bezuglich der Erneuerung des Islam finden Die Imitation der traditionellen Auffassungen taqlid war demnach der wichtigste Grund fur die Stagnation der Ulema die den Fortschritt der islamischen Welt verhinderten Der Gegensatz dessen ist Idschtihad das selbstandige Bemuhen um Auslegung das im Mittelalter aufgegeben worden war Ein Grundsatz der Reformer war sich nur direkt auf Koran und Sunna zu beziehen wenn die Zitate eindeutig und die Uberlieferung sicher waren mehrfach uberlieferte Tradition Hadith mutawatir 23 Darum wurden auch die Unterschiede zwischen den vier grossen Rechtsschulen und sogar zwischen den verschiedenen Gruppierungen von Sunniten und Schiiten zugunsten einer islamischen Einheit zu uberwinden gesucht 24 Im Gegenzug wurde die Schuld fur die Fragmentierung der islamischen Gemeinschaft dem dogmatischen Sektierertum der Rechtsgelehrten zugeschrieben 14 Als eine wichtige Rechtsquelle galt das Prinzip der maslaha die Nutzlichkeit fur die islamische Gemeinschaft bzw das Gemeinwohl das bereits bei Ibn Taimiya prominent wurde 25 Dieses Prinzip erhielt bei Rida eine so entscheidende Stellung dass es den Analogieschluss Qiyas als Mittel zur Rechtsfindung verdrangte 26 Insgesamt sehnte sich Rida nach einer neuen Generation von modernen Ulema die ihrem Berufsstand gerecht wurden und nicht in mittelalterlichen Traditionen verhaftet blieben 27 Wie die anderen Modernisten auch sah Rida keinen Widerspruch zwischen Religion und Vernunft weswegen er sich wissenschaftlichen Erkenntnisquellen nicht verschloss 28 Rida befurwortete den defensiven Dschihad fur den Fall dass die friedliche Verbreitung des Islam nicht moglich ist oder wenn Muslime nicht gemass ihrem religiosen Gesetz leben konnen 29 Die Nichtanwendung der Scharia fuhrt dazu dass der Herrscher fur unglaubig erklart werden kann Takfir dies gilt also etwa bei der Anwendung europaischen Rechts im Orient Der Dschihad sollte auch im Falle fremder Aggression zulassig sein so dass antikolonialer Widerstand dadurch gerechtfertigt war 30 Diese Einstellung stand in einem Spannungsverhaltnis zu der Tatsache dass Rida personlich das Leben unter britischer Herrschaft in Agypten dem im Osmanischen Reich vorzog Von der gewaltsamen Verbreitung des Islam sah er ab wegen des Prinzips dass kein Zwang in der Religion angewendet werden soll 29 Bei der Frage des Abfalls vom Islam unterschied er zwischen denjenigen Apostaten die dergestalt offen vom Islam abfallen dass sie eine Gefahr fur die islamische Glaubensgemeinschaft darstellen und solchen die nur insgeheim den Glauben verlassen Nur Angehorige der ersten Gruppe sollten getotet werden 29 Sicht auf den Westen BearbeitenDer Niedergang der islamischen Welt nach dem goldenen Zeitalter der vier rechtgeleiteten Kalifen war ein zentrales Thema bei der Frage nach dem heutigen Verhaltnis zwischen ersterer und dem Westen Bei den historischen Grunden fur die Dekadenztheorie fuhrte Rida in der apologetischen Tradition Ibn Taimiyas Verschworungen von Feinden des Islams sowie Pseudo Konvertiten an die menschliche Schwachen gegenuber den islamischen Prinzipien Oberhand gewinnen liessen 31 Daruber hinaus behauptete Rida das Prinzip der Gewalt habe erst durch Muʿawiyas Vorbild Eingang in den Islam gefunden 32 Diese Aussage verklart die zuvor herrschenden rechtgeleiteten Kalifen unter denen die rasche Expansion des Islam erfolgte andererseits zeigt sie wie fruh bereits der fiktive Niedergang des Islam nach Meinung der Salafiten eintrat Die positiven Errungenschaften Europas beschrankten sich gemass Rida auf Dinge die von den Arabern entweder uber Andalusien oder vermittels der Kreuzfahrer dorthin gelangt sind 33 Auch die Frauenrechte betrachtete Rida im Islam als uberlegen wahrend die Europaer seiner Meinung nach erst allmahlich die muslimischen Errungenschaften diesbezuglich wie die Scheidung einfuhrten und wohl kunftig auch die Vielehe zulassen wurden 12 Er klagte die Doppelgesichtigkeit der westlichen Machte an die nach innen als fortschrittliche Zivilisationen auftraten nach aussen aber unterdruckerische Kolonialmachte seien 34 Intensiv setzte sich Rida auch mit dem Christentum auseinander Schon in den Jahren 1901 bis 1904 veroffentlichte er in lockerer Folge eine Anzahl von Artikeln in denen er sich mit christlichen Publikationen uber den Islam auseinandersetzte Diese fasste er spater in einer Monographie unter dem Titel Subuhat an Naṣara wa ḥuǧaǧ al Islam Zweifel der Christen und Argumente des Islams zusammen 35 Das Buch wurde von Simon Wood ins Englische ubersetzt Nachdem er zusammen mit anderen Muslimen in einer englischen Schule in der Kairoer Muhammad Ali Strasse eine christliche Missionspredigt uber das Kreuzesdogma gehort hatte und seine Bitte darauf antworten zu durfen abgelehnt worden war veroffentlichte er 1912 zusammen mit Taufiq Sidqi 36 in al Manar einen Kommentar zu Sure 4 157 in dem er die christliche Kreuzestheologie zuruckwies Der Text wurde spater unter dem Titel Das Dogma der Kreuzigung und Erlosung ʿAqidat aṣ ṣalb wa l fidaʾ noch einmal separat veroffentlicht 37 Taufiq Sidqi der dem Christentum und seiner Geschichte ausserst kritisch gegenuberstand gab Rida auch wichtige Einblicke in die zeitgenossische westliche Bibelwissenschaft 38 Vom Panislamismus zum arabischen Nationalismus BearbeitenBesonders nach dem Tod Abduhs 1905 der politische Betatigung abgelehnt hatte engagierte sich Rida als Vertreter des Panislamismus 1911 grundete er auf der Nilinsel Roda bei Kairo das Haus fur Daʿwa und geistige Anleitung Dar ad daʿwa wa l irsad wo ab Marz 1912 bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs Studenten aus der gesamten islamischen Welt umsonst lernten 39 In diesem Rahmen wandte er sich auch gegen den einzelstaatlichen arabischen Nationalismus 40 So grundete er eine Geheimorganisation namens Osmanische Beratungsgesellschaft deren westlichem Arm in Paris auch die Offiziere des Komitees fur Einheit und Fortschritt die sogenannten Jungturken angehorten 41 Diese sollte Araber und Turken in einem islamisierten Vielvolkerstaat zusammenbringen doch kollidierten diese Ziele mit dem Nationalismus der Jungturken Auf diese Weise wurde Rida selbst in diesen Jahren zum Befurworter eines arabischen Nationalismus 1912 grundete er zusammen mit Rafiq Bey al ʿAzm und Muhibb ad Din al Chatib die Osmanische Partei fur administrative Dezentralisierung Ḥizb al la markaziya al idariya al ʿUṯmaniya die offen fur eine arabische Autonomie innerhalb des Osmanischen Reiches eintrat 42 Im gleichen Jahr veroffentlichte er in seiner Zeitschrift al Manar eine scharfe Kritik des indoislamischen Gelehrten Schibli an Nuʿmani 1858 1914 an Dschurdschi Zaidans Geschichte der islamischen Zivilisation die sich gegen die schlechte Darstellung der Araber in diesem Werk richtete 43 Wie er in seiner Vorrede zur Buchausgabe der Kritik erklarte hoffte er dass die Kritik ins Turkische ubertragen wurde wie zuvor Zaidan s Buch selbst damit den Predigern des turkischen Chauvinismus Zugel angelegt wurden die die Veroffentlichung der Ubersetzung des Werkes von Zaidan als Mittel zur Verachtlichmachung der Araber zur Herabsetzung ihrer Zivilisation und als Grund zur Bevorzugung der Nichtaraber benutzt haben 44 Noch vor dem Ersten Weltkrieg grundete Rida eine geheime Arabische Ligagesellschaft die der bevorstehenden Kolonisation der arabischen Gebiete begegnen sollte 45 Sie sollte die dortigen Herrscher zusammenbringen und die Araber innerhalb und ausserhalb des Osmanischen Reiches verbinden 46 Dies sollte zur Grundung eines unabhangigen arabischen Staates fuhren Rida war bezuglich des Panarabismus jedoch nicht naiv sondern strebte eine dezentrale Organisierung des Staates an um den unterschiedlichen regionalen Verhaltnissen gerecht zu werden 40 Der Plan wurde aber 1914 vom Scharifen Hussain von Mekka abgelehnt Rida erkannte ihn seinerseits nicht als Kalifen an unterstutzte aber die Arabische Revolte von 1916 47 Die nachfolgende Entwicklung die zur Zersplitterung und Kolonialisierung der Levante beitrug brachte ihn dazu sich selbst politisch zu engagieren im 1919 zusammenkommenden Syrischen Nationalkongress dessen Prasident er wurde 47 Die Besatzung durch Frankreich bereitete diesem Projekt jedoch ein jahes Ende In diesem Zusammenhang fand Ridas einzige Reise nach Europa statt als er 1922 als Vizeprasident des Syro Palastinensischen Kongresses in der Schweiz Vertretern des Volkerbundes die arabische Unabhangigkeit nahebringen wollte ausserdem bereiste er Deutschland 17 Sein Reisebericht al Rihla al urubiyya Die europaische Reise erschien in sieben Teilen in der Zeitschrift al Manar Ridas ideales neues Kalifat ist ideenmassig eine Ruckkehr zu einem arabischen Kalifat anstelle der historisch vergangenen turkischen Version dem Osmanentum Die Kalifatsschrift BearbeitenDie Entmachtung des osmanischen Kalifen durch die Jungturken 1922 veranlasste Rida zu der Schrift Das Kalifat oder das grosste Imamat al Ḫilafa au al imama al ʿuẓma Demnach sollte der idealerweise arabische Kalif der fuhrende mujtahid also Idschtihad betreibende Theologe aller Muslime sein 48 In einem Seminar sollten fahige Manner ausgebildet werden unter denen wiederum der geeignetste zum Kalifen gewahlt wurde wahrend die anderen als Kontrollgremium die Rolle verschiedener im islamischen Recht wichtiger Gruppen vereinen sollten so die ahl al hall wa l aqd Leute des Losens und des Bindens die Mitglieder der Schura Beratschlagung die ulu l amr diejenigen mit Befehlsgewalt und die mujtahidun deren idschma Konsensus bindende Wirkung hat 49 Nach Rida bestand das Heilmittel gegen den Verfall des Islam darin die Wurde des Imamats und die Macht der muslimischen Entscheidungstrager der Leute des Losens und des Bindens wiederherzustellen um so den wahren islamischen Staat zu restaurieren den besten aller Staaten nicht nur fur Muslime sondern fur die gesamte Menschheit Raschid Rida zit nach Henri Laoust 1986 S 116Gegner und Salafisierung BearbeitenDie von Rida vehement kritisierten traditionellen Muslime griffen ihn auch tatlich an etwa als er in Damaskus die haufig praktizierte Anrufung von Mittlern als Polytheismus bezeichnete so dass er die Stadt verlassen musste 50 Auf der anderen Seite waren seine Feinde diejenigen Modernisierer die westliche Konzepte kritiklos ubernahmen und somit aus seiner Sicht die islamische Kultur und Zivilisation ausverkauften 14 Den Sakularismus als Trennung von Staat Gesellschaft und Religion betrachtete Rida darum als ernste Bedrohung fur die Identitat der Muslime 51 Als Sakularisten wie ein weiterer Abduh Schuler ʿAli ʿAbd ar Raziq von ahnlichen Ausgangspunkten wie Rida ausgehend auf andere nicht islamgemasse Schlussfolgerungen kamen zog sich Rida auf konservativere Positionen zuruck Das kontroverse Buch von Taha Husain dem zufolge manche koranischen Propheten als literarische Figuren frei erfunden seien lehnte er wie andere orthodoxe Muslime ab da dadurch die Einheit der gottlichen Offenbarung in Abrede gestellt wurde Den Autor betrachtete er als Unglaubigen Kafir 52 Politisch stellte er sich nach der Enttauschung durch die Haschimiten ab 1918 auf die Seite der Familie as Sa ud deren Eroberung des Hedschas 1924 er begrusste Ideologisch passte dies zu seiner beginnenden Favorisierung der Wahhabiten Ab 1925 begann er die Werke derjenigen mittelalterlichen Gelehrten der hanbalitischen Rechtsschule neu herauszugeben deren Gedankengut die salafistische Bewegung stark inspiriert hatte wie Ibn Taimiya Ibn Qaiyim al Dschauziya oder Muwaffaq ad Din ibn Qudama 53 Wirkung BearbeitenAls Schuler Muhammad Abduhs schrieb er 1931 dessen Biographie Tarikh al Ustadh al Imam al Shaykh Muhammad Abduh in drei Banden Dabei war er darum bemuht dessen Orthodoxie herauszustellen wohingegen der Orientalist Elie Kedourie davon ausgeht dass Abduh wie auch Dschamal ad Din al Afghani vor ihm lediglich politische Aktivisten aber keine glaubigen Muslime gewesen seien bei Rida nimmt Kedourie dies nicht an 54 Kurz vor seinem eigenen Tod veroffentlichte Raschid Rida eine Autobiographie al Manar und al Azhar Er beeinflusste unter anderem Hasan al Banna den Grunder der Muslimbruder die al Manar weiterfuhrten Somit fanden viele von Ridas Ideen Eingang in die breiten islamistischen Bewegungen des 20 Jahrhunderts Hingegen sind Ridas politische Projekte gescheitert Auch in seiner Doktrin vollzog er nicht den entscheidenden Sprung in die Neuzeit sondern kehrte schlussendlich zu althergebrachter Ideologie zuruck 55 Werke Bearbeiten Hrsg al Manar der Leuchtturm Zeitschrift Tafsir al manar Muhammad Abduh und Raschid Rida Koranexegese Muḥawarat al muṣliḥ wa l muqallid Subuhat an Naṣara wa ḥuǧaǧ al IslamSimon A Wood Ubersetzer Christian criticisms Islamic proofs Rashid Riḍa s modernist defense of Islam Oxford Oneworld Publ 2008 ISBN 978 1 85168 461 8 dd al Ḫilafa au al imama al ʿuẓmaHenri Laoust Ubersetzer Le califat dans la doctrine de Rasid Rida Traduction annotee d al Hilafa au al Imama al uzma Le Califat ou l Imama supreme Verlag Jean Maisonneuve Paris 1986 ISBN 2720010464 Eine 1 Aufl gab es in der Reihe Publications de l Institut Francais d Etudes Arabes de Damas 14 Beirut 1938 dd al Manar und al Azhar Autobiographie Abduh BiographieLiteratur BearbeitenCharles C Adams Islam and Modernism in Egypt A Study of the Modern Reform Movement Inaugurated by Muhammad Abduh London 1933 Muhammad Zaki Badawi The reformers of Egypt Croom Helm London 1978 Dirk Boberg Agypten Nagd und der Ḥigaz Eine Untersuchung zum religios politischen Verhaltnis zwischen Agypten und den Wahhabiten 1923 1936 anhand von in Kairo veroffentlichten pro und antiwahhabitischen Streitschriften und Presseberichten Peter Lang Bern 1991 ISBN 3261043954 Zugleich Philosophische Dissertation Albert Ludwigs Universitat Freiburg Assad Nimer Busool Shaykh Muhammad Rashid Rida s Relations with Jamal al Din al Afghani and Muhammad Abduh In The Muslim World Band 66 1976 S 272 286 David Dean Commins Islamic Reform Politics and Social Change in Late Ottoman Syria New York Oxford 1990 Johannes Ebert Religion und Reform in der arabischen Provinz Husayn al Gisr at Tarabulusi 1845 1909 Ein islamischer Gelehrter zwischen Tradition und Reform Heidelberger orientalistische Studien Band 18 Peter Lang Frankfurt am Main 1991 ISBN 3631432224 Werner Ende Ras h id Riḍa In The Encyclopaedia of Islam New Edition Band 8 Brill Leiden 2003 ISBN 90 04 11040 2 S 664a Albert Hourani Arabic Thought in the Liberal Age 1798 1939 Oxford University Press London 1962 ISBN 0 521 27423 0 S 222 244 Elie Kedourie Afghani and Abduh An Essay on Religious Unbelief and Political Activism in Modern Islam London 1966 Malcolm Kerr Islamic Reform The Political and Legal Theories of Muḥammad ʿAbduh and 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