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Muhibb ad Din al Chatib arabisch محب الدين الخطيب DMG Muḥibb ad Din al Ḫaṭib geb Juli 1886 in Damaskus gest 30 Dezember 1969 in Kairo war ein syrischer Publizist der mehrere Gesellschaften mit arabisch nationalistischer und panislamischer Ausrichtung ins Leben rief verschiedene Zeitschriften herausgab und massgeblich zur Verbreitung des Begriffs der Salafiyya beitrug Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft und fruhe Jahre 2 Als politischer Aktivist im Osmanischen Reich 3 Kairo Zusammenarbeit mit Raschid Rida 4 Als Propagandist der Haschimiten 5 Ruckkehr nach Kairo Annaherung an die Wahhabiten 6 Al Fath und die muslimische Jugendvereinigung 7 Als Publizist der Muslimbruderschaft 8 Im Dienste der Azhar anti schiitische Polemik 9 Literatur 10 EinzelnachweiseHerkunft und fruhe Jahre BearbeitenMuhibb ad Din al Chatib wurde 1886 in eine Damaszener Gelehrtenfamilie hineingeboren die von vaterlicher Seite scherifischer Herkunft war und sich auf den hanbalitischen Sufi ʿAbd al Qadir al Dschilani zuruckfuhrte Der Familienname ruhrte daher dass 1869 der Familie das Amt des Freitagspredigers in der Umayyaden Moschee zugefallen war 1 Muhibb ad Dins Vater Scheich Abu l Fath al Chatib 1834 1897 war eng mit dem malikitischen Scheich Tahir al Dschaza iri 1852 1920 befreundet der einer der Grundungsdirektoren der Islamischen Wohlfahrtsgesellschaft al Ǧamʿiya al ḫairiya al islamiya in Damaskus war 1879 wurde Abu l Fath der erste Direktor der von dieser Gesellschaft gegrundeten Zahiriya Bibliothek 2 Muhibb ad Dins Mutter Asiya stammte aus der Damaszener Grundeigentumerfamilie al Dschallad Sie starb schon 1893 als Muhibb ad Din erst sieben Jahre alt war 3 Muhibb ad Din besuchte zunachst eine Grundschule die hinter der Bibliothek seines Vaters lag 4 und ab 1896 das Maktab ʿAnbar die einzige Sekundarschule der Stadt die von Turken geleitet wurde 5 Hier erhielt Muhibb ad Din Unterricht in modernen Wissenschaften Osmanisch Turkisch Franzosisch und Persisch 6 Als politischer Aktivist im Osmanischen Reich BearbeitenAm Maktab ʿAnbar erlebte Muhibb ad Din eine innere Politisierung 1902 grundete er zusammen mit arabischen Mitschulern einen arabischen Geheimzirkel den kleinen Damaskus Kreis ḥalqat Dimasq aṣ ṣaġira mit dem Ziel das Engagement fur Gott und das Vaterland zu fordern 7 Geistiger Mentor des Kreises war Tahir al Dschazaʾiri unter der Hand las man Schriften von al Kawakibi und Muhammad Abduh 8 Unter den Schulern der Schule kam es daraufhin zu einer Polarisierung zwischen turkischen und arabischen Schulern 9 Aufgrund seiner politischen Aktivitaten an der Schule musste Muhibb ad Din das Maktab ʿAnbar verlassen Er besuchte daraufhin eine staatliche Schule in Beirut und erhielt dort am 9 Juli 1905 sein Abschlussdiplom 10 Im Herbst 1905 reiste al Chatib zum Studium der Rechtswissenschaften nach Istanbul Dort grundete er am 24 Dezember 1906 zusammen mit Amir ʿArif asch Schihabi die geheime Gesellschaft der arabischen Wiederauferstehung ǧamʿiyat an nahḍa al ʿarabiya deren Ziel es war die syrische Jugend fur das Arabertum und die Dezentralisierung des Osmanischen Reiches zu begeistern Nachdem die osmanischen Behorden auf Autoritaten auf al Chatibs politische Aktivitaten aufmerksam geworden waren und ihn unter Beobachtung gestellt hatten reiste er im Oktober 1907 nach Damaskus und verlegte auch das Zentrum seiner Gesellschaft dorthin 11 Da er jedoch weiter die Verfolgung durch die osmanischen Behorden befurchtete nahm er noch im gleichen Monat das Angebot einer Stelle als Ubersetzer am britischen Konsulat in al Hudaida an und reiste uber Beirut und Kairo in den Jemen wo er am 27 November ankam 12 Kairo Zusammenarbeit mit Raschid Rida BearbeitenNach Wiedereinsetzung der Osmanischen Verfassung im Sommer 1908 sah al Chatib keinen Grund mehr im Jemen zu bleiben und kehrte nach Damaskus zuruck Da dort seine politischen Aktivitaten jedoch weiter behindert wurden reiste er weiter nach Kairo das zu dieser Zeit zum beliebten Zufluchtsort fur syrische Gegner des hamidischen Regimes geworden war Dort wurde im September 1909 bei der konservativ muslimischen Zeitung al Mu aiyad als Journalist tatig 13 Im gleichen Jahr grundete al Chatib zusammen mit ʿAbd al Fattah Qatlan im Kairiner Chan el Chalili gegenuber der Husain Moschee die Salafistische Buchhandlung al Maktaba as Salafiya Wie al Chatib selbst schreibt kam die Idee zur Wahl dieses Namens von seinem Scheich Tahir al Dschazaʾiri 14 Wie aus der Liste der in der Buchhandlung verkauften Bucher hervorgeht darunter Werke von as Suyuti al Farabi und Avicenna hatten al Chatib und Qatlan zu dieser Zeit noch kein festgelegtes religioses Verstandnis von dem Begriff der Salafiya 15 1912 traten al Chatib und Qatlan in Geschaftsbeziehungen mit Raschid Rida Die Salafstische Buchhandlung wurde in die ʿAbd al ʿAziz Strasse verlegt und dort mit der Buchhandlung al Manar verbunden an der al Chatib und Qatlan kurzzeitig Anteilseigner wurden 16 Im Dezember des gleichen Jahres wirkte al Chatib an der Grundung der Osmanischen Partei fur administrative Dezentralisierung Ḥizb al la markaziya al idariya al ʿUthmaniya mit die ein foderales System befurwortete und von Raschid Rida geleitet wurde Am 12 Januar 1913 wurde al Chatib zum Generalsekretar des Exekutivkomitees dieser Partei gewahlt 17 Als Vertreter der Partei nahm er im Juni 1913 an dem ersten Arabischen Kongress in Paris teil der mit Vertretern der Jungturkischen Regierung einen Reformplan fur die arabischen Provinzen des Osmanischen Reiches ausarbeitete Al Chatib veroffentlichte noch im gleichen Jahr in Kairo im Namen seiner Partei einen Bericht uber den Kongress 18 Nachdem im August 1914 der Erste Weltkrieg ausgebrochen war beauftragte Raschid Rida im Oktober al Chatib mit den politischen Fuhrern des Irak und von Nadschd Kontakt aufzunehmen um deren Auffassungen uber die Zukunft der arabischen Lander zu erfahren Die Mission wurde von Milne Cheetham dem Britischen Hochkommissar in Agypten der mit der Dezentralisierungspartei in Kontakt stand finanziell unterstutzt Al Chatib wollte per Schiff uber Aden und Bombay in den Irak reisen wurde aber unterwegs von den britischen Behorden in Buschehr verhaftet die offenbar nicht daruber unterrichtet waren dass seine Mission von den britischen Autoritaten in Agypten unterstutzt wurde Im November 1914 wurde er in das gerade von den anglo indischen Truppen eroberte Basra verbracht und dort fur mehrere Monate gefangengesetzt Erst nachdem das Britische Hochkommissariat in Agypten interveniert hatte wurde al Chatib am 27 Juli 1915 freigelassen und konnte nach Agypten zuruckkehren 19 Als Propagandist der Haschimiten BearbeitenEine neue Wende in al Chatibs Leben ergab sich mit dem Beginn des Arabischen Aufstands gegen das Osmanische Reich im Juni 1916 Der Scherif Husain der mit britischer Unterstutzung den Aufstand anfuhrte lud al Chatib nach Mekka ein um dort eine Zeitung herauszugeben die fur die ideologische Fundierung des arabischen Aufstands sorgen sollte Al Chatib nahm das Angebot an und traf im Juli 1916 in Dschidda ein Von Mitte August 1916 an gab er in zweiwochigem Rhythmus die Zeitung al Qibla Die Qibla heraus die weltweit vertrieben wurde Ausserdem grundete al Chatib in Mekka eine staatliche Druckpresse mit dem Namen al Maṭbaʿa al ʿAmiriya mit der er Bucher zu modernen Wissenschaften und Techniken publizierte 20 Nachdem Husains Sohn Faisal I 1918 die arabischen Truppen nach Damaskus gefuhrt hatte reiste al Chatib im Juni 1919 nach Syrien und ubernahm dort im Sommer die Herausgabe der Zeitung al ʿAsima des offiziellen Organs der Haschimiten in Damaskus 21 In Zusammenarbeit mit Scheich Muhammad Kamil al Kassab grundete er im September das Hohe Nationale Komitee al Laǧna al Waṭaniya al ʿUlya das die Aufgabe hatte Syrien mit Waffen zu versorgen und die Syrer im Kampf zu trainieren In al ʿAsima veroffentlichte al Chatib noch 1919 einen Artikel mit dem Titel Unser arabischer Nationalismus Qaumiyatu na al ʿArabiya in dem er die semitische Wellentheorie einsetzte um damit den Anspruch der Haschimiten auf die Herrschaft uber den gesamten Fruchtbaren Halbmond zu legitimieren Nach der semitischen Wellentheorie die auf Hugo Winckler und Leone Caetani zuruckgeht war Arabien ursprunglich eine ausserst fruchtbare Region und beherbergte nicht nur die Araber sondern alle semitischen Volker darunter die Assyrer Aramaer Kanaanaer Phonizier und Hebraer Aufgrund von Klimaveranderungen trocknete jedoch Arabien immer mehr aus so dass die verschiedenen semitischen Volker in sukzessiven Wellen aus Arabien in das Gebiet des Fruchtbaren Halbmonds auswanderten Auch die islamische Expansionsbewegung der Araber wurde als eine solche semitische Auswanderungsbewegung interpretiert Da die semitischen Volker ursprunglich alle die gleiche Heimat hatten so schlussfolgerte al Chatib in seinem Artikel sollten sie auch in der Gegenwart unter einer politischen Fuhrung stehen 22 Nach der Schlacht von Schlacht von Maysalun 24 Juli 1920 und der folgenden franzosischen Besetzung von Damaskus brach jedoch die Herrschaft der Haschimiten in Syrien zusammen und al Chatib kehrte nach Agypten zuruck Ruckkehr nach Kairo Annaherung an die Wahhabiten BearbeitenIn Kairo belebte al Chatib die von ihm gegrundete Salafitische Buchhandlung in Bab al Chalq in der Nahe der Agyptischen Nationalbibliothek Dar al Kutub neu und schloss ihr eine Druckerei an 23 Darin veroffentlichte er bis zur Mitte der 1920er Jahre wichtige Schriften mit panarabischer Ausrichtung so zum Beispiel 1925 sein Buch Die Richtung der menschlichen Wellen auf der arabischen Halbinsel Ittiǧah al mauǧat al basariya fi Ǧazirat al ʿArab in dem er die Relevanz der semitischen Wellentheorie fur den arabischen Nationalismus aufzuzeigen versuchte 24 Ab 1921 war er ausserdem als Redakteur fur die agyptische Zeitung al Ahram tatig 25 Im August 1924 grundete al Chatib die Literaturzeitschrift az Zahraʾ die bis 1929 monatlich erschien und in der bekannte arabische Dichter und Schriftsteller aber auch panislamische Denker wie Schakib Arslan veroffentlichten 26 In diesem Journal schrieb er im April 1925 eine sehr kritische Rezension zu ʿAli ʿAbd ar Raziqs Buch Der Islam und die Grundlagen des Regierens in dem dieser die Notwendigkeit des Kalifats in Frage gestellt hatte 27 Im Herbst 1924 nahmen saudisch wahhabitische Truppen den Hidschaz ein und vertrieben den haschimitischen Konig Husain der den Kalifentitel angenommen hatte aus dem Hidschaz Al Chatib der grosse Bewunderung fur die Wahhabiten hegte sagte sich in dieser Zeit in einem kritischen Artikel uber seinen fruheren Arbeitgeber Husain von den Haschimiten los 28 Gleichzeitig ging er Geschaftsbeziehungen mit den Saudis ein die ihm Auftrage fur den Druck mittelalterlicher hanbalitischer Texte erteilten Die Zusammenarbeit mit dem saudischen Herrscherhaus weitete sich in der Folgezeit noch aus 1927 erhielten al Chatib und Qatlan den Auftrag eine Niederlassung ihrer salafitischen Druckerei und Buchhandlung in Mekka aufzubauen Diese Zweigstelle nahm 1928 den Betrieb auf und spezialisierte sich auf die Publikation hanbalitischer und pro wahhabitischer Literatur 29 Dies hatte auch Auswirkungen auf den Salafiya Begriff denn die Salafiya wurde nun sehr stark mit dem hanbalitischen und pro wahhabitischen Textmaterial identifiziert das al Chatib und Qatlan in Mekka publizierten 30 Al Fath und die muslimische Jugendvereinigung BearbeitenAl Chatibs Hauptgeschaft lief allerdings weiter in Kairo Im Fruhjahr 1926 grundete er hier die neue Wochenzeitschrift al Fath Die Eroberung Wie Al Chatib am 30 Juni 1927 in einem programmatischen Artikel deutlich machte sollte seine Zeitschrift sieben Ziele erfullen 1 Wiederbelebung der islamischen Zivilisation 2 Ruckkehr zu den authentischen islamischen Wurzeln 3 Kampf gegen den Atheismus und die falsche Erneuerung der Modernisten 4 Verbreitung von Nachrichten uber die islamische Welt 5 Prasentation von ausgewahlten Exzerpten alterer islamischer Autoren 6 Erklarung der Grundlagen des islamischen Rechts und 7 Erklarung der Passagen aus Koran und Sunna die die Gesellschaft und Moral betreffen Zusammengefasst wurde dieses Programm unter dem Begriff des Dschihad fur die Sache Gottes 31 Im November des gleichen Jahres rief al Chatib zur Verwirklichung dieser Ziele zusammen mit Scheich ʿAbd al ʿAziz Dschawisch 1876 1929 und dem Studenten ʿAbd al Hamid Saʿid die Gesellschaft der muslimischen jungen Manner ins Leben Al Chatib wirkte in dieser Organisation die ein islamisches Gegenstuck zur Young Men s Christian Association YMCA bilden sollte in der Folgezeit als Generalsekretar 32 In dieser Funktion besuchte er auch im August 1928 auf Einladung von Mohammed Amin al Husseini die Feierlichkeiten zur Renovierung der al Aqsa Moschee in Jerusalem 33 Von 1929 an wurden ausserdem die Sitzungsberichte der Vereinigung deren Mitglieder sich drei Mal in der Woche trafen in der salafistischen Druckerei al Chatibs gedruckt 34 In seiner Zeitschrift al Fath bekampfte al Chatib alle Formen der Verwestlichung das Reformprogramm des Kemalismus in der Turkei das er als faktische Christianisierung zu verunglimpfen versuchte 35 das Verwestlichungsprogramm des afghanischen Konigs Amanullah Khan dessen Frau Ende der 1920er Jahre bei Besuchen in Europa ohne Schleier auftrat 36 aber auch die Verwestlichung in Agypten selbst wo es damals Uberlegungen gab fur die Schreibung des Arabischen das lateinische Alphabet einzufuhren 37 In vielen Ausgaben der Zeitschrift aus den Jahren 1926 27 griff er liberale Denker Agyptens wie Taha Hussein ʿAli ʿAbd ar Raziq und Salama Musa an und brandmarkte sie als Feinde des Islam 38 Weitere wichtige Themen der Zeitschrift waren der Kampf gegen die christliche Mission die zu jener Zeit in vielen arabischen Landern aktiv war 39 sowie die agyptische Frauenbewegung um Huda Schaʿrawi die sich fur eine Entschleierung und Gleichstellung der muslimischen Frau einsetzte Al Chatib erwies sich in diesem Zusammenhang als gluhender Verteidiger des Hidschab Systems und kritisierte alle Formen der offentlichen Zur Schaustellung weiblicher Schonheit 40 Mannern empfahl er als Kopfbedeckung den Tarbusch um sich nicht durch das Tragen von Huten den Unglaubigen anzugleichen 41 Al Chatib nutzte seine Zeitschrift auch sehr stark dazu die Wahhabiten die damals in Agypten einen sehr schlechten Ruf hatten zu verteidigen In verschiedenen Artikeln unterstrich er dass sich die Wahhabiten anders als es ihnen vorgeworfen wurde strikt an die Scharia hielten 42 In den 1930er Jahren wandte er sich in seiner Zeitschrift auch gelegentlich gegen die Gelehrten der Azhar So kritisierte er 1936 in mehreren Artikeln Farid Wadschdi der in der von ihm herausgegebenen Azhar Zeitschrift gefordert hatte das Verbot den Koran in andere Sprachen zu ubersetzen musse aufgehoben werden 43 Als Publizist der Muslimbruderschaft BearbeitenSchon seit 1926 stand Muhibb ad Din al Chatib in engem Kontakt zu Hasan al Banna dem spateren Grunder der Muslimbruderschaft Al Chatib der mit al Bannas Vater befreundet war fuhrte den jungen Mann in die islamischen Zirkel Kairos ein und al Banna besuchte sehr haufig al Chatibs salafistische Buchhandlung 44 1927 trat er der von al Chatib gegrundeten muslimischen Jugendorganisation bei und wirkte als Korrespondent seiner Zeitschrift al Fath in Ismailia 45 Nachdem al Banna 1928 seinen Studienabschluss am Kairiner Dar al ʿUlum gemacht hatte empfahl ihn al Chatib fur eine Position am Religiosen Institut in Mekka allerdings blieb al Bannas Bewerbung dort trotzdem erfolglos 46 Die von Hasan al Banna gegrundete Muslimbruderschaft liess die von al Chatib gegrundete Jugendvereinigung an Bedeutung bald hinter sich Al Chatib selbst unterstutzte al Banna beim Aufbau der neuen Organisation Im Mai 1933 ubernahm er die Herausgabe der wochentlich erscheinende Zeitschrift der Muslimbruder maǧallat al iḫwan al muslimin die er in seiner eigenen salafistischen Druckerei drucken liess 47 In den Jahren 1946 bis 1948 gab er ihre Tageszeitung heraus Einem indischen Besucher gegenuber gab er sich und seine Zeitschrift al Fath als zur Muslimbruderschaft gehorig aus Seine Nahe zur Muslimbruderschaft war so gross dass al Chatib Ende 1948 auf Druck der agyptischen Regierung die damals alle Publikationsorgane der Muslimbruderschaft verbot auch seine Zeitschrift einstellen musste 48 Trotz der ideologischen Nahe zwischen al Chatib und al Banna gab es doch auch einige Differenzen zwischen ihnen 49 Sehr stark verletzte ihn zum Beispiel dass sich Hasan al Banna mit der Annaherung zwischen Sunniten und Schiiten einverstanden erklarte und an den Sitzungen der 1947 in Kairo gegrundeten Gesellschaft zur Annaherung zwischen den islamischen Rechtsschulen Ǧamaʿat at taqrib baina l maḏahib al islamiya teilnahm Als Reaktion darauf veroffentlichte al Chatib im Oktober 1948 in seiner Zeitschrift einen Artikel mit dem Titel Deutliches und weniger Deutliches uber das Marchen von der Annaherung der Rechtsschulen in dem er offentlich gegen diese Gesellschaft Stellung bezog 50 Ein weiterer Streitpunkt war das Verhaltnis zum saudischen Herrscherhaus Wahrend die Muslimbruder das Prinzip der Erbmonarchie wie es in Saudi Arabien praktiziert wurde ablehnten und ein auf Schura Konsultation gegrundetes Kalifat befurworteten hielt al Chatib erbliche Herrschaft fur legitim 51 Die Meinungsdifferenz in diesem Punkt zeigte sich insbesondere nach der Revolution der Freien Offiziere am 23 Juni 1952 als sich eine politische Kontroverse zwischen al Chatib und dem der Muslimbruderschaft angehorenden Scheich Muhammad al Ghazali entspann Ausgangspunkt der Kontroverse war das von al Chatib in dem gleichen Jahr herausgegebene Buch al Qawaṣim wa l ʿawaṣim des malikitischen Gelehrten Abu Bakr Ibn al ʿArabi der darin den umayyadischen Herrscher Muʿawiya I gegen den Vorwurf verteidigt hatte dass die erzwungene baiʿa fur seinen Sohn Yazid I nicht rechtmassig gewesen sei Muhammad al Ghazali sah in der Herausgabe und befurwortenden Kommentierung des Werkes durch al Chatib eine klare Parteinahme fur das Prinzip der Erbmonarchie und kritisierte das Buch ausserst heftig in der Zeitschrift ad Daʿwa die damals faktisch das offizielle Organ der Muslimbruderschaft war Nach seiner Auffassung war Muʿawiyas baiʿa fur seinen Sohn ein Sieg des politischen Heidentums gewesen der den Muslimen bis in die Gegenwart schweren Schaden zugefugt habe weil dadurch das Prinzip der erblichen Monarchie im Islam etabliert worden sei Einzig legitime Grundlage der politischen Herrschaft im Islam so meinte al Ghazali sei das Prinzip der Schura 52 In seiner Replik wies al Chatib die Kritik al Ghazalis an seiner Verteidigung Muʿawiyas zuruck und verwies auf mehrere Gelehrte die die Schura fur nicht notwendig erklart hatten 53 Im Dienste der Azhar anti schiitische Polemik BearbeitenObwohl al Ghazalis Kritik an al Chatibs Publikation in der speziellen nachrevolutionaren Situation einer politischen Denunziation gleichkam 54 litt sein Verhaltnis zum Revolutionsrat offenbar nicht allzu sehr darunter denn schon im Oktober 1952 wurde er zum Chefredakteur von Nur al Islam der Zeitschrift der Azhar Maǧallat al Azhar berufen 55 Auch aus dieser Position heraus bekampfte er alle Initiativen zur Annaherung zwischen Sunniten und Schiiten 56 Die schia feindlichen Tendenzen der Azhar Zeitschrift nach al Chatibs Amtsantritt fanden in dem irakisch schiitischen Gelehrten Muhammad Mahdi al Chalisi einen permanenten Kritiker 57 Nachdem im Oktober 1958 der reformorientierte Gelehrte Mahmud Schaltut zum Scheich der Azhar berufen worden war wurde al Chatib als Chefredakteur der Azhar Zeitschrift entlassen 58 Damit endete al Chatibs publizistische Aktivitat allerdings noch nicht ganz denn im Jahre 1960 veroffentlichte er in Dschidda mit Unterstutzung eines wahhabitischen Gelehrten noch ein anti schiitisches Pamphlet mit dem Titel Die Grundzuge der Fundamente auf denen die Religion der zwolfer schiitischen Imamiya beruht al Ḫuṭuṭ al ʿariḍa li l usus allati qama ʿalai hi din al Imamiya al iṯnaʿasariya Darin behauptete er dass die Zwolfer Schia als eine eigene Religion zu betrachten sei weil die Zwolfer Schiiten den Koran in seiner Form wie ihn die Sunniten uberlieferten nicht als echt anerkennen wurden 59 Literatur BearbeitenRainer Brunner Annaherung und Distanz Schia Azhar und die islamische Okumene im 20 Jahrhundert Berlin Schwarz 1996 Digitalisat Werner Ende Arabische Nation und islamische Geschichte Die Umayyaden im Urteil arabischer Autoren des 20 Jahrhunderts Beirut Wiesbaden Franz Steiner 1977 S 91 110 Werner Ende Muḥibb ad Din al Khaṭib in The Encyclopaedia of Islam New Edition Bd XII S 640 Amal N Ghazal Power Arabism and Islam in the Writings of Muhib al Din al Khatib in al Fath in Past Imperfect 6 1997 133 150 Hier online verfugbar http ejournals library ualberta ca index php pi article view 1427 967 Nimrod Hurvitz Muhibb al Din al Khatib s Semitic wave theory and Pan Arabism in Middle East Studies 29 1993 118 134 Henri Lauziere The Construction of Salafiyya Reconsidering Salafism from the perspective of conceptual history in International Journal of Middle East Studies 42 2010 369 389 Catherine Mayeur Jaouen Les debuts d une revue neo salafiste Muhibb al Din al Khatib et Al Fath de 1926 a 1928 in Revue des mondes musulmans et de la Mediterranee 95 98 2002 227 255 Hier online verfugbar http remmm revues org 234 Sayyid Muhammad Rizvi Muhibb ad Din al Khatib a portrait of a Salafi Arabist 1886 1969 PhD Thesis Simon Fraser University 1991 Hier online verfugbar http summit sfu ca system files iritems1 3579 b1411415x pdf Mehdi Sajid Muslime im Zwischenkriegseuropa und die Dekonstruktion der Faszination vom Westen Eine kritische Auseinandersetzung mit Sakib ʾArslans Artikeln in der agyptischen Zeitschrift al Fatḥ 1926 1935 Berlin EB Verlag 2015 ISBN 978 3 86893 185 3 S 182 236 Einzelnachweise Bearbeiten Vgl Rizvi 13 Vgl Rizvi 14 Mayeur Jaouen 2 Vgl Rizvi 13 16 Vgl Rizvi 16 Vgl dazu David Dean Commins Islamic Reform Politics and Social Change in Late Ottoman Syria New York Oxford 1990 S 95 Vgl Mayeur Jaouen 2 Lauziere 376 Vgl Rizvi 19 Vgl Mayeur Jaouen Abs 2 Vgl Commins 95f Vgl Rizvi 18 Vgl Rizvi 22f Mayeur Jaouen 3 Brunner 134 Vgl Rizvi 23f Mayeur Jaouen 3 Lauziere 376 Vgl Rizvi 25f Vgl Lauziere 377f Vgl Lauziere 377 Vgl Lauziere 378 Vgl Rizvi 27 Vgl Rizvi 29f Hurvitz 119 Vgl Rizvi 31 34 Vgl Rizvi 37 40 Lauziere 379 Vgl Rizvi 46 Vgl Hurvitz 121 127 Vgl Lauziere 382 Vgl Hurvitz 120 Vgl Rizvi 50 Vgl Mayeur Jaouen 5 Vgl Rizvi 67 Vgl Rizvi 44 Vgl Lauziere 383 Vgl Lauziere 384 385 Vgl Mayeur Jaouen 9 Vgl Mayeur Jaouen 41 Vgl Rizvi 77 Vgl Mayeur Jaouen 44 Vgl Mayeur Jaouen 13 Vgl Mayeur Jaouen 14 Vgl Mayeur Jaouen 15 Vgl Rizvi 71 Mayeur Jaouen 18f Vgl Mayeur Jaouen 17 Vgl Mayeur Jaouen 22 25 Vgl Mayeur Jaouen 26 Vgl Mayeur Jaouen 33 Vgl Rizvi 84 Vgl Mayeur Jaouen 45 Vgl Richard P Mitchell The Society of the Muslim Brothers Oxford u a 1969 S 5 Vgl Brynjar Lia The Society of the Muslim Brothers in Egypt The Rise of an Islamic Mass Movement 1928 1942 Reading 1998 S 30 Vgl Mayeur Jaouen 46 Mitchell 185 Vgl Mitchell 322f Vgl Mayeur Jaouen 47 Vgl Brunner 196 Vgl Mayeur Jaouen 47 Vgl Ende 99f Vgl Ende 101 Vgl Ende 100 Vgl Brunner 198 Vgl Brunner 193 208 Vgl Brunner 146 Vgl Brunner 216 Vgl Brunner 252f Normdaten Person GND 1020821906 lobid OGND AKS LCCN n85004140 VIAF 38333734 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Chatib Muhibb ad Din al ALTERNATIVNAMEN محب الدين الخطيب arabisch KURZBESCHREIBUNG syrischer PublizistGEBURTSDATUM Juli 1886GEBURTSORT DamaskusSTERBEDATUM 30 Dezember 1969STERBEORT Kairo Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Muhibb ad Din al Chatib amp oldid 235991902