www.wikidata.de-de.nina.az
Die Moschee von Tinmal arabisch تينمل Taschelhit ⵜⵉⵏⵎⴻⵍ ist nach dem Bergdorf Tinmal auch Tinmel in der Provinz Al Haouz in der Region Marrakesch Safi in Marokko benannt Der geschichtlich bedeutsame Ort der heute zur Landgemeinde commune rurale Talat N Yaaqoub gehort war die Keimzelle des Almohadenreiches welches von 1147 bis 1269 uber Marokko sowie uber weite Teile des Maghreb und der Iberischen Halbinsel herrschte Die teilrestaurierte und auch fur Touristen zugangliche Moschee stammt aus der Mitte des 12 Jahrhunderts Moschee von Tinmal am Oued Nfiss Hoher Atlas MarokkoMoschee von Tinmal im Hintergrund das Dorf Tinmal und die schneebedeckten Berge des Hohen AtlasMinarett und Stampflehmmauern der Moschee von Tinmal nach dem Erdbeben in Marokko 2023Nur kurze Zeit nach der in spaterer Zeit wiederholt umgebauten Grossen Moschee von Taza errichtet gilt die Moschee von Tinmal als original erhaltener Vorlaufer der nicht nur in der islamischen Welt bekannten almohadischen Moscheebauten von Marrakesch Sevilla und Rabat Seit dem Jahr 1995 steht die Moschee von Tinmal auf der Tentativliste der Weltkulturerbestatten der UNESCO 1 Beim Erdbeben am 8 September 2023 wurde das Kulturdenkmal das nur 6 km vom Epizentrum des Erdbebens entfernt liegt stark beschadigt 2 Das Minarett die Arkaden des Gebetsaals sowie einige Aussenwande sind eingesturzt Das Dach des Gebetsaals mit einem beruhmten Muqarnas Dekor wurde ebenfalls zerstort 3 Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Geschichte 3 Architektur 3 1 Aussenbau 3 2 Minarett 3 3 Innenraum 3 4 Mihrab Nische 3 5 Sonstiges 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLage BearbeitenTinmal liegt im Westen des Hohen Atlas in den Auslaufern des Toubkal Massivs jenseits des nach heftigen oder lang anhaltenden Regenfallen stark anschwellenden Oued Nfiss etwa 106 km Fahrtstrecke sudwestlich von Marrakesch bzw ca 55 km sudwestlich des Bergorts Asni in einer Hohe von etwa 1270 m an der kurvenreichen Bergstrasse R203 die uber den Tizi n Test Pass und als N10 entlang des Oued Souss in Richtung Taroudannt fuhrt Geschichte BearbeitenDie Geschichte der Moschee ist eng verknupft mit dem Aufstieg der Almohaden in der ersten Halfte des 12 Jahrhunderts der hier in einem Ribat islamische Grenzfestung seinen Anfang nahm Die Almohaden begrundeten eine religiose Reformbewegung die Strenge und Spiritualitat forderte Sie setzten sich durch und errichteten einen neuen Staat im Westen Nordafrikas den Maghreb und Andalusien Al Andalus In Erinnerung an das etwa 10 Jahre dauernde Bergexil Ibn Tumarts des Begrunders der Dynastie und seiner Anhanger grundete dessen Nachfolger Abd al Mu min um 1153 54 die Moschee von Tinmal Tinmal wo sich das Grab von Ibn Toumart befindet wurde zur heiligen Stadt und zum Pilgerort Doch schon bald nach ihrer Fertigstellung verlor die abgelegene Moschee an Bedeutung und verfiel bis sie in den 1980er Jahren unter Mithilfe zweier deutscher Architekten behutsam d h ohne eine Rekonstruktion des Dachs restauriert wurde Architektur BearbeitenAussenbau Bearbeiten nbsp Moschee von TinmalDie Aussenwande des ehemals von drei Seiten zuganglichen und nur ca 48 43 m grossen und von einem Zinnenkranz umgebenen Moscheebaues bestehen aus Stampflehm und sind wie in Marokko ublich vollkommen schmucklos gehalten die Locher zur Aufnahme der Querholzer des Schalgerusts sind deutlich erkennbar Eine Besonderheit der Moschee von Tinmal sind zwei kleine moglicherweise unvollendete Turme in den Ecken der Qibla Wand die als Anklange an die traditionelle Architektur Sudmarokkos mit ihren Wohnburgen Tighremts verstanden werden konnen und an der nur wenige Jahre spater erbauten Koutoubia Moschee Marrakesch in anderer Form wiederkehren Minarett Bearbeiten Im Unterschied zum Moscheebau ist das moglicherweise ebenfalls unvollendet gebliebene Minarett aus mehr oder weniger gut behauenen Steinen errichtet es tritt leicht aus dem Baukorper der Moschee heraus und erhebt sich oberhalb der Mihrab Nische eine Ausnahme unter den almohadischen Minaretten Bis auf drei einfache Blendarkaden mit rechteckigen Bogeneinfassungen alfiz ist das Minarett von Tinmal weitgehend schmucklos gestaltet Die drei Blendarkaden konnen als Zitat desselben Motivs am Minarett der Sidi Oqba Moschee in Kairouan Tunesien interpretiert werden wo allerdings wegen der fruhen Bauzeit die Alfiz Einrahmung der Bogen noch fehlt Innenraum Bearbeiten nbsp Pfeilerhalle mit MihrabIm Gegensatz zu den fruhen Saulenmoscheen des westlichen Islam Kairouan Cordoba dominieren in der Moschee von Tinmal wie auch in den meisten anderen Moscheen Marokkos aus Ziegelstein gemauerte Pfeiler mit aufsitzenden Hufeisenbogen das Moscheeinnere Diese waren ehemals weiss verputzt und hatten weder Basis noch Kapitell die Pfeiler vor dem Querschiff besassen allerdings Saulenvorlagen und Kapitelle aus Stuck die noch in Teilen erhalten sind Das Mittelschiff und das Querschiff vor der Qibla Wand sind leicht verbreitert wodurch sich eine im Grundriss ablesbare T Form ergibt ein Kennzeichen aller almohadischen Moscheen Abgesehen vom Querschiff mit seinen schonen teilweise mit Muschelornamenten oder Flechtbandwerk verzierten Arkadenbogen Lambrequinbogen Vielpassbogen sowie Muqarnas Stuckgewolben an der Decke ist das Innere der Moschee weitgehend undekoriert denn beim Freitags Gebet sollten die Glaubigen nicht abgelenkt werden Mihrab Nische Bearbeiten Die Mihrab Nische ist durch einen Lambrequinbogen vom Moscheeraum abgesetzt Der Bogen der im Innern der vollkommen schmucklosen jedoch polygonal gebrochenen Mihrab Nische wird aussen von einem grossen Flechtbandornament eingerahmt uber dem Portal sind aus Stuck gefertigte Hufeisenbogen sowie Rosetten in den Bogenzwickeln zu sehen Links der Mihrab Nische befindet sich der ehemalige Eingang fur den Imam rechts das Gefach fur den holzernen Minbar der jedoch nicht erhalten ist beide Bauteile sind mit Vielpassbogen vom Moscheeraum abgegrenzt Sonstiges Bearbeiten Die schadhaften alten Holzturen der Koutoubia Moschee von Marrakesch werden in einer Ecke des Moscheeraums gelagert Literatur BearbeitenChristian Ewert Jens Peter Wisshak Die Moschee von Tinmal Deutsches Archaologisches Institut Madrid Madrider Beitrage 10 Zabern Darmstadt 1985 ISBN 978 3 8053 0743 7 Arnold Betten Marokko Antike Berbertraditionen und Islam Geschichte Kunst und Kultur im Maghreb DuMont Ostfildern 2012 S 254ff ISBN 978 3 7701 3935 4 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Moschee von Tinmal Sammlung von Bildern Moschee von Tinmal Fotos Infos englisch Moschee von Tinmal Kurzinfos Fotos englisch Moschee von Tinmal Fotos Moschee von Tinmal Fotos Infos englisch Einzelnachweise Bearbeiten Unesco englisch abgerufen am 2 Mai 2011 aljazeera com vom 10 September 2023 Morocco earthquake live Rural communities most hard hit by temblor Englisch abgerufen am 10 September 2023 Jean Pierre Van Staevel Seisme au Maroc La mosquee de Tinmal joyau du XIIᵉ siecle n a pas resiste aux terribles secousses sismiques Le Monde 13 09 2023 Franzosisch abgerufen am 14 September 202330 984638888889 8 2284722222222 Koordinaten 30 59 4 7 N 8 13 42 5 W Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Moschee von Tinmal amp oldid 237523379