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Muizz ad Dunya wa d Din Abu l Harith Ahmad Sandschar kurz Sandschar Sanǧar persisch معز الدنيا والدين أبو الحارث أحمد سنجر DMG Muʿizz ad Dunya wa d Din ʾAbu l Ḥariṯ ʾAḥmad Sanǧar 27 November 1084 oder 5 November 1086 1 in Sindschar 8 Mai 1157 war von 1118 bis 1157 der letzte Sultan der Seldschuken welcher als Dynastieoberhaupt sowohl uber den Irak als auch uber Iran herrschte Nach seiner sehr langen und erfolgreichen Regierungszeit ging die Kontrolle uber die ostlichen Reichsteile verloren und die Grossseldschuken sanken zu einer von vielen westiranischen Lokalmachten herab Sultan Sandschar Mausoleum in MerwInhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Herkunft 1 2 Statthalter von Chorasan 1 3 Oberhaupt der Dynastie 1 4 Aussenpolitik 1 5 Katastrophe in der Katwansteppe 1 6 Revolten und Gefangenschaft 2 Kultur und Gesellschaft 3 Einzelnachweise 4 WeblinksLeben BearbeitenHerkunft Bearbeiten Er war der jungste Sohn des Sultans Malik Schah I und kam um 1085 wahrend eines Feldzuges seines Vaters bei Sincar auf die Welt Nach dem Tod seines Vaters 1092 brach zwischen ihm und seinen Brudern bzw Halbbrudern Mahmud Berk Yaruq Muhammad Tapar und Onkeln Tutusch Arslan Arghun ein Streit um die Nachfolge aus und eine Abfolge von Rebellionen erschutterte das Reich Statthalter von Chorasan Bearbeiten nbsp KronungSandschar wurde 1096 von seinem alteren Halbbruder Sultan Berk Yaruq reg 1094 1104 zur Niederschlagung einer Revolte seines Onkels Arslan Arghun nach Chorasan entsandt Bei seiner Ankunft war dieser bereits ermordet worden so dass ihn Berk Yaruq anschliessend mit dem Osten der Provinz belehnte Dort nahm er seinen Sitz in Balch und hatte 1097 8 gleich zwei Rebellionen von Seldschuken Prinzen niederzuschlagen Als sich sein Bruder Muhammad 1098 9 gegen Berk Yaruk erhob und damit einen langwierigen und kraftezehrenden Bruderkrieg begann stellte sich Sandschar auf seine Seite In der Gegenkombination holte sich Sultan Berk Yaruq Hilfe bei dem Emir Habaschi ibn Altun Taq der damals Tabaristan und die zentralen und westlichen Teile Chorasans verwaltete und dieser daruber hinaus bei den Ismailiten in Tabas Die vereinigten Truppen wurden aber von Sandschar und seinen Emiren bei einem Platz namens Naushajan besiegt 1000 Habaschi wurde getotet und Berk Yaruq zog sich nach Gorgan und spater Isfahan zuruck wahrend Sandschar seinen Sitz nach Merw verlegte Nach dem Fehlschlag verbundete sich Sultan Berk Yaruq mit dem 1102 Transoxanien regierenden Ost Karachaniden Qadir Chan Dschibrail b Umar Dieser kam begunstigt durch den Treuebruch von Sandschars Emir Kun Toghdi bis nach Tirmidh wo er von Sandschar besiegt und getotet wurde Juli 1102 Sandschar sandte danach Truppen nach Transoxanien und setzte seinen Schwager den Karachaniden Prinzen Muhammad reg 1102 1129 als neuen Herrscher Arslan Chan ein Um 1105 6 war Sandschars Machtposition in Chorasan soweit gefestigt dass er sich auf einer Munze als Malik des Ostens bezeichnete Nominell unterstand er allerdings seinem Bruder Muhammad I reg 1105 1118 der gleichzeitig als erhabener Sultan betitelt wurde Oberhaupt der Dynastie Bearbeiten Als Sultan Muhammad I aber 1118 verstarb setzte er sich in der Schlacht von Saveh August 1119 gegen dessen vierzehnjahrigen Sohn Mahmud reg 1118 31 durch Auf Wunsch seiner Mutter behandelte er den Besiegten freundlich verheiratete ihn mit einer seiner Tochter gab ihm die meisten Besitzungen Westpersien Irak zuruck ernannte aber dessen ranghochste Beamten selbst und dominierte fortan das seldschukische Reich Sein Name wurde von nun an in der Chutba zuerst gelesen und erschien auch einige Zeit auf Mahmuds Munzen Nach dem Tod Mahmuds II 1131 unterstutzte er zunachst die Thronanspruche von Muhammad Tapars Sohn Toghril reg 1132 34 und besiegte dessen Bruder und Rivalen Masud und Seldschuk 1132 bei Dinawar Dann verlor er das Interesse an den Machtkampfen bemuhte sich aber die Ambitionen des Kalifen al Mustarschid zu dampfen und bediente sich zu diesem Zwecke des Atabegs Zengi 1132 2 Aussenpolitik Bearbeiten Sandschar konnte das Reich nochmal vereinen und auch die bisherigen Vasallen unter seiner Oberherrschaft halten So besetzte er z B 1130 Samarkand und liess den Karachaniden Muhammad II Arslan Chan nach Merw deportieren weil dieser ihm zu machtig zu werden drohte Vom Ghuriden Fursten Izz ad Din Husain reg 1100 1146 erhielt er Waffen Panzerhemden und Stahlhelme 3 als Tribut der Choresm Schah Atsiz reg 1127 56 leistete Kriegsdienste und sogar der Ghaznawide Bahram Schah reg 1118 1151 7 war zu einem jahrlichen Tribut von 250 000 Dinar verpflichtet Sein Name wurde in der Chutba zwischen Mekka und Kaschgar verlesen 4 Katastrophe in der Katwansteppe Bearbeiten Aber 1141 musste Sandschar seinem Vasallen dem Karachaniden Mahmud reg 1132 41 gegen die aus dem Osten herandrangenden Kara Kitai unter Yelu Dashi reg 1124 43 beistehen Er verlor die Schlacht in der Katwansteppe bzw im Dirgham Tal 12 km vor Samarkand am 9 September 1141 Seine Armee wurde in das Wadi abgedrangt und er entkam nur mit einigen Leuten seiner Leibwache nach Tirmidh etwa 30 000 Tote 5 auf dem mehrere hundert Li 500 m langen Schlachtfeld zurucklassend Neben einer Anzahl Wurdentrager geriet auch Sandschars Frau Terken Chatun eine Tochter des Karachaniden Muhammad II in Gefangenschaft Die Katastrophe verlangte in den zeitgenossischen Quellen nach einer Interpretation Der Choresm Schah Atsiz welcher im Nachgang seiner ersten Rebellion gegen Sandschar noch 1140 Buchara einnahm und erst Anfang 1141 Frieden schloss soll die Kara Kitai zum Eingreifen angestiftet haben Ein weiterer Hilfesuchender sollen die Stammestruppen der Karachaniden d h die Karluken gewesen sein gegen die Sandschar im Zuge seiner Hilfeleistung fur Mahmud im Sommer 1141 auch noch vorging und deren Kompromissangebot er ablehnte So wandten sich die Karluken an die Kara Kitai und es kam zum unhoflichen Briefwechsel zwischen Sandschar und Yelu Dashi aber der Gur Chan wusste uber die Undiszipliniertheit von Sandschars zusammengewurfelten Streitkraften Bescheid und liess sich von dessen Rhetorik nicht beeindrucken Ubrigens bedeuteten die in den 1130ern zunehmenden Militareinsatze eine hohe finanzielle Belastung fur die Nomaden ebenso wie fur die Sesshaften Die Expedition von 1141 kostete allein 3 Millionen Dinar ohne Geschenke fur die Wurdentrager und ahnliche Sonderausgaben Revolten und Gefangenschaft Bearbeiten Nach der Katastrophe zerfiel sein Reich innerhalb weniger Jahre Der Choresm Schah Atsiz hoffte die Niederlage fur sich nutzen zu konnen und besetzte Merw und Nischapur konnte jedoch geschlagen und 1143 4 und 1147 8 vor Gurgandsch wieder zum Frieden gezwungen werden Die Ghuriden ruckten 1147 nach Herat vor um dort eine Rebellion gegen Sandschar zu unterstutzen Ala ad Din Husain von Ghur reg 1149 1161 stoppte die Tributzahlungen an Sandschar wurde aber 1152 in der Nahe von Herat besiegt gefangen genommen und gegen Losegeld wieder freigelassen Die seldschukischen Stammestruppen d h die Oghusen im Raum Balch erwiesen sich als unzuverlassig als sie die Ghuriden 1152 bei einem erfolgreichen Vorstoss auf diese Stadt unterstutzten Qumach der dortige Statthalter erhob die ohnehin druckenden Naturalsteuern von 24 000 Hammeln pro Jahr daraufhin immer brutaler und ruckte mit 10 000 Mann gegen sie vor Nach Qumachs Niederlage und Tod kam der Sultan selbst lehnte die Wiedergutmachungsvorschlage der Oghusen ab und wurde prompt zweimal geschlagen Oghusen Anfuhrer Bachtiyar Tuti Beg Qorqut Er musste Merw raumen und geriet dabei in Gefangenschaft Danach fiel 1154 Nischapur Bei dem Aufstand wurden u a die Residenzen Merw und Nischapur zerstort und allein in Nischapur acht Bibliotheken verbrannt 6 Nach seiner Gefangennahme blieb Sandschar eine Zeitlang formal auf dem Thron und nur einige seiner Emire wurden von den Oghusen hinrichtet Erst nach einem Fluchtversuch wurde er in einen Eisenkafig gesteckt und zunehmend schlecht behandelt Unterdessen fingen seine fuhrerlosen Truppen uberall zu plundern an die Sekten erhoben sich und die sozialen und religiosen Gegensatze im Reich kulminierten in einem vom Dichter Anwari 1187 Die Tranen Chorasans beschriebenen blutigen Chaos Die loyalen Krafte der Seldschuken setzten daher Sandschars Neffen Suleiman Sohn Muhammads I auf den Thron der auch schon vorher in Chorasan in der Chutba genannt wurde Aber Suleiman wuchs die politische Lage 1154 uber den Kopf und er floh nach Choresm und spater nach Bagdad Das Ansehen der Dynastie war so tief gesunken dass die loyalen Krafte nun den vertriebenen Karachaniden Khan Mahmud immerhin den Sohn von Sandschars Schwester auf den Thron setzten Der in Westpersien regierende Sultan Muhammad II reg 1153 1160 stimmte der Thronerhebung zu und sandte Mahmud eine Ernennungsurkunde Mahmud verhandelte gerade mit Atsiz wegen dessen Hilfsangebot gegen die Oghusen als Sandschar im November 1156 den Oghusen entfloh und bald darauf in Merw starb Kultur und Gesellschaft BearbeitenZu Sandschars Regierungszeit wirkten u a der Dichter Anwari der Anekdoten Schriftsteller Nizami Aruzi ca 1160 der Philosoph al Ghazali 1058 1111 und der Physiker und Astronom al Chazini 1130 ein Lehrbuch der Mechanik Das Buch von der Waage der Weisheit der ein Schuler des Gelehrten und Dichters Omar Chayyam 1048 1131 war Religioser Unfrieden die Gewalt von und gegen religiose Fraktionen blieb auch in Sandschars Zeit lebendig Wiederholt genannt wird hier die Batiniden Sekte auch Nizariten oder Ismailiten genannt Sandschar ging mit seinem Statthalter in Nischapur Fachr al Mulk ein Sohn Nizam al Mulks gegen die Batiniden vor wobei Fachr al Mulk 1106 7 ermordet wurde Weiterhin marschierten 1126 Truppen unter dem Wesir Muin al Mulk gegen die Ismailiten in Kuhistan 1154 zogen 7000 Ismailiten gegen Chorasan wurden aber auf dem Weg geschlagen Einzelnachweise Bearbeiten Martijn Theodoor Houtsma E J Brill s first encyclopaedia of Islam 1913 1936 Band 2 S 151 Vgl Steven Runciman Geschichte der Kreuzzuge S 497 ff Fischer Weltgeschichte Zentralasien S 86 Cambridge History of Iran Bd 5 S 157 Albaum Brentjes Herren der Steppe S 42 Vgl Weltgeschichte in zehn Banden Band 3 Red N A Sidorowa u a Berlin 1963 S 571 Navid Kermani Der Schrecken Gottes Attar Hiob und die metaphysische Revolte S 89 ff Weblinks BearbeitenGenealogie des MittelaltersVorgangerAmtNachfolgerMuhammad I TaparSultan der Grossseldschuken 1118 1153Normdaten Person GND 1241853215 lobid OGND AKS VIAF 3824163274271612440001 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Ahmad SandscharALTERNATIVNAMEN Ahmad Sanjar SandscharKURZBESCHREIBUNG Seldschuken SultanGEBURTSDATUM 27 November 1084 oder 5 November 1086GEBURTSORT SincarSTERBEDATUM 8 Mai 1157 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ahmad Sandschar amp oldid 236679605