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Die Nizariten arabisch النزاريون DMG an Nizariyyun persisch نزاریان Nezariyan benannt nach Nizar ibn al Mustansir sind eine ismailitisch schiitische Glaubensgemeinschaft mit Anhangern in nahezu allen Landern der islamischen Welt sowie in vielen Landern Ostafrikas und Europas Sie ist Ende des 11 Jahrhunderts als Ergebnis einer Spaltung der ismailitischen Schia entstanden die andere grosse Gruppe der Ismailiten bilden die Mustaʿliten Hauptsiedlungsgebiet der Nizariten im Mittelalter waren Persien Iran und Syrien seit der Neuzeit sind es Indien und Pakistan Nach der Zwolfer Schia bilden die Nizariten die weltweit zweitgrosste schiitische Gemeinschaft mit geschatzt 15 20 Millionen Anhangern 1 Ein charakteristisches Merkmal ist die physische Anwesenheit eines Imams als religioses Oberhaupt in der Nachfolge des Propheten Mohammed Gegenwartiger Imam in neunundvierzigster Generation ist seit 1958 Karim Aga Khan IV Von den Nizari Ismailiten genutzte FlaggeInhaltsverzeichnis 1 Bezeichnung 2 Glaubensinhalte 3 Geschichte 3 1 Vorgeschichte die Ismailiten 3 2 Das ismailitische Schisma 3 3 Reaktion die Amir sche Rechtleitung 3 4 Politischer Mord 3 5 Die Auferstehung 3 6 Die Schia in Syrien 3 7 Das Ende von Alamut 3 8 Die lange Zeit der Vorsicht 3 9 Die modernen Ismailiten 4 Liste der Imame der Ismailiten Nizariten 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Einzelnachweise und AnmerkungenBezeichnung BearbeitenDie ubliche Selbstbezeichnung der Nizariten ist Religion der Wahrheit Gottes din e ḥaqq 2 Da allerdings jede religiose Gruppierung das Wissen um eine allumfassende Wahrheit fur sich reklamiert wurden fur sie in der historiographischen Uberlieferung diverse andere Bezeichnungen verwendet Sie selbst wie auch die Ismailiten im Allgemeinen nannten sich alternativ auch Leute des Inneren Geheimen ahl e baṭin in Anlehnung an die bei ihnen geltende strikte Geheimhaltung ihrer Lehre gegenuber Aussenstehenden Die Dogmen ihrer Schia werden von ihrem Imam aus der inneren Botschaft des Koran offenbart und auch ausschliesslich im Geheimen im Inneren baṭin unter den ihr Angehorenden weitervermittelt die sich zur absoluten Verschwiegenheit und Loyalitat gegenuber dem Imam eingeschworen haben In der muslimischen Geschichtsschreibung ist daher der Begriff Batiniten Baṭiniyya sehr haufig auf sie gemunzt worden auf den sie allerdings kein Exklusivitatsrecht anmelden konnten Zur praziseren Eingrenzung ist daher zeitgleich mit ihrer Entstehung der Begriff Nizariten aufgekommen womit sie als Anhangerschaft der von ihrem neunzehnten Imam Nizar abstammenden Imamlinie identifiziert werden auf den sie sich letztlich beriefen In der christlichen Geschichtsschreibung des Mittelalters sind die Nizariten allerdings ausschliesslich als Assassinen bekannt geworden was der uberwiegenden Lehrmeinung seit Silvestre de Sacy 1809 zufolge eine Verballhornung des arabischen Wortes fur Haschischraucher Ḥasisiyya darstellt Ihre politischen Gegner in Syrien und Agypten haben sie seit der Publizierung der Amir schen Rechtleitung im fruhen 12 Jahrhundert so despektierlich bezeichnet wobei in der arabischen Gesellschaft dieses Schimpfwort allgemeingebrauchlich fur soziale Aussenseiter Kriminelle den gefahrlichen Pobel und auch fur geistig Unzurechnungsfahige verwendet wurde Denn dass der Haschischkonsum bei den Nizariten tatsachlich irgendeine bedeutende Rolle gespielt hatte ist aus keinen der zeitgenossischen Zeugnissen zu entnehmen weder aus den von ihnen selbst noch aus den ihrer Feinde hinterlassenen Unter diesem Begriff jedenfalls haben die Nizariten einen tiefen und nachhaltigen Eindruck in der Vorstellungswelt des christlich europaischen Abendlandes hinterlassen und es zu einer bis heute popularen Legendenbildung inspiriert die von dem extravaganten und Geheimnis umwobenen Auftreten der Sektierer und der von ihnen praktizierten Mordanschlage beflugelt worden ist fur die sie bei Christen wie Muslimen gefurchtet waren In mehreren europaischen Sprachen haben sich die Begriffe fur Attentater Morder Mord und Morden von dieser Fremdbezeichnung abgeleitet Als heute zahlenmassig grosste Splittergruppe des ismailitischen Schiitentums werden die Nizariten in jungerer Zeit vermehrt wieder unter dem Synonym Ismailiten Ismaʿiliyya zusammengefasst was seit dem spaten 19 Jahrhundert auch in ihrem offiziellen Namen Shia Imami Ismailis Gefolgschaft der ismailitischen Imame festgehalten ist gleichwohl mit den Tayyibiten im Jemen und Indien die Bohras und den Mu miniten in Syrien noch weitere wenn auch zahlenmassig deutlich kleinere ismailitische Gruppierungen existieren die sich nicht zur Anhangerschaft des Imams der Nizariten bekennen 1 Glaubensinhalte BearbeitenDas religiose Dogma der Nizariten fusst auf jenem der Ismailiten und unterscheidet sich nicht im Wesentlichen von dem anderer schiitischer oder sunnitischer Gruppierungen Die Quintessenz der schiitischen Lehre beinhaltet fur den einzelnen Glaubigen ein Heilsversprechen das zum Anbruch des jungsten Tages eingelost wird dessen Erfullung allerdings in Abhangigkeit im Bekenntnis des Glaubigen zum rechtmassigen Imam steht Denn allein dem rechtmassigen Stellvertreter ḫalifa Mohammeds als spirituellem Vorsteher imam der Glaubensgemeinschaft offenbart sich die geheime baṭin Botschaft des Koran die in seinem ausserlichen ẓahir Wortlaut verborgen ist Diese Botschaften tragt der Imam in geheimen Sitzungen an seine Adepten weiter von denen wiederum berufene Propagandisten so genannte Rufer duʿat Singular daʿi mit ihrer Verbreitung unter die Glaubigen betraut werden Die geheimen Botschaften des Korans durfen ausschliesslich nur den Angehorigen der Schia offenbart werden in so genannten Sitzungen der Weisheit die in Abgrenzung zu den Sunniten Juden und Christen an Donnerstagen abgehalten werden Aussenstehende durfen an solchen Sitzungen nicht teilnehmen es sei denn sie wurden zuvor von einem Da i mit der Lehre vertraut gemacht und haben darauf als Konvertiten ein Glaubensbekenntnis abgelegt das mit einem Gelobnis zur unbedingten Verschwiegenheit und Loyalitat dem Imam gegenuber verbunden ist Fur die ismailitisch nizaritische Mission den Ruf daʿwa zur Rekrutierung neuer Glaubiger sind gleichfalls die Rufer zustandig Nizariten erkennen andere schiitische Gruppierungen wie auch Sunniten als Muslime muslimun an betrachten jedoch nur sich selbst als tatsachlich Glaubige muʾminun was wiederum auf Gegenseitigkeit beruht In den Vorstehern Imame Kalifen der anderen Konfessionen erkennen sie Usurpatoren deren Anhanger folglich keinen Zugang zur wahren Botschaft des Korans haben und daher im Unglauben leben Als Voraussetzung fur die Rechtmassigkeit eines Imams gilt bei den Nizariten wie auch bei allen anderen Schiiten dessen dynastische Erbnachfolge vom Propheten Mohammed uber dessen Tochter Fatima aus deren Ehe mit dem vierten und letzten der rechtgeleiteten Kalifen Ali der 661 ermordet wurde Das daraufhin von den Umayyaden errichtete Kalifat wurde hingegen von ihnen wie auch von samtlichen anderen Schiiten abgelehnt Dementsprechend beginnt auch bei den Ismailiten Nizariten die Imamlinie mit Ali Geschichte BearbeitenVorgeschichte die Ismailiten Bearbeiten Hauptartikel Ismailiten Die Schia der Ismailiten ist im 8 Jahrhundert nach der Spaltung der grossen Imamiten Schia nach dem Tod des Imams Dschafar as Sadiq gest 765 hervorgegangen Dessen Anhanger spalteten sich unter den Nachkommen seiner zwei Sohne auf Weil der erstgeborene Sohn und designierte Nachfolger Ismail gest 760 noch vor dem Vater gestorben war hat die Mehrzahl der Schia in dieser Designation naṣṣ einen Irrtum des eigentlich unfehlbaren Imams erkannt und sich nach dessen Tod deshalb um dessen zweitgeborenen Sohn Musa gest 799 gruppiert Diese Anhangerschaft ist spater als Zwolfer Schia bekannt geworden Eine kleinere Gruppe hatte die Designation des Ismail ungeachtet dessen vorzeitigen Ablebens aber als ein unumstossliches Dogma ihres Imams betrachtet und diese nun im Sinne der Erbfolge auf einen Sohn von Ismail ubertragen Diese Anhangerschaft Ismails erkannte also nur die von ihm abstammende Imamlinie als rechtmassig an nbsp Die grosste Ausdehnung des schiitischen Fatimidenkalifats Bei ihrer Entstehung hatte das Siedlungsgebiet der Ismailiten zunachst noch den landlichen Sudirak umfasst doch durch eine intensiv betriebene Missionstatigkeit konnten sie binnen eines Jahrhunderts ihr Verbreitungsgebiet in der gesamten islamischen Welt ausdehnen und ihre Anhangerzahl betrachtlich erhohen Neue Anhanger konnten auf der arabischen Halbinsel in Persien Syrien und Palastina gewonnen werden Am Ende des 9 Jahrhunderts bekannten sich schliesslich die ersten muslimischen Gemeinschaften im berberischen Algerien und in Indien zu ihrer Schia 910 eroberten Ismailiten das Emirat der Aghlabiden im heutigen Tunesien und proklamierten ihren elften Imam Abdallah al Mahdi 874 934 zum Stellvertreter ḫalifa des Propheten Das so begrundete ismailitische Kalifat sollte das einzige in der Geschichte des Islam bleiben dass aus dem Schiitentum hervorgegangen ist Es hat fortan in Rivalitat zum sunnitischen Kalifat der Abbasiden von Bagdad gestanden und auf dessen Uberwindung hingewirkt In Reminiszenz auf die Stammmutter der ismailitischen Imame Fatima wurde die neue Kalifendynastie als Fatimiden bezeichnet 969 eroberten die Ismailiten Fatimiden Agypten und verlegten ihren Herrschersitz in das neu gegrundete Kairo Hier wurde auch das Amt des obersten Missionars dem Rufer der Rufer daʿi d duʿat eingerichtet der allein dem Imam unterstand und der fur die Verbreitung seiner Botschaften unter die Glaubigen und die Organisation der ismailitischen Mission verantwortlich war Bis zum Ende des 11 Jahrhunderts konnten die Fatimidenkalifen die zugleich auch die Imame der Ismailiten waren in Kairo eine ununterbrochene Stammlinie fortsetzen und ausserdem eines der machtigsten Reiche innerhalb der islamischen Welt begrunden Der Geltungsbereich der ismailitischen Mission aber war nicht auf ihr Reich beschrankt Grosse Gemeinden existierten daruber hinaus in Syrien und in Persien die dort allerdings seit dem Einbruch der turkstammigen Seldschuken im fruhen 11 Jahrhundert politisch unter Druck geraten sind da sich die Seldschuken zum sunnitischen Islam und damit zum Kalif von Bagdad bekannten Das ismailitische Schisma Bearbeiten Der Tod des achtzehnten Imam Kalifen al Mustansir im Jahr 1094 leitete die historische Zasur ein die zur Spaltung der Ismailiten und damit zur Begrundung der Nizariten fuhrte Eine wesentliche Verantwortung hat dabei der amtierende Wesir al Afdal Schahanschah getragen der von armenischer Abstammung war und der schon wie sein Vater die eigentlichen Regierungsgeschafte in Kairo wahrgenommen hat Und wie schon sein Vater hatte auch al Afdal das Amt des obersten Rufers usurpiert und sich damit die Kontrolle uber die ismailitische Mission angeeignet ohne als Militar irgendein Gespur fur die religiosen Empfindungen der Schia oder uberhaupt ein Interesse an den Subtilitaten ihrer Geheimlehre gehabt zu haben Al Afdals Prioritaten konzentrierten sich auf die Mehrung personlicher Macht und der Tod des Imam Kalifen hatte ihm neue Moglichkeiten zu ihrer Erweiterung eroffnet In einem Staatsstreich hat er sofort einen der jungsten Sohne des Verstorbenen den erst etwa zwanzigjahrigen al Mustali zum neuen Kalif proklamiert und den alteren anwesenden Brudern unter Androhung ihres Todes die Anerkennung dieses Aktes abgepresst Dazu hatte er sogleich eine seiner Schwestern mit dem neuen Imam Kalif verheiratet der Zeit seines Lebens nicht mehr als eine Marionette des Wesirs bleiben sollte Allein der erstgeborene Sohn der schon uber vierzigjahrige Nizar erkannte diesen Machtwechsel nicht an und beanspruchte die Nachfolge seines Vaters fur sich da dieser ihn schon Jahre zuvor die entsprechende Designation erteilt habe Der Designation naṣṣ kommt im schiitischen Islam die rechtsverbindliche Rolle einer testamentarischen Verfugung zu Als eine Willensbekundung des Imams hatte sie den Charakter eines religiosen Dogmas zu dessen Einhaltung die Glaubigen verpflichtet waren Aus diesem Grund sind schon einst die Ismailiten der Imamlinie des Ismail gefolgt war doch dieser von seinem Vater mit der Nachfolge im Imamat designiert wurden Und eine solche Designation beanspruchte nun auch Prinz Nizar fur sich Er verschanzte sich in Alexandria und rief sich dort zum rechtmassigen Imam Kalif aus Doch schon im Jahr darauf musste er militarisch unterlegen sich dem Wesir ergeben Er wurde zunachst in Kairo in einen Kerker verbracht wo er in aller Heimlichkeit umgebracht wurde Die schnelle Klarung des Thronfolgekampfes in Kairo hatte allerdings die Spaltung der Ismailiten nicht verhindern konnen Die Verwerfungslinie dieser Spaltung verlief nahezu genau entlang des unmittelbaren Herrschaftsbereichs der Imam Kalifen also des Fatimidenreichs von Agypten und Syrien und den Siedlungsgebieten ihrer Schia jenseits davon also vor allem in Persien Wahrend die Schia innerhalb des Fatimidenreichs die vom Wesir durchgesetzte Nachfolge bereitwillig oder zumindest stillschweigend anerkannt hat und deshalb nun als Mustali Ismailiten zu bezeichnen sind hat sich die Schia in Persien und in Teilen Syriens zu Nizar bekannt Die Familie des 18 Imams Kalif al Mustansir18 Imam 1036 1094 Badr al DschamaliWesir 1074 1094 Nizar19 Imam 1094 1095 Kalif al Mustali1094 1101 al Afdal SchahanschahWesir 1094 1121 X Kalif al Amir1101 1130 X Nizariten Tayyibiten Mu miniten In Persien hatte in den Jahren zuvor die Ismailitenschia unter der Fuhrung des charismatischen Da i Hassan ibn as Sabbah oder auf Persisch Hassan i Sabbah Hassan Nachkomme des Sabbah eine drangvolle Expansion erlebt trotz der standigen Bedrohung durch die Seldschuken Zu verdanken war dies einer von Hassan auferlegten zielgerichteten Strategie und entschlossenen Vorgehen gegen ihre Feinde Durch Infiltration und Okkupation haben die Ismailiten in der schwer zuganglichen Gebirgsregion des Elburs nahe der Sudkuste des Kaspischen Meeres mehrere Hohenburgen in ihren Besitz gebracht und diese stark befestigt In den von ihnen kontrollierten und schwer zuganglichen Gebirgstalern haben die Ismailiten sich ein sicheres Refugium schaffen konnen Im Jahr 1090 wurde dabei auch die Burg Alamut Olah amut Adlernest in der Region Dailam eingenommen die Hassan zu seiner Hauptresidenz gemacht und die er nie mehr verlassen hat In den folgenden Jahren wurden weitere Burgen in ganz Persien gewonnen darunter auch einige in unmittelbarer Nahe zu Isfahan der Hauptstadt der Seldschuken Am Ende des 11 Jahrhunderts war Hassan als Gran Da i die unangefochtene Fuhrungsautoritat der persischen Ismailiten Die Schia dort folgte bedingungslos seinem Befehl und er selbst erkannte uber sich nur den Wahren Imam an Als aber 1094 nach dem Tod des achtzehnten Imams nicht dessen altester Sohn Nizar als neuer Vorsteher uber die Schia erhoben wurde erkannte Hassan darin einen Anschlag auf deren religiose Uberzeugungen wobei darin auch personliche Interessen mit im Spiel gewesen sein durften Hassan hatte einst in Kairo seinen Glauben vertieft und ist dabei in den Kontakt mit den hochsten religiosen Vordenkern seiner Schia getreten Zu jener Zeit aber hatte der Wesir Badr al Dschamali seiner Herkunft nach ein armenischer Militarsklave auch das religiose Amt des obersten Rufers okkupiert um seine Macht zu mehren Offenbar hatte Hassan daran offentlich Anstoss genommen und ausserdem fur die Nachfolge Prinz Nizars als zukunftigen Imam Kalif geworben womit er sich die Ungnade des Wesirs zugezogen hat der ihn deshalb nach zwei Jahren regelrecht aus Kairo und Agypten verbannt hat Als sich nun der Sohn des alten Wesirs eine Marionette fur das Imamat ausgesucht hatte haben Hassan und seine loyalen persischen Anhanger sich zu Anhangern des Nizar erklart und in ihm den rechtmassigen neunzehnten Imam erkannt Obwohl Hassan in seiner Zeit in Kairo keine personliche Begegnung mit dem achtzehnten Imam al Mustansir gehabt hatte war er dennoch von der Existenz dessen Designation fur seinen altesten Sohn uberzeugt die der Uberzeugung ihrer Schia gemass unbedingt befolgt werden musste So ist die Schia der Nizariten entstanden die sich selbst als wahre Fortfuhrer der ismailitischen Schia betrachteten wahrend sie in den in Kairo nachfolgenden Imam Kalifen Usurpatoren erkannten Die gesamte Isamili Schia von Persien sowie ein grosser Teil jener von Syrien ist Hassan in dieser Auffassung gefolgt und hat Nizar als legitimen Imam anerkannt Reaktion die Amir sche Rechtleitung Bearbeiten Uber die Spaltung der Ismailiten und den dazu vertretenen Ansichten der beteiligten Personen liegen keine zeitnahen Zeugnisse vor Erst nachdem im Jahr 1121 in Kairo der fur die Spaltung verantwortliche Wesir al Afdal ermordet wurde ist es von Seiten der Mustali Ismailiten zu einer Reaktion gekommen Der Mord wurde offiziell den Batiniten Nizariten angelastet wahrscheinlich aber ist er von dem seit 1101 amtierenden Kalifen al Amir in Auftrag gegeben wurden der zugleich der zwanzigste Imam der Mustalien war Al Amir hat die Umstande sogleich politisch genutzt um einen propagandistischen Schlag gegen die von seiner Warte aus abtrunnigen Nizariten zu fuhren Im Dezember 1122 hat er in Kairo ein Konzil der religiosen Autoritaten seiner Schia anberaumt indem die Frage nach der Rechtmassigkeit seines Imamats erortert werden sollte Zentraler Diskussionspunkt ist dabei der Inhalt der Designation des achtzehnten Imams al Mustansir gewesen Al Amir hat dazu mehrere Zeugen aufgeboten die ihm bestatigten dass sein Grossvater seinen Vater in der Nachfolge des Imamats designiert habe Als entscheidende Gewahrsperson wurde allerdings eine Frau befragt eine Vollschwester von Nizar die bestatigte dass ihr Vater auf dem Sterbebett liegend seine Designation zugunsten des jungsten Sohnes al Mustali geandert habe womit dessen Imamat und damit letztlich jenes von al Amir das Rechtmassige sei Jene aber die dem Imamat des Nazir gefolgt seien seien vom rechten Glauben abgefallen Al Amir hat diese Erkenntnis in mehreren Sendschreiben an seine Anhanger in Syrien und auch an Hassan i Sabbah in Alamut zukommen lassen mit der Aufforderung sich dazu zu erklaren Dieses Schreiben die Amir sche Rechtleitung al Hidaya al Amiriyya wird noch heute von den indischen Nizariten sorgsam in Abschriften aufbewahrt Eine Erwiderung des Gran Da i auf die Expertise des ihm verhassten Gegenimams von Kairo ist nicht uberliefert Seine Anhanger haben erst Jahre nach seinem Tod 1124 eine Antwort geliefert Erwahnenswert in diesem Zusammenhang ist die Wortwahl die al Amir in seiner Hidaya gegenuber den Nizari Ismailiten gewahlt hat In einem der an seine Anhanger in Syrien adressierten Schreiben hatte er sie als Haschischraucher ḥasisiyya verunglimpft und damit das alteste bekannte Zeugnis dieses Begriffs in Bezug auf die Nizariten hinterlassen Offenbar hat sich diese Bezeichnung bis zum Ende des 12 Jahrhunderts gerade in Syrien fest etablieren konnen weshalb die dortigen Nizariten bei dem ihnen raumlich benachbarten Christen der Kreuzfahrerstaaten Benjamin von Tudela Wilhelm von Tyrus auch unter diesem Namen bekannt geworden sind Am 7 Oktober 1130 haben die Nizariten Assassinen auf die Infragestellung ihrer Schia geantwortet als mehrere ihrer syrischen Opferbereiten in Kairo eingedrungen sind und al Amir wahrend eines Umritts von seinem Pferd gezogen und erstochen haben Politischer Mord Bearbeiten Eine von Hassan i Sabbah eingefuhrte Methode im Kampf gegen die Feinde seiner Schia war die des politischen Mordes der ein fur die mittelalterlichen Nizariten pragendes Charakteristikum wurde Militarisch gegenuber ihren Todfeinden den sunnitischen Seldschuken zahlenmassig weit unterlegen verlegten die persischen Ismailiten ihren Kampf auf zielgerichtete Anschlage gegen die Fuhrungspersonlichkeiten der turkischen Eroberer Das erste spektakulare Attentat wurde 1092 ausgefuhrt also noch vor dem Ausbruch des ismailitischen Schismas Der allmachtige Seldschukenwesir Nizam al Mulk wurde wahrend des Ramadan beim Fastenbrechen und unter Anwesenheit seiner Leibwache von einem an ihn herangetretenen Bittsteller mit einem Dolch niedergestochen worauf er verblutete Der Tater wurde als ein dailamitischer Knabe einer der Batiniten beschrieben also ein aus der Region Dailam stammender der Gegend um Alamut die fest in der Hand der Ismailiten war Die Ermordung des Wesirs gilt als entscheidender Wendepunkt in der Geschichte der Seldschuken deren Reich danach in den Thronfolgekampfen miteinander konkurrierender Pratendenten zerfiel aus denen die Nizariten ihren Vorteil ziehen und ihre Macht in Persien betrachtlich ausweiten konnten nbsp Darstellung der Ermordung des Wesirs Nizam al Mulk in einer persischen Ausgabe der Dschami at tawarich des Raschid ad Din fruhes 15 Jahrhundert Museumsbibliothek des Topkapi Palastes TSMK H 1653 fol 360v Die Tatausfuhrenden waren keine Selbstmordattentater wie noch heute oft postuliert wird allerdings war die Wahrscheinlichkeit dass sie bei der Tatbegehung selbst getotet wurden ungleich hoher als dass sie sie uberlebten Schon der Morder des Nizam al Mulk hatte zu fliehen beabsichtigt ist aber uber einen Zeltstrick gestolpert und von der Leibwache des Wesirs eingeholt und getotet worden Die zu einem Anschlag ausgesandten Tater wurden von den Nizariten deshalb als Opferbereite fidaʾiyan bezeichnet Denn verbunden mit einem Anschlag war bei den Nizariten immer auch die Verbreitung eines psychologischen Terrors indem die Taten haufig am Tag oder im Beisein von unbeteiligten Zeugen gar von Anhangern des Opfers ausgefuhrt wurden Damit sollte ihren Feinden nahe gebracht werden dass sie die unbedingte Entschlossenheit eines Fida i niemals unterschatzen mogen dass sie sich zu keiner Tageszeit in Sicherheit wiegen konnten egal mit wie vielen Leibwachtern sie sich auch umgaben Die Vorbereitung eines Anschlags war oft mit einem hohen Zeitaufwand verbunden Ublicherweise musste dazu die unmittelbare Umgebung des Ziels infiltriert und nicht selten musste sogar dessen personliches Vertrauen gewonnen werden Zur Ausfuhrung der Tat wurde immer ein Dolch verwendet und die Stichwunden mussten am Opfer so platziert werden dass dieses an ihnen definitiv verbluten wurde Tatsachlich sind nur wenige Falle uberliefert in denen das Opfer durch eine schnelle medizinische Behandlung doch noch uberleben konnte Die Attentater selbst wurden in der Regel unmittelbar nach der Tat von den Leibwachtern ihrer Opfer getotet oder von der aufgebrachten Menge gelyncht Nur in seltenen Fallen ist die erfolgreiche Flucht eines Fida i uberliefert Bevorzugte Anschlagsziele der Nizariten waren politische militarische und religiose Fuhrungskader sowohl des sunnitischen Islam wie auch der mustalitischen Usurpatoren in Kairo Besonders im 12 Jahrhundert ist kaum ein Jahr vergangen in dem nicht mindestens ein Mord verzeichnet ist In den Archiven der Nizariten sind spater Listen gefunden wurden in denen sie ihre erfolgreich ausgefuhrten Anschlage mit Namen der Opfer und der Tater verzeichnet haben Die grosste Opfergruppe stellten Qadis und Muftis weil diese Personengruppe als lokale Vertreter der sunnitischen Gerichtsbarkeit mit der Verfolgung von Glaubensabweichlern und Sektierern betraut waren unter welche die Nizariten vom Standpunkt des sunnitischen Islam gesehen fielen Aber auch die hochsten weltlichen und geistlichen Personlichkeiten wurden angegriffen Zu den prominentesten Opfern zahlen die sunnitischen Kalifen al Mustarschid X 1135 und ar Raschid X 1136 der Seldschukenwesir Fachr al Mulk X 1111 und der Sultan Dawud X 1143 Bereits 1130 wurde der in Kairo herrschende Gegenkalif der Mustali Ismailiten al Amir umgebracht womit der Untergang des Fatimidenkalifats eingeleitet wurde Auch auf den sunnitischen Sultan Saladin Salah ad Din Yusuf sind gleich mehrere Attentatsversuche unternommen wurden die allerdings alle gescheitert sind 1152 wurde mit Graf Raimund II von Tripolis der erste Nichtmuslim ermordet spater folgten mit Markgraf Konrad von Montferrat X 1192 und Raimund von Antiochia X 1214 weitere hochgestellte Christen Insgesamt aber sind Anschlage auf Christen eher die Ausnahme geblieben Die Nizariten waren fur ihre Mordpraktiken schliesslich derart beruchtigt dass man ihnen nahezu jede Tat zuschreiben oder unterschieben konnte Tatsachlich haben sie oftmals auch die Totungen von Gegnern offentlich gefeiert auch wenn sie die Tat selbst nicht ausgefuhrt hatten So zum Beispiel 1121 die Totung des Fatimidenwesirs al Afdal dem Verursacher der ismailitischen Spaltung Die Auferstehung Bearbeiten Die Grundung der Schia Nizars ist fur den Gran Da i Hassan i Sabbah mit einem nicht unwesentlichen Problem einhergegangen Mit dem Tod des neunzehnten Imams im Kerker von Kairo hatte die neue Schia ihren religiosen Vorsteher verloren ohne dass ein Nachfolger zur Verfugung gestanden hatte Dabei war die physische Anwesenheit eines Imams ein zentraler Bestandteil der ismailitischen Glaubensverfassung ohne den sie keinen Zugang zur inneren Botschaft des Korans hatten und ohne den die Existenzberechtigung ihrer Schia von ihren Gegnern in Kairo in Frage gestellt werden konnte was 1122 tatsachlich auch geschehen ist Fur Hassan i Sabbah hatte in der Frage um das Imamat also ein Klarungsbedarf bestanden Dabei bediente er sich des im schiitischen Islam bereits mehrfach erprobten Konzepts der weltlichen Entrucktheit Verborgenheit ġaiba Bei den Zwolfer Schiiten war der Imam bereits seit dem 9 Jahrhundert in eine Verborgenheit entruckt wo er sich bis heute aufhalt und auch die Ismailiten hatten zeitweilig schon ihre Imame im Verborgenen gehalten um sie vor der Verfolgung der Abbasiden zu schutzen Derselben Strategie ist nun auch Hassan i Sabbah gefolgt indem er gegenuber der Schia die Entrucktheit ihres Imams verkundete verbunden mit dem Versprechen auf den Anbruch der Endzeit bei seiner Ruckkehr Die Herrscher von Alamut Zeit1090 1124 Hassan i Sabbah Gran Da i1124 1138 Kiya Buzurg Umid Gran Da i1138 1162 Muhammad ibn Buzurg Umid Gran Da i1162 1166 Hassan II Ala Dhikrihi s Salam 23 Imam1166 1210 Nur ad Din Muhammad II 24 Imam1210 1221 Dschalal ad Din Hassan III 25 Imam1221 1255 Ala ad Din Muhammad III 26 Imam1255 1256 Rukn ad Din Churschah 27 Imam nbsp Die Ruine von Alamut Adlernest nbsp Die Burgen der Nizariten im ElbursVon ihrer Grundung an wurden die Nizariten nach aussen hin von dem auf Alamut residierenden Gran Da i gefuhrt Nach dem Tod des Grunders Hassan i Sabbah 1124 ist auf ihm sein alter Weggefahrte Kiya Buzurg Umid gest 1138 gefolgt der wiederum von seinem Sohn Muhammad gest 1162 in der Fuhrerschaft beerbt worden ist Unter der Fuhrung dieser drei Grossmeister ist in Nordpersien ein regelrechter Nizaritenstaat entstanden der sich gegenuber der seldschukischen Grossmacht hatte behaupten konnen und von dem aus die Schia ihren Einfluss von Syrien bis nach Indien hat geltend machen konnen Von ihren Feinden wurden sie verachtet wie auch gefurchtet Trotz alledem ist bis zur Mitte des 12 Jahrhunderts zunehmend Unruhe in der Schia aufgekommen die sich an der Abwesenheit ihres Imams entzundet hat Mit dem von Anfang an erhobenen Anspruch das wahre Ismailitentum fortzufuhren war die physische Anwesenheit des Imams unabdingbar und nicht mit einer Abwesenheit zu vereinbaren Die Unzufriedenen begannen sich um den Sohn des dritten Meisters Hassan II zu scharen der durch eine besondere Gelehrsamkeit und vor allem durch seine unverhullte Missachtung der Gesetze des Islam aufgefallen ist deren Einhaltung von seinem Vater noch rigoros verfolgt worden ist Zunehmend begannen die Anhanger des jungen Hassan in ihm ihren Imam zu erkennen Zu Lebzeiten des alten Meisters wurde diese Meinung streng unterdruckt und auch Hassan selbst wagte sich nicht daruber zu aussern Sobald aber sein Vater 1162 gestorben war hat er seine Maske fallen gelassen Am 8 August 1164 verlas er in einem feierlichen Akt in Alamut einen Brief des vermeintlich verborgenen Imams in dem er als dessen bevollmachtigter Stellvertreter Kalif den Anbruch der Endzeit oder auch die Auferstehung al qiyamah des Imams verkundete Er hatte diese Rede von einer Kanzel herab an seine Anhanger gehalten die nach Mekka ausgerichtet war so dass also die Menge bei seiner Predigt der heiligen Stadt des Islam ihre Rucken zukehren musste Denn mit dem Anbruch der Endzeit war die Aufhebung des islamischen Gesetzes sariʿa das Ende aller Fastenregeln der Pflicht zur Pilgerfahrt wie das Ende des Verbots zum Weintrinken und das der alltaglichen Pflicht zum funffachen Gebet einhergegangen Mit der Auferstehung Endzeit ist in der Religion des Islam die Offenbarung der gottlichen Botschaft fur alle Glaubigen verbunden die sonst nur dem Imam aus dem inneren Sinn des ausserlichen Wortlauts des Korans zu erschliessen ist Mit dieser Offenbarung geht der Fall aller provisorischen Hullen des Glaubens einher die Worte des Koran und die Gebote der Scharia wodurch die Anbetung Allahs durch den Glaubigen wieder in seine paradiesische Urform zuruckfindet so wie einst der erste Mensch Adam direkt zu ihm gebetet habe Die Auferstehung ist in allen Gemeinden der Nizariten verkundet und als allgemeingultiges Dogma aufgenommen wurden auch wenn es in der Folgezeit daruber zu kontroversen Auseinandersetzungen gekommen ist Vom Standpunkt der sunnitischen Orthodoxie haben die Nizariten damit die Gemeinschaft der Glaubigen verlassen sind zu Abtrunnigen des wahren Islam und zu Ketzern malaḥida geworden die zu vernichten das Gebot eines jeden Muslim sei Das Urteil der sunnitischen Geschichtsschreibung des Mittelalters siehe Dschuwaini war eindeutig Hassan II selbst hat noch keinen Anspruch auf das Imamat gestellt er hat sich bis zu seiner Ermordung 1166 lediglich in dessen Stellvertretung gesehen Doch sofort nach seinem Tod haben seine Anhanger ihn als den tatsachlich wiederauferstandenen Imam anerkannt indem sie seine offentliche Filiation vom dritten Gran Da i negierten und ihn stattdessen in eine Abstammungslinie zum neunzehnten Imam Nizar gestellt haben Die sunnitische Geschichtsschreibung erkannte darin eine Fiktion wahrend das wieder lebendig gewordene Imamat bei den Nizariten seither nicht mehr in Frage gestellt worden ist Die Schia in Syrien Bearbeiten Hauptartikel Assassinen nbsp Die geopolitische Lage in der Levante des 12 Jahrhunderts nbsp Die Burg Masyaf Bei Beginn der Spaltung der Ismailiten 1094 waren die Machtzentren und Hauptsiedlungsgebiete der zwei entstandenen Gruppierungen raumlich durch eine grosse geographische Distanz voneinander getrennt die Mustali Ismailiten in Agypten und die Nizari Ismailiten in Persien Lediglich in Syrien sind sie unmittelbar miteinander in Beruhrung gekommen da sich die dortige Ismailitengemeinde zu beiden Stromungen hin aufgeteilt hat Der grossere Teil hat sich als Mustaliten bekannt aber die Nizariten stellten fortan eine bedeutende Minderheit Die Lage in Syrien hat sich mit der Ankunft der Christen des ersten Kreuzzuges der 1095 im fernen Clermont ausgerufen worden war bedeutend verandert indem die Christen durch die Grundung ihres Konigreichs von Jerusalem und anderer Staaten einen geopolitischen Keil zwischen Syrien und Agypten getrieben haben Die Nizariten sind schon sehr fruh in Syrien aktiv geworden und haben durch ihre Missionstatigkeit die Zahl ihrer Anhanger schnell vermehren konnen Eine entscheidende Rolle hat dabei ihre Beziehung zum Seldschukenemir von Aleppo Radwan gespielt Obwohl dieser sich nach aussen hin sunnitisch gab hat er zum Argernis seiner Untertanen in seiner engsten Umgebung Batiniten geduldet Die ersten Da is der syrischen Nizariten der weise batinitische Astrologe und der persische Goldschmied haben zu seiner Entourage gehort die mit seiner Erlaubnis ein Missionshaus dar ad daʿwa in Aleppo eroffnen durften 1103 haben sie ihren ersten Mordanschlag verubt Opfer war der ehemalige Mentor Radwans den sie wahrscheinlich in dessen Auftrag liquidiert hatten 1113 haben sie fur den Emir dessen Rivalen um die Herrschaft in Syrien Maudud ermordet als der gerade in Damaskus die grosse Moschee nach einem Gebet verlassen hat Im Jahr darauf schlug ein grossangelegter Versuch der Nizariten blutig fehl die Burg Schaizar zu erobern Fortgesetzte Anschlage haben die allgemeine Stimmung gegen die Gemeinschaft aufgebracht und als 1113 Radwan gestorben war hatte sie ihre schutzende Hand verloren Dessen Sohn hat die Verfolgung der Nizariten angeordnet die in pogromartigen Unruhen zu Tausenden getotet und die Uberlebenden aus den Stadten vertrieben wurden Im Atabeg von Damaskus hofften sie nun einen neuen Beschutzer zu finden von dem sie 1126 die Grenzfestung Banyas erhalten haben Aber nachdem der Atabeg 1129 verstorben war ist es in Damaskus nach einem politischen Umbruch ebenfalls zu einem Pogrom an den Nizariten gekommen In Vergeltung dafur haben sie Banyas an die Christen des Konigreichs Jerusalem ubergeben und 1131 den fur die Verfolgung verantwortlichen Atabeg ermordet Um die Sache ihrer Schia in Syrien zu retten haben sich die Nizariten hier in den folgenden Jahren auf die bereits von ihren persischen Genossen erprobte Strategie besonnen indem durch die Okkupation von befestigten Positionen in einer gebirgigen Region ein sicheres und gut zu verteidigendes Refugium geschaffen werden sollte Um das Jahr 1133 erwarben die Nizariten durch Kauf die Burg von Qadmus Von ihr ausgehend errichteten sie in den Folgejahren ein eigenes Herrschaftsterritorium das sie uber die Hohenzuge und Taler des Dschebel Ansariye ausdehnten Durch Mord an ihrem alten Besitzer haben sie 1141 schliesslich die starke Festung Masyaf in ihren Besitz gebracht die bis zu ihrer Eroberung durch die Mamluken 1270 der neue Hauptsitz des Da is bleiben sollte Das Herrschaftsgebiet der syrischen Nizariten grenzte unmittelbar an die Gebiete der Christen des Furstentums Antiochia und der Grafschaft Tripolis an zu denen man abgesehen von der Ermordung des Grafen von Tripolis 1152 gute Beziehungen gepflegt hat 1162 hat mit Raschid ad Din Sinan eine Personlichkeit mit nicht minderer Entschlossenheit die Fuhrung der syrischen Nizariten ubernommen wie sie einst der Grundervater Hassan i Sabbah an den Tag gelegt hat Sinan war persischer Abstammung und wie jeder Da i der syrischen Gemeinde ist er vom Gran Da i von Alamut in seinem Posten eingesetzt wurden Er war ein ergebener Gefolgsmann Hassans II und hat die Botschaft von der Auferstehung unter die syrische Schia gebracht Sinan war der Alte vom Berge der Christen Wilhelm von Tyrus gleichwohl dieser Terminus spater auch auf andere Fuhrer und Imame der Schia gemunzt wurde Mit ihm ist besonders die Konfrontation der Nizariten mit Sultan Saladin Salah ad Din Yusuf verbunden der 1171 das schiitische Kalifat in Agypten beendet und seine Macht auch in Syrien etabliert hat Dabei hatte der Sunnit nicht die Absicht die Ketzer von Masyaf in seinem Herrschaftsbereich zu dulden Um der militarischen Bedrohung zu entgehen hat Sinan mindestens zwei Attentate auf Saladin angeordnet die allerdings alle nicht zur Ausfuhrung gebracht werden konnten Aber am Ende hat Sinan 1176 einen Frieden mit Saladin aushandeln konnen der die weitere Existenz des Staates von Masyaf garantiert hat Der Sultan hat dem Kampf gegen die Christen eine hohere Prioritat beigemessen Trotz des Friedens mit Saladin haben die syrischen Nizariten danach einen kontinuierlichen Bedeutungsverlust erlebt Hauptursache dafur war die Macht des sunnitischen Ayyubidenreichs von Agypten und Syrien das eine weitere Expansion der ismailitischen Haresie militarisch wie ideologisch unterbunden hat Auch gegenuber den Christen haben die Assassinen zunehmend an Schrecken verloren was wohl auch darin begrundet war dass sie ihre Talente zum Mord an Dritte gewinnbringend zu verkaufen begannen Schon der Mord an Markgraf Konrad von Montferrat 1193 ist wahrscheinlich mit der Absicht zur Geldgewinnung motiviert gewesen abseits der spater aufkommenden Legenden um eine angebliche personliche Beleidigung des Opfers gegenuber Sinan Zeitgenossen auf beiden Glaubensseiten haben jedenfalls reichlich uber die eigentlichen Hintermanner des Attentats spekuliert Sowohl Saladin als auch Richard Lowenherz wurden verdachtigt Politisch oder ideologisch motivierte Anschlage sind im 13 Jahrhundert deutlich seltener verubt wurden und zur Mitte dieses Jahrhunderts schliesslich ganz ausser Gebrauch gekommen Im selben Jahr wie der Markgraf den Dolchen zum Opfer gefallen ist war auch Sinan gestorben Das Verhaltnis der Assassinen zu den Christen hat sich danach wieder positiv gestaltet Kontakte zu ihnen wurden bis zum Fall von Masyaf 1270 gepflegt wie zum Beispiel ihr diplomatischer Austausch mit den kreuzfahrenden Herrschern Kaiser Friedrich II und Konig Ludwig IX von Frankreich zeugt Im 13 Jahrhundert waren sie den christlichen Ritterorden der Templer und Hospitaliter uber einen langeren Zeitraum sogar tributpflichtig Eine Anderung dieses Verhaltnisses war fur sie nicht zu bewerkstelligen da bei einer Ermordung eines Grossmeisters von den Orden sofort ein Neuer auf seinen Posten gewahlt worden ware So jedenfalls hat sich eine Delegation der Assassinen gegenuber dem Konig von Frankreich beklagt siehe Joinville Der Da i Nadschm ad Din Ismail hatte dem Konig Manfred von Sizilien in einem Brief vom Spatjahr 1265 seiner Unterstutzung im Kampf gegen Karl von Anjou und den Papst versichert Das syrische Furstentum der Nizariten ist 1273 von dem sunnitischen Machthaber Baibars I vernichtet wurden auf dem zwei Jahre zuvor ein fehlgeschlagenes Attentat verubt wurde Zunachst noch hatte Baibars die Fuhrer der syrischen Assassinen zu seinen Vasallen gemacht Die von ihnen 1270 und 1272 befohlenen Anschlage auf Philipp von Montfort und Prinz Eduard von England waren schon auf seinem Geheiss ihn ausgefuhrt wurden Nachdem sich die Da i aber als unzuverlassig erwiesen hatten ist Baibars zur direkten Ubernahme des Staates von Masyaf ubergegangen Schon im Marz 1270 hatte er Masyaf erobert und die letzte syrische Assassinenburg al Kahf etwa zwanzig Kilometer westlich von Masyaf hat schliesslich am 10 Juli 1273 vor ihm kapituliert Der letzte Da i ist mit einem Lehen in Agypten abgefunden wurden Die nach dem 13 Jahrhundert zunehmend auf immer kleinere Gemeinden zusammengeschrumpfte Nizari Schia in Syrien hatte sich beim Tod des achtundzwanzigsten Imams 1310 als Mu miniten von den Nizariten abgespalten und eine eigene Imamlinie fortgefuhrt Nachdem diese im 18 Jahrhundert ausgestorben war haben sich die meisten von ihnen wieder der Schia der bis heute existierenden Imamlinie angeschlossen Aber einige wenige Mu miniten Gemeinden existieren bis heute in Syrien ohne einen Imam weiter und bewohnen die Dorfer rund um Masyaf Das Ende von Alamut Bearbeiten Bis zum Ende des 12 Jahrhunderts war die Macht der Seldschuken in Persien gebrochen die allerdings von den Choresmiern beerbt wurden die als Sunniten gleichfalls eine ernste Gefahr fur die Nizariten darstellten Der Zusammenhalt ihrer Gemeinschaft wurde allerdings auch von Bedrohungen von innen gefahrdet nachdem sich um die Auslegung der Doktrin von der Auferstehung kontroverse Dispute entzundet hatten Hassans II Sohn und Nachfolger Nur ad Din Muhammad II hat sie noch bedingungslos fortgesetzt doch nach dessen Tod 1210 hat der neue Imam Dschalal ad Din Hassan III eine Kehrtwende ausgerufen die Scharia und alle Glaubensgebote des Islam wieder in Kraft gesetzt Inwieweit diese Abkehr von den Lehren seiner Vorvater dem politischen Druck von aussen beeinflusst war ist heute nicht mehr zu ermitteln allerdings hatten diese Massnahmen tatsachlich der Bedrohung durch die Choresmiern den Wind aus den Segeln genommen Denn Hassan III hatte sich dazu zum orthodoxen Sunnitentum bekannt wofur er vom Abbasidenkalif von Bagdad als neuer Muslim feierlich in die Gemeinschaft der Glaubigen aufgenommen wurde Seine Schia war ihm ergeben aber stillschweigend gefolgt Um seine neue Rechtglaubigkeit offentlich zu demonstrieren hat Hassan III seiner auf Alamut unterbrachten Bibliothek einer Bestandsaufnahme unterziehen und dabei alle als ketzerisch eingestuften Bucher aussortieren lassen die in Gegenwart von Abgesandten des Kalifen offentlich verbrannt wurden In der Zeit Hassans III haben sich weitere Veranderungen in der politischen Landkarte Persiens zugetragen Das Choresmierreich wurde von der neu aufziehenden Macht der Mongolen des Dschingis Khan geschlagen und ist darauf zusammengebrochen Der erste muslimische Herrscher der sich zu einer Audienz bei dem Eroberer aufgemacht hat war der Imam der Nizariten nbsp Darstellung und Beschreibung der Einnahme von Alamut durch die Mongolen in einer Ausgabe der Universalgeschichte des Raschid ad Din Persische Buchmalerei 15 Jahrhundert 1221 ist Hassan III gestorben Geruchten zufolge unter Nachhilfe und die Vormunder seines Sohnes haben das von ihm auferlegte Bekenntnis zum Sunnitentum sofort wieder negiert und sich zu den Doktrinen der Auferstehung bekannt ohne dass dabei in der Schia irgendein nennenswerter Widerstand aufgekommen ware Der verstorende Widerspruch den die zwischenzeitliche Ruckkehr zur Sunna und Scharia unter den Glaubigen hervorgerufen hat ist mit einer theologischen Theorie zufrieden stellend gelost worden die in den Schriften des beruhmten persischen Universalgelehrten Nasir ad Din Muhammad at Tusi 1201 1274 uberliefert ist Demnach unterliegt der mit der Auferstehung qiyamah eintretende gesetzlose paradiesische Urzustand des Glaubens den in Phasen auftretenden Zyklen der Verhullung satr und der Enthullung kasf Wahrend sich dieser Zustand in den Zeiten der Enthullung in der Aufhebung jeglicher religioser Gebote manifestiert tritt er aus Grunden der Vorsicht taqiya in Zeiten der Verhullung in den inneren Sinn baṭin des Korans zuruck wo er sich nur noch dem Imam offenbart In dieser Zeit ist der Glaubige wieder der Einhaltung des ausserlichen ẓahir physischen Akts der Religion unterworfen wie der Einhaltung der Scharia dem Befolgen der Fasten und Gebetspflichten und der Pilgerfahrt Inwiefern Tusi der mehrere Jahrzehnte auf Alamut gelebt und dort zum Ismailitentum konvertiert war an der Formulierung dieser Theorie beteiligt war ist nicht zu bestimmen Doch seine erhaltenen Schriften haben der Nachwelt den umfassendsten Einblick in die Theologie der Nizariten des Mittelalters eroffnet Weil die Mongolen sich in den folgenden Jahren der Eroberung von China gewidmet haben erlebte die islamische Welt des vorderen Orients noch einen Moment des Aufatmens Vereinzelt aufmarschierende mongolische Feldherren haben hauptsachlich in der Kaukasusregion und in Aserbaidschan operiert haben sich aber nicht weit in die persischen Gebirgsregionen vorgewagt Unter diesem Umstanden hatte auch der Staat von Alamut unter seinem vermeintlich verruckten Imam Ala ad Din Muhammad III noch eine Zeit des Friedens und der Unabhangigkeit wahren konnen Eine mehrfach an ihn gerichtete Aufforderung zur personlichen Unterwerfung Kotau gegenuber dem Grosskhan ist er stets aus dem Weg gegangen Dies wurde dem Nizaritenstaat zum Verhangnis als 1256 der Mongolenkhan Hulegu mit einem gewaltigen Invasionsheer den Oxus nach Persien uberschritten hat Sein erstes Ziel war Alamut Dort war bereits im Vorjahr Muhammad III ermordet wurden und sein Sohn Churschah hatte sich ebenfalls der mehrfachen Aufforderung zur Unterwerfung widersetzt Als nun aber das Mongolenheer vor Alamut aufmarschiert war war es dazu zu spat In Erkenntnis seiner hoffnungslosen Unterlegenheit hat sich Churschah nun doch ergeben und auf Weisung des Hulegu seine Anhanger zur Aufgabe von Alamut aufgefordert So ist das Adlernest das fast einhundertachtzig Jahre lang gegen jeden Angreifer standgehalten hatte nach nur einem Tag der Belagerung kampflos in die Hande der Mongolen gefallen Hulegu hat die Burg schleifen lassen damit sie nie wieder zu einem Ort des Widerstandes werden moge Der Nizaritenstaat in Persien hat damit aufgehort zu existieren Imam Churschah ist ein Jahr darauf auf Befehl des Grosskhans mit mehreren seiner Angehorigen exekutiert wurden Dem Heer der Mongolen hatte auch der persische Chronist und Hofbeamte Ata al Mulk Dschuwaini 1226 1283 angehort der ein Sunnit aus tiefster Uberzeugung war und fur die aus seinem Standpunkt ketzerischen Ismailiten von Alamut nur Verachtung kannte Deren Untergang hatte er die letzten Kapitel seines Werkes die Geschichte des Welteroberers Ta rich i Dschahanguschay gewidmet Dschuwaini hatte nach der Einnahme von Alamut die Gelegenheit erhalten die Bibliothek des Imams zu durchforschen deren ketzerischen Werke im Anschluss wie fast funfundvierzig zuvor in einem Autodafe vernichtet werden sollten Fur seine Beschreibung der haretischen Praktiken der Nizariten und deren Geschichte hat er allerdings reichhaltige Informationen aus deren Schriftgut geschopft Stellenweise hat er ganze Abschnitte aus der Autobiographie des Hassan i Sabbah und den theologischen Werken der Schia zitiert naturlich nur um deren vermeintliche Irrlehre offenzulegen So gereicht es zur Ironie der Geschichte dass die umfangreichsten Berichte uber die Geschichte der schiitischen Nizariten von Alamut ausgerechnet durch die Feder eines Sunniten der Nachwelt uberliefert sind Andere persische Historiker wie zum Beispiel Raschid ad Din 1247 1318 haben ebenfalls noch Einblick in die schriftliche Hinterlassenschaft der Nizariten nehmen und daraus zitieren konnen Die lange Zeit der Vorsicht Bearbeiten Entgegen der von Dschuwaini verlautbarten Nachricht von der vollstandigen Ausrottung der ketzerischen Gemeinde in Persien hat die ismailitisch nizaritische Schia dort weiterexistieren konnen Durch den Verlust ihrer Burgen die letzte Gerdkuh bei Damghan ist 1270 gefallen haben sie allerdings ihre staatliche Organisationsstruktur und politische Unabhangigkeit verloren Die Gemeinschaft hat sich in die Dorfer und Stadte Nordpersiens und Aserbaidschans zuruckgezogen die weit abgelegen von den Machtzentren der nun herrschenden mongolischen Ilchane lagen Dem Gebot der Vorsicht taqiya folgend haben ihre Anhanger besonders in Situationen der Bedrohung ihren Glauben offentlich verleugnet oder sich als Sufis oder Zwolfer Schiiten getarnt Auch die Imamlinie hat weiterbestehen konnen die sich nun allerdings weitgehend aus der Offentlichkeit zuruckgezogen hat Die gleichfalls von ihnen an den Tag gelegte Vorsicht ist allerdings nicht gleichzusetzen mit einer Verborgenheit ġaiba die Imame waren fur ihre Anhanger weiterhin physisch prasent und konnten von ihnen aufgesucht werden Auch die ismailitische Mission daʿwa wurde bestandig weitergefuhrt nbsp Hier erzahle ich uber den Alten vom Berge in deren Sprache Aloadin genannt Cy devile du viel de la montaigne apellez en leur language aloadin 3 Darstellung aus dem Livre des merveilles einer franzosischen Abschrift des Reiseberichts von Marco Polo aus dem 15 Jahrhundert BnF ms fr 2810 folio 16v Die Nizariten Assassinen sind nach dem Ende der Kreuzzuge zum Ende des 13 Jahrhunderts lediglich bei den Christen Europas aus dem historiographischen Blickfeld geraten und haben dafur Einzug in die Popularliteratur der westlichen Welt gehalten Der venezianische Weltreisende Marco Polo hat kurz vor der Jahrhundertwende auf seinem Ruckweg von China die Gegend um Alamut durchquert und dort die abenteuerlichsten Geschichten von dem unsichtbaren unerreichbaren und wahnsinnigen Alten vom Berge Aloadin und seinen blind ergebenen Jungern erfahren die von schonen Jungfrauen in einem Paradiesgarten verfuhrt und mit Drogen gefugig gemacht wurden um danach zu selbstmorderischen Attentaten ausgesandt zu werden Ausgehend von solchen und anderen mit viel Fantasie ausgeschmuckten Berichten hat sich im Europa der kommenden Jahrhunderte um die Assassinen eine schwarze Legende etabliert in der sie als unbarmherzige Glaubensfanatiker und gefugige Junger ihrer Meister eingegangen sind die sich zum Beweis ihrer absoluten Loyalitat auf dessen Weisung hin sogar von den Mauern ihrer Burgen gesturzt hatten In der jungeren Vergangenheit werden sie vermehrt als Prototypen des islamistischen Terrors zitiert Der Alte vom Berge hat zu Marco Polos Zeiten tatsachlich im aserbaidschanischen Tabris in vergleichsweise bescheidenen Verhaltnissen gelebt Nach dem Tod des 28 Imams Schams ad Din Muhammad gest 1310 erlebte die Schia der Nizariten ein ahnliches Schisma wie es sich vor mehr als zweihundert Jahren bei ihrer Grundung zugetragen hat Die Schia spaltete sich zwischen zwei Pratendenten auf und bildete fortan die Linien der Mu miniten und Qasimiten Die Imame der Qasimiten residierten einige Zeit in Ghom bis der 32 Imam nach Anjedan ubersiedelte dem faktischen Hauptort der Schia in Persien Sein dort errichtetes Grabmausoleum ist noch heute zu besichtigen Zu Beginn des 16 Jahrhunderts wurde die mongolische Herrschaft in Persien durch die einheimische Safawiden Dynastie beendet was auch fur die Nizariten eine bedeutende Zasur darstellte Die Safawiden waren wie sie Schiiten auch wenn sie der Zwolfer Schia angehorten die in Persien mittlerweile die Bevolkerungsmehrheit stellte Allerdings hat sich der erste Safawidenschah Ismail I 1487 1524 aufgeschlossen gegenuber den Nizariten gezeigt Ihr 35 Imam Abu Dharr Ali durfte sogar in die Schahfamilie einheiraten Eine Wende ereignete sich allerdings mit dem Herrschaftsantritt von Schah Tahmasp I 1514 1576 der die Doktrin der Zwolfer Schia als alleingultige Staatsreligion in Persien etablierte und deren Befolgung von allen Untertanen einforderte was die Nizariten einer neuen Bedrohung ausgesetzt hat Ihr 36 Imam Murad Mirza ist trotz seiner Verwandtschaft mit dem Schah 1573 eingekerkert worden Aber noch im selben Jahr konnte er fliehen nachdem er seinen Kerkermeister zum Ismailitentum konvertiert hatte doch nur wenige Monate spater wurde er auf seiner Flucht nach Afghanistan erneut gefangen genommen und nun vor dem Schah exekutiert Nur eine Generation spater ereignete sich eine erneute politische Kehrtwende Schah Abbas der Grosse 1571 1629 hat die Verfolgung der Nizariten eingestellt und ihren 36 Imam Chalil Allah I durch eine Ehe mit einer Safawidenprinzessin rehabilitiert Dazu hat 1627 die theologische Rechtsschule von Ghom ein Edikt erlassen in dem die Nizariten als Angehorige des Hauses der Glaubigen dar al muʾminin anerkannt und mit einer Abgabenfreiheit privilegiert wurden Dieses Edikt ist als Inschrift an der Fassade der Moschee von Anjedan verewigt Unter dem 40 Imam Schah Nizar ist die Imamresidenz von Anjedan in die Ortschaft Kahak in der Provinz Ghom verlegt worden Sein Mausoleum ist hier errichtet worden Ab dem 42 Imam Sayyid Hassan Ali haben die Imame und mit ihnen ihre Anhanger zunehmend die Gebote der Vorsicht fallen gelassen und haben sich fortan wieder offentlich zu ihren Glaubensinhalten bekannt Die Nizari Schia hat darauf eine Renaissance und eine Phase der Wiedervereinigung erlebt Denn am Ende des 18 Jahrhunderts ist der letzte Imam der Mu mini Nizariten in Indien verschollen Auf der Suche nach einem neuen Imam haben sich in den folgenden Jahrzehnten nahezu alle Mu imiten der noch immer bestehenden Qasimitenlinie angeschlossen womit die nach 1310 eingetretene Spaltung der Nizariten weitgehend uberwunden wurde Lediglich eine kleine Mu imiten Gemeinde in Syrien Masyaf ist selbststandig geblieben nun mit einem verborgenen Imam Der zunehmende politische Einfluss der Nizariten unter der neuen Herrscherdynastie der Kadscharen hat unter konservativen Vertretern der Zwolfer Schia allerdings heftige Gegenwehr hervorgerufen 1817 wurde der 45 Imam Schah Chalil Allah III zusammen mit einigen Angehorigen in seiner Residenz in Yazd von einer aufgebrachten Menge gelyncht Als letzter Imam wurde er auf persischem Boden in Nadschaf beerdigt Die modernen Ismailiten Bearbeiten Der nachfolgende Imam Hassan Ali Schah 1804 1881 hat als junger Mann die Freundschaft des Fath Ali Schah 1771 1834 genossen von dem er eine Tochter zur Ehe und den persischen Adelstitel Herr Furst Agha Khan verliehen bekommen hat der auf alle nachfolgenden Imame weitervererbt wurde 1835 wurde Aga Khan I als Imam von Mohammed Schah 1810 1848 als Statthalter der Provinz Kerman eingesetzt wo er die offentliche Ordnung nach den Unruhen des Dynastiewechsels in Persien wiederherstellen und die wiederholten Uberfalle der Afghanen abwehren konnte Als der Schah ihn aber 1837 zugunsten eines koniglichen Prinzen von diesem Posten wieder ablosen wollte wurde der Imam zu einem langjahrigen Rebellen Schlussendlich von den Regierungstruppen besiegt floh er 1841 mit seiner Familie und vielen Anhangern zunachst in das afghanische Kandahar Damit hat das nizaritische Imamat nach uber siebenhundert Jahren seines Bestehens sein persisches Stammland verlassen In Afghanistan suchte der Imam die Nahe zu den britischen Autoritaten die wenige Jahre zuvor das Land besetzt hatten Sie unterstutzte er bei der Einnahme von Sindh wofur ihm eine jahrliche Apanage bewilligt wurde Schliesslich bezog er in Kalkutta Britisch Indien seine neue Residenz wo er die gesellschaftliche Anerkennung der Briten erlangte Unter anderem besuchte ihn hier der spatere Konig Eduard VII 1910 Auf dem indischen Subkontinent bestand seit dem Mittelalter eine bedeutende ismailitische Schia die hier anders als in Agypten Syrien oder Persien keiner nennenswerten Verfolgung ausgesetzt war und folglich bis in die Neuzeit hinein prosperieren und ihr Schrifterbe bewahren konnte Beim Ausbruch des ismailitischen Schismas hatte sich die Mehrheit der indischen Gemeinde zu den Anhangern Nizars bekannt Organisiert haben sich die indischen Nizariten in eigenen kommunalen Verbanden den Chodschas denen jeweils ein selbst gewahlter Mukhi muki als soziales und religioses Haupt vorstand Die Ankunft ihres Imams hatte die indische Gemeinde allerdings in eine gewisse Unruhe versetzt da sie sich an ihre seit Jahrhunderten bestehende Form der Selbstverwaltung gewohnt hatte Aber kraft eines Urteils des hohen britischen Gerichts in Bombay wurde 1866 der Status des Imams als Inhaber sowohl der spirituellen wie auch weltlichen Autoritat uber die gesamte Gemeinde der Shia Imami Ismailis bestatigt womit ihm die absolute Verfugungsgewalt uber deren politische Organisation und ihres materiellen und finanziellen Eigentums ubertragen wurde Seither wurde dieser Status innerhalb der Gemeinde nicht mehr in Frage gestellt Unter der kurzen Regentschaft von Aga Khan II Aqa Ali Schah 1830 1885 wurde die kommunikative wie administrative Vernetzung der Ismailiten mit ihren Anhangern ausserhalb Indiens etabliert Auch begann mit ihm das philanthropische und soziale Engagement der Imame Aga Khan III Sultan Muhammad Schah 1877 1957 war der erste Imam der in Indien geboren wurde Er hat mehrere Reisen nach Europa unternommen und dabei unter anderem die Bekanntschaft mit Konigin Victoria und Kaiser Wilhelm II gemacht Sechshundert Jahre nach den Reisen Marco Polos hat das christliche Abendland damit seine unmittelbare Bekanntschaft mit dem Alten vom Berge gemacht dem es die hochsten zeremoniellen Ehren bekundet hat Sein ihm nachfolgender Sohn Aga Khan IV wurde 1936 in den Bergen der Schweiz geboren Als erster Imam hat Aga Khan III auch die Ismailitengemeinden von Ostafrika bereist Im Jahr 1931 hat er dem russischen Exilanten Wladimir A Iwanow 1970 seine Privatbibliotheken zur systematischen Katalogisierung geoffnet und damit den Weg zur wissenschaftlichen Erforschung der Ismailiten auf Grundlage ihres eigenen uberlieferten Schriftguts geebnet Diese Forschung hat massgeblich zur Uberwindung der bis in das spate 19 Jahrhundert in der europaischen Wissenschaft unkritisch reproduzierten Assassinen Legende beigetragen und sie durch solide historische Fakten ersetzt Ivanows Arbeit wird heute in dem von Aga Khan IV 1977 in London gegrundeten Institute of Ismaili Studies fortgefuhrt das uber die weltweit grosste Sammlung ismailitischer Schriften in arabischer persischer und indischer Sprache verfugt Liste der Imame der Ismailiten Nizariten Bearbeiten nbsp Aga Khan IV Schah Karim al Hussaini 1936 ist der aktuell amtierende 49 Imam der Nizari Ismailiten Hauptartikel Liste der Imame der Ismailiten und Stammtafel der schiitischen Imame Ali X 661 Hussein X 680 Ali Zain al Abidin 713 Abspaltung der Zaiditen Muhammad al Baqir 732 36 Dschafar as Sadiq 765 Abspaltung der Zwolfer Ismail al Mubarak 760 Muhammad al Maktum 809 Abdallah al Akbar verborgen Ahmad verborgen Hussein verborgen 882 883 al Mahdi 934 Abspaltung der Qarmaten al Qa im 946 al Mansur 953 al Mu izz 975 al Aziz 996 al Hakim 1021 Abspaltung der Drusen az Zahir 1036 al Mustansir 1094 Abspaltung der Mustaliten Tayyibiten und Hafiziten Nizar X 1095 Ali al Hadi verborgen Muhammad I al Muhtadi verborgen Hassan I al Qahir verborgen Hassan II ala dhikrihi s salam X 1166 Nur ad Din Muhammad II 1210 Dschalal ad Din Hassan III 1221 Ala ad Din Muhammad III X 1255 Rukn ad Din Churschah X 1257 Schams ad Din Muhammad 1310 Abspaltung der Mu miniten Qasim Schah ca 1370 Islam Schah ca 1425 Muhammad Ali Schah Mustansir 1480 Abd al Salam Schah Abbas Schah Mustansir 1498 Abu Dharr Ali Murad Mirza X 1574 Chalil Allah I 1634 Nur al Dahr Ali 1671 Chalil Allah II 1680 Schah Nizar 1722 Sayyid Ali 1754 Sayyid Hassan Ali Qasim Ali Abu l Hassan Ali 1792 Schah Chalil Allah III X 1817 Hassan Ali Schah Aga Khan I 1881 Aqa Ali Schah Aga Khan II 1885 Sultan Muhammad Schah Aga Khan III 1957 Schah Karim al Hussaini Aga Khan IV Siehe auch BearbeitenListe von Ismaili CentresLiteratur BearbeitenMax van Berchem Epigraphie des Assassins de Syrie in Journal asiatique 9 Serie 1897 S 453 501 Farhad Daftary The Ismaʿilis Their History and Doctrines Cambridge University Press 1990 Farhad Daftary The Assassin Legends Myths of the Ismaʿilis London 1994 Farhad Daftary Ismaili Literature A Bibliography of Sources and Studies London 2004 Heinz Halm Kalifen und Assassinen Agypten und der Vordere Orient zur Zeit der ersten Kreuzzuge 1074 1171 Munchen C H Beck 2014 Heinz Halm Die Assassinen Geschichte eines islamischen Geheimbundes Beck sche Reihe 2868 C H Beck Munchen 2017 Jerzy Hauzinski The Syrian Nizari Ismaʿilis after the Fall of Alamut Imamate s Dilemma in Rocznik Orientalistyczny Bd 64 2011 S 174 185 Jerzy Hauzinski Three Excerpts Quoting a Term al ḥasisiyya in Rocznik Orientalistyczny Bd 69 2016 S 89 93 Hans Martin Schaller Konig Manfred und die Assassinen in Deutsches Archiv fur Erforschung des Mittelalters Bd 21 1965 S 173 193 Antoine Isaac Silvestre de Sacy Memoire sur la dynastie des Assassins et sur l etymologie de leur nom in Annales des Voyages Bd 8 1809 S 325 343 erneute Veroffentlichung in Memoires de l Institut Royal de France Bd 4 1818 S 1 84 Samuel M Stern The Epistle of the Fatimid Caliph al Amir al Hidaya al Amiriyya its date and its purpose in The Journal of the Royal Asiatic Society of Great Britain and Ireland 1950 S 20 31 Shafique N Virani The Eagle Returns Evidence of Continued Isma ili Activity at Alamut and in the South Caspian Region Following the Mongol Conquests in Journal of the American Oriental Society Bd 123 2003 S 351 370 Paul E Walker Succession to Rule in the Shiite Caliphate in Journal of the American Research Center in Egypt Bd 32 1995 S 239 264 Einzelnachweise und Anmerkungen Bearbeiten a b www spiegel de Allahs sanfter Revolutionar 30 Dezember 2002 abgerufen am 20 Juli 2017 Al Ḥaqq ist einer der wichtigsten Gottesnamen vgl auch al Halladsch Vgl Guillaume Pauthier Le livre de Marco Polo citoyen de Venise conseiller prive et commissaire imperial de Khoubilai Khaan Paris 1865 S 98 Anm 2 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Nizariten amp oldid 237028277