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Abu l Mansur Nizar ibn al Mustansir arabisch أبو منصور نزار بن المستنصر DMG Abu l Manṣur Nizar ibn al Mustanṣir 26 September 1045 1095 war ein Prinz der ismailitisch schiitischen Fatimidendynastie in Agypten Als altester Sohn des achtzehnten Imams und achten Kalifen al Mustansir 1094 war er in der Thronfolge ubergangen wurden worauf es zu einer Spaltung der ismailitischen Schia kam Seine bis heute bestehende Anhangerschaft siʿa die Nizariten erkennt ihn als rechtmassigen neunzehnten Imam an und fuhrt eine von ihm abstammende Imamlinie fort Inhaltsverzeichnis 1 Biografie 2 Nachkommen 3 Literatur 4 Weblinks 5 Einzelnachweise und FussnotenBiografie BearbeitenNizar war der Alteste von mindestens zehn Sohnen des Imam Kalifen al Mustansir von denen wenigstens vier bei dessen Tod im Dezember 1094 im Erwachsenenalter standen Neben dem neunundvierzigjahrigen Nizar waren es Abdallah Ismail und Ahmad von denen der letztere erst etwa zwanzig Jahre alt war Im selben Jahr wie der Kalif starb auch dessen machtiger Wesir Badr al Dschamali dessen Nachfolge im Amt sein Sohn al Afdal Schahanschah X 1121 hatte antreten konnen der die Regierungsgeschafte zuvor schon einige Zeit stellvertretend geleitet hatte Nizar und die Familie des al Afdal hatten bis dahin eine gegenseitige Feindschaft gepflegt da der Prinz von ihnen von den Regierungsgeschaften und auch von seinem Vater ferngehalten wurde Umgekehrt soll er die Wesire wegen ihrer armenischen Abstammung verspottet haben Der Tod des Kalifen war dem neuen Wesir als erstes bekannt geworden der die Situation sofort erfasste den jungen Prinz Ahmad in den Thronsaal von Kairo bringen ihn auf dem Thron setzen und als neuen Kalif mit dem Namen der durch Gott Erhohte al Mustaʿli billah proklamieren liess Daraufhin wurden die drei alteren Prinzen in den Thronsaal gerufen wo ihnen der Wesir verkundete ihr Bruder sei der vom Vater designierte Nachfolger der dieser Designation folgend zum Kalif proklamiert worden sei und nun ihre Huldigung erwarte Alle drei Prinzen weigerten sich zunachst und Nizar gab zu bedenken dass sein Vater ihm einst die Designation naṣṣ fur die Nachfolge schriftlich bestatigt habe Die Willensbekundung eines Imams entspricht einem religiosen Dogma und hatte von seiner Schia umgesetzt werden mussen Unter dem Vorwand das Schriftstuck aus seinen Gemachern holen zu wollen floh Nizar aus dem Palast nach Alexandria Der dortige Gouverneur Alptegin der Herkunft nach ein Turke bekannte sich zu ihm und rief ihn zum Kalifen mit dem Namen der fur Gottes Religion Auserwahlte al Muṣṭafa li Din Allah aus Unter diesem Herrschernamen liess Nizar in Alexandria einen eigenen Golddinar schlagen um sein Kalifat propagandistisch in Szene zu setzen Bereits im Februar 1095 zog al Afdal der inzwischen in Kairo jede Opposition ausgeschaltet hatte mit Heeresmacht gegen Alexandria Doch Nizar konnte den Angriff zuruckschlagen die Kontrolle uber das Nildelta gewinnen und selbst bis Kairo marschieren In einer offenen Feldschlacht blieb al Afdal siegreich und Nizar musste sich mit den Resten seines Heeres nach Alexandria zuruckziehen Nachdem die Stadt nach einer Blockade ausgehungert war mussten sich Nizar und Alptekin nach Zusicherung einer Sicherheitsgarantie dem Wesir im Oktober 1095 ergeben Entgegen der gewahrten Garantie wurde Alptegin exekutiert und Nizar in einem Kerker eingemauert Obwohl der Thronfolgekampf relativ schnell entschiedenen war hatte er doch weit reichende Folgen fur die ismailitische Schia Ausserhalb von Agypten hatte Nizar mit dem Missionar daʿi der persischen Anhangerschaft Hassan i Sabbah einen charismatischen und entschlossenen Anhanger gehabt Dieser war von der Existenz der Designation zu seinen Gunsten uberzeugt gewesen und hatte die gesamte persische und einen grossen Teil der syrischen Ismaili Schia davon uberzeugen konnen Diese so neu formierte Schia hatte ihre Gefolgschaft zu dem von al Afdal inthronisierten Imam Kalif aufgekundigt und statt diesem Nizar als rechtmassigen Imam anerkannt Nachkommen BearbeitenGemass dem historiographischen Kanon der nizaritischen Ismailiten lebten die drei unmittelbar auf Nizar folgenden Imame ihrer Schia Ali al Hadi Muhammad al Muhtadi Hassan al Qahir in der Verborgenheit ġaiba Der aus ihr 1164 in Alamut heraustretende 23 Imam Hassan II soll Nizars Ur Urenkel gewesen sein 1 Schon von mittelalterlichen Zeitgenossen besonders aus den Reihen der Sunna wurde diese Stammlinie als ein Lugenkonstrukt verworfen und auch die moderne Geschichtsforschung neigt dazu sie als Fiktion einzustufen 2 Unabhangig von der genealogischen Glaubwurdigkeit der bis heute fortbestehenden Imamlinie ist eine Nachkommenschaft Nizars auch aus zeitgenossischen erzahlenden Quellen uberliefert Dem Sohn Hussein Abu ʿAbd Allah al Ḥusain ibn Nizar ist beim Ende des Vaters 1095 die Flucht in den Maghreb gelungen In den Wirren nach der Ermordung des Kalifen al Amir unternahm er 1131 32 den Versuch zur Machtubernahme in Kairo Doch wurde er von seinen Gefolgsleuten an den mittlerweile als Kalif etablierten al Hafiz verraten der ihn im Kerker exekutieren liess 1161 unternahm ein Sohn Husseins Muhammad al Mustansir Muḥammad ibn al Ḥusain ibn Nizar al Mustanṣir ebenfalls vom Maghreb aus einen Umsturzversuch doch wurde auch er bald nach seiner Landung in der Nahe von Alexandria von den Haschern des regierenden Wesirs Ruzzik gefasst und anschliessend in Kairo erdrosselt 3 Offenbar sind Nachkommen des Nizar auch in den Osten geflohen Als 1125 in Kairo der Wesir Ibn al Bataihi bei Kalif al Amir in Ungnade gefallen war wurde ihm unter anderem eine im Jemen in Auftrag gegebene Munzpragung im Namen eines erwahlten Imam Muhammad Sohn des Nizar al imam al muḫtar Muḥammad ibn Nizar zur Last gelegt 4 Vielleicht war dieser mit dem verborgenen 21 Imam Muhammad al Muhtadi identisch der allerdings ein Enkel und kein Sohn Nizares gewesen sein soll Literatur BearbeitenFarhad Daftary The Ismaʿilis Their History and Doctrines Cambridge University Press 1990 S 241 243 Farhad Daftary Kurze Geschichte der Ismailiten Traditionen einer muslimischen Gemeinschaft Kultur Recht und Politik in muslimischen Gesellschaften Band 4 Ergon Wurzburg 2003 ISBN 3 89913 292 0 englisch A Short History of the Ismailis Ubersetzt von Kurt Maier H A R Gibb Nizar b al Mustanṣir W C E Bosworth E Van Donzel W P Heinrichs G Lecomte The Encyclopaedia of Islam New Edition Volume VIII Leiden E J Brill 1995 S 83 ISBN 90 04 09834 8 Heinz Halm Kalifen und Assassinen Agypten und der Vordere Orient zur Zeit der ersten Kreuzzuge 1074 1171 Munchen C H Beck 2014 S 87 91 Paul E Walker und Paul Walker Succession to Rule in the Shiite Caliphate in Journal of the American Research Center in Egypt Bd 32 1995 S 239 264 Weblinks BearbeitenAL NIZAR 487 490 1095 1097 Einzelnachweise und Fussnoten Bearbeiten Vgl Daftary 2 Auflage 2007 S 364 Vgl Halm S 261 Vgl Walker S 255 f Vgl Walker S 256 VorgangerAmtNachfolgeral Mustansir19 Imam der Nizari IsmailitenHadiNizar ibn al Mustansir Alternativbezeichnungen des Lemmas Nizar Nizar bin al MustansirNormdaten Person Wikipedia Personensuche Kein GND Personendatensatz Letzte Uberprufung 20 Juni 2018 PersonendatenNAME Nizar ibn al MustansirKURZBESCHREIBUNG Person des ismailitischen schiitischen Islam nach der die Nizariten benannt sindGEBURTSDATUM 26 September 1045STERBEDATUM 1095 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Nizar ibn al Mustansir amp oldid 234748305