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Dieser Artikel beschreibt einen Zweig der Schia Zu den Nachkommen von Ismael siehe Ismaeliten Die Ismailiten arabisch الإسماعيلية al Ismaʿiliya persisch اسماعیلیان Esmaʿiliyan Sindhi اسماعیلی Isma ili bilden eine Religionsgemeinschaft im schiitischen Islam die im 8 Jahrhundert als Ergebnis einer Spaltung der Imamiten Schia hervorgegangen ist Nach der aus dieser Spaltung ebenfalls hervorgegangenen Zwolfer Schia stellen die Ismailiten heute mit etwas mehr als 20 Millionen Anhangern die zweitgrosste schiitische Glaubenskonfession Historische Bedeutung erlangte diese Schia siʿa durch das von ihr begrundete Kalifat der Fatimiden in Nordafrika und Agypten dem einzigen in der Geschichte des Islams das aus dem Schiitentum hervorgegangen ist Dieses Kalifat wurde 910 proklamiert und beanspruchte die Herrschaft uber die gesamte islamische Welt umma in Konkurrenz zum sunnitischen Kalifat der Abbasiden Beendet wurde das Fatimiden Kalifat im Jahr 1171 durch den sunnitischen Machthaber Saladin Seit dem Ende des 11 Jahrhunderts sind die Ismailiten selbst in verschiedene Glaubensgemeinden gespalten von denen jede die Fortfuhrung des wahren Ismailitentums fur sich reklamiert weshalb sie auch eine nahezu identische Glaubenslehre aufweisen Der entscheidende Unterschied zwischen diesen Gruppierungen liegt in der Frage der rechtmassigen Fuhrerschaft uber die Gemeinde so dass jede ismailitische Stromung einer eigenen Linie von Vorstehern imam folgt Von den drei heute noch bestehenden ismailitischen Gruppierungen sind die Nizariten die zahlenmassig grosste sie vereinen das Gros aller Ismailiten unter ihrem spirituellen Oberhaupt Imam Aga Khan IV weshalb der Sammelbegriff Ismailiten heute als bevorzugtes Synonym fur die Nizariten verwendet wird Neben ihnen bestehen allerdings noch die zahlenmassig deutlich kleineren Gruppen der Tayyibiten und Mu miniten welche die Imamreihe der Nizariten nicht anerkennen und je einer eigenen folgen Ismailitische Moschee in Duschanbe TadschikistanEine weitere religiose Gruppierung die ihre Genese aus dem Ismailitentum heraus erfuhr sind die Drusen deren Glaubenslehre sich allerdings von jener der Ismailiten entfernt hat Inhaltsverzeichnis 1 Verbreitung 2 Glaubenslehre 2 1 Die wahre Religion 2 2 Das Imamat 2 3 Die Saulen des Islam 3 Geschichte 3 1 Die Urgemeinde oder Die Siebener 3 2 Beginn der Mission 3 3 Die Wiederkehr des Mahdi und erste Krise 3 4 Die Begrundung des Kalifats und erneute Krise 3 5 Der Hohepunkt der Macht 3 6 Abspaltung der Drusen 3 7 Der Niedergang 3 8 Das Schisma 3 9 Mustaliten 3 9 1 Tayyibiten 3 9 2 Hafiziten 3 10 Nizariten 3 10 1 Mu miniten 3 10 2 Aga Khane 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseVerbreitung BearbeitenIsmailiten leben heute vorwiegend in Indien Gujarat und Maharashtra und Pakistan siehe Hunza wo sie eine bedeutende Minderheit bilden Daruber hinaus existieren Gemeinden in Afghanistan Tadschikistan und Syrien im Jemen im Iran in Oman und Bahrain im Osten der Turkei in Ostafrika sowie verstreut in der westlichen Welt insgesamt in mehr als 25 Staaten In Deutschland leben ungefahr 1 900 Ismailiten 1 Im Jahre 2008 gab es insgesamt vier Gebetsstatten Jama at Khana dieser Glaubensgemeinschaft in Deutschland 2 Neben der Jama at Khana in Berlin existieren noch drei weitere in Bosel Essen sowie Frankfurt 3 4 Eine der bekanntesten Deutschen die dieser Glaubensgemeinschaft angehort ist Gabriele Prinzessin zu Leiningen vormals Begum Aga Khan von 1998 bis 2014 verheiratet mit Karim Aga Khan IV dem religiosen Oberhaupt der 20 Millionen ismailitischen Nizariten 5 Glaubenslehre BearbeitenDie wahre Religion Bearbeiten Die Ismailiten bezeichnen ihren Glauben als die wahre Religion din al ḥaqq oder vereinfacht die Wahrheit al ḥaqq Sie selbst nennen sich auch Leute der Wahrheit ahl al ḥaqq und ihre Verkundigung ist der Ruf zur Wahrheit daʿwat al ḥaqq 6 Ihre Lehre ist wahrscheinlich von vorislamischen Modellen wie dem Gnostizismus und dem Manichaismus beeinflusst die gerade in den Ursprungsregionen des Ismailitentums dem sudlichen Irak und Persien weit verbreitet waren Tatsachlich wurden die fruhsten ihrer Propagandisten von anti ismailitischen Polemikern auch als Manichaer bezeichnet 7 Den theologischen Hintergrund ihrer Heilslehre bildet der kreative Befehl Gottes der zur Entstehung der Welt fuhrte In seiner Allmacht qadar erschuf Gott Allah alles Seiende durch das Schopferwort Sei kun Sure 36 82 Nach ismailitischer Lehre bilden die Allmacht und das Schopferwort ein Urpaar wobei qadar das mannliche und kuni als die feminine Form des Imperativs das weibliche Prinzip darstellen Durch eine Sunde habe dieses weibliche Prinzip den fatalen Schopfungsprozess in Gang gesetzt als es durch Hybris geblendet seinen Schopfer nicht erkannte und sich selbst fur Gott hielt Um kuni zu demutigen erschuf Gott nun weitere Wesen die zu erschaffen sie nicht im Stande ist wodurch sich der Kosmos entfaltete und die Materie entstand 8 Als eigentliches mit der Schopfung einhergegangenes Unheil betrachten Ismailiten die durch sie begrundete Gottesferne der menschlichen Seelen die seither in der Materie gefangen sind Nur Erkenntnis altgriechisch gnō sis arabisch ʿilm vermag die menschliche Seele zu ihrem Ursprung zuruckfuhren die aber aus eigener Kraft nicht zur Erkenntnis imstande ist und daher im Zustand der Hilfs und Besinnungslosigkeit verharrt Um der Menschheit die erlosende Erkenntnis zu bringen muss sich Gott dieser offenbaren Trager dieser Offenbarung waren die sechs in Zyklen aufeinander folgenden Sprecher naṭiq Adam Noah Abraham Moses Jesus und zuletzt Mohammed von denen je einer der Menschheit die gottliche Offenbarung vermittelte die in Form einer Gesetzesreligion sariʿa kodifiziert die Menschen zu bandigen und zu zugeln vermochte 8 Die von Mohammed ubermittelte Offenbarung stellt dabei die Letztere dar der sich der glaubige Mensch nun hinzugeben islam habe Fur die Ismailiten stellen die so auf die Menschen gebrachten sechs Religionen mit ihren Riten Zeremonien Geboten und Verboten allerdings nur ausserliche ẓahir Hullen dar durch welche die erkenntnislosen menschlichen Seelen gebandigt werden Die wahre Religion aber also die ursprungliche Form des Glaubens zu Gott verberge sich im Inneren baṭin seiner Offenbarung die zu erkennen der Mensch allein nicht befahigt ist und ihr deshalb allein nicht teilhaftig werden kann Das Imamat Bearbeiten Hauptartikel Liste der Imame der Ismailiten und Stammtafel der schiitischen Imame Die von Mohammed uberbrachte koranische Offenbarung steht im Zentrum der ismailitischen Glaubensvorstellung deren Lesung qurʾan nach allegorischer Interpretation erfolgt da die Botschaft nicht im Klartext sondern in verschlusselter Form dargelegt ist Die eigentliche Botschaft des Korans erschliesst sich aus dem inneren geheimen baṭin Sinn der sich hinter dem ausserlichen ẓahir Wortlaut verbirgt Jeder Vers jeder Name und jedes Wort enthalt eine versteckte Botschaft die zu erfahren nur uber eine methodische Decodierung taʾwil fuhrt Als Leute des Inneren Geheimen ahl al baṭin oder Batiniten al Baṭiniyya wurden die Ismailiten von Aussenstehenden deshalb schon in der mittelalterlichen Geschichtsschreibung bevorzugt bezeichnet 9 Doch kein Mensch verfugt uber das notwendige Wissen um diese innere Botschaft zu erkennen Eine Darstellung Alis mit dem auf seinen Knien ruhenden Schwert mit dem Ruckgrat Ḏu l faqar Er ist das Fundament asas aller Imamlinien der Ismailiten Der ismailitischen Lehre folgend hatte Gott jedem seiner Sprecher Propheten einen Bevollmachtigten waṣi zur Seite gestellt der allein den inneren Sinn zu erkennen und zu bewahren vermag Dem Adam seinen Sohn Seth oder Abel dem Noah seinen Sohn Sem dem Abraham seinen Sohn Ismael dem Moses seinen Bruder Aaron dem Jesus seinen Apostel Simon Petrus und dem Mohammed seinen Vetter und Schwiegersohn Ali 10 Nur die in die Lehre der wahren Religion Eingeweihten wissen von jenem Bevollmachtigten dem das notwendige Charisma baraka und die damit verbundenen Fahigkeiten des Wissens ʿilm und der Weisheit ḥikma mitgegeben sind was allein ihn zur Lesung der inneren Botschaft befahigt 11 Uber die Vermittlung dieses Bevollmachtigten werden die Glaubigen also der wahren Botschaft der gottlichen Offenbarung teilhaftig wahrend der Rest der Menschheit stumpfsinnig und unwissend den Riten und Vorschriften seiner ausserlichen Hulle folgt Weiter der Lehre folgend ist die Gemeinde der Glaubigen in jedem Prophetenzyklus nach dem Ableben des Sprechers und des Bevollmachtigten von einer Reihe von sieben Vorstehern imam gefuhrt wurden von denen der Siebte dann als neuer Sprecher hervortrat Im sechsten und letzten Zyklus dem islamischen waren diese Imame die unmittelbaren Nachkommen Alis Dem Siebten von ihnen sollte die Rolle des siebten und letzten Propheten der gottlichen Offenbarung zufallen dem Rechtgeleiteten al Mahdi und dem Erscheinenden al Qaʾim dem die messianische Verkundigung der endzeitlichen Auferstehung qijamah die Aufhebung des Gesetzes rafʿ as sariʿa und damit die Wiederherstellung des paradiesischen Urzustands des Glaubens zu Gott vor der Vertreibung aus dem Paradies obliege jener Zustand in dem einst der erste Mensch Adam zu Gott gebetet habe 12 Das dem Bevollmachtigten innewohnende Charisma wird dabei durch Designation naṣṣ an den jeweiligen Nachfolger im Imamat weitergereicht womit der Zugang zur inneren Botschaft fur den Glaubigen auch zukunftig garantiert bleibt Als erste als Prazedenz herangezogene Designation erkennen die Ismailiten wie alle Schiiten auch die Ubergabe des von Gott gesandten und mit gottlichen Kraften bewahrten Schwerts mit dem Ruckgrat Ḏu l faqar auch das zweischneidige Schwert genannt durch Mohammed an Ali vor der Schlacht von Uhud im Jahr 625 an 13 Nach ihrer Auffassung stellt diese Geste eine religiose wie testamentarische Willensbekundung des Propheten dar mit der er im Segen Gottes seinem Schwiegersohn die Stellvertretung ḫilafa in der Fuhrung uber die Glaubigen nach seinem Ableben angetragen habe Und nicht zuletzt konnten sich die Ismailiten wie alle Schiiten auch auf den am Teich von Chumm getatigten Ausspruch des Propheten ḥadiṯ berufen der dort kurz vor seinem Tod im Jahr 632 dem Vetter die kunftige Herrschaft uber die Glaubigen bestatigt haben soll Allen denen ich gebiete soll auch Ali gebieten 14 Die dynastische Nachfolge im Imamat unter den Nachkommen Alis aus dessen Ehe mit der Prophetentochter Fatima erfolgt bei den Ismailiten in streng linearer Form vom Vater auf den Sohn Das vererbte Charisma konne nur von einer Generation an die nachste weitergereicht werden und nicht von einem Bruder auf einen anderen Bruder Als Ausnahme liessen die mittelalterlichen Ismailiten lediglich die Bruder Hassan gest 670 und Hussein X 680 gelten indem sie Ali zuerst noch in eine erhabenere Sonderposition als Fundament des Imamats asas al imama erhoben und seinen altesten Sohn Hassan als ersten Imam betrachteten nach dessen Tod das Charisma auf den Bruder Hussein ubergegangen sei 15 Erst die Nizari Ismailiten korrigierten ihre Zahlweise im Sinne einer strikten Linearitat der Vererbung in der nun das Fundament Ali nun auch der erste Imam ist und Hassan aus der Linie ganzlich verbannt wurde 16 In jedem Fall aber unterscheidet sich die Zahlweise der Ismailiten gegenuber anderen schiitischen Gruppierungen wie den Zwolfern die sowohl Ali als auch Hassan zahlen wodurch besonders bei den fruhen Imamen unterschiedliche Zahlweisen auftreten konnen Das dem Imamat innewohnende Charisma gilt als unteilbar und kann deshalb auch nur an einen Sohn weitergereicht werden wahrend andere Sohne davon ausgeschlossen bleiben Ein explizites Erstgeburtsrecht existiert dabei nicht entscheidend ist der Wille des Imams der unter seinen Sohnen denjenigen erwahlt den er fur die Fuhrerschaft uber die Glaubigen als wurdig erachtet Eine solche Designation muss nicht unbedingt in schriftlicher Form erfolgen sie kann auch in Form einer besonders auszeichnenden Geste erfolgen ganz dem Vorbild des Propheten und seines Schwiegersohnes folgend Gerade dies sollte sich in der Geschichte der Ismailiten als ursachlich fur diverse Unstimmigkeiten Nachfolgestreite und Spaltungen erweisen Die Saulen des Islam Bearbeiten Hauptartikel Ismailitische Rechtsschule Das Rechtskompendium der Ismailiten genannt Weg der Angehorigen des Propheten Hauses maḏhab ahl al bait kennt sieben Saulen des Islam daʿaʾim al islam An erster und entscheidender Stelle steht der Glaube iman an den wahren Imam wer den Imam nicht erkennt ist zwar ein Unterwurfiger muslim der Offenbarung aber kein tatsachlich Glaubiger muʾmin Die ubrigen Saulen sind die kultische Reinheit ṭahara das Ritualgebet ṣalat die Almosensteuer zakah das Fasten ṣaum die Pilgerfahrt nach Mekka ḥaǧǧ und der Einsatz ǧihad im Heiligen Kampf 17 Dieses bis heute der Schia geltende ismailitische Recht ist neben den vier sunnitischen und der zwolferschiitischen Schule die sechste grosse Rechtsschule des Islam Es unterscheidet sich nicht im Wesentlichen vom Recht der Zwolfer seinem Kompilator an Nu man wurde sogar unterstellt ein heimlicher Zwolfer gewesen zu sein und beinhaltet mit wenigen Ausnahmen auch nur Ausspruche der ersten funf Imame der Schia die ja auch von den Zwolfern anerkannt werden Vermutlich stand dahinter die Absicht das ismailitische Recht auf eine Basis zu stellen die auch von anderen Schiiten akzeptiert werden konnte um so ihre Konvertierung zur ismailitischen Lehre zu vereinfachen 18 Geschichte BearbeitenDie Urgemeinde oder Die Siebener Bearbeiten Die Imame der Siebener 1 Ali ʿAli ibn Abi Talib X 661 1 al Hasan ibn ʿAli gest 6702 al Husain ibn ʿAli X 6803 ʿAli ibn Husain Zain al ʿAbidin gest 7134 Muhammad ibn Ali al Baqir gest 732 oder 7365 Dschaʿfar ibn Muhammad as Sadiq gest 7656 Ismaʿil ibn Dschaʿfar al Mubarak gest um 7607 Muhammad ibn Ismaʿil al Muktum vor 809 entruckt Hauptartikel Siebener Schia Die Begrundung der Gefolgschaft Ismails siʿat Ismaʿil oder einfach der Ismailiten al Ismaʿiliya resultierte aus der Spaltung der grossen Imamiten Schia nach dem Tod des Imams Dschafar as Sadiq im Jahr 765 worauf unter seiner Anhangerschaft unterschiedliche Ansichten uber die Regelung der Nachfolge aufgekommen sind Zwei Lehrmeinungen die noch mehrmals als Blaupausen fur neue Schismen dienen sollten standen dabei gegenuber Das Modell des Entruckten oder Verborgenen ġaib Plu ġaiba konkurrierte mit dem des leibhaftigen physisch anwesenden Imamat Der verstorbene Imam hatte drei Sohne Der alteste Abdallah al Aftah ist ohne eigene Nachkommenschaft nur wenige Monate nach dem Vater gestorben und der mittlere Ismail der Gesegnete al Mubarak sogar noch vor diesem womit allein der jungste Sohn Musa der Schweigsame al Kazim zuruckblieb Der bei weitem uberwiegende Teil der Schiiten bestand auf einem prasenten Imamat und erkannte folglich den uberlebenden Sohn Musa als neuen Imam an Die sich uber ihn fortsetzende Imamlinie sollte nach dem Entrucken ihres zwolften Imams im Jahr 873 in die Verborgenheit treten weshalb die ihr anhangende Schia bis heute als die der Zwolfer bezeichnet wird Weil die Zwolfer schon zu ihrer Grundung das zahlenmassige Gros aller Schiiten ausgemacht haben wird ihre Gemeinde auch heute noch oft alternativ als die ursprungliche Imamiten Schia beschrieben von der sich lediglich eine kleine Gruppierung abgespalten habe die als Ismailiten benannt wurden Tatsachlich stellten die Anhanger der sich uber den jung verstorbenen Ismail ableitenden Imamlinie zum Zeitpunkt der Spaltung eine verschwindend geringe Minderheit dar die sich raumlich in einigen Gemeinden des sudlichen Irak und Persiens konzentrierte und keine besondere Organisationsform aufwies Entscheidend fur ihr Eintreten fur ein Imamat des Ismail war ihre Uberzeugung von der Designation des Vaters zu seinen Gunsten womit also nach ihrer Auffassung das fur die Fuhrerschaft uber die Glaubigen notwendige Charisma auf Ismail und der von ihm abstammenden Nachkommenschaft weitergereicht wurde ungeachtet seines vorzeitigen Ablebens 19 Ausser als Eponym dienend spielte Ismail weder in ihrer Geschichte noch in ihrem Lehrsystem irgendeine besondere Rolle Bedeutung hatte dafur sein uberlebender Sohn Muhammad der Verborgene al Muktum welcher ihrer Lehre folgend der zu erwartende siebte Imam also der auch der finale siebte Prophet der gottlichen Offenbarung sein werde 20 In ihrer Vorstellungswelt ist er einige Zeit vor dem Jahr 809 nicht verstorben sondern in die Verborgenheit entruckt um sie im Zustand der freudigen Erwartung seiner messianischen Wiederkehr als der rechtgeleitete Vorsteher al imam al mahdi zuruckzulassen Ihm sollte zu diesem Ereignis die Verkundigung der Endzeit Auferstehung die Vereinigung der muslimischen Gemeinde umma durch Vernichtung aller Usurpatoren die Aufhebung des Gesetzes und damit die Wiederherstellung des Urzustands des Glaubens zu Gott obliegen Weil Muhammad ibn Ismail in der Zahlweise der ismailitischen Altglaubigen Proto Ismailiten der siebte ihrer Imame ist wurden sie analog zu den mit ihnen konkurrierenden Zwolfer auch als die Siebener bezeichnet Fur die heute existierenden Ismailiten gilt diese Bezeichnung allerdings als irrefuhrend da deren Imamlinie letztlich doch nicht mit dem siebten Imam endete Beginn der Mission Bearbeiten Etwa zur Mitte des 9 Jahrhunderts also etwa funfzig Jahre nach der Entruckung des siebten Imams trat im sudpersischen Askar Mukram der ortsansassige Abdallah al Akbar der Altere als Prediger auf der offentlich das baldige Erscheinen des rechtgeleiteten Imam Muhammad ibn Ismail verkundete womit er allerdings den Zorn der Bevolkerungsmehrheit und die Aufmerksamkeit der staatlichen Obrigkeit der sunnitischen Abbasidenkalifen auf sich zog Bald zur Flucht genotigt konnte er zunachst in Basra seine Predigten wiederaufnehmen mit derselben Reaktion wie in Askar Mukram Schliesslich entschloss er sich zur Ubersiedelung in das syrische Salamiyya dass eben in dieser Zeit von einem Abbasidenprinz rekolonisiert wurde Als Kaufmann mit falscher Identitat getarnt nahm er hier die Verkundigung seiner Botschaft wieder auf nun aber im Geheimen propagiert und aus dem Untergrund heraus geleitet womit die bis heute betriebene ismailitische Mission daʿwa ihren Anfang nahm Schon Abdallah entsandte die ersten von ihm missionierten Anhanger als Rufer duʿat Sing daʿi in alle Regionen der islamischen Welt wie den Irak nach Persien dem Jemen in den Bahrain nach Agypten und in den fernen Maghreb In geheimen Lehrsitzungen verbreiteten sie dort die Glaubensverfassung ihrer Schia und organisierten die regionale Vernetzung der von ihnen missionierten Gemeinden Die Glaubigen wurden in befestigten Orten zu autarken Gemeinden angesiedelt den Statten der Auswanderung dar al hiǧra die im Informationsaustausch mit jeweils anderen Gemeinden standen Sie horteten Vorrate Vermogenswerte und Waffen fur die bevorstehenden Kampfe mit der staatlichen Obrigkeit und Glaubensgegnern Ausserdem wurde die Erhebung des Funfts hums eingefuhrt eine Fiskalabgabe die jeder Glaubige bis heute dem Imam zu entrichten hat der ihm gemass gottlicher Offenbarung Sure 8 41 zusteht Der Glaubige war zur absoluten Verschwiegenheit nach aussen und unbedingten Loyalitat dem noch verborgenen Imam gegenuber verpflichtet Die Gemeinden waren organisatorisch in regionalen Vernetzungen eingebunden Inseln ǧazira genannt die politisch und spirituell von je einem Da i gefuhrt wurden Diese wiederum herhielten ihre Anweisungen aus der Zentrale in Salamya wo Abdallah der Altere und seine ihm in der Missionsfuhrung unmittelbar nachfolgenden Nachkommen als lebende Beweise Garanten ḥuǧǧa fur die nahende Wiederkehr des siebten Imams burgten 21 Die Wiederkehr des Mahdi und erste Krise Bearbeiten Die verborgenen Imame8 ʿAbdallah al Akbar9 Ahmad ibn ʿAbdallah10 Hussein ibn Ahmad gest 881 88211 Said ibn Hussein alias Abdallah al MahdiIm Jahr 899 nahm eine Kette von Ereignissen ihren Anfang die im Hervortreten des ismailitischen Imamats der Errichtung eines Kalifats aber auch in einem ersten bedeutenden Schisma der Schia mundete In jenem Jahr offenbarte sich der vierte in Salamya residierende Grossmeister der Mission Abdallah der Jungere eigentlich Said ein Urenkel des alteren Abdallah gegenuber dem Da i der irakischen Glaubensgemeinde Hamdan Qarmat als der von der Schia erwartete rechtgeleitete Vorsteher al imam al mahdi Er und seine Vorganger hatten ihre wahre Identitat als Imame aus Grunden der Vorsicht verheimlichen mussen um der Verfolgung durch die Usurpatoren der Abbasiden zu entgehen Fur Qarmat aber stand diese Offenbarung in einer eklatanten Unvereinbarkeit zu der von der Mission propagierten Lehre von der leibhaftigen Wiederkehr des siebten Imams Muhammad ibn Ismail als dem letzten zu erwartenden Propheten Die Offenbarung des von seiner Warte aus falschen Mahdi zuruckweisend sagte sich Qarmat von der Missionsfuhrung in Salamiyya los und mit ihm die gesamte irakische und bahrainische Glaubensgemeinde Die so formierte Schia der Qarmaten betrachtete sich als Bewahrer der Lehre der ismailitischen Altglaubigen und damit als deren einzig legitimen Erben Die Formierung der Qarmaten war mit ihrer gewaltsamen Erhebung gegen die staatliche Obrigkeit zu Bagdad verbunden Mit dem Sturz der sunnitischen Abbasiden gedachten sie ihre Glaubensverfassung als die Alleingultige in der islamischen Welt durchzusetzen bevor dies dem vermeintlich falschen Mahdi gelange Die kommenden Jahrzehnte versetzten die Qarmaten den Irak und die arabische Halbinsel in den Zustand eines Dauerkrieges der primar gegen Bagdad doch letztlich auch gegen ihre ehemaligen ismailitischen Glaubensbruder gefuhrt wurde Den nahezu alle anderen Glaubensgemeinden besonders in Syrien im Jemen in Agypten in Nordafrika und im Maghreb bekundeten ihre Loyalitat weiterhin zu Abdallah dem Jungeren dessen Offenbarung als tatsachlicher Mahdi sie als vereinbar mit der bisher propagierten Lehre betrachteten Die Vorstellung von einer weiteren dynastischen Vererbung des Charismas nahm in ihrer Glaubensverfassung eine zunehmend konkretere Form an Nicht mehr die leibhaftige Wiederkehr des siebten Imams welcher also tatsachlich verstorben war als dem Mahdi wurde erwartet sondern ein von ihm abstammender Alide auf dem per Designation das Charisma zugefallen ist Die Verborgenheit in welcher der siebte Imam einst getreten ist wurde von nun an nicht mehr als eine physische Entrucktheit von der materiellen Welt sondern als Ruckzug aus der Offentlichkeit als Emigration in den Untergrund aufgefasst um der Verfolgung durch Feinde zu entgehen 22 Abdallah der Jungere und seine ihm nachfolgenden Imam Kalifen sollten dazu mehrere teils voneinander abweichende genealogische Darstellungen prasentieren die ihre Abstammung von Ali uber den siebten Imam untermauern sollten Eine offizielle Proklamierung eines Stammbaumes haben sie allerdings stets unterlassen womit sie ihren Kritikern und Glaubensgegnern eine Angriffsflache auf ihre Glaubwurdigkeit und den Wahrheitsgehalt ihrer Lehre boten Von ihren Gegnern wurde und wird ihre Abstammungslinie von Ali als eine betrugerische Fiktion deklariert doch in der Glaubenslehre der Ismailiten gilt sie seither als ein unumstossliches religioses wie historiographisches Dogma 23 Der achte Imam und Begrunder der ismailitischen Mission ʿAbdallah al Akbar gilt darin als leiblicher Sohn und designierte Nachfolger des siebten Imams 24 Der Aufstand der Qarmaten im Irak hatte indes auch in Syrien zu Unruhen gefuhrt Die dortigen Glaubensgemeinden sahen im Jahr 903 gleichfalls die Zeit zur Erhebung gegen die Abbasiden gekommen und griffen zu den Waffen Das Inkognito des Mahdi als einfacher Kaufmann konnte unter diesen Umstanden in Salamiyya nicht mehr aufrechterhalten werden weshalb er die Flucht in das palastinensische ar Ramla aufnahm Seinen Anhangern war indes die Einnahme von Salamiyya Homs und anderen Stadten entlang des Orontes gelungen in denen sie einen ersten kurzlebigen Staat im Namen des Mahdi errichteten Ihrer Aufforderung endlich aus der Verborgenheit hervorzutreten ist dieser allerdings nicht nachgekommen Noch bevor das Jahr zu Ende war wurden sie von den Abbasiden militarisch besiegt und ihre Anfuhrer grausam bestraft Unter Folter hatten sie in Bagdad noch die Identitat des Mahdi preisgegeben nachdem nun im ganzen islamischen Reich steckbrieflich gesucht wurde Im Kontext dieses Aufstandes haben sich die syrischen Anhanger des Mahdi vornehmlich Beduinenstamme selbst als Fatimiden al Faṭimiyun bezeichnet 25 Wahrend die syrische Insel unter der Reaktion der Abbasiden zusammenbrach blieben die Glaubensgemeinden im Jemen und in Nordafrika von den Ereignissen weitgehend unbehelligt Von ar Ramla aus musste der Mahdi seine Flucht wieder aufnehmen sehr zur Uberraschung seines kleinen Anhangs nicht in den Jemen sondern in den fernen Maghreb dessen berberische Bevolkerung zu jener Zeit noch als barbarisch verwildert und nur oberflachlich islamisiert galt Die Begrundung des Kalifats und erneute Krise Bearbeiten Die Imam Kalifen der Fatimiden bis zum Schisma11 al Mahdi gest 93412 al Qa im gest 94613 al Mansur gest 95314 al Muʿizz gest 97515 al ʿAziz gest 99616 al Hakim gest 102117 az Zahir gest 103618 al Mustansir gest 1094 Hauptartikel Fatimiden Parallel zum Aufstand der syrischen Ismailiten haben sich auch im fernen Westen ihre Glaubensgenossen unter der Fuhrung des tatkraftigen Da i Abu Abdallah Hussein der Schiit asch Schiʿi erhoben Dieser hatte in den Jahrzehnten zuvor die fur ihre kriegerische Gesinnung beruchtigten Berberstamme der Kutama fur die Lehre missioniert welche die Berge des heutigen Algerien bewohnten Mit den Kutama als militarisches Ruckgrat wagte nun auch asch Schi i die Erhebung gegen die Provinzstatthalter von Afrika Ifriqiya aus der Dynastie der Aghlabiden Nach harten und wechselvollen Kampfen konnte im Marz 909 die Residenzstadt Raqqada eingenommen und der letzte Aghlabide vertrieben werden Umgehend wurde die Errichtung des Mahdi Staates in Angriff genommen dem zweiten nach dem missgluckten Versuch in Syrien vier Jahre zuvor Der Mahdi selbst war zeitgleich zu diesen Ereignissen als Kaufmann getarnt durch das Kriegsgebiet gezogen bis er das am Rande der Sahara gelegene Sidschilmasa im heutigen Marokko erreichte um dort den Ausgang der Kampfe abzuwarten Erst nachdem Afrika erobert und das neue ismailitische Regime errichtet war konnte er sich am 26 August 909 seinen von Sidschilmasa aufziehenden Glaubigen zu erkennen geben 26 Im Triumphzug wurde er nach Raqqada geleitet wo schliesslich am 5 Januar 910 seine offentliche Proklamation als neuer Befehlshaber aller Glaubigen amir al muʾminin in Stellvertretung ḫilafa des Propheten durch die Einsetzung seines Herrschernamens der von Gott Rechtgeleitete al Mahdi billah in die Freitagspredigt ḫuṭba erfolgte 27 Damit wurde das erste in Opposition zu den sunnitischen Abbasiden zu Bagdad stehende Kalifat begrundet das zudem auch das einzige der Geschichte bleiben solle dass aus dem Schiitentum hervorgegangen ist Als Sohn der Fatima und als fatimidischer Imam wurde al Mahdi noch im selben Jahr in einem Lobgedicht in Reminiszenz auf die von ihm beanspruchte Abstammung von der Prophetentochter Fatima gepriesen weshalb die Geschichtsschreibung diese neue Kalifendynastie mit dem Namen Fatimiden zu benennen pflegte 28 Sich selbst aber bezeichnete sich die Kalifenfamilie bevorzugt als Dynastie der Wahrheit daulat al ḥaqq 29 Das Hervortreten des Mahdi aus der Verborgenheit war fur diesen mit existenziellen Risiken behaftet die in den Erwartungshaltungen seiner Glaubigen begrundet lagen Und tatsachlich drohte das erste Jahr der von ihm begrundeten Dynastie auch deren letztes zu werden Denn in seinem Aussehen und weltlichen Auftreten entsprach der Mahdi weder den von Askese und Frommigkeit bestimmten Vorstellungen des Da is Hussein dem Schiit noch entsprach von Anfang an seine an den Tag gelegte Amtsfuhrung die von einem Kalifen erwartet wurde Weder nahm er an den rituellen Handlungen wie das Fastenbrechen oder dem Opferfest teil und zur Abhaltung des Festgebets schickte er seinen Sohn als Stellvertreter vor Vor allem aber ist mit seinem Erscheinen nicht die Aufhebung des Gesetzes eingetreten was ein zentraler Bestandteil der ismailitischen Lehre war Schnell wuchs in den Da i die Erkenntnis dass der Mahdi tatsachlich ein Betruger sein konnte ahnlich wie ein Jahrzehnt zuvor bei Hamdan Qarmat Im Geheimen scharrte der Da i andere enttauschte Glaubige und alte Diener der vertriebenen Aghlabiden um sich um einen Staatsstreich gegen den Mahdi zu fuhren Bevor die Verschworer losschlagen konnten wurden sie an den Mahdi denunziert Dem Schiit kostete sein Wanken im Glauben am 28 Februar 911 das Leben die ismailitische Geschichtsschreibung behielt den eigentlichen von umtriebigen Verratern irregeleiteten Grundervater ihres Kalifats dennoch in ehrender Erinnerung In den folgenden Jahrzehnten hatte sich die neue Dynastie in Nordafrika noch gegen weitere Aufruhrer und Gegen Mahdis zu behaupten Einen schweren Ruckschlag erfuhr die Schia im Jemen als ihr dortiger Missionar Ibn Hauschab der Sieger des Jemen im Jahr 914 gestorben war worauf die jemenitische Insel zusammenbrach und die meisten ihrer Anhanger zur Sunna zuruckkehrten In Afrika konnte sich das fatimidische Regime spatestens mit der blutigen Niederwerfung des Aufstandes des Mannes auf dem Esel Abu Yazid im Jahr 947 endgultig stabilisieren und expandieren Schon zu al Mahdis Lebzeiten wurden Sizilien unterworfen und erste Vorstosse bis nach Agypten unternommen wo noch immer eine einflussreiche Insel der Mission im Untergrund wirkte Zur Profilierung als echte Glaubige der Offenbarung konnte der Dschihad nach Unteritalien gegen die christlichen Byzantiner gefuhrt werden Hauptstossrichtung aber blieb Bagdad wo noch immer die Usurpatoren der Abbasiden regierten Denn das Kalifat beinhaltete die ungeteilte Befehls und Herrschergewalt uber alle Glaubige der Offenbarung die eine Koexistenz mit einem zweiten Kalifat verbat Die Glaubenslehre der Ismailiten erfuhr in jener Zeit eine dahingehende Anderung indem das Ausbleiben der versprochenen Aufhebung des Gesetzes durch die Einwirkung Gottes erklart wurde die zu verkunden nicht mehr der Person des Mahdi sondern einem seiner zukunftigen Nachfolger vorbehalten sein sollte die durch die Eingebung Gottes alle rechtgeleitete Imame seien 30 Einstweilen aber hatten alle Muslime auch die glaubigen Anhanger der Schia noch immer die Scharia zu befolgen das Fatimidenreich blieb also zeit seiner Existenz ein islamischer Staat Der Hohepunkt der Macht Bearbeiten Das Herrschaftsgebiet des Fatimiden Kalifats in den Phasen seiner Ausdehnung Die al Azhar Moschee die Strahlende in Kairo eingeweiht 972 von Kalif al MuʿizzAm Morgen des 6 Juli 969 marschierte der fatimidische Feldherr Dschauhar as Siqilli mit seinem Expeditionsheer bestehend aus den altbewahrten Kutama Berbern kampflos in die Provinzhauptstadt Agyptens die Stadt der Zelte al Fusṭaṭ Miṣr ein und nahm sie im Namen seines Kalifen al Muʿizz in Besitz In der ersten am 9 Juli folgenden Freitagspredigt ḫuṭba wurde der Name des Fatimiden anstelle des Abbasiden al Mutiʿ in die Gebetsformel eingesetzt womit der Herrschaftswechsel offiziell vollzogen wurde 31 In den Jahren zuvor war die offentliche Ordnung in dieser Provinz des Abbasidenkalifats in blutigen Machtkampfen ihrer Statthalter untereinander zusammengebrochen Hilfe vom Kalifen aus Bagdad konnte die Bevolkerung zu jener Zeit nicht erwarten da deren Macht selbst in Machtkampfen und durch eine neu einsetzende Expansion des christlichen Byzanz zu erodieren begann Die in Agypten umtriebige ismailitische Mission nutzte die anarchischen Verhaltnisse um fur ihren Imam Kalifen als neue ordnende Hand zu werben der allein dazu im imstande sei das Nilland zu befrieden und zu neuem Wohlstand zu fuhren Der Umzug des Hofes von Afrika heute Tunesien nach Agypten erfolgte erst vier Jahre darauf Am 10 Juni 973 zog Kalif al Muʿizz mit seinem Hofstaat und Ministern nicht etwa in die alte Hauptstadt sondern in die nordlich von ihr gegrundete die Siegreiche des Muʿizz al Qahira al Muʿizzya ein deren Fundamente bereits von Dschauhar gelegt wurden 32 Al Qahira alias Kairo wurde die bedeutendste bauliche Hinterlassenschaft der Fatimiden Ursprunglich nur als Palaststadt fur den Kalifen und seinen Staat gegrundet wuchs sie im 11 Jahrhundert mit al Fusṭaṭ alias Alt Kairo zu einer Stadt zusammen Bis heute ist sie die Hauptstadt Agyptens geblieben die diesen Status auch nach dem Ende der Fatimiden 1171 behaupten konnte Im Anspruch der Fatimiden sollte Kairo allerdings nur eine Etappe bis zum Endziel bleiben namlich der Vertreibung der sunnitischen Usurpatoren in Bagdad Und tatsachlich schien sich dieses Endziel unter den folgenden Fatimiden Kalifen zu verwirklichen Bis in das fruhe 11 Jahrhundert konnte ihr Herrschaftsgebiet uber Palastina Syrien dem Jemen und sogar uber den Hedschas mit den heiligen Statten Mekka und Medina erweitert werden von 969 bis 1071 sollte in Mekka der Name des Fatimiden Kalifen in der Freitagspredigt verlesen werden Als Hauptgegner waren den fatimidischen Heeren in Syrien und dem Hedschas nicht die der Abbasiden aufgetreten sondern die der ihrer Schia abtrunnig gewordenen Qarmaten Der tatsachliche Machtbereich der Abbasiden war in jener Zeit auf den Irak zusammengeschrumpft Ein finaler Schlag gegen Bagdad erschien unter diesen Umstanden nur noch als eine Frage der Zeit Begleitet vom weltlichen Machtgewinn hatte auch die ismailitische Mission einen neuen Aufschwung in der gesamten muslimischen Umma erfahren auch jenseits des eigentlichen Herrschaftsgebiets der Fatimiden Kalifen Neue Inseln konnten wieder in Syrien und im Jemen unter der Statthalterdynastie der Sulaihiden gegrundet werden Grossen Zulauf erhielt die Mission in Persien und auch im fernen Indien konnten sich neue Gemeinden etablieren Sogar einige qarmatische Gemeinden konnten wieder mit der ismailitischen Mission vereint werden wenn auch sie die Fatimiden nur als weltliche Stellvertreter des noch immer erwarteten siebten Imams betrachteten Seit Anbeginn ihrer Existenz hatte die streng hierarchische Struktur der Mission in den Imamen ihr spirituelles wie organisatorisches Zentrum besessen bei denen letztlich alle Kommunikationsfaden zwischen den einzelnen Inseln zusammen liefen Die alltaglichen der Mission betreffenden Geschafte haben die Imame aber schon seit der Zeit ihrer Verborgenheit in Salamiyya dem Amt des Rufers der Rufer daʿi d duʿat anvertraut dem die regionalen Missionare unterstellt waren die die Inseln leiteten und der fur sie als Pforte bab zum Imam fungierte 33 In das Amt des Ober Da i wurden ublicherweise nur die gelehrtesten Autoritaten der Schia berufen die zudem das Vertrauen des Imam besassen Diese Personen hielten sich stets in der engsten Umgebung des Imam auf so zum Beispiel auch wahrend dessen abenteuerlichen Flucht von Salamiyya nach Sidschilmasa Nach dem Umzug des Imam Kalifen nach Kairo wurde auch das Amt dort fest installiert Der neue Aufschwung der Mission im spaten 10 und im 11 Jahrhundert sollte allerdings nicht daruber hinwegtauschen dass das Ismailitentum in allen Regionen der islamischen Welt nur von einer Minderheit als Lehre akzeptiert wurde Auch in den Kernlandern des Fatimidenreichs in Agypten Afrika Syrien und im Jemen war der uberwiegende Teil der Bevolkerung trotz aller Missionierungsarbeit letztlich der Sunna treu geblieben so dass sich das Alltagsleben dort in eine Art Parallelgesellschaft einrichtete Wahrend die staatliche und klerikale Hierarchie ismailitisch durchdrungen war lebte die Bevolkerungsmehrheit abseits von ihr weiter nach den Geboten und Verboten der sunnitischen Rechtsschulen Neben der sunnitischen Bevolkerungsmehrheit waren den Imam Kalifen auch andere religiose Gruppierungen untertan vor allem der altorientalischen und koptischen Kirchen in Palastina und Agypten Das Los der Christen unter den Fatimiden unterschied sich nicht sonderlich von dem das sie unter den Abbasiden zu erdulden hatten sie mussten auch weiterhin eine Kopfsteuer entrichten blieben zunachst aber weitgehend unbehelligt Dieser Zustand der Koexistenz erfuhr unter Kalif al Hakim eine folgenschwere Zasur als dieser eine Diskriminierungspolitik gegenuber Christen und Juden initiierte als demonstratives Bekenntnis zu seiner unbedingten Hingabe islam gegenuber der koranischen Offenbarung Die damit angestossene Verfolgungswelle gegen diese religiosen Minderheiten mundete u a 1009 in der Zerstorung der Grabeskirche von Jerusalem Nach al Hakim normalisierten sich die Verhaltnisse vor Ort wieder doch besonders den Christen des europaischen Abendlandes sollte die Freveltat noch lange im Gedachtnis bleiben noch 1095 wurde sie bei der Synode von Clermont als einer der Grunde zum Kreuzzugsaufruf angefuhrt Abspaltung der Drusen Bearbeiten Ungeachtet ihres Ausbleibens und trotz des Bestehens der Imam Kalifen auf ihre Einhaltung ist die Aufhebung der Scharia seit dem Hervortreten des Mahdi die grosse Versuchung fur die Schwarmer unter den Glaubigen geblieben deren Ungeduld zu bandigen die Imame immer wieder vor Herausforderungen gestellt haben Die ismailitische Lehre kennzeichnete von Anfang an ein latenter Antinomismus da sie ja in allen offenbarten Gesetzesreligionen Judentum Christentum und Islam nur ausserliche Hullen der wahren Religion erkennt die selbst aber befreit ist von allen kultischen Pflichten Riten Geboten und Verboten die als Urform der Religion nur die reine Anbetung Gottes kennt Diese Lehre hat das Ismailitentum schon immer anfallig fur Haresien gemacht Es waren besonders neuplatonische Vorstellungen die auf Gelehrte und Propagandisten der Schia eine hohe Faszination ausubten mit denen sie im heutigen Ostiran und Zentralasien schon fruh in Beruhrung gekommen waren und die sie von dort bis nach Nordafrika in die unmittelbare Umgebung der Imam Kalifen weitervermittelten 34 So war es dann auch ein persischer Da i Hamza der Filzmacher al Labbad der zu Beginn des 11 Jahrhunderts in Kairo die Endzeit unter dem Erscheinenden al Qaʾim dem eschatologischen Herrscher angebrochen sah mit der die Abrogation der koranischen Offenbarung und ihrer ismailitischen Deutung zugunsten eines blossen Bekenntnisses zu Gottes Einzigkeit tauḥid einhergehe die gottesdienstlichen Handlungen uberflussig macht Und Gott habe sich in keiner anderen Person als dem regierenden Kalif al Hakim im materiellen Sein inkarniert Als besonders eifriger Propagandist dieser neuen Lehre tat sich der aus Buchara stammende Turke Anuschtekin der Schneider pers ad Darzi hervor nach dem ihre Anhangerschaft die Schneider Drusen Duruz genannt wurden 35 Hatte etwa ein Jahrhundert zuvor al Mahdi solch schwarmerisches Treiben in Afrika noch rigoros unterbunden wurde die drusische Lehre von al Hakim in Kairo nun stillschweigend geduldet Sein spurloses Verschwinden bei einem Ausritt in der Nacht des 13 Februar 1021 diente den Drusen als letzter Beweis seiner wahren Identitat als Gott demnach dieser die Materie verlassend von der physischen Inkarnation in den korperlosen Zustand zuruckgekehrt sei Die drusische Mission fand darauf eine rasche Verbreitung in allen Regionen der islamischen Welt und drohte in Konkurrenz zur offiziellen ismailitischen Lehre zu treten als daʿwa in der daʿwa 36 Im Machtbereich der Fatimiden wurde sie deshalb von al Hakims Nachfolger az Zahir verfolgt 1034 wurde sie offiziell eingestellt und ihre Anhanger zogen sich in die Berge des Libanon zuruck wo ihre Nachkommen bis heute in autonomen Siedlungen leben Der Niedergang Bearbeiten Mit dem Tod des Imam Kalifen az Zahir im Jahr 1036 hatte das Fatimidenkalifat nach einem etwas mehr als hundertjahrigen Siegeszug seinen Zenit uberschritten Die folgende fast sechzig Jahre dauernde Herrscherzeit des achtzehnten Imams al Mustansir war gekennzeichnet vom staatlichen Zerfall territorialen Ruckzug und mundete am Ende in einer Spaltung der ismailitischen Schia die bis heute fortdauert Den Anfang machte der Abfall der Statthalter von Afrika die Ziriden die sich 1045 von den Fatimiden lossagten und sich unter die Oberhoheit der Abbasiden stellten Dies begunstigte den Siegeszug der streng sunnitischen Bewegung der Almoraviden die von Mauretanien ausgehend den gesamten Maghreb unterwarfen und 1045 auch Sidschilmasa eroberten den Ort des Hervortreten des ismailitischen Imamats In den folgenden Jahren drangen sie bis nach Afrika vor bevor sie ihren Expansionsdrang auf die iberische Halbinsel verlegten Die Insel Sizilien war den Fatimiden und damit auch dem Islam 1072 fur immer verloren gegangen nachdem sie von den christlichen Normannen erobert wurde Das weisse Banner der Fatimiden wehte fur etwas mehr als einem Jahr uber Bagdad Der gefahrlichste Feind der Fatimiden aber war ihnen aus dem fernen Zentralasien in Gestalt kriegerischer Turkvolker erwachsen die vom Clan der Seldschuken angefuhrt wurden Wenige Generationen zuvor noch selbst heidnisch gewesen hatten sie den sunnitischen Islam angenommen und sich zu Beschutzern der von den Fatimiden zuletzt schwer bedrangten Abbasiden von Bagdad aufgeschwungen Dabei hatte die Verdrangung der persischen Buyiden aus der Schutzherrschaft uber die Abbasiden durch den seldschukischen Clanfuhrer Tughrul Beg und die darauf folgenden Wirren fur die Dauer eines Jahres tatsachlich zum Sturz der Abbasiden und zur Etablierung des Fatimiden Kalifats in Bagdad gefuhrt ohne dass diese dazu etwas aktiv beigetragen hatten Der den Abbasiden abtrunnig gewordene Soldnergeneral al Basasiri hatte sich formell dem Fatimiden Kalifat unterstellt und wahrend einer Abwesenheit des Tughrul Beg am 27 Dezember 1058 in Bagdad einziehen konnen Er beendete das Abbasiden Kalifat durch die Absetzung des al Qaim und liess stattdessen in der ersten Freitagspredigt am 1 Januar 1059 den Namen des Fatimiden al Mustansir verlesen Dazu liess er Munzen in dessen Namen schlagen und die Herrscherinsignien der Abbasiden nach Kairo senden Der Triumph der Fatimiden hielt allerdings nur fur die Dauer der Abwesenheit des Seldschuken an Als dieser im Dezember 1059 mit seinem Heer aus dem Iran in den Irak zuruckgekehrt war musste sich der unterlegene al Basasiri fluchtartig aus Bagdad zuruckziehen in das Tughrul Beg seinerseits am 3 Januar 1060 wieder einziehen und das Abbasiden Kalifat restaurieren konnte 37 Die direkte Konfrontation der Fatimiden mit den Seldschuken begann 1071 als diese unter Sultan Malik Schah I mit ganzer Heeresmacht den Euphrat uberschreitend in Syrien einfielen 1076 eroberten sie Damaskus Ihren Feldzug gegen die Fatimiden und deren aus ihrer Sicht ketzerischen Lehre des Ismailitentums deklarierten sie dabei als Glaubenskampf zugunsten des orthodox sunnitischen Islam Der Kampf gegen die Turken um die Kontrolle uber Syrien verlangte den fatimidischen Feldherren die folgenden Jahrzehnte die ganze Aufmerksamkeit ab So kam es das am 15 April 1071 in Mekka erstmals wieder der Name des Abbasiden Kalifen verlesen wurde und die Heilige Statte deshalb den Fatimiden zum ersten Mal verloren ging 38 Aber auch in Agypten selber wirkte der Einfluss von Turken destruktiv die seit geraumer Zeit in hoher Zahl als Militarsklaven mamluk angeworben wurden gegenuber der staatlichen Autoritat aber kaum Loyalitat aufbrachten In andauernden Machtkampfen zwischen turkischen und sudanesischen Truppenverbanden versank Agypten in diesen Jahren in fortwahrender Anarchie Imam Kalif al Mustansir besass nicht die Autoritat um die Konfliktparteien zu versohnen so dass er als letzten Ausweg die Hilfe des Badr al Dschamali anrief der von armenischer Abstammung war und zu den letzten loyalen Feldherren auf dem syrischen Kriegsschauplatz zahlte 1073 landete Badr mit seinen Truppen in Damiette und zog am 27 Januar 1074 in Kairo ein In den folgenden Jahren konnte er mit strengster Harte die Anarchie in Agypten beenden und den Staat nach innen befrieden Im Juli 1075 konnte er in Mekka gar wieder die Verlesung des Namens des Fatimiden Kalifen durchsetzen Badr al Dschamali war damit zum eigentlichen Machthaber des Fatimiden Kalifats avanciert der die unumschrankte Staatsgewalt in seiner Person vereinte Neben der Funktion eines Regierungschefs wazir hatte er sich auch die des militarischen Oberbefehlshabers Obersten Richters und 1078 schliesslich gar die des Rufers der Rufer angeeignet also des Organisators der ismailitischen Mission obwohl er nicht aus den Reihen ihrer Geistlichkeit stammte Eine solche Vereinigung an Kompetenzen gab es bei den Fatimiden zuvor nicht die bis dahin immer auf eine strikte Gewaltenteilung achteten nun aber hatte das Wesirat der Ausfuhrung wizarat at tanfiḍ den Wandel zu einem Wesirat der Bevollmachtigung wizarat at tafwiḍ erlebt Aufgrund der von Badr erlangten Machtvollkommenheit neigt die Geschichtsschreibung dazu in ihm den ersten Herrscher sulṭan Agyptens und damit als Vorbildgeber der zukunftigen Herrscherdynastien der Ayyubiden und Mamluken zu erkennen 39 Die Person des Imam Kalifen war ihm gegenuber zu einem blossen Alibi zur Herrscherlegitimation zuruckgetreten ein Zustand gegen den die letzten Fatimiden anzukampfen suchten doch letztendlich scheitern sollten Das Schisma Bearbeiten Der erste Versuch die Machtverhaltnisse in Kairo zugunsten der Kalifenfamilie zu andern mundete in der Spaltung der ismailitischen Schia im Jahr 1094 In den ersten Monaten jenes Jahres konnte al Afdal Schahanschah seinem Vater problemlos in das Amt des Wesirs nachfolgen und schon am Ende jenes Jahres ist Imam Kalif al Mustansir verstorben Der neue Wesir nutzte die Gunst der Stunde zur Mehrung seiner personlichen Macht indem er einen der jungeren Sohne des verstorbenen Oberhauptes als al Mustali der eine Marionette in seinen Handen bleiben sollte zum neuen Imam Kalifen inthronisieren liess und dessen altere Bruder vor vollendete Tatsachen stellte Angeblich hatte al Mustansir einst seine Designation fur al Musta li erteilt doch der alteste der Bruder Prinz Nizar ein Intimfeind der Wesirsfamilie behauptete eine solche Verfugung seines Vaters schon zuvor erteilt bekommen zu haben Zum ersten Mal uberhaupt wurde damit eine Thronfolge innerhalb der Fatimidendynastie angefochten Nizar verschanzte sich in Alexandria und liess sich dort von Gefolgsleuten zum Kalif proklamieren doch war er schon im Jahr darauf militarisch geschlagen und anschliessend in einem Kerker beseitigt wurden Die verhaltnismassig schnelle Klarung des Thronfolgekampfes hatte allerdings nicht den Bruch zu schliessen vermocht der sich durch diesen Nachfolgestreit innerhalb der ismailitischen Schia auftat Ahnlich wie nach dem Tod des Imams Dschafar as Sadiq 330 Jahre zuvor gruppierten sich nun die Anhanger der Schia hinter die Anspruche des jeweils auftretenden Pratendenten auf das Imamat und der von ihnen weitergehenden Imamlinien Die Verwerfungslinie dieses Bruchs verlief nahezu entlang des unmittelbaren Herrschaftsbereichs der Imam Kalifen also Agypten Syrien Palastina und den Jemen und der jenseits davon lebenden Schia also vor allem in Persien Wahrend die Schia innerhalb des Fatimidenreichs nahezu geschlossen die Nachfolge al Mustalis als Imam und Kalif vorbehaltlos anerkannte stellte sich die Schia in Persien sowie in Teilen Syriens hinter den Nachfolgeanspruch des Prinzen Nizar Die zwei so entstandenen Gruppierungen der Mustali Ismailiten und Nizari Ismailiten beanspruchten die Fortfuhrung des Ismailitentums fur sich und behielten folglich eine gemeinsame Glaubenslehre nur folgten sie nun je einer eigenen Imamlinie die vom jeweiligen Standpunkt aus gesehen die jeweils rechtmassige war aus welcher der zu erwartende Imam hervorgehen sollte mit dessen Erscheinen die Endzeit und die Ruckkehr des Glaubens in seine paradiesische Urform einhergehen werde Das Schisma der Ismailiten ist bis heute dauerhaft geblieben und in beiden Splittergruppen sollten im weiteren geschichtlichen Verlauf weitere Aufteilungen stattfinden Dieser Zerfall der Einheit wurde mit ursachlich fur das Ende des Fatimidenkalifats Die Nachkommen des 18 Imams Kalif al Mustansir18 Imam 1036 1094 Nizar 1094 1095 Kalif al Mustali1094 1101 Muhammad Kalif al Amir1101 1130 X Kalif al Hafiz 1130 1149 Nizariten Tayyibiten Hafiziten Aga Khane Mu miniten Mustaliten Bearbeiten Hauptartikel Mustaʿliten Die Weihinschrift uber dem Eingang der al Aqmar Moschee das Mondlicht zu Kairo die 1125 von Kalif al Amir eingeweiht wurde Die Imame der Musta li Ismailiten stellten die ersten zwei Kalifen der Fatimiden nach der Spaltung Wahrend al Mustali gest 1101 nur eine Marionette des Wesirs blieb bemuhte sich al Amir gest 1130 um die Wiedergewinnung der alten Machtvollkommenheit des Kalifats Er wurde jedoch wahrend eines Ausritts von einem Attentatskommando der mit ihm verfeindetes Nizari Ismailiten ermordet Sein Tod schwachte nicht nur das Kalifat von neuem es fuhrte zu einer erneuten Spaltung seiner Schia Tayyibiten Bearbeiten Hauptartikel Tayyibiten Imam Kalif al Amir hatte nur einen Sohn at Tayyib im Sauglingsalter hinterlassen der noch im Jahr seiner Ermordung spurlos verschwand Die uberzeugten Anhanger seines Imamats erkannten in dem Knaben ihren rechtmassigen Imam der in die Verborgenheit entruckt sei und auf dessen Wiederkehr seither gewartet wird Die Tayyibi Ismailiten oder Tayyibiden haben die Thronusurpation des al Hafiz und damit dessen Imamat nicht anerkannt was vor allem die Gemeinden des Jemen und in Indien betraf Noch heute besteht in diesen Landern die Schia der Tayyibiten deren Gemeinden von je einer Missionarsfamilie Dawudi Bohras spirituell gefuhrt werden Hafiziten Bearbeiten Hauptartikel Hafiziten Den Hafizi Ismailiten oder Hafiziten blieb die historische Rolle uberlassen die letzten Fatimidenkalifen zu stellen Die Glaubwurdigkeit ihres Imamats allerdings war von Anfang an zweifelhaft den al Hafiz war der erste Kalif der nicht unmittelbar als Sohn eines Kalifen nachgefolgt war Die von ihm prasentierte Designation durch den ermordeten al Amir stand schon im Auge der Zeitgenossen auf schwachen Fussen Die Imam Kalifen der Hafiziden hatten nur von der in Agypten selbst lebenden Anhangerschaft Anerkennung erfahren entsprechend dem immer weiter geschrumpften Herrschaftsgebiet des Fatimiden Kalifats Und unter ihrer Agide versank Agypten in eine weitere Epoche der Anarchie Um ihre nominelle Herrschaft zu wahren mussten sich die letzten Kalifen sogar unter die Schutzherrschaft der christlichen Franken des Konigreichs Jerusalem stellen Bevor Agypten dem Islam endgultig verloren zu gehen drohte ruckte von Syrien aus kommend der Feldherr Asad ad Din Schirkuh am 20 Januar 1169 in Kairo ein und stellte die allgemeine Ordnung wieder her Der letzte Fatimide al Adid musste den sunnitischen Feldherrn zum Wesir ernennen und nach dessen Tod am 23 Marz 1169 dessen Neffen Salah ad Din Saladin Yusuf in dieses Amt einsetzen Am 10 September 1171 liess dieser zum Freitagsgebet den Namen des sunnitischen Abbasidenkalifs von Bagdad verlesen als al Adid noch nicht einmal verstorben sondern noch auf dem Sterbebett lag Erst am 13 September 1171 dem Tag von Aschura ist der letzte Fatimidenkalif verstorben Nach etwa 202 Jahren der Vorherrschaft einer schiitischen Lehre in Agypten wurde das Land wieder der Sunna zugefuhrt ohne das dagegen ein nennenswerter Widerstand aus der Bevolkerung aufgekommen ware Das Ismailitentum war letztendlich in Agypten und auch in anderen Regionen der islamischen Welt nur eine Minderheit geblieben mit einem entsprechend geringen Ruckhalt unter der Masse der Bevolkerung 1173 unternahmen noch einmal ubrig gebliebene Funktionare des Fatimidenstaates einen Versuch zum Staatsstreich um die vergangene Ordnung wiederzubeleben doch Saladin konnte den Putsch noch in seiner Planungsphase aufdecken und niederschlagen In Agypten lebten die letzten Prinzen der Dynastie der Wahrheit noch fur etwas mehr als hundert Jahre in Gefangnissen oder furstlichem Hausarrest Letzte Nachrichten zu ihnen stammen aus der Zeit des Mamlukensultans Baibars I 1260 1277 Die Schia der Hafizi Ismailiten bestand hier nur noch in kleinen Gemeinden in Oberagypten fur einige Zeit mit einem verborgenen Imamat fort nachdem ihr letzter bekannter Imam Suleiman 1248 gestorben war Aber schon im Spatmittelalter verlor sich ihre Spur Heute gilt diese Schia als nicht mehr existent Alle heute noch lebenden Ismailiten des Mustali Zweigs sind deshalb Tayyibiten Nizariten Bearbeiten Hauptartikel Nizariten und Assassinen Die Bergfestung Alamut im Norden Irans war der Hauptsitz der Nizari Ismailiten Assassinen bis zur mongolischen Eroberung 1256 Im Schicksalsjahr 1094 verweigerten die persischen und ein grosser Teil der syrischen Ismailiten die Anerkennung der Thronfolge in Kairo durch al Musta li und erkannten in der rechtmassigen Nachfolge im Imamat einzig Prinz Nizar an Geistiger Vater dieser Haltung war der Da i Hassan i Sabah welcher die unbestrittene Fuhrungsautoritat der persischen Mission war und diese von der Bergfestung Alamut aus lenkte Die von ihm so begrundete Schia der Nizariten sollte sich als die Erfolgreichste aller Splittergruppen des Ismailitentums erweisen und stellt noch heute das Gros aller Anhanger der Lehre Ein Grund ihres Erfolges ist ihr festhalten an einem physisch prasenten Imamat das fur das Ismailitentum seit seiner Grundung essenziell war gleichwohl die Glaubwurdigkeit ihrer von Nizar ausgehenden Imamlinie in der modernen Geschichtsforschung umstritten ist 40 Die ismailitische Glaubenslehre erfuhr bei den Nizariten eine entscheidende Entwicklung als ihr Imam Hassan II bei seinem Hervortreten aus der Verborgenheit am 8 August 1164 zu Alamut die Auferstehung qijamah des Erscheinenden al Qaʾim und damit den Anbruch der Endzeit und die Aufhebung des Gesetzes rafʿ as sariʿa verkundete womit der Glaube zu Gott in seinen paradiesischen Urzustand zuruckfand 41 Damit wurde bei den Nizariten also jenes erwartete Heilsversprechen eingelost das beim Erscheinen des Mahdi im Jahr 969 noch ausgeblieben war Der Zustand der Gesetzlosigkeit erfuhr darauf bei den Nizariten insofern eine theologische Weiterentwicklung als dass dieser dem zyklischen Wechsel der Verhullung satr und Endhullung kasf unterliegt 42 Demnach unterliegt der Glaubige nur in Zeiten der Verhullung den Geboten und Verboten sariʿa des ausserlichen ẓahir Wortlauts der gottlichen Offenbarung wahrend diese in Zeiten der Enthullung und damit des Hervortretens der wahren Religion aus dem inneren baṭin Sinn der gottlichen Offenbarung aufgehoben sind Weniger ihrer Theologie als vielmehr ihrer Messerattentate gegen Glaubensfeinde wegen sind die Nizariten des Mittelalters besonders in der Geschichtsschreibung der Christen bekannt geworden zuerst bei jenen der Kreuzfahrerstaaten und danach auch in Europa Hier sind sie unter der Fremdbezeichnung Assassinen eine Korruption des arabischen Schimpfworts Haschischleute al Ḥasisiyyun im historiographischen Gedachtnis eingegangen das noch bis in das 21 Jahrhundert eine schwarze Legende erzahlt Mu miniten Bearbeiten Hauptartikel Mu miniten Im Jahr 1310 erlebten die Nizari Ismailiten ebenfalls eine Spaltung in zwei Imamlinien Die Muhammad Schahi Nizariten oder vereinfacht Mu miniten genannt stellten zuerst noch die Mehrheit aller Nizariten Ihre Imame lebten zuerst in Persien und ab 1520 in Indien 1796 verlor die Gemeinde den Kontakt zu ihrem letzten Imam worauf dieser als in die Verborgenheit entruckt deklariert wurde Trotzdem wechselte die Mehrheit der Anhanger im Verlauf des 19 Jahrhunderts in die Gefolgschaft der Imame der Qasim Schahi Nizariten womit eine weitgehende Wiedervereinigung der Nizariten stattfand Die Mu miniten existieren heute nur noch in kleinen Gemeinden in Syrien um die alten Burgen von Masyaf und Qadmus Aga Khane Bearbeiten Die 1310 entstandene Schia der Qasim Schahi Nizariten stellt heute mit geschatzt 20 Millionen Anhangern nicht nur das Gros aller Nizari Ismailiten sondern aller Ismailiten uberhaupt Ihre Imame lebten bis in das 19 Jahrhundert in Persien wo sie den erblichen Adelstitel Aga Khan verliehen bekamen Aber schon Aga Khan I war 1841 zur Flucht nach Indien genotigt Die Imamlinie besteht bis heute fort aktuelles Oberhaupt ist Imam Aga Khan IV Siehe auch BearbeitenListe von Ismaili CentresLiteratur BearbeitenFarhad Daftary Kurze Geschichte der Ismailiten Traditionen einer muslimischen Gemeinschaft Kultur Recht und Politik in muslimischen Gesellschaften Band 4 Ergon Wurzburg 2003 ISBN 3 89913 292 0 englisch A Short History of the Ismailis Ubersetzt von Kurt Maier Farhad Daftary The Isma ilis Their History and Doctrines Cambridge University Press 1992 ISBN 978 0 521 42974 0 2 Auflage 2007 Farhad Daftary The Assassin Legends Myths of the Ismaʻilis I B Tauris 1994 ISBN 978 1 85043 705 5 Farhad Daftary Ismaili literature I B Tauris 2004 ISBN 978 1 85043 439 9 Farhad Daftary Ismaili Literature A Bibliography of Sources and Studies Tauris London 2004 ISBN 1 85043 439 5 Heinz Halm Die Schia Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1988 S 193 243 Heinz Halm Das Reich des Mahdi Der Aufstieg der Fatimiden 875 973 C H Beck Munchen 1991 ISBN 3 406 35497 1 Heinz Halm Die Kalifen von Kairo Die Fatimiden in Agypten 973 1074 C H Beck Munchen 2003 ISBN 3 406 48654 1 Heinz Halm Die Schiiten Beck sche Reihe 2358 C H Beck Munchen 2005 ISBN 3 406 50858 8 Heinz Halm Die Assassinen Geschichte eines islamischen Geheimbundes Beck sche Reihe 2868 C H Beck Munchen 2017 ISBN 978 3 406 70414 7 Markus Wachowski Rationale Schiiten Ismailitische Weltsichten nach einer postkolonialen Lekture von Max Webers Rationalismusbegriff Religionsgeschichtliche Versuche und Vorarbeiten Band 59 De Gruyter Berlin Boston 2012 ISBN 978 3 11 027374 8 Weblinks Bearbeiten Commons Ismailiten Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Institute of Ismaili Studies IIS englisch franzosisch persisch arabisch und russisch Azim Nanji Ismaili Philosophy In J Fieser B Dowden Hrsg Internet Encyclopedia of Philosophy Offizielle Website der Ismaili Muslim Community englisch Einzelnachweise Bearbeiten Mitgliederzahlen Islam in Religionswissenschaftlicher Medien und Informationsdienst e V Abkurzung REMID abgerufen am 30 Januar 2016 Livenet 30 Tage Gebet Ein Herrscher ohne Land bestinfosite Jamatkhanas of the World Ismaili Community Centers ismaili net Jamatkhanas of the World Search by Name amp Country Mein Leben geht weiter wie bisher Focus vom 25 Juli 2005 abgerufen am 21 Februar 2016 Vgl Halm 1991 S 25 Vgl Halm 1991 S 18 a b Vgl Halm 1988 S 203 f 1991 S 26 Daftary 2007 S 134 Vgl Halm 1991 S 25 Vgl Halm 1988 S 203 1991 S 27 Daftary 2007 S 132 Vgl Halm 1991 S 308 f Vgl Halm 1988 S 203 1991 S 29 Vgl Halm 1991 S 313 f Vgl Halm 2005 S 11 Vgl Daftary 2007 S 97 Vgl Halm 1991 S 247 Vgl Halm 1991 S 330 Daftary 2007 S 167 172 Vgl Halm 1991 S 329 Vgl Daftary 2007 S 88 Vgl Daftary 2007 S 95 f Vgl Halm 1988 S 206 Vgl Daftary 2007 S 96 116 119 Vgl Halm 1988 S 194 197 Vgl Halm 1988 S 211 Daftary 2007 S 99 105 Vgl Halm 1991 S 71 Daftary 2007 S 123 Vgl Halm 1991 S 125 132 Vgl Halm 1991 S 138 Daftary 2007 S 128 Vgl Halm 1991 S 138 Daftary 2007 S 128 Vgl Halm 1988 S 209 Vgl Halm 1991 S 311 Vgl Halm 1991 S 366 Daftary 2007 S 159 Vgl Halm 1991 S 371 Daftary 2007 S 162 Vgl Halm 1991 S 61 Vgl Halm 1988 S 215 219 Vgl Halm 1988 S 221 Vgl Halm 1988 S 222 Vgl Halm 2003 S 391 395 Vgl Halm 2014 S 32 Vgl Halm 2014 S 35 ff Vgl Halm 2014 S 261 2017 S 68 f Vgl Halm 2014 S 256 ff Daftary 2007 S 358 ff Vgl Halm 1988 S 227 2014 S 337 f 2017 S 63 f Daftary 2007 S 380 ff Normdaten Sachbegriff GND 4027757 4 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ismailiten amp oldid 235901529