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31 28 4 28 Koordinaten 31 16 48 N 4 16 48 WSidschilmasa Sidschilmasa Zentralatlas Tamazight ⵙⵉⵊⵉⵍⵎⴰⵙⴰ arabisch سجلماسة DMG Siǧilmasa war ein Mitte des 8 Jahrhunderts gegrundetes Handelszentrum sudlich des Hohen Atlas in der marokkanischen Region Draa Tafilalet das Anfang des 19 Jahrhunderts zerstort wurde Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Geschichte 2 1 Grundung durch Banu Midrar um 750 Handelszentrum 2 2 Unabhangigkeit um 771 909 Midrariden ab 823 2 3 Herrschaft der Fatimiden kurzlebiges Kalifat 953 958 2 4 Eroberung durch Magrawa 977 oder 980 bis 1054 2 5 Almoraviden Aufstand und Zerstorung Sidschilmassas 1056 2 6 Meriniden Ende der Stadt 1393 2 7 Niedergang und Zerstorung 1816 3 Ruinenstatte 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLage BearbeitenDie Ruinen der aus Stampflehm errichteten Bauten liegen etwa zwei bis drei Kilometer ausserhalb der heutigen Kleinstadt Rissani ca 22 km sudlich von Erfoud Die Ruinen der Stadt erstrecken sich uber 8 km Lange und 1 1 5 km Breite am Ostufer des Oued Ziz dessen Wasser die Grundung der Oasenstadt erst ermoglichte Er wurde zu einem unbekannten Zeitpunkt umgeleitet um den Bedurfnissen Sidschilmassas zu dienen Mehrere solcher Umleitungen sind bekannt die Uberreste der Damme sind noch erkennbar Die Tafilalt Oase umfasst ein Gebiet von etwa 375 km davon waren 115 km bebaubares Land Sidschilmasas das bis zu 30 000 Einwohner zahlte Sie ist damit die grosste Einzeloase Marokkos Geschichte BearbeitenIn diesem Artikel oder Abschnitt fehlen noch folgende wichtige Informationen Almohaden bis nach 1260 Hilf der Wikipedia indem du sie recherchierst und einfugst Grundung durch Banu Midrar um 750 Handelszentrum Bearbeiten nbsp Handelsrouten der Westsahara im Zeitraum 1000 1500 Goldfelder sind hellbraun markiert Die Oasensiedlung wurde Mitte des 8 Jahrhunderts gegrundet und bildete das Zentrum der Banu Midrar aus dem Berberstamm der Miknasa Damit ist sie die zweite Grundung des Islams im Maghreb nach dem 670 entstandenen Kairuan in Tunesien Allerdings ist sie keine Grundung einer orthodox islamischen Gruppe sondern sie geht auf Charidschiten zuruck die den ubrigen Muslimen als erste Haretiker des Islams galten Daher war ihr Kontakt zu anderen charidschitischen Gruppen insbesondere den Rustamiden Nordalgeriens sehr eng Die Charidschiten hatten sich 657 von den Umayyaden abgesondert da sie das Verfahren durch das der Nachfolger des Religionsgrunders Mohammed bestimmt wurde nicht akzeptierten Fur sie konnte prinzipiell jeder die muslimische Gemeinde Umma fuhren Sie fanden 757 eine politische Zuflucht in Sidschilmassa Abu l Qasim grundete die Midrar Dem Stadtstaat gelang es den Goldhandel der zweijahrlich mittels Karawanen die Sahara durchquerte bis Mitte des 11 Jahrhunderts zu kontrollieren und sich zugleich der Angriffe ihrer sich fur rechtglaubig haltenden Nachbarn zu erwehren Dazu brauchte die Stadt starke Verteidigungsmittel und tatsachlich nahm die Zitadelle beinahe die Halfte des Stadtgebiets ein Die Zitadelle lag im Norden der Stadt und liess sich 1988 mittels Radiokohlenstoffdatierung auf eine Entstehungszeit zwischen 785 und 875 datieren 1 Die Grundung erfolgte durch Semgou Ibn Ouassoul der als Grunder des Stammes der Banu Midrar gilt 2 Bis ins 11 Jahrhundert war Sidschilmasa der Ausgangspunkt fur die westliche Route des Transsaharahandels und eines der wichtigsten Handelszentren im Maghreb Durch den Handel mit dem Reich von Ghana erlangte die Stadt einen Wohlstand der von arabischen Reisenden wie al Bakri oder al Muqaddasi mehrfach erwahnt wurde Getauscht wurden vor allem Luxuswaren aus dem Mittelmeerraum gegen Gold Elfenbein und Sklaven Die Karawanen boten die mitgebrachten Waren allerdings nicht in der Stadt selbst an sondern auf dem Souk Ben Akla der sich 4 km westlich der Stadt befand am Westufer des Oued Gheris Dorthin fuhrte eine fast schnurgerade Strasse dort befand sich auch die Zollstelle von Sidschilmassa Der einen halben Quadratkilometer grosse Platz wurde von einer rechteckigen Festung uberragt die sich 90 m von West nach Ost und 80 m von Nord nach Sud erstreckte Es konnte sich aber auch um eine Karawanserei gehandelt haben Die Stadt selbst wurde von einer Festung im Norden dominiert und von drei grossen Hauptstrassen untergliedert Sijilmassa selbst war folgt man der mundlichen Tradition nicht ummauert doch war die Oase von einer 4 m hohen Mauer mit vier Toren umgeben 3 Sie ist in einigen Abschnitten noch in der Landschaft erkennbar Andererseits berichten die arabischen Gelehrten von einer Mauer und sie ist gleichfalls archaologisch fassbar Moglicherweise wurde sie zu einem spateren Zeitpunkt zugunsten der Oasenmauer aufgegeben Unabhangigkeit um 771 909 Midrariden ab 823 Bearbeiten nbsp Sidschilmasa mit dem Machtbereich der MidraridenGegen die Dynastie der Abbasiden verstarkte sich im Maghreb der Widerstand insbesondere der Berber der sich bereits gegen die spaten Umayyaden gerichtet hatte Um 771 erlangte das Handelszentrum de facto seine Unabhangigkeit vom Kalifat der Abbasiden und entwickelte sich zum Zentrum eines charidschitischen Emirats das ab 823 von der Midrariden Dynastie siehe Liste der Midraridenherrscher regiert wurde und Beziehungen zum Furstentum der algerischen Rustamiden pflegte Herrschaft der Fatimiden kurzlebiges Kalifat 953 958 Bearbeiten Auf Grund ihres Wohlstands konnte Sidschilmasa seine Selbststandigkeit lange Zeit behaupten Wegen der Ferne der Stadt vom abbasidischen Machtbereich wahlte sie der Mahdi der ismailitischen Fatimiden der von den abbasidischen Behorden gesucht wurde als Zufluchtsort Er lebte dort von 905 bis 909 als Kaufmann getarnt 4 Sein Missionar Abu ʿAbdallah asch Schiʿi der in der Zeit zwischen 902 und 909 Ifriqiya erobert hatte erschien im Sommer 909 mit seinem Heer vor den Toren von Sidschilmasa und holte den Mahdi ab Bei dieser Gelegenheit wurde die Stadt eingenommen und geplundert der Midrariden Herrscher al Yasaʿ ibn Midrar floh Der Mahdi blieb nach seiner Inthronisierung als Kalif noch vierzig Tage in Sidschilmasa und empfing die Huldigungen der Berberstamme der Umgebung Als Gouverneur von Sidschilmasa setzte der Mahdi den Masalta Hauptling Ibrahim ibn Ghalib ein der mit 500 Kutama Reitern zuruckblieb 5 Die Kutama Besatzung konnte sich allerdings nur 50 Tage halten dann rissen die Midrariden die Macht wieder an sich 6 Im Jahre 921 besetzten die Fatimiden aber erneut Sidschilmasa und installierten einen willfahrigen Angehorigen des Midrariden Hauses als ihren Vasallen der zur ismailitischen Daʿwa ubertrat 7 943 bemachtigte sich jedoch ein abtrunniger Midraride namens Muhammad Ibn Wasul der Stadt trat zum malikitischen Sunnitentum uber und versuchte sich im Bundnis mit den Umayyaden von Cordoba von den Fatimiden zu losen Im Jahre 953 nahm er sogar den Kalifentitel an und fuhrte seitdem den Thronnamen asch Schakir li Llah den er auch in Gold und Silbermunzen pragen liess Doch wurde die Stadt durch den fatimidischen Heerfuhrer Dschauhar 958 erneut unterworfen 8 Eroberung durch Magrawa 977 oder 980 bis 1054 Bearbeiten Nun wieder auf Seiten der Fatimiden stehend wurde Sidschilmasa 977 oder 980 vom Berberstamm der Magrawa angegriffen dessen Anfuhrer Chazrun mit Cordoba verbundet war und die Miknasa aus der Stadt vertrieb Wie weit der Handel der Stadt um 1000 reichte zeigte ein 1992 entdeckter Hortfund aus dem jordanischen Akaba Von den 32 dort entdeckten Goldmunzen stammten 29 aus Sidschilmasa Sie wurden vor 1013 gepragt 9 nbsp Die mit Steinen versetzten Lehmmauern sind stark verwittert In der Bildmitte eine Qubba MaraboutUnter den Banu Chazrun siehe Liste der Maghrawa Herrscher von Sidschilmasa konnte die Stadt ihre Rolle als Handelszentrum zunachst behaupten doch kam es zunehmend zu Konflikten mit den Sanhadscha einer berberischen nomadisch lebenden Stammesgruppe der Sahara Nachdem Ibn Yasin die Sanhadscha zum Kampfbund der Almoraviden zusammengeschlossen hatte unterwarfen diese 1054 Sidschilmasa und setzten die rigorose Auslegung des Islams von Ibn Yasin durch Almoraviden Aufstand und Zerstorung Sidschilmassas 1056 Bearbeiten Gegen diese Herrschaft kam es bereits 1055 zu einem Aufstand in dessen Verlauf die Almoraviden besiegt wurden und ihr Fuhrer Yahya ibn Umar ums Leben kam Dessen Nachfolger Abu Bakr ibn Umar schlug den Aufstand im nachsten Jahr nieder und zerstorte Sidschilmasa Die Bedeutung der Stadt als Handelszentrum ging danach zeitweise zuruck doch blieb sie ein bedeutendes wirtschaftliches Zentrum der nachfolgenden Dynastien Allerdings hatte dies auch zur Folge dass sie im Mittelpunkt zahlreicher dynastischer Auseinandersetzungen stand Zudem gestatteten die Almoraviden erstmals anderen Gruppen wie den Saadiern des 150 km westwarts gelegenen Draa Tals am Goldhandel zu partizipieren Dennoch erreichte die Bevolkerungszahl mit vielleicht 30 000 ihren Hohepunkt Diese Zahl durfte sich bis weit in die Almohadenzeit gehalten haben Dies durfte damit zusammenhangen dass der Ziz umgeleitet und die Landwirtschaft intensiviert wurde Meriniden Ende der Stadt 1393 Bearbeiten Ibn Battuta war um 1350 noch von Sidschilmassa beeindruckt und beschrieb es als eine florierende Stadt Als sie jedoch Leo Africanus 1514 15 besuchte war sie eine riesige Ruine Merinidische Prinzen kampften 1331 bis 1333 1361 bis 1363 und 1387 um die Kontrolle uber die Stadt Nach dem Ende der Meriniden und dem Zerfall in mehrere Reiche entstand im Tafilalt eine Reihe von Ksour befestigten Lehmstadten die die Kontrolle uber den Saharahandel ganzlich verloren Zudem kontrollierten die iberischen Machte zunehmend den Handel der sich auf den Atlantik verlagerte Westafrikanisches Gold und die Gewinnung von Silber im Atlas fanden nach wie vor ihr Zentrum im Tafilalt doch ihre Bedeutung war rucklaufig Es scheint als habe Sidschilmassas Gouverneur die Bevolkerung geradezu gezwungen in der Stadt zu bleiben Leo Africanus berichtet sie habe den Gouverneur umgebracht und sei unter verschiedenen Herren in die Ksur gezogen Ihre Zahl wuchs auf etwa 350 an Diese starke Ausweitung mag mit einer neuen Wassertechnik zusammenhangen den Khettara die nun auch verstreute Siedlungen zuliessen Zudem kamen arabische Beduinen in die Oasenstadt wie die orthodoxen Alaouiten oder die Banu Ma qil eine nomadische Gruppe von Arabern die die Fatimiden aus Agypten vertrieben hatten Sie verstarkten den Trend zur Arabisierung wie unter den Meriniden in ganz Marokko zu Lasten der berberischen Gruppen Diese schlossen sich zu einem Bund zusammen den Ait Atta Dabei stiegen die Alaouiten vom Roten Meer als Nachkommen Alis zu hochstem Ansehen auf Daneben spielten nun Heilige wali Allah oder solih eine wichtige Rolle seien sie berberischer oder arabischer Abkunft Einmal als Heilige anerkannt wurden sie Scheichs einige von ihnen grundeten eigene Schulen zaouias Dieses Ansehen der Heiligen wurde beinahe erblich Im politischen Bereich spielten die zahlreichen Juden der Oasenstadt keine Rolle allerdings im okonomischen Bereich Mit den Alaouiten die beanspruchten Nachkommen Mohammeds zu sein waren im 13 Jahrhundert neue religiose Fuhrer in den Tafilalt gekommen Die von Sidschilmassa herbeigeholten Alaouiten die aus Jubail hergekommen waren dominierten im 16 Jahrhundert zunehmend die Oase und liessen bald Bewasserungssysteme Damme und Kanale errichten 1631 schworen die Oasenbewohner der Dynastie ihre Treue Die Alaouiten versuchten mit militarischen Mitteln den Handel der Oase zu sichern womit sie bald in die dynastischen Auseinandersetzungen in Marokko gerieten Schliesslich wurden sie die herrschende Dynastie bis heute Die fur die Versorgung der Heiligen und ihrer Schulen aber auch fur soziale Aufgaben zustandigen Zaouias wurden durch Zuwendungen von Land und Sklaven bald zu den grossten Landbesitzern in der Oase Auch hielten sie die meisten Sklaven so dass bis heute die Haratin dunkelhautige Oasenbewohner die agrarische Arbeitskraft auf Anordnung sowohl berberischer und arabischer als auch judischer Familien stellten Im Gegensatz zu Sklaven konnten sie aber auch selbst Land erwerben Niedergang und Zerstorung 1816 Bearbeiten Im Jahr 1629 verliess Sidi Ali von Tazeroualt einer der Marabouts oder Heiligen des Anti Atlas die die dort entstandenen Bruderschaften fuhrten die Stadt um Richtung Taroudannt zu ziehen das belagert wurde Doch kehrte er nicht zuruck so dass im Tafilalt ein Machtvakuum entstand 10 Die zeitweilig wirtschaftlich und politisch machtige Stadt verlor Ende des 18 Jahrhunderts mit dem Ruckgang des Karawanenhandels endgultig ihre Bedeutung und wurde 1816 bei einem Angriff von Berbern aus dem Hohen Atlas zerstort Danach wurden Teile der Stadt als Mullkippe Friedhof oder Schlachthof benutzt Ruinenstatte BearbeitenDie aus Stampflehm errichteten Bauten von Sidschilmasa losen sich allmahlich im Wustensand auf Lediglich das Grabmal eines lokal verehrten Heiligen Mannes Marabout wird noch gepflegt Siehe auch BearbeitenSalzkarawanen in der SaharaLiteratur BearbeitenGunter Barthel Hrsg Lexikon arabische Welt Kultur Lebensweise Wirtschaft Politik und Natur im Nahen Osten und Nordafrika Reichert Wiesbaden 1994 ISBN 3 88226 783 6 R William Caverly Hosting Dynasties and Faiths Chronicling the Religious History of a Medieval Moroccan Oasis City Thesis Hamline University Heinz Halm Das Reich des Mahdi C H Beck Munchen 1991 S 89 93 Dale R Lightfoot James A Miller Sijilmassa The Rise and Fall of a Walled Oasis in Medieval Morocco In Annals of the Association of American Geographers Vol 86 No 1 Marz 1996 S 78 101 Ronald A Messier Abdallah Fili La ville caravanniere de Sijilmassa du mythe historique a la realite archeologique In II Congreso Internacional La Ciudad en al Andalus y el Magreb Algeciras Fundacion El legado andalusi 2002 S 501 510 Janine und Dominique Sourdel Dictionnaire historique de l Islam Quadrige Paris 2004 ISBN 2 13 051342 5Weblinks BearbeitenSidschilmasa bei GeonamesEinzelnachweise Bearbeiten Ronald A Messier Abdallah Fili La ville caravanniere de Sijilmassa du mythe historique a la realite archeologique In II Congreso Internacional La Ciudad en al Andalus y el Magreb Algeciras Fundacion El legado andalusi 2002 S 501 510 hier S 508 Marie France Dartois Agadir et le sud marocain A la recherche du temps passe des origines au tremblement de terre du 29 fevrier 1960 Editions de Courcelles 2008 S 75 Dale R Lightfoot James A Miller Sijilmassa The Rise and Fall of a Walled Oasis in Medieval Morocco in Annals of the Association of American Geographers 86 1 1996 78 101 hier S 90 Heinz Halm Das Reich des Mahdi C H Beck Munchen 1991 S 92 Heinz Halm Das Reich des Mahdi C H Beck Munchen 1991 S 121 135 Heinz Halm Das Reich des Mahdi C H Beck Munchen 1991 S 151f Heinz Halm Das Reich des Mahdi C H Beck Munchen 1991 S 239 352 Heinz Halm Das Reich des Mahdi C H Beck Munchen 1991 S 352 Dale R Lightfoot James A Miller Sijilmassa The Rise and Fall of a Walled Oasis in Medieval Morocco in Annals of the Association of American Geographers 86 1 1996 78 101 hier S 88 D Jacques Meunie Le Maroc saharien des origines a 1670 Band 2 Librairie Klincksieck 1982 S 647 Normdaten Geografikum GND 7860142 3 lobid OGND AKS VIAF 237089750 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Sidschilmasa amp oldid 238673048