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Ein Marabout auch Marabou oder Marabut ist in Marokko und Westafrika ein islamischer Heiliger meist aus der Tradition des Sufismus islamische Mystik Jean Lecomte du Nouy Marabout in VerzuckungMarabout Mausoleum bei Chebika TunesienGrab Mausoleum ḍariḥ eines Heiligen in SudmarokkoMarabut von Ait Herbil bei Tamanart Sudmarokko die kleinen aufrecht stehenden Steinplatten sind Hinweise auf einen Berberfriedhof Das Wort ist von dem arabischen Begriff Murabit arabisch مرابط DMG murabiṭ abgeleitet der das aktive Partizip zu dem Substantiv ribaṭ bildet Dieses wiederum ist eine Kurzform des im Koran Sure 8 60 verwendeten Ausdrucks ribaṭ al chail der das Zusammenziehen der Pferde fur den Kampf gegen die Unglaubigen bezeichnet Der Begriff Murabit liegt auch dem Namen der marokkanischen Almoraviden Dynastie zugrunde Durch Vermittlung des portugiesischen marabuto und des spanischen morabito erscheint der Begriff bereits in mitteleuropaischen Reiseberichten aus dem 17 Jahrhundert Auch die Grabstatte eines Marabout selbst wird manchmal so genannt Einige dieser Graber gelten als heilige Statten sie besitzen angeblich heilsame Krafte Inhaltsverzeichnis 1 Marabouts in Marokko 2 Marabouts in Westafrika 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseMarabouts in Marokko BearbeitenUm die Grabstatten beruhmter uberregional verehrter Personlichkeiten entstanden vor allem in Marokko Sufi Zentren man nennt sie zawija im islamischen Osten heissen sie chankah und auf Turkisch tekke Man erkennt die Anlagen zumeist an den mit Kalk geweissten Kuppelbauten qubba Einige Zawiyas in Marokko beherbergen in der Nahe des Grabes auch eine Bibliothek in der die vom Lokalheiligen und seinen Nachfolgern gesammelten Handschriften aus allen Bereichen der islamischen Wissenschaften aufbewahrt werden Die bekannteste Zawiya im Sudosten Marokkos ist die im Jahre 1575 gegrundete Zawiya des Nasiriyya Ordens 1 in Tamagrut sudlich von Zagora Marokko 2 Im Atlas Gebirge ist die az Zawiya al ʿAyyaschiya in Sidi Ḥamza durch ihre reichhaltige Bibliothek die der Grunder Abu Salim al ʿAyyaschi bereits im 17 Jahrhundert angelegt hatte bekannt 3 Der Gesamtbestand der Bibliothek ist erstmals im Jahre 2009 in einem sorgfaltig zusammengestellten nach Themenbereichen der islamischen Wissenschaften geordneten Katalog in vier Banden publiziert worden 4 Auch ganze Clans konnen maraboutischen Charakter besitzen so etwa die Kunta in Mauretanien und Mali deren Oberhaupt aus der beruhmten Familie al Baqqai zwischen ca 1830 und 1894 in Timbuktu residierte und einen grossen spirituellen aber auch politischen Einfluss uber die Mauren und die Tuareg ausubte An der Spitze einer Zawiya steht ein unmittelbarer Nachkomme des Marabout der die Einkunfte verwaltet und unter den anderen Mitgliedern der Maraboutfamilie verteilt Marabouts konnen sowohl Manner als auch Frauen sein Erstere nennt man im Allgemeinen sidi aus saiyidi mein Herr oder mulai aus maulaya mein Herr heilige Frauen fuhren den berberischen Titel lalla Herrin Neben den Heiligen deren historische Existenz uberliefert ist gibt es Marabouts deren Ursprung nicht nachweisbar ist sie sind oft namenlos oder tragen fantasievolle Namen wie Sidi al Muchfi der Verborgene Sidi Qadi al Hadscha der die Bedurfnisse des Suchenden erfullt Bou Schta aus Abu Schita der Regenspender abgeleitet aus schita Winter d h die regenreiche Jahreszeit Ihre Heiligtumer sind einfache mit Steinen umzaunte Anlagen ohne Kuppel Sagenumwoben und mit Sicherheit unhistorisch sind die Grabstatten des Prophetengefahrten Sidi Sahbi in Kairouan und des Abu Lubaba in Gabes Der Kult der Sieben Heiligen von Marrakesch basiert auf historischen Personlichkeiten Grundsatzlich kann man davon ausgehen dass nordafrikanische Ortsnamen die mit Sidi beginnen wie Sidi bel Abbes auf mannliche Marabouts zuruckzufuhren sind deren Kult heute noch lebendig oder schon verblasst ist Weibliche Heilige werden mit Lalla angesprochen siehe Lalla Takerkoust Marabouts in Westafrika BearbeitenIn der traditionellen hierarchischen Sozialstruktur in Mauretanien siehe Ethnien in Mauretanien bilden Marabouts neben den Kriegern hassan eine der beiden oberen Klassen der Bidhan Wahrend der franzosischen Kolonialzeit gab es in der senegalesisch mauretanischen Zone eine Anzahl von Marabouts die mit der Kolonialmacht zusammenarbeiteten Hierzu gehorten Saad Buh gestorben 1917 von der Fadiliya Malik Sy gestorben 1922 von der Tidschaniya Sidiyya Baba gestorben 1924 und Amadu Bamba gestorben 1927 der Begrunder der Muridiya Sie waren als die grands marabouts bekannt 5 Da es aber immer wieder Geruchte uber bevorstehende muslimische Aufstande gab und die Kolonialbehorden subversive Aktivitaten von muslimischer Seite furchteten liessen sie die Marabouts streng uberwachen und schrankten ihre Kontakte zu Muslimen aus anderen Landern ein 6 Im Senegal entstand im 20 Jahrhundert eine neue Klasse von Marabouts die sich neben ihrer religiosen Aktivitat auch intensiv auf politischer Ebene betatigten Beispiele fur diese politischen Marabouts sind neben Amadu Bamba Babakar Sy der 1927 innerhalb der Sy Tidschaniyya die Dahiratoul Moustarchidina wal Moustarchidaty grundete Ibrahim Baye Niass und Serigne Saliou Mbacke der funfte Kalif der Muridiya Durch die Herausbildung von erblichen Kalifaten in Muridiya und Tidschaniya wurden andere Marabouts an den Rand gedrangt Sie sind meist nur noch in sekundaren Funktionen innerhalb dieser Bruderschaften tatig 7 Literatur BearbeitenChristian Coulon Pouvoir maraboutique et pouvoir politique au Senegal 2 Bande Universite de Paris Paris 1976 Memoire ou These d Etat uberarbeitete Buchausgabe Le marabout et le prince Islam et pouvoir au Senegal Editions A Pedone Paris 1981 ISBN 2 233 00100 1 Institut d etudes politiques de Bordeaux Centre d etude d Afrique poire Serie Afrique noire Bibliotheque 11 Edmond Doutte Notes sur l Islam maghribin Les Marabouts Leroux Paris 1900 R Dozy Supplement aux Dictionnaires Arabes Band 1 3 Edition Brill u a Leiden 1967 S 502 Amber B Gemmeke Marabout women in Dakar Creating trust in a rural urban space Mande worlds Bd 3 Leiden 2008 ISBN 978 3 8258 1349 9 Zugleich Leiden Diss 2008 Liliane Kuczynski Les marabouts africains a Paris CNRS Editions Paris 2003 ISBN 2 271 06087 7 Miklos Muranyi Die Prophetengenossen in der fruhislamischen Geschichte Selbstverlag des Orientalischen Seminars der Universitat Bonn Bonn 1973 S 155 164 Bonner orientalistische Studien NS 28 Zugleich Bonn Diss 1973 Kap Die Prophetengenossen im islamischen Volksglauben Fabienne Samson Les marabouts de l islam politique Le Dahiratoul Moustarchidina wal Moustarchidaty un mouvement neo confrerique senegalais Karthala Paris 2005 ISBN 2 8458 6663 1 Hommes et societes Edvard Westermarck Ritual and Belief in Morocco 2 Bande Macmillan London 1926 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Marabouts Islam Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Marabout Grabmaler in MarokkoEinzelnachweise Bearbeiten The Encyclopaedia of Islam New Edition Brill Leiden Bd 7 S 1009 The Encyclopaedia of Islam New Edition Brill Leiden Bd 10 S 170 The Encyclopaedia of Islam New Edition Brill Leiden Bd 1 S 795 Ḥamid Laḥmar al Fihris al waṣfi li maḫṭuṭat Ḫizana az Zawiya al Ḥamzawiya al ʿAyyasiya bi iqlim ar Rasidiya Rabat 2009 Vgl David Robinson Paths of accommodation Muslim societies and French colonial authorities in Senegal and Mauritania 1880 1920 Ohio University Press Athens Ohio 2000 S 3 241 Vgl El Hadji Samba A Diallo Les Metamorphoses des Modeles de Succession dans la Tijaniyya Senegalaise Publisud Paris 2010 S 52 Vgl dazu El Hadji Samba A Diallo Les Metamorphoses des Modeles de Succession dans la Tijaniyya Senegalaise Paris 2010 S 468 Normdaten Sachbegriff GND 4318762 6 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Marabout amp oldid 230200612