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Die Nasiriyya auch Nasiriya arabisch ناصرية DMG Naṣiriyya franzosisch Zaouia Naciria ist ein islamischer Sufi Orden Tariqa der von Muhammad ibn Nasir arabisch محمد بن ناصر الدرعي DMG Muḥammad bin Naṣir ad Dar i 1603 1674 im Dorf Tamegroute am Sudende des Wadi Draa in Marokko gegrundet wurde und dort zu dessen Lebenszeit zum einflussreichsten Orden aufstieg Inhaltsverzeichnis 1 Ordensgrunder 2 Ausbreitung 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseOrdensgrunder BearbeitenIm Dorf Tamegroute maghrebinisch arabisch تمگروت DMG Tamagrut bestand seit 1575 die nach Abu Hafs Umar ibn Ahmad al Ansari der aus der Zawiya Ordenszentrum hier allgemein Sufi Orden von Saiyid al Nas kam benannte Ansari Zawiya Muhammad ibn Nasir entstammte einer unbekannten Familie und wurde als Islamgelehrter 1646 Scheich Saiḫ dieser Ansari Zawiya Er ist bis heute einer der bekanntesten Missionare der Marabout einer Gemeinschaft von Glaubenskampfern die einen sufischen Islam unter den Berbern in den abgelegenen sudmarokkanischen und algerischen Bergregionen verbreiteten Sidi Muhammad sah sich in der Tradition des im 13 Jahrhundert gegrundeten Schadhiliyya Ordens von dessen Namensgeber Abu l Hassan ash Shadhili er seine Silsila geistige Abstammungskette herleitete Im Gegensatz zu anderen Ordensfuhrern beanspruchte er nie die direkte Abstammung vom Propheten sondern erklarte dass alle Awliya Plural von Wali heilige Manner dem Propheten Mohammed gleichermassen nahestunden Dies wurde dessen ubergrosse Verehrung durch die Anhanger der Nasiriyya erklaren Viele Glaubige wurden durch die Einfachheit der Lehre und das zu erhaltende Baraka religiose Kraft angezogen Das Ordenszentrum in Tamegroute 1 ist noch immer lokal einflussreich dort werden wie in anderen Zawiyas in den umliegenden Dorfern regelmassig abendliche Dhikr Rezitationen veranstaltet In der Bibliothek werden kostbare Handschriften aufbewahrt Sidi Muhammad selbst hinterliess zahlreiche Gedichte und religiose Abhandlungen Ausbreitung BearbeitenDer Nasiriyya Orden verbreitete sich und mit ihm der Sufismus unter den Berbern bis nordlich des Hohen Atlas und bis in den schwarzafrikanischen Suden Der Stammsitz des Ordens lag strategisch gunstig am Handelsweg von Tindouf im Suden uber Tafilet bis zur algerischen Mittelmeerkuste fur den Handel mit Europa erlangte die Kontrolle uber Ackerland und Wasserressourcen und wurde damit im 17 Jahrhundert zu einer politischen und wirtschaftlichen Macht Handlern und Geschaftsleuten wurde innerhalb der Zawiya ein Marktplatz und eine geschutzte Unterkunft geboten Fur die Bevolkerung bot der Orden religiose Fuhrung militarische Verteidigung und Warenaustausch Der Orden wurde durch Geschenke von Gonnern reich Von dem eingenommenen Gold und Silber kaufte der Sohn und Nachfolger des Grunders Ahmed ibn Nasir Ahmed al Khalifa 1647 1717 weitere Landereien und liess neue Schulen Herbergen und Warenlager bauen Die zunehmende Politisierung der Sufi Orden und Einflussnahme auf das weltliche Geschehen begann schon vor der Nasiriyya Bewegung und lasst sich auf die Lehren des Sufi Fuhrers Muhammad al Jazuli 1465 2 aus dem Berberstamm der Jazula in Sudmarokko zuruckfuhren Die Nasiriyya ubernahmen teilweise auch die Organisationsstruktur von dort Zusammen mit den Marabout Orden anderer Berberstamme gelang es unter Fuhrung von Abu Bakr ibn Muhammad dem letzten Scheich der Dila Zawiya Mitte des 17 Jahrhunderts im Kampf gegen die Dynastie der Saadier das Zentrum Marokkos bis zum Atlantik zu erobern Die vereinten Berber konnten 1646 in einer Schlacht die sich allmahlich gegen die Saadier durchsetzenden Alawiden schlagen Nach dem Sieg der Alawiden gegen Abu Bakr 1668 war die Berber Herrschaft in Marokko endgultig gebrochen Die politische Macht der Orden war gebrochen wirtschaftlich blieben die Nasiriyya weiterhin einflussreich Einige spatere Ordensfuhrer besassen als Volksheilige Bedeutung und blieben im Gedachtnis In Zeiten des Burgerkrieges waren die Zawiyas Zufluchtsorte und die Marabout reprasentierten die einzige Autoritat und Machtstruktur Der sechste Scheich der Nasiriyya Yusuf ibn Nasir 1783 war 1767 bei der Eroffnung des Hafens Essaouira fur den auslandischen Handel dabei und veranlasste unter seinem Namen den Bau der grossten Moschee der Stadt Gegen Ende des 18 Jahrhunderts gingen die guten Beziehungen zu europaischen Handlern teilweise an die Tashelhiyt Berber von Tazerwalt Sudmarokko verloren Nach dem Tod von Yusuf erlangte der Alawiden Sultan Mulai Muhammad 1710 1790 starkeren Einfluss uber die Nasiriyya Das Verhaltnis der Nasiriyya Fuhrung zu den Alawiden war zwischen Ablehnung und Kollaboration gespalten Anfang des 19 Jahrhunderts erwuchs der Nasiriyya mit dem politisch einflussreich werdenden Tidschani Orden ein neuer Gegner Die Nasiriyya behielten zwar ihre marktbeherrschende Stellung uber den Hafen Essaouira und die Handelsroute durch das Wadi Draa dennoch kam es in den 1820er Jahren zur offenen Konfrontation mit den Tidschaniya Nach dem franzosischen Einmarsch 1830 in Algerien boten sich fur die marokkanischen Sultane die Nasiriyya Ordensleute als Vermittler im kulturubergreifenden Handel an Die Beziehungen zur Kolonialmacht waren nach franzosischen Quellen eng und wurden mit Geschenken belohnt Ferner wird Sidi ʿAli ibn Yussef der siebte Scheich der in Tamegroute lebte verehrt In den 1980er Jahren kamen uber 10 000 Wallfahrer zu seinem Jahrestag mausim Fur den elften Scheich Ahmed ibn Abi Bakr der den Orden in Tamegroute 1907 bis 1919 leitete wird ebenfalls eine jahrliche Wallfahrt veranstaltet 3 Literatur BearbeitenDavid Gutelius The Transmission of Learning in Islamic Africa In Scott Reese Hrsg The Transmission of Learning in Islamic Africa Brill Academic Press Leiden 2004 ISBN 9004137793 David P V Gutelius The path is easy and the benefits large The Nasiriyya social networks and economic change in Morocco 1640 1830 In The Journal of African History 43 2002 S 27 49 Uwe Topper Sufis und Heilige im Maghreb Eugen Diederichs Verlag Koln 1991 S 181 184Weblinks BearbeitenThe Nasiri Supplication By Shaykh Muhammad Fatha ibn Muhammad ibn Ahmad ibn Muhammad ibn al Husayn ibn Nasir ibn Amr ad Dar i al Aghlabi d 1085 AH Einzelnachweise Bearbeiten Foto der Zawiya Biographical Note zu al Jazuli Hubert Lang Der Heiligenkult in Marokko Formen und Funktionen der Wallfahrten Passauer Mittelmeerstudien Sonderreihe 3 Passavia Universitatsverlag Passau 1992 S 123f Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Nasiriyya Sufi Orden amp oldid 214324678