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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Weitere Bedeutungen sind unter Tidschani Begriffsklarung aufgefuhrt Die Tidschaniya arabisch الطريقة التجانية DMG aṭ Ṭariqa at Tiǧaniya Wolof Tiijaaniyaa turkisch Ticaniye ist ein Sufi Orden Tariqa der in den 1780er Jahren von Ahmad at Tidschani gegrundet wurde und heute vor allem in Westafrika und Nordostafrika verbreitet ist aber auch Anhanger im Nahen Osten und in Indonesien hat Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Grundung des Ordens durch Ahmad at Tidschani 1 2 Ausbreitung in Nord und Westafrika 1 3 ʿUmar Tall und das Tukulor Reich 1 4 Zusammenarbeit mit der franzosischen Kolonialmacht 1 5 Ausbreitung in andere Gebiete 2 Tidschaniya Riten und Lehren 3 Die Hauptzweige des Ordens 3 1 Hafiziya und ʿUmariya 3 2 Sy Tidschaniya 3 3 Hamallisten und Yacoubisten 3 4 Niyas Tidschaniya 3 4 1 Anfange 3 4 2 Politische Rolle in Nigeria und Niger 3 4 3 Auseinandersetzungen im Sudan 3 4 4 Entwicklung im Senegal 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenGrundung des Ordens durch Ahmad at Tidschani Bearbeiten Der Name Tiǧani ist von einem algerischen Berberstamm bei Tlemcen namens Tidschan Tidschana abgeleitet dem Ahmad at Tidschanis Mutter angehorte Tidschani wurde 1737 in dem Ksar ʿAin Madi nahe der sudalgerischen Stadt Laghouat geboren Nachdem er seinen Orden gegrundet hatte beanspruchte er mit dem Titel Scherif eine direkte Abstammung von Mohammed die sich aber aus seiner Herkunft nicht ergibt Eine fur seine Gegner noch fragwurdigere Selbsteinschatzung war dass er sich gleichzeitig auf die beiden hochsten Hierarchiestufen eines Sufis erhob Qutb Pol Achse bedeutet zu einer bestimmten Zeit die vorherrschende religiose Macht Tidschani bezeichnete sich als Pol der Pole quṭb al aqṭab das spirituelle sogar gottliche Zentrum des Universums von dem alle anderen Qutb genannten Religionsfuhrer ihre Macht herleiten wurden Sein zweiter beanspruchter Rang war der eines Siegels der muhammedanischen Heiligkeit ḫatm al auliyaʾ al Muḥammadiya also der letzte der vom Propheten autorisierten Heiligen Seine Anhanger nahmen ihm diese Anspruche ab denn fur sie ist die Rechtfertigung Tidschanis er habe in einer Vision den Propheten direkt gesehen ein hinreichender Beweis und die Grundlage ihres Glaubens Als sich Ahmad at Tidschani 1789 in Fes niedergelassen hatte konnte er mit Unterstutzung von Sultan Mulai Sulaiman seine Zawiya grunden Diese Verbindung zum Herrscherhaus war pragend fur die Entwicklung des Ordens dessen Mitglieder sich aus der oberen Schicht zusammensetzten Kein anderer Orden war bis zum Beginn des franzosischen Protektorats 1912 so eng mit dem Makhzen verbunden Tidschani verbreitete seine Lehre im marokkanischen Fes und in Sudalgerien und entwickelte sie zum wichtigsten Zweig der Chalwati Tariqa Sein Lehrer Muhammad ibn Hamwi at Tidschani genannt Abu ʿAbdallah unterrichtete ihn gemass der malikitischen Rechtsschule Tidschani erhielt seine Legitimation nicht wie ublich durch Einweisung in die Prophetenabstammung Silsila sondern behauptete es sei direkt eine Vision vom Propheten zu ihm gekommen die seine fruhere Initiation in den Chalwati Orden ungultig mache In seinen letzten Lebensjahren verbot er seinen Anhangern andere Sufiorden oder die Grabstatten anderer Heiliger Walis zu besuchen da die Tidschaniyya die letztgultigen Aussagen treffe Besonders problematisch war diese Vorschrift fur seine Anhanger in Fes weil die Einwohner dort ublicherweise zur Qubba ihres Schutzpatrons Mulai Idris pilgerten Ebenfalls in Tidschanis Lehre ist seine Vorliebe fur Luxusdinge und eine angenehme Lebensweise eingegangen Viele Ordensmitglieder in Marokko gehorten im 19 Jahrhundert zur wohlhabenden Schicht oder waren hohe Funktionare in der Regierung des Sultans Tidschani starb 1815 in Fes 1 Eine der wichtigsten Quellen fur die Fruhgeschichte der Tidschaniya ist das Buch Luften des Schleiers uber diejenigen Gefahrten die mit dem Scheich at Tidschani zusammengetroffen sind Kasf al ḥiǧab ʿamman talaqa maʿa as saiḫ at Tiǧani min al aṣḥab von Ahmad Sukairidsch st 1944 2 Ausbreitung in Nord und Westafrika Bearbeiten Nach Ahmad at Tidschanis Tod wurde der Orden von seinem Sohn ʿAli at Tamasini geleitet der in dem ostalgerischen Ort Tamasin residierte In ʿAin Madi dem sudalgerischen Heimatort von Ahmad at Tidschani fasste der Orden schon vor 1820 Fuss geriet aber hier mit den Angehorigen des Tidschana Stammes den sogenannten Tadschadschina in Konflikt Die Auseinandersetzung zwischen Tidschaniya Emir ʿAbd al Qadir der den Ort 1838 belagerte und den Tadschadschina dauerte bis zur Mitte des 19 Jahrhunderts und fuhrte zur schrittweisen Vertreibung der Tadschadschina aus dem Ort 3 Nach dem Tod von ʿAli at Tamasini im Jahre 1844 ging die Fuhrung des Ordens auf Muhammad as Saghir uber der seinen Sitz bereits in ʿAin Madi genommen hatte Er versuchte nach dem Zusammenbruch der Osmanischen Herrschaft im Land einen eigenen Tidschani Staat in Sudalgerien zu grunden Unter Ahmad at Tidschani II dem Enkel des Ordensgrunders der zwischen 1865 und 1897 in ʿAin Madi residierte und freundliche Beziehungen zur franzosischen Kolonialmacht unterhielt erlebte der Ort grosse wirtschaftliche Prosperitat und entwickelte sich zu einem wichtigen spirituellen Zentrum des Ordens Daneben blieb Tamasin ein zweites Zentrum des Ordens in Algerien das mit ʿAin Madi rivalisierte Zur Verbreitung der Tidschaniya in Tunesien hat vor allem der Gelehrte Ibrahim ar Riyahi 1766 67 1849 50 beigetragen Er war schon 1797 bei einem Besuch von Ahmad at Tidschanis Anhanger Harazim Barada in Tunis in den Orden eingefuhrt worden In den Jahren 1803 bis 1804 reiste er anlasslich einer Hungersnot in Tunesien nach Marokko um den marokkanischen Sultan Mulai Sulaiman um Lebensmittelhilfe zu bitten Bei dieser Gelegenheit traf er selbst in Fes mit Ahmad at Tidschani zusammen Nach seiner Ruckkehr grundete ar Riyahi in Tunis die erste Tidschaniya Zawiya Gleichzeitig spielte er eine wichtige Rolle im offentlichen Leben von Tunis 1828 29 wurde er zum Obermufti ernannt 1839 40 zum Rektor der Madrasa der Ez Zitouna Moschee und als 1841 Ahmad I al Husain beschloss auf seinem Territorium die Sklaverei abzuschaffen gab er als Mufti dazu die offizielle Approbation 4 Von Marokko dehnte sich der Tidschaniya Orden um 1800 in der westlichen Sahara nach Suden aus Muhammad al Hafiz ibn al Muchtar 1759 1830 aus dem Idaw ʿAli Stamm der Ahmad at Tidschani in Fez getroffen hatte fuhrte den Orden in Mauretanien ein Sein favorisierter Schuler Maulud Fal verbreitete ihn in der Senegambia 5 ʿUmar Tall und das Tukulor Reich Bearbeiten Zum einflussreichsten Vertreter der Tidschaniya in Westafrika wurde um die Mitte des 19 Jahrhunderts der Tukulor Gelehrte al Haddsch ʿUmar ibn Saʿid Tall 1796 1864 Er war ein indirekter Schuler von Maulud Fal in Senegal und gelangte wahrend eines Aufenthalts in Mekka zu hohem Ansehen Wahrend seiner etappenweisen Ruckkehr von Mekka hielt er sich acht Jahre in Sokoto auf wo er ein gutes Verhaltnis zu Mohammed Bello dem Nachfolger Usman dan Fodios unterhielt und dessen Tochter heiratete Die Bruderschaft geriet in Mauretanien und am Niger in Konflikt mit der einflussreichen Qadiriyya vor allem mit den Ulama Korangelehrten aus dem Clan der al Baqqa i in Timbuktu die als oberste Autoritaten in theologischen und juristischen Fragen beim Maurenvolk der Kunta galten Bis zur Eroberung des heutigen Mali durch die Franzosen gab es Streit um theologische Fragen und die Auslegung von Koranvorschriften fur das tagliche Leben betreffend Nach seiner Ruckkehr nach Westafrika organisierte Umar ibn Saʿid Tall von 1851 bis zu seinem Tod einen Dschihad gegen die seiner Meinung nach heidnischen Muslims im Gebiet zwischen den heutigen Staaten Mali Senegal und Guinea und gegen die franzosischen Kolonialtruppen 1855 eroberten seine Streitkrafte das Bambara Reich von Segu zogen weiter nach Osten und besiegten 1862 das vom gegnerischen der Apostasie bezichtigten Qadiriya Orden gepragte Fulbe Reich von Masina Nach anfanglichem Erfolg und hohen Verlusten auf beiden Seiten wurde Umar bei einer Revolte 1864 umgebracht Die Unfahigkeit in den eroberten Gebieten eine funktionierende Ordnung herzustellen und die auch nach seinem Tod fortgefuhrten kriegerischen Auseinandersetzungen haben zu einer schlechten Beurteilung seiner puritanischen Bewegung beigetragen 6 ʿUmar wurde von den Anhangern des Ordens als fuhrender Intellektueller anerkannt sein Hauptwerk Kitab ar Rimah ist ebenso verbreitet wie das Jawahiral al maʿani des Grunders at Tidschani Seine Ablehnung der anderen Sufi Orden wird in der Redewendung deutlich die zum Sprichwort wurde Qadiriyya und Tidschaniyya sind wie Eisen und Gold Zusammenarbeit mit der franzosischen Kolonialmacht Bearbeiten In der zweiten Halfte des 19 Jahrhunderts arbeiteten die Tidschanis in Algerien und Tunesien eng mit der franzosischen Kolonialverwaltung zusammen im Unterschied zu vielen anderen aufstandischen Sufiorden Unter Ahmad at Tidschani II der 1897 starb wurde der Orden in Algerien immer mehr zu einem Instrument der franzosischen Kolonialpolitik Nach dessen Tod kam es uber dem Streit wo er beerdigt werden sollte zu einer Spaltung der beiden algerischen Tidschani Zawiyas die bis in die Mitte des 20 Jahrhunderts andauerte 7 Auch in Marokko kooperierten die meisten Tidschani Fuhrer mit den Franzosen und setzten sich dadurch der Feindschaft der anderen Bruderschaften aus 8 Ahnliche Entwicklungen zeichneten sich zu Beginn des 20 Jahrhunderts in Westafrika ab wo einer der wichtigsten Tidschani Sufis Abdoulaye Niass war Er stammte aus der Region um Jolof ging 1890 auf Wallfahrt nach Mekka und wechselte wahrscheinlich 1901 nach Gambia um moglichen Konflikten mit den franzosischen Kolonialherren auszuweichen Nach einer weiteren Wallfahrt im Jahre 1910 erreichte er eine Einigung mit den Franzosen Sie teilten ihm seiner Familie und seinen Anhangern einen Platz in Kaolack zu dem wichtigsten Zentrum der Saloum Region zu Dort errichtete Abdoulaye Niass die zawiya von Lewna Niasseen 9 Ausbreitung in andere Gebiete Bearbeiten Im Jahre 1904 liess sich der aus Djenne stammende Tidschani Sufi Muhammad ibn Muhammad Salma in El Fasher in Darfur nieder und grundete dort eine Zawiya Versammlungsort Sein Sohn Sidi Muhammad 1956 erbaute in El Fasher eine Moschee und verbreitete von dort aus die Lehren der Tidschaniya im westlichen Sudan Uber die Turkei gelangte im 19 Jahrhundert ein kleiner Zweig der Tidschaniyya im Schatten des machtigen Bektaschi Derwischordens bis nach Albanien 10 In den 1930er Jahren kam die Tidschaiyya auch nach Indonesien wo sich seither der Orden von der Nordkuste Javas aus verbreitet 11 Tidschaniya Riten und Lehren BearbeitenInsgesamt zeichnet sich Tidschaniya Bruderschaft durch drei verschiedene Riten aus der spezielle Tidschaniya wird der am Morgen und am Abend rezitiert wird Er besteht aus folgenden Bestandteilen 100 Mal die Formel Astaghfiru Llah Ich bitte Gott um Vergebung 100 Mal ein Gebet uber den Propheten 100 Mal die Formel La ilaha illa Llah es gibt keinen Gott ausser Gott Als Gebet fur den Propheten kann jede passende Formel gesprochen werden besonders empfohlen wird aber die sogenannte Salat al fatih Gebet des Offnenden deren Formel folgendermassen lautet Allahumma salli ʿala sayyidina Muhammadin al fatihi li ma ughliqa wa l chatimi li ma sabaqa nasiri l haqqi bi l haqqi wa l hadi ila siraatika l mustaqim wa ʿala alihi haqqa qadrihi wa miqdarihi l ʿazim O Gott bete fur unseren Herrn Muhammad der offnet was verschlossen wurde der abschliesst was vorausging der der Wahrheit durch die Wahrheit zum Sieg verhilft der auf Deinen geraden Weg fuhrt und fur seine Familie sowie es seinem Macht und seiner gewaltigen Grosse gebuhrt die Wazifa die mindestens einmal am Tag rezitiert werden muss Sie besteht aus folgenden Bestandteilen 30 Mal die Istighfar Formel Astaghfiru Llah al ʿAzim aladhi la ilaha illa Huwa l Haiyu l Qaiyum Ich bitte Gott den Gewaltigen den Einzigen den Lebendigen den Bestandigen um Vergebung 50 Mal die salat al fatih 100 Mal die Formel La ilaha illa Llah 12 Mal das Gebet Dschauharat al Kamal Juwel der Vollkommenheit ein spezielles Gebet fur den Propheten das Ahmad at Tidschani bei einer Vision vom Propheten Mohammed empfangen haben soll 12 die Hadra auch Dhikr genannt die jeden Freitag nach dem gemeinsamen Nachmittagsgebet und der Wazifa stattfindet Sie besteht daraus dass die Formel La ilaha illa Llah entweder 1000 oder 1600 Mal oder die gesamte Zeit bis zum Sonnenuntergang rezitiert wird 13 Im Gegensatz zu vielen anderen Bruderschaften werden in der Tidschaniyya asketische Lebensformen abgelehnt Ziel ist die Erarbeitung von Wohlstand In allen wichtigen religiosen Schriften der Tidschaniyya wird der Dienst ḫidma erwahnt der den ideellen Rahmen fur das Leben in der Bruderschaft bildet Sich dem Befehl des Scheichs zu unterstellen bedeutet Dienst am Scheich ḫidmat as saiḫ 14 Die Hauptzweige des Ordens BearbeitenHafiziya und ʿUmariya Bearbeiten Die altesten Zweige des Tidschaniya Ordens sind die Hafiziya und die ʿUmariya Erstere geht auf Muhammad al Hafiz ibn al Muchtar zuruck der den Orden Anfang des 19 Jahrhunderts in Mauretanien einfuhrte letztere auf al Haddsch ʿUmar Tall den Grunder des Tukulor Reiches Die ʿUmariya 15 wurde von 1984 bis 2001 von dem reformistischen Gelehrten Ahmad Tidschani Ba angefuhrt Tidschani Ba stammte aus Mali und war ein Nachkomme von ʿUmar Tall Um die Mitte der 1980er Jahre wurde er zum Imam der Grand Riviera Moschee in dem Abidjaner Stadtteil Cocody ernannt Seit dieser Zeit fungierte er ausserdem als der erste nationsweite Mufti der Elfenbeinkuste ein Amt das es vorher nicht gab 16 Sy Tidschaniya Bearbeiten Ein weiterer Zweig der Bruderschaft ist die Sy Tidschaniya bzw Tidschaniya Malikiya die auf den Gelehrten Malik Sy 1854 1922 aus dem westlichen Teil des Fouta Toro zuruckgeht Er liess sich nach ausgedehnten Reisen bei denen er islamisches Recht und islamische Theologie studierte und einem Zwischenaufenthalt in Saint Louis 1902 in dem Ort Tivaouane nieder der seitdem als Sitz dieses Ordenszweiges fungiert Um seine Lehre zu verbreiten entsandte er seine Schuler in die verschiedenen Ortschaften des Senegal die dort neue Gemeinschaften des Ordens aufbauten Als Vorsteher muxaddam von arab muqaddam dieser lokalen Gemeinschaften hatten sie relativ grosse Handlungsspielraume 17 In seinen spateren Jahren arbeitete Malik Sy aktiv mit der franzosischen Kolonialmacht zusammen 18 Eine Unterorganisation der Sy Tidschaniya ist die 1927 gegrundete Dahiratoul Moustarchidina wal Moustarchidaty 19 Derzeitiger Kalif der Sy Tidschaniya ist Serigne Cheikh Ahmed Tidiane Sy Hamallisten und Yacoubisten Bearbeiten Auf dem Gebiet von Mali grundete in den 1920er Jahren Scheich Ahmedou Hamahoullah 1882 1943 der auch als Hamallah bekannt war eine Reformbewegung innerhalb der Tidschaniya die stark egalitar ausgerichtet war Die Anhanger von Hamahoullah die als Hamallisten bezeichnet wurden rezitierten im Gegensatz zu den Anhangern von Umar Tall das von Ahmad Tidschani eingefuhrte Gebet Dschauharat al kamal nicht zwolf Mal sondern nur elf Mal Entsprechend hatte ihre Gebetskette auch nur elf Perlen In den 1930er und den fruhen 1940er Jahren leisteten sie sich heftige Gefechte mit den anderen Tidschani Sufis Aufgrund dessen wurde Hamahoullah 1941 nach Algerien spater nach Montlucon verbannt wo er 1943 verstarb 20 Bis heute stellt der Ort Nioro du Sahel in Mali eine Hochburg der Tidschaniya Hamawiya dar 21 Ein Schuler von Hamahoullah Yacouba Sylla machte sich in den 1930er Jahren in der Elfenbeinkuste als Unternehmer selbstandig und grundete dort in der Stadt Gagnoa einen Zweigorden Die Anhanger dieses Zweigordens werden auch als Yacoubisten bezeichnet Niyas Tidschaniya Bearbeiten Anfange Bearbeiten nbsp Die Moschee in Medina Baay KaolackDer jungste Zweig des Ordens ist die Niyas Tidschaniya bzw Tidschaniya Ibrahimiya die auf Ibrahim Niyas 1900 1975 einen Sohn von Abdoulaye Niyas zuruckgeht Er strebte Mitte des 20 Jahrhunderts eine Erneuerung der Tidschaniyya an und lehnte die bisherige Glaubensschulung in den Chalwa genannten Ruckzugsorten als notwendige Voraussetzung zur spirituellen Erleuchtung ab Der Prophet habe ihm aufgetragen ohne Abkehr von der Welt zu leben Anstelle von Abgeschiedenheit fuhrte er das Prinzip der Tarbiya geistiges Training Erziehung ein das zum wichtigsten Identifikationsmerkmal des von ihm gegrundeten Zweig der Tidschaniyya die man als Niass Tidschaniyya oder Tidschaniyya Ibrahimiyya bezeichnet wurde Die Initiation in die Bruderschaft durch Tarbiya kann wenige Tage bis zwei Jahre dauern Tarbiya soll nicht rational erklarbar sondern nur erfahrbar sein Es handelt sich um eine geheim gehaltene Initiation die Fragen zum Verhaltnis zwischen Gott und Mensch beinhaltet Ibrahim Niass vollzog seine Gebete als Symbol der Einheit der Glaubensgenossen mit uber der Brust verschrankten Armen ublicherweise befinden sich bei den Malikiten die Arme beim Gebet an der Seite Ausserdem sprach er fur seine Anhanger ein Rauchverbot aus 22 Schon in den 1930er Jahren schlossen sich verschiedene Anhanger der Hafiziya aus Mauretanien Ibrahims Kreis an was seiner Bewegung im frankophonen und anglophonen Glaubwurdigkeit verlieh 23 Eine wichtige Rolle bei der Verbreitung seiner neuen Lehre spielte ausserdem Sidi Ibn ʿUmar ein Nachkomme Ahmad at Tidschanis in der vierten Generation aus ʿAin Madi Nachdem er Ibrahim Niyas im Fruhjahr 1949 im Senegal besucht hatte reiste er in der zweiten Halfte des Jahres durch Nigeria und den Westlichen Sudan und verbreitete dort dessen Tarbiya Konzept 24 Politische Rolle in Nigeria und Niger Bearbeiten Nachdem in den 1950er Jahren in Nordnigeria Ahmadu Bello und seine Dschamaʿat Nasr al Islam die Heiligenverehrung fur illegitim erklart und begonnen hatten gegen die Sufi Bruderschaften zu Felde zu ziehen und sich ausserdem 1962 die Ahmadiyya in Kano niedergelassen hatte grundete 1963 Mudi Salga ein Fuhrer der Niass Tidschaniyya zur Abwehr dieser Einflusse die Organisation Fityan al Islam 25 Sie mobilisierte Fuhrer und Anhanger der sufischen Orden gegen die Vertreter des neuen orthodoxen Sunni Islam zu denen auch Saad Zungur und Abubakar Gumi 1924 1992 gehorten 26 Gumi der das Tarbiya Konzept schon in den 1960er Jahren als unorthodox kritisierte 27 grundete 1978 die wahhabitische Organisation Yan Izala Von Nordnigeria breitete sich in den 1980er Jahren die Yan Izala Bewegung in den Niger aus und begann mit gutem finanziellem Hintergrund versehen Moscheen zu bauen und in den Stadten gegen die Niass Tidschaniyya zu missionieren Das Aufeinandertreffen beider Gruppen geschah teilweise gewalttatig Um den Wettkampf fur die Modernisierung des Islam nicht zur Spaltung der Gesellschaft fuhren zu lassen grundete die Regierung 2003 das beratende National Islamic Council NIC das von Fuhrern der Niass Tidschaniya als Alternative gegen die Schaffung eines islamischen Staates unterstutzt wird Die Niass Tidschaniyya etablierte sich dadurch in Niger in einer politischen Rolle 28 Auseinandersetzungen im Sudan Bearbeiten Der erste Tidschani in El Fasher der sich offen zum Anhanger von Ibrahim Niyas erklarte war Ibrahim Sidi 1949 1999 aus der Salma Familie ein Sohn von Sidi Muhammad Ibrahim Sidi betonte vor seinen Anhangern Murid Mehrzahl Muridun stets die Pflicht zur Arbeit und Punktlichkeit als Tugend die Muridun seien Arbeiter fur Gott Er musste sich allerdings anderen Tidschaniyya Anhangern gegenuber die das Tarbiya Konzept als unzulassige Neuerung ablehnten verteidigen Nachdem er 1984 eine Kampfschrift gegen die alte Lehre veroffentlicht hatte kam es in Darfur zu einer Spaltung in zwei Lager innerhalb der Tidschaniyya 29 Entwicklung im Senegal Bearbeiten Daneben besteht die Niasse Tidschaniyya auch in Senegal weiter Sie hat dort ihren Sitz in Kaolack Von den Kalifen des Niass Zweiges in Senegal machte insbesondere al Haddsch Ahmad Chalifa Niasse von sich reden Er grundete im August 1979 eine an Chomeini orientierte islamische Partei mit dem Namen Hizboulahi Partei Gottes und sprach sich fur die Errichtung einer Islamischen Republik aus 30 Sein Bruder Sidy Lamine Niass grundete Ende 1983 die islamistische Zeitschrift Wal Fadschri die sich ideologisch stark an der Islamischen Republik Iran ausrichtete 31 Literatur BearbeitenJamil M Abun Nasr The Tijaniyya A Sufi order in the modern world Middle Eastern Monographs Bd 7 ZDB ID 415745 x Oxford University Press London u a 1965 Jamil M Abun Nasr Art Tidjaniyya in The Encyclopaedia of Islam New Edition Bd X S 464a 466a El Hadji Samba A Diallo Les Metamorphoses des Modeles de Succession dans la Tijaniyya Senegalaise Paris 2010 Jillali El Adnani La Tijaniyya 1781 1881 Les origines d une confrerie religieuse au Maghreb Rabat Marsam 2007 John Hunwick An introduction to the Tijani path Beeing an annotated translation of the chapter headings of the Kitab al Rimah of al Hajj Umar In Islam et Societes au Sud du Sahara Bd 6 1992 ISSN 0984 7685 S 17 32 Ahmed Rufai Mihammed The Niass Tijaniyya in the Niger Benne Confluence Area of Nigeria In Louis Brenner Hrsg Muslim Identity and Social Change in Sub Saharan Africa Indiana University Press Bloomington IN u a 1993 ISBN 0 253 31269 8 S 116 134 Jean Louis Triaud David Robinson ed La Tijaniyya Une confrerie musulmane a la conquete de l Afrique Editions Karthala Paris 2000 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Tidschaniya Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien The Tariqa Tijaniyya Hajja Ashaki Taha Cisse Tidjaniyyah Overview Of World ReligionsEinzelnachweise Bearbeiten Abun Nasr The Tijaniyya 1965 S 15f 34 40f Vgl hier das Digitalisat der Ausgabe 1961 Vgl El Adnani La Tijaniyya 1781 1881 2007 S 211 219 Vgl El Adnani La Tijaniyya 1781 1881 2007 S 191 193 Vgl A Dedoud Ould Abdellah Le passage au sud Muhammad al Hafiz et son heritage In Triaud Robinson Hrsg La Tijaniyya 2000 S 69 100 John Glover Sufism and Jihad in Modern Senegal The Murid Order Rochester Studies in African History and the Diaspora Bd 32 University of Rochester Press Rochester NY u a 2007 ISBN 978 1 580 46268 6 S 58 61 Abun Nasr The Tijaniyya 1965 S 74 76 Abun Nasr The Tijaniyya 1965 S 93 98 Vgl David Robertson An emerging pattern of cooperation between colonial authorities and Muslim societies in Senegal and Mauritania in D Robinson und J L Triaud ed Le temps des marabouts Itineraires et strategies islamiques en Afrique occidentale francaise v 1880 1960 Paris 1997 S 155 181 S 174 Robert Elsie Der Islam und die Derwisch Sekten Albanien Anmerkungen zu ihrer Geschichte Verbreitung und zur derzeitigen Lage PDF 159 kB Kakanien Revisited Mai 2004 S 9 Chapter 8 Pesantren and Tarekat The role of Buntet The Origin of Tijaniyah In Abdul Ghoffur Muhaimin The Islamic Traditions of Cirebon Ibadat and Adat Among Javanese Muslims Republic of Indonesia Ministry of Religious Affairs Centre for Research and Development of Socio Religious Affairs Office of Religious Research Development and In Service Training Jakarta 2004 ISBN 979 3561 90 4 Vgl el Adnani 120 Vgl Abun Nasr in EI 465b und el Adnani 119f Rudiger Seesemann Islam Arbeit und Arbeitsethik Die zawiya der Tijaniyya in el Fasher Sudan In Kurt Beck Gerd Spittler Hrsg Arbeit in Afrika Beitrage zur Afrikaforschung Bd 12 Lit Munster u a 1996 ISBN 3 8258 3021 7 S 141 160 Vgl dazu David Robinson Between Hashimi und Agibu The Umarian Tijaniyya in the Early Colonial Period in Triaud Robinson ed La Tijaniyya 2000 S 101 124 Vgl Marie Miran La Tijaniyya a Abidjan entre desuetude et renaissance Ou l œuvre moderniste d El Hajj Ahmed Tijani Ba cheikh tijani reformiste en Cote d Ivoire contemporaine in Triaud Robinson ed La Tijaniyya 2000 S 439 467 Vgl das Kapitel Politique de deconcentration in Mouhammadou Mansour Dia La pensee socioreligieuse d El Hadji Malick Sy Kifaayatu ar Raa hibiin Abis editions Dakar 2013 S 52 60 Vgl David Robertson Malik Sy Teacher in the New Colonial Order in Triaud Robinson ed La Tijaniyya 2000 S 201 218 Vgl dazu Fabienne Samson Les marabouts de l islam politique Le Dahiratoul Moustarchidina wal Moustarchidaty un mouvement neo confrerique senegalais Paris 2005 Vgl Alioune Traore Cheikh Hamahoullah homme de foi et resistant Islam et colonisation en Afrique Paris 1983 Vgl Benjamin F Soares Notes on the Tijaniyya Hamawiyya in Nioro du Sahel after the second exile of its shaykh in Triaud Robinson ed La Tijaniyya 2000 S 357 365 Vgl Mihammed The Niass Tijaniyya 1993 S 116 134 Vgl David Robinson in Triaud Robinson ed La Tijaniyya 2000 S 510 Vgl Rudiger Sesesmann The History of the Tijaniyya and the issue of tarbiya in Darfur Sudan in Triaud Robinson ed La Tijaniyya 2000 S 393 437 Hier S 408 Vgl Roman Loimeier Islamic Reform and Political Change in Northern Nigeria Evanston 1997 S 48 William F S Miles Religious Pluralisms in Northern Nigeria In Nehemia Levtzion Randall L Pouwels Hrsg The History of Islam in Africa Ohio University Press u a Athens OH 2000 ISBN 0 8214 1296 5 S 209 226 hier S 214 Vgl Ousmane Kane Muslim modernity in postcolonial Nigeria a Study of the Society of Removal of Innovation and Reinstatement of Tradition Leiden 2003 S 176 Pearl T Robinson Islam and Female Empowerment among the Tijaniyya in Niger Tufts University Research Note September 2005 Memento vom 16 Juli 2009 im Internet Archive PDF 76 kB Rudiger Seesemann The Writings of the Sudanese Tijani Shaykh Ibrahim Sidi 1949 1999 with Notes on the Writings of his Grandfather Shaykh Muhammad Salma d 1918 and his Brother Shaykh Muhammad al Ghali B C 1947 Memento vom 30 Marz 2007 im Internet Archive In Sudanic Africa Bd 11 2000 ISSN 0803 0685 S 107 124 PDF Datei 126 kB Vgl Hanspeter Mattes Die islamistische Bewegung des Senegal zwischen Autonomie und Aussenorientierung Hamburg 1989 S 40f Vgl Mattes ebenda S 44 52 55 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Tidschaniya amp oldid 232140667