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Der Islam hat die Sklaverei in der Region seiner Entstehung als fest verankerte Institution vorgefunden und beibehalten Mohammed und seine Zeitgenossen besassen erbeuteten erwarben verkauften und befreiten Sklaven oder benutzten Sklavinnen als Konkubinen 1 Uber die Jahrhunderte waren der Sklavenhandel und die Sklavenarbeit wichtige Wirtschaftsfaktoren in der islamischen Welt Sie wurde erst durch die kolonialistische Einflussnahme der europaischen Staaten die sich ab dem fruhen 19 Jahrhundert bemerkbar machte schrittweise in den meisten muslimischen Staaten abgeschafft 1 Bis heute existieren aber in einzelnen mehrheitlich islamischen Landern sklavereiahnliche Rechtsverhaltnisse fort Illustration von Yahya ibn Mahmud al Wasiti zu den Maqamat von al Hariri 34 Maqama Sklavenmarkt in Zabid im Jemen 13 Jahrhundert Franzosische Nationalbibliothek Inhaltsverzeichnis 1 Begrifflichkeit 2 Aussagen im Koran 3 Sklaverei im islamischen Recht 3 1 Allgemeine Regeln 3 2 Die Umm Walad 3 3 Freilassung 4 Sklavenhaltung in der islamischen Geschichte 4 1 Mohammed 4 2 Sklavenquellen 4 3 Sklavenverwendung und Umfang 5 Abschaffung der Sklaverei ab dem 19 Jahrhundert 6 Fortbestand von Sklaverei in der Gegenwart 7 Siehe auch 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseBegrifflichkeitDer Sklave wird im Arabischen als ʿabd vgl Sure 2 178 raqaba oder mamluk siehe dazu Mamluken bezeichnet Im Koran werden Sklaven haufig auch mit der Bezeichnung was eure rechte Hand besitzt ma malakat aimanu kum z B Sure 24 33 umschrieben Eine Sklavin wird im Arabischen als dschariya جارية ǧariya oder ama امة bezeichnet Eine Sklavin die als Konkubine diente wird surriya سر ية genannt Sklaverei als solche heisst auf Arabisch riqq Aussagen im KoranDer Koran betrachtet die Unterscheidung zwischen Herren und Sklaven als Teil der gottlichen Ordnung beschreibt jedoch die Freilassung von Sklaven als wohltatigen Akt 1 So billigt der Koran auch das Konkubinat des freien Mannes mit seiner Sklavin Sure 4 3 4 24f Sure 23 6 Sure 70 30 Allerdings werden die Menschen angehalten die Sklaven gut zu behandeln Sure 4 36 und sie zu verheiraten 24 32 Ausserdem ist die Freilassung von Sklaven arab ʿitq als Wiedergutmachung fur verschiedene Vergehen vorgesehen 2 Ein muslimischer Sklave soll als Suhne fur die unabsichtliche Totung eines Glaubigen freigelassen werden 4 92 Ferner wird die Freilassung als Suhneleistung fur Eidbruch 5 89 und Widerruf einer Scheidung Sure 58 3 vorgeschrieben In Sure 24 33 werden die Glaubigen aufgefordert ihren Sklaven die einen Freibrief kitab begehren einen solchen auszustellen ihre Sklavinnen aber nicht als Prostituierte arbeiten zu lassen Der Freikauf fremder Sklaven wird auch als Akt der Wohltatigkeit empfohlen 2 177 Sklaverei im islamischen RechtAllgemeine Regeln Genauere Regeln zum Sklavenrecht wurden im Islam zum ersten Mal im Rahmen der Siyar Literatur ausgearbeitet Hier wurde zum Beispiel geregelt in welchen Fallen Menschen versklavt werden durften was mit entlaufenen oder vom Feind erbeuteten Sklaven zu geschehen hat wenn diese wiedergefunden werden usw 3 Ein freier Muslim kann nicht versklavt werden Der Ubertritt zum Islam andert den Sklavenstatus nicht 4 Im Unterschied zum romischen Recht das den Sklaven ausschliesslich als Eigentum seines Herrn betrachtet sind Sklaven nach islamischem Recht Mensch und Sache zugleich Als Eigentum ihrer Besitzer konnen sie nach Belieben verschenkt verliehen verpfandet vererbt oder verkauft werden Andererseits haben sie Anspruch auf gute Behandlung Versorgung und Verpflegung In einer Uberlieferung von Buchari erklart Mohammed Eure Sklaven sind eure Bruder Gott hat sie unter euren Befehl gestellt Wer nun die Oberhand uber seinen Bruder hat der soll von dem zu essen geben was er selbst isst und ihm Kleidung geben die er selbst tragt Tragt ihnen nicht auf was ihre Kraft ubersteigt Und wenn ihr es doch tut so helft ihnen 5 Muslimische Sklaven waren den freien Muslimen auch in religioser Hinsicht gleichgestellt Sie waren allerdings jener Pflichten enthoben fur die Bewegungsfreiheit unabdingbar war Freitagsgebet Wallfahrt Dschihad 6 Von grosserer juristischer Bedeutung war dass Sklaven nicht als Zeuge vor Gericht aussagen und kein Eigentum erwerben konnen 4 Im Auftrag ihres Herrn konnen sie jedoch Geschafte tatigen 4 Ehen zwischen Freien und Sklaven sind erlaubt 6 Fur die Heirat brauchen Sklaven aber die Zustimmung ihres Herrn Die Kinder einer verheirateten Sklavin gehoren ihrem Herrn auch wenn ihr Ehemann ein freier Mann ist 4 Aus diesem Grunde unterliegt eine solche Ehe vielen rechtlichen Beschrankungen und wird nur unter bestimmten Bedingungen erlaubt So muss fur den Mann die Gefahr der Unzucht bestehen oder und der Brautigam muss ledig und ausserstande sein den Brautpreis fur eine freie Frau zu entrichten Die Sklavin muss Muslimin sein Regulare Ehen zwischen Besitzern und Sklaven sind verboten Eine Heirat ist jedoch moglich wenn der Sklave von seinem Besitzer freigelassen wird Nach Auffassung einiger Rechtsschulen durfen mannliche muslimische Sklaven hochstens zwei Frauen heiraten Wahrend sexuelle Beziehungen zwischen einem Muslim und seiner Sklavin erlaubt waren waren solche zwischen einer Muslimin und ihrem Sklaven verboten Der sexuelle Verkehr eines Muslims mit der Sklavin eines anderen Besitzers wird als Unzucht betrachtet und entsprechend geahndet 6 Die Umm Walad Fur die umm walad أم ولد Kindesmutter die Sklavin die ihrem Herrn ein Kind geboren hat gelten im klassischen islamischen Recht spezielle Regeln sie darf nicht mehr verkauft werden und wird nach dem Tod ihres Herrn frei 7 Auch das Kind aus dieser Verbindung ist frei 8 Die Umm Walad hatte aber nie den gleichen sozialen Status wie eine freie Frau Die Sohne solcher Sklavenmutter wurden insbesondere in fruhislamischer Zeit als hudschana Bastarde bezeichnet 9 Freilassung Ein Sklave kann durch eine testamentarische Verfugung freigelassen werden arab tadbir Der Sklave wird in diesem Fall frei sobald der Herr gestorben ist Eine solche Verfugung kann nach herrschender Meinung nicht widerrufen und der Sklave danach nicht mehr verkauft oder verschenkt werden Sklaven konnen mit ihrem Herrn auch einen Loskaufvertrag mukataba abschliessen Der Loskauf erfolgt in diesem Fall ublicherweise in Raten Der Sklave wird dann zwar sofort frei was die Verfugungsgewalt seines Herrn uber ihn anlangt Hinsichtlich des Rechtsstatus erlangt er die Freiheit allerdings erst nach Erfullung des Vertrags Bis dahin hat er auch keine volle Verfugungsgewalt uber seinen Besitz Ein Anspruch auf einen solchen Loskauf besteht nicht Der Mukatab also der Sklave der mit seinem Herrn einen Loskaufvertrag abgeschlossen hat hat Anspruch auf Unterstutzung aus dem Ertrag der Zakat bzw Sadaqa Durch die Freilassung entsteht ein Klientelverhaltnis zwischen dem Sklaven und seinem ehemaligen Herrn mit erbrechtlichen Folgen 10 Die Freilassung eines Sklaven gilt im Islam als gottgefalliges Werk qurba Sie bewahrt laut einer Uberlieferung des Propheten Mohammed vor dem Hollenfeuer Wer einen Sklaven Var muslimischen Sklaven glaubigen Sklaven frei lasst wird vom Hollenfeuer befreit werden 11 Sklavenhaltung in der islamischen GeschichteMohammed Es ist nicht zu erkennen dass Mohammed die Absicht hatte die Sklaverei abzuschaffen 12 Ein beruhmter Fall der Versklavung eines Stammes aus der Fruhzeit des Islam sind die Banu Quraiza Dieser judische Stamm aus Yathrib Medina wurde nach der Grabenschlacht von den Muslimen unter Fuhrung Mohammeds angegriffen Nachdem die Banu Quraiza aufgegeben hatten wurden die Manner des Stammes gekopft und die Knaben Frauen und Madchen versklavt Ibn Ishaq beschreibt die Teilung der Beute folgendermassen Der Prophet verteilte den Besitz die Frauen und die Kinder der Banu Quraiza unter den Muslimen Er legte fest welche Anteile an der Beute jeweils den Reitern und den Unberittenen zustanden und behielt selbst ein Funftel ein Die gefangenen Frauen und Kinder aus dem Funftel schickte er mit dem Helfer Sa d ibn Zaid in den Nadjd und tauschte sie gegen Pferde und Waffen ein Eine der gefangenen Frauen Raihana bint Amr behielt der Prophet fur sich selbst Sie blieb in seinem Besitz bis er starb 13 Im Fall der Banu l Mustaliq bot Mohammed Dschuwairiya bint al Harith die mit ihren Stammesgenossen den Muslimen als Beute in die Hande gefallen war und die ihn um Hilfe bei ihrem Freikauf bat die Heirat an Daraufhin liessen die Muslime die Sklaven und Sklavinnen die zu ihrem Beuteanteil gehorten frei Sie wollten keine Stammesgenossen einer Prophetengattin als Sklaven besitzen 4 Kalif Umar verbot es spater allgemein Araber zu versklaven Sklavenquellen Insgesamt ist die Geschichte der Sklaverei im islamischen Orient aufgrund der Weitraumigkeit und der ethnischen kulturellen und politischen Vielfalt des Gebiets sehr unterschiedlich ausgepragt Das ergiebigste Sklavenreservoir war uber Jahrhunderte Subsahara Afrika insbesondere etwa die Sudan Region wo ebenfalls regelrechte Sklavenjagden unternommen wurden hier von den Muslimen selbst 14 In die Fruhzeit der islamischen Expansion gehoren auch die aus Ostafrika nach Mesopotamien deportierten Sklaven die Zandsch genannt wurden Als Schwarze gehorten sie auf die niedrigste soziale Stufe und hatten Schwerstarbeit bei der Trockenlegung der Salzsumpfe fur die Einrichtung von Plantagen am Euphrat zu verrichten Sie sorgten in der Abbassidenzeit fur ein ahnlich herausragendes Ereignis wie der von Spartacus angefuhrte Sklavenaufstand in Rom Nach schnell niedergeschlagenen Revolten in den Jahren 689 690 und 694 leitete Ali ben Muhammad ein arabischer Dichter und Lehrer der sich als Verwandter Mohammeds ausgab und sich selbst zum Mahdi Messias ausgerufen hatte den 14 Jahre dauernden Aufstand der Zandsch von 869 bis 883 Fur Europa brachte die Islamische Expansion 711 die Eroberung der iberischen Halbinsel deren muslimisch kontrolliertes Gebiet Al Andalus genannt wurde Von dort aus wurde Sklavenhandel mit den nordlich angrenzenden christlichen Landern betrieben zu denen die moslemischen Kaufleute als Feinde des christlichen Abendlandes keinen direkten Zugang suchten Alle in Europa noch nicht christianisierten Volker zu denen im 8 Jahrhundert etwa noch die von Karl dem Grossen bekriegten Sachsen gehorten wurden zum Ziel fur christliche Sklavenjager da hellhautige Europaer begehrtes und gewinnbringendes Handelsgut mit Al Andalus waren Im 10 Jahrhundert wurden die Sachsen selbst zu Sklavenjagern in den benachbarten Slawengebieten und belieferten vor allem umstritten uber die Vermittlung judischer Fernhandler namlich der Radhaniten die moslemischen Kunden Wichtigste Zentren des Handels und der Verteilung waren vor allem das zum Ostfrankenreich gehorende Verdun im Westen und das bohmische Prag im Osten wo die jungen gefangenen mannlichen Slawen uber Kastration in die in der islamischen Welt besonders begehrten und entsprechend teuren Eunuchen verwandelt wurden Die Ertrage aus dem Sklavenhandel mit der islamischen Welt erreichten ein solches Volumen dass sie vom 9 bis ins 11 Jahrhundert zu einem entscheidenden Faktor des Aufschwungs fur das wirtschaftlich daniederliegende Abendland wurden 15 Sklavenverwendung und Umfang Der massierte Einsatz von Sklaven in Arbeitskollektiven war im islamisch arabischen Raum wenig ublich In der Landwirtschaft Dattelpalmen Gartenwirtschaft in den Oasen und der nomadischen Viehzucht lebten die Sklaven in die Haus oder Familiengemeinschaften der Sklavenhalter integriert Eine Ausnahme waren die erwahnten Zandsch jene aus Ostafrika verschleppten Schwarzen die in der Zeit des Abbasidenreiches in den Salzsumpfen des heutigen Irak in grossen Kollektiven in Salinen bei der Urbarmachung und auf Plantagen fur die Zuckerherstellung arbeiteten 16 Im Jahr 869 begannen sie ihren mehrjahrigen Aufstand der das Kalifat der Abbasiden an den Rand des Untergangs fuhrte aber niedergeworfen werden konnte und zum Ende des Sklaveneinsatzes in der Plantagenwirtschaft beitrug 17 Egon Flaig vertritt mit Berufung auf Bernard Lewis die Auffassung der Hautfarben Rassismus sei erstmals in der islamischen Welt aufgetreten und zwar gegenuber ostafrikanischen Schwarzen und europaischen Weissen die und das ware das historisch Neue gewesen aufgrund ihrer Hautfarbe als von Natur aus anders und unterlegen bewertet wurden womit ihre Versklavung gerechtfertigt wurde Vertreten wurden diese Vorstellungen aber nicht von islamischen Klerikern der religiosen Orthodoxie diese war vielmehr antirassistisch und hatte die naturliche Gleichheit der Menschen als Grundlage Vielmehr hatten Gelehrte wie Ibn Khaldun oder Avicenna solche Ideen entwickelt 18 Unter dem Abbasiden Kalif Harun ar Raschid gehorten viele Sklavinnen dem damals bereits etablierten Harem an 19 Langfristig bedeutend fur den Verlauf der islamischen Geschichte wurden turkische Militarsklaven die in Bagdad insbesondere von dem Kalifen Al Mutasim eingestellt wurden um als Pratorianergarde den Herrscher zu beschutzen und das Heer zu verstarken Spater ubernahmen solche Mamelucken an verschiedenen Orten des islamischen Kulturkreises die Herrschaft und grundeten wie etwa die Ghaznawiden eigene Dynastien Eine besondere Form dieser Sklaverei war die Knabenlese im Osmanischen Reich Dabei wurden Knaben aus christlichen Provinzen ihren Familien als zu zahlende Abgabe weggenommen ausgebildet und zwangsislamisiert Diese Manner bildeten die Grundlagen des Janitscharen Korps und der Verwaltung des Reiches und konnten in hochste Staatsamter aufsteigen Auch viele Herrscher in der islamischen Geschichte waren Sohne von Sklavinnen Der Schriftsteller Antoine de Saint Exupery verarbeitete die Begegnung mit der Sklaverei Nordafrikas in seinem Buch Wind Sand und Sterne Der amerikanische Historiker Robert C Davis veroffentlichte 2004 eine Untersuchung uber die Versklavung durch Muslime im Mittelmeerraum aber auch daruber hinaus bis nach England und Island wo zwischen 1530 und 1780 1 25 Mio Christen den Piraten des Maghreb zum Beispiel aus Algier Tunis und Tripolis in die Hande gefallen sein sollen In Algier fand die Piraterie erst mit der Eroberung durch Frankreich 1830 ein Ende 20 Die Zahl der von 1500 bis 1890 aus Ostafrika importierten Sklaven wird auf 6 85 Millionen Menschen geschatzt 21 Laut dem Historiker Egon Flaig ubertrafen die Sklavenimporte der islamischen Welt jene des Romischen Reiches bei weitem was die Versklavungsprozesse so anheizte wie es bis dahin in der Weltgeschichte noch nie geschehen war 22 Abschaffung der Sklaverei ab dem 19 JahrhundertDie systematische islamische Sklavenjagd endete erst durch die Eingriffe und Verbote der Kolonialmachte In Deutsch Ostafrika beendete Hermann von Wissmann 1895 96 militarisch die Versklavung der einheimischen Afrikaner und den Menschenhandel Aber in Gebieten die dem Zugriff der Kolonialmachte entzogen blieben gedieh der Sklavenhandel in der Illegalitat und die Sklavenrazzien der moslemischen Handler gingen bis in die 20er Jahre des 20 Jahrhunderts weiter 23 Der erste muslimische Herrscher der die Sklaverei auf seinem Territorium abschaffte war Ahmad I al Husain von 1837 bis 1855 der Bey von Tunis Er versuchte seinen Staat technisch zu modernisieren und griff dabei auf franzosische Unterstutzung zuruck Im Jahr 1841 verbot er den Sklavenhandel schloss die Sklavenmarkte liess seine eigenen Sklaven frei und stellte die Entsendung von Sklaven als Tributzahlung nach Istanbul ein 1846 ordnete er an dass jeder Sklave der dies wunsche freizulassen sei 6 000 bis 30 000 Sklaven kamen hieraufhin frei 24 Im Osmanischen Reich wurde 1854 55 auf Druck der europaischen Grossmachte ein Edikt zum Verbot des Sklavenhandels erlassen Daraufhin kam es allerdings zu Protesten von Handlern im Hedschas die das Verbot der Sklaverei als anti islamisch verurteilten Im Auftrag des Scherifen gab der fuhrende Gelehrte von Mekka eine Fatwa heraus in der er die Turken zu Apostaten erklarte und zum Dschihad gegen sie aufrief Als es infolgedessen im Hedschas tatsachlich zu einem anti osmanischen Aufstand kam wurde der Hedschas in dem osmanischen Erlass von 1857 der die Sklaverei verbot ausgenommen 25 In Indien wo die Briten bis 1862 die Sklaverei abschafften argumentierten einige modernistische muslimische Gelehrte wie Sayyid Ahmad Khan dass der Islam selbst die Sklaverei schon abgeschafft habe Diese Abschaffung sei stufenweise im Koran erfolgt Am Ende stehe der bei der Einnahme von Mekka im Januar 630 offenbarte Freiheitsvers ayat al ḥurriya von Sure 47 4 der die Muslime dazu auffordere Kriegsgefangene entweder auf dem Gnadenweg oder gegen Losegeld freizulassen 26 Der Imam Abdul Kader Kan 1725 1806 von Fouta Toro unterband den innermuslimischen Sklavenhandel mit dem Emirat Trarza im Suden des heutigen Mauretaniens wie mit den franzosischen Kolonialisten 27 Sklavenmarkte wie etwa jener in Sansibar der vor allem die Emirate Arabiens belieferte und erst von den Briten geschlossen wurde oder solche in Zentralasien hielten sich bis ins spate 19 Jahrhundert Noch zu Anfang des 20 Jahrhunderts berichteten Orientreisende wie Christiaan Snouck Hurgronje uber den Sklavenmarkt in Mekka 4 Saudi Arabien schaffte erst 1963 die Sklaverei offiziell ab 28 Besonders schwierig gestaltete sich die Abschaffung der Sklaverei in Mauretanien Hier gab es im 20 Jahrhundert drei Initiativen zu ihrer Aufhebung ohne dass sich in der Praxis viel verandert hatte 1905 franzosisches Kolonialdekret 1960 Erlangung der Unabhangigkeit und zum dritten Mal im Jahr 1980 23 Jahre spater im Jahr 2003 wurde ein Gesetz gegen den Menschenhandel erlassen das Wort Sklaverei wurde aber vermieden Im August 2007 verabschiedete der damalige Prasident Sidi Mohamed Ould Cheikh Abdallahi ein Gesetz das Sklaverei erstmals unter Strafe stellt Das ist das vierte Mal dass das Thema Sklavenhaltung in einem Gesetzestext erwahnt wurde 29 30 31 Das Gesetz war bei den abstimmenden Parlamentariern heftig umstritten Das letzte Gesetz zur Abschaffung der Sklaverei in Mauretanien wurde am 8 August 2007 verabschiedet 32 Fortbestand von Sklaverei in der GegenwartNoch heute gibt es in einzelnen Regionen der islamischen Welt Formen der Sklaverei dazu gehoren die Sklaverei im Sudan und andere religios oder nicht religios begrundete Formen der Unfreiheit 8 Auch Dubai machte 2006 von sich reden als in Miami Florida ein Prozess gegen Emir Scheich Muhammed bin Raschid Al Maktum wegen organisierter Sklaverei mit 30 000 in den letzten 30 Jahren versklavten Kindern gefuhrt werden sollte 33 der aber 2007 wegen Unzustandigkeit des Gerichts eingestellt wurde Parallel dazu einigte sich Dubai mit UNICEF darauf 1 000 als leichtgewichtige Kamel Jockeys missbrauchte Kinder wieder ihren Elternfamilien zuzufuhren und fur alle Kosten aufzukommen Trotzdem wird weiterhin von 10 000 Kindern aus Bangladesch dem Suden Indiens dem Sudan und Athiopien ausgegangen die in den Golf Staaten als Kamel Jockeys eingesetzt werden 34 Der franzosische Anthropologe Malek Chebel 35 der sich fur einen aufgeklarten liberalen Islam einsetzt fordert nach seinen Reisen in islamische Lander dass gerade fur die Golfregion genaue Forschungen zum Menschenhandel zu machen seien 36 Wahrend die meisten muslimischen Gelehrten der Gegenwart die Sklaverei ablehnen 37 gibt es einzelne die sie verteidigen wie zum Beispiel der saudi arabische Scheich Saleh ibn Fawzan 38 39 der Hauptautor der islamischen Lehrplane fur ca 5 Millionen saudischer Schuler und Studenten auch in saudi arabischen Schulen weltweit Er erklarte auf einem Tonband Sklaverei ist Teil des Islam und Sklaverei ist Teil des Dschihad und der Dschihad wird solange bleiben wie es den Islam gibt Al Fawzan prominentes Mitglied im Hochsten Rat der Rechtsgelehrten Ulema Ulama Saudi Arabiens hochstem religiosen Gremium gilt als besonders konservativ und lehnt jede Modernisierung ab 40 In jungster Zeit praktizierte der IS Islamischer Staat auf seinem Vormarsch seit dem Sommer 2014 im Nahen Osten die Sklaverei nicht nur wieder als alte muslimische Tradition sondern rechtfertigte sie im Fall der Gefangennahme eines Teils einer grosseren nicht islamischen Bevolkerungsgruppe der Jesiden auch in der Form einer traditionellen Rechtsauslegung In seinem Propagandamagazin Dabiq im Oktober 2014 erklarte der IS dass sein Ziel die kulturelle und religiose Ausloschung der Identitat der Jesiden ist Offensichtlich in Ermangelung islamischer Gelehrter hatten Scharia Studenten die Jesiden nicht als ehemalige muslimische Sekte eingestuft sondern als eine heidnische Religion aus vorislamischer Zeit somit als Muschrik Gotzendiener also eine abwertende Bezeichnung fur Polytheisten Nach islamischem Recht sei man damit auch berechtigt jesidische Frauen und Kinder zu versklaven 41 Der Artikel mit dem Titel Die vorzeitige Wiedergeburt der Sklaverei fuhrt weiter aus dass man Frauen und Kinder unter den Kampfern des islamischen Staates aufgeteilt habe nachdem ein Funftel von ihnen der Regierung des Islamischen Staates als Steuer ubergeben wurde Insbesondere wird verteidigt dass die Jesidinnen zu Sexsklavinnen gemacht wurden Anstatt fragwurdige Beziehungen mit Hausmadchen einzugehen sei es besser sich eine versklavte Sexkonkubine zu halten Das sei wenigstens legal 41 Ein Beitrag in der Tageszeitung Die Welt nimmt an dass es sich um bis zu 7 000 entfuhrte Jesiden handeln konne Die Selbstbezichtigung von IS ist nun ein wichtiges Indiz dafur dass die Terrormiliz den Versuch eines kulturellen Genozids an den Jesiden unternimmt 41 Siehe auch Volkermord an den JesidenSiehe auchOdaliske Sklaverei in Westafrika Ostafrikanischer Sklavenhandel Mediterraner Sklavenhandel IklanLiteraturRobert Brunschvig ʿ Abd In The Encyclopaedia of Islam New Edition Auflage Band 1 Brill Leiden S 24 40 William Gervase Clarence Smith Islam and the abolition of slavery Oxford University Press Oxford New York NY 2006 ISBN 0 19 522151 6 Verlagsbeschreibung Buchvorschau Humphrey J Fisher Slavery in the history of Muslim Black Africa New York University Press New York 2001 ISBN 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Chebel L esclavage en terre d islam Un tabou bien garde Fayard Paris 2007 ISBN 978 2 213 63058 8 Jonathan A C Brown Slavery and Islam Oneworld Publications London 2019 ISBN 978 1 78607 635 9 WeblinksBBC Hrsg Religion amp Ethics Islam and slavery englisch bbc co uk Heinrich von Maltzan Meine Wallfahrt nach Mekka 1 Band Leipzig 1865 S 256 ff urn nbn de bvb 12 bsb10620572 1 Einzelnachweise a b c Robert Brunschvig ʿAbd In The Encyclopaedia of Islam New Edition Brill Leiden Bd 1 S 24a 39 Robert Brunschvig ʿAbd In The Encyclopaedia of Islam New Edition Brill Leiden Bd 1 S 25 The Ḳurʾan makes the emancipation of slaves a deed of expiation for certain felonies Vgl Jonathan Brockopp Slaves and Slavery In Encyclopaedia of the Qurʾan Brill 2006 Bd 5 S 57 Vgl Majid Khadduri The Islamic Law of Nations Shaybani s Siyar Baltimore The Johns Hopkins Press 1966 S 120 179 a b c d e f Th W Juynboll in E J Brill s First Encyclopaedia Of Islam 1913 1936 Leiden 1987 Bd 1 Stichwort Abd Buchari Your slaves are 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