www.wikidata.de-de.nina.az
Die Janitscharen osmanisch یكیچری اوجاغی IA Yeniceri Ocaġi deutsch Janitscharenkorps wortlich Feuerstelle der neuen Truppe waren im Osmanischen Reich die Elitetruppe der Armee Sie stellten die Leibwache des Sultans und erreichten hochste Positionen im osmanischen Staatswesen Die Truppen hatten ihren Ursprung im 14 Jahrhundert und wurden 1826 aufgelost Der Kammerherr Sultan Murads IV im Kreise der Janitscharen Inhaltsverzeichnis 1 Ursprung 2 Ausbildung und Lebensweise 3 Das Janitscharenkorps 4 Niedergang und Revolten 5 Das sogenannte Wohltatige Ereignis 6 Bekannte Janitscharen 7 Siehe auch 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseUrsprung BearbeitenOsmanische Mythen bezeichnen gerne Orhan I als Grunder der Janitscharen und 1330 als das Grundungsjahr aber moderne Historiker wie Patrick Kinross glauben dass erst sein Nachfolger Sultan Murad I dafur verantwortlich war Die alevitische Tradition hingegen weist auf zwei Grunder hin Abdal Musa und Balim Sultan ganz in der Tradition des Bektaschi Ordens wobei Abdal Musa als Hauptgrunder identifiziert Balim Sultan jedoch als Fortfuhrer angesehen wird Als Zeitraum der Grundung werden die Jahre zwischen 1365 und dem Ende des 14 Jahrhunderts genannt Die Idee dahinter war ausreichend Soldaten fur die neuen Kriegszuge der Osmanen zu finden da das eigene Volk nicht immer ausgereicht hatte um ein Heer zu stellen das grossere Teile der Welt hatte unterwerfen konnen Jeder neue Kriegszug brachte jedoch neue Kriegsgefangene ein unter denen sich kraftige junge Manner befanden die fur den Waffendienst geeignet gewesen waren Den Makel dass diese Manner der falschen Religion anhingen beseitigte Orhan indem er den Christen ihre Kinder wegnahm sie von Angehorigen eines nach dem heiligen Hadschi Bektasch benannten Derwisch Ordens zu fanatischen Muslimen erziehen liess und sie dann seiner neuen ebenfalls einem Orden gleichenden Einheit eingliederte 1 Die Janitscharen wurden anfanglich nach dem Vorbild der Mamluken gebildet uberwiegend aus Christen die meistens nicht freiwillig dem Korps beitraten sondern durch die Knabenlese im kindlichen Alter aus dem Kaukasus und dem Balkan verschleppt und zum Islam zwangskonvertiert wurden Oftmals versuchten islamische Eltern aus den Unterschichten ihre Kinder einzuschmuggeln um ihnen so eine bessere Zukunft im Dienste des Sultans zu ermoglichen Die Janitscharen wurden die erste stehende Armee des Osmanischen Reiches und ersetzten die aus Stammeskriegern zusammengesetzten Truppen auf deren Loyalitat und Moral man nicht vertraute Ausbildung und Lebensweise Bearbeiten Sitzender Janitschar Zeichnung von Gentile Bellini um 1480 Janitscharen Agha Janitscharen Agha mit Begleitern Die ersten Janitscharen Einheiten umfassten noch Kriegsgefangene und Sklaven Ab 1438 wurden systematisch Knaben unterworfener christlicher Volker zwangsrekrutiert so genannte Knabenlese wobei hauptsachlich vom Balkan vor allem aus Serbien Bosnien Bulgarien und Albanien 2 stammende Jungen ausgewahlt und zur Erziehung Ausbildung und Zwangsislamisierung in das Osmanische Reich gebracht wurden Ublicherweise wurde jeder 40 Junge im Alter zwischen 7 und 14 ausgewahlt die Anzahl wurde aber je nach Bedarf geandert Am Anfang favorisierten die turkischen Eroberer albanische und griechische Christenknaben 2 Mit der Expansion der Grenzen wurden vor allem Serben und Bosnier wie auch Armenier Bulgaren Georgier Kroaten Polen Sudrussen Ukrainer und Ungarn rekrutiert Janitscharen wurden unter strikter Disziplin und harter Arbeit in acemi oglan Schulen ausgebildet wo sie dem Zolibat unterworfen waren und islamisiert wurden Im Gegensatz zu freien Moslems durften sie nur einen Schnurrbart und keinen Vollbart tragen Die Janitscharen gehorten als Armee dem Sultan und wurden so erzogen dass sie das Korps als ihre Heimat und Familie und den Sultan als ihren Vater anerkannten Nur diejenigen die sich als stark genug herausstellten verdienten sich den Rang eines echten Janitscharen im Alter von 24 bis 25 Jahren Das Eigentum verstorbener Mitglieder ging auf das Regiment uber Religios orientierten sich die Janitscharen an den Lehren des Mystikers Hadschi Bektasch der im 14 Jahrhundert die ersten Truppen gesegnet hatte und an dem nach ihm benannten Orden der Bektaschi Derwische Die spezielle weisse Kopfbedeckung der Janitscharen بورك bork oder kece symbolisiert den Armel des Hadschi Bektasch und zeigt die Verbundenheit zu dessen Lehren Darin und in ihrem abgeschiedenen Leben in Kasernen ahnelten sie den christlichen Ritterorden wie dem Malteserorden In Istanbul bestanden zwei Janitscharenkasernen die Eski Odalar اسكی اوطه لر alte Baracken und die gegenuberliegenden Yeni Odalar یكی اوطه لر neue Baracken im Stadtviertel Aksaray An Stelle der Alten Stuben wurde spater die Sehzade Camii Prinzenmoschee erbaut 3 Das Janitscharenkorps BearbeitenDie Janitscharen lebten ausschliesslich fur den Krieg Sie heirateten nicht sie hatten keinen Besitz und bezogen ausser regelmassigen Mahlzeiten so gut wie keinen Sold Da die Janitscharen rechtlich als Militarsklaven قول ḳul galten war der Sold vornehmlich von symbolischem Wert und stammte direkt aus der Kasse des Herrschers Die Bataillonskommandeure der Truppe fuhrten den bezeichnenden Titel Tschorbadschi Baschi چورباجی باشی corbaci basi Suppenmeister Die Rangabzeichen aller Offiziere setzten sich aus gekreuzten Loffeln zusammen vier davon kennzeichneten etwa den Aschdschi Baschi آشجی باشی asci basi Oberkoch Anstelle von Standarten wurden den Janitscharen machtige Suppenkessel kazan قزغان ḳazġan vorangetragen auf dem Kopf trugen sie eine kegelformige von einem Turban umwundene Filzkappe der Bektaschi Monche ihre Beine steckten in hohen Schaftstiefeln ihre wichtigste Waffe war der Kompositbogen Die Janitscharen machten die Infanterie aus wahrend die Sipahi die Kavallerie bildeten Ahnlich wie die frankischen Reiter Karls des Grossen fand sich die ganze Streitmacht des Sultans Jahr fur Jahr auf dem Marzfeld ein um zu erfahren wohin der nachste Feldzug fuhren wurde 1 Die volle Starke der Janitscharen Truppe stieg von ungefahr 100 bis auf mehr als 200 000 Das Korps wurde in Kompanien اورتا orta wortlich Mitte mit 200 400 Mannern organisiert Suleyman der Prachtige hatte 165 Orta spater stieg die Anzahl auf 196 Der Sultan hatte das Oberkommando inne gefuhrt und organisiert wurde das Korps aber nach der Einrichtung des Amtes durch Selim I im Jahre 1515 vom Aga Das Korps war in drei Divisionen unterteilt den Cemaat جماعت Gemeinschaft mit 101 Orta den Boluk بلوك Kompanie mit 61 Orta und den Segban سگبان Hundewarter auch sekban segmen oder seyman mit 34 Orta Zusatzlich gab es 34 Orta mit Rekruten عجمى ʿacemi Ursprunglich konnten die Janitscharen nur innerhalb ihrer Orta aufsteigen und ihre Einheit nur verlassen indem sie das Kommando einer anderen annahmen Sie durften nur von ihren eigenen Vorgesetzten bestraft werden Die Namen ihrer Range entsprachen denen des Kuchenpersonals und der Begleiter des Sultans auf der Jagd So trugen bei der Zweiten Wiener Turkenbelagerung die traditionsreichen Janitscharenkompanien Nr 64 und Nr 71 die bezeichnenden Namen Zagarci زغارجی Spurhundwarter und Samsuncu صامسونجی Doggenwarter 4 In den ersten Jahrhunderten waren die Janitscharen Bogenschutzen sie benutzten aber Feuerwaffen sobald sie verfugbar waren Im Nahkampf verwendeten sie Beile Sabel und Jatagane Das Osmanische Reich setzte die Janitscharen in allen grosseren Feldzugen ein so 1453 bei der Eroberung Konstantinopels dem Sieg uber die agyptischen Mamluken und den Kriegen gegen Osterreich Dabei erwarben sie sich bald den Ruf ausserordentlich grausam gegen ihre Feinde zu sein Die Janitscharentruppen wurden in den fruheren Feldzugen immer vom Sultan selbst in die Schlacht gefuhrt und bekamen einen Anteil an der Beute Niedergang und Revolten Bearbeiten Mustafa Kemal der spatere Ataturk in der Paradeuniform der Janitscharen in Sofia Die Janitscharen wurden sich allmahlich ihrer Bedeutung bewusst Im Jahr 1446 revoltierten sie in Edirne Adrianopel und forderten die Ruckkehr Sultan Murads Hierbei gibt es je nach Quelle zwei Versionen Entweder musste Sultan Murad zuvor nach einer verlorenen Schlacht abdanken sein Sohn Mehmed war zum Zeitpunkt der Revolte der neue Sultan oder Mehmed fungierte nur als Statthalter Sultan Murads der einen Feldzug in Anatolien befehligte Jedenfalls setzten sich die Janitscharen durch Murad kehrte zuruck und sein Sohn bestieg erst 1451 als Mehmed II den Thron Im Jahr 1449 rebellierten sie ein weiteres Mal und verlangten eine bessere Bezahlung die sie auch bekamen Nach 1451 musste jeder neue Sultan allen Janitscharen eine Belohnung geben und ihren Lohn verbessern Sultan Selim II gab ihnen 1566 die Erlaubnis zu heiraten Immer mehr muslimische turkische Familien brachten ihre eigenen Sohne in den Truppen unter da diese ein hohes Ansehen genossen 1683 konnte die Knabenlese abgeschafft werden Damit ging aber auch eine Anderung des Selbstbewusstseins der Janitscharen einher Waren sie anfanglich dem Sultan gegenuber gehorsam und loyal konnten sie nun selbst wesentlichen Einfluss auf die Regierung ausuben Sie meuterten diktierten die Politik und verhinderten Bemuhungen die Struktur der Armee zu modernisieren Durch Staatsstreiche ersetzten sie unliebsame Sultane durch andere Sie machten sich selbst zu Landbesitzern und Geschaftsleuten Die Sohne von Truppenangehorigen mussten nicht mehr obligatorisch die harte Ausbildung in den acemi oglan durchlaufen Als die Janitscharen praktisch Geld vom Sultan erpressen konnten und das Geschafts und Familienleben die Hingabe an den Kriegsdienst ersetzte nahm auch ihre Wirksamkeit als Kampftruppe ab Die Nordgrenze des Reichs verschob sich nach der Schlacht am Kahlenberg 1683 immer mehr nach Suden Die Janitscharen widersetzten sich allen Ansatzen die Armee zu reformieren und ermordeten 1622 Sultan Osman II als er plante sie zu ersetzen 1807 revoltierten sie und setzten Selim III ab der mit Hilfe europaischer Ausbilder die Armee zu modernisieren versuchte Bevor seine Anhanger die Macht wieder an sich ziehen konnten liess ihn Mustafa IV toten und setzte 1808 Mahmud II auf den Thron Wiederum drohten die Janitscharen Mahmud zu verdrangen der gehorchte und Mustafa hinrichten liess Er brauchte ein Jahrzehnt um seine Position zu festigen Im April 1810 setzten die Janitscharen in Galata 2000 Hauser in Brand und im Fruhjahr 1811 waren zwei Regimenter in ein Gefecht in Istanbul verwickelt 1826 waren sie an der Niederschlagung von Aufstanden in Griechenland beteiligt Das sogenannte Wohltatige Ereignis BearbeitenSchliesslich entschied Mahmud II die Janitscharen aufzulosen Als bekannt wurde dass der Sultan eine neue Armee unter der Bezeichnung Asakir i Mansure i Muhammediye عساكر منصوره محمديه Siegreiche Armee Mohammeds bildete rebellierten sie am 14 15 Juni 1826 Dieses Mal stellten sich allerdings die Bevolkerung und grosse Teile der Armee gegen sie Dem Sultan gegenuber loyale Truppen drangten sie in ihre Quartiere zuruck Die Artillerie Topcu feuerte funfzehn Salven in die Kasernen weswegen viele Janitscharen verbrannten Uberlebende wurden hingerichtet oder verbannt Zwei Jahre spater liess Mahmud II den letzten verbliebenen Besitz der Janitscharen beschlagnahmen Der Sultan bezeichnete diese Ereignisse als واقعه خيريه Vaḳʿa ʾi Ḫayriye Wohltatiges Ereignis 5 Bekannte Janitscharen BearbeitenSokollu Mehmed Pascha um 1505 1579 ein geburtiger Serbe aus Bosnien wurde als Grosswesir einer der hochsten Wurdentrager des Osmanischen Reiches Sinan um 1490 1588 Architekt Koca Hidir ein Kriegsherr der in der Schlacht bei Warna zu Ruhm gelangte Yirmisekiz Mehmed Celebi um 1670 1732 ein osmanischer Diplomat Konstantin aus Ostrovitza um 1435 nach 1481 Verfasser der Memoiren eines Janitscharen ein von der Knabenlese betroffener Serbe Skanderbeg um 1405 1468 ein geburtiger Albaner wurde als Offizier einer der hochsten Wurdentrager des Osmanischen ReichesSiehe auch BearbeitenJanitscharenmusik Liste osmanischer TitelLiteratur BearbeitenAnnemarie Schimmel Die Religion des Islam eine Einfuhrung 11 Auflage Reclam Stuttgart 2010 Erstausgabe als Der Islam 1990 ISBN 978 3 15 018659 6 Reclams Universal Bibliothek Nr 18659 Reclam Sachbuch Godfrey Goodwin The Janissaries Saqi Books London 1997 ISBN 0 86356 055 5 Nahoum Weissmann Les Janissaires Etude de l organisation militaire des Ottomans Librairie Orient Paris 1964 David Nicolle The Janissaries Osprey Oxford 1995 ISBN 1 85532 413 X Gerhard Schweizer Die Janitscharen geheime Macht des Turkenreiches Bergland Buch Salzburg 1984 ISBN 3 7023 0098 8 Richard Franz Kreutel Ubersetzer Der fromme Sultan Bayezid Die Geschichte seiner Herrschaft 1481 1512 nach den altosmanischen Chroniken des Oruc und des Anonymus Hanivaldanus In der Reihe Osmanische Geschichtsschreiber Band 9 Styria Graz Wien Koln 1978 ISBN 3 222 10469 7 Stephan Vajda Die Belagerung Bericht uber das Turkenjahr 1683 Orac Pietsch Wien 1983 ISBN 3 85368 921 3 Renate Lachmann Hrsg Memoiren eines Janitscharen oder Turkische Chronik Slavische Geschichtsschreiber Band VIII Styria Verlag Graz Wien Koln 1975 ISBN 3 222 10552 9 Neudruck 2010 Ferdinand Schoningh Verlag ISBN 978 3 506 76842 1 Bodo Hechelhammer Das Korps der Janitscharen Eine militarische Elite im Spannungsfeld von Gesellschaft Militar und Obrigkeit im Osmanischen Reich In Gundula Gahlen Carmen Winkel Hrsg Militarische Eliten in der Fruhen Neuzeit Universitatsverlag Potsdam Potsdam 2010 S 33 58 ISBN 3 86956 070 3 Weblinks Bearbeiten Commons Janitscharen Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Wiktionary Janitschar Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Literatur zum Thema Janitscharen im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Das Janitscharen Korps osmanischesreich de Truppenstarke Organisation und Sold der Janitscharen englisch Katalin Fischer Janitscharen Die gefurchtete Truppe des Sultans Bayern 2 Radiowissen Ausstrahlung am 18 Mai 2020 Podcast Einzelnachweise Bearbeiten a b Gerhard Herm Der Balkan Das Pulverfass Europas Econ Verlag Dusseldorf Wien New York Moskau 1993 ISBN 978 3 430 14445 2 S 159 a b Janissaries Abgerufen am 28 November 2021 englisch Richard Franz Kreutel Ubersetzer Der fromme Sultan Bayezid Die Geschichte seiner Herrschaft 1481 1512 nach den altosmanischen Chroniken des Oruc und des Anonymus Hanivaldanus In der Reihe Osmanische Geschichtsschreiber Band 9 Verlag Styria Graz Wien Koln 1978 ISBN 3 222 10469 7 S 285 Stephan Vajda Die Belagerung Bericht uber das Turkenjahr 1683 Verlag Orac Pietsch Wien 1983 ISBN 3 85368 921 3 S 121 Berthold Seewald Das wohltatige Blutbad In Die Welt 19 Juli 2016 abgerufen am 6 September 2021 Normdaten Sachbegriff GND 4162701 5 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Janitscharen amp oldid 234125543