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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Weitere Bedeutungen sind unter Sipahi Begriffsklarung aufgefuhrt Sipahi persisch سپاهی Sepahi Soldat Reiterei in Indien Sepoy oder Spahi hiessen im Osmanischen Reich die von den Inhabern der turkischen Kriegerlehen den Timars und Zaims zu stellenden Reiter SipahisFur ihre Landereien hatten die rotbemantelten 1 Sipahi als Berittene im Heer des Sultans zu dienen Die Sipahi Abteilungen waren vom 14 bis zum 16 Jahrhundert eine Kerntruppe der osmanischen Armee Stellt man sich das osmanische Heer als einen Halbmond vor so wurden die Sipahi in den Spitzen dieses Halbmondes aufgestellt Von dort sollten diese Reitertruppen den Feind umschliessen und ihn gegen die Basis des Heeres drucken An dieser Basis war das Fussvolk des Heeres die Janitscharen stationiert Inhaltsverzeichnis 1 Funktionsweise des Sipahisystems 2 Der Niedergang der Sipahi 3 Frankreich Spahis 4 Rezeption 4 1 Museen 4 2 Literatur 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Film 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseFunktionsweise des Sipahisystems BearbeitenSipahi gab es seit Anfang des 14 Jahrhunderts Die osmanischen Herrscher begannen ihre Krieger mit der Vergabe von eroberten Landereien zu belohnen Der Sipahi erhielt ein relativ kleines Landgut das er in der Anfangszeit zum Teil noch selbst bewirtschaftete Andere Teile wurden von Bauern der unterworfenen Volker ra aya die vom Herrscher Behuteten Untertanen fur ihn bestellt Im Gegenzug waren die Sipahi verpflichtet fur den Sultan in den Krieg zu ziehen wann immer dieser sie dazu aufforderte Ausrustung und Pferd mussten die Sipahi selbst finanzieren Je nach Grosse ihres Timars hatten sie zusatzlich bis zu sieben Hilfssoldaten cebeli zu stellen Der Sipahi musste seine Cebelis ausrusten fur den Kampf trainieren und in der Schlacht fuhren Anfang des 16 Jahrhunderts bestand der Kern des osmanischen Heeres aus etwa 40 000 Sipahis und 60 000 Cebelis Mit diesem System gelang es den Sultanen erheblich grossere Heere als ihre christlichen Gegner aufzustellen Anders als im europaischen Lehnswesen durften die Sipahi ihre Timars nicht vererben oder an Dritte weitergeben Jedes Timar wurde direkt vom Sultan an den einzelnen Krieger ausgegeben und blieb dann in der Hand des jeweiligen Inhabers der dafur die militarische Leistung zu erbringen hatte Auf diese Weise konnte sich im Osmanischen Reich kein Lehnsadel entwickeln der als Herrschaftsschicht mit eigenen Vasallen zwischen dem Sultan und dessen Kriegern stand Der Niedergang der Sipahi BearbeitenDer Verfall des Sipahisystems hatte wirtschaftliche und militarische Grunde Standen im 16 Jahrhundert noch knapp 130 000 Mann Sipahi und Cebelis zur Verfugung so waren es im 17 Jahrhundert nur noch 30 000 Der Bedeutungsgewinn der Infanterie und der Artillerie im europaischen Militarwesen des 16 Jahrhunderts machte die Reitertruppe der Sipahi zunehmend ungeeignet Die Sultane konzentrierten ihre Aufmerksamkeit daher auf die Janitscharen die nunmehr den wichtigsten Teil des Heeres ausmachten Ausserdem hatte das Osmanische Reich den Zenit seiner Macht erreicht Es wurden kaum noch neue Lander erobert in denen sich Timars einrichten liessen Ebenso fehlte die vorher oft erzielte grosse Beute die einen wesentlichen Teil des Einkommens der Sipahi ausgemacht hatte Schliesslich fuhrten wirtschaftliche Krisen dazu dass die Einkunfte aus den Timars zuruckgingen Gleichzeitig aber stiegen die Kosten fur die Ausrustung Feuerwaffen Dementsprechend geringer wurden Neigung und Vermogen der Sipahi ihre Leistungen ordnungsgemass zu erbringen Die Qualitat der Ausrustung sank und viele Timar Inhaber versuchten sich dem Heeresdienst zu entziehen was ihnen auch gelang weil Korruption und Misswirtschaft in der osmanischen Verwaltung zunahmen wodurch die Kontrolle der Timar Inhaber nicht mehr moglich war Vor allem im 17 Jahrhundert verkauften oder verpachteten Sipahi Teile ihres Timars an Grossgrundbesitzer ohne dass die Hohe Pforte dagegen einschritt Andere wieder vererbten das Timar und oft vergassen die Behorden dann die militarischen Leistungen von den Erben einzufordern Auf diese Weise verfiel dieses System immer mehr Die Cebeli fruher Gefolgsleute der Sipahi wurden zu irregularen besoldeten Einheiten die ihre fruheren Herren niemals in Bezug auf Kampfkraft und Disziplin ersetzen konnten allerdings trotzdem grosse Mengen an Soldgeldern verbrauchten Unter Selim III 1789 1807 gab es nur noch etwa 2 000 Sipahi Doch blieb die Bezeichnung in vielen arabisch afrikanischen Staaten fur Kavallerietruppen erhalten Frankreich Spahis BearbeitenNach der Eroberung Algeriens grundete man in der franzosischen Armee Sipahi Regimenter dort als Spahis bezeichnet die auch noch im 20 Jahrhundert in Algerien und Tunis Dienst in orientalischer Tracht taten Sie wurden regelgerecht organisiert und ausgebildet Offiziere und ein Teil der Unteroffiziere waren stets Nationalfranzosen Sie wurden auch wahrend der alliierten Rheinlandbesetzung und Besetzung des Ruhrgebiets eingesetzt etwa in Trier und dadurch Zielscheibe der rassistischen Kampagne um die Schwarze Schmach 2 Die Sipahis kampften noch im Zweiten Weltkrieg gegen das Dritte Reich Ein Teil dieser Truppen konnte im Mai Juni 1940 in die Schweiz ubertreten und wurde dort bis 1941 interniert In der Nachkriegszeit wurden die Spahis motorisiert als leichte Panzeraufklarer Nach dem Ende des Algerienkrieges 1962 wurden drei der vier Spahi Regimenter ausser Dienst gestellt Das letzte Spahi Regiment das 1er Spahi war bis 1984 in Speyer stationiert Die weitlaufige Kasernenanlage beherbergt heute das Technikmuseum Speyer Heute ist das Regiment das am Golfkrieg teilnahm in Valence im Rhonetal stationiert Rezeption BearbeitenMuseen Bearbeiten In der Dauerausstellung des Wiener Heeresgeschichtlichen Museums nehmen die Turkenkriege des 16 17 und 18 Jahrhunderts einen breiten Raum der Ausstellung ein 3 Zahlreiche Objekte sind der Offentlichkeit zuganglich darunter auch Reflexbogen Pfeile Kocher Reitzubehor sowie grafische Darstellungen der Sipahi 4 Literatur Bearbeiten Im Abenteuerroman Der Graf von Monte Christo von Alexandre Dumas gehoren zwei der Nebenfiguren Maximillien Morrel und spater Albert de Morcerf zu den Einheiten der franzosischen Spahis in Algerien die sich durch besondere Tapferkeit auszeichnen Siehe auch BearbeitenListe osmanischer TitelLiteratur BearbeitenKlaus Peter Matschke Das Kreuz und der Halbmond Die Geschichte der Turkenkriege Artemis amp Winkler Dusseldorf 2004 ISBN 3 538 07178 0 Gerhard Herm Der Balkan Das Pulverfass Europas Econ Dusseldorf Wien New York Moskau 1993 ISBN 3 430 14445 0 Spahis In Universal Lexikon der Gegenwart und Vergangenheit 4 umgearb und stark vermehrte Auflage Band 16 Sicilien Stuckgesell Eigenverlag Altenburg 1863 S 325 Film BearbeitenSimon Koller Fremde Freunde Spahis in Triengen Dokumentation Schweiz 2009 35 Minuten algerische Spahis Kavalleristen kamen 1940 in das kleine Schweizer Dorf Triengen bei Luzern Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Sipahis Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Die Spahis In Brockhaus 1809 abgerufen am 14 Oktober 2009 Die Spahis In Herder 1854 abgerufen am 14 Oktober 2009 Musee de Spahis In Senlis Frankreich Abgerufen am 14 Oktober 2009 Sipahi In Looklex encyklopadia Abgerufen am 14 Oktober 2009 englisch Einzelnachweise Bearbeiten Gerhard Herm Der Balkan Das Pulverfass Europas Econ Dusseldorf Wien New York Moskau 1993 ISBN 3 430 14445 0 S 155 Richard May Zwischenrufe in Das Demokratische Deutschland 5 Jg Nr 5 3 Februar 1923 S 101 Manfried Rauchensteiner Das Heeresgeschichtliche Museum in Wien Fotos von Manfred Litscher Styria Graz u a 2000 ISBN 3 222 12834 0 Johann Christoph Allmayer Beck Das Heeresgeschichtliche Museum Wien Band 2 Saal I Von den Anfangen des stehenden Heeres bis zum Ende des 17 Jahrhunderts Kiesel Salzburg 1982 ISBN 3 7023 4007 6 S 30 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Sipahi amp oldid 238597128