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Ostafrikanischer Sklavenhandel bezeichnet den Sklavenhandel in dessen Rahmen Menschen aus Ostafrika grosstenteils in die Arabische Welt daneben auch in andere Teile Asiens auf Inseln im Indischen Ozean als Sklaven verkauft wurden Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Plantagensklaverei und Zandsch Revolte 1 2 Sultanat Sansibar 1 3 19 Jahrhundert 1 4 Abschaffung von Sklavenhandel und Sklaverei 2 Zahlen 3 Gegenwart 4 Siehe auch 5 Einzelnachweise 6 Weblink 7 LiteraturGeschichte BearbeitenPlantagensklaverei und Zandsch Revolte Bearbeiten Einen ersten Hohepunkt erreichte der ostafrikanische Sklavenhandel mit der Erschliessung der Sumpfgebiete im Sud Irak unter den Abbasiden Dazu wurden grosse Plantagen angelegt die ausschliesslich von schwarzen Sklaven aus Ostafrika den sogenannten Zandsch oder Zanj fur die Bewirtschaftung urbar gemacht wurden Diese Sklaven lebten unter ahnlich schlechten Bedingungen wie die Sklaven auf den Plantagen in der Neuen Welt Im Jahre 869 kam es zu einem grossen Aufstand der Zandsch im Sud Irak der erst 883 von Al Muwaffaq endgultig niedergeschlagen werden konnte wobei die meisten Sklaven getotet wurden 1 Danach wurden kaum noch grossere Plantagen in der islamischen Welt von Sklaven bewirtschaftet Stattdessen wurden mannliche Sklaven uberwiegend als Eunuchen und Sklavinnen als Konkubinen eingesetzt Ein Zentrum des portugiesischen Sklavenhandels war die Ilha de Mocambique von hier wurden Sklaven nach Brasilien verschifft Die Sao Jose Paquete D Africa eines dieser Sklavenschiffe ging 1794 unter und ist das bisher alteste wissenschaftlich untersuchte Sklavenschiff Sultanat Sansibar Bearbeiten Vom 17 bis zum 19 Jahrhundert bildete die Insel Sansibar unter der Herrschaft des Sultans von Oman ein Zentrum des ostafrikanischen Sklavenhandels Weitere Handelsplatze fur Sklaven waren die weiter nordlich gelegenen Inseln Lamu und Pate 19 Jahrhundert Bearbeiten Im 19 Jahrhundert erreichte der ostafrikanische Sklavenhandel seinen Hohepunkt Einerseits gab es an der afrikanischen Westkuste zu wenige potentielle Sklaven was europaische Sklavenhandler dazu veranlasste sich an die Ostkuste zu verlegen und von dort Sklaven fur Amerika und fur Inseln im Indischen Ozean zu beschaffen Andererseits sank spater die bedeutende Nachfrage aus Amerika und dem Indischen Ozean allmahlich Verbot in Frankreich 1848 in den USA 1865 in Brasilien 1888 wodurch in ganz Afrika die Preise fur Sklaven fielen und es Kaufern innerhalb Afrikas und im arabisch islamischen Raum moglich wurde mehr Sklaven einzukaufen So wurden vermehrt Sklaven in den Nahen Osten exportiert aber auch an der ostafrikanischen Kuste auf Plantagen etwa den unter Said ibn Sultan angelegten Gewurznelkenplantagen von Sansibar eingesetzt 2 Durch umfangreiche Sklavenjagden wurden ganze Landstriche Ostafrikas entvolkert Ein bekannter Sklavenhandler war der Sansibarer Tippu Tip der bei seinen Expeditionen bis in das zentralafrikanische Kongobecken vordrang Abschaffung von Sklavenhandel und Sklaverei Bearbeiten Das Bestreben den Sklavenhandel zu bekampfen bildete eine der Motivationen und Rechtfertigungen fur die Kolonialisierung Ostafrikas durch europaische Kolonialmachte Ab den 1860er Jahren suchten Flotten der Royal Navy im Indischen Ozean nach Daus in denen Sklaven transportiert wurden dhow chasing 1875 verbot Sultan Barghasch ibn Said von Sansibar auf Druck Grossbritanniens den Sklavenhandel in Ostafrika dieser Handel bestand jedoch illegal bis in das 20 Jahrhundert weiter Zum Teil verlagerte er sich vom Seeweg auf Karawanenrouten die an die Benadirkuste im Suden Somalias fuhrten von wo die Sklaven nach Arabien verschifft wurden 3 Wahrend die Briten gegen den Sklavenhandel vorgingen tolerierten sie die Haltung von Sklaven insbesondere in privaten Haushalten zunachst 4 Die Sklaverei selbst wurde im britischen Protektorat Sansibar 1897 abgeschafft 5 1907 folgte das Verbot in der Konzession Britisch Ostafrika dem spateren Kenia 6 In Saudi Arabien gab es bis in die 1930er Jahre offentliche Sklavenmarkte 1956 berichteten Zeugen von einem offentlichen Sklavenverkauf in Dschibuti bei dem angeblich aus Tschad stammende Menschen verkauft wurden 1924 wurde die Sklaverei im Irak offiziell abgeschafft 1937 in Bahrain 1949 in Kuwait und 1952 in Katar Im Jemen wurde die Sklaverei nach dem Sturz der Monarchie 1962 abgeschafft Im selben Jahr erfolgte die Abschaffung durch Prinz Faisal in Saudi Arabien wo aber von den 100 000 bis 200 000 grosstenteils afrikanischen Sklaven nur einige Tausend sogleich freigelassen wurden In Oman schaffte Sultan Qabus ibn Said die Sklaverei im Zuge einer allgemeinen Modernisierung des Landes ab nachdem er 1970 die Macht gegen seinen Vater ubernommen hatte 7 Zahlen BearbeitenDie Zahl der Menschen die vom 16 bis ins 19 Jahrhundert von arabischen Sklavenhandlern mit Karawanen durch die Sahara uber das Rote Meer und den Indischen Ozean aus Ostafrika exportiert wurden wird auf 6 85 Millionen geschatzt Das ist etwas mehr als die Halfte der Opfer des atlantischen Sklavenhandels Wie viele Menschen bei den Sklavenraubzugen und den unmenschlichen Transporten ums Leben kamen entzieht sich jeder Schatzung 8 Gegenwart BearbeitenRelativ wenig ist uber die Nachfahren der ostafrikanischen Sklaven bekannt Einige Grunde dafur sind hohe Sterberaten die Tatsache dass zahlreiche mannliche Sklaven als Eunuchen keine Nachkommen zeugen konnten oder dass die Sklaven und deren Nachkommen in der Mehrheitsbevolkerung aufgingen 9 Im Suden Somalias leben Sklavennachfahren heute als Somalische Bantu In der Turkei sorgte Mustafa Olpak fur Aufsehen als er die Lebensgeschichte seines Grossvaters veroffentlichte der als Sklave aus Kenia auf das osmanische Kreta verkauft worden war 10 Die Siddi in Indien und Pakistan stammen grosstenteils von Sklaven zum Teil aber auch von freien Afrikanern ab Sklavenjagden wie in fruheren Zeiten fanden im Kontext des Sezessionskrieges im Sudsudan statt 7 Siehe auch BearbeitenSklaverei im Sudan Sklaverei im Islam Transsaharahandel Transregionaler Karawanenhandel in Ostafrika WatoroEinzelnachweise Bearbeiten Jacques Heers Les negriers en terres d islam La premiere traite des Noirs VIIe XVIe siecle Paris Perrin 2007 S 231 240 Patrick Manning Contours of Slavery and Social Change in Africa in The American Historical Review 1983 Catherine Besteman Unraveling Somalia 1999 S 54f Moses D E Nwulia Britain and Slavery in East Africa Three Continents Press Washington 1975 Die Abschaffung der Sclaverei auf Zanzibar In Arthur von Scala Red Oesterreichische Monatsschrift fur den Orient Band 23 1897 ZDB ID 520152 4 Verlag des k k Osterreichischen Handels Museums Wien 1897 S 37 41 Volltext online Christian Delacampagne Die Geschichte der Sklaverei 2004 ISBN 3 538 07183 7 S 247 a b Delacampagne Geschichte der Sklaverei S 283f Franz Ansprenger Geschichte Afrikas 5 Auflage C H Beck Munchen 2021 ISBN 978 3 406 73451 9 S 45 f La traite oubliee des negriers musulmans in L Histoire No 280 La Verite sur l Esclavage Oktober 2003 Deutschlandfunk Kratzer im turkischen Geschichtsbild Die schwarzen Sklaven der OsmanenWeblink BearbeitenBBC The Story of Africa The East African Slave Trade englisch Literatur BearbeitenGwyn Campbell Hrsg The Structure of Slavery in Indian Ocean Africa and Asia Frank Cass London u a 2004 ISBN 0 7146 5486 8 Studies in slave and post slave societies and cultures William Gervase Clarence Smith Hrsg The economics of the Indian Ocean slave trade in the nineteenth century Frank Cass London 1989 ISBN 0 7146 3359 3 Egon Flaig Weltgeschichte der Sklaverei C H Beck Munchen 2009 ISBN 978 3 406 58450 3 Alexandre Popovic The revolt of African slaves in Iraq in the 3rd 9th century Markus Wiener Publishers Princeton NJ 1999 ISBN 1 55876 162 4 Ronald Segal Islam s Black Slaves The History of Africa s other Black Diaspora Atlantic Books London u a 2001 ISBN 1 903809 80 0 Tidiane N Diaye Der verschleierte Volkermord Die Geschichte des muslimischen Sklavenhandels in Afrika Rowohlt Reinbek 2010 ISBN 978 3 498 04690 3 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ostafrikanischer Sklavenhandel amp oldid 236328840