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Die Sklaverei im Sudan betraf zu verschiedenen Zeiten unterschiedliche Gebiete des heutigen Sudans und Sudsudans Seit dem 19 Jahrhundert diente vor allem der Sudsudan als Sklavenjagdgebiet fur Handler aus dem Nordsudan Im Zuge des zweiten Burgerkrieges im Sudsudan 1983 2005 versklavten paramilitarische Milizen aus dem Nordsudan die auf der Seite der sudanesischen Regierung gegen sudsudanesische Rebellen kampften vorwiegend Frauen und Kinder von den Ethnien der Dinka und Nuba Durch die Berichte ehemaliger Sklaven wie Mende Nazer und Francis Bok wurde das Fortbestehen der Sklaverei im Sudan international bekannt Wie viele Menschen versklavt wurden bzw weiterhin in Sklaverei leben ist nicht genau bekannt Schatzungen reichen von einigen Zehntausend bis 100 000 Sklavenmarkt in Khartum 1879 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Heutige Sklaverei 2 1 Sklavenfreikaufaktionen 2 2 Massnahmen zur Abschaffung 3 Das Thema in Kunst und Kultur 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenHistorische Quellen belegen den Handel mit Sklaven im Gebiet des heutigen Sudans bereits zu pharaonischen Zeiten Die Sklaven stammten zu unterschiedlichen Zeiten aus Nubien aus den Nuba Bergen und weiter sudlich gelegenen Gebieten Der heutige Sudsudan wurde im Zuge der Eroberung durch das osmanische Agypten ab 1821 fur Sklavenjager aus dem Norden zuganglich Unter den Sklavenjagern waren sowohl arabische Nordsudanesen als auch Angehorige weiterer Volksgruppen wie etwa der Fur aus Darfur Die Fur bezeichneten die nicht muslimischen Volksgruppen sudlich des Sultanats Darfur die als versklavbar galten als Fertit Der Hohepunkt des Sklavenhandels liegt zwischen 1750 und 1850 Die angrenzenden islamischen Gesellschaften ubten quasi ein Monopol uber die Sklavenjagd in Schwarzafrika aus Berichte von Missionaren und Forschern aus dieser Zeit beschreiben die Verschleppung von Menschen aus friedlichen Dorfern und deren Folterungen zur Belustigung Khartum wurde zum grossen Umschlagplatz fur Sklaven aus dem Suden Nach 1850 stieg der Sklavenhandel im Sudan entgegen der weltweiten Tendenz weiter an Vor allem in der Provinz Bahr al Ghazal wurde eine systematische Sklavenjagd unter dem dort eingesetzten agyptischen Gouverneur Zobair Pascha betrieben Zwischen 1875 und 1879 wurde die Zahl der in die Sklaverei verschleppten Menschen im Sudan vom britischen Gouverneur Gordon mit 100 000 angegeben Auch in der Zeit des Mahdi Reichs 1885 1898 wurden weiter Sudsudanesen versklavt Lediglich der Export von Sklaven war verboten worden Da in der Armee der Mahdisten viele Sklaven kampften lag der Grund fur das Exportverbot hauptsachlich darin eine Schwachung der Armee zu verhindern Die anglo agyptische Kolonialmacht unterband den Export tolerierte aber zum Teil die Sklaverei im Inneren entgegen offiziellen Verboten weil sie ebenfalls von ehemaligen Sklaven in der Armee profitierte und die nordsudanesischen Eliten nicht verargern wollte Heutige Sklaverei BearbeitenDie Burgerkriege im Sudsudan die auf die Unabhangigkeit des Sudans 1956 folgten fuhrten zu einem Wiederaufleben der Sklaverei Verstarkt im zweiten Burgerkrieg 1983 2005 verschleppten Milizen aus dem Nordsudan die von der sudanesischen Regierung als Paramilitars gegen die Rebellen der SPLA ausgerustet wurden sudsudanesische Zivilisten und verkauften sie dort in die Sklaverei Die Regierung die 1983 die Scharia eingefuhrt hatte tolerierte oder unterstutzte dies Sie verneint die Existenz von Sklaverei und spricht offiziell von Entfuhrungen im Kontext lokaler Stammesfehden uber die sie kaum Kontrolle habe Besonders stark von Sklavenjagden betroffen war das hauptsachlich von Dinka bewohnte Gebiet Northern Bahr el Ghazal das an der Grenze zum Norden liegt Hier waren viele Milizionare zur Sicherung der Nachschubzuge in die Garnisonsstadt Aweil im Einsatz Auch in den Nubabergen kam es zu Versklavungen Das Friedensabkommen zwischen Regierung und Rebellen im Jahr 2005 beendete den Krieg im Sudsudan und damit die Sklavenjagden weitgehend Manchen Berichten zufolge wurden auch im andauernden Konflikt in Darfur vereinzelt Zivilisten von Dschandschawid Milizen entfuhrt 1 allerdings kommt dies seltener vor als im Suden Als Hauptgrund hierfur wird angefuhrt dass die schwarzafrikanischen Bewohner Darfurs ebenso wie die hellhautigeren arabischen Nordsudanesen Muslime sind und somit theoretisch von anderen Muslimen nicht versklavt werden sollten Sklavenfreikaufaktionen Bearbeiten Als ab Anfang der 1990er Jahre in der westlichen Presse uber Sklaverei im Sudan berichtet wurde begannen zahlreiche evangelikale Sekten in den USA und Kanada Geld zu sammeln um Sklaven freizukaufen Ab 1995 beteiligte sich Christian Solidarity International CSI aus der Schweiz in grossem Stil an der Sklavenbefreiung Andere internationale Organisationen wie die britische Christian Solidarity International Worldwide und die US amerikanische Anti Slavery Group betrieben oder betreiben ebenfalls Freikaufprogramme fur Sklaven Diese Programme haben nach Angaben von CSI Zehntausenden zur Freiheit und Ruckkehr in den Sudsudan verholfen Andere Organisationen wie UNICEF und das Dinka Komitee kritisieren sie als moralisch fragwurdig und kontraproduktiv da sie Sklavenhandler fur ihre Verbrechen belohnen und zusatzliche finanzielle Anreize fur weitere Sklavenjagden schaffen konnten Kindersklaven aus dem Sudsudan wurden teilweise bereits ab 15 US Dollar verkauft ein Ruckkauf fur 50 bis 100 US Dollar an auslandische Aufkaufer entwickelte so lautet die Kritik eine wirtschaftliche Dynamik und war gewinnbringender als der eigentliche Sklavenhandel Dinka in betroffenen Gebieten und Menschenrechtsorganisationen beobachteten teilweise eine Zunahme von Entfuhrungen Die Sklavenaufkaufer gelangten wahrend des Burgerkrieges im Zusammenhang mit der Operation Lifeline Sudan uber den kenianischen Flughafen Lokichoggio in den Suden des Landes 2 Einer der Orte die Umschlagplatze fur den Sklavenhandel waren und an denen Freikaufe stattfanden war Nyamlell CSI meint demgegenuber dass die Sklaverei im Sudan vor allem eine Folge des Krieges und zum Teil gezielt eingesetzte Kriegswaffe und weniger auf wirtschaftliche Motive zuruckzufuhren sei Diese Ansicht entspricht der Sprachregelung der sudanesischen Regierung 3 die ohne die Praxis von Sklavenrazzien und Freikaufsaktionen zu verurteilen die Begriffe Sklaverei und Sklavenbefreiung nur in Anfuhrungszeichen erwahnt und stattdessen von Entfuhrungen aufgrund von Stammeskriegen spricht 4 Massnahmen zur Abschaffung Bearbeiten Auf internationalen Druck grundete die sudanesische Regierung 1999 ein Komitee zur Abschaffung der Entfuhrung von Frauen und Kindern englisch Committee for the Eradication of the Abduction of Women and Children kurz CEAWC das nach eigenen Angaben 6000 Dinka Sklaven in den Sudsudan zuruckfuhrte Im August 2006 musste es wegen Finanzproblemen seine Arbeit einstellen 5 Anfang 2008 nahm es sie nun finanziert von der sudsudanesischen Autonomieregierung wieder auf Das von James Aguer Alic gefuhrte Dinka Komitee setzt sich fur die Befreiung von Sklaven insbesondere vom Volk der Dinka ein und konnte bis 2003 die Befreiung von schatzungsweise 2200 Sklaven erreichen Hierbei arbeitet es teilweise mit Nordsudanesen zusammen 6 Das Thema in Kunst und Kultur BearbeitenDie Sklaverei im Sudan ist ein zentrales Thema in mehreren Orient Romanen des deutschen Schriftstellers Karl May Die Menschenjagd und der Sklavenhandel spielen etwa eine wesentliche Rolle in den drei Banden der Mahdi Trilogie Siehe auch BearbeitenOstafrikanischer SklavenhandelBekannte Personen die von der Sklaverei im Sudan betroffen waren Josephine Bakhita 1869 1947 italienische Ordensschwester afrikanischer Abstammung Francis Bok 1979 ehemaliger Sklave Mende Nazer ca 1980 britische Schriftstellerin und MenschenrechtsaktivistinLiteratur BearbeitenWissenschaftliche Literatur Jok Madut Jok War and Slavery in Sudan University of Pennsylvania Press 2001 ISBN 978 0812217629 Elimar von Furstengerg Helmut Ruppert Der Sudsudan in Sklavenketten Regensburg 1969 Erfahrungsberichte ehemaliger Sklaven Mende Nazer Damien Lewis Sklavin Munchen Schneekluth 2002 ISBN 3795118018 Francis Bok Edward Tivnan Flucht aus der Sklaverei Lubbe 2004 ISBN 3404615409 Daniel Gerber Funfzehn Dollar fur ein Leben Basel Brunnen 2005 ISBN 3 7655 3843 4 Weblinks BearbeitenFrancis M Deng Green ist the Color of the Masters The Legacy of Slavery and the Crisis of National Identity in Modern Sudan Memento vom 1 Februar 2013 im Internet Archive PDF Datei 264 kB Anti Slavery International Slavery in Sudan 30 Januar 2007 Memento vom 27 September 2007 im Internet Archive Einzelnachweise Bearbeiten Probe of Darfur slavery starts 21 Marz 2007 bbc co uk abgerufen am 28 Marz 2023 Sudan The False Promise of Slave Redemption Memento vom 3 August 2007 im Internet Archive The Atlantic Monthly 1 Juli 1999 slave redemption in Sudan Abgerufen am 28 Marz 2023 Francis M Deng S 45 Memento vom 23 Marz 2013 im Internet Archive PDF 270 kB SudanTribune Sudan s Garang left a legacy of what Ifs 17 Juli 2006 abgerufen am 28 Marz 2023 amerikanisches Englisch WCPRC James Aguer Alic Sudan 16 September 2006 abgerufen am 28 Marz 2023 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Sklaverei im Sudan amp oldid 237711821