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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Zu finnischen Gemeinden siehe Gemeinde Finnland Die Kunta auch Kuntah sind ein maurischer Stammesverband der im 17 Jahrhundert aus dem heutigen Mauretanien in den Norden von Mali einwanderte und heute zum grossen Teil in der Umgebung von Timbuktu bis hinauf zum Adrar n Ifoghas lebt Weitere Kunta leben vereinzelt in Algerien Inhaltsverzeichnis 1 Verbreitung Kultur und Gesellschaftsordnung 2 Geschichte 2 1 Ursprunge 2 2 Die Zerstreuung 2 3 Die Grundung des Muchtariya Ordens 2 4 19 und 20 Jahrhundert 3 Literatur 4 EinzelnachweiseVerbreitung Kultur und Gesellschaftsordnung BearbeitenDie Kunta gehoren zu den mauretanischen Bidhan obwohl sie sich in deren Klassengesellschaft nicht recht einordnen lassen Heute sind sie weit in der westlichen Sahara und ihren Randgebieten im Norden und Suden verbreitet Neben Mali und Mauretanien leben sie im sudwestlichen Algerien um Tindouf und anderen Gebieten in Algerien wie Ahaggar und Saoura und Twat im Nordwesten sowie in Saguia el Hamra in der Westsahara und im Niger 1 Die Gesellschaftsordnung der Kunta ist geringer als bei anderen maurischen Volksgruppen in Klassen eingeteilt so dass ihre Zuordnung weniger in die Kriegerkaste sondern eher zu den Ulama arabisch zawaya also Korangelehrten erfolgen konnte Diese werden in ganz Westafrika als M rabatin sing Marabut bezeichnet Die Kunta gehoren uberwiegend der Sufi Bruderschaft tariqa der Qadiriyya an Sie sprechen zwar den arabischen Dialekt Nordwestafrikas das Hassania gehoren aber ihrer Herkunft nach zum Zanaga oder Sanhadscha Zweig der Berbervolker an wobei im Lauf der Jahrhunderte eine nicht unbetrachtliche Beimischung durch arabische Zuwanderer aus dem nordafrikanischen Raum stattgefunden haben durfte Die Genealogien bringen die Kunta auch gern in Zusammenhang mit den Almoraviden Die Kunta gliedern sich in drei Zweige 1 die Aulad Sidi Muhammad as Saghir die auch Kunta al Qibla oder Kunta Taganit genannt werden 2 die Aulad Sidi ʿUmar asch Schaich die auch Kunta Azawad genannt werden weil sich die Mehrheit von ihnen in der Region von Azawad angesiedelt hat und 3 die Hammal auch bekannt als die Aulad Sidi al Haddsch Abu Bakr 2 Geschichte BearbeitenUrsprunge Bearbeiten Traditionell leiten sich die Kunta von dem arabischen Feldherrn ʿUqba ibn Nafiʿ 683 dem Eroberer Nordafrikas ab Nachkommen von ʿUqba sollen unter der Fuhrung eines gewissen Yasin ibn Schakir aus dem Gebiet des heutigen Tunesien nach Dahra geflohen sein 3 Als eigenstandige Ethnie unter den Mauren bildeten sich die Kunta aber erst im 16 Jahrhundert heraus Als eigentlicher Stammvater der Kunta gilt Sidi Ahmad al Bakka i Bu Damʿ der Sohn von Sidi Muhammad al Kunti der in der zweiten Halfte des 15 Jahrhunderts im Zemmour Massiv auf dem Gebiet der West Sahara lebte und in Fask im sudlichen Rio de Oro starb Uber Muhammad al Kunti wird der Stammbaum Bu Damʿs auf die Quraisch zuruckgefuhrt 4 Die Mutter von Bu Damʿ war die Tochter von Allu Muhammad ibn al Hasan al Dschakni und stammte aus der Berbergruppe der Tadschkanat Bu Damʿ erhielt seine erste Ausbildung bei seinem Vater und von Lehrern der Tadschkanat Er soll Bu Damʿ Vater der Tranen genannt worden sein weil er in seiner Kindheit einmal Freitagsgebet verpasst und dann in Tranen ausgebrochen war 5 Spater erwarb er einen Hain mit Dattelpalmen in der Nahe von Tichitt und grundete eine Zawiya in der Handelsstadt Walata die zahlreiche Schuler aus dem Hodh und den benachbarten Regionen anzog 6 Bu Damʿ starb 1515 und wurde in der Nahe von Walata begraben 7 Uber ihn sind bis heute zahlreiche Wunderberichte in der West Sahara im Umlauf 8 Die Zerstreuung Bearbeiten Bu Damʿ hatte drei Sohne Sidi Muhammad as Saghir Sidi Abu Bakr al Hamili und Sidi ʿUmar asch Schaich auf den die drei Zweige der Kunta zuruckgehen 9 Die Familien dieser drei Sohne lebten zunachst relativ nah beieinander in Zemmour Ein Streit in der zweiten Generation zwischen Klienten der Aulad Sidi Muhammad as Saghir und der Aulad Sidi ʿUmar asch Schaich fuhrte jedoch dazu dass sich die Kunta Clans in verschiedene Gebiete zerstreuten 10 Die Sohne von Sidi Muhammad as Saghir verteilten sich uber das Gebiet vom Senegal und uber den Hodh im heutigen Mauretanien Sidi ʿUmar asch Schaich zog mit seinen drei Sohnen und deren Klienten in die Nordliche Sahara in das Gebiet zwischen Sakiya al Hamra und Twat 11 Auf dieses Ereignis nimmt wahrscheinlich auch ein anonymer Text aus Tuat Bezug der davon spricht dass im Jahre 1551 die Kunta mit tausend Kampfern in Twat einfielen 12 Sidi ʿUmar asch Schaich selbst zog sich nach diesem Ereignis zuruck um sich dem Studium der religiosen Wissenschaften zu widmen Seine Nachkommen gliederten sich entsprechend seinen drei Sohnen in drei Zweige auf 1 die Aulad Sidi al Muchtar asch Schaich 2 die Aulad al Wafi und 3 die Ragagda die Nachkommen seines altesten Sohnes Ahmad ar Raqqad 13 Die Aulad al Wafi wanderten unter Fuhrung von Sidi al Haddsch Abu Bakr in Richtung Nigerbogen und nach Azawad wo sie 275 Kilometer nordlich von Bamba die Siedlung al Mabruk grundeten 14 Einige Aulad al Wafi wanderten sogar bis nach Gobir im heutigen Niger und nach Katsina im heutigen Nigeria weiter Die Ragagda bauten von Twat aus ein grosses Handelsnetzwerk auf das im Transsaharahandel tatig war Sidi ʿAli gest 1707 ein Angehoriger der Ragagda grundete in Araouane die erste Zawiya der Kunta in Azawad 15 Die Grundung des Muchtariya Ordens Bearbeiten Im 18 Jahrhundert grundete der zu den Aulad al Wafi gehorende und in al Mabruk aufgewachsene Kunta Gelehrte Sidi al Muchtar al Kunti 1729 1811 einen Zweigorden der Qadiriyya der Muchtariya bzw Bakka iya genannt wurde Viele Nomaden pilgerten zu Sidi al Muchtar um ihn zu sehen und hierdurch Anteil von seiner Baraka zu erlangen Sidi al Muchtar und sein Sohn Sidi Muhammad al Chalifa erhoben selbst Anspruch auf die Fuhrung der Kunta 16 Einer der wichtigsten Wirkungen Sidi al Muchtars im wirtschaftlichen Bereich war dass er die Zahlung von Wegzollen im Karawanenhandel legalisierte indem er diese nicht mehr als illegalen maks Zoll betrachtete sondern als erlaubte mudarah Liebenswurdigkeit 17 Der Muchtariya Orden zeichnete sich durch Offenheit gegenuber anderen Religionen und eine weniger strenge Auslegung der heiligen Schriften aus Der britische Islamforscher John Hunwick schreibt dass diese Bruderschaft grossen Wert auf Tugenden wie Barmherzigkeit Vergebung der Sunden und den Djihad der Worte nicht des Schwerts legte d h auf die Bekehrung durch Uberredung und durch das Vorbild eines gottgefalligen Lebens Dies fuhrte einerseits dazu dass die Baqqa iyya bei den teilweise nur oberflachlich islamisierten Konfoderationen der Tuareg in der mittleren Sahara rasch Anhanger fand Gleichzeitig gerieten sie durch diese Haltung in schroffen Gegensatz zu den fundamentalistischen Fulbe die seit Beginn des 19 Jahrhunderts im gesamten Westsudan einen Dschihad mit dem Ziel eine besonders strenge Form des Islam durchzusetzen fuhrten Hierbei darf nicht ubersehen werden dass die Forderung nach einer Wiederbelebung und Reinigung des Islam wie sie von Teilen der Muchtariya vertreten wurde zum Fulbe Djihad mit beigetragen hatte und einige Fulbe Fuhrer aus dem Umfeld des Reformators Usman dan Fodio vor dem Ausbruch des Djihad Schuler von Sidi Mukhtar in al Hilla gewesen waren 19 und 20 Jahrhundert Bearbeiten nbsp Maurischer Korangelehrter aus dem Volk der Kunta um 1890 Die Angehorigen der Familie Bakka i wanderten im 18 Jahrhundert in Richtung Timbuktu aus Ihre Oberhaupter dominierten als herausragende Theologen und Juristen zwischen 1811 und 1864 die Stadt Timbuktu und konnten ihren religiosen Einfluss auch uber die Tuareg bis in die zentrale Sahara hinein ausdehnen Der bedeutendste Gelehrte des al Baqqai Clans in der zweiten Jahrhunderthalfte war Sidi Ahmad al Baqqai 1803 1865 dessen Rat in theologischen und juristischen Fragen im gesamten Sudan und in der Westsahara gefragt war Sein Einfluss war so gross dass er dem Fulbe Emir von Massina die Stirn bieten und die Auslieferung des deutschen Afrikaforschers Heinrich Barth der 1853 nach Timbuktu kam verweigern konnte Wahrend der Kolonialzeit 1893 1960 gelang es den Franzosen die latenten Zwistigkeiten zwischen Kunta und Tuareg die durch Sidi Ahmad al Baqqai nur zeitweise hatten beigelegt werden konnen geschickt auszunutzen Angesichts der fortschreitenden Durre im Azawad und im Adrar n Ifoghas Grenzgebiet zwischen Mali und Algerien und der Knappheit von Weiden und Wasservorraten kam es in den 1950er Jahren mehrfach zu bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen den beiden Volksgruppen uber die der deutsche Volkerkundler und Schriftsteller Herbert Kaufmann in mehreren seiner Bucher berichtet hat Literatur BearbeitenJamil M Abun Nasr Tidjaniyya A Sufi Order in the Modern World Oxford 1965 enthalt auch viel Material uber die Kunta Theologen von Timbuktu Heinrich Barth Reisen und Entdeckungen in Nord und Westafrika in den Jahren 1849 bis 1855 Gotha 1857 58 Bd 4 u 5 Albert Adu Boahen Britain the Sahara and the Western Sudan 1788 1861 Oxford 1964 u a uber das Verhaltnis der Kunta Marabuts gegenuber den Europaern Aziz A Batran The Qadiryya Brotherhood in West Africa and the Western Sahara The Life and Times of Shaykh Al Mukhtar Al Kunti 1729 1811 Institut des Etudes Africaines Rabat 2001 John Hunwick Kunta u Timbuktu in Encyclopedie de l Islam Nouvelle Edition Bd 5 u 10 Leiden 1986 u 2002 Paul Nicolas Marty Etudes sur l Islam et les tribus du Soudan Bd 1 Les Kounta de l Est Les Berabich Les Iguellad Paris 1920 Ann McDougall The Economics of Islam in the Southern Sahara The Rise of the Kunta Clan In Nehemiah Levtzion Humphrey Fisher Hgg Urban and Rural Islam in West Africa Westview 1987 H T Norris The Arab Conquest of the Western Sahara Harlow 1986 Rainer Osswald Die Handelsstadte der Westsahara Die Entwicklung der arabisch maurischen Kultur von Sinqit Wadan Tisit und Walata Marburger Studien zur Afrika und Asienkunde Bd 39 Dietrich Reimer Berlin 1986 Elias N Saad Social History of Timbuktu The Role of Muslim Scholars and Notables 1400 1900 Cambridge 1983 John Spencer Trimingham Islam in West Africa Oxford 1959 John Spencer Trimingham A History of Islam in Western Africa London Oxford New York 1962 Thomas Whitcomb New Evidence on the Origins of the Kunta in Bulletin of the School of Oriental and African Studies University of London 38 1975 103 123 407 417 Einzelnachweise Bearbeiten H T Norris The Arab Conquest of the Western Sahara Studies of the historical events religious beliefs and social customs which made the remotest Sahara a part of the Arab World Longman Harlow 1986 S 127 Vgl Batran The Qadiryya Brotherhood 2001 S 9f Vgl Batran The Qadiryya Brotherhood 2001 S 14 34 Vgl Batran The Qadiryya Brotherhood 2001 S 22 Vgl Batran The Qadiryya Brotherhood 2001 S 20 Vgl Batran The Qadiryya Brotherhood 2001 S 24 Vgl Batran The Qadiryya Brotherhood 2001 S 8 12 Vgl Batran The Qadiryya Brotherhood 2001 S 25 Vgl Batran The Qadiryya Brotherhood 2001 S 25 27 Vgl Batran The Qadiryya Brotherhood 2001 S 27 Vgl Batran The Qadiryya Brotherhood 2001 S 28 36 Vgl Batran The Qadiryya Brotherhood 2001 S 38 Vgl Batran The Qadiryya Brotherhood 2001 S 28 Vgl Batran The Qadiryya Brotherhood 2001 S 43 Vgl Batran The Qadiryya Brotherhood 2001 S 42 Vgl Batran The Qadiryya Brotherhood 2001 S 30 Vgl Batran The Qadiryya Brotherhood 2001 S 196 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kunta amp oldid 224685981