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Mauretanien bildet die Grenze zwischen Weiss und Schwarzafrika Es gibt deshalb unter den Ethnien in Mauretanien solche von arabisch berberischer und solche von schwarzafrikanischer Abstammung Die ethnische Unterscheidung der Volksgruppen in Mauretanien schliesst die durch den Islam nachempfundene nationale Einheit nicht aus Die im Suden lebenden Tukulor waren gegen Ende des 8 Jahrhunderts die ersten zum Islam konvertierten Schwarzafrikaner Sie verbreiteten ihre neue Religion im Gebiet des heutigen Senegal und von dort aus in ganz Westafrika Die sesshafte Bevolkerung und die Anrainer des Senegalflusses wurden mehr durch die Kolonisierung gepragt und waren der afro europaischen Kultur viel naher als die Mauren die eher von der arabischen Welt beeinflusst wurden Inhaltsverzeichnis 1 Kulturelle Doppelzugehorigkeit 2 Bevolkerungszahlen 3 Mauren 4 Soudans 5 Literatur 6 EinzelnachweiseKulturelle Doppelzugehorigkeit BearbeitenDie Zugehorigkeit zum arabischen und schwarzafrikanischen Kulturkreis war bei der Unabhangigkeit 1960 die offizielle Begrundung fur eine dem Land zukommende politische Funktion als Bindeglied Traditionell wird Mauretanien auch geografisch gemass diesen Volksgruppen in das sogenannte Ard al Bidan was Land der Weissen bedeutet und Ard as Sudan das Land der Schwarzen unterteilt Diese Begriffe werden abgrenzend aber nicht abwertend gebraucht Die mauretanische Gesellschaft wird in hierarchisch strukturierte Statusgruppen oder Klassen und gleichzeitig in Stammesgruppen unterteilt Daher konnen Schwarze die der nomadischen Welt angehoren zusammen mit arabisch berberischen Ethnien in dieselbe Statusgruppe gehoren Die Benennung Mauren auch Bidan gilt all jenen nomadischen Gruppen die kulturell arabisiert wurden ungeachtet ihres ethnischen Ursprungs Die folgende Unterscheidung teilt die Mauren nach Klassen und die Schwarzafrikaner nach Ethnien ein Seit der Unabhangigkeit Mauretaniens 1960 gab es gewisse Aufweichungen der sozialen Differenzierung die Gesellschaftsstrukturen sind aber grundsatzlich erhalten geblieben Bevolkerungszahlen BearbeitenNach einer groben Schatzung von 1992 machen Mauren etwa 70 Prozent der Gesamtbevolkerung aus die schwarzafrikanischen Volksgruppen teilen sich die restlichen 30 Prozent 1 Bevolkerungszahlen sind ein Politikum in Mauretanien und werden seit den Spannungen zwischen den beiden Bevolkerungsgruppen in den 1980er Jahren offiziell nicht mehr angegeben Im April 1989 begannen gewaltsame Rassenunruhen zwischen maurischen Viehzuchtern und senegalesischen Ackerbauern auf einer Insel im Senegalfluss die zu Pogromen in beiden Staaten zur zeitweiligen Schliessung der Grenze und zum Abbruch der diplomatischen Beziehungen zum sudlichen Nachbarland fuhrten Schliesslich richteten Senegal und Mauretanien Luftbrucken ein um 10 000 Menschen vom einen ins andere Land zu befordern Der offene Konflikt war ein Jahr spater beigelegt die Ursachen Streit um die Verteilung von naturlichen Ressourcen und Land bestehen allerdings weiter 2 Die letzte Volkszahlung deren Ergebnisse offiziell veroffentlicht wurden fand 1977 statt und ergab 80 3 Prozent Mauren 15 Prozent Halpulaaren zusammengefasst Fulbe und Tukulor 3 4 Prozent Soninke 1 1 Prozent Wolof und 0 2 Prozent andere bei 98 Prozent Mauretaniern der Rest Auslander im Land Der Abschnitt uber die ethnische Verteilung wurde 1977 nicht veroffentlicht die nachste Zahlung von 1988 wurde offiziell komplett unter Verschluss gehalten 3 Die schwarzafrikanische Bevolkerung halt ihre Zahlen fur zu niedrig Eine Studie fur die UNESCO von 1982 schatzte 18 Prozent Halpulaaren Die Soninke stellen demnach 4 Prozent der Bevolkerung sie sind nur in der Region Guidimaka mit einem grosseren Anteil 36 Prozent vertreten Die sehr kleine Gruppe der Wolof lebt nur in den sudwestlichen Regionen Keur Macene und Rosso 4 Mauren BearbeitenDie Bidan oder Mauren sind die Bewohner des Ard al Bidan was geographisch 9 10 der Landflache bildet und bilden den Grossteil der Bevolkerung dieses Landstrichs Sie sind alle nomadischen Ursprungs ihr Idiom ist Hassanija ein Dialekt des Arabischen Die Bidhan sind von arabisch berberischer Abstammung obwohl sich im Laufe der Jahrhunderte viele unter den afrikanischen Volkern verheirateten Diese Mauren besetzen zerstreute Gebiete in Westafrika im Suden von Marokko in Niger an der atlantischen Kuste und in Mali Hier sind insbesondere die im Gebiet von Timbuktu nomadisierenden Kunta zu nennen Die grosste Konzentration dieser Gruppe findet sich allerdings weiterhin in Mauretanien das seinen Namen dieser Hauptgruppe verdankt Die komplexen sozialen Beziehungen der maurischen Gesellschaft basieren auf einer starr hierarchischen sozialen und ethnischen Teilung Die sozialen Unterscheidungen spiegeln die Auswirkung des Erbes des Handwerkes und des Wettrennens wider Mauren unterscheiden zwischen dem freien und dem unterwurfigen Status einerseits und den Edlen den Tributpflichtigen den Handwerkern und den Sklaven andererseits Die nichtmaurischen schwarzafrikanischen Volker Mauretaniens kennen ahnliche hierarchische Gesellschaftsstrukturen Die zwei herrschenden Gruppen der maurischen Gesellschaft sind die Krieger hauptsachlich von arabischer Abstammung der Stamme Beni Hassan daher auch ihr Name Hassan oder Lerab العرب und die religiosen Fuhrer Zawaya الزوايا oder Telba الطلبة auch Marabouts genannt die Erben der religiosen Mauren der Almoraviden Diese zwei Gruppen stellen den maurischen Adel dar und mischten sich mit den schwarzafrikanischen Volkern am geringsten Die Marabouts oder deutsch Marabus arabisch الطلبة ettelba sind grosstenteils die Berbernachkommen der Zwaya religiose Kampfer der ersten weissen Eroberer aus der Sudwestsahara sie werden allgemein als die Nachkommen und Erben der Almoraviden angesehen ihre gesellschaftliche Bedeutung stutzt sich auf ihre ausfuhrliche Kenntnis der malikitischen Rechtsschule des sunnitischen Islam Vielfach von intellektueller Bildung haben sie dem derzeitigen politischen Leben Mauretaniens ihren Stempel aufgedruckt Die Krieger arabisch حسان hassan stammen fast alle aus dem kriegerischen Stamm der Bani Hassan sie kamen aus dem Yemen in Arabien uber Agypten und Marokko zwischen dem 13 und 17 Jahrhundert in die Region des heutigen Mauretanien Sie brachten die arabische Kultur mit die auf einer Auffassung des Islam basiert von dem die berberischen Sanhadscha mehr impragniert waren als sie selbst Deshalb beruhte ihre politische Bedeutung nicht auf einer etwaigen religiosen Bestimmung die sie fur sich reklamiert haben konnten sondern einzig auf ihrer militarischen Starke Ihre Emirate Trarza Adrar Brakna und Tagant waren fur einige Jahrhunderte der Rahmen des zerbrechlichen Gleichgewichts zwischen den kriegerischen und religiosen Stammen Die Vasallen der Tributpflichtigen hassania الزناقه zenaga gehoren zur Elite und folgen im Status den Hassan und Zawaya Sie sind die Nachkommen der von den Arabern besiegten Berber und ihr arabischer Dialekt zeigt einen grosseren berberischen Einfluss Obwohl diese drei sozialen Schichten die weissen Mauren Bidhan genannt werden haben sich die Zenaga in einem grosseren Grad mit den Afrikanern vermischt Die Handwerker arabisch المعلمين lemalmin werden als Mitglieder einer in sich geschlossenen Kaste angesehen die untereinander heiraten und ein soziales Leben fuhren Die Barden und Unterhalter Hassania إيغاون ighawen in Mauretanien und Griots allgemein in Westafrika genannt sind ebenfalls Mitglieder einer eigenstandigen Kaste Die unterste soziale Schicht bilden die schwarzen Mauren Hassania الحراطين Lehartin die Nachkommen der freigelassenen Sklaven Haratin und die nicht freigelassenen Sklaven Abid Sing Abd Sie sind im Unterschied zu allen Vorherigen schwarzafrikanischer Herkunft Siehe auch Sklaverei in Mauretanien Ausserhalb der maurischen Gesellschaftsordnung stehen die Nemadi Jager in der Wuste im Sudosten des Landes Originalmythen wurden weitergegeben um Wahrnehmungen fur den sozialen Status zu verstarken und um Elemente dieses raffinierten Systems der Schichtung zu rechtfertigen Die Handwerker und die Musiker in der Gesellschaft der Mauren waren eher semitischer arabischer als berberischer oder afrikanischer Herkunft Man denkt dass die Fischer von Imraguen eine in der Nahe von Nouadhibou lebende Kastengruppe von den Urbewohnern Bafour abstammen konnten einer einheimischen schwarzen Volksgruppe die nach Suden vor der Ausdehnung der Wuste ausgewandert war Die kleinen Jagergruppen der Nmadis konnten die Reste des ersten Volks sein das die Sahara bewohnte und sind berberischen Ursprungs Soudans Bearbeiten Hauptartikel Soudans Soudans arabisch السودان nennen die Araber die Schwarzafrikaner daher kommt die Benennung dieser Volksgruppen Mauretaniens Es gibt funf schwarzafrikanische Hauptgruppen in Mauretanien die traditionell uberwiegend Ackerbau treiben und in Dorfern im Suden des Landes leben Die grosste Volksgruppe bilden die traditionell uberwiegend Ackerbau treibenden Tukulor und die Vieh zuchtenden Fulbe beide als Halpulaaren bezeichnet Weitere schwarzafrikanische Gruppen sind Soninke Wolof und Bambara Andere kleine afrikanisch ethnische Gruppen leben ebenfalls im Suden und in den Oasen in den ubrigen Landesteilen Wie die Bidhan war fruher die Mehrzahl der Fulbe Nomaden Fast alle haben Verwandte im Senegal oder in Mali Sie sprechen Fulfulde oder westatlantische Sprachen aus der Niger Kongo Sprachfamilie Die Soudans waren fur einige Zeit wahrend der Imperien von Ghana Mali und Tekrur auch politisch bestimmend Nach dem Schwinden der Bedeutung dieser Reiche wurden sie mehr und mehr von den Mauren dominiert behielten jedoch ihre Traditionen und Sprachen bei Man unterscheidet Wolof am wenigsten diese siedeln im Tal des Senegalflusses unterhalb der Region Rosso Departements Ndiago und Keur Macene wo sie sich mit den maurischen Stammen der Trarzas mischen Soninke oder Sarakolle bewohnen Guidimakla und das Tal Karakoro Ihre Vorfahren die Gangara kultivierten noch das Plateau von Assaba bis zum 17 Jahrhundert Sie waren die letzten Schwarzafrikaner die den immer mehr verwusteten Suden der Sahara den Norden des heutigen Mauretanien verliessen vor den nomadischen Berbern fluchtend Die wichtigste Volksgruppe ist jene der Tukulor zwischen Rosso und Maghama Man findet sie noch in den Regionen Aleg Monguel und Mbout Sie vermischen sich mit den Sarakolles im Westen von Selibaby Einzelne Familien findet man noch um Ould Yenge und Kobenni Ihre Gesellschaftsordnung ist jener der Mauren ahnlich Sie ist ebenfalls aufgeteilt in Marabouts und Krieger Sie nahmen bis vor kurzem eine wichtige Stellung im landwirtschaftlichen sozialen und politischen Leben ein Die Fulbe sind zwischen Gorgol und Hodh Ech Chargui zerstreut Sie sind in ihrer Mehrzahl Rinderzuchter aber eine wachsende Anzahl von ihnen baut auch Hirse um die kleinen Dorfer an Literatur BearbeitenRainer Osswald Die Handelsstadte der Westsahara Die Entwicklung der arabisch maurischen Kultur von Sinqit Wadan Tisit und Walata Berlin 1986 John Hunwick Kunta In Encyclopedie de l Islam Nouvelle Edition Bd 5 Leiden 1986 Charles C Stewart Islam and Social Order in Mauretania Oxford 1973 John Spencer Trimingham Islam in West Africa Oxford 1959 Nehemia Levtzion u Humphrey Fisher Hgg Urban and Rural Islam in West Africa Westview 1987 Einzelnachweise Bearbeiten Simonetta Calderini Delia Cortese James L A Webb Jr Hrsg Mauritania World Bibliographical Series Volume 141 Clio Press Oxford u a 1992 S xii Regina Wegemund Die Aussenpolitik Mauretaniens unter besonderer Berucksichtigung der Beziehungen zum Senegal In Ursel Clausen Hrsg Mauretanien eine Einfuhrung Deutsches Orient Institut Hamburg 1994 S 91f ISBN 3891730373 Abdel Wedoud Ould Cheikh Traditionelle Gesellschaften und sozialer Wandel in Mauretanien In Ursel Clausen Hrsg Mauretanien eine Einfuhrung Deutsches Orient Institut Hamburg 1994 S 17 Catherine Taine Cheikh Sprachen und Identitat in Mauretanien In Ursel Clausen Hrsg Mauretanien eine Einfuhrung Deutsches Orient Institut Hamburg 1994 S 134f Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ethnien in Mauretanien amp oldid 205772075